AM'}lf'
HARVARD UNIVERSITY.
LIBRARY
MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY.
^
DENKSCHRIFTRN
KAISKRLttilKM
AKiüEMTR DEU WISSEN8C1J4FTE1\.
MV 1 iiK.MA Tiscii-wn invrssFxsrn \prr TniK clas^^k
NEÜNUNDDREISSIGSTEB BAND.
ÄUT 41 TAFELX. 1 KARTE. -1 PLÄNEN UND 4 HOLZSCHNITT!
IN Cini.MiJ.^iii > BKl KAItL (iEhULU s öOIIN,
BICIIHÄNUI.EH UKH KAIStUl.lCHEK AKAUtlMlb UER vll..iKVSrH»w i ► s/
lU
DENKSCHRIFTEN
DER
KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE.
NEUNUNDDREISSIGSTER BAND.
i
WIEN.
AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREL
1879.
0^
INHALT.
Erste Abtheilung-.
Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie.
Seite
Hochstetter, v.: Über einen neuen geologischen Aufschlags im Gebiete der Karlsbader Thermen. (Mit
3 Tafeln und 1 Holzschnitt.) ]
Steindachner : Zur Fisch-Fauna des Magdaleneu-Stronies. (Mit 15 Tafeln.) 19
Fritsch: Jährliche Periode der Insectenfauua von Österreich-Ungarn. IV. Die Schmetterlinge (Lepidop-
tera). 1. Die Tagfalter (BhopaloceraJ. (Mit graphischen Darstellungen auf 4 Tafeln.) 79
Wiesner: Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. Eine physiologische Monographie.
I. Theil. (Mit 1 Holzschnitt.) 143
Zweite Abtheilung.
Abhandlungen von Nicht- Mitgliedern.
Waagen : Über die geographische Vertheilung der fossilen Oi'ganismen in Indien. (Mit 1 Karte.) ... 1
Igel: Die Orthogonalen und einige ihnen verwandte Substitutionen 29
Doelter: Die Producte des Vulcans Monte Ferru 41
Woldfich : Über Caniden aus dem Diluvium. (Mit 6 Tafeln.) 97
Manzoni: GH Echinodermi fossili dello Schlier delle Collina di Bologna. (Mit 4 Tafeln.) 149
Wurmbrand, Graf: Über die Anwesenheit des Menschen zur Zeit der Lössbildung. (Mit 4 Tafeln und
2 Plänen.) 3 65
Makowski, und Tschermak : Bericht über den Meteoritenfall bei Tieschitz in Mähren. (Mit 5 Tafeln
und -J Holzsclinitten.) 187
Erste Abtheilung.
Abhandlung-en von Mitgliedern der Akademie.
Mit 22 Tafeln und 2 Holzschnitten.
ÜBER
Iffl liS mWMMi IKilS III Gl
hKll
■ m\ I
1
D« FERDINAND v. HOCHSTETTEK,
WIRKIICHEM MITGI.IEDF, TER KAISERLICHEN AKADEMIE PER WISSENSCHAFTEN.
(DiLvt 0 Snfefiv uuc^ I ^€ofz*cßii itte,^
VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTr.ICHEN CLASSE AM 14. HARZ IS7S.
Vor 22 Jahren habe ich in den Sitzmigsbericliten der mathem.-natuiw. Classe der kais. Akademie der
Wissenschaften (Bd. XX, S. 13) eine Abhandlung- „Über die Karlsbader Thermen in zwei parallelen Quellen-
ziigen auf zwei parallelen 6 ebirgs spalten" veröffentlicht. In dieser Abhandlung-, die ein Resultat der ein-
gehenden geologischen Studien in Karlsbad und dessen Umgebung- war, welche ich als Geologe bei der k. k.
geologisehen Reichsanstalt aus Veranlassung der officielen geologischen Aufnahmen der Gegend zu machen
hatte,' habeich es unternoninieii. den Beweis zuführen, dass der sogenannten „Hoffschen Quellenliuie" ^
keine geologische, oder strenger keine geotektonische Bedeutung zukomme, dass vielmehr die Karlsbader
warmen Quellen, auf zwei parallelen Quellenziigen liegen, die ich den Sprudel-Hauptzug- und den
Miihlbrunn -Nebenzug nannte, und dass diesen parallelen Quellenzügen zwei parallele Gebirgsspalten
entsprechen, die Spru del-Haup f spa I te und die Mühlbrunn-Nebenspalte, welche auch in der Gebirgs-
oberfläche und zwar einerseits in der Schlucht der Pragergasse und gegcnüter in der Einsenkung zwischen
Hirschensprung und Schlossberg-, andererseits im Verlauf des Tejdthales sich charakteristisch zu erkennen
geben. Ich führte diese Spalienl)ildung zurück auf die Art und die Richtung der Zerklüftung des Karlsbader
Granites in Folge der ihm eigenthUmlicIien Ahsonderungsverhältnisse, und fasste meine Anschauung über die
tektonischen Verhältnisse des Gebietes iler Therinali|uellcn weiters in folgende Sätze zusammen.
1 Vei-gl. Karlsbad, seine g-eognosti.scheü Verhältnisse uikI seine Qiu-llen. Von Dr. Ferdinand Ho r liste tter. Karlsbad
1856, bei Gebr. Frauieck. Mit einei- g-eologisehen Karte.
-^ V. Hoff. Geognostische Bemerkungen über Karlsbad. Gotha 18-2.J. Hoft'sclie Quellenlinie wird die Linie genannt,
welche von der Ausbruch-fstelle des Sprudels einerseits gegen Südost zu dein Sauerbninn bei der Dorotheen-Au, anderer-
seits gegen Nordwest über den .Schlossberg zu der neuen Eisenbadquelle im Wiesenthal führt. Zieht man diese Linie auf
dem neuen Schin dler'schen Situationsplan der Stadt Karlsbad vom .J. 1876, so macht dieselbe mit der astronomischen Nord-
Süd-Linie in der Kichtiiug gesen Südost einen Winkel von 32°, entspricht .-ilso Stunde 9, 13° oder hör. 10 im Allgemeinen •,
in der Richtung gegen Nordwest macht sie einen Winkel sogar von 35°. Auf Hoff s Karte bildet dieselbe nur einen Winkel
von 18° mit der Nordsüd-Liuie, würde also im Allgemeinen Imr. 11 des ('oiniiasses n-eibicirt) entsprechen.
IJenkschrifteD der mathem.-natui-w. Ol. XXXIil. Rfl.
2 Ferdinand r. Hochstetter.
Der „Karlsbader Granit" (ein Granitporpliyr, den ich von dem porphyrartigen Hirschen-
sprunggranit auf dem linken, und dem feinkörnigen Kreuzberggranit auf dem rechten Teplufer
als die dem Thermalgebiet eigenthiimliche Granitvarietät unterschied) ist durchschnitten von einem System
paralleler Kluftflächen nach zwei Richtungen: Hauptzerklüftungsriehtung nach Stunde 8 — 10, (im Mittel
Stunde 9), zweite Zerklüftungsrichtung nach Stunde 2 — 4 (im Mittel Stunde 3 [reducirtes Streichen]).
Der Hauptabsonderungsrichtung entspricht die Hauptspaltenbikluug in der Richtung von Südost nach
Nordwest, der zweiten eine Seitenspaltenbildung in der Richtung von Südwest nach Nordost. Es sind dies
die beiden Richtungen, welche gleichzeitig die ganze Tektonik des hercynisch-sudetischen Gebirgssystemes
beherrschen.
Diese doppelte Spaltenbildung tritt auch charakteristisch iiervor in der Tlialbildung von Karlsbad (Tepl-
thal Pragevgasse, Thal nach Klein-Versaiiles), ^ sowie in der Richtung zahlreicher Quarz- und Hornsteingänge,
und bedingt endlich die gegenseitige Lage der warmen Quellen.
Das Oentruni der heissen Wasser-Eruption, das Sprudelgebiet, liegt im Kreuzungspunkte der Sprudel-
Hauptspalte mit der Seitenspalte des Teplthales längs der alten Wiese.
Alle übrigen Quellen sind Nebenquellen auf Seiten- und Nebenspalteu, welche ihr Wasser theils einer
mehr directen, theils einer mehr indirecten Communication dieser Spalten mit der Sprudel-Hauptspalte ver-
danken.
Ich erläuterte diese Auffassung durch eine der Abhandlung beigegebene Kartenskizze und auf S. 33 in
einem Durchschnitt vom Hirschensprung iiber den Schlossberg und das Teplthal nach dem Dreikreuzberg in
der Richtung von Südwest nach Nordost, den ich hier reproducire:
Hirschensprung Schlossberg Teplthal
Dreikrenzberg
ÄW
AA Sprudel-Hauptspalte.
ra Sprudelschale.
a Springer.
b Hygieensquelle.
d Schlossbrunn.
e Quelle zur russischen Krone.
BB Mühlbrunn-Nebenspalte.
/ Mühlbrunn.
h Theresienbrunu.
1 Nach dem neuen Schindler'.schen Situationsplan der Stadt Karlsbad vom Jahre 1876 i.st die mittlere Richtung des
Teplthales zwischen der alten und ncitn 'Wipse, vccn man das Lineal von der Mitte des Meloneiisteges zur Mitte des
Spvudelsteges anlegt, genau von Südwest n:ich Nordost, ,ilso genau Stunde 3. Die mittlere Richtung des Teplthales nach
dem grossen Bug unterlialb des Sprudels zwischen dem Sparcassasteg und dem Curhaussteg verläuft von S. 40° gegen 0.
nach N. 40° gegen W., also nach Stunde 9, 5°, so dass diese beiden Thalrichtungeu einen wenig stumpfen Winkel von 95°
mit einander machen. Die letztere Richtung Stunde 9, 5° ist aber genau auch die Richtung der Linie, in welcher die Quellen
Ube7- einen neneii g<-ohgischen Aufschluss im Gcbietp der Karlshader Thermpn. 3
In diesem Durchschnitt erscheint die ganze P'elsmasse des .Schlossberges jals das obere Ausgehende
einer durch die mit steilem nordöstlichem Einfallen in die Tiefe gehenden Sprudel-Hauptspalte einerseits und
die südwestlich verflächende Mtihlbrunn-Nebenspalte andererseits abgegrenzten keilförmigen Gebirgsmasse
zwischen dem Hirscliensprung und dem Drei kreuz berg, die von den auf diesen, der Hauptzerkliiftungsrichtung
des Karlsbader Granites entsi)rechenden, Spalten aufsteigendL-ii Thermahvässern umflossen und auf kleineren
Nebenspalten, welche der zweiten Zerkliiftungsricbtung des Grauits entsprechen, von eben solchen Wässern
durchsickert und durchströmt wird. Die Granitmasse des Schlossberges fasste ich also als den oberen Theil
elDes grossen Keils auf, an dessen unterer Schneide in einer wahrscheinlichen Tiefe von 136 Wiener Klaftern
oder in runder Zahl von 270 Metern der aus viel grösserer Tiefe kommende Strom des Thermalwassers sich
zertheilt und einerseits in der Sprudel-Hauptsjialte, andererseits in der MühllirunnNebenspalte aufsteigt,
gleichzeitig aber das ganze Innere der Felsmasse auf Klüften und Sprüngen in unzähligen kleineren Wasser-
adern durchdringt und durchsickert, und dadurch auch die ganze Felsmasse erwärmt.
Auf der Sprudel-Hauptspalte entspringen nach meiner Vorstellung die Quellen des eigentlichen Sprudel-
gebietes (d. i. der Springer oder S])rudel, die Springqnelle des oberen Zapfenloches in der Sprudelschale im
Bett derTepl, 1 und die Hygieensquello und der Schlossbrunnen; auf der Mühlbriinn-Nebenspalte entspringen
der Mühlbrunnen, ^ Neubrunnen, Bernhardsbrunnen, Elisabethbrunnen (erst seit 1875 gefasst und als Trink-
quelle benützt), die Felsenquelle, Curhausquelle (seit 1870 gefasst) und der Kaiserlirunnen im k. k. Militär-
badehaus.
Anf kleineren Seiteuspalten der Sprudel-Hauptspalte liegen der Marktbruniien, die Kaiser Karlsquelle
(an der Stelle des alten Rathhauses und seit 1874 als Trinkquelle benützt) und die Quelle „zur russischen
Krone" ; auf einer Seitenspalte der Mühlbrunnenspalte endlich der Tlieresienbrunnen.
Diese meine Auflassung in Bezug auf die Karlsbader Thermen wurde von späteren Beobachtern weder
widerlegt, noch bestätigt. Denn ich kann in der Arbeit des berühmten sächsischen Geologen, des verstor-
benen Prof. N aum a n n, über den Granit des Kreuzberges bei Karlsbad ^ keine Widerlegung meiner Ansichten
finden, da er j;t selbst das Resultat, zu welchem er in Bezug auf die gegenseitige Lage der Karlshader
Quellen kommt, in die Schlnssworte zusnmmenfasst: ,.Nach diesem Allen scheint denn doch die corrigirte
Hoff 'sehe Quellenlinie topographisch am meisten gerechtfertigt zu sein". Daran, dass diese Linie eine
Mittellinie ist, auf der, oder in deren Nähe wenigstens die meisten der Quellen liegen, hat ja niemals Jemand
gezweifelt, der eine Karte von Karlsbad vor Augen hatte, in welcher die einzelnen Quellen nach ihrer Lage
eingetragen waren. „Eine geotektonische LTrsache für sie, fährt Naumann fort, wissen wir freilich
nicht anzugeben, wenn sie nicht etwa in der Bemerkung v. Warnsdorff's angedeutet ist, dass sie der
Erhebungslinie des Böhmerwaldgebirges parallel läuft".
Ebenso wenig will ich mich auf die Auseinandersetzungen des bekannten Wiener Mineralogen und Geo-
logen, des verstorbenen Prof. Keuss, in der den deutschen Naturforschern imd Ärzten gewidmeten Schrift:
Carlsbad, Marienbad und Franzensbad und ihre Umgebung (Prag und Carlsbad 1862) S. 59 — 62 als auf eine
Bestätigung meiner Ansichten berufen, weil Reuss ohne neuere selbstständige Beobachtungen einfach meine
Folgerungen acceptirt und wiedergegeben hat.
Ich war daher, als mir Mitte Januar d. J. durch den gegenwärtigen Bürgermeister von Karlsbad, Herrn
Ed. Knoll, die Mittheilung gemacht wurde, dass durch Abgrabungeii am Fasse des Schlossberges, unterhalb
des Mühlbrunn-Nebenzuges vom Mühlbrunnen bis zum Kaiserbrunnen liegen. Verbindet man endlich den Sprudel mit dem
Sclilossbrimnen , so ist diese Riclitung- N. 44° W., also nur um 4° abweichend von der Richtung der Mühlbrunn -Kaiser-
brunn-Linie.
1 Diese Quelle spraii;;- zur Zeit unseres Besuclies in Karlsbad bis lu Fuss hoch.
- Am Mühlbrunnen weiden seit mehreren Monaten im Auftrage der physiographischen Gresellschaft in Prag genaue
Wassermessungen ausgeführt, um zu erfahren, ob auch die Karlsbader Quellen dem Gesetze folgen, dass sie bei niedrigem
Barometerstande ergiebiger sind als bei hohem.
3 Dr. Carl Naumann, Über den Granit des Kreuzberges bei Karlsbad. Mit 2 Kartenskizzen. Separatabdruck aus : Neues
Jahrb. für Minor. 41. Jahrg. 1866.
1*
4 Ferdi)iand v. Hockstetter.
des Schlossbrunnen und in der unniittelbaren Nähe des Marktbnnineii höchst merkwürdige geologische
Verhältiii.^se bhissgelegt seien, und dass uauientlich Sprudelsteinbildiingen von einer Ausdehnung und Mäch-
tio-keit wie man sie niemals zuvor zu beobachten Gelegenheit hatte, aufgedeckt seien, aufs Lebhafteste ange-
regt, weil ich gerade an dieser, nach meiner Auifassung auf der Sprudel-Hauptspalte gelegenen Stelle die
Bestätigung oder Widerlegung meiner vor mehr als 20 Jahren gewonnenen Auffassung finden musste. Ich war
rasch entschlossen, der freundlichen Einladung der Herreu Stadträthe von Karlsbad, den Aufschluss zu besich-
tigen und wissenschaftlich zu untersuchen, Foli;e zu leisten und reiste am 23. Jänner in Begleitung des Herrn
F. Teller, Assistenten bei der k. k. geologischen Reichsanstalf, der von Seiten der Direction der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt zu demselben Zwecke entsendet wurde, nach Karlsbad ab.
Die vorliegende Arbeit ist das Eesultat unserer gemeinschaftlichen Untersuchungen, und wenn wir in
der Darstellung der Details des durch die Abgrabungen gewonnenen Aufschlusses etwas ausfiUirlich geworden
sind, so dürfte dies wohl gerechtfertigt sein, da in der That niemals zuvor ein solcher Einblick in die beson-
deren Verliältuisse des Karlsbader Quellgel)ietes gestattet war, und da auch kaum vorauszusetzen ist, dass
eine so günstige Gelegenheit sich bald wiederholen wiid. Es verdient daher alle Anerkennung, dass die Mit-
glieder des Stadtrathes die wissenschaftliche Untersuchung des gewonnenen geologischen Aufschlusses ver-
anlasst haben, und ich drücke insbesondere Herrn Bürgermeister Ed. KnoU und meinem alten Karlsbader
Freund, Herrn Apotheker Hugo Göttl unseren verbindlichsten Dank aus für liie thatkriiftige Unterstützung
und die gastliche Aufnahme, deren wir ui]S in Karlsbad zu erfreuen hatten.
Der geologische Aufschluss, um welchen es sich handelt, befindet sich zwischen dem Marktbrunuen und
der Kaiser Karlsqnelle am Fasse des Granitfelsen, auf welchem der Stadtthurm steht, an der Stelle, wo
früher das Haus „zum weissen Adler^' und vorne gegen die Strasse zu einige Verkaufsbuden gestanden hatten.
(Siehe den Situationsplan, Taf. IH.) Um den durch den Abbruch dieser Baulichkeiten gewonnenen Platz ' lür
die Anlage einer projectirten Marktbrunn-Oolonnade zu ebnen, musste das vom Marktplatz gegen den
Schlossberg, zunächst gegen das Haus „zur englischen Flotte", etwas ansteigende Terrain abgetragen werden,
und bei dieser Arbeit war es, dass man auf eine mächtige Sprudelsteinbildung stiess, die sich vom Marktplatz
über den ganzen Bauplatz bis unter die Grundmauern des Hauses „zur englischen Flotte" erstreckte, und die
Aufmerksamkeit der Karlsbader begreiflicherweise in hohem (4i-ade erregte. Denn schon der Laie konnte
erkennen, dass diese gerade zwischen dem Sprudel und dem Schlossbrunnen in der Mitte liegende Sprudel-
steiiibildung einerseits gegen die Tepl zu mit der Sprudelsciiale des Sprudelgebietes und andererseits schloss-
bergaufwärts mit den Sprudelsteinbildungen, die sciion früher unter den Schlossberghäusern bis über den
Schlossbrunnen hinaus l)eoliaehtet wurden, in Verbindung stehen müsse. Es entstand die Besorgniss, ob nicht
der Auf- und Abbruch dieser Sprude]steinl)ildungden nur circa 42 Meter entfernten Schlossbrunnen beeinflussen
und beeinträchtigen könnte. Indess die Besorgnisse wurden überwunden. Die Abtragung des Terrains wurde
mit Vorsicht, ohne Pulver oder Dynamit-Sprengungen, in Angriff genommen, und am 24. Jänner, als ich
mit Herrn Teller die Stelle zum ersten Male besuchte, fanden wir nicht weniger als l'JO Arbeiter in voller
Thätigkeit und die Arbeit der Abgrabung schon ziendich weit vorgeschritten.
Das Bild war in der That ein in hohem Grade überraschendes und anziehendes, schon durch die mannig-
faltigen Formen und Farben der Gestcinsbilduiigen, welche sich auf den ersten Blick darboten, mehr noch
aber durch die geologischen und petrographischen Details, die sich bei der näheren Untersuchung ergaben.
Da der Aufschluss, der hier unmittelbar im Hauptquellengebiet selbst gemacht wurde, in geologischer
Beziehung jedenfalls zu den interessantesten gehört, die je in Karlsbad sich darboten und dabei Verhältnisse
blossgelegt wurden, wie sie niemals früher so klar zu beobachten gewesen sind, und indem der Platz wieder
' L>ic Ablösung der Bauliehkeiteu und des Platzes hat der Stadtgemeinde von Karlsbad niclit weniger als 168,500 fl.
gekostet.
Vier einen neuen geologischen Aufschluss im Gebiete der Karlsbader Ther
men.
überbaut werden soll, nucli bald wieder der Beobaclituiig entzogen sein werden, so scliien es mir gerecht-
fertigt, das merkwürdige geologische Bild nicht bloss mit Worten zu beschreiben, sondern auch durch eine
niögiiclist naturgetreue landschaftliche Skizze festzuhalten.
Herr Bürgermeister Knoll Hess daher während meiner Anwesenheit in Karlsbad nicht bloss durch den
Photographen Herrn Hirsch mehrere photographische Aufnahmen des Platzes, sondern auch durch Herrn
Schaf fl er, Lithographen in Karlsbad, eine genaue Zeichnung des Ganzen machen, die ich so weit geologisch
ausführte, dass nach diesen Vorlagen Herr Rank, ein talentvoller Schüler der technischen Hochschule in
Wien, das schöne und charakteristische Bild ausführen konnte, welches dieser Arbeit in chromolithographi-
scher Reproduction beigegeben ist. (Taf. I.)
Die Skizze auf Taf. H soll zur näheren Erläuterung der geologischen Verhältnisse dienen.
Was das Auge vor Allem fesselt, ist am vorderen Rand der Abgrabung der Durchschnitt einer iniichtigen
Sprudelsteinschale (2), die sich in einem weiten Bogen wie ein flaches Gewölbe, unmittelbar auf Granit (1)
auflagernd, von der einen Seite zur andern ausspannt und aufwärts bis unter die Grundmauer des Hauses
,,zur englischen Flotte" hinzieht. Die Spannung des Sprudelsteingewölbes der Länge nach betrug 127 Meter,
die Höhe in der Mitte der Abgrabung bis an den oberen Rand der Sprudelsteinschale 2-5 Meter, und die
grösste Mächtigkeit der Schale selbst in ihrer linken (südwestlichen) Hälfte 1-30 bis 1-40 Meter.
Diese Sprudelsteinschale besteht ihrer ganzen Mächtigkeit nach aus concentrischen Schichten und Bän-
dern von fei nfas er i gem Ar agonit; sie sondert sich in mehrere einzelne plattenfönuige Bänke von ver-
schiedener Dicke ab, und enthält namentlich in den unteren Bänken zahlreiche Granitstücke eingeschlossen.
Nach rechts gegen den Marktl)ruunen zu, wird die Schale allmälig düuner und schien sich schliesslich ganz
auszukeilen. (Die Stelle war leider durch einen am 24. Jänner Nachmittags eingetretenen Felssturz von dem
Stadtthurmfelsen her verschüttet.) Auf der linken Seite zieht sie sich mit bedeutender Mächtigkeit in das
Niveau des Marktplatzes herab, und biideti' hii-r, mit ihren Rändern aus dem Boden herausragend, einen halb-
kreisförmigen Bogen.
An einer der dicksten Stellen der Schale ergab sich von oben nach unten folgender Durchschnitt:
Oberste Bank 1. 0-22", vorherrschend weiss.
2. 0-25'", oben weiss mit gelben Bändern, in der Mitte röthliche Bänder, unten gelbe
und röthliche Bänder im Weiss, mit Graniteinschlüssen.
,. 3. 008'", Vorherrschend weiss, nach oben mit schwachen rothen Bändern.
,. 4. 0-0i>"'. weiss mit gelben Streifen.
.'i. 0-30'". vorherrschend röthlich, nach unten intensiv braunroth gefärbte Lagen.
6. 0-U9'", mit ausgezeichnet nierenförmigen liraunrothen Bildungen.
Unterste ,. 7. (»-.^O'", oben intensiv gefärbte braunrothe Schichten von O-OH'" Dicke, in der Mitte
lichtere Partien mit Graniteinschlüssen, unten braunrothe schmale Bänder
und zum Theil out vielen Graniteinschlüssen und dünn plattenförmiger
Absonderung.
Gesammtmächtigkeit 1-30 Meter.
Die ganze Schale ist also aus vier dickeren Bänken (1., 2., 5. und 7.) und drei dünneren (3., 4. und 6.)
aufgebaut. Die dickeren Bänke bestehen aus einem sehr festen und compacten Sprudelstein, der in seinen
einzelnen Schichten und Bändern die mannigtaltigi>ten Farbeunuancen zeigt, und sich vorzi
und zur Politur eignet. Bei den i;rosscn Quantitäten, welche von diesem Stein l)ei der Abg
und aufgesammelt wurden, werden daher die Karlsbader Steinschleifer auf lange Jahre lii
für ihre Arbeiten versorgt sein. Ganz besonders sind es die Bänke h und 7, welche das bi
Material für diese Zwecke liefern.
6 Ferdinand v. HocJistetter.
Auffallend ist die „ripplemaik"-ähnliche Gestaltung der Oberfläche einzelner Bänke an ihrer Trennungs-
fläche von den darüber liegenden Bänken, am schönsten wohl bei Bank 7, deren Oberfläche ein Kelief zeigt,
als ob man mit den Fingern in der Richtung, in der das Wasser, das den Sinter abgesetzt hat, floss, in eine
weiche Masse gedrückt, und dadurch diese Massse zu kleinen halbkreisförmigen, nach oben concaven, nach
unten conrexen Wülsten zusammengedrückt hätte.
Unter den dünneren Bänken ist die Bank (3 hervorzuheben wegen ihrer eigenthümlichen Structurverhältnisse.
In dieser Bank sondern sich nämlich weit häufiger, als in den andern Bänken aus dem gebänderten Sprudel-
stein knollenförmige, oder nierenförmige und eiförmige Partien ab, die intensiv braunroth gefärbt sind und im
Querschnitt in welligen Ellipsen eine concentrisch-schalige Zusammensetzung mit radialfaseriger Structur
zeigen. Die Arbeiter bei der Abgrabung haben diese Eigenthümlichkeit liald herausgefunden und dieser
Bank den Nnmen „Eierbank" gegeben. Einzelne Stücke aus dieser Bank gehören, wenn geschliffen, zum
Schönsten, was Karlsbad an Sprudelsteinen je geliefert hat.
Die Sprudelsteinschale zieht sich, wie ich schon früher erwähnt, ohne Unterbrechung mit einem Neigungs-
winkel von circa 10° aufwärts bis unter die Grundmauer des Hauses „zur englischen Flotte", wo sie aber-
mals in schönen Durchschnitten, circa 1 Meter mächtig, blossgelegt war. Man konnte sich hier an mehreren
Stellen überzeugen, dass unmittelbar unter der Schale nicht Granit, sondern eine Graiiit-Hornsteinbreccie
liege, auf die ich später zu sprechen komme.
Nach rechts schien die Schale gegen die Grauitfelsen, auf welchen der Stadtthurm steht, flach auszu-
laufen, ohne in diese Felsmassen selbst einzudringen, auf der linken Seite dagegen war es ebenso deutlich
wie am vorderen Anschnitt unten, dass sich die Sinterbildung unter den tlieils rotli, theils grau, theils grün
gefärbten Granit, der hier in grösseren Felsmassen ansteht, hineinziehe.
In Bezug auf die Sinterijildungen zeigten sich jedoch oben einige neue Erscheinungen. Die aus mehreren
Bänken gebänderteu und feinfaserigen Sprudelsteins bestehende Schale ist hier circa 1 Meter (iick, und zeigt
in ihren untersten Schichten wieder viele GraniteinschlUsse. Über dieser festen Sprudelsteinschale liegt dann
aber eine sehr lockere eisenschüssig gelbe Masse (2, a) mit zahlreichen weissen Aragonitdrusen und Aragonit-
schnüren. Die Hohlräume dieser Aragonitdrusen ergaben sich bei näherer Untersuchung meist als lange,
röhrenförmige ( 'anale, durch die einst das Theimahv:isser geflossen sein miiss. Einer dieser alten Quellgänge
war ganz mit gelbem Eisenocker ausgefüllt. Diese 50 Centimetei' mächtige eisenschüssige Schichte war auch
dadurch bemerkenswert!!, dass sie neben Einschlüssen von eckigen Fragmenten von Hornstein auch einzelne
entschiedene Gerolle enthielt.
Über dieser eisenschüssigen Schichte fand sich dann noch zu oberst eine zellig ausgebildete, sehr zähe
Aragonitraasse (2, h) gleichfalls mit einzelnen Granit- und Hornsteineiusclilüssen and mit grösseren und klei-
neren von spiessigen Aragonitkrystallen besetzten Drusenräumen. Die IMäclitigkeit dieser Ablagerung betrug
75 Centimeter. Weiter nach links scheinen diese Bildungen schon bei einer früheren Abgrabung abgetragen
worden zu seiu, denn in der Ecke unter der Grundmauer des Hauses ..zur englischen Flotte" links stand nur
Granit an.
Bei all der grossen Mannigfaltigkeit von Sprudelstein nach Striiciur und Färbung in der i)eschriebenen
Sinterschale, ist es doch auffallend, dass von jenen, in dünneren Stücken durchscheinenden, völlig achatähn-
liehen Sprudelsteinen, oder von Erbsensteineu und jenen interessanten Stücken, in welchen faserige Aragonit-
schichten mit pisolithischen wechseln, wie sie auf der anderen Seite der Tepl beim Hau der Pfarrkirche im
Jahre 1732 und 1733 gefunden wurden, hier nichts vorkommt. DasFehlen von Erbsenstein erklärt sich indessen
leicht, da die Pisolithbildung nur in nächster Nabe der Ausbruchsiiffuungen stark aufsprudelnder Quellen vor
a\cM o-olion i-"nn, wo das stark bewegte auf- und abwallende Wasser die Sandkörner oder Gasbläschen, die
lurch längere Zeit in Bewegung und suspendirt erhalten kann, bis sie, durch die fortdauerude
-össer und schwerer werdend, endlieh zu Boden sinken. Wo Pisolithe, wie in der Sprtidelschale
Schlossberges ganz fehlen, da haben wir es eben nur mit einer ans dem stetigen Abfluss einer
ten Sinterschale zu thun und alle Verhältnisse deuten daraufhin, dass die beschriebene Sprudel-
Vher eiwn neuen gpolorjUchen Aufschlu^s im Gebiete der Karlsbader Tlv rmr-n. 7
steinhilduiig nicht über der Ausbrixchsstelle des Thermahvassers, aus dem sie sich abgesetzt hat, gebildet
wurde, sondern ihren Ursprung einem mächtigen Erguss von Thernialwasser in grösserer Höhe am Schloss-
berg, etwa in der Gegend des heutigen Schlossbrunaen, oder selbst noch darüber hinaus, verdaniit, welches
seinen Abfluss durch eine lange Zeitperiode über und zwischen den Felstrümmern am Fusse des Schlossberges
hindurch gegen das Tepithal zu, gehabt hat.
Ich möchte jedoch diese Sprudelsteinbildung niclit direct als ein Product der Schlossbrunnquelle
bezeichnen, sondern als das Product eines Tliermalwasserstromes, dessen Ausbruchsöifnung auf der Stelle des
gegenwärtigen Schlossbruunen oder in dessen Nähe gewesen sein mag, und der im Schlossbrunnen jetzt noch
nachwirkt. Vielleicht darf man annehmen, dass zur Zeit, als am Schlossberg der reichlichere Wassererguss
stattfand, im Sprudelgebiet es noch weniger lebendig war als jetzt, und dass der Ort der Hauptwasser-
Eruption im Laufe der Zeiten auf der Sprudel-Hauptspalte so weit sich verändert hat, dass diese aus der
Gegend des Schlossbrunnens in das Teplbett, d. h. in das heutige Sprudelgebiet versetzt wurde.
Es wäre nun in hohem Grade interessant, wenn es sich constatireu Hesse, dass die grossen Massen von
Sprudelstein und darunter die vielen schönen Erbsensteine, welche iui vorigen Jahrhundert bei der Grund-
aushebung für den Thunn der Kirche St. Magdalena hinter der Sprudelcolonnade aufgefunden wurden, dort
wirklich anstehend vorgekommen sind, da dies beweisen würde, dass der Sprudel, oder eine dem Sprudel
ähnliche Quelle früher dort auf dem rechten Teplufer ausgebrochen sei. Allein Becher (1772)' und nach ihm
v. Hoff (1825) erzählen, dass man, als im Jahre 1733 der Grund zur Hauptkirche ausgegraben wurde, zwi-
schen der Mitte der Kirche und dem Ufer der Tepl eine aus Bruchstü c ken von Sprudelstein und
Erbsenstein bestehende Terrasse angetrolFen haben, welche sie als künstlich von Menschenhand auf-
geworfen erklärten, und dieser Ansicht ist auch Uibelacker (1781).*
1 Dr. David Becher, Neue Abhaiulliuig von dem Karlsbade. Prag 1772.
2 Bei der .Seltenheit, des Werke -^ von Franz Uibelacker „.System des Karlsbader .Siuters^unter Vorstellung schöner
und seltener .Stücke, sammt einem Versuche einer mineralischen Geschichte desselbeu und dahin einschlagenden Lehre über
die Farben. Nebst einem Atlas mit 39 Tafeln. Erlangen 17S1" will ich die ganze diesbezügliche Stelle antiihren. Er sagt in
der Einleitung S. 2 u. ff.
„§. 5. Alle .Steine, welche mau ;iusser dem eisenocherartigen sogenannten Sprudel- oder eigentlichen Rindenstein, wel-
cher sich heutzutage im Karlsbade genügsam, aber auch ganz allein in dieser Gestalt bildet, vorzuweisen hat., sind vor
undenklichen Jahren erz iiget worden. Und wenn auch noch von der Sprudelschale, auf welcher der Töplflnss einherläuft,
bei dem Eisstosse ;eiiiigc .Stückf ausbvoclien, so sind diise ebenfalls keine Gebui't des Karlsbades von unserer Zeit; da
bekannt ist. dass die Natur die unter dem Töpl dreifach liegende Schale oder vielmehr das Dreifache von eigenem Sinter des
Bades gesprengte Gewölbe vor vielen hundert Jahren ausgearbeitet haben muss.
§. 6. Was demnach vom Karlsbader Sinter in Naturaliencabineten vorkömmt, erhielt man zum Theil aus vorgedachter
Schale, ;ils dieselbe zu zweymalen in diesem Jahrhundert au verschiedenen Orten aufgebnichen und mit hölzerneu Sporen
oder Rösten verbauet werden musste, um den allda entstandenen Ausbrüchen des Badewassers Einhalt zu thun. Hauptsäch-
lich aber fanden sich selbige, als man im Jahre 1733 die Pfarrkirche neu erbaute, und bei Grabung der Fundamente des
Thurmes sehr in die Tiefe kam. Man grub so wenig blosse Erde allda aus, dass vielmehr lauter, und unter anderen auch
sehr grosse Stücke Sinters, und Erbs- oder Rogensteine von etlichen hunderterlei Gattungen aufgehoben wurden.
Da aber die Ai'beiter wegen Menge de.-* Dampfes, welcher aus dem zunächst in dieser Gegend vom Spvdel herauf-
steigenden Dnustloche hervordrückte, sehr schwer und öfters gar nicht arbeiten konnten, so verfiel die dasige Bürgerschaft
in die sthr ungegründete Furcht, es möchte der Hauptquelle mit fernerer Eintiefung geschadet und ihr Lauf gehemmt werden,
wodurch diese weitere Arbeit aufgehoben wurde. Zu wünschen wäre, dass die Naturkunde damals schon so viele Kenner ^lad,
Liebhaber gehabt hätte, als sie jetzt hat, so würde man sich von diesem seltenen und uralten Schatze der Natur noch Vieles
zu Nutze gemacht haben, da nichts weniger wahr ist, als dass der Sprudel bis in die Höhe der Stadtkirche seinen Trieb
nehmen mag. _ ',
§. 7. Man ist daher mit Recht auf die Gedanken verfallen, dass diese ausgegrabenen so sehr .—•■"•.. •.i-;-'^"—- u*„;„
arten, welche nicht die geringste Verbindung mit einaider hatten, einst von den älteren Einwohnerr ■!
zusammengeführt, und von dem unteren Thale gegen die Prager Strasse hinauf zur Ausebenung üb
thigten Platzes auigeschüttet worden sein.
Da ich selbst viele Stücke besitze, welche auf einer Seite ganz stumpf sind, und hiedureh klüi ,
Ende die Natur selbst ihre Arbeit zu machen aufgehört habe, auf der entgegengesetzten Seite aber
welcher sie von den übrigen abgetheilet, offen in die Augen fällt; so hat man daraus nicht ohne
S Ferdiv itnä r. Hoc/i .steifer.
Beim Bnue der jetzigen Aufgangstrepiic zur Terrasse, auf welcher die Kirche steht, vor 15 Jahren hat
man die hier autgeschütteten Sinter- und Erhsensteinstücke theilweise wieder getroffen und blossgelegt.
Eine fast vollständige Sammlung aller in dem Atlas zu Uibelacker's System des Karlsbader Sinters
auf M8 Tafeln in 254 mit bewundernswürdigem Fleiss aus der Hand colorirten Bildern abgebildete Sinter-
varietäten i^ah ich während meines Besuches in Karlsbad im Jänner d. J. bei dem eifrigen naturhistorischen
Sammler Herrn Wenzel Mader ,,zum Schweizer".
Eine reiche Sammlung dieses alten, namentlich durch seine Erbsensteine ausgezeichneten Vorkommens
hat auch der Stadtrat]] von Karlsbad noch in Verwahrung, und zwar in den Souterrains des Curhauses, vfo
auch die neue Ausbeute in grossen und zahlreichen Blöcken eingelagert wird.
Es ist also wahrscheinlich, dass alle Erbsensteine aus dem Sprudelgebiet selbst herst.iinmen und in frü-
heren Zeiten bei verschiedenen Gelegenheiten aus der Sprudelschale, deren Ausdehnung, wie ich in meinem
„Karlsbad" (S. 83) nacbgewiesc.i habe, im Ganzen eine Oberfläche von mehr als '200 Wiener Quadratklaftern
einnimmt, ausgebrochen wurden.
Was die Graniteinschlüsse ' in den Siuterschichten betrifft, die namentlich in den unteren Bänken häutig
vorkonmien , so bestehen diese durchaus aus mehr oder weniger eckigen Fragmenten ohne deutliche Spuren
von Abrollung; grössere Stücke sind oft von einem ganzen Netzweck von dünnen Aragonitadern durchzogen,
und die meisten Stücke haben eine plattenförmige, nach beiden Seiten sich auskeilende Gestalt. Solche Ein-
schlüsse bestehen theils aus dem weniger veränderten grauen, theils aber auch aus dem mehr veränderten
grünlich und röthlich gefärbten Granit.
Sehr bemerkenswerth ist auch, dass die schöne Sprudelsteinschale am Fusse des Schlossberges ohne
irgend welche Hohl- oder Zwischenräume unmittelbar auf Granit aufgelagert, so dass die Wölbung der
Schale ausschliesslich durch die Form der Oberfläche der Felsmasse bedingt ist, welche von
dem Sprudelstein übersintert wurde. Ich erwähne dies ausdrücklich, weil man sich durch das Wort Sprudel-
steinschale leicht zu der Vorstellung verleiten lassen könnte, als ob hier Verhältnisse stattfinden würden, wie
sie nach der Beschreibung Rech er 's bei der S])rudelschale des eigentlichen Sprudelgebietes beobachtet
die ersten Einwohner dieses Ortes dergleichen Steine in Menge vorgefunden und nur iliejenigen, welche etwas leichter zu^
brechen waren, abgescldagen und an die Plätze, welche sie sich uölhig fanden, zur Ausfüllung Ij^ingewcirlen halten.
(j. S. Es ist also die stärkste Vernuitliung, dass das Karlsbad als ein erdführendes Wasser dam;ds, als es noch vcdi-
konimen frei war — das ist bis auf das Jahr 1319 oder wie andere wollen 1370, wo die Stadt soll erbaut worden sein, —
(hn-c!i seine natürliche Wirkung und stete Absinterung alle diese verschiedenen Steinarten nac-li und nach so stark auf i-in-
ander gohilu.')4 habe, dass gimze Hügel von verschiedenen Gattungen davon vorhanden gewesen sein müssen, wie die drei
über einander stehenden Gewölber der Sprndelschale, worüber heute zu Tage die Töpl fliesst und die halbe Stadt gebauet
ist, genugsam beweisen. Weil aber diese rohen Zeiten gar keine Kenntniss von diesem Steine au Hnnden geben, so sind
selbige sehr verschleudert worden. Man glaubt auch, dass die meisten bei der im Jahre 1.5S-2 aiisgebinchi'uen entsetzlichen
Überschwemunmg, welche die ganze Stadt Karlsbad bis auf vier Häuser eingerissen und nachher noch bei der im Jahre 1G04
entstandenen Einäscherung des gesammten Ortes zusammengelesen und verbraucht worden sind.
Herr Dr. Becher versichert in seiner Abhandlung vom Karlsbade, dass die alten Einwiilmcr diesig Steinr zum Kalk-
bi-ennen gebraucht haben. .Man kann also mit Recht sagen, dass bis auf das .Iaht 1733 wenig (ider :;ai- nichts von denselben
bekannt gewesen.
g. 9. Mmu wUrde aber bereits auch noch damals inigliicklich genug gewe.-en sein, gar alles zu verlieien, \v(?nu nicht
mehr der Vorwitz und die Anlockung schöner Farben, als die Wissenschaft etliche wenige Personen verleitet liätti', den Über-
■/-i>> dieses Altenhums, welchen man grossen Theils zur Austüllung der bei dem Kirchenban stark gebrauchten Strasse und
.iiuteren Plätzen hingeworfen und zermahlen hatte, zu entreissen und bisher für die Xaturkun<ligen zu bewahren. Besonders
\\;:t man dieses dem mehrbenannten Edelgesteinschneider 'Josef M i\l I en zu verdanken, welcher die scliönsten Gattungen
/lir 1 iimcngetragen und liekannt gemacht hat."
' "' ■ ■ ■ '■■ e im Karlsbader Sprudelstein beschreibt schon Uib(!lacker /,. B. S. il im -2. Abschnitt. §. I8, 2:
s Tab. II, Fig. 14 i;ezeichneten Stückes ist, dass zwischen dem obern weissen und untern rothueissen
hohen Sinter in der Mitte Erde mit Crystall, Quarz, weissem Glimmer und Sandkörneiu :! Zoll hoch
eltenheit zeigt iTab. XV, Fig. 120). Dii'ser Stein ist von Quarz, Sand, weissem Glinnner, schwarzem
l'uern und Erde /.usammeuKemischt und hat einen schiinen weiss und roth untei mengten Fbiss."
über einen neuen geologischen Aufschluss im Gebiete^ /Je)- Karlsbailer Thermen. 9
worden sein xolleu, als man dieselbe in Folge der Sprudelausbrüclie iTlo und 1727 untersuchte. Damals
will man nämlich gefunden haben, dass die Sprudelschale nicht eine regelmässig conceutriscli schalii'-e Decke
über der Ausbruclisöfifnung der Sjn-udelquellen bilde, sondern aus vielen einzelnen Gewölben oder Schalen
von Mngleiclier Dicke bestehe, die über und neben einander verwachsen sind, so dass durch Zwischenwände
ge/rennte, aber durch engere Canäle verbundene wassere rfiilltc Hohlräume entstehen, ungefähr wie wenn
man grössere und kleinere Schalen umgestülpt über und neben einander stellt. Ebenso berichtet Dr. Hla-
; wacek (1842), dass man, als im Jahre 1841 die Kirchenterrasse 5 — 6 Klafter über dem Niveau der Tepl
abgetragen wurde, auf wirkliche Sprudelschale gekommen sei, und eine gegen die Prngergasse laufende,
von dieser Schale gebildete Höhle entdeckt habe. Von solchen unterirdischen Hohlräumen ist am Fusse des
Schlossberges keine Spur. Der Sinter hat sich unmittelbar auf dem Granit oder der Granitbreccie abgesetzt,
und kleinere Granitstücke, die das von der Höhe herablaufende Wasser auf kurze Strecken stellenweise fort-
bewegt und mitgeführt haben mag, eingeschlossen.
Der Granit unter der geschilderten Sprudelsteinschale gehört ebenso wie aller übrige Granit, der an
der Aufschlussstelle und an dem Schlossthurmfelsen ansteht, derjenigen Granitvarietät an, welche ich in
meiner früher citirten Arbeit über Karlsbad als den eigentlichen „Karlsbader Granit" von dem grobkör-
nigen Krystallgranit des Hirschensprunges („Hirschensprunggranit") einerseits, und dem feinkörnigen
Granit des Kreuzberges („Kreuzberggranit") andererseils unterschieden habe. Der „Karlsbader Granit"
ist ein Granitporphyr von feinkörniger granitischer Grundmasse mit mehr oder weniger zahlreich eingewach-
senen Orthoklas- und Quarzkrystalleu, und normal von graulicher Farbe.
Wenn Naumann auf der der oben citirten Abhandlung beigegebenen Karte den Granit des Schloss-
berges als Kreuzberggranit bezeichnet, so habe ich nichts dagegen, weil mein „Karlsbader Granit" eben
nichts anderes ist, als ein feinkörnig-porphyrnrtiger (Jranit, der sich elienso aus dem feinkörnigen Krenzberg-
granit entwickelt, wie der porphyrartige Hirschensprunggranit aus einem gewöhnlichen gleichmässig grob-
körnigen Gebirgsgranit , der wohl in anderen Gegenden des Karlsbader Gebirges, z. B. Im Kaiserwald, se])r
herrschend ist. aber bei Karlsbad selbst niclit anftritt. In Bezug auf die weitere Charakteristik der von
mir speciell Karlshader Granit genannten Granitvarietät verweise ich auf meine Schrift über Karlsbad
(S. 12ff.V
Unmittelbar unter de)' Spnide'schftle erscheint dieser Granit von seiner Oberfläche her eigenthümlich
verändert, grünlich gefäibt {\, c), und geht stellenweise (wie namentlich rechts b(M 1, a) in eine sehr
zähe grünliche, bisweilen auch röthliciie Quarzmasse mit kleinen Qnarzdrusen über. Die Orthoklaskrystalle
in dem normalen Granit sind znm Theil noch frisch, zum Theil aber auch in eine röthliche oder grünliche
kaolinische Masse nmgewandelt.
Über die genetischen Vorgänge bei diesen Umwandlungen im Granit verweise ich auf einen späteren
Abschnitt.
Auf der rechten Seite, dem Marktbrunnen zu, nach welcher Richtung die Sprudelsteinschale dünner
und dünner wird, konnte man am Morgen des i'4. Jänners, ehe die Stelle durch die Nachmittags 3y„ Uhr
von dem Stadtthurmfels abgestürzten Felsblöcke verstürzt war, unmittelbar über der Sprudelschale noch
eine Partie röfldieh gefärbten Granits Iteobachten, welche von zahlreichen dünneren und dickeren Schichten
und Äderehen von Sprudelstein ganz durchzogen war. Und noch weiter rechts, unmittelbar unter der Fels-
wand, auf der der Stadtthurni steht, zeigte sich zwischen den Spalten und Klüften des Granits der reinste
rothe Eisenocker, in mehrere Centimeter mächtigen Schichten abgelagert.
Ähnliche Verhältnisse wie an der rechten Seite waren an der linken (südwestlichen) Seite entblösst.
Unnnttelbar über der mächtigen Sprudelsteinbildung, die hier unter das Strassen niveau sich senkt,
lagert wieder rother Granit (1, b), der nach oben (bei 1, c) in grünen, zum Theil sehr quarz- und schwefel-
kiesreichen Granit und weiter nach links (bei 1, d) in den gewöhnlichen grauen Granit übergeht. Der Granit
ist hier stark zerklüftet, und zeigte auf allen Kluftfläehen an dem 2 Meter hohen Anschnitt einen weissen
kaolinischen Anflug.
Denkschriften der malhtMn.-natiu-w. Cl. XXX.IX. Bd. -
10 Ferdinand v. Hoclistetter.
Die rothe Granitpartie (bei 1 , h) ist ebenso wie die oben beschriebene Granitpartie reolits über der
Hprudelsteinschale durchsetzt von zahlreichen dünneren und diclceren Sprudelsteinlageii, von denen die
unterste und dickste 30" starlc ist und sich nach rechts über der grossen Sprudelschale auskeilt, wahrem]
sie nach links sich parallel mit der grossen Schale unter das Strassenniveau senkt. Die darüber liegenden
vielen kleineren AragonitschnUre zeigen mehr und mehr eine fast horizontale Richtung und keilen sich Laci.
beiden Seiten aus.
Diese Aragonitabsätze mitten im Granit sind etwas äusserst Autfallendes, und lassen sieh in ihrer c&n-
centrischen Anordnung und in ihrem Verhältnisse zur Hauptschale nur aus einer concentrisch-schaligen oder
plattigen Absonderung des Granits ' erklären, und aus einem Eindringen des Thermalwassers in alle dureli
diese schalenförmige Absonderung oder Aufblätterung bedingten Zwischenräume des Granits.
In der That sah man überall am unteren Rande des Anschnittes das Thernialwasser stärker odei-
schwächer hervorsprudeln, am stärksten au den mit 1, II und III bezeichneten Punkten. Obwohl diese drc'
Punkte genau in der Richtung einer den Marktbrunnen und die Kaiser Karlsquelle verbindenden Linie, als"
in der zweiten von Südwest nach Nordost gelegenen Kluftrichtnng des Karlsliader Granits liegen, Hess sicti
doch eine auf der Linie der drei Ausflusspunkte von Thernialwasser verlaufende Spalte nicht beobachten-
es machte auf mich vielmehr den I'indruck, als dringe das warme Wasser aus den mehr oder weniger hori
zontal verlaufenden Absonderungsklüften des Granits hervor, aus solchen Absonderungsklüften, wie sie bei
1, I, von Aragonit in dünneren und dickeren Schnüren erfüllt sind.
Steigen wir nnnmebr über den vorderen Anschnitt auf die Höhe des Sprudelsteingewöll)es, um zn
untersuchen, wie sich die Verhältnisse oben einerseits bis zu den rechts hoch aufragenden Felsmassen, au*
welchen der Stadtthurm steht, und andererseits bis zu der Grundmauer des Hauses „zur englischen Flotte-
(Nr. 434) zeigen.
Hier nimmt vor Allem ein circa 1 Meter hoher Felsblock (3, a) auf dem höchsten Theile der Wölbung
der Sprudelsteinschale, dem eine ähnliche Gesteiusmasse weiter rechts entspricht, unsere Aufmerksamkeit in
Anspruch; der Block war der Rest einer grössei-en bereits abgetragen gewesenen Gesteinsmasse, deren voll
ständige Abtragung jedoch bis zu unserer Ankunft verschoben war, damit uns noch Gelegenheit geboten seiu
würde, auch diese Gesteinsmasse in situ /,u beobachten.
Dieser Block bestand der Hauptsache nach aus einem äusserst zähen und schwer zersprengbaren Horu-
stein von vorherrschend weisser oder lichtbläulicher, nur stellenweise etwas dunkleren Färbung, der abe
unzählige scharfkantige und scharfeckige Granitstücke einscldiesst, also eine Grauitbreccie darstellt. Da-
durch, dass die Granitstücke theils grauer, theils rother, theils grüner Granit sind, bekommt das Gestein eii.
sehr buntes, auffallendes Aussehen.
Der Block war, wie gesagt, der Rest einer ausgedehnteren Gesteinsmasse, welcbe ursprünglicdi die
grosse Sprudelsteinschale bedeckte, und von der auch rechts auf der Sprudelsteinschale noch eine Partie
sichtbar war. Er lag nicht lose auf der Aragonitschale, sondern war an seiner unteren Fläche mit dieser
verwachsen, doch so, dass er von derselben leicht losgebrochen werden konnte, was noch während unserer
Anwesenheit in Karlsbad geschah, so dass wir uns vollständig überzeugen konnten, dass die Sprudelstein-
bildung unter dieser Breccie ohne Unterlirechung mit einer Dicke von über 1 Meter durchging.
Ich hebe diesen Umstand besonders hervor, weil mau hinter dem Block in der Richtung gegen das
Haus „zur englischen Flotte", wo die Sprudelschale selDst aufgebrochen und zum Theile schon abgetragen
war, unter dieser Schale auf eine ähnliche Granit-Hornsteinbreceie kam, die also hier auch das
Liegende der Sprudelsteinschale bildet, und sich bis unter die Grundmauer des Hauses „zur englischen
Flotte" zieht, während am vorderen Rande der Abgrabuug diese Breccie unter der Sprudelschale nicht zu
beobachten war.
' Diese Absonderung in plattenförmige Bänke ist eine besonders cliarakteristisclie Eigenschaft des Kreuzberggraiiitc.i
tlber einen neuen geologisclien Aufschluss im. Gebiete der Karlsbader Thermen. 11
Er gebt daraus hervor, linss während vorn das Si)rudelsteingewölbe nninittell)ar auf Granit und rechts
und links sogar zwischen Granit lagert, weiter nach oben die Sprudelsteinbildung zwischen eine Granit-Horn-
steinbreccie eingeschlossen ist, die unter der Sprudelsteinscbale sieh tiefer mehr und nii'lir zu lookern
scheint.
Die Granitbreccie an der Basis der Sprudelsteinschale hat jedoch noch einige besondere Eigeuthiiinlic-li-
lieiten, welche hervorgehoben zu werden verdienen.
In dieser Granitbreccie findet sich näudich neben dem lichten Hornstein nocli ein anderes Cement, das
eine bläulich-graue, hie und da durch beigemengte Splitter weissen Hornsteins gesjjrenkelte Masse darstellt,
welche man in Farbe und Textur am ehesten gewissen anscheinend dichten und feinsplittrigen Macignos ver-
gleichen könnte. Der Dünnschliff zeigt eine deutlich krystallinische, farblose Grundmasse, in welcher sich
neben den erwähnten Hornsteinsplittern als zweifellos klastische Beimengungen die Bestandtbeile des Karls-
bader Granits nachweisen lassen : zersetzte Feldspathe , Biotitblättchen und Quarzkörner mit Flüssigkeits-
einschliissen.
Das hohe specifische Gewicht, welches die durch dieses Bindemittel verkitteten Breccien auszeichnet,
und (Jas besonders an einzelnen, an Granitbrocken armen Handstücken auffällt, veranlasste uns, eine mög-
lichst j-eine, von makroskopischen Beimengungen freie Partie dieser Substanz zu analysiren, und es ergaben
sich hiebei folgende, überraschende Eesultate:
Kieselsäure 14-34:
' • Thonerde ?^--2ß
Kohlensaures Eisenoxydul . , GO-31
„ Manganoxydul . 2-05
Kohlensaurer Kalk 11-41
Kohlensaure Magnesia ... 7 • 56
Wasser, Verlust, Alkalien etc. 1-07
100-00.
Die unbedeutende IMenge von Kieselsäure ist nur zum geringsten Theil als Silicat vorhanden, was einer-
seits aus dem Thonerdegehalt, andererseits aus dem geringen Werthe für den in Salzsäure unlöslichen Rück-
stand (17-02) hervorgeht. Sie muss also auf die accessoriscben Beimengungen von Quarz und Hornstein
zurückgeführt werden.
Das auffallendste Ergebniss dieser Analyse ist aber offenbar der hohe Percentsatz für das kohlensaure
Eisenoxydnl. Das vorliegende Cement kann daher geradezu als eine durch verschiedene Beimengungen
verunreinigte Spliaerosideritmasse beträchtet werden, weiche man sicherlich als ein verhüttbares Eisenerz
ausbeuten würde, wenn sie unter anderen Verliältnissen und in grösserer Mächtigkeit irgendwo zu Tage
träte. Das Vorhandensein dieses für die analysirte Masse so wesentlichen Bestandtheiles verbreitet zugleich
einiges Lieht über die Genesis derselben. Wir haben nämlich gerade für die Entstehung von kohlensaurem
Eisenoxydul in der Schwefelkiesbildung eine reiche Quelle, ja es müsste sogar vom theoretischen Stand-
punkte aus auffallen, wenn das bei der Reductiou nothwendiger Weise gebildete und schwer lösliche Eisen-
carbi)nat au einer Stelle wo so lebhafte Reductionsprocesse stattfinden, nirgends nachgewiesen werden
könnte. Die Auffindung dieses Minerals in unserer Verbindung füllt also eine wesentliche Lücke in dem
später noch ausführlicher zu entwickelnden Vorgange der Schwefelkiesbilduug aus. Da wir aber durch
diese Erklärung die Mitwirkung der Thermalwässer, ohne deren Beihilfe die Entstehung so bedeutender
Quantitäten von Schwefelkies nicht denkbar wäre, selbstverständlich auch für die Bildung des untersuchten
Cements in Aus])ruch nehmen, so erhalten die vorstehenden Notizen auch für eine geologische Frage einige
Bedeutung. Sie liefern nämlich den Beweis, dass die Hornstein-Granitbreecien, deren Entstehung aus
andei-en Gründen in eine Zeit zurückversetzt werden muss, wo vielleicht noch keine Thermalwässer auf den
von ihnen erfüllten Klüften und Spalten des Grundgebirges circulirten, doch später noch mannigfachen IJm-
12 Ferdinand r. Hocliatette ).
bildnngeii unter dem EinfliiNSc der jüugeren Tliermalersclieinungen ausgesetzt waren, dass man ' ,'.io
Frage nach der chronologiselien Reihenfolge der hier auftretenden mctanioiphischen Vorgänge überli; i h-
.summarisch, sondern erst nach dem vorhandenen Materiale von Fall zu Fall entscheiden kann.
In den Granitbreccieu, sowohl im Liegenden, wie im Hangenden der 8prudelsteinschale liättei^ wir al«o
das „Trümmergestein"' oder die „Granitbreccie" des Seblossberges, von der schon v. Hoff spricht, iui'i \o,
der er annahm, dass sie die ganze Schlossbergmasse vom Bernhardsfeisen an bis an den Markt zusamiiieii>et<i.-,
und dass sie auch im Tei)lbette und in der Gegend des Sprudels vorhanden, aber hier durch die Sprudel-
schale und durch Schutt verdeckt sei. Diese Annalime führte ilin /u der Ansieht, dass in der Granitnasse d( s
Teplthales eine mächtige durch vulcanische Kräfte entstandene tiefe Spalte, ausgefüllt von dem durch Horn-
stein, Quarz und Kalkstein (Aragonit) verkitteten Granittrümmergestein existire, aus der sämmtliciie Quellen
in einer bestimmten von der Nord-Südrichtnng nur wenig nach West (Stunde 11) abweichenden Linie (die
„Hoffsclie Quellenlinie") hervorbrechen.
Dieser Ansicht trat, was die „Granitbreccie" betrifft, später der sächsische Überbergratii v. W'arns-
dorff ' entgegen, indem er darlegte, dass die Schlossbergmasse nicht aus (Granitbreccie, sondern an.s aus^i'ö-
hendem nur von zahlreichen Hornsteingängen durchsetztem Granit bestehe und schrieb die Bildung (Jlicser
llornsteingänge den Quellen selbst zu. '
Der neue Aufschluss zeigt nun aufs Deutlichste, dass, was die Gesteinszusammensetzung des Scflilo.ss-
berges betritft, beide Beobachter Recht haben, aber jeder nur zum Theil.
Die schrofi'eu, stark zerklüfteten Felsmassen zur Rechten, auf welchen sich der Stadtthurm erhebt, jjeste-
heü nämlicli in der That nicht aus einer Granitbreccie, sondern aus anstehendem, aber von /-ahlre'icben
individualisirten Hornsteingängen f4) durchsetztem Granite. Alle diese Gänge liegen in der Hauptzerklüfluri-j^rs-
richtung des Karlsbader Granites zwischen Stunde 10—11 (nicht reducirt) und stehen senkrecht, oder falloa
steil gegen Nordost, stellenweise aber seltener auch gegen Südwest, ein.
Wir haben 5 Haupiadern von Hornstein unterscheiden können, wovon die erste .50 Centimeler mächtig,
durch das in die Felswand gehauene Kellerloch zieht, und sich nach oben in viele kleinere Adei'ii zertheilt,
die sich aber weiter oben wahrscheinlich wieder vereinigen. Die Hornsteinmasse dieses Ganges ist fas^t
schwarz, mit grossmuscheligem Bruch, stellenweise reich an Schwefelkies und umschliesst zahlreiche eckige
Granitfragmente.
Manchmal sind es auch nur einzelne Qnarzkörner und einzelne Feldspathkrystalle, wie man sie sieh aus
einem früheren Granitverbande losgelöst denken kann, welche der Hornstein umschliesst, so dass das Gestein
ein täuschend porphyrisches Ansehen bekounnt.
Ebenso verhält es sich mit dem zweiten gleichfalls 50 Centimeter und dem dritten 70 Centimeter mäci;-
tigen Gang. Diese beiden letztei'en Gänge streichen unter dem an den Stadtthuimfelsen angebauten kleinen
Häuschen aus. Bei dem 4. und 5. Gang in der niederen Granitfelsmasse ist das Gestein besonders sehwefel-
kiesreich, und stellenweise durch das aus dem zersetzten Schwefelkies gebildete Eisenoxyd grell roth und
gelb gefärbt. Aber schon hier ist der Granit so vielfach von schmäleren Hornsteinadern durchzogen, dass das
Gestein mehr und mehr den Charakter der Granit-Hornsteinbreccie annimmt, die unter der Grundmauer des
Hauses „zur englischen Flotte" das Liegende der Sprudelsteinschale bildet, uud in der Mitte des ganzen .Auf-
schlusses sowohl unter als über der Sprudelsteinsehale auftritt.
Noch andere Erscheinungen an der Felsmasse des Stadtthurmes sind bemerkenswerth. Auf den mehr
oder weniger senkrechten Klnftflächeu zwischen den Hornsteingängen und dem Granit, oder auch im Granit,
beobachtet man dünne Krusten von Aragonitsinter, und aus allen Sjtalten am Fusse des Felsens drangen mit
deutlich hörbarem Geräuscii Dämpfe und Gase hervor.
Auf den flach liegenden Klüften des Granits andererseits ist viel gelber und rutlier Eisenocker in oft
2 — 5 Centimeter dicken Schichten abgelagert, uud solche durch Wasser aufgeweichte und schlüpfrige Ocker-
' V. VV a ruscl I) it'f, Eiiii^i' Hfmcikuniii'H üIht die Gnuiite vou Iviirlsliinl , in I.eiuih. u. BroiinV .Jalu'b., S. 385. ISIU.
/
Vher einen neuen giologischen Aufschlusa im Gebiete der Karlsbad'r Thermen. 13
hichichteii sind es, welche ;in der überhaupt ungemein stark zerklüfteten Felsniasse leicht zu Ahrutschungen
Veranlassung geben, wie eine solche am 24. Jänner stattgefunden hat. Es lösten sich damals (S'/j Uhr Nach-
mittags) an einer senkrechten nach Stunde 2 streichenden Kluft gegen 20 Kubikmeter Gestein ab, deren
Sturz für die auf dem Platze beschäftigten Arbeiter leicht hätte gefährlicli werden können, wenn er sich
nicht durch Ablösung kleinerer Steine einige Secunden früher angekündigt hätte.
Was die Bedeutung jener Hornsteingänge betrifft, so hat schon v. Warnsdorff sich mit vollem Kecht
dagegen ausgesprochen, diesen Gängen den Ursprung der Quellen zuzuschreiben. Allein man darf die Horn-
steingänge auch nicht, wie v. Warnsdorff, als ein früheres Product der Karlsbader Quellen selbst betrachten,
sondern ich finde durch die neuen Untersuchungen meine frühere Anschauung (^Karlsbad, seine geognostischen
Verhältnisse und seine Quellen, 8. 32) bestätigt, dass die Bildung der Hornsteingänge in den Spalten des
Karlsbader Granites iler Entstehung der Karlsbader Quellen voranging, und ihren Ursprung den unter dem
Einfluss der auf diesen Spalten circulirendeu Tagvvässer vor sich gehenden Zersetzungsprocessen des Granits
veidankt. Diese Zersetzungsvorgänge bestanden und bestehen noch heute, wie wir später ausführen werden,
■\resentlich in einer Kaolinisirnng der Feldspathe des Granits, bei der ein Theil der Kieselerde des Feldspaths
sic\h ausscheidet. Aus dieser beim Kaolinisirungsprocess des Feldspaths ausgeschiedenen Kieselsäure haben
sich die Karlsbader Hornsteingänge gebildet. Die Gänge sind daher in Beziehung auf die Karlsbader Thermen
fremde, zufällige Bildungen, ebenso wie die petrefactenführenden Hornsteine und sandsteinartigen Massen,
webfjhe, der Kreideformation angehörig, die Teplitzer Porphyre theils überlagern, theils Spalten in .lenselben
aus fitUeu, in Beziehung auf die Teplitzer Thermen es sind.
Dass die Hornsteingänge hauptsächlich in einer Zone auftreten, neben und aus welcher die warmen
Quellen hervorbrechen, beweist eben nur, dass auf dieser Zone der Hornsteingänge, in der That jene tief
gehenden Granitspalten existiren, die sich durch die von oben eindringenden kieselsäurereichen Tagwässer
einerseits mit Hornstein erfüllten, und durch welche andererseits aus der Tiefe die Tliermalvvässer zu Tage
treten konnten.
Werfen wir schliesslicli noch einen Blick auf die linke Seite unter dem Haus „zur englischen Flotte",
so ist hier der Granit zunächst der Sprudelsteinschale (^Ijei 1, h) roth, wird weiterhin (bei 1) grau und (bei
1, c) grün lind nimmt mehr und mehr Schwefelkies auf.
Nirgends sind die chemischen Zersetzungsvorgänge, welche noch heute in dem Granit vorsieh gehen,
deutlicher, und so mag liirr die Stelle sein, wo wir uns den genetischen Vorgängen zuwenden wollen, welche
die mannigfaltigen Umwandlungen der granitischen Gesteine im Bereiche des Aufschlusses und die Bildung
verschiedener Nebenproduete, vor Allem des in so grossen Massen auftretenden Schwefelkieses veranlasst
haben. Herr Teller theilte mir iüjer diesen Gegenstand die folgenden Notizen mit, die sich theils auf Beob-
achtungen an Ort und Stelle gründen, theils aus Untersuchungen abgeleitet werden, welche er in Gemein-
schaft mit Herin K.John, Assistenten an dem Laboratorium der k. k. geologischen Keichsanstalt, durch-
führte.
,.Die in dem skizzirten Aufschlüsse blossgelegten Granite gehören durchwegs jener gut al)gegrenzten
Varietät an, welche unter der Bezeichnung ,. Karlsbader Gianit^ in die Literatur eingeführt wurde. Die
mikroskopische Analyse bestätigte auch für die feinkörnigkrystallinische Grnndmasse das Auftreten eines
triklinen Feldspathes neben Orthoklas und das Vorhandensein zweier Glimmer, von welchen der Biotit über
den nur in zerstreuten Schüppchen auftretenden Kaliglimmer überwiegt. Alle sonstigen Details, die man von
der Untersuchung eines Dünnschliffes erwartet, entziehen sich jedoch durch die auch in anscheinend frischen
Stücken weit vorgeschrittene Kaolinisirnng unserer Beobachtung.
„Diese Zersetzungsvorgänge, welche in ihrer weiteren Entwicklung den physiographischen Charakter
des ganzen Gesteines umändern, sind es vor Allem, die im Folgenden unsere Aufmerksamkeit in Anspruch
nehmen.
,.Unter den Bestandtheilen des Karlsbader Granites leisten die in grossen Zwillingen ausgeschiedenen
Orthoklase der Einwirkung der Atmosphärilien den geringsten Widerstand. Dieselbe beginnt gewöhnlich
J
14 Ferdinand d. Hochstette)-.
mit einer Oxydation des im Feldspatli vorhandeuen Eisens, wodurch die ursprünglich lichten Ort i'jk läse eine
röthliclie Farbennüance erhalten , und unter fortdauernder Einwirkung derselben Ageutieu bei eiiicni einiger-
raassen erheblichen Eisengehalte in eine leberbraune bis dunkelrothbraune Masse übergeführt n erden. Di«
chemische Zusammensetzung solcher verwitterter Feldspathe entspricht selten mehr der Orthokl? f')rmel, da
mit der OxAdation fast immer zugleich die Kaolinbildung eingeleitet wurde. Die in der Ski^-./o (Taf. II)
besonders hervorgehobenen rothen Granitpartien befinden sich in den ersten Stadien dieses durch (ix y daf i.>i:
angebahnten Umwandlungsprocesses.
„Eine andere Art von Zersetzungsvorgängen in den vorliegenden Graniten beginnt damit, das-- der Oi-i ■■
klas derselben in eine lichtgrüne, weiche, oft etwas fettig- anzutühlende Suhstanz übergeht, welcl)e ni.iü auf
ihre äusseren Kennzeichen hin als Steatit bestimmen möchte. Diese Umwandlung bleibt jedoch nicht auf die
Feldspathe allein beschränkt; sie eigreift in gleicherweise den Biotit, so dass schliesslich das ganze Gestein
in eine homogene erdige Masse verfiiesst, aus welcher nur die hie und da erhaltenen Contouren elienialiger
OrthoklaszM'illinge , eckige Körner oder regelmässige Dihexaeder von Quarz und spärliche Schuppen von
Kaliglimmer hervortreten.
„Ahnliche Umwandlungserscheinungcn, die in allen feldspathführenden Gesteinen auftreten können,
beschreibt schon Werner ' aus dem Freiberger Erzrevier, wo in der Nähe von schwefelkiesfübi nlen Erz-
gängen Feldspath, Glimmer und Hornblende der von den Gängen durchsetzten Gneisse „zu eiu' ;i ; rüh-
lichem Steinmark oder Speckstein verändert werden"; ja diese grünen Zersetzungsproducte, i;i'; der
Rergmann wegen anzulioffenden Erzanbr.üchen besonders aufmerksam verfolgte, Avaren es, die man in der
Freiberger Gegend ursprünglich „Gneuss" nannte.
„Auch für die Feldspathe des Karlsbader Granits war diese Umwandlung längst bekannt. H;i'' y' i\ i d
nach ihm Bluni^ lühren derartig zersetzte Orthoklase auf Grund äusserer mineralogischer Kennzeichen
geradezu als Pseudomorphoseu von Speckstein nach Feldspath auf, und auch Bischof* pflichtet anfangs
dieser Ansicht bei und stellt eine Reihe auf diese Vorgänge bezüglicher Thatsachen zusammen. E -^t ,\\\ einer
anderen Stelle ' äussert Bischof von rein chemischem Standpunkte aus Bedenken gegen eine derartige
Umwandlung eines Kali-Thonerde-Silicates in ein Magnesium-Silicat und gibt eine Analyse ei:ies soleheu
umgewandelten Feldspathzwillings von Karlsbad, aus welcher hervorgeht, dass die geschilderten Zersetzungs-
producte nicht Speckstein, sondern Kaolin sind.
„Obwohl nun dieses der älteren Literatur entnommene Beobachtungsniaterial und besonders die letzt-
genannte Untersuchung Bischofs hinlängliche Anhaltspunkte geben, um auf die Natur dieser grünen
Zersetzungsproducte, welche in dem neuen Aufschlüsse auch räumlich eine bedeutende Ausdehnung besitzen,
einen Schluss ziehen zu können, so schien es doch wünschenswerth, das in Frage stehende Material aber
nials einer Analyse zu unterziehen, da der von Bischof untersuchten Pseudomorphosc eine genaue Loca-
litätsangabe fehlt. Ausserdem nuissten sich gegen die Bischof'sehe Bestimmung des Eisens als Eisenoxyd
Zweifel erheben, da die charakteristisch grüne Farbe des Zersetzungsprodiictes zur Voraussetzung berech-
tigte, dass das Eisen als Oxydul vorhanden sei.
„Die Analyse, zu welcher mögliebst reine Partien von \ ollständig umgewandelten Orthoklaszwillingen
ausgewählt wurden, zeigt in iiu'en Resultaten eine bemerkenswertlie Übereinstimmung mit den von Bisehot
iicwonnenen Zahlen:
I Wei-uer. Nene Theorie v. d. Entstchuug- d. (iang-e, IJ. r2S— 131. Parag-euetische Piocesse verwaudtei- Natui' werden
besprochen in: Freiesleben, Gcognost. Arbeiten , II, p. a.'JS; Koiuiard, v. Leonli. 'I'asclieiib. 1'. Mineral. 18-22, p. 102;
Hoffmann, Geogn. Beschreib, d. Horzogthum.s Magdeburg, p. H4.
- 'i'ableau comparatif, p. -209.
3 Psendoniorphosen, p. 131.
■' C'heni. pliysik. Geologie, I. Aufl. Bd. II, p. 304—300.
'■' I.oc. cit. p. löiio.
über einen neuen geologischen Aufschluäd im Gebiete der Km'lsbader Thermen. J 5
Ältere Analyse
Nach K. J o h n nach Bischof
Kieselsäure 53-46 51 -56
Thonerde 29-62 28-59
Eiseiioxydul 4 48
Eiseuoxyd 0-18 5-08
Kalk 1-02
Magnesia 0-36 0-OU
Wasser 7-10 5-78
Alkalien aus der Differenz . . 3-78 8-09
100-00 100-00
„In beiden Fällen ist die Abweichung von der für Kaolin aufgestellten Normalformel keine wesentliche,
\pährend der verschwindend kleine Maguesiagelialt , der zum Theil aus dem Biotit eingeführt sein mag, und
die grosse Menge von Thonerde jeden Gedanken an eine Steatit-Pseudomorphose ausschliessen. Auf den auf-
fallend hohen Eisengehalt, der in der Verbindung als kieselsaures Eisenoxydul vorhanden ist, müssen wir
später noch einmal zurückkommen.
„Die beträchtlichen Quantitäten löslicher Kieselsäure, welche während dieses Umwandlungsprocesses frei
werden, wurden im vorliegenden Falle nicht weit transportirt, sondern unmittelbar neben den kaolinischen
Producten abgesetzt, so dass man in einem einzelnen Blocke den unveränderten Granit mit seinen fleisch-
rothen Orthoklasen und alle Stadien seiner weiteren Umbildung studiren kann. Wir sehen daran die begin-
nende Kaolinisirung des Feldspathes, die allmälige Umwandlung des ganzen Gesteins in eine grüne, erdige
Kaoliumasse mit Quarzkörnern und Glimmerschuppen, und diese sehen wir wieder übergelien in eine harte,
grünlich-graue bis dunkelgrüne, bisweilen aucli röthliche Quarzmasse, welche den die Kaolinbildung beglei-
tenden Kieselsäureverlust des Orthoklases darstellt. Der enge Verband, in welchem alle diese genetisch
zusammengehörigen Producte unter einander stehen, kann als Beweis dafür dienen, dass die sie bedingenden
Zersetzungsvorgänge ganz jungen Datums sind. Jedenfalls sind sie weitaus jünger, als die Hornsteine und
Breccien, bei deren Bildung zum Tiieile wenigstens schon Meteorwässer der Tertiärzeit tliätig gewesen sein
dürften. Die oben geschilderten Processe dagegen vollziehen sich gewissermassen noch vor unseren Augen
und scheinen gleichzeitig durch Agentien begünstigt zu sein, welche intensiver und rascher wirken, als die
gewöhnlichen atmosphärischen Einflüsse. Inwiefern Thermalwässer diese Vorgänge beschleunigen können,
werden die folgenden Erörterungen zeigen.
..Die grüne Quarzmasse, die aus dem bei der Kaolinbiidung ausgeschiedenen Kalisilicat hervorging,
enthält in ihrer jetzigen Gestalt keine Spur von löslicher Kieselsäure, dagegen Spuren von Thonerde, Eiseii-
oxydul und Alkalien. Sie liegt, wie früher beschrieben wurde, unmittelbar an der Basis der Sinterwölbung,
eine unregelmässig begrenzte, verschieden tief in die zersetzten Granite eingreifende Zone bildend. Durcli
den ebenen Bruch, die durchscheinenden Kanten und die eingeschlossenen Dru^enräunie mit weissen oder
blassgrünen Krystailen unterscheidet sich diese Masse hinlänglich von den echten Hornsteinen, mit welciicn
es die Art der Entstehung und die kryptokrystallinisclie Textur gemein hat. Im Dünnschliff erkennt man
neben den durch Thonerde und Eisenoxydul verunreinigten Partien eckige Fragmente und Bänder von reinem
lebhaft polarisirendein Quarz.
,.Der Unterscliicil zwischen dem eben geschilderten Kaolinisirungsprocess und den Eingangs erwähnten
Umwandlungserscheiuungen, welche in den rothen Graniten vor sich gehen, liegt einzig und allein in der
Natur der einleitenden Vorgänge. In dem einen Falle begann die Kaolinisirung des Feldspathes mit einer
Oxydation, im anderen mit einer Reduction. Obwohl es paradox erscheinen mag, zwei diametral ent-
gegengesetzte Reactionen zur Anbahnung eines und desselben Zersetzungsvorganges in Anspruch nehmen zu
wollen, so entspricht dies in unserem ''alle doch thatsächlich den natürlichen Verhältnissen. Wenn circnli-
rendes Wasser mit seinen gewöhnlichen aacessorischeii Bestandtheilen, Sulfaten, Carbouaten und freier
16 FerJi)>ai}d v. H o':liatettcr.
Kohlfiiisäiire mit granitischen Gesteinen, res])ective deren Feldspathen, in Berüinung lioninit, so müssen nicht
immer Oxydationsprocesse eintreten, suiidern es können ebensowohl Rednclionserscheinungen sich geltend
machen, wobei unter Mitwirkung von organischer Substanz und des Eisens aus Feldspatli, Glimmer und dem
Wasser selbst, Schwefelkies entstehen kann, während die freie Kohlensäure des Wassers die Kieselsaur ■
Verbindungen aufzuschliesseu beginnt. Eine scbematische Formel möge diesen Vorgang erläutern:
C^ _ Fe^ 0, — 2 (Na, S 0,') = F S, — 2 (Na, C O3) — Fe C O3 — C 0, .
„Bischof hat die Bildung von Eisensulfid auf diesem Wege durch ein Experiment nachgewiesen. Da*
Vorhandensein freier Kohlensäure, eines schon durch den Reductionsprocess selbst gegebenen Neben-
productes, scheint die Schwefelkiesbildung nicht zu beeinträchtigen, obwohl Kohlensäure zerstörend auf das
Doppelsultid einwirkt, wie man durch Versuche im Laboratorium erweisen kann. Das auf solch» Weise
gebildete Eisencarbonat musste aber bei genügendem Vorrath an oiganischer Substanz sofort wieder redueivt
werden, wobei abermals Kohlensäure frei wird, welche unter Umständen den vorigen Process wieder auf-
nehmen kann. Wir haben keinen Beweis dafür, dass in der Natur ein solches Wechselspiel zweier principieW
entgegengesetzter chemischer Vorgänge stattfindet, den Formeln zufolge möchte man die Möglichkeit eiue.-y
solchen Vorgangs nicht in Abrede stellen.
„Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Bildung der grünen kaolinischeu Producte des Feldspathes und
des Granits in erster Linie durch Reductionserscheinungen veranlasst wurde. Der Umstand, dass die beträcht-
lichen Mengen Eisen in den untersuciiten Zersetzungsproben fast nur als Oxydul erscheinen, Eisenoxyd aber
nur in Spuren nachgewiesen werden konnte, schränkt die Tbätigkeit von Oxydationsprocessen auf ein Minimum
ein, während das massenhafte Auftreten von Schwefelkies in den Zersetzungsprodncten selbst und den
angrenzenden Gesteiuspartien die Annahme von derlei Reductionsvorgängen geradezu fordern. Die genannten
Schwefelkiese tragen schon in ihren mineralogischen Kennzeichen den Charakter einer Neubildung zur Schau,
da sie fast immer als feinsandige Aggregate, selten als Krystalle von einiger Grösse entwickelt sind, während
zugleich die Art ihres Auftretens in Schnüren und Adern, die oft wie ein Netzwerk das zersetzte Gestein
durchziehen, deutlich darnul hinweisen, dass der Schwefelkies und diese Zerset/.ungsproducte das Resultat
desselben Bildungsprocesses seien. -.
„Zur Bildung der wirklich bedeutenden Schwefelkiesvoikduminisse mussten auch beträchtliche Quanti-
täten Eisen verbraucht werden. Es ist von vornherein klar, dass der geringe Eisengehalt des Orthoklases
für die hier gebildeten Verbindungen nicht ausreicht. Die vorstehende Analyse hat vielmehr gezeigt, dass
die kaolinisirten Feldspatlie einen höheren Percentsat/, von Eisenoxydul aufweisen, als die friseiien Ortho-
klase des Karlsbader Granites, so dass wir uns sogar entschliessen müssen, anzunehmen, es sei von aussen
her, vielleicht durch Einwirkung von kohlensaurem Eisenoxydul, noch etwas Eisen (in diese Zersetzungs-
residuen) eingeführt worden. Die reichste Quelle für diese Eisenverbindungen müssen wir offenl)ar im Biotit
suchen. Der Magnesiaglimmer verfällt nach dem Feldspatli am raschesten der Einwirkung der Atmosphä-
rilien, und er hat wohl auch den Hauptantheil an dem hoben Eisengehalt des Kailsbader Granites, der nach
einer Bauschanalyse von Rübe (siehe: Roth, Gesteinsaualysen) auf Eisenoxydul berechnet ^•34 Proc.
beträgt. Neben den meteorischen Wässern nehmen aber gewiss auch die Tlieruinlwässer, welche auf allen
S|)alten und Klüften des Grundgebirges circnliren und das Gestein in dem aufgeschlossenen Terrain förndich
(lui-chfeuchten, an den Auslaugungsprocessen den regsten Antheil, und die Alisätze von Eisenoxydliydrat an
den Quellausflüssen beweisen genügt für die Wirksamkeit dieser Agentien. Berücksichtigen wir endli(di den
Umstand, dass auf demselben Wege bedeutende Mengen von Sulfaten (^im vorliegenden Falle vorwiegend
Natriumsulfat) in Lösung gel)racht werden, so sind H' R^'i-Mii-vi.. .:vn f'ir eine Schwefelkiesbildung in grös-
serem Massstabe gegeben. "
Fassen wir schliesslich das Resultat unserer Unteisuchung. uen , so ergibt sich, dass zwischt ■
der steil aufragenden, von zahlreichen individualisirtei! llomsi durchsetzten und stellenweise sei
schwefelkiesreiclien(;ranitfclsmasse, auf welcher der Si-'''i""''' lerseits und den schwefelkiesreiche
H hocHsietier. Karlsbad
Vtriig 0 K AciSimie a rtisjenscnait!
UlSICHT DER DURCH DIE DEMOLIRUNG DES HAUSES .ZUM WEISSEN ADLER'
am Marlcie zu Karlsbad aufgeschlossenen Felspariieen, am 24^. Januar 1878
der rturcli die Dpnuiliniiiä
des IIhiiscs zum ^veisscii Adler"
iilossgelejlcn Felsiuirliccn
am Markte zu Karlsbad .
AllfeeTl n iiiiHfn jiiii :;4 .liiini.'ir I8~ö
ft ^rdinand von Mochstetfifz
/ firtinif i\'<irifliU .kiirlstmtifi' Oiiinil ii Hßtiiitfitrrnmn ijmjfir Ffjrk
I fi (jriijilieh rteräiulfrtep drfml.rrtdi m Kieifhäiiir Jiissclicidiai^eu
Ib räüdirit nrniJii/^rt/7' (ira/uf
tr grmihrft, reicJi an Srhnietrlkm .
't Siirirdrlstriii (gnl'sr .'iprtulr/s/mschilf aiis tmitasngfm . JmpiiU
ifi f)frsrliift//'/uhrhigfn Hniidfrn
V (I se/ir fimi.'frhimtgi' . Srhirhlf itiu . tragontl JJriiXf/i inid Bahrrji
?Jj Zfllifj tmirmiisr ■ Irnqontihildiuig
'Ir hiew/rf SpruitfUinitbamltr wi ('ramt
,X (irtimt Horns(enihrerei€
■ I u Jm llmnmlrn \ , .. , , , ., . ,
.?« .Im UfU"» I ''"■■''^'■"'''^'""" ••"■>""'
'). Hornstrinaanar im ßnuiit
I.Jl.JH, Jliitrtt m niflritm T/itmuilnsser rmiKirqmll
jy Ctuwlafyfluss nui Thfnnulitmser
/.U'.lr.-xuri .v,.uLG
SKKlllliiimi
Hans r.iir fHi/liscImi F/ril/r
JS
s.
I
I
I
S
•i!
2
/"V/r/' vi)ifii luiiL'K rjroltiiii.schni Aiif-schlu.s.'i im <'U'lii<4r il<r KarUhaflcr 'VhcDiuD. 17
(tranilfi:, wi'k-lie links unter (Kt Sclil(.sslicri;teiTasse zn 'J'.-ii;«-' treten, andererseils. in einer Hrcilc \(in circa
15 — 2U Metern eine Gesteinszone auftritt, welche sieli als ein von Ara;;onitsinterliikluni;eii (iiireli.setztes
sehr hornsteinreiches Granittrünunergestein. stellenweise als eine wahre (iranit-Hornsteinbveccie darstellt.
Die schwefelkiesreiehen Granite zu beiden Seiten verhalten sich zu dieser Zone wie Salbänder einer mäch-
tigen von Granit-Hornsteinbreeeie erfüllten Gangspalte, innerhalb deren auf allen Kissen und Fugen des
Gesteins Thermalwasser früher circnlirt hat und noch heute cirrulirt. Überall auf allen Klüften und Spalten
innerhalb dieser Zone beobachtet man die Absätze des Thermal wassers, sei es in Form von Aragonitsinter,
theihs in mächtigen Schalenbildungen, tlieils in dünnen Schnüren und Adern, oder \ un mtlicni Eisenox.yd und
gelbem Eisenoxydlndrat, und iil)erall aus allen Spalten und jKlüften dringt noeli jetzt das warme Wasser
selbst, oder wenigstens warmer Dampf liervor, sodass diese ganze Gesteinszone glei('hzeitig eine erhöht»'
Teniperatiir besitzt.
In dem Trümmergestein, welches auf der Thermalzone auftritt, ist stellenweise (iranit, stellenweise
llornstcin vorherrschend, und die .\hson(lerung des Gesteins eine platlenförniigi' luler coneentrisch-sclialige,
so (lass die Sinterniassen. welche diese Absondernngskliifte ausfüllen, fiirndiche Sprudelsteingcwölbe bilden.
Abnorme Verhältnisse dieser Art, wie die Durchtränkung einer zerklüfteten Granitniasse mit Thermal-
wasser, das neben überschüssiger Kohlensäure eine ganze Reihe cheiniscli wirksamer Stntfe in Lösung erhält,
musste in einem so leicht zerstörbaren Gestein, w^e dem Karlsbader Porpliyrgranit. mannigfache Umwandlungs-
processe anregen, deren Kesultate nach den vorstehenden Auseinandersetzungen bestehen: In der \ol]stän-
digen Kaolinisiriing nicht nur der Feldspatiie, sondern sämmtlichei- übeilianpt angreifbarer Bestandtheile des
(xranites, der schliesslich in xollstänilig uid^enntliehe grünliche Zersetznugsprodiicte übergeführt wiiil, — in
dem .\bsatz eigenthümlicher Kieselsäureausscheidungen, wie die grünen Quaczinassen an der Basis der
Sinlerwölbung, — und endlich in der Hihlnng grosser Massen \ on Schwefelkies und Eisencarbonal, die uns
auf Klüften und Sprüngen der zersetzten Gesteine und den die Gangspallen ausfüllenden Breccien entgegen-
treten.
Da si(di aus der I>agerung der Haupt-Sprndelsteinsehalc, im Gebiet des neuen Aufschlusses, sowie ans
Hichtung der Hornsteiugängc am Stadtthurmfelsen mit Sicherheit schliessen lässt, dass diese Thermalzone der
sich einerseits unter den Häusern des Schlosslierges gegen Nordwest in der Richtung gegen den Schloss-
brnnnen, und andererseits in südöstlichei- Richtung gegen das eigentliche Sprudelgebiet im Bett der Te])l
fortsetzt, so finde ich dadurch die \m\ mir schon im Jahre 1857 aufgestellte Ansicht, dass in dieser den
Schlossbrunnen und den Sprudel verbindenden, \on Nordwest nach Südost \erlanfenden Richtung, welche
ihre Fortsetzung jenseits der Tepl in der l'ragergasse hat, die grosse (iebirgsspalte liege, auf welcher iler
Haupterguss des Karlsbader Thermalwassers stattfindet,— die S p r ii d el - H a u p I s [la 1 te , — wie ich jene
Gebirgsspalte nannte, vollkommen bestätigt.
Der neue Aufschluss ist in der That ein Aufschluss auf der Sprudel-ilaniitspalte und gewinnt dadurch
eine besondere Bedeutung.
Denkschriften der uiathem. -oalurw. CK \ WIX. BH.
Rrklänin^ der Tale In.
Tafel I. Ansicht rlos nach Abtragung des Hauses „zum weissen Adler- am Marktplätze zu Karlsbad ^eNvoniienen geolo-
gischen Aufschlusses, am -24. .liinner 1878.
„ II. Erläuterung der geologischen Verhältnisse des neuen Aiifschlnsses.
„ III. Situationsplan,
li)
Zl'H
FISCII-FAINA DES MA(iI)Ai:ENEN-STROMES.
D« FRANZ STEINÜACHNER,
WlKKtirHRM MnOLIKHK DKK K MRKKLICHKN AKADKMIK ItKK WlSSK^SCHAl-TF^N .
OlLlt '15 Cofefii.
l'VOKGELEGT IN DKR SITZUNG 1>KR MATHUMA'nsC'H-NATUKWlSSENSCHAFTI.l CHEN CLASSE AM V. MAI 1878.)
1/ie Fisch-Fauna des Magdaleiieii-Stronies ist bis auf die neueste Zeit naiie/u uiierfursclit geblieben; unsere
gegenwärtigen Kenntnisse übei' die Fiseiie dieses inäclitigen .Stromes besciiränlien sich fast ausschliesslich
auf einige kleine Abhandlungen, welche Alexander v. Humboldt zum Theile gemeinschaftlich mit
A. Va lenci eun es in den Jahren 1811 und 18ri;'. in ilcm Im rülimirii Wcrki' ..K'ecui'il d'Ob.servatious de Zoo-
logie et dAnatüiuie coniiiaree" ])ublieirtc.
Der Werth dieser iehthyologischen Abhaudluni;en ist, abgesehen \ ou den interessanten Mittheiluugen
über das Vorkonmien und die Lebensweise einiger Fischarteu, leider ein geringer, indem A. v. Humboldt
sich darauf beschränkte, einzelne Fische des M;igdaleneu-Slromes nach rohen und fehlerhaften, au Ort und
Stelle flüchtig hingeworfeneu Skizzen zu beschreüien. Es ist daher in der Hegel entweder ganz unmüglich,
die von Humboldt aufgestellten Arten zu deuten, oder es lässt sich nur nach der Gemeinschaft des Fund-
ortes erratlicn, welche Species Humboldt während seiner Fahrl auf dem Strome gesehen und untersucht
haben mag.
Ich gebe in den nachfolgenden Zeilen ein Verzeicliniss jener Abhandlungen des genannten Werkes,
welche auf die Fisch-Fauna des Magdalenen-Stromes Bezug haben.
1. Memoire sur V Eremophäas et \' Astrohlepus. deux nouveaux geures de l'Ordre des Äpodes (Vol. I, p. 17 —
20, pl. VI, VII).
A. Valenciennes hat nach einem von Boussi ngault, auf Humboldt's Verwendung dem
Pariser Museum eingesendeten Exemplare zuerst eine genaue und vollständige Beschreibung des Eremo-
philus MutisU'^\\m\i. in dem zweiten Bande von Humbold t's Werke in einem Nachtragsartikel (Nou-
velles Observations sur le Capitau de Bogota, \'ol. II. p. ^41) gegeben, und später eine zweite, von einer
guten Abbildung begleitete Beschreibung in dem XVIII. Bande der Histoire naturelle des Poissous
l^p. öOu, pl. 553) veröffentlicht.
3*
20 Franz Steinrlachner.
Astrohleps öz-zirafe/ H n m b. fehlt gegenwärtig noch sännntlichen Museen Europa's, und es beschränkt
sich somit die Kenntniss dieser Art auf die von A. v. Humboldt gegebene Abbildung und Beschreibung,
nach welcher die G&Wxm^ Astrohleps in die Nähe von Broiites und Arges N2i\. zu stellen ist. Nach
Humboldt kommt Astrohleps Grixalvii bei Popayan in einem kleinen Bache, welcher in den Cauca,
den grössten Nebenfluss des Magdaleueu-Stromes , fällt, häutig vor, und besitzt weder Ventralen noch
eine Fettflosse.
2. Memoire sur luie nouvelle Espece de Gymnote de la riviere de la Madelaine (Vol. I, p. 4G — 48, pl. X).
Gymnotus aequäab/'atus Uumh., auf Tat". X ganz verfehlt gezeichnet und in ähnlicher Weise beschrie-
ben, ist eine Sternopygus-kxi, wie schon Job. Müller und Troschel erkannten.
3. Recherches sur les Poissons fluviatiles de l'Amerique equinoxiale i)ar M. M. de Humboldt et Valen-
ciennes (Vol. II, p. 145-216).
In dieser grossen Abhandlung sind nur wenige Arten aus dem Stromgebiete des Magdaleuen-Stromes
beschrieben, und zwar:
a) Toecüia hogotensis Humb., später von Valenciennes in der Hist. nat. des Poissons (Vol. XVIII,
p. 216) als Grundulus hogotensis angeführt, ans dem kleinen Flusse bei Santa Fe de Bogota.
Nach Humboldt'» mangelhafter Beschreibung lässt sich die richtige Stellung dieser Art im Sy.stenie
nicht ermitteln. Nach der Abbildung (pl. XLV, Fig. 1) zu schliessen, ist die Körpergestalt der I'oecäia
ho(/ofp)isis der mancher Orestios-Arten sehr ähnlich, bei welchen letzteren aber die Ventralen stets fehlen
und die Schwimmblase ungetheilt ist', oder einer Fu».du/iis-Avt. Da Humboldt die do(di so stark ent
wickelte Schwimmblase von Ster»ojji/gus aequilnhiatu.s und Giimnotas electricus ganz irrig beschrieb und
abbildete, so liegt der Gedanke nahe, dass ein ähnlicher Fehler sich vielleicht auch bei der Untersuchung
von Grundulus (Poecüia) hogotensis eingeschlichen haben iuiige, und dass die Schwimmblase letzterer
Art nicht in zwei Hälften abgeschnürt, sondern einfach sei.
h) Boras Crocodili H u ni ii. (je Matacavman du Rio grande de la Magdalena).
Auch diese Art düi-fte so verfehlt gezeichnet sein, dass es kaum möglich sein wird, sie wieder zu
erkennen. Nach Humboldt wäre die Pectorale nur \on einem einzigen Stachel geidldet, und durch
diesen Irrthum veranlasst, glaubte L. Agassi z in l>oriis Crurndili den Repräsentanten einer eigenen
<iattung zu sehen, wehdie er t'entrorhir nannte (siehe Spix und Agassiz, Selecta genera et species
l'/seiuih Bras. )>. 14, Note 1).
In neueier Zeit (1865) beschrieli \. üumeril eine Taeuiiirfi-Avt aus dem Magdalenen-Strome, 7'. Mag-
dale/iae, welche S. W. (J arm an in Cambridge für identisch mit Postinoca HumhoUltii Houl. (aus dem Meta-
Flusse), Taetnura d' Orhiguyi Cast. und Trygou hystrix Müll, i^ Henle etc. hält (s. S. W. Garman, Oii
the Pelvis and external sexual Orgnns dl' Selachians etc., Proc. Bost. Soc. of Nat. Hist. Vol. XIX, 1877, p. 210).
l-'((stiiiac(i Humboldtii \\i)\\\. mag \ iclicicht \(iu l'rygon hysirij- M. H. specitisch nicht verschieden sein, ist
jedoch so ungenau besclirieben und obertliiclilich abgel)ildct, dass icii es für v(dlk(inunen gerechtfertigt halte,
die von J. Müller und Heule vorges(ddagene Bezeichnung nicht aufzugeben , zumal das üriginalexemplar
zu Koulin's Abhandlung nicht meiir vdrzutinden ist. Von Taevivm hystrix aber unterscheidet sich Taenium
Mugdnteiiae A. Dum. nicht nur in der Foi'in des K'unii)fes, sondern auch in der (icstalt der Mundspalte und
in der Bcscliuppungsweise so bedeutend, dass man dieselben nicht etwa als Localvarietäten einer einzigen
.^rt betrachten kann.
In den .lahren 1876 und 1S77 erwarb ich eine bedeutende Sunnnlung von mehr als 20Ö Fischen aus der
grossen, sceartig ausgebreiteten Cienega , welche der .MagdalenenStrom mit einem seiner östliidi gelegenen
Hau))tarme kurz vor seiner Mündung in das Meer bildet. Diese Sammlung enthält 45 Arten, von denen .'!()
ausschliesslich dem Süsswasser angehören, die übrigen 15 Arten aber dem .Meere und der Brackwasserregion
eigentlnnnli(di sind, und sich daher nur in Jenem Tlieilc der Cienega aufhalten, der zunächst der Meeres-
mündung liegt und zur Flulhzeit Meerwasser anfniunnt. Von diesen HU .\rten halte ich 16 — 17 für noch
unlii schrieben, und diese, sowie eiuii;c andere, iiislior noidi nicht "(miiiu iinIci-sMclileii .\r'en sollen aust'ülirlich
in flieser Aliliaiuliiin;;' gcsciiildort werden. Die Mclirzjilil iler einzeliioii Arten kdinite ieli in vielen i"Aeni|ii;iren
untersnclien, welelic mit wenigen Ausnahmen von mir als (ieseiienl< der ielitliy(d()i;iseiien Alitiiciinng des
k. Ic. /,(i()liii;iselien iloC-iMnsenms iilierj^elien wnrden.
Mul.rlasso TELEOSTEI.
Farn. PEKCIDAE Cuv.
Gatt. CKNTROPOMITS Cnv. (Lac).
*1. Centfoponms nmlermialis sp., l51ocli, \'nill,, Wnc. {—-. (j. nppejKUcnldtiis Poey).
D. 7-8 -j^. A. .'5^;. L. lat. (58-72 (-f-c. 30 anf der Cand.j. L. tr. ~r~.
Von dieser .Art liefen uns melirere, 25—40"" lanije Exemplare ans der Cienesa /.nnäclist der Dorlseliaff
Cainian vor.
Die Leibeshülle nimmt mit dem ,\lter im Veriiiiltnisse zni' Körperiiinge nielit bedeuteiul ab, nnd ist
e. 4 — 4*/.mal in der Kiii'perliinge oder e. f) — 5^/.mal in der Ttitaliänge enthalten, während das Verhältniss
der Augenläiige znr Kopflänge äusserst variabel ist. Bei jungen Indiviiluen von 2.') — .HO"" Länge ist der
Augendianieter nämlicdi ö'/,,- (Jmal, bei alten V((n4.'i"" Länge aber e. 7V-,i>'iil. die Sehnaii/.enläiige bei ersteren
nahezu .'5mal, bei letzteren 4ina] in der Kopflänge enthalten.
Am Winkel iler V'ordeckelleiste liegt in der Regel nur 1 staehelartiger Zahn, seltener kommen tieren
2 kürzere vor, und nur bei einem Exemplare unserer Sammlung ist der ganze Hand der N'ordeekelleiste voll
kommen zahnlos.
Die erste Dorsale enthält in tier l{egel !"!, selten 7 St.-ieheln.
Der 2. Analstaeliel ist stets länger als der ."i. , doch überragt zuweilen letzterer den 2. nach unten. Der
1. Gliederstrahl der Anale übertrifft stets den vorangeiienden Stachel an Länge.
Die Seitenlinie durchbohrt 69 — 72 Schuppen am Kampfe und überdies noch c. '60 auf der (Jaudale. Die
Schwinnnblase endigt liei sämmtli<dieu von mir untersucliten Individuen nach vorne in 2 kurze Hörner, welche
sich nach hinten umbiegen.
('. utiderima//'" erstreckt siidi im atlaiitisidien Ocean von den Küsten Fliu'ida's liis Rio Janeiro und im
stillen Ocean von tiem (iolt \on ( alifoiiiieii mindestens bis Callao.
*2. Cenfropomus ensifenis l'oey [==>'. affini'n Steind.).
, 5'/,- 7
D. 8/-^. k.?>/(S~-l. L. lat. 47 -.'')0 (bis z. Caud.). !'• I''- J^"
Die Leibesliöbe ist bei dieser Art unabhängig von dem Alter ziendich variabel und i!"/.! — 4' .jinal , die
Kopflänge bis zur .Spitze des häutigen Operkellappens 2*/. — 2'/jnial in der Körperläugc, der .\ugendiameter
))ei jungen Individuen ö'/.nial, bei alten e. 7mal, die Selinauzenlänge 4'/j — 4m;il. die Stii'uin-eite 8'/^- ü'/^mal
in der Ko])flänge enthalten.
Das hintere abgestutzte Ende des (Iberkiefers fällt bei geschlossenem Munde in verticaler Richtung etw.as
vor die Augenraitte.
Der 2. äusserst kräftige und schwacli gebogene .\nalstachel ist stets bedeutend länger als der ;). , reicht
liei jungen Individuen zurückgelegt nnt seiner äussersten .Spitze in verticaler Ricditung in der Regel noch
I Alle mit i'iiieiii Sterne lie/eicliiieteii Alten y'elK'iieii iler Hr.U'tiWusserri'Hleii di'i' ('ieiief^il :iu.
22 rraiiz Stoinihn-inioi'.
iiliPi' (li(^ Basis der Oaudalstrahlcii iiiiiaiis, bei alten Kxein|ilarpii ;ieiiaii liis zu dieser. Bei jiiujueii Kxem|ilareii
Ubertritit die liäiige dieses .Staeliels eiu wenij;- tue grosste liiinipfhöhe. bei .alten steht sie letzterer etwas nach.
Seitenlinie oline schwarzen Längsstrich.
'3. Ceutraponiits pedimacula Poey (= C Cuvieri Boe., Vaill.).
n. 8/^. A. :-5/7 — 8. L. lat. 49—50 (bis z. Oand-V L. tr.
9—10
14 — 15
Die Körpergestalt ist stark coniprimirt, der '2. Analstaeliel sehr lang, nicht g<'kri'nnnil und stets etwas
kurzer als der \iel schlankere 3. Stachel.
Die Kopflänge ist 2*/. — 2-7gniMl. die Kunipt'höhe nahezu 4nial in der Ivörperlänge, der Augeiniiaineter
c. önial, die Schnaiizenlänge 4— H^/ginai in der Kopflänge enthalten.
Der Kopf spitzt sieh naeh vorne stark zu. der Interkiefer überragt stets bedeutend den Zwischeiikiefer;
die obere Kopflänge ist coneav.
Zwei kurze Stacheln liegen am Winkel dei' Vordeckelleiste. Der untere schwach gebogene Rand des
Vordeckels trägt gröbere (stumpfe) Zähne als der fast vertical gestellte, schwach concave hintere Uand. Von
den beiden grossen Stacheln am Winkel des Vordeckels ist der obere der längere, (i 8 Zähne in der hin-
teren Hälfte des unteren Randes am ersten vordersten Augenrandknochen.
Das hintere Ende des Oberkiefers fällt ni(dit weit hinter den vorderen Angenrand zurück. Bei jüngeren
Individuen reicht die Spitze der beiden letzten Analstacheln noch beträchtlich über den Beginn der Schwanz-
flosse zurück, bei alten Exemplaren kaiim bis zu dieser; bei ersteren ist der 2. Aüalstachel eben so lang wie
der Abstand der Kinnspitze von dem hinteren Knde des Kiemendeckels, bei letzteren kaum länger als der
Kopf zwischen dem hinteren Rande des Vordeckels und der Spitze des Unteikiefers.
Auch die Höhe iles dritten Dorsalstaehels variirt im Verhältnisse zur Kopflänge unabhängig von dem
Alter, und ist bei einem Exemplare von o2'"' Länge P/.mal, bei einem zweiten von 28'°' Länge mehr als 1*/,—
(fast) 2mal , und bei einem dritten von c. 19"" Länge P/gmal in der Kopflänge enthalten.
Der schwärzliehe Fleck zunächst dem hinteren Ende der Ventrale wird durch dicht aneinander gehäufte
Pünktchen gebildet und tritt hauptsächlich bei jungen Individuen selir scharf abgegrenzt hervor, da bei
diesen der grössere vordere Theil der Flosse eine röthliehgelbe Grundfarbe zeigt. Bei alten Individuen nimmt
häufig die Ventrale eine schmutzige dunkel gelblichbraune oder gelblichgraue Färbung an und es treten dann
die nur wenig dunkleren Pünktchen am P^nde der Flossen nicht mehr so deutlich hervor.
Die Seitenlinie durchbohrt bis zum Beginn der mittleren Caudalstrahlen 49 — 5(> Schuppen, zieht sieh
aber bis zum hinteren Ende der Flosse noch über mehr als 26 Schuppen hin.
Die Caudale, Anale, 2. Dorsale und die Unterseite der Ventralen ist bei frischen, wohlerhaltenen Indi-
viduen vollkommen überschuppt, doch fallen diese Schuppen bei länger in Weingeist aufbewahrten Exem-
plaren, insbesondere auf der 2. Dorsale, der Anale und Ventrale, häufig gänzlich ab.
Das Wiener Museum besitzt Exemplare dieser Art von C'uba, Panama, Chiapani, von der Mündung des
Magdaleuen-Stromes. Pernainbuco und Rio Janeiro.
Kam. SCIAKMDAE Cuv.
Gatt. SCIAENA Cuv. ^= Pseudosciaena Blkr.).
4. Hciaeua Maffdalenoe n. sp. (an Sc fiurinmnfiisia Blkr. adnlt.?).
('bar.: Kör|)ergestalt verlängert. Vorderrücken insbesondere i)ei alten Indixiduen stark gebogen, convex.
Leil)eshöhe liei jüngeren Individuen e. 3'/^ — 'd'^/.msX, bei alten c. 3mal. Koi)flänge 3' . — 3',.,iiial in der
Köri)erläuge. Augendiameter ö'/g — ö'V-inal hei jungen, ü»/^~7mal bei alten Exemplaren, Sehnauzen-
läuge unbedeutend mehr als 4— 4'/2mal, Stirnbreite ö'/ä — t)*/.,»'»', Länge der Mundspalte c. -h^—
mehr als 2'/^mal in der Kopflänge enthalten. Mundspalte lang, eudständig, nach vorne ansteigend.
Zur Ft.sch- i'iiiiiiu rlea M(/gduIe)ie)i-S//iniiis. 23
(';iM(l;ile rliomliciit'iinuii;'. 41) — äO i>Tosst' Sr-Iui)i|ieii von der Seitenlinie (iiiiclilKiln I und vmi kleinen
Scliii|iiien \(iilst;inili^- überdeckt; e. 10.") Selinpiien in einer Liinf;srei he /.uniielist iilier der Seitenlinie:
eine selMn.-iie SoliLi])]icnliindc län.ns der Hiisis des g'iiederstraidiiien 'l'lieiles der I)oi-s;dc und liinfi,'s der
g;in/.en Anale. Zweiter An;ilst:icliel ;intt'aih'nd st;irk. breit iiinl sfibeltiirnii^- gelio.u'cn. In de)' Üe^ei ein
^icinvinzer Fleek an der rectdraiaidisel. I'seudobranchien vorlianden.
lt. lO/^j^g... A. i'/ti. 1'. 17. S(|. I. Int. 49-50 (liis /.nni Hej;inn d. Cand.i,
B es eil re ibn ng.
Vor dem Beginne der zweiten Dorsale nimmt der Riinipi sehr rasch an Höhe ab, so dass die geringste
Leibeshöhe am .Schwanzstiel nnmiitelbar hinter dem Ende der Rückenflosse bei F-xeniplaren von 28"" Total-
länge c. 31/jnial, bei grossen Indi\idnen von 53"° Länge 4mal in der grössten Rnmpfhölie enthalten ist.
Die obere Kopflinie erhebt sich steiler znni Hinterhaupte als die kurze Nackenlinie bis znin Beginne der
Dorsale, und ist au der Schnauze und am llinterhanpte gewiill)t, zwischen beiden aber, insbesondere hei
alten Individuen, concav.
Die .Schnauze ist vorne abgestumptt und überragt nicht mit ihrem vfirtleren , ziendich Indien Aldalle die
gleich weit nach vorne reichenden Kiefer. Em wenig hinter und unter der Kiemenspitze liegt eine seichte
Grube, in deren Grund 2 kleine Poren münden.
Im Zwischenkiefer sind die Zähne der Aussenreihe, im Unterkiefer die der Innenreihe verhältnissmässig
bedeutend länger und stärker als die übrigen sehr kleinen Spitzzähnc, mit der Sjdtze hakenförmig nach innen
gebogen und durch kleine Zwischenräume vdii einander getrennt.
Das hintere Ende des Oberkiefers fällt bei geschlossenem Munde in verticaler Richtung beiläufig um
einen halben Augendiameter hinter das Auge, und die Länge desselben erreicht nicht ganz die Hälfte der
Kopflänge. Die Lippen uml der Oberkiefer, sowie der Zwischendeckel sind schuppenlos, die Wangengegend
aber ist vtdlständig unregelmässig beschuppt und grubig.
Das Auge ist etwas schief gestellt und oval. Der längere Augendiameter steht der Schnauze stets ein
wenig an Länge nach, während die Stirnbreile bei jungen Individuen etwas geringer, bei alten aber ein
wenig grösser als eine Augenlänge ist. Die Stirn i.st querüber massig gewölbt und wie die Schnauze ganz
überschnppt.
Der hintere lange Rand des Vordeckels ist schief gestellt, nach hinten und unten geneigt, und nur sehr
schwacli gebogen; der hintere Winkel desselben ist gerundet und der untere kürzere Rand stärker gebogen
als der hintere. Die Randleiste des Vordeckels läuft nicht vollkommen parallel zu den Ireien Bändern des-
selben Knochens; der Raum zwischen beiden ist grubig und wie die Wangen vollständig beschuppt. Die äus-
serst zarten Zähnchen an den Rändern des Vordeckels verschwinden im höheren Alter spurlos.
Der Kiemendeckel endigt in zwei zarte kurze Spitzen, die durch eine seichte Einbuchtung von einander
getrennt sind; die untere Spitze reicht etwas weiter nach hinten zurück, als die obere. Das obere (hintere)
häutige Endstück des Unterdeckels überra.gt nicht unbeträchtlich das äusserste hintere Ende des Kienien-
deckels.
Der bogenförmig gerundete freie Rand der Suprascapula trägt zarte Zähnchen.
Die Dorsalstacheln sind zart, schlank: der erste derselben ist sehr kurz, der i5. oder 4. höchste Stachel
c. 2*^.^mal in der Kopflänge enthalten, und der letzte (lU.) nicht ganz so lang wie das Auge.
Eine tiefe Einbuiditung trennt die stachelige Dorsale von dem viel längeren gliederstrahligen Theile.
dessen erster einziger Stachel c. V,^mii\ so hoch wie der letzte Stachel der 1. Dorsale ist und mit diesem
durch die Flossenhant in Verbindung steht. Der 2. oder iJ. höchste Gliederstrahl der 2. Dorsale erreicht
c. Vj bis fast nur V., der Kopflänge und der letzte Strahl l'/s-l'j Augenlängen.
Die Länge der Pectorale sieht der Kopflänge nach, und zwar bei jungen Individuen c. um l\/.. — l',\, bei
alten um c. 1- „ .\ugenlängen. Die Spitze der Brusttiossen überragt ein wenig die der Ventralen.
21 Fr an 2 Steind acli iitr.
Die Länge der Baiichflossen ist bei jitugereii Individuen I' j— 1* a\\s\\. bei alten 1-' ^nia! in der Ku|iiiängc
enthalten, und die Spitze derselben reicht uielit bis zur Analgrube zurück; bei alten Individuen beträgt die
Entfernung zwischen beiden mehr als '2 Augeniängen, bei jungen c. V.-,— V3 ^^"^^^ Augendiaiueters.
Der zweite stark CDinpriniirte Aualstachel ist durch seine Länge und Stärke insbesondere ausgezeichnet,
doch stets mehr oder minder bedeutend kürzer als der folgende Gliederstrahl. Bei jungen Individuen ist die
Länge des 2. Analstacliels l^mal, bei alten etwas mehr als 2nial in der Kopflänge enthalten: seine Breite
gleicht bei ersteren.* ., bei letzteren der Hälfte einei' Augenlänge. Bei alten Individuen nimmt somit der
2. Analstachel nicht unbedeutend an Stärke zu, nicht aber auch in gleichem Verhältnisse an Länge. Die
Taudale ist rbombenförmig, bei jungen Individuen nach hinten viel stärker zugespitzt und verlängert, als bei
alten; bei ersteren erreicht die Caudallänge nahezu eine Kopflänge oder ■ ,, der Körperlänge, bei letzteren
ist sie 1' ,3— P -mal in der Kopflänge oder 4' ^—■i:^/^ma\ in der Körperlänge enthalten.
Die Seitenlinie senkt sich in der vorderen etwas kiirzcien Kunipfhälfte unter schwacher Bogenkrümmung
allmälig nach hinten, läuft dann in der hinteren Rumpfhälfte vollkonnnen horizontal fast längs der Mitte der
Körperhöhe hin und zieht sich auf der ('audale bis zur äussersten Spitze des mittleren längsten Strahles
fort. Die längs der Seitenlinie gelegenen Schuppen sind viel grösser als die übrigen ; der Seitencanal durch-
bohrt daiier am Rumpfe nur 4"J — 50 Schuppen, während unmittelbar über der Seitenlinie c. 103 Schuppen in
einer l^ängsreihe liegen. Auf der Candale selbst mündet die Seitenlinie zwischen den zwei längsten mittleren
Caudalstrahleu in mehr als 40 Schuppen.
Die '2. Dorsale und die Anale sind nur an und zunächst der Basis mit kleinen Schuppen bedeckt, wäh-
rend die Caudale bis zum hinteren Strahlenrande vollständig überschuppt ist; doch fallen die Schui»pen gegen
die Spitze der Caudalsirahlen zu bei Weingeistexeuiplaren leicht ab.
Sämmtliche Schuppen sind an der Aussenfiäche zart der Länge nach gestreift und am freien Bande dicht,
fein gezähnt. Die grossen, von der Seitenlinie durchbohrten Kumpfschuppcn sind so vollständig von kleinen
Schuppen überdeckt, dass man die Zahl der ersteren erst nach Hinvvegnahme der letzteren genau ermitteln
kann. Auf dem abgebildeten Exemplare wurden die kleineren Scluijipen zunächst dem hinteren Bandt^ der
grossen Schuppen der Seitenlinie abgelöst (bei frischen, wohl erhaltenen Exemplaren sind die Schuppen der
Seitenlinie äusserlich in ihren Uun'issen nicht sichtbar).
Die übrigen Körpcrschuppen sind grösstenthcils nur an der Basis des freiliegenden Feldes mit kleinen
Schüppchen belegt.
Auf (irund dieser Dojipelbeschuppung glaubte ich früher Sciue/m s<iuumosissima Heck. (= Johniits
amu::oiucus V ilf^t. = tSciaoia aina~onica Gthr., Pet. = t/o/(«. crouvina Gast. = <S'c. crouvina Gthr. ) und
^ciaena aui-ata Gast., (Uhr. generiscii von den übrigen 6W«e««- Arten trennen zu müssen und schlug für die-
selben den Gattungsnamen Diplvlepis vor.'
Der Rumpf l)is zur Seitenlinie herab ist silbergrau mit bläulichem Metallschimmer, die untere Korper-
hälfte silberweiss oder gell)lich; die grössere (d)ere Hälfte der 2. Dorsale und die ganze Gaudale sind dicht
mit dunkelgrauen Funkten übersäet*; auf der I. Dorsale liegen die dunklen Punkte zunächst dem oberen
gerundeten Rande der Flosse am dichtesten. Die Anale, Ventrale und Pectorale sind gelblich. Ein stark ver-
schwommener, grosser, dunkelgrauer Fleck liegt am Kiemendeckel. Der Fleck an der Pectoralachsel und an
der \'orderseite der Flossenhasis ist, wenn vorhanden, scharf abgegrenzt und fast schwärzlich.
Die schief gestellte lange Scliwimmblase reicht von der Gegend des oberen Endes der Kiemenspalte bis
Basisgegend des L Analstaehels; sie ist vorne breit abgestumpft und spitzt sich nach hinten nach Art eines
Hornes zu.
I Stoi iidauhiiur, Hoitriigc /,m- K(:iiiiliiiss dur .Sciaeuoick'u Brasilicus utc, .Sit/,iiiig.slHT. d. kais. Aitad. d. VVisscnscIi.
Hd. XI, VIII, Jahrg. 1863.
■-' \'ii'lUMcht rcidini \w\ Iriscluui liidi\idiii'ii die .Schuppi'n auf der 2. Dorsale vuu der Basis bis ziiiii Beginne des dunkel
imnktiitt'n l'heiles der Klosse,
Zar Fisch- Faima des Magdalenen-^dovics. 25
Zunäclist VL'iwiiiult mit Sciaeiat Magdalenae ist ISciaeua aurata Gast, ans (icni Ania/.onenstntnic und ins-
besondere 8c. (l'seudosciaena) surinamensis Blkr. (Arch. neerl. des Sciene. exact. et natur. T. VIII, p. 458)
ans Surinam. Vielleicht fällt Sc. Magdalenae mit S. surinamensis zusammen.
Totallänjie der beschriebenen Exemplare 27—54™.
Gatt. CORVINA Cuv. (= Johnius Bl., Blkr.).
*5. CorHna (Homopi'ioitJ avutlrostrls Steind.
Ich beschrieb diese Art in dem 3. Hefte der ichthyologischen Beiträge (Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss.
Bd. LXXII, Abth. I, Juni-Heft, 1875, p. 28 d. Separntabdr. Taf. IV) nach Exemplaren aus der Bucht von
Panama. Das im Magdalenen-Strome bei der Durfschaft Caiman gefangene Individuum ist etwas mehr als
16"" lang und zeigt eine etwas stärker gerundete und ein wenig kürzere Schnauze, sowie ein uid)edeutend
kleineres Ange als die Exemplare von Panama; die Schnauzeulänge ist nändich nicht genau oder naliezu
4mal, sondern c. 4'/2nial, der Augendiameter c. 4'/jmal in der Kopflänge enthalten. 2—3 grössere stacbel-
artige Zähne liegen am Winkel des Vordeckels. Der 2. Analstacliel ist etwas mehr als lVV":il i» 'l^-r Kopf-
länge enthalten, oder unbedeutend länger als der Kopf mit Ausschluss der Schnauze.
Der Seitencanal erstreckt sich bis zum hinteren Rande der Caudale und durchbohrt c. 5U— 52 Schuppen
am Rumpfe und c. 44 — 45 auf der Schwanzflosse. 7 — 8 Schuppen liegen zwischen der Seitenlinie und dem
1. kurzen Dorsalstachel.
Sämmtiiche Körperschuppcn sind am freien Rande diciit gezähnt, nur die Schuppen auf den Wangen
sind glattrandig.
D. 10/5^. A. 2/8. V. 1/5. P. 18. L. \. 50-52 (bis z. Oaud.). L. tr. ^r~.
lü— 12
Farn. TRICHIUIUDAE Gthr.
Gatt. TRICHIURUS Lin.
*(). TrlchinruH leptin'iiti Lin.
Bei einem Exemplare von 137-5"" Länge ist die Kopflänge fast 7nial, die Leibeshöhe nahezu l^'^^nial in
der Totallänge, der Augendiameter ö'/^raal in der Kopflänge oder ein wenig mein- als 2mal in der Schnauzen-
länge, die Stirnbreite c. 7'/jmal in der Kopflänge enthalten.
FaiB. GEKKIDAE Gthr.
Gatt. GERRES Cuv., Gthr. (= Diapterus Ranz., Blkr.).
*7. Get'ves Plumierl C, V.
Mehrere Exemplare aus der Mündung des Stromes, bei der Dorfschaft Caiman, im Brackwasser.
*8. Gerres zebra Müll., Trosch.
Mit dieser Art fällt Gei-res sijuamiiiinnis Gthr. zusammen; bei den im britischen Museum aufbewahrten
entfärbten Exemplaren zeigen sicii noch deutliche Spuren der dunklen verticalen Rumpfbinden, die übrigens
auch bei frischen Individuen nicht scharf abgegrenzt sind, und im höheren Alter vollständig verschwinden.
*9. Gerres rhombeux C, V.
Bei dem einzigen, aus dem Magdalenen-Strome zunächst der Mündung stammenden Exemplare unserer
Sammlung ist die Körperhöhe ein wenig geringer als bei den übrigen zahlreichen Exemplaren, welche das
Wiener Museum \ün der Ost- und Westküste Central-Amerika's besitzt. Die Körperhöhe ist nämlich 2'/5mal
in der Körperlänge enthalten ; die Nackenlinie zeigt eine stärkere Bogenkrümmung und steigt zugleich
rascher an, als bei gleich grossen Exemplaren von anderen Fundorten.
Deuktorhriftcii der mftthem.-naturw. CI. XXXIX. Bd. 4
26 Franr: bt i indaclnier.
Fam. MUC ILJ J)AE Ml kr.
Gatt. MIGIL Artcdi.
*10. 3L(iyil hra.sillen.sis Ai;asy.
Sehr gcnieiii im Ürackvva.sser an der Mündniiy des Magdaleiien-Stioiiies.
*11. lIiKjil inciliti Gthr.
Syii. Miigil incilis Il;iiic'..
„ Uilutherl Stcind., kliüiyol. Notizen (Sit/.ungsl». d. kais. Akml. d. Wiss. Bd. XLIX, ^'(■lll■. l,S64i nee Gilt.
„ imulis (Jtln-., Fisii. ot' llic States of C'entr. Aineric:i, Transact. of the Zoiilog. Soc. oi' London, IS69, Vol. VI,
p. 413.
Obwohl ieh diese Art ziier.st und zwar im Februar des Jahres 1864 1. c. beschrieben habe, su ist
doch der von mir v(irj;cschlai;i'ne Arlnainc zn beseitigen, da Prof. Gili einige Monate Iriiher eine amiere
ilu<jä-\rt gieiclifalls Mu.tjil UUntheri benannte (^sieiie Proc. of the Aead. of Philadelpiiia, Jahrg. IH(3o,
p. 169).
Ob die von nur als Mwji'l Giintkert oder von Dr. G ü n t ii er als Mufjil incilis beschriebene Art mit Ma<jil
incilis Haue. (London Qunterly Journal, Jan. to June, 1830, ]>. 12i() identisch sei oder nicht, wird sicii nach
Dr. Hancock's Abhandlung über die „Mullets of Gniana etc." kaum mit Sicherheit ermitteln lassen, da der
Verfasser für Mwjil incilis keine anderen Merkmale angibt, als dass diese Art kleinere Schuppen besitzt, als
der sogenannte Queriman (Mugil liza) und 12 Strahlen in der Anale.
Mugil incilis Gthr. ist an der Westküste Amerika's ebenso häufig und nicht minder weit verbreitet, als
Mugil hrasiliensis Agass. und Mugil liza C, V. und kommt auch an der Ostküste von Central-,4merika (bei
f'hiapam) vor. Wie letztere Arten, steigt M. incilis in die Ströme ziemlich weit hinauf; wir untersuchten
Exemjdare aus dem Magdalenen-Strome, von St. Domingo, Denierara, Maranhäo, ferner von Parä, Cameta,
Porto do Moz (Amazonen Strom), endlich Bahia, San Matheos und von Chiapam.
Die Zahl der Schuppen zwischen dem oberen Ende der Kienienspalte und der Basis der Caudale
scliwankt bei dieser Art viel bedeutender als bei den meisten übrigen Arten der Gattung il/wr/*'/. Bei der Mehr-
zahl der von mir untersuchten Exemplare liegen daselbst 46 — 48, nur selten 41 — 44 Schuppen. Die Anale,
Caudale, die 2. Dorsale, die Unterseite der Ventrale und die Aussenseite der Pectorale sind vollständig
beschuppt. Während bei jungen Individuen die beiden Unterkieferäste an der Symph^^se unter einem spitzen
Winkel zusammentretfen, bilden sie bei älteren Individuen von 26—29"° Länge häufig einen stumpfen Winkel,
der sich jedoch einem rechten stark nähert.
Bei jungen Individuen von 14—18'" Länge ist die Leibeshöhe der Kopflänge gleich und genau oder nur
unbedeutend mehr als 4mal, bei alten dagegen 43/^— 4mal nnd die Kopflänge 4 — 4y5mal in der Körperlänge
enthalten. 14'/2— 15 Schuppen liegen zwischen der Bauch- und Rückenliiiie in der grössten Ruinpfhöhe.
*12. Mugil li»a C V.
Von dieser Art finden sich in den Museen von Wien und ('ambridge (Mass.) Exemplare aus dem Magda-
lenen-Strome, von Carthagena, Cannavicrias, Victoria, Rio Janeiro, Rio grande do Sul, Maldonado, Monte-
video und von Puerto San Antonio (Patagonien) vor, während an der Ostküste Südamerika's Mugil Rnmmels-
hergii Tuch, von Süd-Californien bis Chile an die Stelle des Mugil liza tritt.
Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass die von Prof. Gill unter dem Namen Mugil Gä?itkeri hescbrlc-
benc Art mit M. Bammelsbet-gii T seh. , nicht aber mit M. brasilie7isis Ag., wie Günther vermuthet, iden-
tisch sei, da bei M. liammelshergii die 2. Dorsale und die Anale schuppenlos sind und nicht selten, insbe-
sondere bei jüngeren Individuen nur .■58 — 29 Scliiippen in einer Längsreihe am Rumpfe liegen.
Zur Fisch- l-'(t,ima de.s Magdaleneu-l^trnriies. ^7
Fain. GH KOMI DES Joh. Müll.
Gatt. ACARA Heck.
13. Acara coeruleo-pmictata Kn., Steine!., var. Idtifroits,
f'liar. : Zwei oder ilrei Sclmppenreihen auf den Wangen. Schnauze seiir kurz, rascli ahfallend; Stirne anffal-
l.nd breit; Auge ziendicli gross. Olivengrün, ein scliwarzbrauner Sireif vom liinteren Tlieiie des unteren
Augenrandes zum Winkel des Vordeckels ziehend. Ein schwarzer Fleck am Rumpfe, fast in der Längen-
mitte desselben und zugleich unter dem vorderen (oberen) Aste der Seitenlinie gelegen; dunklere Quer-
l)inden am Rumpfe zahlreich, verschwommen. Ein schwärzlicher Längsstrich oder Querfleck an der Basis
der einzelnen Rumpfscliu])pen. 2—272 Schuppenreihen zwischen der Basis des L Üorsalstachels und
dem Beginne der Seitenlinie. 14—15 Schuppen am oberen vorderen, 8—9 am hinteren unteren Aste der
Seitenlinie. Dorsale mit 14, Anale mit 3 Stacheln.
lt. 14/9. A. ?> . 8. L. lat. 2;'» (zwischen der Kiemenspalte und der Basis der mittleren Caudalstrahlcu in einer
horizontalen Reihe). L. tr. lU — 1"'/2-
Beschreibung.
Die Körpergestalt dieser Abart ist hoch, gegen den Schwanz zu stark comprimirt. Die grösste Leibes-
höhe i.st bei einem Exemplare von 7'/j'" Länge (mit Einschlu.ss der Caudale) etwas mehr als 2nial (2'/gmaI),
die Kopflänge etwas mehr als 'l\^n\a.\ in der Körperläuge (d. i. Totallänge mit Ausschluss der Caudale),
der Augendiameter omal, die Stirnbreite 273nial, die grösste Kopf breite c. \'y.^m&\, die Schnauzenhöhe (vom
vorderen Augenwinkel zur Mitte des Zwischenkiefers) Ö^^nial in der Kopflänge enthalten. Bei noch kleineren
Individuen aber ist die Stirnbreite der Augenlänge gleich oder unbedeutend geringer als letztere, und die
Sehnauzenhöhe 4mal in der Kopflänge enthalten. Die obere Kopflinie erhebt sich sehr rasch vom vorderen
Kopleude nach oben und ist .stärker gekrümmt als die Rückenlinie.
Die Mundspalte ist liurz, die Mundwinkel fallen in verticalcr Richtung unter den vorderen Augenrand.
Die Stirne zeichnet sich durch ilire bedeutende Breite aus, und ist querüber vollkommen flach und in der vor-
deren Hälfte (wie die ganze Schnauze) scliuppenlos. Die Schnauze fällt steil nach unten ab und ist daher
verhältnissmässig kürzer als bei den aus Panama stammenden typischen E.Kcmplaren von A. coeruleo-punc-
tata. Bei letzteren bildet die vorgezogene Schnauze mit dem unteren Rande des Unterkiefers einen spitzen,
bei den Exemplaren aus der Cieuega des Magdalenen-Stromes aber einen rechten Winkel. Hiezu konnnt noch
als weiteres llnterscheidungsmerkmal, dass zwischen der Seitenlinie und der Basis des Ventralstacliels nur
7 Schuppen in einer Reihe liegen (bei Exemplaren von Panama 8 — 9).
Auf den ziemlich hohen Wangen liegen die Schuppen (unabhängig von der Grösse der Exem-
plare) in 2 oder 3 Reihen, das Randstück des Vordeckels ist scliuppenlos; die übrigen Deckelstücke sind
beschuppt, doch fallen die Schuppen am Deckel sehr leicht ab. Der hintere Rand des Vordeckels ist vcrtical
gestellt, und trifit unter einem rechten Winkel, dessen Spitze stark gerundet ist, mit dem unteren Rande
zusannneu.
Der vorderste grösste Knochen des Augenringes ist etwas länger als hoch; seine Höhe ist c. 1 ' ..mal,
seine Länge c. l'/^mal in der Länge des Auges enthalten.
Die Stacheln der Dorsale nehmen vom 1. bis zum ;». rascher an Höhe zu, als von diesem zum letzten,
14. Stachel. Die grösste Höhe des stacheligen Theiles der Dorsale am letzten Stachel kommt der Hälfte der
Kopflänge gleich. Der gliederstrahlige Theil dfirsellien Flosse ist am 4. und 5. Strahle am höchsten, und an
diesen bei Männchen nur um die Hälfte eines .'^ugendiameters kürzer als der Kopf. Der längste 3. Anal-
stachel erreicht nahezu 1 'j Augenlängen und der 4. längste Gliederstrahl ist ein wenig höher als der ent-
sprechende der Dorsale.
Die Pectorale ist stark entwickelt, ein wenig länger als der Kopf und füllt. Iiori/.ontal zurückgelegt, mit
ihrer Spitze über die Basis des 1. Gliederstrahles der Anale zurück.
4*
■^S Franz Steivfhichner.
Die ziiges])it/te Ventrale stellt der Kmifliinge c um einen halben Auj;en(liametei- naeli und reielit bis zur
Basis des 2. oder 3. Analstaeliels.
Die Caiidale ist am iiinteren Eande gerundet, bei den drei kleineren Exemplaren unserer Sammlung
nahezu so lang wie der Kopf, bei dem grösseren aber abnormer Weise viel scLwäclier entwickelt, verktinnnert
und nur '"/. des Kopfes an Länge gleich.
Die 7 — 8 Querbinden des Rumpfes sind stark verschwommen, am Rücken viel breiter als die sie
trennenden Zwischenräume und nehmen gegen die letzten Querbinden sehr rasch an Breite ab.
Der grosse, dunkle, nicht scharf abgegrenzte Seitenfleck liegt unter dem 10.— 12. Dorsalstachel, und
zwar auf der 3. und 4. horizontalen Schuppenreihe (von der Basis der Dorsale herab gezählt) des Rumpfes.
Auf der Oaudale bilden die dunkeln Flecken mehrere verticale, auf dem stacheligen Theile der Dorsale zwei
regelmässige Längsreilien ; auf den Gliedersirahlen der Dorsale und Anale liegen sie in 5 — 7 gebogenen
Reihen. Die Schuppen sind regelmässig gelagert; durch die an der Basis derselben hinlaufenden Längsstriche
(in der obenan Rumpfbälfte) oder Querflecken (in der unteren Hälfte der Körperseiten) erscheint der Rumpf
wie mit zahlreichen, horizontalen, dunkleren Streifen und schmalen Binden geziert. 1 — "_' himmelblane Lüngs-
streifen unter dem Auge und einzelne blaue Flecken am Rumpfe.
Ein Caudalfleck fehlt.
Meines Erachtens lassen sich die hier beschriebenen Exemplare nicht specifisch von A. coeruleo-punctata
trennen, sondern gehören unreiner degenerirten Abart derselben an, die stehenden unreinen Gewässern
eigenthiimlich sein dürfte. (Die Zahl d.er Dorsalstacheln variirt übrigens bei A. coeruleo-pnncUita zwischen
13- If).)
Gatt. PETENIA Gthr.
14. Petenia Kraussii n. sp.
Char.: Körper stark coniprimirt; Kopf zugespitzt , c. 2'/2— 2-y-mal, grösste Rnmpfhöhe c. 2'/., — 2y|.mal in
der Körperlänge, Augendiameter bei jüngeren Individuen fast 4nial, bei alten 47-nial, Schnauzenlänge
bei ersteren 3*/.nia], bei letzteren nahezu ."imal, Stirnbreite unbedeutend mehr als 4— S'/gUial in der
Kopflänge enthalten. Unterkiefer massig vors|)ringend, 7—9 Schuppenreihen an den Wangen. Nur
29—30 Sc.hu))pen zwischen der Kiemenspalte und der Basis der Oaudale, 6 — 6'/g Schuppen zwischen
der Basis des ersten Dorsalstachels und der Seitenlinie, 11 — 12 zwischen letzterer und der Basis des
Ventralstachels. 3 — 5 Flecken an den Seiten des Kopfes und Rumpfes, und zwar ein grosser, schwarz-
brauner Fleck am untersten Theile des Kiemendeckels, ein zweiter am Beginne der Seitenlinie, ein
dritter an den Seiten des Rumpfes, fast in der Längenmitte desselben, ein vierter an der Basis der
oberen .Caudalstrahlen und zuweilen ein fünfter kleiner Fleck am oberen Ende des aufsteigenden Astes
des Vordeckels. Rücken grünhchbraun, schmutzig röthlichviolett oder rothbraun; untere grössere Hälfte
der Rumpfseiten röthlichgelb, selten silbergrau. Ein bräunlicher Streif vor und parallel dem hinteren
Rande der meisten Rnmpfschuppeu.
G-6V2
D. 15-lÖ/lO-n. A. 6 8—9. P. 14. V. 15. L. lat. 29-30 (bis zur Caud.'). L. tr. ^T".
11^12
Beschreibung.
Die obere Profillinie des Kopfes steigt ziemlich rasch, ohne bedeutende Krümmung bis zur Spitze des
Hinterhauptes an; die Rückenlinie erhebt sich nur wenig bis zur Basis des 3.-5. Dorsalstachels und ist am
Nacken und längs der (iliederstrahlen der Dorsale etwas stärker gebogen als längs dem bei weitem grös-
seren mittleren Theile der Dorsaltlossenbasis. Die Bauchlinie läuft von dem hinteren Ende des Unterkiefers
bis zum Beginne der Anale in fast horizontaler Richtung hin und erhebt sich im Bogen nach hinten und oben
längs der Basis dieser Flosse. Die geringste Rurnpfliölie am Schwänze gleicht c. ' ., der grössten
Leibeshöhe.
Zur Fis'h-Fanna de.s Magrhdencn-Stromes. -1\)
Der grosse, starke Unterkiefer erliclit sieli nisch nacli vorne, seine Länge erreicht fast c. ■% der Kopf-
längt , (loeh fallen die Mundwinkel bei geschlossenem Munde ein wenig vor den Vonlerrand des Auges. Die
Unterlijijie ist in der Mitte nielit uuterliroclien.
Der JMUge, schmale Oberkiefer ist sehwach gebogen (nach hinten convexj und bei geschlossenem Munde
nur in seiner unteren Längeuhälfte sichtbar, die obere Hälfte desselben wird zum Theile von dem I'raeoeular-
knochen bedeckt. Die Länge des Oberkiefers nimmt mit dem Alter /icMiiicb rast-ii zu, denn bei jinigen Exem-
plaren überfritft sie die Schnauzeidänge c. um '/g des Aiigendiameters , bei alten um eine ganze Augenlänge.
Die beiden Stiele des Zwischenkiefers bewegen sich in einem rinnenförmigen Ilallicannle, der von dem
üben auseinander weichenden Kanuue der Stirne und Scheitelkiidchen gebildet wird; das hintere Knde der
Stiele reiclit bei geschhisseuem Munde genau bis /.um liinteren Kode des mittleren Occipitalknochens. Der mit
Zähnen besetzte Querast jeder Zwischenkieferhälfte ist lialb so lang wie der Stiel desselben.
Die Kieferzähne der Aussenreihe sind hakenfiirmig nach innen gebogen; sie stehen nicht dicht gedrängt
neben einander, nehmen gegen die Mnndwiidicl albnälig an (irösse ab, und sind bedeutend länger und
stärker als die zahlreichen zarten Zähnchen der nach innen folgenden Reihen, die aber zusammen mir eine
sehr sehmale Binde i)ildeii.
Der vordere Augenrandknoehen ist stark geneigt und bildet mit seinem hinteren concaven Rande den
grösseren Theil des vorderen Augeurandes. Der vordere Rand desselben ist gleichfalls concav, und in seine
Einbuchtung legt sich bei geschlossenem Munde die ziemlich wulstige Oberlip|)e au, während der Zwischeu-
kiefer sich, theil weise unter das Praeoculare schiebt. Letztgenannter Knochen gleicht au Länge der Hälfte eines
Augendiameters, und steht an Hübe der Augeulänge ein wenig uach.
Sämmtliche Kiefer, Schnauze, Stirne und das Praeoculare sind schuppenlos; die Stirne ist ziendich breit
und (juerüber massig gebogen.
Der hintere Rand des Vordeckels ist ein wenig nach hinten und unten geneigt, und vor dem gerundeten,
vorspringenden Winkel mehr oder minder schwach eingebuchtet; der untere, sehr kurze Rand des Präoper-
kels ist gebogen. Der Raum zwischen der Vorleiste des Vordeekels und dem hinteren und unteren freien
Rande desselben ist stets schuppenlos; der ganze übrige vordere Theil der Wangen aber trägt zahlreiche,
nicht sehr regelmässig (in Längsreihen) gelagerte Schuppen, von deuen die grössten unmittell)ar vor dem
hinteren, schmalen Randstüeke des Vordeckels und unter dem Auge liegen. Kiemendeckcl, Unter- und
Zwischendeckel sind vollständig überschuppt.
Die Zahl der Kiemenstrahlen beträgt h. Die unteren Schlnndknochen, nur durch eine Naht v(m einaiuler
getrennt, bilden zusammen ein Dreieck, und tragen konische Zähnchen mit gerundeter Spitze, von denen die
der Mittellinie und zugleich dem hinteren Rande zunächst gelegenen am grössten sind, während auf den
oberen Schlundknochen die vorderen am stärksten entwickelt sind.
Die Dorsale beginnt in verticaler Richtung über dem hinteren oberen Ende des Unterdeckels mit einem
kurzen Stachel; die folgenden nehmen bis zum 4. ziemlich rasch, die übrigen bis zum letzten albnälig an
Höhe zu. Der letzte, 15. oder 16., höchste Stachel erreicht nicht ganz eine halbe Kopflänge und ist bedeu-
tend kürzer als der folgende Gliederstrahl.
Der höchste, 4. oder ö. Gliederstrahl der Dorsale ist durchsclmittlich c. ly. — Vi\m-A\, bei alten Männchen
nicht selten nur 1' ^ — lYginal in der Kopflänge enthnlten und eben so hoch ist der 4. oder 5. Gliederstrahl der
Anale. Der gliederstrahlige Theil der Dorsale und Anale ist an der Basis beschuppt und kurze Schuppen-
reihen bedecken die Flossenhaut zwischen den einzelnen Strahlen in dem der Flossenbasis zunächst
gelegenen Theile.
Die Candale ist am hinteren Rande gerundet, c. l'/^^l'/^mal in der Kopflänge begrifteu und an der
Basis ganz überscluippt. Die Caudalstrahlen selbst sind bei wohlerhaltenen Exemplaren bis zum hinteren
Rande mit kleineu Schüjjpchen überdeckt, die bei in Weingeist aufbewahrten Individuen leicht abfallen;
ülicrtlies bemerkt man noch auf der Flossenhaut zwischen dem 2. und .'5. Strahle, über und zwischen dem
'.'>. und 4. Strahle unter dem Mittelstrable der ganzen Flosse eine lange h'eihe von kleineu Schuppen, welche
.")() Franz f^tei itdar-hner.
von einem (':in;ile (lur('li/.(ii;en sind, dei' aber mit dem unteren oder hinteren Atite der Seitenlinie des Hiimpfes
uiclit zusanuueniiäugt, sondern nacli vorne an der Basis der Flosse endigt. Die Stacheln der Anale sind etwas
kräftiger als die stärksten mittleren der Dorsale, nnd der letzte Analstafbel ist zugleich ein wenig länger als
der 15. oder 16. Dorsalstachel.
Die Pectorale gleicht der Caudale an Länge oder übertritft sie noch ein wenig, und ist am hinteren
Rande oval gerundet. Das hintere Ende derselben fällt in verticaler Richtung über die Basis des 4.-5.,
seltener über die des 3.-4. Analstachels. Der oberste, und die beiden untersten Pectoralstrahlen sind einfach,
nicht gespalten.
Die Einlenkungsstelle der Ventralen fällt ein wenig hinter oder genau unter die Basis des letzten,
untersten Pectoralstrahles. Der Ventral stach el ist schlank, stets kürzer als der längste letzte Dorsalstachel
und c. 273— 2*/,mal in der Kopflänge enthalten.
Der längste erste Gliederstrahl der Ventrale verlängert sich mehr oder minder bedeutend fadenförmig
und reicht in der Regel mit seiner Spitze bis zur Basis des 4. oder 5. Aualstachels , bei sehr alten Individuen
und insbesondere bei Männchen, zuweilen noch bis zur Basis des 3. oder 4. Gliederstrahles der Anale, und
ist in diesem Falle ebenso lang wie der Kopf. Der letzte 5. Gliederstrahl der Ventrale kommt durchsciinittlich
nur Yj des Kopfes an Länge gleicii und steht durch eine niedrige Hautfalte, welche sich an seinen Innenrand
ansetzt, mit der Bauchfläclie in Verbindung.
Die Schuppen des Rumpfes nehmen von der Riickenlinie bis zum oberen oder vorderen Hauptast des
Seitencanals nur wenig au Grösse zu .und sind beiläufig halb so gross wie die grössten Rumpfscliupiten,
welche in dem mittleren Tlieile der vorderen seitliciien Rumpfliältte von der Seitenlinie bis zur FectoraUiöhe
herab liegen. Weiter nach unten nehmen die Körperschuppen der vorderen Leibcsliälfte bis zu den zwiscben
der Kehle und dem Beginne der Anale liegenden Theile des Bauchrandes an Grösse ziemlieh rasch ab,
während in der hinteren Rumpfhälfte die Schuppen gegen die Bauchlinie nur wenig an Umfang abnehmen.
Sännntliche Rumpf- und Kopfsciiuppen sind nicht nur am freien Rande, sondern auch in dem hinteren
Theile der Aussentläche sein' fein und dicht gezähnt und fühlen sieh daher sehr rauh an. Die grössten Rnmpl-
schuppen sind bedeutend höher als lang und am vorderen schwach gebogenen Rande seicht gekerbt, die
kleineren Schuppen am Rücken dagegen ebenso lang wie hoch und am überdeckten Felde stark gestreut.
Der obere A.st der Seitenlinie durchbohrt 19 Schuppen, der untere 9 — 11 Schuppen am Rinnpfe und
1—3 auf der Basis der mittleren Gaudalstrahlen. Zwischen dem oberen Ende der Kiemenspalte und dem
Beginne der Caudale liegen in horizontaler Linie 29 — 30 (selten nur 28) Schupi)en.
Von den 5 grossen, schwärzlichen KörperHeckeu kommt zuweilen der niittleie Rnmpffleck, viel seltener
der Fleck am unteren Theile des Kieinendeckels, häutig aber der am oberen Ende des aufsteigenden
Vordeckelastes gelegene nicht zur Entwicklung. So fehlen z. B. die beiden Kopfflecken an dem auf Tafel H
abgebildeten Exemplare. Der längliche Fleck am Beginne der Seiteulinie erreicht zuweilen eine sehr
bedeutende Grösse und erstreckt sich ülier die 2 — 5 ersten Schuppen des Seitencauales. Der Fleck an der
Basis der oberen Caudalstrahlen ist kreisrund, schärfer abgegrenzt als die übrigen und häutig von einem
hellgelben Ringe umgeben.
Bei vielen Exemplaren unserer Sannnlung laufen 5 — (> stark verschwommene, nach unten und zuweilen
auch am oberen Ende gabelig getheilte, schmutzig violette Querbinden zur Bauchlinie oder bis in die Nähe
derselben herab.
Die Caudale und der gliederstrahlige Tlieil der Dorsale so wie der Anale sind auf sclmnitzig grau-
violettem Grunde mit zahlreichen dutdvleren Flecken geziert, die jedoch fast i;au/, verschwinden , wenn der
Grund der Flosse sehr Intensiv gefärbt ist. Auch auf dem stacheligen Theile Aiii- Dorsale und der Anale
zeigen sich zuweilen Flecken, doch sind sie stets verschwommener und grösser als auf den <Tliederstrahleu.
Nur bei wenigen Exemplaren unserer Sannnlung sind Flecken auf der Ventrale angedeutet, deren äussere
Strahlen stets viel dunkler violett gefärbt sind, als die inneren.
Die l'ecttiialc ist nngctle(dit und sclmnitzig weisslichgelb.
Zur Fisch-Faima des Mur/da/eiwn-Sti-umrs. 3 1
An iidcr zuniicli.st (ieiii liintcrcn Kaiide der über dem vordcveii, oberen Aste der Seilcnlinir j;elej;encn
Hiunpfschiippen findet sich ein mehr oder minder scharf ausgeprägter dunkler Fleck vor; seltener sind diese
Schujtpc 11 ;im ganzen freien Rande dunkelbraiiii oder violett und dann in der Mitte goldinaun oder gelb.
Weiter die Körperseiten hinab dehnt sich der erwähnte Randfleck in der Regel zu einem scharf abgegrenzten,
lialhniondl'örmigcn Fleck aus, der iiaraliel znin liinteren Rande der einzelnen Sclmppcn gestellt ist. Nur der
zwischen dem hinteren Kopfende, der Hasis der rectorale und der der Ventrale gelegene dreieckige Tlieil
des Rumpfes ist stets vollkonimen ungefleckt, citronengelb oder seltener silbergrau.
Die von uns hier zur Beschreibung benützten Exemplare sind 10 — 20 '" lang.
r.ozüglich der Körperform hält J'etem'a Krausit, welche ich Herrn Dir. Krauss in Slutlgart zu widmen
mir erlaubte, die Mitte zwischen l'etenia nplendida Gthr. ans dem See Feten in Yucatan und Pelenia
nj>ectabtli^- Steind. aus dem Amazonenstrome stobt übrigens erstgenannter Art näher als letzterer. Sie
unterscheidet sich \(ni l'eieniK t<ji/ci/dtda (itlir. diiicli die bedeutend geringere Zahl der Scliiipj)en längs der
Mittellinie des Kumiifes, durch die minder gestreckte Körpergeslalt, durch die Grösse der Augen und die
geringere Länge der Schnauze, von J'cti //la .spectabiUs in der Form und Zeichnung des Körpers.
Durch die Länge des Oberkiefers und des Stieles des Zwischenkiel'ers unterscheiden sich die hier
erwähnten 3 Arten so antlnllend \on den übrigen . Icara- Arten , dass ich sie letzteren gegenüber nach
Günlher's Vorgange als zu einer besonderen Gattung gidiörig betrachten will. In der Hezahnung stimmen
die /'edez/tVr Arten mit Acara (Acara et Heros Heck.) genau überein.
NU. Die im (';it;il(iy:(.' der l'^ische rtcs britisclicii Musculus (Vol. V, p. 278) .-ils Acara hrnsiliensis besliiiiiiitrn Exemplare
j,'elioreii , wie ich uiicli diircli Aiigenscliein iiljerzeugto , in liie (Tattuiifir Gei'j>/iar/ns und sind identisch mit <ieoplia[i>i.s hrasi-
/i'ensis sp., Quoy, (iaiin., Kner. Satanoperca macroUpis Gthr. endlieh lallt bestimmt mit Geophofina (Hatdiioperca) jurupari
11 ec k. zusammen, wie ich bereits in einer Note zu meiner .Abliandliiuy „Über dieChromiden des Amazonen-Stromes" (Sitzungs-
ber. d. kais. Akad. d. Wiss. Bd. LXXI, Abth. I, Jänner-Het't, Jalirg. 187.i, p. 62 im .Separalabdr.) bemerkte.
Fani. SILURIDAE Cuv.
Gruppe PIMELODINA Gthr.
Gatt. SORUBIM (Spix), Hl eck.
üj. Soruhiin Ihna sp., Hl. Sehn., Agass., Kn.
Sehr gemein im unteren Laufe des Magdalenen-Stromes.
Wenngleich bei dieser Art dns Auge auffallend tief und seitlich liegt, so unterscheidet sie sich doch am
Kopfskelete so wenig von den übrigen J'iati/x/onia- Arten, dass ich die Aufstellung der Gattung tiombim für
nicht hinreichend begründet halte.
Gatt. PLATYSTOMA Agass., Gthr.
16. Platjjstonn( faaciatmn sp., Bl.
Gleichfalls sehr gemein im Magdalenen-Strome; das grösste Exemplar unserer Sammlung aus dem
genannten Flusse ist 50"° lang, das kleinste 20"". Die Maxillarbarteln reichen nur selten bis an die Baucli-
Hosscn und die äusseren Kehlbartcln in der Regel bis zur Längenmitte der Pectoralcii. In allen wesentlichen
Merkmalen aber zeigt sich eine völlige Übereinstimmung zwischen den Exemplaren aus dem Magdalenen-
und Amazonen- Strome.
Gatt. PIMELODUS sp., Lacep.
a) Subgen. PIMELODUS l^= J'inieloduti et J'tieuduriodets Ltk.).
17. Pimelodus claHan Bl.
.Syn. Silurus clarias Bloch, Tat'. Ab, Fig. I, 2.
l'imeludus Blochii C. V., Hist. poiss. Vol. XV, p. 188.
Uagrus {Ariodes} clarias Müll., T r.
Fr anz Htc in da c h n <
V r.
Ariudes iBagrus) clarias Kncr, Iclithj'ol. Beitr. Abtii. II, ]). 44 (Scp;ii;ifalidr.'i, Ni>te.
l'iramiitana Blochit Cxtlir., C'iltal. V, p. 111.
Pseudariodes allieans (Val.), clarias et pant/>erinns Ltk., Ichthyol. Bidrng, II, Vidensk. Meddelut.'ier tVa den naturhist.
Forening i Kjübeiihavn, 1874, p. 19S und 199.
Pseudorhambdia macrnnema BIkr., Desci'ipt. des Espec. de Silur, de Suriname, Natuurk. Vcrh. van de IIull. Maatsch. der
Wetcnsk. te Haarlem, XX, 1864, p. 79, pl. XIII; fig. 7, pl. XIV.
Diese Art ist ausserordentlich weit in Südamerika verbreitet, sehr variabel und ebenso häufig im Magda-
lenen-Strome, wie im La Plata, Oriuoco und AmazoneuiStrome zu finden.
Dr. Lütken glaubte drei Arten unterscheiden zu können, F. albicans Val., /'. clarias ßl. und F. pan-
therinus Ltk., je nachdem die Fettflos.se mein- oder minder liinger oder ebenso lang als die Dor.sale ist, und
die Spitze der niedergedrückten Doisale die Fettflosse erreicht oder nicht.
Ich habe bereits in der dritten Abtheilung meiner Abhandlung „Über die SUsswasserfische des südöst-
lichen Brasiliens (p. 43 im Separatai)dr., Note) bemerkt, dass /'. albicans und /'. clarias einer und derselben
Art angehören dürften, wie schon J. Müller, H. Troschel und Dr. Günther (Cat. Fish. V, p. 111) anneh-
men, und habe nur noch hinzuzufügen, dass auch F. pantherinus Ltk. eine Farbenvarietät des /'. clarias Hl.
sei, und mit Eücksicht auf das Längenverhältniss der Fettflosse zur Dorsale und Anale gleichfalls wieder in
drei künstliche Arten zersplittert werden könnte.
Aus dem Magdalenen- Strome konnte ich nicht weniger als 36 Exemplare untersuchen; diese sind
sämmtlich an den Seiten des Humpfes ungefleckt, doch ist der für 1'. clarias charakteristische mehr oder
weniger tiefschwarze Fleck am Stützschild vor der Dorsale stets vorhanden. Die Vomerzähne fehlen aus-
nahmslos, die Zähne am Os pterygoideuvi sehr häutig. ' Die umgelegte Dorsale reicht bald bis zum Beginne
der Feftflosse zurück, bald trennt ein mehr oder minder bedeutender Zwischenraum die zurückgelegte Spitze
der Rückenflosse von der Fettflosse, je nachdem letztere mehr oder minder stark der Länge nach ent-
wickelt ist.
Die von Prof. Kner in der II. Abtheilung der ichthyologischen Beiträge auf p. 44 (Separatabdr.) in einer
Note erwähnten Exemplare, welche Natterer in Guapure und ('ujaba sammelte, gehören der von Lütken
als F. pantherinus beschriebenen Varietät an ; die von mir untersuchten Exemplare dieser Varietät sind am
Vomer häufig, doch nicht ausschliesslich zahnlos* und ihre Fettflosse ist bald um V3, bald um '/,. länger als
die Dorsale. Kopf, Rücken und Rumpfseiten , sowie die Fettflosse sind dicht schwarz gefleckt. Bei einigen
anderen Exemplaren aus dem La Plata (in der Nähe von Buenos Ayres) sind die Flecken minder zahlreich
und bereits sehi- stark verschwommen.
b) Subgatt. RHAMIDIA BIk., Ltk.
*]8. Pmtclodus (BhanuUa) Sebae Val., Steind.
Zwei grosse Exemplare, 28™ und :.'9"" lang, weichen in der Länge des Kopfes und in der Rumpfhölie
ziendich bedeutend von einander ab, gehören aber beide, wie ich glaube, zu 7'. ISebae, welche Art ich in der
111. Abhandlung ,Uber die Süsswasserfische des südöstlichen Brasiliens'' ausführlich besprochen habe.
Bei dem einen dieser Excmjjlare ans dem Magdalcnen-Strome ist die Kopflänge 3*/3mal, bei dem zweiten
ai)er -1' ,.iiial, die Länge der Fettflosse bei beiden c. 2*, jiual, die Leihesliöhe bei ersterem 5*/ -mal, bei letz-
tcrem 5nial in der Körperläuge, der Augcndianietcr ü' j— Tnial, die Stirnbreite sowie die Schnauzcnlänge
-^/4 — 2' jUml, die Länge des Pectoralstachcls mit Einschluss der biegsamen, gegliederten Spitze c. l'/^jiual
in der Koi)flänge enthalten. Axillar|)orus vcudianden, klein. Der Kopf ist deprimirt. an der Oberseite quer-
über flach ; der vordere Schnauzenrand schwach gebogen.
1 Da die Vomer- und PterygoidZähiie so häutig niclit zur Entwicklung kommen, so heilte ich es für nothwendig, die
(xattunv: Paeudariodcs BIkr., Ltk. cin/.uziehen und mit der Gattung I'inuhidiix, Untergattung Pimelodus [^ Pivtr/odus
<'ru|ii)e J, Giinth., Catal. V, p. 114 = Gatt. Pimelodus Ltk.) zu vereinigen.
- Bei einigen Exemplaren dieser Variet.'lt, welche ich kürzlich ans Gniana eiliielt. Hegen niimlich 2 äusserst kleine,
fast nur punktfürmige Zahngruiipöu am Vomer.
Zur Fisch- Fauna den Magdalenen- Stromes. 33
Die Angen liegen ein wenig vor der Mitte der Kopflänge und sind nahezu um 3 ihrer Längsdnrchmesser
von einander entfernt.
Der Ocfiiiitalfortsatz ist lang, sehmal. hinten zugespitzt, unbedeutend mehr als .3mal in der Kopflänge
(bis zum hinteren knöchernen Ende des Kiemendeokels gemessen! enthalten, und erreicht nicht den Basal-
knochen des Dorsalstachels. Der Kiemendeekel und die Schädelknochen sind grob gestreift, wie durch die
dünne, glatte Hant bemerklich ist. Die beiden Kiefer reichen fast gleich weit nach vorne.
Die Spitze der zurückgelegten Bartfäden des Oberkiefers reicht bei einem Exemplare circa bis zur
I-;ingenmitte. bei dem zweiten fast bis zu Ende des zweiten Längendrittels der Fetttlosse. Die äusseren
l'nterkieferbarteln fallen mit ihrer Spitze nicht ganz bis zum hinteren Ende der Peetorale, deren Stachel am
Aussenrande nur crenulirt. am Innenrande aber mit Hakenzähnen besetzt ist. Der Hameralfortsatz ist über-
bautet, zugespitzt und reicht circa bis zur Längenmitte des Pectoralstachels.
Die Hohe der Dorsale nl)ertri<ft ein wenig die Basislänge der Flosse: die Feftilosse beginnt in geringer
Entfernung hinter der Dorsale.
Die Spitze der horizontal zurückgelegten letzteren Analstrahlen fallt in verticaler Kichtung unter das
hinlere Ende der Fetfflosse. Die Anale enthält 12 Strahlen.
Die Caudale ist tief, fast bis zur Basis gespalten, der untere Lappen länger und höher als der obere.
Die Binde der Zwischenkieferzähne ist mehr als 8mal breiter als lang.
Aus diesen Bemerkungen geht hervor, dass die beiden grossen Exemplare aus dem Magdaleuen Strome
ziemlich genau Dr. Günther's Beschreibung des Pimelodus Stegelichü im V. Bande des Cataloges der Fische
des britischen Museums entsprechen, welche Art meines Erachtens nur als die vorgerücktere Altersform von
Ftmelodus Sehae zu betrachten ist, und nach Günther m\X Beter obranehus sextentaculatus Spix, Agass. '
zusammenfallen dürfte.
Gruppe DORADINA.
Gatt. AGEXEIOSUS Lacep.
19. Ageneiosiis pardalis Ltkn.
fDr. Liitkuu. Ichtliyol. Bidrag^, Vidensk. Meddeleser fra den n.iturh. Foreniug i Kjöbenhavn. 1874. Nr. 1-2 — 16. p. 190 — 192.i
Char. : Kopflänge bis zum hinteren Ende des Kiemendeckels (mit Ausschluss des breiten häutigen Rand-
saumes) 3^- — nahezu 33/^mal in der Körperlänge oder c. 4' ^ — etwas mehr als 4' .mal in der
Tütallänge (bis zur Spitze des oberen Caudallappens) enthalten. Oberkieferbartel sehr kurz und dünn.
Auge an den niedrigen Seiten des deprimirten Kopfes in geringer Entfernung hinter dem Mundwinkel
gelegen, überhäutet. Mnndspalte gross, weit, mit zahllosen Hechelzähnen in beiden Kiefern. Zwischen-
kiefer bedeutend über den L'nterkiefer vorspringend. Zahnbinde des Zwischenkiefers im mittleren Theile
viel breiter als die des Unterkiefers zunäclist der Symphyse. Schnauze platt, schaufeiförmig, halb so
lang wie der Kopf und die Stirnbreite um c. ^/. — '/., Augendiameter übertreffend. Obere Kopfliuie
schwach concav. Oberseite des Kopfes mit einer sehr dünnen Haut bedeckt, so dass die groben Läugs-
streifen der Stira- und Scheitelknochen äusserlich scharf hervortreten. Pectoral- und Dorsalstachel
schlank, letzterer am Vorderrande, ersterer am Aussenrande nur sehr schwach und stampf gezähnt;
etwas längere Hakenzähne am Innenraude des Pectoralstachels gegen die Stachelspitze zu. Peetorale
kurz, doch länger als die Ventrale und mit ihrer Spitze noch weit vor die Insertionsstelle der Bauch-
flossen fallend. Pectoralporus vorhanden, klein, punktförmig. Anale lang, mit 38 — 41 Strahlen. Beide
Caudallappen zugespitzt, der obere ein wenig länger als der untere. Kücken braun oder grau, mit
' Nach RIecker wäre Ä sextetuaculatus Spix, Agass. identisch mit Pim. {Bhamdia) Queleni (s. Blkr. Silur, d^- .Suri-
nam, Xatuurk. Verli. van de Hob. Maatsch. der Wetensch. te Ha.irlem, XX. Deel. 1864. p. 77 1.
Oeuksc-hriftL-ii der mathem.-oiiturw. Cl. XXXrx. Bd.
;j4 Franz Hteindacliner.
dnnkclviolettcn, unrcgclniäs.sigcn Flecken und Marmorivunj;en. Pectorale, Ventrale und Anale ungeHeckt,
gelblich.
R. br. 11. D. 1/6. A. 38-41. P. ]/12— 13. V. 1/6.
B e s e h V e i b u n g.
Die Körpergestalt ist im Ganzen sehr gestreckt und von der Analgegend an stark coniprimirt. Der
Kopf nimmt von dem Hinterhaupte nach vorne rasch an Höhe ab und endigt in eine flache, breite Schnauze,
deren Vorderrand ovnl gerundet ist.
Das ovale A.nge liegt vollkommen seitlich und der Vorderrand desselben fällt fast genau in die Mitte
der Kopflänge. Der längere Augendurcliniesser ist c. 4'/;, — 4'/2Uial in der Breite der Stirne enthalten.
Die Mundspalte ist breit; die Entfernung der Mundwinkel von einander übertrifft die Länge der Mund-
öff'nnng und gleicht der ganzen Schnauzcnlänge. Der Oberkiefer ist ein kurzer, zarter Knochen und endigt
nach hinten in einen gleichfalls sehr kurzen, dünnen Bartfaden, dessen Spitze um mehr als eine haliic Augen-
länge vor die Mundwinkel fällt.
Die schmale, lange Stirnfontanelie erstreckt sich nach vorne noch et\\as über das Auge hinaus und
reicht nach hinten mit dem stark zugesi)itzten Endstücke nicht bis zum Beginne des sattelförmigen Hinter-
liauptsf'ortsatzcs.
Der sehr bewegliche Kiemendeckel gleicht einem Dreiecke mit gerundeten Winkelspitzen und schwach
gebogenen Seiten. Vom vorderen oberen Winkel desselben laufen 3—5 säbelförmig gebogene Leisten radien-
förmig zum unteren hinteren Rande.
Der breite, gestreifte und querüber gewölbte Occipitalfurtsatz theilt sich nach iiinten gabelförmig und
umschliesst nach vorne und unten die Basis des Stachels und des ersten getheilten Dorsalstrahles.
Die Dorsale spitzt sich nach oben zu. Die Basis der Rückenflosse ist von sehr geringer Länge, die Höhe
derselben am ersten gespaltenen Strahle verhältnissniässig bedeutend und der Kopflänge mit Ausschluss der
Schnauze gleich oder fast 3mal grösser als die Basislänge der Flosse.
Der schlanke Dorsalstachel trägt am ganzen Vorderrande kurze, zarte Zähiiclicn, an seinem hinteren
Rande ist er nur in der oberen, kürzeren Höhenhälfte gezähnt. Der Abstand der Dorsale von der Fettflosse
gleicht der Hälfte der Körperläuge. Zwischen diesen beiden Flossen ist die Rückenlinie schwach gebogen.
Die Fettflosse ist mehr als 2mal so hoch wie lang; die Höhe derselben übertrifft ein wenig die Länge
eines Auges , nach oben iiinmit sie mehr oder minder bedeutend an Breite zu, und endigt mit einem bald
schwach, bald stark gebogenen Rande. Die Basis der Fettflosse fällt stets vor das hintere Ende der Anale (in
verticaler Richtung).
Die Pectorale steht an Länge der Höhe der Dorsale nach und die ziemlich beträchtliche Basisausdehnung
derselben gleicht der halben Länge des ersten gespaltenen Strahles. Der Abstand der Pectoralspitze von der
Insertionsstelle der Ventralen gleicht fast der Länge der Ventralen.
Die Bauchflossen zeigen wie die Brustflossen eine breite Basis; der längste zweite oder erste gespaltene
Ventralstrahl kommt der Entfernung des hinteren Augenrandes vom hinteren Winkel des Kiemendeckels an
Länge gleich. Die Basis des ersten Ventralstrahles fällt ein wenig vor die Mitte der Körperlänge, der Begiim
der Anale fast in die Mitte der Totallänge.
Die Anale erreicht am 1. gespaltenen Strahle, d. i. am 5. der ganzen Flosse, die grösste Höhe; der
untere Flossenrand ist zunächst den vordersten gespaltenen Strahlen schwach concav und unter den letzten
Strahlen noch schwächer convex. Die Basislänge dei' Anale übertrifft die Kopflänge c. um einen Augen-
diameter.
Die Caudale ist am hinteren Rande tief eingeschnitten, der obere Lappen der Flosse ein wenig länger
als der untere und c. 1%-, kaum P/;mal in der Kopflänge enthalten.
Die Seitenlinie ist schwach wellentörmig gebogen und sendet kurze Nebenäste abwechselnd nach oben
lind unten.
Zur Fisilt-FdiiiKi des Maqddli'itcD-F^fmviPft. 3."»
Agmeiosiifi itordali^ erreiclit eine l)eileiitcii'l(' Grösse, das o'i-üssU' Kxein|)l:ir unserer Snininliiii^ ist
nahezu 50"" lanj^' nncl bei diesem gleieiit die iyriisste Riimpfliüiie der Kopflänge, mit Aussclihiss des Kiemen
deckeis.
Gatt. AUCHRNIPTERUft.
20. Aticheniptet^us insUftiis n. sp.
('i)ar. : Obere Kopflinie coneav, am Hinterhaiipte rasch nnsteipend. Oberkiefer gebogen, auffallend lang,
stabförniig, glatt, in einen langen Bartfaden endigend, der mindestens nahezu bis zur Spitze der Perto-
rale zuriickreiclit. Doisalstachel hoch, schwach wellenförmig gebogen und an der Vorderseite mit 2 durch
einen Zwischenraum von einander getrennten (4ruppen von Hakcn/.ähnen besetzt. Kopf vorne gerundet,
Unterkiefer den Vorderrand der Schnauze nach vorne unbedeutend überragend. Auge zunächst über und
hinter den Mundwinkeln gelegen. Stirnfontanelle ziemlich lang, schmal, vorne offen. Oberseite der Kopf-
knochen nur massig rauh und grubig. Nackenschild kurz, sattelförmig. Humeralfortsatz stachelförmig,
mit seiner Spitze ein wenig hinter die Längenmitt.- des Pectoralstachels zurückfallend. Pectoralsta<-hel
kräftig, deprimirt, beiderseits mit starken Hakenzähnen besetzt. Hinterer Kand des Dorsalstacliels glatt.
Caudale am hinteren Rand niässig tief oder schwach eingebuchtet. Hnm|)f auf gell)bi'annem (Jrunde melir
oder minder dicht dunkelbraun unregelmässig gefleckt und punktirt.
D. 1/6. A. 26. P. 1/7. V. 6.
Reschrei bung.
AuohimpteriiK ümrgin's nimmt unter den bisher bekannten Aurhejnpterus-kxiew dui'ch melirere sehr
auffallende Eigenthünilichkeiten einen hervorragenden Platz ein und zeigt ferner so viele Übereinstimmung
mit Siturus müäaris ßioeii (^Taf. ;>(>2), dass ich unbedenklich letztgenannte Art in die Gattung Anrlievipterv-i
(^nicht zu Ageneiosus) reihen möchte.
Die Länge des Kopfes bis zum hinteren Rande des Kiemendeckels ist 4*/. — 4' ^mal, die grösste Hnmpf-
höhe 4'/j — 4mal in der Körperlänge enthalten.
Die obere Profillinie des Kopfes steigt erst am Hinterhaupte rasch zur Dorsale an und ist coneav. Der
vordere Theil des Kopfes ist .stark deprimirt und ipierüber fast tlacli, die breite Seiinauze vorne quer
abgestutzt und an den Ecken abgestumpft. Da die Augen weit nach vorne gerückt sind, ist die Schnauze von
sehr geringer Länge und etwas kürzer als der Augendiameter.
Die Entfernung der kleinen Nasenöft'iuingen einer und derselben Kopfseite von einander ist c. b\ j— ö'/^mal.
der längere Durchmesser des ovalen Auges 4^2— 4'/,mal, die Stirnbreite l^/^maX, die Breite der Mundspalte
zwisihen den Mundwinkeln genau oder etwas weniger als 2mal in der Kopflänge enthalten.
Der Unterkiefer steigt nach vorne an und ragt mit seiner Spitze ein wenig über die Mitte des vorderen
Schnauzenrandes vor. Die Zahnbinde im Unterkiefer reicht bis zur Gegend der Mundwinkel zurück und
verschmäiei-t sich allmäiig nach hinten. Die Zahnbinde im Zwischenkiefer ist durchgängig gleich breit und
reicht nicht so weit seitlich zurück.
Der stabförniige Oberkiefer ist durch seine Länge und säbelförmige Kiüinraung ausgezeichnet. Seine
Länge variirt üiirigens bei den drei Exemplaren unserer Samndung sehr bedeutend; bei einem derselben ist
er länger als der Kopf und reicht mit seinem hinteren, knöchernen Ende noch ziemlich weit über die Längen-
mitte des Humeralstachels zurück, bei dem 2. Exemplare bis zur Spitze des Kieiuendeekels; bei dem 3. Exem-
plare fällt sein hinteres Ende nur ein wenig über den hinteren, vertical gestellten Rand des Vordeckels. Die
Länge des Bartfadens am Oberkiefer steht im umgekehrten Verhältniss zur Längenausdehnung des
Oberkieferknochens und ist daher bei jenem Exemplare am beträchtlichsten , bei dem der Oberkiefer am
kürzesten ist, so dass das hintere Ende des Bartfadens stets nur wenig vor oder hinter die Spitze des Pectoral-
stachels fällt.
3ß Franz Steitidachner.
Die Bartfäden am Unterkiefer sind sehr zart und dünn; das vordere Paar derselben ist c. 2V4— 2'/j,nial,
das hintere 1\^- bis nahezu l'/,.nial in der Kopflänge enthalten.
Der schlanke Huiueralfortsatz ist an der Oberseite rauh, wie gekörnt, und erhebt sich nur wenig nach
hinten; er spitzt sich nach hinten zu und ist von der Basis des Fectoralstachels au gemessen c. l'/.^mal in
der Kopflänge enthalten. Seine äusserste Spitze lallt noch ein wenig hinter die Längeumitte des Fectoral-
stachels.
Der Abstand der Dorsale von dem vorderen Kopfende beträgt c. % der Totallänge (bis zur äussersten
Spitze der Caudale) und die Basislänge der Flosse ist 2*^/-— 2=',/,mal in der Kopflänge enthalten.
Der Dorsalstachel ist verkehrt Ä-förniig gebogen, die Spitze desselben daher nach vorne gekehrt.
Im grösseren untersten Drittel seiner Höbe ist er an seiner Vorderseite wulstförmig aufgetrieben und
daselbst dicht mit Stacheln besetzt; eine zweite Anschwellung liegt am oberen Theile des Vorderrandes
und auf dieser liegen etwas grössere Hakenzähue, doch in geringerer Zahl als auf der unteren. Die Höhe
dieses so sonderbar (yi\e hei Süuns määaris B\.) gestalteten Dorsalstachels erreicht l'/s—l'/,, Kopflängen.
Der folgende 2., oder 1. gespaltene Strahl ist bedeutend kürzer als der Stachel, der 3. circa halb so lang
wie der zweite; die übrigen Strahlen nehmen bis zum letzten minder rasch an Höhe ab. Die Entfernung
des letzten Dorsalstrahles von der Fettflosse gleicht zwei Kopflängen oder '/a der Totallänge. Längs der
Dorsale senkt sich die Rückenlinie und erhebt sich hinter derselben wieder unter schwacher Krümmung bis
zur Fettflosse, welche in verticaler Richtung ein wenig vor dem hinteren Ende der Anale liegt.
Der depriniirte Stachel der Pectorale ist ebenso lang wie der Kopf, stärker als der Dorsalstachel (mit
Ausschluss der stellenweisen Anschwellungen) und an beiden Rändern mit grossen Hakenzähnen besetzt,
deren Spitzen am Aussenrande des Stachels nach hinten, am Innenrande nach vorne umgebogen sind. Die
Spitze des Fectoralstachels fällt c. um '/s der Kopflänge vor die Einlenkungsstelle der Ventrale.
Die Länge der Ventralen gleicht ^/„ der Kopflänge und die Spitze derselben erreicht den Beginn der
Anale. Die Basis der Bauchflossen fällt ein wenig vor die Mitte der Körperlänge.
Bei den Männchen legt sich das verdickte Urogenitalrohr an den Vorderrand der laugen Anale und die
l)eiden ersten Analstrahleu überragen die nächstfolgenden Strahlen nach unten ziemlich bedeutend. Der
untere Rand der Anale Ist daher bei den Männchen im vorderen Theile stark concav, und vom 7. bis zum
letzten Strahle schwach convex, da die Strahlen vom 7. bis zum 17. ein wenig an Höhe zunehmen.
Die Schwanzflosse ist nahezu so lang wie der Kopf und am hinteren Rand bei vollkommen aus-
gebreiteten Strahlen nur schwach concav, das obere hintere Flossenende ist ein wenig stärker zugespitzt und
reicht auch etwas weiter nach hinten zurück als das untere.
Die obere Hälfte des Rumpfes ist stets dunkler gelbbraun oder grau gefärbt als die untere. Zahlreiche
dunkelviolette Flecken und Marmorirungen zieren bei einem Exemplare unserer Sammlung nur die obere
Rumpfhälfte; bei dem zweiten sind die Körperseiteu vollständig (bis zur Bauchliuie herab) und sämnitliche
Flossen gefleckt und punktirt. Die schwach geschlängelte Seitenlinie läuft fast parallel zur Bauchlinie und
gibt zahllose, kurze Nebenäste in schiefer Richtung nach ol)en und unten ab.
NB. Für die von mir oben ausgesprochene Ansicht, d-isa iSilunta müitaiis Bloch (= Auckenipterus määarü Steind. )
eine Anc/ieiiiptims-AYt sei , spricht auch die Form des Kopfes , der schwacli vorspringende Unterkiefer und die ziemlicli
gedrungene Gestalt des Rumpfes. Bloch's Abbildung (Taf. 362) stellt ein Männchen dar, wie die Form der Anale zeigt,
und icli würde, wenngleich mit einigem Bedenlcen, Auchenipterus msignis m. selbst tiir identisch m\i Silurus ntilitaris Bloch
halten, wenn bei letzterem der Oberkiefer nicht an beiden Rändern (oder nur am äusseren Rande?) gezähnt wäre, da
Bio eil die dünnen Uuterkieferbarteln gewiss nur übersehen haben dürfte, falls solche überhaupt an dem trockenen (?) Ori-
ginalexeuiplare noch erhalten wai'en.
21. Auclienipteviis Mtu/dalentie n. sp.
Char.: Kopflänge bis zum hinteren Rande des Kiemendeckels 4— 47-mal in derKörperlänge, Augendiameter
o^/, bis etwas mehr als 4mal, Stirubreite P/^— ly.mal, Länge des schlanken Humeralfortsatzes P/. bis
l'/aiuiil in der Kopflänge enthalten. Obere Kopfliuie in gerader Richtung nach hinten ansteigend. Stirn-
2ur Fisch- Fauna do.s Magdalenen- Stromes.
fontaiiellf laug, schmal, gegen das hintere Ende /.iiweilen hirnföiiiiig, massig erweitert, nach verne
liiiieuiörmig endigend, offen oder seltener von rauhen Knochen umschlossen, l'ectorai- und iJorsal-
stachel sehr kräftig, er.sterer an beiden Rändern mit starken Ilakenzähnen besetzt; letzterer am Vor-
derrande laiili anzufühlen und am hinteren Rande glatt, kürzer als der Pecforalstachei; Maxillarbarteln
an Länge variabel und mit Ausschluss des kurzen, stielförmigen Oberkiefers bald etwas kürzer, bald
läuger als der Kopf. Unterkiefer nach vorne den Rand des Zwischenkiefers schwach überragend. Auge
oval, schief gestellt, ziemlich gross. Hinterer Rand der Caudale seicht eingebuchtet und von der Spitze
des oberen Caudallappens ein wenig überragt. Beide Caudallappen nach hinten zugespitzt endigend.
Rücken dunkel grauviolett, mit zahllosen dunkleren Pünktchen übersäet; unlere Körperhälfte hell
bräunlichgelb. Caudale mit einer halbmondförmigen, nach hinten convexen Querbinde von dunkelvioletter
Färbung vor der Mitte der Caudallänge.
D. 1/6. P. 1/6. V. 1/5. A. 27— 30.
Beschreibung.
Die Körpergestalt dieser Art ist im Verhältniss zu den meisten übrigen Auchenrpterus-Xritw schlank,
gestreckt. Die grösste Rumpfhöhe gleicht der Kopflänge oder übertrifft sie nur ganz unbedeutend und
beträgt durchschnittlich »/^ der Körperlänge. Die Kopfbreite steht der Kopflänge c. um ^j Augeudiameter
nach. Die Knochen der oberen Kopfdecke und am Nacken sind fein granulirt.
Die Augenöft'nnng ist ziemlich gross, oval, überhäutet und grenzt nach vorne an die Mundwinkel.
Die Mundspalte kommt an Breite der halben Kopflänge gleich. Der vorderste Theil der kurzen Schnauze
ist nackthäutig und der breite Vorderrand der Schnauze nur schwach gebogen. Die Spitze des horizontal
zurückgelegten BartCadens am kurzen, stielförmigen Oberkiefer reicht bei einigen Exemplaren nicht über
das erste Längenviertel des Pectoralstachels zurück, bei anderen aber nahezu bis zur Spitze desselben.
Die hinteren Unterkieierbarteln sind so lange wie der Kopf mit Ausschluss des Kiemendeckels, und
überragen mit ihrer Spitze ein wenig die Basis des Pectoralstachels; die vorderen Unterkieferbarteln sind
durchschnittlich '/s fler Kopflänge gleich und horizontal zurückgelegt fällt deren Spitze ein wenig hinter die
Augenmitte. Der Unterkiefer überragt mit dem mittleren Theile seines Vorderrandes den oberen Mundrand
nur unbedeutend; die lange Zalinbinde desselben verschmälert sich nach hinten zu einer Spitze, während
die kürzere fast durchgängig gleich breite Zahnbinde des Zwischenkiefers am seitlichen Ende abgerundet ist.
Die Stirnfontanelle ist lang gestreckt, schmal, lanzettförmig; ihr hinteres breiteres Ende fällt in eine
Horizontallinie mit dem hinteren Ende der Augengrube; nach vorne wird sie fast linienförinig und mündet
entweder direct in den überhäuteten Theil der Schnauze oder ist, wie es scheint, nur in seltenen Fällen
vorne von Knochenschildein abgeschlossen. Die Länge der Stirnfontanelle, so weit sie äusserlich sichtbar
ist, schwankt daher zwischen '/4 — Vi? der Koplläuge.
Der hintere Rand des Vordeckels ist nahezu vertical gestellt oder schwach nach vorne und unten
geneigt, der Vordeckelwinkel stark gerundet. Der Kiemendeckel zeigt zahlreiche, erhabene Streifen, welche
vom vorderen oberen Winkel radienförniig auslaufen, aber erst nach Hinwegnahme der dicken Hautdecke
sichtbar sind. Zwischen und vor den Narinen ist die Oberseite des Kopfes flach; weiter nach hinten bis
zur Deckelgegend schwach gebogen, von dieser bis zur Dorsale aber fällt sie dachförmig gegen die Seiten
zu ab und ist nur von geringer Breite, da der Kopf daselbst in eine comprimirte Form übergeht.
Die Entfernung des Dorsalstrahies von dem vorderen Kopfende steht einem Drittel der Körperlänge
ein wenig nach, der Abstand der Dorsale von der Fettflosse ist etwas mehr als 273— 2'/r,mal in der Körper-
läugc enthalten. Die Höhe des Dorsalstachels steht der Kopflänge nur unbedeutend nach und die knöcherne
Spitze desselben wird von dem ersten Gliederstrahl der Flosse ein wenig überragt. Die folgenden Glieder-
strahlen nehmen sehr rasch an Höhe ab.
Der Dorsalstachel, obwohl kräftig, ist minder stark als der Pectoralstachel und nur am Vorderraude
creuulirt.
3S Tran?: Sfp imln rhri rr.
Dei- (lepn'miite PeofoiiilstnclR'l ist ein wenig länger als der Kopl', liis zum knüciievnei! Ende des Kiemen
deckeis gemessen, oder so Inng wie der Kopf mit Kin.scliliiss des häutigen Lappens am Rande des
Deckels. Die Hakenzäline am Innenrande des Pectoi'alstacbels sind, wie gewöhnlich, mit der umgebogenen
Spitze nach vorne geneigt und stärker als die am Aussenraude gelegenen.
Die Aussentläche des Hunieralfortsatzes ist gröber granulirt als die der oberen Kopfknochen. Die
Spitze des Humeralfortsatzes reicht bald bis zum Beginne des letzten Längendrittels, bald nur wenig über
die Längenmitte des horizontal zurllckgelegten Peetoralstachels. Der einfache Humeralporus liegt am unteren
Rande des Humeralfortsatzes über der Basis des drittletzten Pectoralstrahles.
Die Spitze der Pectoraie reicht nicht bis zur Einlenkungsstelle der Ventrale, welche genau in oder ein
wenig vor die Mitte der Körperlänge fällt.
Die Länge der Ventrale ist zwischen l'/g— l'/^mal in der Kopflänge enthalten; die Spitze der Ventrale
reicht bis zum Beginne der Anale oder bis zur Basis des 2. — 3. Analstrables.
Die Basislänge der Anale gleicht der Kopflänge oder übertrifft sie noch ein wenig. Der untere Rand
der Flosse ist bei Weibchen sehr schwach convex und nur zunächst den letzten 6, rascher an Länge
abnehmenden Strahlen stärker gebogen. Die Analstrahlen sind bis in die Nähe der Strablenspitze von einer
dicken fleischigen Haut umhüllt.
Da die Lage der Fettflosse am Rücken nicht constant dieselbe ist, fällt der Beginn dieser Flosse in ver-
ticaler Richtung bald nicht weit hinter die Basismitte der Anale, bald aber über den Beginn des letzten Drittels
der Analflossenlänge.
Die Caudale ist ebenso lang oder nur wenig kürzer als der Kopf, am hinteren Rande schwach halb-
mondförmig eingebuchtet; der obere Caudallappen endigt weiter nach hinten und ist zugleich etwas stärker
zugespitzt als der untere.
Die Seitenlinie ist sehr schwach geschliingelt, gibt zahlreiche Nebenäste nach unten und oben in schiefer
Richtung ab und läuft in der vorderen Knmpfhälfte ein wenig über der Höhenmitte des Körpers, am
Schwänze unter derselben iiin. leb konnte von dieser Art nur Weibchen untersuchen, von denen das grösste
22Vj"' lang ist.
Gruppe ARIINA Gthr.
ftatt. ARirS (sp. ('. V.) üthr.
*22. AHus as.siniUi~s Gthr.
Arins guatemalensfn (Gthr.?) Sti'iiul., lelitli. Beitr. (IV), p. 18 (Separatahdr.), Bd. LXXII tl. Sitzuns'sber. d. kais. Akad.
d. Wissensch. I. Abtli. Dec.-Het't, .lalng. 1875.
Vier grosse Exemplare, gefangen bei der Ortschaft Caiman.
Bisher war diese Art nur von der pacifieischen Küste des mittleren Amerika's , und zwar von Cbia-
pam (Guatemala), Altata , aus der Magdalena-Bai in Unter-Californien und aus der Bucht bei Panama
bekannt.
Ich habe diese Art bereits in dem 4. Theile meiner ichtbyologischen Beiträge nach sechs Exemplaren
ausführlich beschrieben, und zwar unter dem Namen Anus guatemalensis Gthr. = ? Arms assimüis Gthr.,
ziehe jedoch gegenwärtig die Bezeichnung A. nssiwüis Gthr. als die richtigere vor, selbst in dem Falle,
dass beide Arten zweifellos identisch seien , da ja der eine oder der andere Name nicht das Recht der Prio-
rität fUr sich in Anspruch nehmen kann, und A. assimäis Gthr. genauer, charakteristischer beschrieben ist,
als A. guatemalensis Gthr. Auch heisst es in der Beschreibung des A. (juatemalensis (Catal. of the Fish, in
tbe Brit. Museum. Vol. V, p. 14^): „Occipital process .... triangulär, with its hinder end truncated", wäh-
rend dieser Fortsatz in dem beigedruckten Holzschnitte daselbst eoncav erscheint (wie er bei A. assimüis
beschrieben ist).
Zur Fisch- Fauna des Magdalenen-Sl rorves . S9
Gatt. DORAS sp., Lacep.
23. Doras longispiuis n. sp.
Char. : Kopflänge l)is zur Kiemenspalte c. 4mal, bis zur Basis des Dorsalstachels etwas weniger (um eine
Augenlänge) als öni;il in der Körperlänge enthalten. Stirne flach, Scheitelgegend bis zur Dorsale dacli-
t'örmig abfallend. Kiet'erbarteln ungefranst; Oberkieferbarteln ein wenig über die Längenniitte des
Peetoralstaeliels oder ein wenig über das hintere Ende des Humeralfortsatzes, äussere Unterkieferbar-
teln nicht ganz bis zur hinteren Spitze des Kiemendeckels zurückreichend. Dorsal- und Pectoralstachel
lang, grob gestreift und an beiden Rändern mit Hakenzälnien besetzt. Humeralfortsatz lang, stnbförmig,
mit seiner Spitze bis zur Längenmitte des Peetoralstaeliels reichend, am Aussenrand kurz gezähnt.
29 — 30 Seitenschiider am Rumpfe, jedes mit einem starken Hakenzahne versehen, hinter dem abstei-
genden Aste des Nackenhelmes und dem Huraeralfortsatzc! rasch an Höhe abnehmend, grob gestreift und
dünn überhäutet. Caudale am hinteren Rande tief eingeschnitten. Seiten des Rumpfes schmutzig grau-
violett. Candale gelblich mit einer ziemlich breiten violetten Längsbinde im mittleren Tlieile jedes
Caudallappens.
D. 1/6. A. 13. P. 1/7. V. 7. Sc. lat. 29-30.
Beschreibung.
Die Seiten des Kopfes sind ziemlich hoch und fallen steil nach unten al). Die Stirne ist querüber nahezu
flach (in der Mitte ein wenig eingedrückt und über den Augen schwach gebogen); auch die Schnauze wölbt
sich nur wenig an der Oberseite zwischen den Narinon. Die Hinterhauptsgegend zwischen den Deckelstücken
und der grosse Nackenhelm dagegen dachen sich von der Mittellinie nach aussen ab.
Die Mundspalte ist nicht vollkommen endständig, indem der Zwischenkiefer nach vorne ringsum den
Unterkiefer ein wenig fiberragt. Die Zähne dieser beiden Kiefer sind klein, spitz und bilden nur schmale
Binden. Die AugenöfFnung ist klein , an Länge c. P/^mal in der Stirnbreite, diese 3mal iu der Kopflänge bis
zur hinteren Spitze des Kiemendeckels enthalten. Die Schnauzenlänge Ubertrifl't die Stirnbreite und gleicht
UcThezu oder genau */,. der Kopflänge.
Die Stirnfontanelle ist von birnförmiger Gestalt, nach vorne zu versclimälert und so lang wie das Auge.
Das längliche sogenannte Subnasalschiid, welches die beiden Narinen einer Koptseite weit von einander
trennt, ist am hinteren Rande zunächst vor der hinteren Narine, unter der Loupe gesehen, gezähnt. Die vor-
dere Narine mündet in eine kleine häutige Röhre.
Säramtliche Knochen an der Oberseite des Kopfes, insbesondere jene, welche hinter der Schnauze liegen,
sind grob gestreift, zart grubig und zu einer soliden Decke verbunden, so dass auch die die einzelnen Kopf-
knochen trennenden Nähte zuweilen nicht ganz deutlich sichtbar sind.
Der Kiemendeckel hat die Gestalt eines etwas schief gestellten gleichschenkeligen Dreieckes, ist vom
vorderen oberen Winkel herali radienförmig gestreift und überhäutet.
Die sattelförmige Nackenplatte uniscldiesst mit ihrem hinteren, zuletzt ein wenig aufgebogenen Fortsatze
nach unten den starken Dorsalstachel und den ersten Gliederstrahl, und das hintere Ende derselben fällt fast
in eine verticale Linie mit der abgestumpften Spitze des langen, stabförraigen Humeralfortsatzes, dessen
unterer Seitenrand kielförmig vorragt und mit groben, kurzen Zähnen besetzt ist.
An den hinteren Fortsatz des Nackenschildes lehnen sich nach unten die 3 ersten Seitenschilder des
Rumpfes an, \on denen das mittlere, grösste der ganzen Reihe, nach unten bis an das Endstück des Humeral-
fortsatzes herabreichf und in der Höhenmitte nut einem stai-k comprimirten und rückwärts gekrümmten
Hakenzahn wie allr folgenden Seitenschiider besetzt ist, während das vor ihm gelegene, viel kleinere
Seitenschild sich längs der Mitte nur zu einem Kiele erhebt, der nach hinten mit einer kurzen zahnähnlichen
Spitze endigt.
40 Franz Stcindachner.
Noch weiter nnch vorne bemerkt man in der von dem Humerus und dem Nackenhelme umschlossenen,
nackten Bucht noch 2—3 rudimentäre Schildchen oder Knochenkerne. Das letzte Seitenscliild vor der
Caiidale ist fast 4mal niedriger als das grösste zweitvorderste Schild, docii ist der Hakenzahn desselben
verhältnissmässig nur wenig kürzer, aber bedeutend schmäler als der des zweiten Laternlschildes.
hl der Höhe des Hakenzahnes ist jedes Seitenschild am hinteren Rand tief eingebuchtet, am Vorder-
randc aber convcx und theilweise von dem vorangehendem Schilde überdeckt, an der Aussenseite radien-
förmig, sowohl in der oberen wie in der unteren Hälfte gestreift.
Der Stachel der Dorsale ist wie der der Pectorale schwach säbelförmig gebogen und an lieiden Rändern
mit starken Hakenzähnen besetzt. Der Pectoralstachel ist etwas kräftiger und circa um einen Augendiameter
länger als der Doisalstachel und gleicht an Länge fast genau dem Abstände des Dorsalstachels von dem
vorderen Kopfende. Die Ziähne am Vorderrande des comprimirtcn Dorsalstachels sind mit der Spitze nach
oben und vorne, die Zähne am Aussenrande des deprimirten Pectoralstacliels nach aussen und hinten
gewendet und kleiner als am inneren Rande.
Die Fettflosse beginnt in verticaler Richtung über der Hasis des 3. oder 4. Analstrahles und reicht
nur ganz unbedeutend weiter zurück als die Anale. Die Basislänge der Fettflosse gleicht der Schnauzen-
länge und steht jener der Anale sehr wenig nach. Die Höhe der Fettflosse ist gering, circa von halber
Augenlänge.
Die Caudale ist von der Basis der mittleren Strahlen bis zur Spitze des oberen Flossenlappens gemessen
ebenso lang wie der Kopf (bis zur Kiemenspalte).
Der obere Caudallappen beginnt mit sehr kurzen und sehr zahlreiclien Stützstrahlen, von denen der
vorderste von dem hinteren Ende der Fettflosse um etwas mehr als eine Augenlänge absteht.
Knochenplatten oder Schilder fehlen sowohl an der Ober- wie an der Unterseite des Schwanzstieles.
Der Porus lateralis gleicht einer kleinen Spaltöffnung am unteren Rande des Humeralfortsatzes und liegt
in geringer Entfernung hinter der Basis desselben.
Totallänge der beschriebenen vier Exemplare : 10—15"".
NB. Alex. V. Humboldt besehreibt in dem zweiten Bande seines Werkes „Recueil d'Observations de Zoologie et
d'Anatomie coniparee", p. 18) eine Doras-X\t aus dem Magdalenen-Strome unter dem Namen Duras crocodili und gibt einige
sehr interessante Aufschlüsse über die Lebensweise desselben. Leider wird sich wohl nie eruiren lassen, welche Doras-kvt
des Magdalenen-Stromes darunter verstanden sei, da die Abbildung Aes, Doras crocodih offenbar ganz verfehlt ist, und
die Artbesehreibung nach der werthlosen Zeichnung gegeben wurde. So ist es z. B. gewiss irrig, dass bei Duras. crocodili
nur ein Stachel in der Pectorale vorkommen, die Gliederstrahlen aber gänzlich fehlen sollen; wahrscheinlich ist auch das
Nackeuschild und die ganze Kopfform verzeichnet, ebenso die Caudale. Nach der Länge und starken Bezahnung des Puctu-
ral- und Dorsalstachels (dessen hinterer Rand übrigens von Humboldt glatt dargestellt wurde), sowie nach der Urösse der
Hakeiizähne an den gleichfalls verzeichneten Seiteiischildern zu schliessen, halte ich es übrigens nicht für ganz unmöglich,
dass Boras crofodili Humb. dem Doras loiiffisjv'nis m. entsprechen könne; dergleichen Vermuthuugen aber berechtigen gewiss
nicht dazu, dem Doras cocodili in dem Systeme der Siluriden einen Platz einzuräumen.
Dorria longispinh rn., nach der bedeutenden Länge des Dorsal- und Pectoralstacliels so genannt, zeigt in der Form des
Kopfes und des Humeralfortsatzes in der Länge und Bezahnungsweise der eben erwähnten Stacheln und bezüglich der all-
gemeinen Ue>talt und Zahl der seitlichen Riimpfscliilder viele Ähnlichkeit mit Z>otos dentatua Knei', doch sind die Lateral-
schilder bedeutend niedriger, an der Aussenfläche nicht gezähnelt, und der Schwanzstiel an der Ober- und Unterseite nicht
mit Schildern bedeckt.
Gruppe HYPOSTOM ATINA Gthr.
Gatt. PLECOSTOMUS sp., Artedi (P/ecostomus et Liposarcus Gthr.).
24. PleeO'Stonius tenulcauda n. sji.
Char. : Körpergostalt gestreckt; Kopf nur massig deprimirt, im Umrisse elliptisch oder parabolisch.
Schnauze ringsum mit rauhen Schildchen besetzt. Hinterliauptsschild längs der Mitte mit einem ziemlich
liohcn Kiele versehen, nach hinten zugespitzt. Stirne breit, querüber nahezu flach, oberer und vorderer
.\ugeurand schwach gewulstet. 2« Schilder längs der Seitenlinie. Posthumeralleiste stumpf, Leisten
der beiden Nackenschildei' sehr schwach angedeutet. Sämni fliehe übrige Rumpfschilder ohne Kiele, an
Zar Fisch- hl 1(1^(1 (h-a MnqdaleiiPi) Sfnuix's. 41
der giinzeii Aiissenseitc dirlit und lein g-n/.älinl , iinr die ZiiliiU' in der Mille des hinteren Hundes der
Hniupfschilder etwas stärker und läng'cr. Koi)tl;üii;c bis /,iir liinteren Spii/.c des llinleriiMUplsldele.s
•5'A— ;>''As>iial, l'i« '/''IUI oberen Ende der Kienienspaite 4',,— etwas mehr als 4',^nial in der Kör|)er-
länf;e; Aiigendianieter je nmdi dem Alter 7'/,^s'/^nial, 8(dinaii/,eulänge P/.,— IV-m'il, «tirnbreite
^'/j — 2'/.jmnl, Kopfbreite zwischen den Deidudn e. l',^ — 1 V>''''1- gTösste Kopfliöiie :im Hinterliaupte
c. \^i\\\\:\\ in der Kopflänge (l)is zur Spitze des mittleren llinterhanptsschildes) entiialten. ('audale s(dir
laug, am liinleren Kande sehr tief eingebnelitet, unterer Randstrahl deiselben länger als der obere und
stets viel länger als der Kopf Dorsale c. um Vl\—2 Augendiameter höher als lang, an Höhe der Kopf-
länge nur sehr wenig nachstehend. Länge des Poctoralstachels durchschnittlich der grössten llöiie der
Dorsale gleich, Spilze desselben mindestens bis zur Einlenkungsstidle der Ventrale zurlicUrei(diend.
S Schilder zwischen der Dorsale und der Felttlosse. Kopf, Rumpf und sämmtliche Flossen auf weisslich-
granein Grunde dicht grauviolett gefleckt (zuweilen fehlen die Flecken in der unteren Hidienhälfte des
Schwanzes und auf der Bauchseite); Flecken am Kopfe stets etwas kleiner als an: Rumpfe. Bei jün-
geren Individuen 2. bei älteren stets 3 Reihen von Flecken zwischen je 2 Dorsalstrahlen.
D. 1/7. A. 1/4. P. 1/0. V. 1/5. L. lat. 28.
B e s c h r e i b u n g.
Die KörpcM'gestalt dieser Art ist sehr schlank, wie hei I'lefostunius horrklus Kn. (= /'/. evKd-ijinatus
C. Val., Kn.); auch in der Zahl der Runipfschilder längs der Seitenlinie, in der Form der Caudale stinnnen
beide Arten mit einander überein; doch fehlt bei J'l. tenuicauda die nackte Stelle in der Mitte des vorderen
Schnauzenrandes, der nnttlere llinterhauptskamm ist schärfer ausgeprägt und länger, der Schwanzstiel
schlanker und schwächer deprimirt und die Körperflecken kleiner als bei FL horridus. Bei VI. hiseriatus
Cope zieht die Seitenlinie gleichfalls über 28 Schilder hin, doch ist die Kopflänge bei dieser Art nach
Cope's Beschreibung bedeutend geringer als bei P. tenuicauda und die Schnauze vorne nackt wie bei
/'. horridus. ^
In den Umrissen der Kopfgestalf zeigen sich nicht unbedeutende Verschiedenheiten bei den zahlreichen,
uns zurBeschreibnng vorliegenden Exem]ilaren von l'lecostonms tenuicauda, indem bei der Mehrzahl dcselben
sich der Kopf von dem Auge nach vorne ziendich rasch verschmälert und an der Schnauze eiföimig ab-
gestumpft endigt, während bei anderen die Breitenabnahme nach vorne geringer ist, und der vordere
Schnauzenrand breiter und schwächer gerundet erscheint.
Die Stirne erscheint eingedrückt, indem der Seiteurand derselben über und auch vor dem Angc sich
schwacli wnlstförmig erhebt. Diese Erhebung des Angenrandes setzt sich nach vorne bis zur vorderen Narine,
längs deren unterem Rande sie hinzieht, fort, und geht nach hinten in den stumpfen Kiel des grossen Schläfen-
schildes uuniittelbar über. Die Entfernung der vorderen Narinen von einander beträgt c. P/a Augenlängcn
und ist kaum grösser als der Abstand derselben von dem Auge, währand die Stirnbreite c. ä'/^ — o^/r^ Augen-
durchmessern gleicht. Die Leiste am mittleren Hinterhanptsschilde ist stets deutlich entwickelt und s(diarf
ausgeprägt; sie zieht sich bis zur hinteren Spitze desselben hin, u'mmt zugleich nach hinten ein wenig an
Höhe zu und ist am oberen stumpfen Rande mit ein wenig gröberen Stachelchen besetzt als der flache Theil
des Occipitalschildes. Ähnliche, etwas grössere Zähnchen liegen auch am Üande des Interoperkels.
Das vordere Mundscgel ist aussen sehr rauh und an der Innenfläche wie das grosse hintere halbkreis-
fönnige Mundsegel mit zottenföiinigen rapillen dicht besetzt. Die Eckbarteln der Mundspalte erreichen c. 1'/.,
bis 1% Augenlängcn.
Im Unterkiefer zählte ich bei einem grossen Exemplare jcderscits ;J0 — ;;i. im Zwischeid<iefer in jeder
Hälfte 26 — 28 Zähne. Die goldbraunen Spitzen derselben sind gal)elig getheilt und nach innen um-
gebogen.
1 Höchstwahrscheinlich ist PL bi.-^ena/v6 ('tipi; vvw P/. /lomdus Ivu. nicht s|iccifisch vcrscliiedeu.
lli-nksrliriltcn der mathem.-iinlurw. Ci. XXXIX. Bd.
42 Franz Steindach ner.
Die Dorsale ist stets liölier als laiiy uiul am oberen, schiel' gesleliten liaiiile sehwaeii gebogen. Die Basis
länge der Flosse gleicht nalie/u oder ganz genau der Kopflänge bis zum olieren Ende der Kieuienspalte,
während der höchste, d. i. der eiste gespalfene Strahl der Kückentlosse der Kopflänge bis zur Spitze des
mittleren Hinterhauptsschildes nur ganz unbedeutend nachsteht. Der Abstand der Dorsale von «leni Stachel
der Fettflosse gleicht genau der Basislänge der erstereu.
Der Pectoralstachel ist sehr lang und zunächst der Basis depriniirt; weiter nach hinten gegen die Spitze
zu ist er im Durchschnitte oval oder rund, und bei sehr alten Exemplaren von 43"° Länge und darüber mit
sehr langen, beweglichen Widerhaken, bei jüngeren Individuen mit kürzeren, meist festsitzenden Stacheln
besetzt. Die Länge des Pectoralstachels gleicht bei sämmtlichen von mir untersuchten (!l) Individuen der
grössten Höhe der Dorsale; nur bei einem einzigen Exemplare unserer Samndung reicht die Spitze des Pecto-
ralstachels genau bis zur Einlenkungsstelle derselben, bei allen übrigen aber noch über diesellie zurück; bei
diesen letzteren fällt die Insertionsstelle der Ventralen in vcrticaler Richtung zwischen den 3. und 4., bei
erstereu aber unter den 4. Dorsalstrahl.
Die Länge der Ventrale übertrifft in der Regel die Schnauzenlänge um Vz — l'/s Angendiamefcr; der
hintere Rand derselben ist gerundet und die äusserste Spitze der horizontal zurückgelegten Flosse reicht bis
zur P«asis des vorletzten Analstrahles.
Die Analstrahlen sind nahe an einander geruckt; die Basislänge der Flosse ist daher gering und
c. S'/j — SYjUial kürzer als die grösste Höhe derselben, welche der Schnauzenlänge um einen halben oder
einen ganzen Augendiameter nachsteht..
Die Caudale zeigt bei manchen Individuen eine enorme Länge, die nicht selten der Hälfte der Körper-
länge gleicht, in der Regel aber 2V3 — '2^/a\\»\ in letzterer begriffen ist. Der untere Randstrahl der Flosse ist
bei vollständig erhaltenen Exemplaren länger als der obere und wie dieser bei sehr alten Individuen gegen
die Spitze zu gleii'h dem Pectoralstachel mit Widerhaken besetzt, bei jüngeren Individuen aber nur dicht
mit kurzen, spitzen Borstenzäbnen bewaffnet. Die Tiefe des Einschnittes am hinteren Rande der Caudale
wechselt mit der grösseren oder geringeren Längenentwieklung des oberen und unteren Randstraliles. Nur
an den beiden vordersten Nackenschildern, an den 4 ersten seitlichen Rumptscliildern der Pectoralgegend
und endlich an jenen Schildern, welche von der Analgegend augefangen bis zur Caudale hin den Seiteurand
des Rumpfes nach unten bilden, zeigen sich äusserst stumpfe, sehr schwach ausgeprägte Kiele. Sämmtliche
Schilder sind an der ganzen Aussenfläche mit Zähnchen besetzt, welche in horizontalen Reihen geordnet
liegen und gegen den hinteren Rand der Schilder ein wenig an Länge zunehmen und denselben überragen.
Der Rücken ist hinter der Dorsale bis zur Fettflosse flach und zwischen der Basis des letzten Dorsal-
strahles und dem Stachel der Fettflosse von 8 paarigen Schildern bedeckt. 14 Schilder liegen zwischen der
Basis des letzten Analstrahles und der des langen unteren Randstrahles der Caudale. Die ganze Bauchseite
bis zur Analpapille ist von sehr kleinen Schildchen bedeckt.
In der Körperzeichnung stimmt PL tenuicauda mit l'l. horridios Uberein. Die Flecken am Kopfe sind
ein wenig kleiner als am Rumpfe. In der unteren Höhenhälfte des Schwanzstieles und an der Bauchfläche
fehlen zuweilen die violetten Flecken gänzlich.
Auf der Caudale vereinigen sich die zahllosen Flecken zuweilen zn Querbiuden und am Bauche zu
geschlossenen Ringen (mit hellem Centrum) oder zu grösseren, halbmondförmigen Flecken.
Das grösste Exemplar unserer Sammlung ist 48, das kleinste 25"" lang. Bei ersterem beträgt die Länge
der Schwanzflosse 14, bei letzterem 9'".
NB. N;ilie verwandt mit l'l. tenuicauda ist Fl. Villarsii Ltk. (Vidciislv. Medit. t'ra drii naturhist. l'^n-ninjc i Kjöbeuliavii,
1873, Nr. 13 — li, )). 211), Da Dr. Lütken die Güte hatte, mir das Originalexemplar von 77. Villarsii /.um Vert;lciche eiii-
zuaenden, so will ich hier in Kürze da.sselbe beschreiben.
l'lecostomus Villarsii Ltk. stimmt mit PI. tenuicauda durch die vollständige BeschiUleruug der Schnauze, sowie in der
Zahl der seitlichen Rnnipfschildor (iS) übei-ein, untersclieidet sich aber von letzterem durch die bedc':iteude Grösse der
Mecken am Kurnjitc und durch das Vorkonnuen eines zarten Kieles längs der Mitte der 2. .Schilderrcihe der Rumpt'seiteu.
welcher erst am Schwanzsticie 1 hinter der l<>ttflossc) vollkommen verschwindet. Die Kör|icigestalt ist ferner sehr gestreckt,
Zur Fisch- Fauna dpa Magdaloicn-StmiiiPS. 4,3
der Rücken hinter der Dorsale bis ziu- FcttÜosse flach und der Kiini]it' d;iselbst lirclter als hfxdi; der Knid' ist iiiässi;'-
depiimirt.
Das nach hinten dreieckig- zugespitzte mittlere Hinterhaiiiitsschild erhebt sich längs der Mitte zn einem niedrigen,
scharfen Kiele, der nach hinten ein wenig an Breite znnimmt nnd abgestumpft endigt.
Die Kopflänge bis znr .S])it/e des mittleren Hinterhanptsschildes ist ein wenig mehr als Jiy^mul in der Körperlänge
(bis znr Basis der mittleren f'audalstrahlen), die grösste Kopfbreitc zwischen den Deckeln c. iV^mal, der Angeudiameter
e. il-y^mal, die Selinauzenlänge mehr als l^mal ( liyä.mal) , die Stirnbreite c. •27;,mal , die Entfernmig der vtirderen kreis-
runden Narinen-Öft'nungen von einander c. 474nial in der Koptlänge enthalten. Die Schnanze ist vorne stark oval gerundet
und vollständig mit rauhen Schildchen besetzt, ebenso die Aussen- oder Unterseite des vorderen Mundsegels, mit Aus-
nahme eines sclmialen, uackthäutigen und ausgefransten Randstückes zunächst der Mnndölfnung. Die Eckbarteln sind
c. ly^mal so lang wie das Ange. Eine sehr stark abgestumpfte Leiste oder Erhöhung zieht vom vorderen Augenrande
längs dem Oberrande des Auges horizontal bis zum gerundeten hinteren oberen Ende des grossen Schläfeuscliildes und
verliert sich nach voine unter der vorderen Narine voUstämlig. Das Interoperkel und der kleine Kieniendeckel sind am
Rande mit vorspringenden kurzen Zähnen besetzt, die am ersteren etwas länger als am letzteren sind. Der mittlere, breitere
Theil der Stirue ist querüber schwach gewölbt, der Randtheil aber schwach concav. Die Entfernung der hinteren Najino
vom vorderen Augenrand übertrifft eine Augenlänge nur ganz unbedeutend.
Die Länge der Dorsale ist e. l'/gmal, die grösste Höhe derselben unbedeutend mehr als Imal, die Länge des Pectoral-
stachels etwas mehr als 1 '/gmal in der Kopflänge enthalten. Es gleiclit somit die Länge des Brusttlossenstachels nahezu
der Höhe der Rückenflosse.
Der Pectoralstachel reicht mit seiner Spitze ein wenig über die Einlenknngsstelle der Ventrale zurück und die Länge
letztgenannter Flosse gleicht c. dem Abstände des vorderen Kopfendes vom hinteren Augenrande.
Die Entfernung des letzten Dorsalstraliles von der Fettflosse gleicht der Höhe der Dorsale und die Basis des sogeuaiinteu
Veutralstachels liegt nur wenig näher zum Stachel der Fettflosse als zur Schnauzeuspitze.
Der untere Randstrahl der Caudale ist bei dem hier beschriebenen Exemplare an der Spitze abgebrochen, seine
ganze Länge' dürfte wohl der Hälfte der Körperlänge nahezu gleichgekommen sein. Der obere Raudstrahl der Schwanzflosse
gleicht c. dem Abstände der Dorsale von der Schnauzenspitze. 8 Rnmiifscliilder liegen zwischen der Basis des letzten Dorsal-
strahles nnd dem Stachel der Fettflosse, 14 zwischen dem letzten Analstrahl und der Ba,si8 des langen unteren Randstrahli's
der Caudale, 4 zwischen dem ersten Dorsal- und Veutralstrahle.
Die Kiele an den 2 vorderen Nackenschilderpaaren sind nur sehr niedrig und stumpf, somit stark verschwoiumeu ; schärfer
springt die Posthumeralleiste vor. Die Kiele an der zweiten Schilderreihe der Rnmpfseiten sind sehr zart; jeder derselben
endigt zunächst der Mitte des hinteren Randes der einzelnen Schilder in eine Gruppe längerer Zähnchen. Längs der Mitte
der obersten Schilderreihe des Rumpfes zieht sich von dem Beginne der Dorsale bis zur Fettflosse ein deutlich ausgeprägter
stumpfer Kiel oder eine wulstförmige Erhöhung hin nnd fast ebenso schwach entwickelt, doch minder stumpf und breit ist
der Kiel, der die Seiten des Rumpfes von der Unterseite des Körpers zwischen der üegend der Ventrale und der Längen-
niitte des Schwanzstieles trennt.
Die Flecken am Koi)fe nehmen gegen das iiiutere Ende desselben allmäüg an Grösse zu, ebenso die viel grösseren
I^lecken des Rumpfes gegen die Caudale; vor letzterer erreichen sie c. '-1^, hinter dem Kopfe c. Y^ — % einer Angengrösse.
Die Flecken auf der Jlussenhaut zwischen je 2 Dursalstrahleu bilden 2 ziemlich weit von einander abstehende Reihen,
indem jede Reihe hart am Seitenrande eines Strahles liegt. Auf allen übrigen Flossen ist fast nur eine Reihe von Flecken
entwickelt und durchschnittlich ist die Mitte jedes Fleckes heller als der Rand. Die Flecken in der hinteren Hälfte der Pecto-
rale und Ventrale dehnen sich in die Breite aus, und lösen sich zunächst dem hinteren Rande der Pectorale in 2 Flecken-
reihen zwischen je 2 Strahlen auf.
Körperiänge des beschriebenen typischen Excmplares von der Schnauzeuspitze bis zur Basis der mittleren Caiidal-
strahlen 32"" , von der Schnauzenspitze bis zur Spitze des mittleren Hinterhauptsschildes 91.i "" , Länge des Pectoralstachels
bis zur häutigen Spitze .s-2.5"", grösste Höhe der Dorsale (am 1. gespaltenen Strahle) 8-70"', Länge des Veutralstachels d-""",
Höhe der Anale (am zweiten gespaltenen Strahle; ö-8"".
D. 1/7. P. 1/6. V. 1/5. A. 1/4. L. lat. 28.
Gatt. CHAETOSTOMUS Heck.
(Llhaetostonius &i Pterygoplichthys Gtlir., Castel.).
25. Cliaetostonms utideciinaUs n. sp.
Cliar. : Kopt uiclit deprimirt, im Umrisse oval. Leiste am mittleren, nach hinten dreieckig zugespitzten
Hintcrhaiiptsschilde nur schwach vorspringend. Sämmtliche horizontale Schilderreihon des Rumpfes zart
gekielt uiul nur sehr schwach gezähnt. Dorsale mit einem dünnen Stachel und K.) gespaltenen Strahlen.
Kopllänge bis zur Spitze des mittleren Hinterhauptsschildes 3'/^— SVjinal in der Körperiänge, Augeu-
diiinicter 67.,— 7y.,nial , Stirnbreite 2\'. — 2^i^\\yA, Scbnauzenlänge 17;,— 1''"/; mal, Kopfbreite zwischen
den Deckeln etwas mehr als 1'/:^— c. Vj^maX in der Kopllänge enthalten. Die liingsten oberen Haken-
0 *
44 Franz Stet mlarhiwr.
ziihne am Intern]ierkel gcnnii oder ualiczu so lang wie das Auge. Dorsale mibedeiiteud länger als luioh
und iialiezu so lang wie der Kopf. Pectoralstacliel noch einmal so stark und länger als der Dorsal-
siacliol iiiul mit seiner Spitze last bis zur Länge;iiiiitle des Vcniralstachels zuriiekreicliend. t'audale am
hinteren Kande tief eingeschnitten, an Länge mindestens der Entfernung der Dorsale von der 8clmau/,en-
spit/e gleicli. 2!i Schilder längs der Seitenlinie bis zur Basis der Caudale, 9 zwischen dem letzten
Dorsalstrahle und dem Stachel der Fettflosse, 12 zvvis<'iien dem letzten Analstrahle und der Basis des
unteren langen Kandstrahles der ( au<lale. Bauehtiäche luid Schnauzenraml vollständig mit kleinen
rauhen Schildchen besetzt. Fleid^en am Kopte klein, am Rumpfe und auf der Banchflii(die etwas grösser.
Nur eine Fle( kenreihe zwischen je zwei aufeinander folgenden Dorsalstrahlen.
D. 1/ 10. P. ] , 6. V. 1,5. A. 1 4. L. lat. 29.
B e s c h r e i b u u g.
Die Kör)iergestalt ist ziemlich gedrungen. Die obere Kopflinie erhebt sich im Rogen bis zum beginne
der Dorsale und senkt sich hierauf wieder rasch und unter schwächei-(>r Kriimmung bis zum kur/.en Scliwanz-
stielc. Der Rumpf ist nur an letzterem stark comprimirt, weiter nach vorne aber seitlich gewölbt. Die grösste
Ruinpfhöhe unter dei' Dorsale steht der Ko])fläuge circa um 2 Augendiameter nach, während die geringste
am Scliwanzstiele kaum '/^ der Koptlänge erreicht.
Der Umkreis des Kopfes ist halb elliptisch, die Stirne im mittleren Theile zuweilen eonvex und au den
Seiten schwach concav, da der obere A'ugenrand ein wenig erhöht ist. \'om voi'deren Augenrande zieht eine
breite, stumpfe Leiste von sehr geringer Höhe zur vorderen Narine längs dem unteren Rande beider Karinen.
Auch am hinteren Augenrande zeigt sich eine schwielenähnliche Erhöhung. Eine viel schmälere, aber scharf
ausge))rägte Leiste theilt das grosse Schlätenschild in zwei ungleiche Hälften, und reicht nach vorne nicht
ganz bis zum Rande des Schildes. Das mittlere Hiuterlianptsschild endigt nach hinten in eine Spitze, der
hintere Seitenrand desselben ist concav und der mittlere Kauun nii ht stark erhöht und am oberen Rande ,ab-
gestunipff.
Die Entfernung der hinteren Narine vom Auge ist etwas kürzer als ein Augendiaineter, die Stirnbreite
beträgt c. 4 und die Schnauzenlänge 3', .^ — 4 Augenlängen.
Der Seilenrand des Kopfes und die ganze Unterseite desselben, so weit sie nicht vom hinteren Mund-
segel bedeckt wird, ist rauh iieschildert; ebenso das vorder(; Mundsegel an der frei liegenden Unterseite,
während das hintere, dicht mit Pai)illeu besetzt, bogenförmig gerundet und ganzrandig ist. Die Bartläden am
Mundwinkel sind ein wenig länger al> ein Augendiameter.
Die Zähne in beiden Kiefern sind haarfein, am freien Enile etwas verdickt, abgestutzt oder abgestumpft,
nach innen umgebogen und in der H(^gel gabelig getheilt.
Der Rand des Interoperkels ist mit 4 — 6 aufrichtbaren Hakenzähnen bewaffnet, von denen der oberste
oder die beiden obersten, am weitesten nach hinten gelegenen durchschnittlich nur ebenso lang wie das
Auge sind.
Das grosse Schläfenschild ist etwas gröber gestreift und gefurcht als die übrigen Kopfschilder. Das
vorderste itaarige Nackeuschild grenzt entweder direct an den oberen Tbeil des hinteren Randes des Schläfen-
schildes, oder ist durch 1-2 kleine Sehildcheii von demselben getrennt, variirt daher an Grösse, indem die
erwähnten Schildchen nur vollständig abgelöste Theile desselben sind.
Die Entfernung des Dorsalstachels vom vorderen Kopfende ist c. 2y2 — 2'/3mal in der Köiperlätige ent-
halten, die Basislänge der Flosse gleicht nahezu einer Kopflänge. Der Dorsalstachel ist schlank, im oberen
Theile biegsam und circa um einen Augendiameter kürzer als der Kopf.
Der oiierc Rand der Dorsale ist nur massig nach hinten und unten geneigt, schwach eonvex. Die Spitze
der nmgelegteu letzten Strahlen, welche c. l^.nial in der Höhe der längsten vorderen Strahlen enthalten sind,
tiillt um 2 Schilderlängen vor die Basis des Fettflossenstachels. Der AbstamI der Basis des letzten Dorsal-
slr.'ibli s \i,ii der Fellllosse gleicht der Entlernung des vorderen KiiplVmles V(ni dein hinteren Augenrande,
Zur Fisch-Fauna des Mafiflaleucu-Bf.mmeS. 45
Dpi- Pectonilstaplu'l i.st c. 2nial so sUirk und uiicli bedeutend länsev :ils der Dorsnlstachel; in letzterer
Beziehung übertritTt er die Kopflänge genan oder nahe/.u um einen Angendianieter uml überragt stets selir
bedentend mit seiner Spitze die Insertionsstelie der Ventralen. Gegen die Spitze zn rundet sicli der Pectoral-
staeliel und trägt daselbst naeh aussen und oben starke, doeli nielit sehr lange, dicht an einander gedriingle
l'.orstenstaeheln; weiter nach vorne ist er deprimirt nnd an der Oberseite auf den zarten, regelmässigen Längs-
U'isten mit seiir kurzen Zähneben besetzt.
Die Basis des 1. Ventralstachels ist eben so weit von der Sehnauzenspitze wie von der Basis des Fett-
flossenstaehels entfernt, und fällt in verticaler Richtung zwischen die Basis des 2. und 3. gespaltenen Dor.sal-
strahles oder genau unter den zweiten. Der Stachel der Ventrale ist fast eben so lang und stark wie der der
Dorsale, und reicht mit seiner Spitze genau oder nahezu bis zur Basis des letzten Analstrahles.
Die Anale beginnt in verticaler Eichuing ein wenig hinter der Basis des letzten Dorsalstrahles nnd ist
c. S'/j— mehr als S'/^mal höher als lang. Die Basislänge der Flosse gleicht e. l'/j Augenlängen und die
grösste Höbe derselben durchschnittlich der Länge der Schnauze.
Die Caudale ist am hinteren Bande sehr tief eingeschnitten, der obere und untere Randstrahl der Flosse
sehr lang und in tler Regel dei- untere etwas länger als der obere. Die Länge der Caudale ist je nach dem
Alter der Individuen fast 2'7,;— 27;jmal in der Körjjerlänge enthalten.
Jede Schilderreihe an den Seiten des Rumpfes und am Nacken ist mit einem zarten mittleren Längskiele
versehen; doch verliert sich der Kiel an der obersten Schilderreihe der Rum])fseiten bereits vor dem innteren
Basisende jder Rückenflosse und wird auch auf den übrigen Reihen gegen den Schwanz zu allmälig
schwächer.
Die Grundfarbe der Köiperseiten ist grau (bei Weiuueistexemplaren) ; die Flecken sind schmutzig vio-
lett, am Kopfe kleiner als am Rumpfe, und auch auf letzterem nicht grösser als die Pupille des Auges. Die
liauchseite ist schmutzig weiss, mit einem Stiche ins GrauvioKtte und von der Anale bis zur Kehle mehr oder
minder dicht und deutlich gefleckt.
Die von uns untersuchten Exemplare sind 21 — 27"" lang.
GJiaetostomus undecimalin ist nahe verwandt mit (Jh. (I'teryg.j dvodecimalin ('. V., besitzt jedo(di con-
stiint um einen Strabl weniger in der Dorsale und ist aucii schlanker als letztgenannte Art. Die Runipf-
schuppen sind ferner stets viel zarler gestreift und feiner gezähnt und vielleicht auch die letzten Hakenzähne
am Interoperkel constant bedeutend länger als bei gleich grossen Exemplaren von Gh. (Pt.) duodecimalis, '
von dem das Wiener Museum drei kleine und zwei grosse Exemplare aus dem Rio San Fiancisco besitzt.
Dass die Gattung Fierygoplichthys im Sinne G ünther's ganz unhaltbar sei, wie ich schon in einer anderen
Abhandlung bemerkte, zeigt ganz deutlich die Zahl der Dorsalstrahlen bei Ch. undfcimalis (1 10), Ch. dno-
decmaiis G. V. (1/11) und 0//. microps (xtbr. (1/9).
Gatt. LORICARIA.
26. Loricm-ki fllainentosa n. sp.
Char. : Rumpf sehr gestreckt, stark deprimirt. Caudale mit fadenförmig verlängertem oberen Raudstrahl.
Kopf kurz, hinten Itreit, nach voine rasch an Breite abnehmend und in eine abgestumpfte Spitze endi-
gend. Seitenrand des Kopfes in der hinteren Längenhältte bei Männchen dicht mit kurzen haarföiniigen
Stacheln oder Borsten besetzt. Hinterer .\ugenausschnitt gross. Zähne in beiden Kiefern vorhanden,
' Bei den grössten, 21'"' laugen Exemplaren von Ch. duodecimah's, welche ich nntersiichen konnte, sind die längsten
liakenzäline am Interoperkel nur halb so lang wie das Auge; bei kleinen Individuen von 7— 11"" Lunge finden sieh noch
gar keine Kamlziihne am Zwischindeckel vor. Die Stinibreite ist je nach dem Alter der Exemplare nur 2'/^ — :S Augenliiiigen
{jli'icli. Dass ancli bei dein typischen Exi'ui]ilare des Pariser Museums di(^ Stacheln am Interoperciilnm von keiner bedeutenden
Länge sein können, sprielu der Umstand, dass Val en cien n i:s diese Art nocli in die i'istr Gruppe der Ilypostoiiieu, wie
Ut//). eyiarghintiiH. dfimiiiersonii etC. reiht; CS Scheint datier der HanpfriiaraktiT der (iattuiij; Clia.-iii.sininns nur in der Aufstell-
baikeil ndcr grössciru licweKlielikeit des /.wiseliendeekels zu liegen.
4() Franz Stein (lachnevi
massig p-oss. Beide Muiuisegel mif am tVi-ieii Rande mit Cirrlieii verseilen. Kopf'scliilder gestreift und
gefurcht. Leisten auf der Stirne, am Hinterbaupte und an den Schläfenschildern zart, an den Nacken-
schildern und an den Seitentheilen des Rumpfes scharf ausgeprägt. Bauschienen in 4 ziemlich regel-
mässigen Längsredien, die der beiden mittleren Reihen ander Brust und zwischen den Ventralen sieh
in zahlreiche polygonale Schilder auflösend. Unterseite des Kopfes nackthäutig. oO Sclnlder längs der
Seitenlinie liis zum Beginne der Tandale, h längs der Basis der Dorsale, '20 auf der iladien Rückenseite
zwischen dem letzten Dorsalstrahl und der Cauda.le. Sämnitliche Flossen mit versclnvommcnen Fleidvcn.
Caudale am hinteren <-oncaven Rande breit, schwarz gesäumt.
D. 1/7. F. 1/6. A. 1/5. V. 1/5. L. lat. 30.
Beschreibung.
Bezüglicli der Form des Kopfes nähert sich diese Art der Loricaria catajßhractn Lin. Die Oberseite des
Kopfes ist querüber ziemlich stark gewölbt, die grösste Kopfhreite bei jungen Individuen l'/^ — l'/^mal, bei
alten 1',^ — l'/,mal in der Kopflänge (bis zur Spitze des mittleren Hinterhauptsschildes) und letztere nahezu
5 — 5'''/-,ni'''l in der Körperlänge euilialten. Der Durchmesser des Auges (mit Ausschluss des auffallend grossen,
hinteren Ausschnittes) ist bei jungen Individuen c. &-/^mA\, bei alten unbedeutend mehr als Gmal, die Stirn-
breite stets 473mal, die Schuauzenlänge nicht ganz 2mal in der Kopflänge begrift'en. Die grösstc Höhe der
Dorsale am sogenannten Stachel übertrifft die Kopflänge circa um eine Au;icnlänge, während der Peetoral-
stachel circa um einen Augendiameter kürzer als der Kopf ist.
Die oberen Augeuränder sind erhöht, daher die Stirne (luerübei ziendich stark concav erscheint. Zwei
zarte Leisten liegen auf der Stirne; sie convergiren nach vorne, vereinigen sich daselbst zu einer nur
schwach angedeuteten Schnauzenleiste, und treffen nach hinten in der Nähe des hinteren Augenausschnittes
mit der Scheitelleiste zusammen, falls diese nach vorne sich in zwei divergirende Aste theilt. Das mittlere
Oc{'i]iitalschild endigt nach hinten zugespitzt. Sämniiliche obere Kopfschilder sind mehr oder nünder grob
gestreift und gefurcht und auf den erhobenen Streifen dicht gezähnt. Die Unterseite des Kopfes ist mit einer
dünneu glatten Haut bedeckt.
Das vordere Mundsegel legt sich als eine schmale Falte, deren freier Rand mit Hautläppchen besetzt
ist, über die Zwischenkieferhälften; das hintere grosse, bogenförmig ausgesi)anüte Mundsegel ist bei Weib-
chen verhältnissmässig bedeutend kürzer als bei Männchen (es dient bei diesen zum Schutze der Eier, welche
das Männchen ausbrütet), an der ganzen freien Unterseite mit zarten Papillen besetzt und am hinteren
Rande tief gefranst.
Die Eckbartcln, von der hinteren Spitze des stielförmigen kurzen Oberkiefers gemessen, sind mehr als
2mal so laug wie das Auge, am Vorderrande ausgefranst und gehen nach innen vermittelst einer dünnen
Hautfalte in das hintere Mundsegel über.
Die Kieferzähne sind 2spitzig, mit der goldgelben Spitze nach innen gekrümmt; ihre Zahl ist variabel
und nimmt mit dem Alter zu; bei sehr jungen Individuen liegen in jeder Hälfte des Zwischen- wie des Unter-
kiefers durchschnittlich 5 — 6, bei alten c. 9—11 Zähne.
Der Seitenrand des Kopfes ist bei Männchen, von der Mitte der Schnau/.e angefangen bis zur Kienien-
spalte dicht mit kurzen Borstenzähnen besetzt, welche dem Weibchen spurlos fehlen.
Die beiden vorderen paarigen Nackenschilder endigen nach hinten in eine Spitze und sind mit einem
scharf ausgeprägten medianen Längskiele versehen. Die '■) kleineren neben einander liegenden Nackenschil-
der der 3. Reihe, welche die Dorsale nach vorne begrenzen, sind ungekielt, ebenso die lange Reihe der den
Rücken bedeckenden grossen Schilder.
Die an den niedrigen Seiten des Rumpfes liegenden Schilder der 2. und 3. Reihe tragen einen scharf
vorspringenden Kiel, welcher mit stärkeren Zähnchen als die übrigen Kiele versehen ist, verschmelzen aber
am 17. Schilde der 2. Reihe und am 18. Schilde der 3. Reihe zu einer einzigen Schilderreihe; doch bleilicn
ihre Leisten \ on einander getrennt, wenngleich sie ganz nahe aneinandergerückt liegen.
Zur Fi.svh-Fainin di's Mngdalenei/- Stromes. 47
/«isclioii (If'ii re<'t(ii-;ilrn iiml \'cMiti-altMi isl die Raucliseiti' mit \ Liin^sreilu'ii \iin sciiiciiniiiiliiilicheii
Scliildeiii lieil(>(kt, von tliuoii das äussere Keilienpaar am stärksten ontwieUelf ist, und jederseits lli Sehilder
enthält, die gegen das hinterste an Breite znn'limen. Die Schienen der 2 Mittelrcilien sind bei jungen Indi-
viduen rndimentär und stossen nicht nnniitlelliar an einander; bei alten Individuen theilen sieh nicht selten
einige dieser Schilder. Vor und iiintcr denselben, somit unmittelbar zwischen der Basis der Ventralen und
/.wischen, sowie vor der Basis der Pectoralstacheln liegen zah'reiche polygonale 8ehild(dien.
Seitlicdi niid iia(di liinten ist die Analmündnng von einem Paar sehr grosser Sehilder umgeben, an deren
Vorderrand sich jederseits ein etwas kleineres Schild anschliesst. Den Vorderraud der Analmlindung begren-
zen in der Kegel ein einziges Schild, selten durch Theilung l' S(diil(ler (wie bei dem al)gebildeten Exemplare,
einem Weibchen, s. Tat. IX, Fig. 1 /;), welche aber häuHg bei alten Individuen mit dem benachbarten seit-
lich gelegenen Schilde zu einer Platte verschmelzen.
Die Dorsale ist 2mal höher als laug, der obere Flossenraud stark geneigt und sehr schwaidi convex;
die grösste Höhe der Dorsale am 1. nugetheilten Strahle, dem sogenannten Stachel, ist c. 4y.mal in der
Körperlänge enthalten, und übertrifil't die Kopflänge circa um einen Augendiameter, während die Basislänge
der Flosse die Länge der Schnauze erreicht, oder nur ganz unbedeutend überlritft. Der Abstand der Dorsale
vom vorileren Kojjt'endc verhält sicli zur Körperlänge wie 1 '-'S^/.j hei älteren, und wie 1 : 3' ^ bei jüngeren
Exemplaren.
Der Pectoralstachel ist stets c. um 1 — l'/^ Augendiameter kürzer als der Kopf, ebenso schlank und
biegsam wie der Dorsalstachel, und überragt zurückgelegt mit seiner Spitze ein wenig die lusertionsstelle des
Ventralstachels; letzterer ist (lurchschnittlieh eben so lang oder unbedeutend kürzer als der Pectoralstachel,
überragt mit seiner Spitze den hinteren Rand der folgenden Ventralstrahlen, und seine Insertionsstellc fällt
genau unter oder selbst noch ein wenig vor die Basis des Dorsalstachels.
Die Anale beginnt in verticaler Richtung nicht weit hinter dem letzten Dorsalstrahle. Die Höhe der
Anale übertriift in der Regel die Länge der Pectorale um ein Geringes, während die Basislänge kaum 2 Augen-
längen gleichkommt. Der hintere untere Rand der Flosse ist convex.
Der hintere Rand der Caudale ist halbmondförmig, schwach eingebuchtet, bei vollkonnnen ausgebrei-
teten Strahlen schwach convex; der obere Randstrahl derselben verlängert sich fadenförmig und ist nicht
selten eben so lang wie der ganze Rumpf (zwischen der Basis der Caudale und dem unteren Ende der
Kiemenspalte).
Die Rückenseite des ganzen Körpers ist bei Weingeistexemplaren schmutzig grauviolett, die Bauchfläche
hell bräunlichgelb. Sämmtliche Flossen (zuweilen auch der Seiteurand des Kopfes) sind auf wässerig schmutzig
weissem Grunde grauviolett gefleckt. Nur bei sehr jungen Individuen zeigen sich Spuren von dunkeln Quer-
binden am Rücken.
Die von uns hier beschriebenen Exemplare sind mit Ausschluss der fadenförmigen Verlängerung des
oberen Caudalstrahles 8 — 2<5'° lang.
Fani. CHAIlACINrDAE Müll.
Gruppe ERYTHRININA dthr.
Gatt. MACRODON Müll., Trosch.
27. ßlacrodoii trahira Rh, Sehn.
Nach Untersuchung von 48 Exemplaren verschiedener Grösse aus dem Magdalenen-Strome glaulte ich
sämmtliche von Cuvier und Valenciennes beschriebene Macrodou-\.riQ\\ auf eine einzige reduciren zu
müssen. Die hinteren oberen Knochen des Augenringes variiren so auffallend an Grösse und Form, dass der
von Valenciennes „phupie surtemporale, mastoTdien" genannte Knochen, welcher über dem Kiemendeekel
liegt, gleichfalls an Gestalt und Ausdehnung bei den einzelnen Exemplaren vielen Schwankungen unterworfen,
daher zur Abgrenzung einzelner Arten gänzlich unbrauchbar ist. Ich glaube daher im Ganzen höchstens
4S Franz Sfeiifdwhi/er.
zwei M'T-rodo/t- Xrieu untcrscheidon zn köuneu, M. iraliira und M. nnernlepis, wie ich sclmii aiidcrrn (trtos
bemerkte.
IkM den Exeni|d;in'ii ans dem Magdaleuen-Sfrome, welche sämmtliili zu M. trahü-a geliören, (iiiiTid)olirt.
die Seitenlinie 40, 4'i und 4-'5 .Schnppen; die Dorsale entiiält 13 — 14 und i)e! einem Exemplare Jf), die
Anale lU— 11, die Ventrale 7 — '.I Strahlen ; 11 — \o Längsschiippcnreilien liegen von einer Seitenlinie zur
anderen querüber am Riieken unmittelbar vor der Dorsale und stets nur !1 am Schwänze (in derselben Weise
gezählt). Die Kopflänge ist in der Kegel etwas mehr als omal , uur bei einem sehr alten E.xemplarc genau
omal, die Leibeshöhe 4'/^ bis nahezu 4*/3mal in der Kopflänge enthalten.
Gruppe CURIMATINA Glhr.
(jatt. CURIMATUS sp., Cuv.
28. Cuvimatun Mivaftll n. sp
Char.: Körpergestalt gestreckt, eomprimirt. Leibeshöhe nahezu 'ö — 3'/^mal, Koi)tlänge o^/- — ü'/ai>i''l in *l^^i'
Körperlänge enthalten. Nacken bis zur Dorsale, Bauch zwischen der Ventrale nnd der Anale gekielt.
Schuppen von der Rückenlinie zur Seitenlinie herab nur wenig an Grösse zunehmend, am freien Hand
(Aqy Zahl der Schuppenradien am freien Felde entsprechend) gekerbt, doch nicht gezähnt.
69 — 7U Schuppen am Rumpfe längs der Seiteulinie, Ki — 17 über und 12 — lo unter derselben, zwis;dien
der Dorsale und dem ersten Ventralstrahle. Körper ungetleckt, uur äusserst selten ein dunkelgrauci',
stark verschwommener Fleck vor der Caudale. Dorsale und Caudale zart grau punktirt. ^'cntrale im
Leben röthlich.
16—17
D. 12. A. Vd. V. 10. L. lat. 69-70 (bis zur Caud.). L. tr. ~~r^.
12 — 13
Beschreibung.
Bezüglich der Zahl der Sehui)pen längs der Seitenlinie ist Ourwintus Mivartü zwischen f. i^'Untus
Kner und C. ■planirostris Gron. (= C. abramoidesY^w^ zu reihen, steht jedoch erstgenannter näher als
letzterer; ich stelle sie daher in die erste der beiden von Dr. Günther vorgeschlagenen Gruppen der
Gattung Curimatus, nämlich in jene mit massig grossen Schuppen.
Die Kopflänge steht der grössten Rnmpfhöhe unter dem Beginne der Dorsale stets ein wenig nach. Die
Überseite des Kopfes ist breit, ([uerüber nur seh wach gebogen; die grösste Kopfbreite zwischen den
gewölltten Deckeln erreicht nicht ganz die Hälfte einer Kopflänge.
Das Auge ist kreisrnnd. der Diameter desselben c. .'S'/j— 4nial, die Sehnauzenlänge c. o'/. — ."l^Z-mal, die
Stirnbreite c. 2Yr, — 2-'/jnial in der Kojiflänge (mit Ausschluss des häutigen Saumes am hinteren Rande des
Kieniendeckels und des Suboperkels) enthalten.
Die Schnauze fällt mit ihrer Vorderseite schief nach hinten zum oberen Mnndrande ab und endigt nach
vorne und oben in eine abgestumpfte Spitze. Die Mumlwinkel fallen in verticaler Richtung zwischen die
beiden Narinen. Der Unterkieferrand bildet an der Symphyse ein kleines, vorspringendes Knötchen.
Der kleine schicfgestellte Oberkiefer liegt bei geschlossenem Munde zum grössten Theile unter den
beiden \ordersten Knoehenplatten des Augenringes verborj^en, welche nach oben die vordere kleinere
Hälfte des unteren Augenrandes bilden. Der folgende 3. Snborbitalkiiotdien ist der längste der ganzen Reihe,
halbbogenförmig gekrümmt; er bildet die' grössere hintere Hälfte des unteren Augenraudes für sieh allein
und dc( kt iiacli unten vollständig die niedrigen Wangen l)is zur Vorleiste des unteren oder vorderen Astes des
Vordeckels, während er nach hinten wie der daraiit folgen de unteiste kleine Postorbitalknochen einen Theil
der Schläfengegend vor der Randleiste des aufsteigenden Präoperkelnstes unbedeckt lässt.
Das Auge ist zitnilich gross, der Durchmesser desselben bei jiingei-en Individuen rela<i>' grösser als Ijci
älteren, nnd stets nur unbedeutend kürzer oder länger als die Schnauze. Dünne, halbdurchsichtige Fett-
lider umgeben den vordersten und liinfei-sten Theil des Auges. Die hintere, hfilbnn)ndförniir;e Narine ist
Zur Fisch- Fauna <Jc.s }Iagrlalenen-Strome)>. 49
von der kleineren vorderen, sehmal ovalen Nasenöffnung nur durch eine Hautfalte getrennt. Die Stirn-
fontanelle reicht nach vorne nur unbedeutend weiter als das Auge.
Der Kiemendeckel ist an der Aussenfläche etwas gewölbt und nimmt nach unten und vorne, von der
Gegend des hinteren Winkels angefangen, rasch an Länge oder Breite ab ; er ist höher als lang, am hinteren
Rande schwach convex, am unteren schief gestellten Rande gerade abgestutzt. Diese beiden Ränder treffen
hinten fast unter einem rechten Winkel zusammen, dessen Spitze abgerundet ist. Der Zwischendeckel ragt
nach Art eines Dreieckes ziemlich weit hinter dem stark gerundeten Vordeckelwinkel vor.
Die Zahl der Kiemen strahlen beträgt jederseits 4.
Der dreieckige Humeralfortsatz springt spitzwinkelig über die Basis der Pectorale vor.
Die obere Kopflinie ist bis zur Spitze des Hinterhauptskammes nur sehr schwach gebogen, und zwar in
der Schnauzengegend unbedeutend convex und vor dem Beginne der Oceipitalleiste ein wenig eingedrückt.
Die Nackenlinie erhebt sich ziemlich rasch, unter massiger Krümmung, bis zum Beginne der Dorsale,
senkt sich hierauf eben so rasch, doch ohne Krümmung längs der kurzen Basis derselben, und fällt dann
minder rasch, schwach gebogen bis zum Schwanzstielu ab, dessen geringste Höhe c. 2'^/.m{[\ in der grössten
Rumpthöhe enthalten ist.
Die Bauchlinie beschreibt zwischen dem hinteren Ende des Unterkiefers und dem hinteren Ende der
Anale einen gleichmässig schwach gekrümmten Bogen und erreicht ihren tiefsten Punkt zimächst der Ventrale,
der somit ein wenig liinter den Höhepunkt der Rückenlinie (am Beginne der Dorsale) fällt, da die Insertions-
stelle der Ventralen in verticaler Richtung unter der Basis des '2. oder 3. Dorsalstrahles liegt.
Die Rückenflosse beginnt vor der Mitte der Körperlänge, und zwar etwas bedeutender bei älteren als bei
jüngeren Exemplaren. Bei ersteren fällt nämlich der Beginn der Dorsale c. um l'/^— P/., bei letzteren durch-
schnittlich nm 1 Augendiameter näher zur Schnauzenspitze als zur Basis der mittleren Caudalstrahlen.
Die Dorsale ist im Verliältniss zur Basislänge hoch und spitzt sich nach oben zu. Der 3., d. i. der 1.
gespaltene Strahl übertrifft bei jüngeren Individuen mehr oder minder bedeutend die Länge des Kopfes und
gleicht letzterer bei alten Exemplaren, während die Basislänge der Flosse nur einer halben Kopflänge gleich-
kommt. Der hintere obere oder freie Rand der Dorsalstrahlen ist stark geneigt, schwach verkehrt jförmig
gebogen und nur zunächst den letzten Strahlen stark gerundet. Der letzte Dorsalstralil ist bis auf den Grund
gespalten, und c. S'/^mal in der grössten Flossenhöhe begriffen. Sämmtliche Dorsalstrahlen tragen schmale
seitliclie Hautlappen; eine niedrige Schuppenbinde (von der lialben Höhe der gewöhnlichen Schuppen) zieht
sich längs der vorderen Basishälfte der Dorsale hin.
Die schmale, verhältnissmässig ziemlich hohe Fettflosse liegt dem hinteren Ende der Anale gegenüber.
Die Brust- und Bauchflossen endigen zugespitzt nach hinten; letztere sind länger als erstere und um
etwas mehr als V^ Augendiameter kürzer als der Kopf. Die Länge der Ventrale ist c. P/. — l'Amal in der des
Kopfes enthalten. Eine ziemlich lange, schmale Spornschuppe, c. 7mal so lang als die benachbarten Schuppen
und im vorderen Tlieile selbst mit 2 — 3 Schuppen belegt, sitzt an der Basis des \. Ventralstrahles.
Die Spitze der horizontal zurückgelegten Pectorale erreicht genau oder doch nahezu die Einlenkungsstelle
der Ventrale, die Spitze der letzteren die Analgrube.
Die Anale ist länger als hoch, am unteren Rande concav. Der höchste L gespaltene Strahl, d. i. der 4.
der ganzen Flosse, ist nahezu l^/^—l'^/.ja&X in der Kopflänge enthalten. Die Schuppenbinde längs der ganzen
Basis der Anale ist hiiher als die an der Dorsale.
Die beiden Caudallappen sind zugespitzt; der obere etwas längere erreicht nicht ganz l'/g Kopf-
längen.
Die Rumpfschnppen sind im Ganzen klein zu nennen und am Bauche vor den Ventralen sowie zunächst
dem Schultergürtel am grössten. Mehr oder minder zahlreiche Radien liegen am Ireien Schuppenfelde und
äusserst zarte, dicht an einander gedrängte coucentrische Streifen auf der ganzen Schuppenfläche. Die
Schuppen sind am freien Rande seicht eingekerbt und die Zahl der Einkerliuugen entspricht in der Regel der
der Schuppenradien. Der vordere Schuppenrand zeigt nur 1—2 tiefe Einbuchtungen.
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXIX. JBJ. 7
50 Franz Steinda chne r.
Die Seitenlinie durclibolirt c. ü9 — 70 Schuppen am Rumpfe und 3 — 4 auf der Basis der mittleren
Caudalstralden.
Die stahlblaue Färbung des Kückens geht gegen die Körperseiteu hinab aHmälig in eiu helles Silber-
weiss über. Zunächst über der Seitenlinie zieht sich eine nur sehr schwach niarkirte silbergraue Längsldnde
hin, an deren hinterem Ende nur selten ein stark verschwommener grauer, runder Fleck angedeutet ist.
Die obere grössere Hälfte der Dorsale luid die Randtheile der Caudale sind etwas diciiter mit grauen
Punkten übersäet als der Rest derselben Flossen.
Die Ventrale und die vordere Hälfte der Anale sind bei frischen Exemplaren an den Rändern rusenroth,
der ganze mittlere Theil eben dieser Flossen zeigt eine intensiv röthlichgelbe Färbung, welche bei in Weingeist
aufbewahrten Exemplaren allmälig spurlos verschwindet.
Die von mir untersuchten Exemplare sind 14 — 20"" laug.
20. Ctn-iinatits Magdalenae n. sp.V (au Curim. argenteus Gill. ?)
C'har. : Körper nicht sehr stark comprimirt, Schuppen ziemlich gross und am hinteren Rande gekerbt. Kopt-
länge etwas mehr als S'/^ — o'/^^mai, Leibeshöhe 2^/3mal in der Körperläuge (oder erstere 4V3mal,
letztere 37,-,nial in der Totallänge), Augendiameter 3V3 — 4'/gmal, Schnauzenläuge etwas mehr als 3^/. bis
nahezu 4mal, Stirnbreite 2V. — 2yjmal in der Kopflänge enthalten. 36 — 38 Schuppen längs der Seiten-
linie am Rumpfe und noch 2 — 3 auf der Caudale, 6 — 67., Schuppen zwischen der Basis des ersten
Dorsalsti'ahles und der Seitenlinie, 6 — 7 zwischen letzterer und dem ersten Ventralstrahle. Dorsale
ohne Flecken. Caudale ziemiich kurz, mit gleichlangen Lappen. Schwanzstiel kurz, ziemlich hoch,
c. 2'/^ — 2'/2mal in der grössten Rumpfhöhe enthalten. CaudaMeck fehlend. Eine helle Linie längs der
Mitte der horizontalen Schuppenreihen des Rumpfes.
6—61,.,
D. 12 (3/9). A. 10 (3, 7). V. 1/ 7—8. P. 15. L. lat. 3G— 38 (^- 2—3 auf der Caud.). L. tr. 1^
6—7 (b. z. Ventr. )
Beschreibung.
Prof. Gill beschreibt in seiner Abhandlung über die Susswassertische \on Trinidad eine Ctu-imatus-Art,
welche der grossschuppigen Curiniatus-kYi des Magdaleneu- Stromes so nahe steht, dass ich in einigem
Zweifel bin, ob letztere als eine liesondere neue Art, oder nur als Localvarietät des C. argenteus Gill auf-
zufassen sei.
Der wesentlichste Unterschied zwischen 0. Magdalenae m. und C. argenteus besteht darin, dass bei
ersterem zwischen der Seitenlinie und der Dorsale 6 — ßy^, bei C. argenteus aber nach Prof. Lütken, der
zwei Exemplare derselben Art untersuchte und beschrieb (Icbtbyographiske Bidrag, H. u. HI, Videusk. Med-
delelser fra den naturh. For. i Kjöbenhavn, 1874, Nr. 12 — 16, p. 225) daselbst nur 5 Schuppen liegen. Gill
zählt bei C. argenteus 13 Sehupi»enreiheu zwischen dem Beginne der Dorsale und dem Bauche (^„thirteen obli-
quely cross the body from the tront of the dorsal to the belly", Syuops. of the Fresh Water Fishes of the Isl.
of Trinidad , p. 62), bei C. Mogdalnae finde ich deren Vj 15 7^ zwischen der Rückenlinie unmittelbar vor
der Dorsale und der Bauchlinie. Gill bemerkt ferner 1. c. , dass bei C. argenteus ein Caudalfleck und eine
Anzahl von schwarzen Punkten zwischen den Verbindungshäuten der mittleren Dorsalstrahlen im unteren
Drittel der Flossenhöhe vorhanden seien, welche zusammen einen rundlichen Fleck darstellen; diese fehlen
vollständig bei C. Magdalenae. In der Schuppenzahl längs der Seitenlinie in der relativen Höhe des Rumpfes,
sowie in der Kopflänge aber zeigt sich kein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Arten.
Bei C. Magdalenae erhebt sich die obere Kopflinie ziemlich rasch und ist in der Stirngegend nur äusserst
schwach eingedrückt. Die breite Oberseite des Kopfes ist querüber nahezu flach, der vordere Schnauzenrand
massig gerundet, der äusserst kurze und schmale Oberkiefer bei geschlossenem Jlunde zur Hälfte von dem
1. und dem vorderen Theiie des 2. Augenrandknocheus bedeckt. Die grösste Kopfbreite zwischen den
Deckeln gleicht der Hälfte der Kopflänge. Die Augenrandknocheu, von denen der dritte der bei weitem
grösste ist, decken die Wangentheile des Kopfes nach unten und hinten vollständig bis zur Randleiste des
Zw Fisch-Fauna de.s Magdalenen-S&omes. 5 ]
Vordeckels, dessen hinterer und unterer Rand parabolisch gerundet ist. Der Zwischendeckel ragt nach Art
eines Dreieckes hinter der Winkelgegend des Vordeckels weit voi-. Der Kiemendeckel ist schief gestellt, am
hinteren Rande gebogen. Der untere Rand des Operkels ist geradlinig und fällt schräg nach vorn und unten
ab. Die Länge des Kiemendeckels ist ly^— l'/jUial in der grössten Höhe des Knochens enthalten.
Die Nackenliiiie erhebt sicli unter massiger Bogenkrümmung ziemlicli rasch bis zum Beginne der Dorsale
und ist stets stärker gebogen als der gegenüber liegende Theil der Bauchlinie. Zwischen der Basis des
letzten Dorsalstrahles und dem Schwanzstiele verläuft die Rlickenlinie nahezu ohne Bogenkrümmung und
senkt sich zugleich minder rasch als die Bauchlinie zwischen der Ventrale und dem hinteren Ende der Anale
im Bogen ansteigt.
Die Dorsale beginnt mit einem äusserst kurzen, stachelähnlichen Strahle, dessen Basis nicht ganz um '/,
der Kopflänge näher zum vorderen Kopfende als zur Basis der mittleren Caudal strahlen fällt.
Die Basislänge der Dorsale ist c. P/gmal in der Flossenhöhe enthalten und diese der Kopflänge gleich.
Die Dorsale spitzt sich nach oben nur wenig zu; der obere Rand der Flosse ist schief gestellt und zunächst
den letzten 3 Strahlen ziendich stark, weiter vorne aber sehr schwach gerundet. Der Abstand der Dorsale
von der Fettflosse ist ein wenig kürzer als der Kopf.
Die Länge der zugespitzten Pectoraie ist gering und gleicht nahezu der Kopflänge mit Ausschluss der
Schnauze. Die Spitze der horizontal zurückgelegten Brustflossen erreicht nicht die Einlenkungsstelle der
Ventralen. Letztere kommen au Länge nahezu der Höhe der Dorsale gleich, sind somit nicht l)edeutend
kürzer als, der Kopf, fallen jedoch mit ihrer Spitze c. um eine Schuppenlänge vor die Analgrube. Die Ein-
lenkungsstelle der Bauchflossen liegt der Basis des 5. Dorsalstrahles gegenüber. Zwischen den Ventralen
und der Anale ist der Bauch längs der Mittellinie stark gekielt, längs dem Seitenrande des Bauches zeigt
sich eine 2. kielförmige, doch schwächer ausgeprägte Erhöhung, die von der Gegend der Aftergrube jeder-
seits bis zur Pectoralgegend reicht.
Die Anale ist am hinteren Rande concav, und im Verhältniss zur geringen Basislänge ziemlich hoch.
Der erste gespaltene Analstrahl ist der höchste Strahl der Flosse, eben so lang wie der Kopf mit Ausschluss
der Schnauze und c. 2mal so lang als die Basis der letzteren; zurückgelegt erreicht er mit seiner Spitze genau
oder doch nahezu die Basis der unteren Stützstrahlen der Caudale. Eine halbe Schuppenreihe deckt die Basis
der Anale.
Die Fettflosse fällt in verticaler Richtung ein wenig vor das hintere Basisende der Analflosse.
Die Caudale ist am liinteren Ende eingebuchtet, die Caudallappen spitzen sich nur massig nach hinten
zu und sind um c. einen halben Augendiameter länger als der Kopf.
Die Schuppen sind am hinteren Rande (äst vertical abgestutzt und etwas höher als am hinteren freien,
mehr oder minder sehwach gerundeten Rande. Die überdeckte grössere Schuppen hälfte zeigt 4 — 5 scharf
ausgeprägte Radien, zwischen denen der Vorderrand der Schuppe sehr tief eingekerbt ist, während am
freien hinteren Sehuppenfelde die Einkerbungen und Auszackungen viel zahlreicher sind (nicht selten c. 30),
aber nur schwach hervortreten.
Bei den mir zur Beschreibung vorliegenden 3 Exemplaren ist weder ein Caudal- noch ein Schulterfleck
angedeutet. Über die Höhenmitte der einzelnen horizontalen Schuppeureihen des Rumpfes zieht sich eine
schmale, hellgelbe Binde oder Fleckenreihe hin. Die Caudale, Dorsale und Anale sind schmutzig und wässrig
graugelb, und dicht dunkelblaugrau punktirf und zwar am dichtesten zunächst den freien Flossenrändern ;
die Pectoraie imd Ventrale sind weisslichgelb.
Totallänge der beschriebenen Exemplare c. 17"°.
Gatt. PROCHILODÜS Agass.
3U. Prochilodus asper Ltk.
Char. : Leibeshöhe 273— unbedeutend mehr als 3mal, Kopflänge mehr als 373— nahezu 4mal in der
Körperlänge (bis zur Basis der mittleren Candal.strahlen), Augendiameter 4 — ömal, Stirnbreite 2 — lYgmal,
7*
52 Franz Steindnchner.
Schnauzenlänge '?> — 23/. mal in der Kopflänge enthalten. Längs der Seitenlinie 40— 4 J Scliuppen am
Rumpfe und 4 auf der Caudale. 8 — 9 Schuppen zwischen der Basis des ersten Dorsalstrahles und der
Seitenlinie, G'/j — 7 zwischen letzterer und der Basis des ersten Ventralstrahles oder S'/^ — 9' j bis zur
Bancliliuie unmittelbar vor den Ventralen. Dorsale ziemlich bedeutend vor der Mitte der Körperliingc
beginnend. Ventrale in verticaler Richtung ein wenig hinter dem Beginne der Dorsale eingelenkt.
Zahlreiche dunkelgraue Flecken in schiefen Reihen zwischen den 8 — 9 letzten Dorsalstrahlen. Ver-
schwommene, stahlblaue, verticale Binden, breiter als deren Zwischenräume, in der oberen Rumpthälfte
bei alten Individuen mehr oder minder vollständig erlöschend. Ein heller mittlerer Längsstreif ;in jeder
horizontalen Schuppenreihe des Rumpfes. Caudale ungefleekt. Schuppen rauh, am hinteren Rande und
an der Aussenfläche fein gezähnt, festsitzend.
.s — 9
D. 11 (2/9). A. 11 (2/9). V. 9 (1 8). P. 16—17. L. lat. 40—41 (-h 4 auf der Caud.). L. transv. — i — .
Beschreibung.
Diese im Magdalenen-Strome sehr häufig vorkommende Art könnte insoferne vorläufig als eine Local-
varietät des rrocMlodus aqier Ltk. aus Caracas betrachtet werden, als bei allen im Wiener Museum befind-
lichen (20) Exemplaren des Magdalenen-Stromes in der Regel 9, nur selten 8 Schuppen zwischen der Dorsale
und der Seitenlinie liegen, während Dr. Lütken bei 4 Exemplaren von Caracas 7 — 8 zählt. Auch enthalten
die von Dr. Lütken Ijcschriebenen typischen Exemplare 10 gespaltene Strahlen in der Dorsale, die von mir
untersuchten Individuen stets nur 9.
Die oben gegebene Charakteristik von Fr. asper bezieht sich nur auf Exemplare aus dem Magdalenen-
Strome, die ich in den nachfolgenden Zeilen näher beschreiben will.
Die Körpergestalt ist gestreckt, gegen den Schwanz zu stark comprimirt, der Kopf kurz und breit. Die
oV)ere Profillinic des Kopfes erhebt sicli (ohne Krümmung) rascher nach iiinten, als die Nackenlinie zur
Dorsale ansteigt. Die Krümmung der Nackenlinie ist variabel, doch stets grösser als die der Bauchlinie bis
zur Ventrale. Längs der Dorsale fällt die Rückenlinie ziemlich rasch ab, senkt sich hinter dieser Flosse
bis zur Caudale nur sehr wenig und unter kaum nenneuswerther Krümmung. Die grösste Rumpfhölie ist
bei Exemplaren von 18^ — 19"' Länge 2^/3 — mehr als 2^ ^mal, bei Exemplaren von 26 — 37°" Länge nahezu
3 — SVjmal, die Kopflänge bei ersteren mehr als 3^/3 — f<tst 4mal , bei letzteren 4mal in der Körperlänge
enthalten.
Die grösste Kopfbreite ist bei alten Exemplaren verhältnissmässig bedeutender als bei jungen, und bei
letzteren l^J^ — 2mal, bei ersteren c. ly^ — P/,mal in der Kopflänge begriffen. Die Schnauze ist vorne oval
gerundet, überragt den Mundrand nicht bedeutend und ist bei jüngeren Individuen 3 — 2^, ^mal, bei älteren
nicht selten uur 2^/5nial in der Kopflänge enthalten.
Die Lippenzähne sind äusserst klein, sehr zahlreich; die zweite innere kurze Zahureihe zunächst der
Mitte der Mundspalte ist winkelförmig nach innen eingebogen.
Die Stirne ist sehr breit und querüber etwas stärker gebogen als die Schnauze. Die schmale, linieu-
förniige Stirnfontanelle reicht njich vorne bis zur Narinengegend, nach hinten bis zum Beginne des unter den
Sehupi)en verborgen liegenden Hinterhauptskamnies.
Die unteren Knochen des Augenringes decken die V/'angen nach unten und hinten zunächst der Winkel-
gegend des Vordeckels knum zur Haltte, während die hinter den Augen gelegenen beiden obersten Knochen-
platten bis zum Rande des aufsteigenden Präoperkelastes reichen.
Der schief gestellte grosse Kieniendeckel ist radienförmig, ziemlieh gro)) gestreift und nicht ganz 2mal
so hoch wie lang. Der Zwischendeckel ragt über den stark gerundeten hinteren Winkel des ^'ordeckels nach
Art eines rechtwinkligen Dreieckes vor. Der Unterdeckel bildet nach aussen nur einen schmalen Streif längs
dem ganzen unteren Rande des Kiemendeckels.
Der mediane Längskiel des Nackens springt minder scharf vor als die Hauchschneide zwischen den
\ entraien und der Anale.
Zur Fi.sch- Fauna rJcs Mafjdalenen-Sfromes. 53
Die Dorsale licyt mit der Basi.s ihres ersten Straliles durchsflmiftlieb eben so weit von der Selinauzen-
spitze wie von der Fetttlosse entfernt und trägt vorne einen kurzen Sperrstachel, der sich am vorderen Ende
gabelii; tlieilt. Die Dorsale erreicht am ersten und zweiten gespaltenen Strahle, (d. i. am 3. und 4. Strahle
der ganzen Flosse) die grösste Höhe, welche genau oder nahezu einer Kopflänge gleichkommt und c. ] '/^mal
in der Rasislänge der Flosse enthalten ist. Der freie obere Rand der Dorsalstralden bildet eine schief nach
hinten abfallende Linie, welche über den 3 letzten Strahlen gerundet endigt. Audi der vordere obere Winkel
der Kiickenflosse ist stark gerundet.
Die Pectorale gleicht an Länge der Ventrale und spitzt sich wie diese nach hinten zu. Die Spitze der
horizontal zurückgelegten Brustflosse erreicht nicht ganz die Insertionsstelle der Ventrale und letztere endigt
c. um 3—4 Schuppenlängen vor der Analgrube Die Länge der Ventrale steht der Kopflänge nur nahezu um
C'nen Augendiameter nach.
Die Anale ist am unteren hinteren Kand concav und nimmt bis zum 3. einfachen Strahle sehr ra.sch an
Höhe zu; der folgende erste getlieilte Strahl übertritit den letzten einfachen Strahl nur wenig an Höhe; der
2. getheilte Strahl ist bereits bedeutend kürzer als der vorangehende und die übrigen nehmen allmälig an
Höhe ab. Die Basis der Anale Mie der Dorsale ist von einer niedrigen Schuppenscheide umgeben.
Die Schwanzflosse ist am hinteren Rande tief eingebuchtet, der obere Lappen etwas länger und stärker
zugespitzt als der untere und c. um ^/j — 1 Augendianieter länger als der Kopf.
Die Seitenlinie läuit nach einer sehr schwachen Senkung längs der 7 — 8 ersten durchbohrten Schuppen
des Rumpfes in vollkommen horizontaler Richtung fort. Die grössten Rumpfschuppen liegen am ziemlich
breiten ^'orderbauclle und bilden daselbst (^unmittelbar vor den Ventralen) 3 Längsreihen, von denen jede
längs der Mitte stumpf kielförmig sich erhebt. Die Radien am freien Schuppenfelde sind scharf ausgeprägt
und mehr oder minder zahlreich auf den einzelnen Schuppen. Die Aussenseite und der hintere Rand der
Schuppen ist sehr diciit mit kleinen Zähuchen besetzt.
Diese Art erreicht eine bedeutende Giösse, und wird über 45'" lang.
Gruppe ANOSTOMATINA Gthr.
Gatt. LEPORINUS Spix.
31. Lepoi'itius elongatiis Val., Ltk., Steind. {^ L. obtusidens \ a.\.). var.
Von dieser Art, welche ich bereits in meiner Abhandlung: „Über die Süsswassertische des südöstlichen
Brasiliens (H)-' auf Seite 6 — 12 (im Separatabdr.) ausführlich nach Exemplaren aus dem Rio grande do Sul,
dem La Plata-Stronie und aus dem Stromgebiethe des Rio San Francisco ausführlich beschrieben habe, liegen
mir 15 Exemplare aus dem Magdalenen-Strome vor. Sie unterscheiden sich von jenen erstgenannter Locali-
täten nur dadurch, dass ausnahmslos nicht mehr als ö'/j Schuppen zwischen der Basis des ersten Dorsalstrahles
und der Seiteulinie in einer verticalen Reihe liegen; die Seitenlinie durchbohrt in der Regel 41 — 42 Schuppen
und nur bei einem einzigen Exemplare von 32"" Länge ausnahmsweise 43 Schuppen (mit Einschluss der
Caudalschnppen).
Die Körperhöhe zwischen der Dorsale und Ventrale übertriift stets die Kopflänge und ist etwas weniger
als 4mal in der Körperlänge enthalten.
Die Kopflänge schwankt in ihrem ^'erhältuisse zur Körperlänge je nach dem Alter ziemlich bedeutend;
so ist sie bei Exemplaren von 17'^^— 19'° Länge c. 4mal, bei Individuen von 22—30'" Länge c. 4',3— 4%mal
in der Körperlänge (bis zur Basis der mittleren Caudalstrahlen) enthalten.
Die Karinen liegen in einiger Entfernung \o\\ einander und die vordere mündet in ein ziemlich weites,
häutiges Rohr.
Die Kieferzähnc nützen sich durch den Gebrauch zuweilen derartig ab, dass man in einer grösseren
Reihe von Exemplaren nicht selten solche findet, bei denen der obere Rand sämmtlicher Unterkieferzähne
eine vollkommen wagrechte Linie bildet, obgleich ursprünglich die mittleren Unterkieferzähne weitaus die
54 Franz Steindachner.
längsten sind und sich sciiief nach innen und oben zuspitzen. Die Zwisclienkielerzäline überragen eben so
bäutig die Zähne des Unterkiefers als das Gegentlieil statttindet und nicht selten stossen sie mit ihren freien
Eändern aneinander. Die mittleren Zähne des Zwischenkiefers sind in der Regel einmal eingekerbt.
Die Schnauze ist bei jüngeren Exemplaren l'/g — ly^mal, bei alten Individuen oft etwas mehr als ly^mal
in der Augenlänge enthalten und steht stets der 8tirnbreite nach, welche bei Individuen von 17 — 19"" Länge
c. 2'/3mal, bei nlten von 29 — 31™ Länge aber ganz unbedeutend mehr als 2mal in der Kopflänge enthalten ist.
Der Durchmes.ser des Auges verhält sich zur Kopflänge wie 1 : Z^/^ bei jungen und wie 1 : 4'/,. bei alten
Individuen.
Die Breite oder Länge des Kiemendeckels ist bei jungen Exemplaren etwas geringer als die Länge eines
Auges oder erreicht nahezu '/^ der Kopflänge, bei alten Individuen aber übertrifft die Länge des Operkels die
der Augen und ist c. 'd'^/^msA in der Kopflänge enthalten.
Die Dorsale ist am oberen Rande nur massig gerundet und die Höhe derselben stellt der Kopflänge um
c. ^/j eines Augendiameters nach.
Die Anale ist am hinteren unteren Rande stets schwach coucav und die Spitze des längsten, d. i. des
ersten gespaltenen und getheilten Strahles fällt, horizontal zurückgelegt, weit vor die Basis der Caudale. Dei-
längste Analstrahl ist c. ly.mal in der Kopflänge enthalten.
Der obere Lappen der Caudale ist länger und stärker zugespitzt als der untere und c. um einen Augen-
diameter länger als der Kopf.
Die 3 ovalen, dunklen Rumpfflecken längs der Seitenlinie, von denen der vorderste unter der Mitte der
Dorsale, der letzte auf und theilweise noch vor der Basis der mittleren Caudalstrahlen liegt, sind häufig sehr
verschwommen oder fehlen zuweilen vollständig.
Die obere Profillinie des Kopfes ist in der Stirngegend stets eingeckückt , der Vorderrücken mehr oder
minder stark gewölbt, der Schwanzstiel comprimirt und kaum halb so hoch wie der Rumpf zwischen der
Dorsale und Ventrale.
L. doncjatus Val. (=^ i. ohtusidens Val., Hist. nat. Poiss. T. XXII, pag. 28) ist durch seine ausser-
ordentlich weite Verbreitung ausgezeichnet. Nach Valenciennes kommt diese Art im La Plata und Rio San
Francisco, nach Lütken im Rio das Velhas, nach meinen eigenen Erfahrungen im Rio grande do Sul (viel-
leicht auch im Rio Parahyba) und im Magdalenen-Strome vor.
Sehr nahe verwandt mit L. elongatus Val. ist L. lieinhardti Ltk. aus dem Rio San Francisco und Rio
das Velhas, und es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass die von Valenciennes als L. obtusidens und
L. ncutidens erwähnten Exemplare des Pariser Sfuseums aus dem Rio San Francisco (nicht aber die übrigen
Exemplare von anderen Fundorten) vielleicht zu L. lieinhardti h{\k. zu beziehen seien, wie Dr. Lütken
vermuthet; doch lässt sich diese Frage ohne Untersuchung der Originalexemplare des Pariser Museums nicht
lösen. '
Bei den Lepori7ius-A.\-iQn zeigt das (Ja (pfadratum eine auffallende Gestalt und Grösse. Von oben gesehen
ist es im vorderen Theile tief rinnenförmig ausgeliöhlt und in den tiefen, spitzen Einschnitt am Boden dieser
Rinne schiebt sich das vordere verschmälerte Ende des Vordeckels ein. Das äussere, viel längere, nach
aussen gewölbte Randstück des Os (juadraitint leiit sich mit seiner grösseren hinteren Längenhälfte über die
Aussenfläche des horizontalen Astes des Präoperkels und reicht fast bis zum Winkel desselben zurück, deckt
I Leporimis megalepis (Ttlir., Ann. et Mag. Xiit. Hist. 1863, XII. p. 44.3, ist identiscli mit L. Marcgrai-ü Rlidt., L i k. ;
doeli finden sieh unter ersterein Namen im britisclien Museum auch Exemplare von i. Frederici mit 39 — 40 Schuppen längs
der Seitenlinie vor, so z.B. siib c— /, m etc. JedenfaUs ist Dr. Grün ther's zweite Beschreibung im Catalogc der Fische des
brit. Museums gänzlich zu beseitigen, indem der Verfasser in derselben zwei Arten vermengte, L. megalepis (Ann. Mag. N.
H. 1863) irriger AVeise für die .Iiigendtbrm einer «luiz anderen Art (J^ep. Frederici) hielt, und die Schnppenzahl der letzteren
sowie der ersteren nicht genau angab.
L. Marcgravii Khdt., Ltk. kommt somit auch im Essequibo vor.
L. maevlatus .1. M ii 11., T r. liisst sicli nach der in den „Hoiae ichtliyoloüicae" gegebenen obertifichlichen Beschreibung
kaum wiedererkennen.
Zur Fivcli-Fauiiu den jMag(Ia/c)teii-Stro)7if.s. 55
somit den ganzen unteren Tlieil der Waugengegend bis gegen den unteren l^and der Suborbitalknoclien.
Minder lang ist dieser äussere Ast des 0« <juadratum bei der Gattung Prochtlodtis [I'r. asper i. B.) und
i'elilt gänzlich bei Curimatus. Hei letzterer C4attung (wir untersuchten C. Ma-artii) rückt das vordere Ende
des Piäoperkels bis in die nächste Nähe i\Q!^ Unterkiefers und das Os (juadraUtm legt sich als schmaler
Knochen über den oberen Eaud des vorderen Theiles des Vordeckels, ohne denselben nach aussen zu über-
decken.
Auf Tafel X, Fig. ö ist das C>* (juach-atinu und das Praeoperculuni \on L. e/ongataa in natürlicher
Lage, von aussen gesehen, dargestellt, während Fig. 5 a die obere und Fig. 5 die äussere Ansicht des
isolirten (>.v quadratum gibt.
32. Leporlmis striatus Kner (var.).
Diese Art wnrde zuerst von Prof. Kner nach 7 kleinen Exemi^laren des Wiener Museums beschrieben,
welche von J. Natterer bei Irisanga und Cai^ara in Mattogrosso gesammelt wurden und von denen das
grösste nur IOV2'" '^"8' ist. Das ans dem Magdalenen- Strome stammende Exemplar dagegen misst
nahezu lOy/'" zwischen der Sclinauzenspitze und der Spitze des oberen Caudallappens und ich glaube es
hauptsächlich desshalb als einer besonderen Localvarietät angehörig betrachten zu sollen, weil es gleich
dem L. elonc/atus aus dem Magdalenen-Strome von einer Seiteulinie zur andern (über dem Rücken vor der
Dorsale) um 2 Schuppenreihen weniger zeigt als die erwähnten 7 Exemplare aus dem Innern von Brasilien
und als die beiden Exemplare aus dem Paraguay, welche ich erst in neuerer Zeit acquirirte. Prof. Kner hat
in der Beschreibung des L. striatus die unterste 4. dunkle, verschwonuueue Längsbinde nicht erwähnt,
welche mehrere von Natterer's Exemplaren zeigen. Mit dem Alter verschwindet die oberste Seitenbinde,
welche jederseits vom Hiuterhaupte bis unter die Dorsale zieht. Auch bei jungen Individuen findet man nicht
selten in jeder Kieferhälfte nur 3 (statt 4) Zähne entwickelt, indem der 4. hinterste, kleine Zahn entweder gar
nicht zur Entwicklung kommt oder leicht ausfallen mag.
Bei Berücksichtigung des aus dem IMagdalenen-Strome stammenden Exemplares erleidet die von Prof.
Kner in den Denkschriften der Wiener Akademie, Bd. VII, pag. 171, gegebene Diagnose des L. striatus
einige kleine Abänderungen, die jedoch iür die richtige Artbestimmuug von Bedeutung .sind. Ich glaube
L. striatus folgender Weise charakterisiren zu sollen:
'fo^
Char. : Körpergestalt gestreckt. Kopf konisch nach vorne sich allmälig verschmächtigend , au der Schnauze
stumpf gerundet. Mundspalte kleiu, Kiefer gleich lang nach vorne zu. Stirngegend schwach eingedrückt.
Rückeulinie etwas schwächer gekrümmt als die Bauchliuie, Schwauzstiel comprimirt. Kopflänge bei
jungen Individuen 4'/^ — 4y3mal, bei alten 4-'/5mal, Leibesböhe S^/j — nahezu '6\i^ma{ in der Kürper-
länge, Augendiameter 4 — 4'/3mal, Schnauzenlänge 27,- — 23/..mal, Stirnbreite 2^/-_ — 2'/3mal in der Kopf-
länge (mit Ausschluss des häutigen Saumes hinter dem Deckel und Unterdeckel) enthalten. Narinen
durch einen Zwischenraum von einander getrennt. Anale kurzstrahlig, am hinteren freien Strahlenrande
concav und, horizontal zurückgelegt, die Basis der Cardale nicht erreichend. 4'/jj — 5 Schuppen zwischen
der Basis des ersten Dorsalstrahles und der Seiteulinie, 4 zwischen letzterer uud der Basis des ersten
Ventralstrahles (mit Ausschluss der zum grössten Tlieile \erdeckteu Spornschuppe). 36 — 37 Schuppen
längs der stellenweise nur sehr schwacli angedeuteten Seitenlinie (mit Einschluss der 3—4 durchbohrten
Schuppen der Caudale). 'J — 11 Schuppenreihen von einer Seitenlinie zur andern, über dem Kücken
unmittelbar vor der Dorsale, gezählt. Dorsale etwas näher zur Feltflosse als zum vorderen Kopfende
beginnend. Ventrale in verticaler Kichtuug unter der Mitte der Dorsaltiossenbasis eingelenkt. 4 Längs-
binden von dunkelvioletter oder schwärzlicher Färbung an den Seiten des Körpers, die oberste derselben
bei alten, die unterste bei jungen Individuen sehr schwach angedeutet oder fehlend, die Binde längs der
unteren Hälfte der Schuppenreibe der Seitenlinie und der oberen Hälfte der darauffolgenden unteren
Schuppenreihe scharf ausgeprägt irad von der zunächst liegenden oberen und unteren dunkeln Längs-
5G Franz Steindachner.
binde durch eine hell-silbergraue Binde geschieden. Caudale zugespitzt, mit etwas längerem oberen
Lappen.
4V,— 5
R. br. 4. D. 12 (2/10). A. 10 (2/8). V. 9 (1/8). P. 15. L. lat. 36-.37. L. tr. I
4 (5y2 bis zur Biinchlinie).
Bei dem aus der grossen Cienega an der Mündung des Magdalenen-Stromes stammenden Exemplare ist
die oberste Längsbinde, welche bei jungen Individuen am Hinterhaupte entspringt und längs der Basis der
Dorsale hinziehend- bald hinter derselben am Rücken endigt, nicht sichtbar; auch die 2. .Seitenbinde grenzt
sich erst im mittleren Theile der Humptlänge schärfer ab, ist weiter nach vorne, auf einer Körperseite wenig-
stens, nur durch die dunklere Unisäunuing der hinteren Ränder der Schuppen, an welchen sie hinläuft,
angedeutet und verliert sich allmälig am .Schwanzstiele unter der Fettflosse oder fliesst daselbst mit der Binde
längs der .Seitenlinie zusammen. Am .Schwanzstieie ist die dritte, stets scliiirf abgegrenzte und dunkelste
Binde, welche von der Sclnippenreihe der .Seitenlinie die untere und von der nach unten folgenden die obere
Hälfte einnimmt, am breitesten und auch am intensivsten gefärbt. Diese .3. Binde beginnt bereits an der Ober-
lippe und wird am Kopfe nur vom Auge unterbrochen.
Die 4. Längsbinde des Rumpfes endlich, welche bei jungen Individuen, v.ie sclum erwähnt, oft nicht zur
Entwicklung kommt, beginnt unter dem Auge mit einem dunkeln Längsstriche und läuft von der Basis des
obersten Pectoralstrahles in horizontaler Richtung bis zur Basis der unteren Caudalstrahlen, die ganze
Unterseite des Schwanzstieles (hinter der Anale) einnehmend. Sie ist auch bei erwachseneu Individuen (wie
bei jungen) sehr schwach ausgeprägt, schmutziggrau und über der Veutralgegend am breitesten.
Von der Rückenliuie bis zum unteren Rande der 2. Seitenliinde sind die Körperseiten sciimut ziggrau,
(wie die 4. Seitenbinde) und die daselbst liegenden Schuppen dunkel gei'andet. Der Raum zwischen
der 2., 3. und 4. Binde ist hell silbergrau und die Schuppen daselbst zeigen am hinteren Rande einen stahl-
blauen, lebhaften Metallglanz; die Bauchseite zeigt eine weisslichgelbe Färbung und die Schuppen schillern
hellblau. Die Unterseite des Kopfes ist siiberweiss. Bei jungen Individuen (in Weingeist) ist der ganze Rumpf
mit Ausnahme der bräunlichen Längsbinden gelb gefärbt.
Die Kieferzähne sind nur von massiger Grösse und ihre Anzahl schwankt jederseits zwischen 3 — 4. Das
Exemplar aus dem Magdalenen-Strom besitzt im Ganzen 6 Zwischen- und G Unterkieferzähne; erstere sind
unter sich nahezu gleich lang und stark, im Unterkiefer aber nehmen die Zähne gegen die beiden mittleren
rascher an Grösse und Länge zu. Pectoiale und Ventrale gleichen sich au Länge und übertreffen in dieser
Beziehung ein wenig die Entfernung des hinteren Vordeckelrandes von der Schnauzenspitze.
Die Dorsale ist höher als lang, der obere Rand derselben nach hinten geneigt und sehr schwach gerundet;
der höchste Strahl der Flosse ist länger als die Ventrale oder Pectorale, erreicht aber nicht ganz eine Kopf-
länge, während der obere Lappen der Caudale letztere noch ein wenig übertrifft.
Der hintere Rand der Schuppen ist häutig, oval gerunilct, der vordere abgestutzt und eingekerbt. Das
freie Sehuppenfeld ist kaum länger als das überdeckte und wie dieses dicht mit concentrischen, feinen
Linien geziert. Vom .Schuppencentrum laufen 4 — H Radien oder Furclien zu den Rändern und theilen die
Schuppen scharf in 3 — .5 ungleich grosse Felder.
33. Leporinns eques n. sj».
(Jhar. : Kopf kurz, von sehr geringer Höhe; Rumpf hoch, mit stark gebogenem VorderrUcken. Kopflänge
c. 4'/^mal, Rumpfhöhe c. 3nial in der Körperlänge enthalten. Anale mit verhältnissniässig kurzen, aber
zahlreichen Strahlen, von denen der letzte zurückgelegt die Basis des untersten Caudalstrahles erreicht
lind am unteren Rande convex. 3 — 4 breite dunkle Querbinden am Rumpfe, von denen die vorderste
breiteste zwischen der Dorsale und A'entrale liegt und über diese beiden Flossen hinzieht. Caudale weiss-
lich-gelb. Anale wie die Ventrale und ein Tlieil der Dorsale schwärzlich. 41 — 42 .*^(huppeu längs der
Seitenlinie, (i'/,,— 7 über und •"> unter derselben (bis zur Spornschuppe der Ventrale).
Zur Fisch-Fauna des Mngdalenen-Stromes. 57
D. 13 (3/10). A. 15-1« (2/13-14). V. 9 (1/8). P. 14 (1/13). L. lat. 41-42.
61/., — 7
L. tr. ~T^
5 (bis zur Spornsehuppe der Ventr., 7 bis zur Bauchl.).
Beschreibung.
Leporinus eques ist sehr nahe verwandt mit L. Jiypselonotus Gthr. aus dem Amazonen-Strome und
bildet mit letzterer Art eine besondere Gruppe, welche sich durch die hohe Körperform, die starke Krümmung
der Nackenlinie und den kurzen, niedrigen Kopf von den übrigen zahh-eichen, schlanken Leporinus-Avten
unterscheidet.
Die obere Profillinie des Kopfes ist concav; die Schnauze verschmälert sich nach vorne ziemlich rasch,
ist im Verhältnisse zu ihrer geringen Höhe lang, an der Oberseite zunächst den Augen breit und schwach
gewölbt und endigt vorne fast quer abgestutzt. Die Kopflänge ist bei kleinen Exemplaren 4yrjmal, bei
grösseren etwas mehr als 4'/^mal, die Schnauzenlänge c. 3mal, der Augendiameter 3^/^ — 4'/^mal, die Stirn-
breite mehr als 273— 2V6mal in der Kopflänge enthalten. Das Auge liegt stets etwas näher zur Schnauzen-
spitze als zum hinteren Piande des Deckels.
Die Mundspaite ist klein, im Unterkiefer liegen jederseits 4, im Zwischenkiefer 3 Zähne; letztere unter-
scheiden sich von einander nur unbedeutend au Grösse; im Unterkiefer sind die beiden mittleren breit, oben
massig schief abgestutzt, der jederseits angrenzende Zahn ist zugespitzt und- schief gestellt, der hinterste
letzte sehr -klein. Eigenthümlicher Weise springt bei 2 Exemplaren der Unterkiefer nicht unbedeutend über
den Zwischenkiefer vor, während bei dem dritten der Zwischenkiefer den Unterkiefer überragt.
Die Narinen sind durch einen Zwischenraum von einander getrennt, und die vordere mündet in ein
häutiges Röhrchen.
Bei der geringen Höhe des Kopfes und der Grösse der Augen sind die Wangen nur sehr niedrig; die
unteren Augenrandknochen reichen nach unten bis zur Randleiste des queren Astes des Vordeckels, während
zwischen dem hinteren Rande der Postorbitaiia und dem aufsteigenden Aste des Vordeckels ein Theil der
Schiäfengegend nackthäutig bleibt.
Die Rückenlinie erhebt sich rasch vom Hinterhaupte bis zum Beginne der Dorsale ; doch minder bedeu-
tend als bei L. hypselonotus. Die grösste Rumpfhöhe ist daher auch geringer als bei letztgenannter Art und
3 — 3 '/.mal in der Körperlänge enthalten.
Der Beginn der Dorsale ist eben so weit von der Schnauzenspitze wie von der Basis der Caudale entfernt
und liegt der Einlenkungsstelle der Ventrale vertical gegenüber. Die Rückenflosse ist c. l'/^- l^jmal höher
als lang, am oberen, schief gestellten Rande convex; der erste ungespaltene Dorsalstrahl ist wie der erste
Analstrahl sehr kurz, daher leicht zu übersehen, und der letzte c. S'/jmal in der Höhe des vierten, das ist des
ersten längsgetheilten Strahles, enthalten.
Die Pectorale ist ebenso lang wie die Ventrale und gleicht an Länge der Entfernung des vorderen
Kopfendes vom Centrum des Kiemendeckels. Die Spitze der Pectorale reicht nicht ganz bis zur Einlenkungs-
stelle der Ventrale zurück, und die Spitze der zurückgelegten Ventrale fällt um c. 2'/^ Schuppen vor die Anal-
grube; zwischen dieser und der Ventrale ist der Bauch gekielt.
Die Basis der Anale ist ebenso lang wie die Pectorale oder Ventrale, mit einer Reihe von Schuppen
überdeckt und übertrifft ein wenig die Höhe der längsten Analstrahlen. Der hintere untere Winkel der Anale
ist stärker gerundet als der übrige imtere Rand derselben. Die Fettflosse liegt dem 2.-3. letzten Analstralil
gegenüber und ist höher als lang.
Die Caudale übertrifft an Länge den Kopf um c. einen Augendiameter; sie ist gelblich und nach vorne
vom Rumpfe der Färbung nach scharf geschieden, da über den Schwanzstiel eine dunkelbraune Querbinde
herabläuit.
Die Seitenlinie ist auf der Mehrzahl der Schuppen nur durch 1 — 2 Gruben angedeutet, erst am Schwanz-
stiel bildet sie einen Canal.
Denkschriften der mathem.-anturw. Cl. XXXTX. Bd. 8
58 Franz Stein dachner.
Die Seiten des Eurapfes sind schmutzig graugelb (bei Weingeistexemplaren), die einzelnen Schuppen am
hinteren Rande dunkelbraun punktirt.
Die erste Querbiude des Rumpfes läuft von der ganzen Basis der Dorsale vertical herab und fliesst am
Hauche mit der der entgegengesetzten Seite zusammen; sie erstreckt sich auch über einen Tiieil der Dorsal-
strahlen hinauf und verleiht denselben eine blauschwarze Färbung. Die zweite schmälere Binde zieht von der
Basis der vorderen Analstrahlen vertical nach oben, die dritte liegt zwischen der Fettflosse und den letzten
Analstrahlen, die vierte umfasst die grössere hintere Hälfte des comprimirteu Schwanzstieles, fliesst aber
zuweilen mit der dritten zusammen. Die Ventrale und Anale sind bläulichschwarz, ebenso der grösste Theil
der Fettflosse; die Pectorale ist schmutzig weisslich. Die Wangengegend und die untere Hälfte de>; Deckels
glänzt sillterweiss. Die Lippen sind grauschwarz.
Länge der beschriebenen Exemplare: 15— 2l'"".
Gatt. TETRAGONOPTERUS Artedi.
34. Tetra<jono^tevus Diaculatus Lin. (Steind.).
Die mir aus dem Magdaleuen-Strome vorliegenden 5 Exemplare stimmen in der Körperform, Schuppeu-
y.ahl, Färbung etc. genau mit jenen überein, welche ich in meiner Abhandlung: ..Über die Süsswasserfische
des südöstlichen Brasiliens (HI)" auf Seite 10—12 (Separatabdr.) ausführlich beschrieb und abbildete
(Taf. I, Fig. 2), doch ist die Zahl der Analstrahlen bedeutender und beträgt 36—39, von denen 2—4 einfach
und 34 — 35 getlieilt sind. Die Flossenfonnel der Anale ist somit bei Tetragonopterus macidatus: 32 — 39
(2-4/28—35).
Gatt. BRYCON Müll., Trosch.
35. Brycon ßloorel n. sp.
Char.: Körpergestalt gestreckt, Caudale tief eingeschnitten. Leibeshöhe 3mal, Kopflänge 4mal in der
Körperlänge, Augendiameter c. 073— nahezu 4mal , Stirnbreite unbedeutend mehr als 2— 2'/3niai,
Schuauzenläuge nahezu. 3'/j — 3Ynial in der Kopflänge (ohne den häutigen Saum am hinteren, seitlichen
Kopfrande) enthalten. Seitenlinie 59—60 Schuppen durchbohrend, von denen die 4 — 5 letzten auf der
Caudale liegen. 11 Schuppen über und 3 unter der Seitenlinie (bis zur Spornschuppe der Ventrale).
Zwischenkieferzähne in 3 Reihen. Ein Paar konischer Zähne hinter der vorderen Reihe der Unterkiefer-
zähne an der Sympliyse. Dorsale in verticaler Richtung hinter der Ventrale beginnend. Ein schwärzlicher,
ovaler Caudalfleck über die mittleren Caudalstrahlen bis zu deren hinterem Rande sich fortsetzend.
11
D. 12 (3/9). A. 29 (3/26). V. 8 (1/7). L. hit. 59-60. L. tr. T.
5
r> e s c h r e i b u n g.
Die obere Piofilliuie des Kopfes ist in der Stirngegend schwach concav und erhebt sich etwas rascher
zum Hinterhaupte als die nur wenig gebogene (convexe) Nackenlinie zur Dorsale ansteigt. Hinter dieser
Flosse fällt die Rückenlinie etwas rascher zum Schwanzstiele ab. Die Bauchlinie ist zwischen der Kehle und
dem hinteren Basisende der Anale gleichförmig und zwar stärker gebogen, als die Rückenlinie vor der
Dorsale.
Der Kopf ist im Verhältnisse zur Rumpflänge kurz, ziemlich dick und vorne abgestumpft. Die Oberseite
desselben ist cjuerüber nur schwach gebogen.
Im Unterkiefer liegen vorne jederseits 4 grosse Zähne in der Aussenreihe, von denen jeder seitlich
2 — 3 kurze Nebenzacken trägt, somit 3 — öspitzig ist. Auf diese folgen seitlich noch 4 — 5 viel kleinere
Zähnchen in der Aussenreihe. Die zweite innere Zahnreihe reicht nach hinten viel weiter zurück als die
äussere, endigt aber nach vorne am hintersten grossen Zahne der Aussenreihe. Von den beiden Zähnen,
Zur Ftsck- Fauna des Mag dalenen- Stromes. 59
welche unmittelbar hinter den grossen Mittelzähiieu der Aussenreihe an der Symphyse liegen, kommt zuweilen
nur ein einziger zur Entwicklung.
Von den drei Zahnreihen im Zwischenkiefer enthält die innerste, dritte vier Zähne, welche etwas grösser
als die unmittelbar vor ihnen gelegenen mittleren Zähne der zweiten Eeihe sind und jederseits 2 Nebenzacken
zeigen.
Der Oberkiefer ist schmal und mit einer Eeihe meist Szaekiger Zähnchen besetzt.
Die breite Schnauze ist vorne schwach gerundet und überragt kaum den Rand der wulstigen Unterlippe,
wenngleich die äusseren vorderen Unterkieferzähne bei geschlossenem Munde mit iiirer Spitze auf die seit-
lichen Zähne der 2. und auf die Zähne der 3. Reihe im Zwischeukiefer fallen.
Der hinterste oberste Knochen des Augenringes ist gewölbt und c. 2mal so gross wie der nächstfolgende
untere, an welchen nach unten und vorne der grösste Knochen der ganzen Kette sich anseiiliesst.
Der hintere Rand des Vordeckels ist geradlinig, ein wenig nach hinten und unten geneigt, und trifft mit
dem Vorderrande desselben Knochens unter einem spitzen Winkel zusammen.
Der Kiemendeckel ist hinten oval gerundet, '2^^— nahezu 3mal höher als lang, an der ganzen Aussen-
seite gestreift wie der 2. grösste untere Aiigenrandliiiochen, und erscheint durch einen wie eine dunkle
Furche aussehenden Canal in 2 ungleiche Querhälfteu getheilt.
Die Dorsale beginnt bei einem Exemplare unserer Sammlung genau in der Mitte der Körperlänge (mit
Ausschluss der Caudale), bei einem zweiten aber fällt die Basis des ersten sehr kurzen Dorsalstrahles etwas
näher zunivorderen Kopfende als zur Basis der mittleren Caiidalstrahlen.
Die Basislänge der Rückenflosse ist geringer als die Hälfte der Kopflänge, die Flossenhölie aber P/. —
nahezu 2mal beträchtlicher als die Länge der Flosseubasis.
Der obere Rand der Dorsale ist nach hinten geneigt, unten gerundet und zeigt im Ganzen eine schwache,
verkehrt Ä-förmige Krümmung; eine halbe Schuppenreihe zieht sich längs der Basis der Rückenflosse hin.
Die Pectorale ist wie dieVentrale zugespitzt, erstere bezüglich ihrer Länge P'. — l'/^mal, letztere IV3—
l^/jmal in dem Kopfe enthalten.
Die Spitze der Pectorale erreicht nahezu die Einlenkungsstelle der Ventralen; an der Basis des ersten
Strahles der Bauchflossen sitzt eine zugespitzte, sogenannte Spornschuppe, welche c. 3m:il so lang als die
zunächst gelegenen Rumpfschuppen ist. Die Einlenkungsstelle der Ventralen ist ebenso weit vom vorderen
Kopfende als von der Basis der Fettflosse entfernt. Zwischen den Ventralen und der Analgrube bildet der
Bauch eine Schneide.
Die Basislänge der Anale erreicht eine Kopflänge uud die längsten ersten gespaltenen Analstrahlen sind
etwas mehr als 2mal so lang wie jeder der beiden letzten, oder der Entfernung des vorderen Kopfendes vom
hinteren Augenrande an Höhe gleich. Die Basis der Anale ist mit einer Schuppenreihe überdeckt.
Die Fettflosse liegt den letzten Analstrahleu gegenüber und ist bedeutend höher als lang; sie zeigt eine
verkehrt birnförmige C4estalt, da sie sich nach oben ausbreitet.
Die Höhe des Sclnvanzstieles erreicht nur ^/^ der grössten Rumpfhöhe.
Die Schuppen nehmen in der bei weitem grösseren vorderen Hälfte des Rumpfes gegen die Seitenlinie
herab an Grösse zu ; die grössten Rumpfschu])pen liegen am Vorderrumpfe unterhalb der Seitenlinie hinter
dem Schultergürtel. Die Seitenlinie läuft parallel mit der Bauchiinie. Zwischen der Linea lateralis und der
Spornschuppe der Ventralen liegen 5 Schuppen in einer Verticalreihe und 10 zwischen ersterer und der
Bauchlinie unmittelbar vor den Ventralen.
Gegen die Stralilenspitze zu sind sämmtliche Flossen dunkelgrau punktirt. Der Rücken schinnnert .stahl-
blau, der Rest des Körpers ist gelblichweiss, der Fleck am Schwanzstiele und auf den mittleren Caudal-
strahlen schwärzlich.
In der hinteren Körperhälfte häufen sich zuweilen schmutzig violette Punkte auf dem oberen und unteren
Rande der Schuppen an und Inlden so zickzackförmig gebogene, hie und da unterbrochene Längslinien, fehlen
aber bei einigen Exemplaren vollständig.
8*
60 Franz Steinrl achner.
Der bei den Brycon-kvi&n so häufig vorkommende dunkle Humeralfleck ist bei der hier besprochenen
Art äusserst schwach augedeutet.
Totallänge der beschriebenen Individuen: 22'°.
Gatt. CHALCINUS Cur., Val.
86. Clialciims Magdaleaae u. sp.
Char.: Körpergestalt stark verlängert, Caudale am hinteren Rande tief eingeschnitten, mit kurzen, mittleren
Strahlen. Unterer Caudallappeu länger als der obere, beide zugespitzt, Leibeshöhe bei den Männchen
der Kopflänge gleich oder sie nur wenig übertreffend und 4 — 3^ .mal, bei Weibchen (zur Laiclizeit) aber
unbedeutend mehr oder weniger als 3mal in der Körperiänge enthalten. Kiemeudeckel dreieckig, mit
o-erundetem hinteren Winkel, l'/g — 17.-,nial höher als lang. Bauchliiiie zwischen der Kehle und den Ven-
tralen gerundet; Pectorale lang, sicheltörniig, mit ihrer Spitze zuweilen nahezu bis zum Beginne der Anale
zurückreichend. Anale mit 35—41 Strahlen. Schuppen gross, 41 längs der Seitenlinie mit Einschluss der
Caudalschuppen. Dorsale in verticaler Richtung erst ein wenig hinter der Basis des ersten Analstrahles
beginnend.
D. II. (2/9). A. 35-41 (3/32—35). V. 7 (1 ü)- ?• ^ 10—11. L. lat. c. 41.
6y..-7
L. tr. 1
l',.i bis z. Ventr., 3 bis zur Baucht.
B e s c h r e i li u n g.
In der Körpergestalt hat diese Art viele Ähnlichkeit mit i'halcinus cidter Cope und Ch. elongatus Gthr.,
unterscheidet sich aber von beiden wesentlich und auftallig durch die Lage der Dorsale, welche letztere in
verticaler Richtung nicht unmittelbar vor dem Beginne der Anale endigt, sondern ein wenig hinter der Basis
des ersten Aualstrahles beginnt.
Die obere Profillinie des Kopfes ist in der Stirngegend schwach concav und erhebt sich ein wenig bis
zur Spitze des Hinterhauptkammes; die Rückenlinie läuft bei Männchen fast horizontal bis zum Beginne der
Dorsale, senkt sich längs der Basis der Flosse und fällt hinter derselben unter schwächerer Neigung bis zur
Fettflosse ab. Bei erwachsenen laichenden Weibchen aber ist die RUckenlinie bis zur Dorsale gebogen, con-
vex. Die Bauchlinie beschreibt von der Kehlgegend bis zur Ventrale einen ziemlich stark gekrümmten Bogen,
und zieht sich dann fast in horizontaler Richtung bis zum Beginne der Anale, längs deren langer Basis sie
nach hinten und oben ansteigt.
Die Kopflänge ist bei beiden Geschlechtern und unabhängig vom Alter in der Regel etwas weniger als
4nial und nur selten genau 4mal in der Kopflänge enthalten.
Der Unterkiefer erhebt sich rasch nach vorne und oben, reicht eben so weit nach vorne als der Zwischen-
kiefer, oder überragt nur wenig die Schnauze. Die vorne unteri)rochene, seitlich überhängende dünne Unter-
lippe verlängert sich in geringer Entfernung hinter der Symjjhyse nach unten nach Art eines Tentakels,
dessen Länge variabel ist. Die Zähne im Unterkiefer werden seitlich allmälig kleiner; die vorderen mittleren
sind özackig und grösser als die gegenüber liegenden Zähne des Zwischenkiefers, welche zwei Reihen bil-
den. Die Zähne des schmalen, kahnförmig gebogenen Oberkiefers sind so klein, dass man sie nur durch das
Geflihl wahrnehmen kann.
Der hintere Rand des Vordeckels ist concav, der hintere Winkel desselben ein rechter. Die Knochen
des Augenringes decken die Wangen bi.s auf einen schmalen überhäuteten Raum vor der Leiste des Prä-
operkels.
Das hintere gerundete Ende des Kiemendeckels und des Unterdeckels überragt ein wenig die Basis der
Brustflosse.
Die Pectorale ist sehr stark entwickelt, sichelförmig und reicht mit ihrer Spitze in der Regel bis zur
Analgrube, seltener bis zum Beginne der Anale; die Länge der Brustflossen gleicht c. '3 der Körperlänge.
Znr Fisch-Fauna <hs Magdalenen-Stromes. 61
Die Ventrale ist über der Bauclisclmeide eingelenkt, von geringer Länge und zugespitzt. Die Länge der
Baucliflossen gleicht denr^bstande des vorderen Kopfendes vom hinteren Rande des Auges.
Die Dorsale ist weit hinten gelegen, ihr Beginn liegt eben so weit vom hmteren Ende des Kiemendeckels
wie von der Basis der mittleren Caudalstrahlen entfernt.
Die Dorsale ist von geringer Längenausdehnung, circa so lang wie der Kiemendeckel, während der
höchste, d. i. der erste gespaltene Flossenstrahl, an Höhe dem Abstände des hinteren Augeurandes von der
Spitze des Operkels gleicht.
Die Anale enthält nur bei einem einzigen Exemplare unserer Sammlung 3 einfache und 3l^ gespaltene
Strahlen, bei den übrigen Exemplaren von 10—25"° Länge aber 3 einfache und 35—38 getheilte Strahlen.
Die Anale erreicht am ersten getbeilteu Strahle die grösste Höhe, welche aber nur der Hälfte der Kopflänge
gleicht, uiimiit hierauf bis zum 13. oder 7. Strahle rasch, sodann bis zum letzten Strahle alhuälig an Höbe ab.
Die Basislänge der Anale übertrilft die Kopflänge genau oder nahezu um einen Augendiameter.
Der untere längere Caudallappen erreicht eine Kopflänge. Die Fettflosse fällt in verticaler Richtung über
die Ba.^is des vor- und drittletzten Analstrahles und ist höher als lang.
Die Höhe des Schwanzstieles ist bei den schlanken Männchen .3* 3— 3V5mal, bei alten laichenden Weib-
ehen 4mal in der grössteu Rumpfböhe enthalten, welche bei Männchen ein wenig hinter die Basis der Pecto-
rale, bei Weibchen nur wenig vor die Ventralgegend fällt.
Die grössten Eumpfschuppen liegen unter und vor der Basis der Pectorale, und zwar daselbst in zwei
Reihen. In den übrigen Theilen der Körperseiten nehmen die Schuppen vom Rücken bis zur Seitenlinie an
Umfang zu, unter letzterer noch rascher ab. Eine grosse Spornschuppe überdeckt die Pectoralachsel, eine
kleinere sitzt über der Basis des 1. Ventralstrahles, eine Reihe kleiner Schuppen legt sich über die Basis der
Anale.
Die Seitenlinie senkt sich rascli von der Scapula hinter der Basis der Brustflossen herab, nnd steigt hier-
auf ohne Krümmung und minder rasch als die hintere grössere Längenhälfte der Bauchlinie allmälig nach
hinten und oben zur Basis der mittleren kurzen Caudalstrahlen au.
Eine bläulichgraue Längsbinde zieht vom oberen hinteren Ende des Kiemendeckels zur Basis der Strah-
len des oberen Caudallappens.
Der Rücken zeigt einen stahlblauen Metallglanz, der übrige Theil des Rumpfes ist hell gelblichweiss;
auch der Kopf ist seitlich zum grössten Theile weisslich. Violette Pünktchen liegen im mittleren Theile des
Kiemendeckels und auf den Knochen des Augenringes hinter dem Auge, zuweilen aucli am hinteren Rande
der Schuppen in der oberen Eumpfhäifte. Die Caudale, Anale und Dorsale sind mehr oder minder dicht
dunkelgrau gesprenkelt, viel spärlicher liegen diese Pünktchen auf der Pectorale.
Dass die Weibchen in so auftauender Weise in der Körperform (vielleicht nur zur Laichzeit) sich von den
Männchen unterscheiden, ist bisher noch von keiner anderen Chalcinus-krt nachgewiesen worden.
Gruppe HYDROCYONINA Gthr.
Gatt. ANACYRTL'S Gthr.
37. Anacyrtus (Rhiiehoides) Dayi u. sp.
Cbar.: Eückenlinie stark gebogen, obere Kopflinie concav. Grosse zahnähnliche conische Vorsprünge am
Ausseurande des Zwischenkiefers, kleinere am vorderen Theile des Aussenrandes am Unterkiefer. Ober-
kiefer am ganzen Vorderrande gezähnt. Unterkieferzähne einreihig. Schnauze vorne gerundet, über den
Unterkiefer ein wenig vorspringend. Leibeshöhe zwischen dem Beginne der Anale und Dorsale c. 2* .mal,
Koptlänge mehr als 2^ jmal in der Körperlänge enthalten. Seiteulinie 64 Schuppen durchbohrend, von
denen die 4 letzten auf der Schwanzflosse liegen. Dorsale in verticaler Richtung hinter der Anale begin-
nend. 52 Strahlen in der Anale, davon die 5 ersten einfach. Seitenbinde zwischen Kopf und Caudale
silbergrau; Caudalfleck schwärzlich, etwas grösser als der Humeralfleck.
62 Franz Steindavhner.
15
D. 11 (^2/9). A. 52 (5/47). V. 8 (1/7). P. 12 — 14. L. lat. 64. L. tr. T
10 'bis z. Ventr.~)
Bes chreibung.
In der Körpeiform zeigt diese, derzeit nur aus dem MagdaleBen-Strome bekannte Art der Subgattung
Bhaehoides eine grosse Ähnlichkeit mit Anacyrtus (AnacyrtusJ gibbosus und A. pauciradiatus. Die obere
Kopflinie ist nämlich in der Stirngegend stark couca,v und erbebt sich rasch am Hinterhaupte; der Rücken
krümmt sich bogenförmig bis zum Beginne der Dorsale, welche hinter den Anfang der Anale fällt, und senkt
sich sodann in gerader Linie rascher längs der Basis der Dorsale als zwischen der Basis des letzten Dorsal-
strahles und der Caiidale. Die l'aiichlinie senkt sich unter schwacher Krümmung von der Kiunspitze rascher
bis zum Beginne der Anale, als sie längs dieser Flosse nach hinten ansteigt. Die Körperform ist daher
verschoben rhombenförmig.
Die Deckelstücke und die hinteren Knochen des Augenringes sind der Länge und Quere nach von erha-
benen Linien durchzogen und in zahlreiche Felder abgetheilt.
Die Stirnbreite gleicht der Länge eines Auges, ebenso die Schnauzenlänge.
Der Unterkiefer steigt ziemlich rasch nach vorne an und wird daselbst von dem abgerundeten Schnauzen-
rande ein wenig überragt.
Das hintere Ende des schief gestellten Oberkiefers fällt unter die Augenmitte.
In der einfachen Zahnreih^' des Unterkiefers liegen 2 etwas grössere Mittelzähne und jederseits ein grös-
serer Eckzahn. Am Vorderrande des Zwischen- und Unterkiefers, sowie auf der Aussenseite des Oberkiefers
zunächst dessen fein gezähntem Vorderrande zahnartige conische Fortsätze.
Die Dorsale beginnt ein wenig vor der Mitte der Körperlänge, erreicht am 2. Strahle eine ziemlich
beträchtliche Höhe, welche die Kopflänge übertrifft, spitzt sich nach oben zu und ist mehr als 2'/2mal höher
als lang.
Pectorale und Ventrale endigen nach hinten zugespitzt und sind nahezu gleich lang. Erstere kommt mit
ihrer ganzen hinteren Längenhälfte über die Ventrale zu liegen, und letztere reicht mit ihrer horizontal zurück-
gelegten Spitze circa bis zur Basis des 8. Analstrahles.
Die Anale beginnt in verticaler Richtung vor der Rückenflosse, erhebt sich rasch vom 1., äusserst kurzen
bis zum G. Strahle, und nimmt dann vom 7. bis zum letzten allmälig an Höhe ab, doch erreicht der höchste
Analstrahl nur Yg der Kopflänge.
Beide Caudallappen sind zugespitzt und der untere länger als der obere.
Der Humeralfleck liegt ein wenig üljer der Seitenlinie zwischen der Dorsale und der Scapnla ; auf einer
Körperseite ist an dem hier beschriebenen Exemplare noch ein zweiter Fleck am Beginne der Seitenlinie
entwickelt. Der Caudalfleck ist in die Länge gezogen und breitet sich auch über die mittleren Strahlen der
Schwanzflosse aus. Die Fettflosse liegt in verticaler Richtung noch in einiger Entfernung vor dem hinteren
Ende der Anale. Die Höhe des sehr kurzen Schwanzstieles ist c. 4'/2mal in der grössten Rumpfhöhe ent-
halten.
NB. Die von Prof. Kner als Epi'ct/rtns macroleju's beschriebenen Exemplare des Wiener Museums gehören bestimmt zu
Anacyrtus gilbosns sp. Lin., wie schon Kner angibt, und enthalten zum mindesten 53 Strahlen in der Anale, fallen daher
nicht mit der so auffallend nahe verwandten Art Anacyrtus pauciradiatus Gthv. zusammen, wie Dr. Günther nach der nicht
ganz richtig ausgeführten Abbildung zu Kner's Epir. macrolepis vermuthet (s. Cat. of Fish, in the Brit. Mus. V. Note;.
38. Annci/ftus (Cynopotamus) argenteus Valenc.
<^"har. : Körpergestalt sehr gestreckt und comprimirt; obere Kopflinie concav. Hinterhauptskamm rasch an-
steigend, Nackenlinie massig gebogen und bis zur Dorsale sich erhebend. Dorsale in verticaler Rich-
tung nur unbedeutend vor der Anale beginnend. Leibeshöhe etwas mehr oder weniger als 3mal , Kopf-
länge 3*/.— 4mal in der Körperlänge, Augendiameter 5mal, Schnauzenlänge c. 3' /jmal, Stirnbreite
3'/^— 3Ygmal in der Kopflänge enthalten. Mundspalte lang, hinteres Ende des Oberkiefers hinter das
Zu)' Fisch-Fauna '•A.s Maq,lale))cii-Xfromes. 63
Auge in \ertiocaler Richtung- fallend. Jederseits '6 grosse Hundszähne (und 1 kleiner) im I'nterkiefer
und 2 im Zwischenkiefer (1 am vorderen und 1 am hinteren Ende). Zweite Zalinreihe in letzterem von
der äusseren Reihe deutlieh getrennt, doch nur wenige schlanke spitze Zähne enthaltend. Oberkiefer
lang, am ganzen Vorderrande gezähnt. 110 — 120 Schuppen längs der Seitenlinie am Rumpfe und c.
5 — 6 auf der C'audale. Sämmtliche Rumpfschuppen sehr rauh anzufühlen, an der ganzen Aussenseite
dicht mit Zähuchen besetzt. Anale mit 54— .55 Strahlen. Caudale gabelig getheilt, oberer Lappen kür-
zer als der untere. Eine breite, silbergraue Binde längs und ülier der Seitenlinie; ein schwarzer ovaler
Fleck am Schwänze, vor und theilweise noch auf der Basis der mittleren f'audalstrahlen.
D. 11 (2/9). A. 54 — 55 (4 50—51). V. 8 (1 7i. P. 16 [l, 15). L. lat. 110-120 (^-i-5 — Ci auf d. C'aud.).
26—27
L. tr. I
e. 21 — 24 (bis z. Veiitr.)
Beschreibung.
Die in Ale. d'Orbigny's Voyage dans FAmerique meridionale (Tome V, pait. II, pl. 9, tig. 1) gegebene
Abbildung dieser Art ist misslungeu und widerspricht Yalencicnnes' Beschreibung im XXII. Bande der
Ilist. uat. des Poissons (p. 317—318) in mehreren Punkten sehr bedeutend, insbesondere in der viel zu
gedrungenen Körpergestalt, in der zu starken Krümmung der Bauchlinie, in der Stellung der Dorsale, deren
Beginn nie in die Mitte der Körperlänge fällt, sondern stets etwas näher zur Schnauzenspitze als zur Basis
der mittleren Caudalstrahlen fällt.
Die beiden grossen Hundszähne jeder Zwischeukieferhälfte stehen am vorderen und hinteren Ende
dieses Knochens und können nach ihrer Lage mit gleichem Rechte zur äusseren oder auch zur 2. Zahnreihe
gerechnet werden; zwischen ihnen liegen 7 spitze Zähuchen in der Aussenreihe und nur 2 etwas längere in
der zweiten, inneren Reihe.
Von den 3 grossen Hundszähnen im Unterkiefer ist der mittlere bei weitem der längste und fällt bei
geschlossenem Munde wie die übrigen in die tiefen Gruben des Gaumens an der Innenfläche des Zwischen-
kiefers. Zwischeri diesem grössten Hundszahne des Unterkiefers und dem zunächst der Symphyse gelegenen
etwas kleineren liegt noch ein 4. verhältnissmässig sehr kleiner Hundszahn. Auf den 4. hintersten Hunds-
zahn folgt gegen die Mundwinkel zu noch eine lange Reihe kleiner schlanker Zähne, deren Spitze nach
hinten gekehrt ist. Zunächst der Symphyse des Unterkiefers endlich liegen kleine Zähne in 1 — 2 Querreihen
unter der Haut verborgen.
Der Oberkiefer ist schlank, lang und nimmt gegen das hintere oval gerundete Ende allmälig an Länge
zu. Die Länge des ganzen Oberkiefers, dessen oberes, vorderes Ende unter vor der vorderen Narine liegt,
ist c. P/.mal in der Kopflänge enthalten.
Der 2. Knochen des Augenringes zeichnet sich durch seine auffallende Grösse aus und deckt die Wan-
gen nach liinten bis auf einen sehr schmalen überiiänteten Streif, nach unten aber lässt er einen grössei'en
Raum über der unteren Vorleiste des Präoperkels frei, der jedoch kleiner ist, als aus Valencneunes' Ab-
bildung 1. c. zu entnehmen wäre. Die Wangenplatten und der Kieniendeckel sind radienförmig gestreift. Der
Deckel ist schmal, fast 3mal so hoch wie lang und verschmälert sich nach unten. Der aufsteigende Rand des
Vordeckels hat eine nahezu verticale Lage und ist nur schwach convex, der untere kurze Rand desselben
etwas stärker gebogen, der Vordeckelwinkel oval gerundet.
Die Schnauze ist querüber etwas stärker gebogen als die nahezu flache Stirne, und verschmälert sich
gegen das vordere Ende nach Art eines Kegels. Der Hinterhauptskamm erhebt sich rasch nach hinten und
bildet mit der Nackenlinie einen im vorderen Theile stark gekrümmten Bogen, so dass Hinterhaupt und Vor-
derrücken höckerförmig über die Stirngegend vorspringen. Längs der Dorsale senkt sich die Rückenlinie ohne
Kiünininng rascher als zwischen dem letzten Dorsalstrahle und der Caudale.
Die Bauchlinie krümmt sich nur wenig zwischen der Kehlgegend und der Anale, und erhebt sich in
gerader Linie längs der Basis der langen Anale rascher, als der gegenüber liegende Theil der Rückenlinie sich
64 Franz Steinclachner.
senkt. Zwischen der Ventralen und der Anale bildet der Bauch eine schneidige Kante; vor der Ventralen ist
die Bauchtläche ziemlich breit und querüber nur sehr schwach gebogen.
Die Pectorale endigt wie die nahe gelegene Ventrale nach hinten zugespitzt und fällt mit seiner ganzen
hinteren Längenliälfte über die letztere. Die Pectorale ist schwach sichelförmig gebogen, länger als die Ven-
trale, und gleicht in dieser Beziehung der Entfernung des Augencentrinns vom äussersten hinteren seitlichen
Kopfende, während die Ventrale fast nur halb so lang wie der Kopf ist, und mit ihrer horizontal zurück-
gelegten .Spitze bis zur Analgrube reicht.
Die Dorsale endigt nach oben zugespitzt, ist c. 2nial .«o hoch wie lang und steht an Höhe der Kopflänge
c. um Vj Augendiameter nach. Die Basis der Flosse ist nicht überschuppt, doch zieht sich eine niedrige
Hautfalte längs derselben hin. Die Dorsale beginnt in verticalcr Richtung nur wenig vor der Anale, und bei
beiden Flossen liegt die Basis des ersten Strahles näher zur .Schnauzenspitze als zur Basis der mittleren
Caudalstrahlen. Die Basislänge der Anale kommt e. IV3 — l'/^ Kopflängen gleich, steht somit der Hälfte der
Körperlänge nicht bedeutend nach. Vom ersten gespaltenen Strahle angefangen, nimmt die Anale nach hinten
allmälig an Höhe ab, und ihre grösste Höhe bald nach ihrem Beginne gleicht c. der Länge der Ventralen.
Eine niedrige Schuppenbinde, nur zwei Reihen von Schuppen enthaltend, zieht sich längs der ganzen Basis
der Anale hin.
Die Caudale spitzt sich nacli hinten nicht so bedeutend zu, als die Abbildung in d'Orbigny's Reise-
werke zeigt; der untere, etwas längere C'audallappen erreicht circa eine Kopi länge. Die helle silbergraue
Rumpf binde ist vorne breit, verschmälert sich allmälig gegen den Schwanzstiel und breitet sich unmittelbar
vor der Caudale wieder ein wenig aus ; sie grenzt sich nach oben scharf ab und geht daselbst in ein dunk-
leres Grau über. Der C'audalfieck ist häufig sehr gross, tiefschwarz und scharf abgegrenzt, nicht selten nur
durch braune oder dunkelgraue Pünktchen schwach augedeutet.
Derbreite schwarze Saum am hinteren oberen Rande der Dorsale, welchen Valenciennes erwähnt,
fehlt bei sämmtlichen von mir untersuchten, in Weingeist aufbewahrten Exemplaren. Die ganze Aussenstite
der Körperschuppen ist gleich dem hinteren Rande mit regelmässig gelagerten Zähnchen besetzt, fühlt sich
daher sehr rauh an. Sämmtliche Runipfschuppen sind klein, festsitzend, und nehmen von dem unteren und
oberen Körperrande gegen die Seitenlinie, welche in vollkommen horizontaler Richtung etwas über die
Höhenmitte des Rumpfes hinzieht, nur wenig an Grösse zu.
Bisher kannte man Anacyrtus (CynopotanmsJ argenteus nur aus dem La Plata nach einem im Pariser
Museum befindlichen Exemplare; im unteren Laufe des Magdalenen-Stromes scheint diese Art häufig vorzu-
kommen, und die von mir gegebene Beschreibung gründet sich auf die Untersuchung von acht Exemplaren
von 18 — 30'° Länge.
NB. Da bei den Arten der Gattung Anacyrius die Zahl der Schuppen hings, über und unter der Seitenlinie, sowie die
Anzahl der Analstrahlcn bei den einzelnen Exemplaren einer Art ohne Küeksicht auf Alter und Geschlecht auffallenden
Schwankungen unterworfen ist, liisst sich die Frage, ob Ci/nopotamns /ivmeralis V a\. und die gleichnamige Art Kner's spe-
oifisch von einander verschieden seien (wie Dr. Günther bereits verimithete, s. Cat. Fish. Brit. Mus. V, p. 348) oder nicht,
nicht mit Sicherheit beantworten, zumal Valenciennes das einzige, im Museum zu Paris befindliche typische Exemplar
von (''yiiop. humeralis nur oberHäcldieh beschrieb, und d'Orbigny's Abbildung gewiss nicht sorgiältig ausgeführt wurde.
Bei den von Prof. Kner als Ot/nopo/amns humeraVs beschriebenen Exemplaren des kaiserlichen Museums zu Wien durch-
bohrt die Seitenlinie nur 82— 97 Schuppen, von denen 79 — 90 am Rumpfe selbst liegen, während nach Valenci e nnes bei
dem Exemplare des Pariser Museums 115 Schuppen längs der Seitenlinie vorkommen sollen.
Nach der Zahl der Analstrahlen lassen sich die Exemplare des Wiener Museums von jf nem der Pariser Sammlung nicht
speeifisch trennen; erstere besitzen nämlich 44—49 Strahlen, von denen die vier ersten einfach sind, letzteres nacli Valen-
ciennes 44. Über der Seitenlinie liegen bei Cynop. humeralis Kner 14 — 18 Schuppen bis zur Basis des 1. Dorsalstrahles
und 13—14 zwischen der Seitenlinie und der Basis des 1. äusseren Ventralstrahles. Wie viele deren bei dem von Valen-
ciennes untersuchten Exemplare vorkommen, wird nicht erwähnt. Ebenso vermisst man eine genaue Angabe der Körper-
höhe und Kopflänge in Valen ci en n es' Beschreibung.
Unter solchen Verhältnissen kann ich daher nur vorläufig die von Prof. Kner als Cynopotamus humeralis beschrie-
benen Exemplare unter dem Namen Anacyrius fCynopo/amusJ Knerii als eine sehr fraglich neue Art von Cynop. humeralis
Val. trennen, und will dieselben in folgender Weise etwas schärfer als Prof. Kner charakterisiren.
Zur Fi.srh- /■aana dis Magdale7ien- Stromes. 65
Anacyrtiis (Cynop.) Knerü i>te\ud. = Cynop. hnmeralü Euer (Val.?).
Cbar. : Körpergestalt gestreckt, coiuprimirt. Kopf im Pmfil gesellen iiacli vorne zugespitzt. Schnauze iilier den Unterkiefer
vorspringend. Obere Kopfliuie schwach concav, HiMterliaujitskanui nur massig nacli hinten ansteigend. Nackenünie
bis zur Dorsale schwächer gebogen als die Bauchlinie und niclit höckerförmig vorspringend. Kopfliinge S^/jmal,
Leibeshöhe S^g — nahezu 3mal (bei Weibchen) in der Körperlänge, Augendiameter 41/5— i^/ginal , Schnauzenlänge
etwas weniger als 3mal, Stirnbreite 31/2 — nahezu 32/j,mal in der Kopflänge enthalten. Mundspalte selir lang, nach
vorne ansteigend; hinteres Ende des schmalen, langen Oberkiefers in verticaler Richtung bei jüngeren Individuen nur
wenig vor, bei älteren etwas hinter den hinteren Augenrand fallend. 4 Hundszähne (kürzer als bei Anac. argenieus
Val.) jederseits im Unterkiefer und 2 im Zwi.sclienkiefer. Zweiter unterer Augenrandknochen minder gross als bei
Anac. fOynop.) argenteus y iiX., nach unten einen beträchtlichen Theil der Wangen nicht überdeckend. Dorsale in verti-
caler Richtung vor der Anale beginnend und etwas näher zur Schnanzenspitze als zur Basis der mittleren Caudal-
strahlen gelegen. Anale hinter der Mitte der Körperlänge beginnend. Spitze der zurückgelegten Pectoralen nur wenig
die Einlenknngsstelle der Ventralen überi'agend. Ventrale um mehr als Vj eines Augendiameters kürzer als die Pecto-
rale , nicht bedeutend länger als die Schnauze. x\nalc mit 44 — 49 Strahlen , davon die 4 ersten einfach. Dorsale an
Höhe gleich der Kopflänge zwischen dem hinteren seitlichen Ende desselben und der vorderen Narine. Seitenlinie
79—90 Schuppen am Rumjife und 3—7 auf der Caudale durchbohrend. 14—18 Schuppen zwischen der Basis des
1. Dorsalstrahles und der Seitenlinie, 13—14 zwischen letzterer und der Basis des 1. Ventralstrahles. Hohe des
Sfhwanzstieles 3'-/3 — 4mal in der grössten Rumpfhöhe enthalten. Silbergraue Seitenbinde längs und über der Seiten-
linie, gegen den Schwanzstiel allmälig an Höhe abnehmend und vor der Basis der Caudale sich wieder stärker ausbrei-
tend. Humeralfleck sehr achwach angedeutet (bei den untersuchten Exemplaren).
Fundorte: Cujaba, Rio Paraguay, Irisanga (nach Natter er).
39. Anacyvtus (Baestes) alatus 11. sp.
f'liar. ■■ Kör.peig'estalt gestreokt. Leibesliiilic nahezu 3uial, Koj^ilänge 4'''/-,mal in der Körperlänge, Augen-
diameter fast 3mal, Scbnau/.enlänge mehr als 5mal, Stirnbreite c. 4'/3mal in der Kopflänge eutiialten.
Obere Kopfliuie concav, Hinterhauptskamm ziemlich rasch nach liinteu ansteigend. Naekenlinie massig
gebogen, doch viel stärker als der gegenüberliegende Theil der Bauchlinie. Unterkiefer auffallend rasch
nach oben sich erhebend (wie bei Anac. molossus Kner), mit einem grossen Hundszähne an jeder Ecke
dos Vorderrandes. Sämmtliche Kieferzäline einreihig, schlank und spitz. Vordeckel am Winkel in eine
stachelartige Spitze vorgezogen. Pectorale sehr laug, zurückgelegt mit der Spitze in eine Verticallinie
mit dem neunten Analstrahle fallend. Dorsale in verticaler Richtung hinter der Anale beginnend. Bauch-
rand auch vor den Ventralen bis zur Kehle schneidig. 58 — 59 Schuppen längs der Seitenlinie bis zur
Basis der mittleren C'audalstrahleu. 12 — 13 Schuppen zwischen der Dorsale und der Seitenlinie,
10 zwischen letzterer und der Ventrale; Caudale tief eingescimitten, mit etwas längerem unteren Lappen.
Anale mit c. 53 Strahlen, von denen die vier ersten einfach sind.
D. 10 (2/8). A. 53 (4/49). P. 18. V. 8 (1/7). L. lat. 58—59 (bis z. Caud.).
c. 12—13
L. tr. 1
10 (bis zur Basis des ersten Veutralstr.).
Beschreibung.
Anacyrtus alatus steht unter den bisher bekannten Arten dem Anacyrtus (Eaestes) molossus sp. Kner =
Cynoj)Otamus (^LycodonJ molossus Kner am nächsten, weicht aber von demselben sowie von allen übrigen
Anaciji-tus- Arien in auffallender Weise durch das Vorkonunen einer Bauchsclmeide von der Anale bis zum
vordersten Ende der Kehle und durcii die bedeutende Längenentwicklung der Pectorale ab, während dieVen-
tralen zugleich stark verkürzt sind und der Beginn der Dorsale in verticaler Richtung etwas hinter jenen der
Anale und zwar über die Basis des 6. und 7. Analstrahles fällt. Anac. alatus ist daher als ein Übergaugsglied
von Anacyrtus zu Chalcüms VAX betrachten. Von Anacyrtus molossus nnterscheidet sich die hier zu beschrei-
bende Art auch noch durcli die viel geringere Breite der Schnauze zwischen den Oberkiefern und durch die
bedeutendere Grösse der Rumpfschuppen. W^ie bei A. alatus springt auch bei A. 7nolossus der Winkel dea
Vordeckels mehr oder minder scharf stachelförmig nach hinten vor.
Der Kopf ist im Ganzen stärker comprimirt als bei A. molossus Kner, die Stirne und Schnauze sind
auch minder breit und querüber etwas stärker gebogen.
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXIX. Bd. 9
ßß Franz Steindacliner.
Am quergestellten Vordevrandc des Unterkiefers liegen bei dem von mir nntersuehten Exemplare, einem
Uniciim, im Ganzen 4 Plundszälinc, von denen der äussere jedcrseits am stärksten entwickelt ist; die Mitte
des Unterkiefers erhebt sicli schwach knopfförmig und an der Innenseite dieser Anscliwellung bemerkt man
2 Zähne (jederseits einen), welche man als Rudimente einer zweiten, etwas nach innen gerückten Zahnreihe
angehörig betrachten mag, während bei .1. molossus die innere Zahnreihe ganz deutlich entwickelt ist und von
einer grösseren Anzalil von Zälinen gebildet wird. Atiacyrttts molossus und ^1. alatus gehören daher nach
Günther 's Auffas.sung in die Gruppe B und nicht in die erste Gruppe der Anacyrtus-Axiein , in die nächste
Nähe der Subgattung Cijnopotamus.
Die Zwischenkieferzähne sind klein und spitz; der der Symphyse zunächst gelegeneZahn ist etwas länger
und stärker als die übrigen, und verdient kaum als Hunds- oder Fangzahn bezeichnet zu werden, mag übrigens
bei anderen Exemi)laren stärker entwickelt sein. Der ganze vordere Rand des bei geschlossenem Munde fast
vertical stehenden langen und schmalen Oberkiefers trägt zahlreiche zarte Spiizzähne.
Die Schnauze ist kurz und gleicht an Länge fast nui- Vs des Augendiameters. Auch die Stirnbreite ist
gering und steht dem Auge an Länge naeli, übertrifft aber ein wenig die Sclmauzenlänge.
Der zweite untere Augenrandknochen ist minder lang als bei A. molossus Kner und deckt fast nur die
obere Hälfte des unter dem Auge liegenden Wangentlieiles.
Der hintere aufsteigende Rand des Vordeckels ist n;ihezu vertical gestellt und fast geradlinig. Über den
gerundeten hinteren Winkel dieses Knochens ragt ein stachelartiger Fortsatz hinaus, dessen Basis am gleich-
falls gerundeten Winkel der Vorleiste des Präoperkels liegt. Der hintere Rand des Deckels ist sehwach halb-
mondförmig eingebuchtet und der seichte Einschnitt durch einen häutigen Saum oder Lappen ausgefüllt.
Der Beginn der Dorsale fällt e. um eine halbe Kopflänge näher zur Basis der Caudale als zur vorsprin-
genden Kinnspitze des Unterkiefers. Die Basislänge der Flosse ist gering und kommt nur einer Augenlänge
gleich, während der liöchste, d. i. der erste gespaltene Dorsalstrahl c. 2".. Augendiameter an Länge erreicht.
Die ziemlich hohe, aber selir schmale Fetfflosse fällt vertical etwas vor das hintere Ende der Anale.
Die Pectorale ist stark entwickelt, auffallend lang, säbelförmig gebogen und c. l'Y-nial länger als der
Kopf. Die horizontal zurückgelegte Spitze fällt über die Basis des 9. Analstrahles, während die Spitze der
kurzen Ventrale nur bis zum Beginne der Anale zurückreicht, und die ganze Flosseulänge kaum l'/,, Augen-
längen gleichkonnnt. Die Ventralen sind in geringer Entfernung über der Banchschneide eingelenkt, die
nach vorne bis unter die Basis der Pectorale reicht und sich dann unmittelbar in die untere Schneide der
Brustgegend fortsetzt, welclic durch den schneidigen unteren Rand des stark entwickelten Vorderarmknochens
veranlasst wird. Eine schwache Andeutung dieses Kieles zeigt sich übrigens auch bei einigen Exemplaren
von Anacyrtus molossus Kner.
Die Länge der Anale gleicht 2 Kopflängen, die grösstc Höhe derselben am 1. gespaltenen Strahle er-
reicht nur die Länge des Koi)fes mit Ausschluss der Schnauze. Vor dem 1. getheilten Strahle ninunt die Flosse
nach hinten allmälig an HöIk- ab, so dass der letzte Analstrahl an Länge nur Yj eines Augendiameters beträgt.
Die Schuppen nehmen vom Rücken herab am Vorderrumpfe bis zur Höhe der Pectorale, weiter zurück
nur liis zur Seitenlinie allmälig an Grösse zu; sie sind bei dem uns zur Beschreibung vorliegenden Exemplare
leider nur theilweise Udcli erhalten, sodass ich die Zahl der Schuppenrcilien zwischen der Seitenlinie und
der Dorsale nicht mit voller Genauigkeit angeben kann.
Die Schuppen sind zart und dünn, mit freien Augen gesehen glatt und oval, ganzrandig. Am freien
Schuppenfelde liegen 3—0 zarte Radien und unter der Loui)e zeigen sich auf der ganzen Schuppe zahllose
äusserst feine concentrisclic Streifen.
Die Seitenlinie senkt sich nur an ihrem Beginne an den ersten .'') — (5 Schuppen schief nach liinfen, und
läuft in horizontaler Richtung längs der Mitte der Körperseiten hin. Eine silbergraue, oben dunkler gefärbte
Binde zieht längs und über der Seitenlinie iiin, und trägt vor und auf der Basis der mittleren Gaudalstrahlen
einen stark verscliwommenen, schwärzlich grauen Fleck. Der Rest des Körpers ist hell silberweiss, mit bläu-
lichem Mctallschinnncr, insbesondere an den Seiten des Kopfes und hinter dem Schultergürtel.
Zur Fisch- Fauna des Magdalenen- Stromes. 67
Säimutliflic Aiialstralilen sind iliclit scliwiirzlicli iiiuiktirt, ctwii« niiiulcr dicht die .Strahlen der Caudale,
Ventrale und der Dorsale.
Das beschriebene Exemplar ist 12"" lang- (bis zur Spitze des unteren etwas länjicren Caudallappens).
Meiner Ansicht nach wären die Arten der Gattung Anacyvtus in zwei Gruppen zu theilen, die nicht
Jenen von Dr. Günther vorgeschlagenen gleichwcrlhig sind. In die erste Gruppe gehört, wie ich glaube,
nur die Subgattung Raehoides Gthr. mit zaliuartigen Vorsprüngen am Ausscnraiide der Kiefer und mit
kleinen, kurzen, fast conischen Kieferzähnen, zwischen welchen wenige, unbedeutend längere liegen. In die
zweite Hauptgruppc gehören die Arten der Snbgattungen ^4?zaf7/r/'MÄ, liaestes {^Ltjcodon Kner) und (Ujno-
jiotaniu.i. Bei allen diesen fehlen die äusseren zahnäbnlichen Vorspränge an den Kiifern; die eigcntliciieu
Kiei'erzähne sind schlank, spitz und mit mehr odei' minder grossen Fangzäliucn gemischt.
Bei Anacyrtus im engeren Sinne, welches Subgenns sich zunächst an liaehoidcti anschliesst, bilden die
Zwischenkieferzähne zwei mehr oder minder znsauimcnfliessende Reihen, der Unterkiefer enthält nur eine
Zahnreihe, die Sclinauze ist kurz und vorne breit.
Bei liaestes Gthr. (= f.ycodon Kn.) liegen die Zähne im Zwischcukiefer nur in einer, vorne im Unter-
kiefer in zwei mehr oder minder scharf gesonderten Reihen; die Schnauze ist kurz und vorne breit; mehrere
sehr grosse Faugzähne im Unterkiefer; kleinere im Zwischenkiefer. Schuppen dünn und glatt, ohne deutliche
Randzähne.
Bei den Arten der Subgattung Cynojjotanms endlich ist die Schnauze bedeutend länger und verschmälert
sich nach dem vorderen oval gerundeten Rande. Die viel längere Mundspaltc erhebt sich minder rascii nach
vorne. Fangzälmc in beiden Kielern. Der Unterkiefer trägt vorne (in der Regel) zwei Zabnreihen, ebenso
der Zwischenkiefer. Schuppen an der Oberseite rauh anzufühlen und dicht mit Zäbnchen besetzt.
LUCIOCHARAX nov. gen.
Char.: Körperform und Schnauze insbesondere wie hei Xq>kosto7na. Zwischen- und Unterkiefer sciir lang,
ersterer vorne mit zwei Reihen grösserer Zähne besetzt. Gaumenzähne zahlreich, sehr klein. Dorsale
und Anale weit nach hinten gerückt. Rumpfschuppen bedeutend grösser als bei Xtpliostoma. Seitenlinie
unvollständig entwickelt.
40. Luciochurar insculptiis n. sp.
f!har. : Körpergestalt verlängert. Kopflänge genau oder etwas mehr als 3mal, Rumpf hölic ein wenig melir
als 573- Ünial in der Körperlänge, Augemliameter SVg— 9mal, Stirnbreite nahezu b'/^-by^.mal,
Schnauzenlänge etwas mehr als 2'/.— 2V,m:xl iu «er Kopflänge enthalten. Oberseite des Kopfes flach,
Augenrandknochen unter und hinter dem Auge die Wangen- und Schläfengegend bis zum Vordeckelrande
vollständig überdeckend. Sänimtliche Kopfknochen wie ciselirt, Schnauze lang und schmal. Zwischen-
kiefer vorne nach einer seichten Einschnürung schwach löffeiförmig sich ausbreitend, am vorderen brei-
teren Endstück mit zwei kurzen Reihen viel grösserer Hakenzähnchen besetzt, als an dem langen seit-
lichen Rande hinter der Einsclinürung, zunächst welcher neben den kleinen Randzähnen gleichfalls noch
eine zweite innere kurze Zahnreihe liegt. Im Unterkiefer die letzten vordersten Zähne grösser als die
ülirigen. Zähne am Gaumen eine ziemlich lange und nach hinten massig an Breite zunehmende Binde
liildeud, sehr klein, spitz. Anale in verticaler Richtung erst unter den letzten Dorsalstrahlen beginnend.
Dorsale dreimal so weit von der Schnauzeuspitze als von der Caudale entfernt liegend, in verticaler Rich-
tung unmittelbar vor der Anale endigend oder mit den letzten Strahlen über den Beginn der Anale fal-
lend. Caudale am hinteren Rande eingebuchtet, mit etwas längeren unteren Lappen. Schuppen ziemlich
gross und der Länge nach gestreift, jeder Streif am hinteren Schuppenrande in einen Zahn endigend.
4;)_44 Schuppen zwischen dem hinteren seitlichen Kopfrande und der Basis der mittleren Caudalstrah-
len- 10'/ Schuppen zwischen der Basis des ersten Ventralstrahles und der Rückenlinie in verticaler
Richtung, und eben so viele zwischen dem ersten .Analstrahl und der Basis der Dorsale. Seitenlinie nur
in der vorderen Runipfhälfte entwickelt und c. 20—27 Schuppen durchb.direud. Bauchfläche gerundet.
9*
68 Franz Steindacliner.
Ein schwarzer, hellgesäumter Fleck auf der Basis der mittleren C'audalstralilen. Rücken grau, Körper-
seiten silberfarben oder gelblich.
D. 10 (2/8). A. 12 (3/9). V. 8 (1/7). P. 20. Sg. lat. 43-44 (bis zur Caud.). L. tr. lO'/^.
Beschreibung.
Ohne Berücksichtigung der Bezahnungsweise der Kieferstücke und der grösseren Runipfschnppen sieht
diese Art Aeiw Xiphostoma Cwneri^ täuschend ähnlich; es zeigen sich auch bezüglich der relativen Kopf-
länge und der Runipfhöhe, sowie in der Färbung und Zeichnung keine bedeutenden Unterschiede zwischen
beiden Arten. Doch fehlt dem L. insculptus der kegelförmig vorspringende Nasenknorpel am Ende des
Zwischenkiefers.
Der Zwischenkiefer breitet sich nahe dem vorderen Ende unmittelbar vor einer seichten Einschnürung
löffclartig aus, biegt zugleich ein wenig nach unten um und ist daselbst mit zwei Reihen von stärkeren,
konisciien Zähnen besetzt, von denen die innere kurze Reihe mit der der entgegengesetzten Seite nach vorne
convergirt, und erst zunächst den vorderen Zähnen der äusseren Reihe beginnt. Die äussere Zahnreihe des
vordersten Theiles des Zwischenkiefers setzt sich sodnnn ununterbrochen nach hinten fort; doch nehmen die
Zähne gegen die Einschnürung sehr rasch an Grösse ab, so dass gerade an und zunächst dieser .Stelle die
kleinsten Zähne liegen, hinter derselben nehmen sie wieder ein wenig an Grösse zu, sind zugleich dicht an-
einander gedrängt, stark compriniirt und nach hinten geneigt. Zunächst der EinschnürnngssteiJe trägt der
Zwischenkiefer gleichfalls eine zweite innere kurze Reihe etwas längerer und stärkerer Zähne, 3 — 4 an der
Zahl (s. Taf. XIII, Fig. 2 a).
Der kurze Oberkiefer bildet mit dem langen Zwischenkiefer einen stumpfen Winkel, indem er eine stark
nach hinten und unten geneigte Lage hat und fällt mit seinem hinteren Ende in verticaler Richtung unter den
hinteren Augenrand.
Die Unterkieferzähne entsprechen ihrer Grösse und Form nach, ziemlich genau den gegenüberliegen-
den im Zwischenkiefer, so dass auch im Unterkiefer die vordersten 3—4 Zähne verhältnissmässig länger und
stärker sind, doch fehlt daselbst eine zweite, innere Zahnreihe.
Nahe dem vorderen Ende des Unterkiefers bildet die Unterlippe seitlich einen ziemlicli langen, herab-
hängenden Hauptlappen. Der Vorderrand der Schnauze ist ein wenig wulstförmig verdickt.
Das nicht sehr grosse, runde Auge fällt mit seinem vorderen Rande noch vor die Mitte der Kopflänge,
die Schnauze ist somit bei L. insculptus verhältnissmässig länger als bei Xtphostoma Cuvieri.
Hinterhaupt und Stirne sind querüber vollkommen flach, die Seiten des Kopfes fallen steil ab und neigen
sich zugleich nach innen, so dass der Kopf im Durchschnitte ein Dreieck mit kurzer Basis bildet, dessen
Spitze nach unten gewendet ist.
Die 3 Knochen des Augenringes decken den breiten Schläfentheil des Kopfes bis zu dem äusserlich nur
als ein äusserst schmales Knochenstück vortretenden Fräoperkel ; der 2. grösste Augenrandknochen breitet
sich rasch nach hinten aus und bildet nach vorne einen geringeren Theil des hinteren Augenrandes als der
viel kleinere erste Knochen derselben Reihe. Der aufsteigende freiliegende Theil des Vordeckels ist äusserst
schmal, der untere Ast desselben breiter; beide Aste treifen unter einem stumpfen Winkel zusanmien, dessen
Spitze gerundet ist.
Der Kiemendeckel gleicht der Gestalt nach der Hälfte eines Brustschildes, der an den Unterdeckel
grenzende Rand ist schief nach vorne und unten geneigt, geradlinig, der hintere Deckelrand schwach gebogen.
' Die Ivopfliinge betrügt bei dieser Art nicht '/^ oder inelir als '/, der Totallänge olme Caudate, wie Dr. Gün rher
angibt, sondern ist mit Aussohbiss des Nasalanlianges nur 3 — '2%mal in der Körperlänge eutlialteu. Der vordere Augen-
raud liegt ferner nicht in der Mitte dei' Kopflänge (mit Ausschluss des Nasalanhauges ), sondern stets näher zum hinteren
seitliclien Kopfrande als zum vorderen knöchernen Ende des Zwischenlciefers. Die .Seitenlinie durchbohrt bei Exemplaren
von 20—24"" Länge nur 86 — 88, bei .alten Individuen bis 105 Schupiien (nach Agass., Spix. Pisc. bras., p. 79i und dasselbe
gilt auch von grösseren Exemplaren des SIph. maculatiim C. V.
Zur Fisch-Fauna den Magdaleiien-Stromes. 69
Die Breite ofler Länge des Opeikels ist p. ly^mal in der Höhe desselben entiialteii und letztere erreicht c. Y^
der 8chnaii/,enläni;e.
Sännntliehe Kopflvnochen sind an der Aussenseite wie ciselirt oder grobstrahlig und jenen der Störe auch
in der Gestalt nicht unähnlich.
Die Basis der Dorsale ist kurz, circa halb so lang wie die Schnauze, während die grösste Höhe der Flosse
nahezu der ganzen Sclniauzenlänge gleichkommt. Nur die (3) letzteren Strahlen der am oberen Rande
gerundeten Dorsale fallen noch über oder aber unmittelbar vor den Beginn der Anale in verticaler Richtung.
Pectorale und Ventrale endigen zugespitzt nach hinten, erstere ist c. um l'/.j — P/j Angendiameter länger
als letztere, und c. so lang wie der hinter dem Auge gelegene Theil des Kopfes.
Die Anale ist nur wenig stärker entwickelt als die Dorsale, ebenso hoch und nur ganz unbedeutend
länger als letztere. Bei ausgebreiteten Strahlen erscheint die Anale am hinteren freien Strahleurande fast
vertical abgestutzt und am unteren Winkel oval gerundet. Längs der Basis der Flossen zieht sich eine
schmale Scbuppenbinde hin.
Der untere Caudallappen ist länger und schlanker als der obere und mehr als halb so lang wie der Kopf.
Die Rumpfschuppen nehmen von der Gegend des Schultergürtels gegen den Schwanz ein wenig an
Grösse ab und sind höher als lang. Das freie Schuppenfeld zeigt zahlreiche, scharf vortretende Läugsstreifen,
deren jeder am hinteren Sehuppenrande in einen Zahn endigt.
Die Seitenlinie reicht nur bei einem der von uns untersuchten 5 Exemplare in verticaler Richtung noch
ein wenig über die Spitze der Ventralen zurück und durchbohrt 27 Schuppen, bei den übrigen endigt sie
weiter vorne und läuft nur über 20 — 24 Schuppen.
Der ziemlich breite, querüber schwach gewölbte Rücken ist bei "Weingeist -Exemplaren wässerig
schmutziggrau; die bei weitem grössere untere Hälfte der Rumpfseiten rein silberfarben oder auch gelblich ;
die Umgebung der Analflosse und der vorderste Theil der Caudale zuweilen röthlichgelb; der übrige Theil
der Schwanzflosse zeigt eine schmutzig grauviolette Färbung. Die Pectorale und Ventrale sind gelbllchweiss.
Auf der Dorsale und Anale liegen gegen den freien Strahlenrand zu blaugraue Pünktchen. Der hell
gesäumte Caudalfleck ist kreisrund und intensiv schwarz.
Der Magen ist ein langer, dünnhäutiger, daher sehr ausdehnbarer Sack und reicht von der Pectoral-
gegend nahezu bis zur Analgrube zurück. Bei einem 29" langen Exemplare unserer Sammlung enthielt der
Magen ein c. 13'" langes, halbverdautes Exemplar derselben Art.
Farn. CLUPEIDAE Cuv. (Gthr.).
Gruppe ELOPINA Gthr.
Gatt. MEGALOPS Lac.
*41. Megalops thrissoides Bl., Sehn.
Bei einem grossen, vortrefflich erhaltenen Exemplare von 54" Länge liegen 46 Schuppen längs der
Seitenlinie, 5 oder ö'/^ zwischen letzterer und der Dorsale und ebenso viele zwischen der Seitenlinie und der
Ventrale in verticaler Richtung. Die Dorsale enthält 15, die Anale 25 (7,9) Strahlen.
Farn. GYMNOTIDAE Müll., Troscli.
Gatt. STERNOPYGÜS Müll., Trosch.
42. Sternopygus aeqiiUabiatus Humb. (sp.).
Syn. Gymnouts aequilahiattis Humb., Recueil d'observat. de Zoologie et d'Anat. comp. Vol. 1, pHg. 46. pl. 10.
Alex. V. Humboldt hat von dieser interessanten Art eine ganz ungenaue Abbildung und eine derselben
entsprechende Beschreibung gegeben. Müller und Troschel erkannten zuerst, dass Gymnutus aequilahiatus
in die Gattung Sterno^ygus einzureihen sei (s. Horae ichtli., Heft HI, pag. 15), während Kaup die Richtigkeit
s
70 Fran7i Stehidachner.
dieser Ansicht in Frage stellt (s. Kaup, Calal. ol'Apod. Fisli. in tlie Coli, of tlie Biit. Museum, pag. 142),
wozu ihn wohl nur die ganz verfehlte Zeicimung des Kopfes und insbesondere der Mundspalte des Gymnotus
ae(juilabiatus in Humboldt 's Werke veranlassen konnte.
Ich hege keinen Zweifel, dass die mir in zahlreichen, vortreiflich erhaltenen Exemplaren vorliegende Ster-
nopygus-Kxt des Magdalenen-Rtronies, welche ich hier als Stemopygus aequilahiutus anführe, dem Gymnotus
aeijuilah latus Humb. entsprechen dürfte, denn sie zeigt einen hellen Längsstrich an den Seiten des dicht mit
kleinen violetten Punkten gesprenkelten Rumpfes, gleich weit nach vorne reichende Kiefer, kleine Augen und
kommt, nach der grossen Zahl der eingesendeten Exemplare zu schliessen, gewiss häutig im Magdalenen-
Strome vor; wie Humboldt in seiner Einleitung zur Beschreibung des Gymnotus aequilabiatus hervorgeht,
ist dieser Fisch ein gesuchter Nahrungsartikel während der langen Fahrt von der Mündung des Stromes bis
gegen Bogota.
Die kleinen Rumpfschuppen sind von Alex. v. Humboldt, welcher diese Art an Ort und Stelle, wie so
nuuiche andere Arten, sehr oberflächlich studirte und feiilerhaft zeichnete, übersehen worden, wie er denn
auch gerade die hintere viel grössere, abgeschnürte Hälfte der Schwinnnblase übersah und nur den kleineren,
vorderen Theil derselben erwähnte und abijildete. In dem vordersten Thcile des Rumj)fes liegen die grössten
Schuppen zwischen der Seitenlinie und der Pectoralhöhe. Gegen die Mitte des 2. Drittels <ier Runipflänge
nehmen die der Seitenlinie zunächst gelagerten Schuppen der oberen kleineren Rumpfhälfte allmälig an
Grösse zu und erscheinen um so grösser als die Scliuppen von der 4. — 5. Längsreihe unter der Seiteulinie bi
zur Basis der Aiaale hinab fast ohne Übergang ebenso klein wie in der vorderen KumpHiälfte bleiben.
Ste7-no2)y<jus aeqnilahiatus ist so nahe mit <S'<. carapo Lin. verwandt, dass beide Arten sehr leicht mit
einander verwechselt werden könnten, denn auch bei letzterem kommt häufig eine helle, schmale Längsbinde
in der hinteren grösseren oder kleineren Rumpfhälf'te vor, wie bei St. aeqxdlahiatus.
Der Hauptunterschied zwischen beiden Arten (oder vielleicht nur Localvarietäten einer einzigen Art?)
liegt meines Erachtens in der Form des Kopfes. Letzterer ist bei St. aeguilahiatus stärker comprimirt,
verhältnissmässig gestreckter und länger als bei St. carapo Lin., dessen obere Kopflinie überdies nach den
zahlreichen, im Wiener i\Iuseum befindlichen Exemplaren zu schliessen, geradlinig oder convex, bei St. aeqiü-
lahiatus aber mehr oder minxler schwach concav ist und zugleich etwas rascher nach unten abfällt.
Wie der von Humboldt gewählte Artname andeutet, reichen bei St. aequüabiatus die Kiefer oder
Lippen (in der Regel) gleich weit nach \ orne, während bei St. carapo (caraptisj Lin. der Rand des Zwischen-
kiefers den Vorderrand des Unterkiefers bedeutend überragt, doch gibt es bei beiden Arten in dieser Beziehung
Ausnahmen von der Regel, wenigstens bestimmt bei alten Exemplaren, so dass also auf diesen Charakter kein
besonderes Gewicht gelegt werden darf.
Bei St. aequilahiatus ist das Auge (wie bei St. carapo Lin. = St. viacrurus Bl., Müll. & Trosch.) mit
einem kreisrunden oder ovalen Augenlide versehen, klein und je nach dem Alter 4'/^ — 7mal, ' die Schnauze
stets ;:5mal, die grösste Kopfbreite 2^/.^ — 2'/2nial, die Stirnbreite nahezu oder ein wenig mehr als 5mal in der
Kopflänge imd letztere bei leider nur selten zu findenden, vollständig erhaltenen Individuen 8 — S'/jUial" in
der Totallänge enthalten.
Die grösste Höhe des Rumpfes liegt in der Gegend der Pectorale, circa zunächst des hinteren Endes
diesei- Flosse und gleicht der Kopflänge; die Nackenlinie läuft gerade, horizontal hin; der vordere Theil der
Bauchlinie ist convex.
Die Gestalt und Breitenausdehnung der Zahnbinde jeder Zwischenkieferhälfte ist sehr variabel, die
Zahnbinde ist niimlicii bald 4eckig und reicht nicht ganz bis zum seitlichen Ende des Zwischenkiefers, bald
' Boi orwachiienen, 52 — 59"' l:in.i;en Exemplaren des Surnoinjgus carapo L., welclie icli erst kür/.licli aus dem Amazoneii-
stiomc bei Para erhielt, ist das Auge im Veiliältnisse zur Seluiaiizeuläiige sehr klein und nur ö — Cuial, bei jüngeren ludi-
vidneu, wie bekannt, 4% — 4% in der .Schn.auzenlänge enthalten.
- Bei vollständig erhaltenen Exemplaren von Sf, carapo L. ist die Kopflänge Umal minde tens in der Totallänge und
die .Stirnbreite etwas mehr oder unbedeutend weniger als 4mal in dpr Koptlänge eutiialten.
Zur Fitich- Fauna des Mag dalenen- Stromes. 71
verscliniälert sie sich nach aussen zu nnd ist dann viel breiter als lang. Der zahntragende, qnerg'estellteTlicil
des Zwischenkiefers sitzt an einem schmalen, langen, aber nnbeweglichen Stiele; der Oberkiefer ist stab-
förmig, nach Art eines Säbels sehr stark gebogen und der directe Abstand beider Enden desselben beträgt
mindestens 3 Augenlängen.
Die Zahnbiude im Unterkiefer ist vorne am breitesten, reicht weit nach hinten und verschmälert sich
rasch gegen die Mundwinkel. Sämmtliche Kieferzähne sind iiechelförmig und dicht an einander gedrängt.
Die Mundspalte ist von geringer Länge und die Seitenränder des Unterkiefers werden von dem absteigenden
Oberkiefer bei geschlossenem Munde überdeckt. Die Kiemenspalte wird von einem breiten Hautlappeu Über-
deckt und gleicht an Höhe der Länge der Schnauze; sie erstreckt sich nicht weit über und unter die Basis der
Pectorale. Letztgenannte Flosse ist genau so lang oder nur unbedeutend länger als die Schnauze mit Ein-
schluss des kleinen Auges und enthält 17 — 18 Strahlen, während ich in der Anale an vier Exemplaren, bei
denen die Flosse nicht ganz vollständig in ihrem letzten Theile erhalten ist, 275 — 292 Strahlen zählte (Huui-
1) ol (1 1 nur 185 !). Der Beginn der Anale fällt ein wenig hinter die Basis der Pectorale (in verticaler Richtung).
Der gelbliche oder weisse Längsstrich am Eumpfe reicht nach vorne bei keinem der von mir untersuchten
Exemplare bis zur Pectoralgegend , sondern beginnt erst weit hinter derselben und ein wenig unterlndb der
Seitenlinie und streift erst weiter zurück mit seinem oberen Rande den Seitencanal. Am Beginne der Seiten-
linie zeigt sich bei keinem der von uns untersuchten Exemplare ein dunkler Fleck. Die Analmündung liegt
an der Kehle noch vor dem Winkel des Vordeckels.
Die von- uns untersuchten Exemplare sind 45 — 70™ lang.
43. Sternopygus HuniboldtU n. sp.
Ciiar. : Kopf stark comprimirt, im Profile gesehen dreieckig, nach vorne zugespitzt. Obere Profillinie des
Kopfes gerade ansteigend, nur in der Stirngegend ein wenig eingedruckt. Nackenlinie schwach gebogen,
convex, Bauchlinie im vordersten Theile stark bogenförmig gekrümmt. Auge von der Haut bedeckt, ohne
Augenlider. Augendiameter nahezu 2mal in der Schnauzenlänge, letztere 3uial, Stirnbreite S^/gmal,
grösste Kopfbreite 2 — 2'/4mal in der Kopilänge enthalten. Mundspalte klein, quer gestellt. Kiefer gleich
weit nach vorne reichend. Oberkiefer ebenso lang wie das Auge. Anale in verlicaler Richtung unter der
Basis des obersten Pectoralstrahles beginnend. (Analniündung unter dem hinteren Winkel des Zwisehen-
deckels gelegen.) Rumpfschuppen in der Pectoralgegend und zu Anfang der 2. Hälfte der Rumpflänge
zunächst über der Seitenlinie am grössten. Nackenschuppen sehr klein.
Beschreibung.
Mit Rücksicht auf die stark comprimirte Form des Kopfes zeigt Stemopygus Humboldtii einige Ähnlich-
keit nnt St. Troschelü Kaup, Steind., bezüglich der Gestalt und Lage der Mundspalte, der Kürze des
flachen Oberkiefers sowie der Rumpfhöhe aber steht die hier zu beschreibende Art dem St. virescens Val. aus
Guiana und Brasilien am nächsten und vertritt, wie es scheint, dessen Stelle im Magdalenen-Stronie.
Der Kopf spitzt sich im Profile gesehen stärker nach vorne zu und ist auch verhältnissmässig bedeutend
länger als bei St. virescens Val.; die obere Kopflinie erhebt sich minder rasch nacli hinten und oben, als die
untere Kopflinie sich nach hinten senkt, und ist mit Ausnahme einer schwachen Eindrückung in der Stirn-
gegend nicht gebogen. Die Oberseite des Kopfes ist querüber schwach gebogen, die Schnauze endigt nach
vorne nahezu flach abgestumpft und übertriflt an Länge die Stirnbreite. Die querliegende, kleine, eudständige
Mundspalte gleicht an Breite zwischen den Mundwinkeln nur l'/t — l'/s» f'ie Stirulireite c. P/j Augenlängen.
Die bezahnten Kieferstücke reichen gleich weit nach vorne und nur bei einem Exemplare ist der vordere
Schnauzenrand schwach wulstförmig aufgetrieben, so dass der Unterkiefer vorne nicht ganz so weit zu
reichen scheint wie der Zwischenkiefer.
Die Zähne im Zwischenkiefer bilden 2 kleine getrennte, 4eckige Gruppen. Die Zahnbinde im Unter-
kiefer ist bedeutend länger, dochschniäler als die des Zwischenkiefers. Der Kiemendeckel wölbt sich massig
nach aussen.
72 Fravz Stcindachncr.
Der untere Theil der Kopfseiten und der äussere der Kopfuuterseite ist grubig und einige kleine Poren
liegen an der unteren Fläche jedes Unterkiefer-Astes in einer Läugsreihe.
Die Kopflänge ist l'/g— 17r,nial in der grössten Runipfhöhe enthalten (bei gleich grossen Exemplaren
von St. virescens 1'/., — P/gnial).
Die Nackciilinie ist nur sohwacb gebogen und erreicht ihren Höhepunkt erst nach c. P/^ — 2 Kopflängen
Iiinter der Kiemenspalte. Der vorderste Theil der Bauehlinie krümmt sich bogenförmig bedeutend stärker und
regelmässig und erbebt sich dann allmälig in gerader Richtung nach hinten und oben.
Die Darm- und GeschlecbtsmUndung fällt bei den von mir untersuchten Exemplaren unter den hinteren
Winkel des Zwischendeckels (bei St. virescens stets weiter nach vorne, selbst unter das Auge in verticaler
Richtung).
Die Pectorale enthält 18 — 19 Strahlen und ist beziiglicli ihrer Länge ly^ — P/g in der Kopflänge
begriffen. Die Anale beginnt mit sehr kurzen »Strahlen unter der Basis der Pectorale und wird bei Exemplaren
von 41 — 43"" Länge mindestens von 244 Strahlen gebildet.
Die Schuppen des Rumpfes nehmen in der vorderen Körperliälfte gegen die Seitenlinie allmälig, weiter
zurück aber rasch an Umfang zu und gegen die Basis der Anale an Grösse ab. Die grössten Leibesschuppeu
liegen unterhalb der Seitenlinie in der Pectoralgegend und in dem hinteren Drittel der Rumpflänge längs und
zunächst über der Seitenlinie, die kleinsten in der Nackengegend.
Der Rücken und das obere Drittel oder Viertel der RumpfVeiten sind bei Weingeistexemplaren bräunlich;
der Rest des Körpers ist zunächst der Seitenlinie heller braun odei- bräunlichgelb und dann weisslichgelb oder
hell gelbbraun ; nur die weiche Schwanzspitze hinter der Anale zeigt eine dunkel granviolette oder blaugraue
Färbung. Am Kopfe und auf den Rnmpfschuppen liegen zarte, schmutzig-violette Pünktchen zerstreut. Ein
dunker Scluilterfleck fehlt.
Die Anale ist ihrer ganzen Ausdehnung nach wässerig blaugrau und ein wenig dunkler als die Pectorale.
Die von uns untersuchten (2) Exemplare sind t)is zur Schwan/spitze 4172 "'^'^ ^^"" l^^^S"' d^'" Kopf bis
zum hinteren Rande des Deckels bei dem kleineren ;57, bei dem grösseren AV/^".
Nil. Sternopygus ariUaris (itlir. (Catal. Fish. Brit. MiiS-, Vol. VIII, pns- 8) ist von*. Troschelii Kp., Steind. der Art
nach meines Eiaehteus kaum verschieden.
Fara. GYMNODONTES Cuv.
Gatt. TETRODON L.
*44. Tetrodou tesfudineus Liu.
Diese Art wird häufig zunächst der Mündung im Brackwasser bei dem Dorfe Caiman gefangen.
Subclasse CHONDROPTERYGII.
Fam. TRYGONIDAE Gthr.
Gatt. T.-^ENIURA Müll., Henle. (= ]'otamotrygon 6 arm.).
45. Taeniura Mmjdalenae (Val. Manusc.) A. Dum.
( A. D 11 in., Hist. natur. des Poiss., tome I. Ehismob. pag. 625).
S. W'. Garman (Proced. Bost. Soc. of Nat. Hist. 1877, Vol. XIX, p. 210) hält Taemura Magdalenae
A. Dum. für identisch mit Tryffou hystrix M. H., ' welche Ansicht ich nach den mir vorliegenden Exemplaren
1 S. W. Garman nimmt au, das.'j die von liouliu bereits im lahre 1829 (Annales des Sciences natuieiles, t. XVI, p. 104)
nicht hinlänglich charakteristisch beschriebene raeniura-Avt (Pastenague de Humboldt) aus dem Meta-Flusse auch mit Tae-
niuin iTrygo») hystri.r M. II. identisch sei, und nennt somit letztere naeli dem Rechte der Vr\ov\t&t Potamotrygon Uumboldtii
Roul. Meiner Ausiclit nach könnte aber Pasünaca Uumboldlii Koul. mit gleichem Rechte als Taemura Dumerilii spec.
c.
Sl('iii(l;i(lni('i', l'isclic (li's .Ma(|(lMlciii'ii Slionifs.
■•'1f.v^
TmC. 1,
;^>^
:^
' ^«vi^^„m';*
H| IV.
-i»«;Ä»'''
w
Donkschritton d.k.Aka(L(l W. inaUi.naUu^v^CJasse XXXrX. Bd.l . Ab ih . 1878 .
Stciiuhichiior, Fisrhc desMagdalencii Slronics
Taf. II.
' iiVÄ\\\\A\ \N^
\
N.iNatgezuUth.vEiKonopicky " ^ KtcHof-u. Staatsdruckerei
Denksdirifl('nf].k.Aii;i(l.(l\\'. Mi,iiii.JiMiiir».("l;LSS(>XXXll.Hd.l.Al)th. 1878.
Slciuiliiclincr, Fische des Jlagilalerien -Stromes,
Tal". IIJ.
jei.ulith.v-Ed Konopicky
KkHof-U- Staatsdruckerei
Denksclipiften (LkJUracLd W:matli.natunv.ClasseIXXIX Bd.I. Abtli.1878 .
Stfiiuhidiiicr, Fische desMagdaJenen-Stromes.
Taf. IV.
^'.■////'M'"
l»
r
■•ll
IW'
N.dNatgezuIithvEd Konopicky KkHof-u Staatsdruckerei
Deiiksclirmen cLkAkadd \f. inaÜi.nalun\';ClasseIXXIXBd.I. Abth,1878 .
Stoindarhner, Fische des ^lagdaleiieu Stromes.
Tal". V.
I%:v'^
N^O
N.d Nat gez.u lith.v Ed Konopirky
KlcHof liStaatsdruckerei
Denk.sclirifl('iid.k.Aka(Ld^V':iiialli.naliinv.(lass«»XXXlXBd.I..AblIi.l878.
Steindachner, Fische desMagdaleneu-Stromps.
Taf. Yl.
'n
t
■iiriSf '^fc*/^
N(l.Natge2ylithvEd.Konopicky
Denkschrmen dkAkaiLd \V: malh.natunr.CJasse XXXIX. Bd.I. Abth .1878 .
K.k,Hof-it3iaaisdruck«rei
Sloinihicliiici', Fisrlic dpsMajjdalcnim Stronic
Tar.VIl.
'^-.■*.
'■■' .>^'
wdi ^ >>.
I)c'nksdipifl.-n (l.Ic.AI;iul.(l\r.inalli.iiiiliinv.(l;is.so XXXIX. l!(I.I.AI)lli.l«7S.
StciiuliicIiiH'r, Fisrlic des .Alajiilalciu'u Stromes.
Tiif. VIII .
W
,v4s^
^
N.d.Natgez.uliAvEd Konopieky Kk Hof- u Staats druckerei
D eiiksclirif ten dkAkadd \S. mi\ Üi. natunv. (lasse XXXIX iJd.I. Ab th . 18 78 .
Steindarlmer, Fische des Magdaleiieu Stromes.
Taf. K.
SFW*"^S5«
^S
.^sS^-^-Wi
i^^^-;/
." ( i
l
-Wff-
/C/YY'
^-ti^
'm
/'
>-
N d Natgezu Kthv Ed Konopicky
Denkschriften d.kJVkaAd W.maÜi.natui-w.CJasseIXXlX. Bd.I.Abth.l878.
tCkHof-u Staaisdruckerei
SlcilKlacIlIHM', Fisclii' licsMjicjdalciicn Slniiiics.
Taf.X.
X^
N.dr-latgezulithv.Eii Kcnrjui ky
Denkschrfflen d.k.Akad.d W.malh.nalunv.ClassoXXXTX. Bd.I.Abth.l878.
iickerej
Steiadadnu'i-, Fisrhe des Magdaleiien Stromes.
Taf. Xr.
"'^■iL
W
\.,v\'
NdNatgezuliüivEd Konopieky
ü enkschriften d.k.Aka(Ld W. math.natunr. Classe IXXIX B d .1. Ab th. 1 8 78 .
K.K.Hof u Staatsdrucker'
StoiiidHrhncr, Fisrhe des Maflcbileuen Stromes.
Taf. Xn.
N.d Nat gez u luh v Ed Konopicky Kk Hof- u Staats druckerei
Denkschriflon d.k.Akad.d W. malh.naliinvi lasse XXXIX Bd.I. Vblh.1878 .
Steindachnor, Fisihe desMagdalenea-Stiomes.
Taf. Xin.
*mt:\
■'' /.■
Rd Natgez.uIithy.Ed Kotiopicky Kküof-iiStaatsdruckerci
Denksclmflond.k.Aka(L(nV.n-.alh.ualum.CiasseIXXIXBd.I.Abth.I878.
Steindiichuer, Fische dpsMagcklenen-Slrünies.
Taf.XIV.
^' "^
>.
N.d.Natgezu lith.yHd Kcmopicky
\
\
Ä'
I
K.k.Hofu Staatsdruckerei
Denksfliriflcii d.k.AlcatL(i W. nialli.natunv.C lasse XXXIX i?cI.I.AblhJ878 .
SleiiKliicIiiier, Fisdic des .M.kuI.iIcimmi Slioiiics
Taf. \'V,
V ''-^^^
'i d Natgezu ülh.vEd Konopiu;
"P-"'^''' "^k Küfu. Staats druckerei
Deukschriflcii fI.kJka(I,tl.V\.iiialli.nnnirH'.(Jasst> XXXIX. Bd.I.AI»lli.l878.
Zur Fi-vch- Fauna dos ]\Iagdalene7i-8tromes. 73
beider Aiteii iiiclit thoilen kann, obwohl ieli niolit zweifle, dass Tr. hystrix M. 11. zur Gallung- Tcnniura
gehöre, wie bereits Müller und He nie in den Nachträgen iw ihrem Werke „Wystcaiatische Beschreibungen
der Plagiostonien" sowie A. Dum er 11 andeuteten.
Die Köri)ergestalt von T. Magduienae ist gestreckter elliptisch als bei T. hystrix; die Dornen am
Schwänze sind ferner viel stärker comprimirt und die Basis derselben ist minder breit, oval und nicht aut-
getrieben, die Dornenreihe an den Weiten des Schwanzes fehlt selbst bei den grössten Exemplaren unserer
Sanunlung, wenn man sie nicht etwa durch das Vorkonnucn einiger weniger nadeiförmiger Ötachclchen, die
hie und da seitlich (bei alten Individuen) zerstreut liegen, wenigstens angedeutet tindeu will. Die .Stachcl-
chen mit sternförmiger, übcrhäutetcr Basis, die bei 'L\ liijstrix endlich in grosser Menge in der Ktickenhaut
zerstreut liegen, kommen auch bei T. Maijdnleitae vor, zwischen denselben liegen aber noch rundliche Grup-
pen kleiner, kornäluilicher, stumjjf conischer (uler stark gerundeter Knochenplättciicn.
Die Scheibe ist bei T. MiKjdalenae stets länger als breit (bis zum hinteren gerundeten Winkel), die
Länge derselben verhält sich zui' Breite bei 6 Exemplaren unserer Sammlung, in Centimeter ausgedruckt, wie
15% :1], 1(5 :]4, ]H% : J5, 18% : lÖ'/,, 2b\'^:22^,,.
Die Schnauze endigt nach vorne in eine kleine Spitze, zunächst dieser ist der Scbeibenrand nicht selten
ein wenig eingebuchtet. Ein äusserer Winkel fehlt an der Scheibe und die hinteren Winkel der iirustHussen
sind elliptisch gerundet.
Der Abstand der ovalen, vorspringenden Augen von einander ist je nach dem Alter um mehr als eine bis
zwei Augenlängen geringer als die Entfernung des vorderen Mundrandes von der Schnauzenspitze.
Die Mundspalte ist klein, wellenförmig gebogen. Im l?oden der Mundhöhle liegen im Ganzen 5 — b häu-
tige Zapfen (bei T. hystrix nur 2—5), und hinter der Zahnbiude des Oberkiefers hängt ein am freien Rande
tief gefranstes Gaumensegel herab.
Die Zähne sind bei jungen Individuen dunkel goldbraun; mit dem Alter nehmen die Zahnbindeu bedeu-
tend au Breite zu. Bei den Weibchen sind die Zähne wie gewöhnlich mehr oder minder platt, und nur die
nicht abgenützten Zähne der hinteren Keihen zeigen unter der Loupe an den beiden hinteren Seiten des
Rhombus 2—3 sehr kurze Spitzen; bei den Männchen ziehen sich die Zahuplatten der hinteren Reihen nach
hinten in eine lange scharte Spitze aus, während die vorderen Zähne stumpf rhombenförmig sind.
Die Scheibe ist auf der ganzen Rückenscite wie der Schwanz bis zum Stiichel chagrinirl und überdies
noch dicht mit sehr zarten Stachclchen besetzt, zwischen welchen auf der ganzen Scheibe mit Ausschluss
des Randstückes zahlreiche kleine rundliche Gruppen kornähnlicber knöcherner, stumpf conischer oder mehr
gerundeter emailartiger Schüppchen oder Plättchen zerstreut liegen, von denen das mittlere, centrale etwas
grösser als die übrigen ist.
Der zunächst seiner Basis de])riniirte Schwanz ist leider nur bei wenigen Exemplaren ganz vollständig
erhalten; bei diesen verjüngt er sich, nachdem er hinter dem Stachel eine compriniirte Gestalt angenommen,
fast fadenförmig gegen die äusserste Spitze zu, und ist c. IV^mal so lang wie die Scheibe. Der obere wie
untere häutige Flossensanni des Schwanzes reicht nahezu oder ganz bis zur Sjjitze desselben; der obere
Flossensaum ist höher als der untere und zeigt in der Regel auch eine etwas grössere Längenausdchnung
nach hinten gegen die Schwanzspitze zu, als letzterer.
Die Oberseite des ganzen Körpers ist bei jungen und halberwachsenen Exemplaren lieligrau- oder
bräunlich-violett und durch mehr oder minder vollständig geschlossene dunklere Ringe in zahllose Fehler
abgetheilt, in deren Mitte zuweilen ein verschwommener Fleck liegt, der dunkler als die Grundfarbe, aber
heller als der Ring ist. Die Ringe am Schwänze (bis zum Stachel) sind weiter als auf der Scheibe und viel
schwächer ausgeprägt, felilen auch zuweilen. Bei sehr alten Individuen geht die Grundfarbe der Scheibe
Casteln., A. Dum., vielleiclit sogar .-uicti als Taemura moton, M. H. fredeutet werden, da Itoulin am Scldusse der Besclirei-
bung erwähnt, dass der Rücken von Pastinaca Humboldtii braun und mit gelben l'"loeken geziert sei („bruiie taclier de faHve"j.
Aus diesem Grunde glaube ieli den 8peciesNamen von Taeniura iiyslrix nicht abändern zu sollen.
Denksckrifton der mathem.-utituvw. Ol. XXXIX. Bd. 10
74 Franz Steindachner.
fast ins Schwärzliche über, und es verschwinden in derselhen die ringförmigen Zeichnungen ganz oder
nahezu. .limtm ' • <■
Die Unterseite des Körpers ist vveisslicli im mittleren Theile, auf den Rrustfiossen aber stets ins Violette
übergeiiend, welches von hellen, an den Eäudern verschwommenen grossen Flecken unterbrochen wird. Die
Flossensäunie des Schwanzes sind bläulich-violett, der obere derselben ist zuweilen hell gefleckt.
Bei der Mehrzahl der in unserem Besitze befindlichen Exemplare trägt der Schwanz 2 Sägestacheln, von
denen bald der vordere, bald der hintere der bei weitem längere ist.
Dass das Vorkommen einer stachelloseu Hautfalte an dei Unterseite des Schwanzes bis zur Schwanz-
spitze eine charakteristische Eigenthiimlichkeit der Taeniura- \vi&Tx sei, ist mindestens nicht allgemein
giltig, wie ich bei vollständig erhaltenen Exemplaren von Taeniura Magdalenae nachweisen kann; nichts-
destoweniger lässt sich Taeniura generisch von Trygon trennen, und zwar wegen der ganz eigenthiiralichen,
schwertförmigen Gestalt des Beckenknorpels, worauf zuerst G arm an aufmerksam machte. Der Becken-
knorpel zeigt nämlich einen ziemlich breiten quergestellten Haupttheil, von dessen Vorderrande in der Mitte
ein langer stabförmiger Knorpel nach vorne sich erstreckt. Diese Eigenthümlichkeit des Beckengerüstes hat
S. W. Gar man 1. c. dazu benutzt, um die Tnjgonidae iu zwei Hauptgruppen zu theilen, nändich in Potamo-
trygones (mit einem subabdominalen sfabförmigen Fortsatze am Becken) und Thalassotnjgones (ohne Stab-
fortsatz am Becken). Die Fotamotrygones trennt Gar man in zwei Genera: Dtsceus (ohne Zapfen im Boden
der Mundhöhle, weniger als 25 Zähne in der Zahnbinde des Ober-, wie des Unterkiefers, und Candalstachel
nahe den Pectoralen) und Potamotri/go/i (Mund mit Papillen, Zähne in mehr als 25 Reihen, Caudalstachel
\(m der Pectorale entfernt). Da nun sämmtliche Taeniura- Arten Miiller's und Hcnle"s und nur diese in die
von Garmau aufgestellte Gattung Potamoüyyon fallen, so halte ich — ohne Garmau's Verdienste schmä-
lern zu wollen — einen Wechsel der Gattuugsbezeichnung für überflüssig. Dass die Zahl der Zahnreihen bei
Taeniura (Potamotrygon) selbst bei ziemlich grossen Individuen weniger als 25 betragen könne, zeigt Tae-
7uura Magdalenae.
Dass Eli]}esurus spinicauda Schomb. mit Taeniura Dumerilii identisch sei, wie Garman annimmt
(1. c. p. 213), halte ich für unwahrscheinlich.
Nachtrag-.
Lm'icavia Magdalenae n. sp.
Kopf und Rumpf stark deprimirt, oberer Randstrahl der Caudale fadenförmig verlängert. Kopf im Unu'isse
dreieckig, nach vorne einen spitzen Winkel bildend, dessen Spitze etwas abgestumpft ist. Seiteniand des
Kopfes schwach wulstförmig aufgetrieben. Koi)fiänge bis zum hinteren Ende des Occipitale 5mal in der
Körperlänge (d. i. Totallänge ohne Caudale), grösste Kopfbreite in der Gegend des Kiemendeckels c. 1 '/^ —
1 ^/-Vü&l in der Kopflänge enthalten.
Auge klein, nmdlicli, mit seichtem Ausschnitte nach hinten und oben, ohne diesen bei jüngeren Exem-
plaren c. P/r,— iVä^ä-l; l^ci einem grösseren Männchen von etwas mehr als 13"" Länge (ohne C'audalej
c. P/^mal in der Stirnbreite und letztere etwas mehr als 4— 4 73inal in der Kopflänge enthalten.
Oberer Augenrand etwas aufgeworfen; mittlerer Theil der Stirne querüber convex, stumpf leistenförniig
vorspringend. Schnauzenlänge nahezu oder ganz genau der Hälfte der Kopflänge gleich.
Hinteres Muudsegel papillös, am hinteren Rande zart gefranzt und in der Mitte dessellien sehwacli ein
gebuchtet oder eingeschnitten. Eckbartcl ebenso lang oder ein wenig länger als das Auge.
Zähne klein. 2spitzig, c. 8 in jeder Kieferhällte.
Occipitalschild am hinteren Rande bogenförmig g(M-undet, längs der Mitte mit einer nn-dianen seichten
Furche, die sich auch über die 2 ersten Nackensehihler fortsetzt und mit nur äusserst schwach angedeuteter
paariger Leiste auf diesen 3 Schildern.
ö
Zur Fisch-Faima des Maf/JriJe)n'/)-Sfromes. 75
Zieiiilicli lange, zahllose Borsten bei Mäniirlien ;uii .nair/j n Scidiiniude des Kopfes, am Hiiiterliaupte, auf
den zwei ersten grossen Nackcnscliilder und auf den, letztere nach unten begrenzenden ersten Kuinpfscliildern
(zwischen dem Parietalschildc und dem 2. hinteren Nackenschilde).
Liu sehr grosses Rückenschild unmittelbar vor der Dorsale von flügclförmiger Gestalt, aus der Ver-
schmelzung von 5 Schildern entstanden, deren Umrisse bei jungen Individuen tlieiiweise noch ziemlich deutlich
sichtbar sind. (Das mittlere dieser iS Schildchen ist im Verhältnisse zur geringen Breite sehr lang; gegen das
vordere Ende desselben liegt seitlich jederseits ein kleines Schildehen, und hinter di( scm (jederseits) ein
grosses Schild, welches bedeutend stärker entwickelt ist als die unmittelbar darautTolgcnden 2—3 Runipf-
schilder der obersten Reihe, welche die Basis der Dorsale begrenzen.) Dieses tlügelartige Schild gleicht an
Breite der Länge der Schnauze und ist c. 2mal so breit wie lang.
7 — S ziemlich schmale Seitenschienen jederseits zwischen der Pectorale und Ventrale am Seitenrande der
Bauchgegend, zwischen diesen 3 Reihen kleinerer 4— Gseitiger Schilder am Bauche. Zwischen der Basis der
beiden Pectoralen zahlreiche sehr kleine Scliildchen an der P>rust. Dorsale ein wenig hinter der Einlenkungs-
stelle der Ventralen beginnend ; erster Dorsalstrahl ebenso lang oder ein wenig länger als der Kopf.
Die beiden letzten Dorsalstrahlen sind wie der erste der Länge nach nicht gespalten.
Die Spitze der Pectoralen reicht bei Weibchen nur bis zum Beginn der Ventralen, bei Männchen nnbc-
deutend weiter zurück. Die Oberseite sämnitlicher Pectoralstrablen ist bei Männchen dicht mit ziemlich langen
Borsten besetzt.
Die VentVale ist ebenso lang oder ein wenig kürzer als die Pectorale, letztere genau oder etwas meiir als
1 '/jmal in der Kopflänge enthalten.
Der obere fadenförmige Randstrahl der Caudale ist bei wohl erhaltenen Exemplaren bedeutend mehr als
halb so lang wie Kopf und Rum|)f zusammen.
Die Seitenlinie mündet an 28 Rumpfschilderu ; eine 4eckige nackte Stelle liegt hinter dem Parietalschildc
am Beginne der Seitenlinie. 30 Schilder zwischen dem Ilumerus und der Caudale, 29 zwischen letzterer und
dem grossen Parietalschildc.
Die beiden Seitenleisten des Rumpfes vereinigen sich an dem 16. Runi])fschilde hinter dem Hunierus.
Rückenseite graubraun mit 7 dunkleren Querbinden, von denen die 3., hinter der Dorsale gelegene, am
breitesten und zugleich am schärfsten ausgeprägt ist.
Sämmtliche Flossen undeutlich gefleckt; Caudale an der Basis und gegen den hinteren Rand zu dunkler
als im mittleren Theile.
Die von uns untersuchten Exemplare sind mit Ausschluss der Caudale 5'/^ — 13'" lang.
LoricariaMmidaleiiae ist auffallend nahe m\i Lon'caria lanceolata Gthr. (Proc. Zool.Soc. of London, 1868,
p. 235, Fig. 3 auf p. 2o(J) verwandt, und nur in der Voraussetzung, dass die Nacken- und Bauchschilder
von Loricaria lanceolata auf Fig. 3 1. c. richtig (??) gezeichnet seien, glaube ich Loricaria Magdnlenae von
L. lanceolata vorläufig specifisch trennen zu dürfen, zumal die von nur untersuchten 8 Exemplare von
L. Muffdalenae in der Gestalt und Grösse dieser Schilder vollkommen mit einander übereinstinnnen. ■
In einer demnächst folgenden Abhandlung über eine zweite, gleichfalls mit Loricaria lanceolata nahe
verwandte, aber viel schlankere Loricaria-Art aus dem Amazouenstrome (L. teßeana) sollen einige Detail-
zeichnungen von Loricaria Magdalenae nachträglich gegeben werden.
Mit Rücksicht auf die von Alex. v. Humboldt beschriebenen Arten und des Pimelodus maculatus , von
welchen das britische Museum (fideGünth.) Exemplare von Baranquilla besitzt, kennt man somit gegenwärtig
39 echte Flussfischarten aus dem Magdaleuen-Strome, von denen jedoch IHmelodus argentiwis, Fim. velifer
und Doras GrocodiUVL\\m\^. als kaum deutbar vielleicht richtiger ganz übergangen werden sollten ; dass die
ichthyologische Fauna desselben aber eine uuverhältnissmässig reichere sein müsse und wahrscheinlich nach
Hunderten zählen dürfe, geht wohl daraus hervor, dass die in dieser Abhandlung angefühlten Arten nur aus
der Cienega zunächst der Mündung, also aus der an Flussfischen fast ärmsten Stelle des Stromes, in welche
10*
7g Franz 8te inrlai-hner.
tbeilweise wenigstens Meerwassev cin(lnni;t, stammen, und dass von den Sammlern überdies uooh die klei-
neren Arten gar nicht berücksiclitigt wurden.
Übersicht der Flussfische des Magdaleneii-Stromes und deren Verbreitung in Südamerika,
1. Sciaeno Magdalenae Steind. (= Sc. surinamevsü spec. Blkr.). — Magd.-Str. und Huriuam (nach
B 1 e c k e r).
2. Acara coeruleo-functata Kner, Steind. — Magd.-Str., Isthmus von Panama, Atrato, Fluss Zmumilla
an der Grenze von Ecuador.
3. Petevia Kraussn Steind. — Magd.-Str.
4. Soruhini liina Bl. — Magd.-Str., Amaz.-Str. und Nel)e)ifliisse, Venezuela (Calabozo), Stromgebiet des
La Plata. '
5. Platy Stoma fasciatum Bl. — Magd. -Strom, Venezuela (Calabo/.o), Surinam, Essequibo, Amaz.-Str.
6. Fimelodiis c/arias Bl. — Magd.-Str., Amaz.-Str., Rio S. Francisco, La Plata. ,
7. „ maculatus PI. — Magd.-Str., Venezuela, Surinam, Demerara, Amaz.-Str., Rio S. Fran-
cisco, La Plata.
7 rt. Vimelodus argeiitinus,
Ih. „ velifer Humboldt (Rec. d'Observ. de Zool. etc. Vol. II, p. 171). Magd.-Str.
8. Pwielodus Sebae Val. — Münduug des Amaz.-^Str., des Orinoco und Magd.-Str., sowie der kleinereu
Flüsse des südöstlicbeu Brasiliens.
9. Ageneiosus pardalis Ltk. - Magd.-Str., Venezuela, La Plata (Mus. Vindob.).
10. Auchenipterus Magdalenae Steind. — Magd.-Str.
11. „ insignis Ste ind. — Magd.-Str.
12. Boras longispinis Steind. — Magd.-Str.
12. a „ Crocodili Humb., sp. dub. — Magd.-Str.
13. Astrohlepus Grixalvi Humb. — Flüsschen bei Popayan.
14. l'lecostomus tenuicauda Steind. — Magd.-Str.
15. Cliaetostomus tmdecimaUs Steind. — Magd.-Str.
16. Lorioaria fila,mentosa Steind. — Magd.-Str.
16«. Loricaria Magdalenae Steind. — Magd.-Str.
17. Eremophüus Mutisü Humb. (= Trachypoma marmoratum Giel). (Zeitschr. f. ges. Natiiiw. ,1871,
Bd. LH, p. 97). — Magd.-Str., Oberer Amazonen-Str. (nach Wallis u. Giebel 1. c).
18. Macrodon trahira Spix. — Magd.-Str., Essequibo, Venezuela, Demerara, Amazonen-Str., Hio
S. Francisco, Flüsse des südöstlichen Brasiliens, La Plata.
19. Ourimatus Mwartii Steind. — Magd.-Str.
20. „ Magdalenae Steind. — Magd.-Str.
21. ] 'roch 1.1 odus osper Ltk. — Magd.-Str., Venezuela.
22. Leporimis elongatus Val. — Magd.-Str., Amaz. Str., Rio S. Francisco, Flüsse des südöstlichen Bra-
siliens, La Plata.
23. Leporinus striatus \\.nQY. — Magd.-Str., Irisanga und CaiQara (Prov. Mattogrosso), im Stromgebiete
des La Plata.
24. Lepormus eques Steind. — Magd.-Str.
2.^). Tetragonopterus maculatus Liu. — Magd.-Str., Venezuela, Guiana, Amaz.-Str., Rio S. Francisco?,
Flüsse des südöstlichen Brasiliens zwisclien Rio Janeiro und Bahia, La Plata.
' PI nl II st Olli II, Lucflr? Weyenb., Alg. iiiiev. l'i'SR. fiel Afiisco nncioii. Buenos Ayrcs 1877 = Sornt.tm 7/mn Bl.; in den
Gewässern bei Simta V(\.
Zur Fisch-Faima des Mac/Jalenenr-Strojyies. 77
26. Brycon Moore?' Steind. — Magd. -Str.
27. Chalcinus Magdalenae Steind. — Magd.-Str.
28. Anacyrtus (BkaehoidesJ Dayi Steind. — Magd.-Str.
29. „ (CynopotamusJ Magdalenae Steind. — Magd.-Str.
30. „ (Raestes) alatus Steind. — Magd.-Str.
31. Luciocharax insculptus Steind. — Magd.-Str., Mamoni-Flnss (NebentiiLss des Bajano) bei Chepo.
32. Sternopygus oequilabiatus Humb. — Magd.-Str.
33. „ Humboldtii Steind. — Magd. - Str.
34. Taeniurn Magdalenae A. Dum. — Magd.-Str.
35. Qrundidus bogotensis (Humb.) Val., Gen. et spec. dul). — S. Fe de Bogota.
Berichtigung. Pimelodus (Arms) albicans Val. ^ Psetxdarhdes allicnva Ltk. ist von Pimi' clnrtks Rlocli spccitisch
verschieden, daher aus der von mir gegehenen Synonyniie letzterer Art zu streichen. Im Habitus schliesst sich P. albicans Val.
viel näher an P. macidatus als an P. clarias an. der übrigens im La Plata sehr häufig in zwei Farbenvarietäten (gefleckt und
ungefleckt) vorkommt. Leider erhielt ich erst nach Abschluss dieser Abliandlung ein Exemphir von P. albicans. Sciaetia
Magdalenae m. glaube ich mit Scinena siiriiiamensis Blkr. vereinigen zu müssen, da die Unterschiede in der Stärke des
grossen Analstachcls zu unbedeutend sind, um .s'e. ilagdalenae m. als besondere Art von Hc. surinn Mensis Blkr. spec. zu
trennen. Die von mir als Anacyrtus argenfeus beschriebene Art dagegen ist nicht identisch mit der gleichnamigen Art Valen-
ciennes', daher ich ntmmehr für erstere die Bezeichnung Anac. Magdalenae n. sp. vorschlage. Bei Anae. argenieus Val. sind
die hinteren Augenrandknochen viel schwächer entwickelt als bei Anac. Magdalenae, wie die Abbildung in d'Orbigny's
„Voyage dans l'Amerique meridinnalo, Poissons" ganz richtig zeigt. Ich hatte diese Zeichnung irrigerweise für gänzlich
verfehlt gehalten, während sie es in der That nur theihveise ist.
ERKIAEUNG T)EH ABBILDÜNQM.
TAFEL I.
Fig. I. ficiaena surinamcnsis fi\>. VAkv. = ■'^ciaena Magdalenae Steind. ^ ,, natürlicher Grösse.
„ 2. Seitenansicht des Kopfskelettes von Petenia KranssH Steind.
„ .S. Obere Ansicht „ „ „ „ „ ,
TAFEL IL
Fig. I. Petenia Kranssii Steind. Fig. a. Verwaciisene untere Schbnidkuochen von oben, Fig. b von unten g-eseheii.
T.\ FEL IIL
Fig. 1. Agenciosus pardalix Ltk. % natürl. Grösse; Fig. 1«. Obere Ansicht des Kopfes.
„ •?.. Auchenipteriis insignis Steind.; Fig. 2 a. Obere Ansicht des Kopfes.
TAFEL IV.
Fig. 1. Aucheniptertis Magdalenae Steind.; Fig. In. Obere Ansicht <les Kojites.
„ 2. Durn-1 longispims Steind. Obere Ansicht des Kopfes.
TAFEL V.
Fig. 1. Doras l.ongispinis Steind.
T, 2. Brycon Moorei Steind.; Fig. 2 a u. 2 b. Mundspalte mit den Zwischen- und Unterkieferzähnen, 2mal vergrössert.
TAFEL VL
Plecos/omus tenuicavda Steind.
TAFEL VIL
Plecostomus Villaraii Ltk.
78 Franz Steindarhner. Zw FiscJi- Fauna rJes Magrialenen-Stromes.
TAFEL VIII.
Chaetostomus imdecimal/s 8 t e i n (1.
TAFEL IX.
Fig. 1, 1 (T. 1 i. Lnrirnria ßlamentosa Steiiid., Weiliplien, von der Seite, von oben nnd von nnten gesehen.
„ 2. Obere Ansicht des Kopfes eines Männclieus.
TAFEL X.
Fig. 1. Leporinus stria/us Kn.; Fig. 1 a. Vordere Ansicht der Mnndspalte , Ii/oWal vergrössert.
„ 2. Leporinus eques Steind.; Fig. 2 a. Vordere Ansicht der Mundspalte.
.S. Os quadratnui (hypoqnadratnm Brühl) nnd praeoiiercnlnni \m\ Lepnrimcs eJmiriatus Val, in natiirliclier Lage.
„ 4. Praeopercnhiui derselben Art, isolirt.
I / 5. Os qnadratnm von Leporinus fjovgaius, isolirt, von anssen und Fig. ."> a von oben gesehen. (Figuren 3— 5 n I'/.jUJal
vergrössert.)
TAFEL XL
Fig. 1. Chah-imis Magdalenae Steind. Weibchen; Fig. I r. Vordere Ansicht der geötTneten Mnndspalte, in 2inal. Vergr.
2 . „ Männchen.
TAFEL XIL
Fig. 1. Prochilodus asper Ltk. var. Magilalenae, '■^/^ natiirl. Grösse. Fig. l a. Eine Schuppe unterhalb der Seitenlinie, 2mal
vergrössert.
„ 2. Aiiacyrins (Vynopoianms) Magdaienae S teiud. Fig. 2 a. Eine Schuppe unterhalb der Seitenlinie in der Pectoralgegend,
6mal vergrössert.
TAFEL XTIL
Fig. 1. Ourimalvs Mivartii Steind.
„ 2. Luciocharax inscidpftis Steind.; Fig. 2 a. Untere Ansicht des Zwischenkiefers, und Fig. 2 i. Schuppe derselben Art
vergrössert.
TAFEL XIY.
Fig. 1 . Sternopygiis aequilahiatus H n m b.
„2. n narapo L i n.
„3. „ Humboldtii Steind.
„4. „ viresaena Val.
TAFEL XV.
Taenivra MagdaJenae A. Dum. ; Fig. a. Mundspalte; Fig. h. Tuberkelgruppen zwischen den kleinen Stachehi auf der Riicken-
seite, vergrössert.
79
JÄHRLICHE PERIODE DER INSECTENFAUNA
VON
ÖS TE1IRK1CH-UN( ; ARN.
IV. DIE SCHMETTERLINGE (LEPIDOFTERA).
1. DIE TAGFALTER (BHOPALOCEBA).
KARL FRITSCH,
EM. VICE-tUBEOTOR DER K. K. CENTRAL-ÄNSTALT FÜR M£TEOR0LO'JIE Uf.D ERDMAGNETISMUS, CORRESPOKDIRENDEW MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN euj.
VOKGKLEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 1. JULI 1878.
Von den periodischen Ersclieinungen der Insekten gehören jene der Schmetterlinge zu den auffallendsten
und haben daher auch vor den übrigen die Aufmerksamkeit der Beobachter auf sich gezogen. Dnrch Grösse,
Farbenpracht nnd gefällige Form haben die Schmetterlinge schon viel früher in den weitesten Kreisen
Interesse erweckt und zu Studien angeregt, denen wir eine so genaue Kcnuttiiss der Gattungen und Arten
verdanken, wie sie uns von den übrigen Ordnungen der Insekten, die Käfer höchstens ausgenommen, derzeit
noch abgellt und wahrscheinlich lange noch abgehen wird.
Es ist daher begreiflich, dass auch die zoo-phänologischen Beobachtungen an den meisten Stationen
vorzugsweise den Schmetterlingen gewidmet waren und eine ähnliche, alle Familien derselben umfassende
Publication, wie über die bereits behandelten Ordnungen, den Rahmen einer Abhandlung weit überschreiten
müsste. Ich habe es daher vorgezogen, die Bearbeitung dieser Ordnung in zwei Theilen vorzunehmen, von
denen der erste allein die Tagfalter (Uhopalocera) behandelt, der zweite, später zu bearbeitende, die übrigen
Abtheilungen: Schwärmer, Spinner, Eulen, Spanner und die Kleinschmetterlinge behandeln wird.
Zwar ist die Zahl der beobachteten Arten dieser Abtheilungen eine bedeutend grössere als jene der
ersten; während aber viele Arten der Tagfalter auch an vielen Stationen beobachtet worden sind, ist dies bei
den übrigen Abtheilungen veriiältuissmässig selten der Fall. Auch beschränken sich die Beobachtungen hier
meistens auf die geringere Zahl der Arten, welche die tägliche Flugzeit mit den Tagfaltern theilen, allenfalls
noch mit Einscliiuss jener, welche, wenn sie auch nicht am Tage fliegen, sonst leicht aufzufinden sind.
In phäuologischer Beziehung wäre eine Abtheilung der Familien nach der täglichen Periode der Flugzeit
vorzuziehen, wenn diese vollständiger bekannt wäre, als es gegenwärtig nocli der Fall ist.
80 Karl Fritsch.
Alles von mir in den früheren Abtheilungen meiner Arbeit (Dipiera, Coleoptera, HijnietiopteraJ Angeführte,
soweit es sich auf die Geschichte der Beobachtungen bezieht, gilt im Allgemeinen auch für den vorliegenden
Theil.
Von 1844 an stellte ich meine Beobachtungen über Schmetterlinge in Prag, von 1852 an in Wien und
von 18()4 angefangen in Salzburg an. Von 1853 angefangen nalimen auch viele Stationen des Beobaclituugs-
netzes ^on Osterr.eicli-Llngaru daran Theil, und sendeten ihre Beobachtungen au die k. k. Central-Anstalt für
MjfeteoVologie und Erdmagnetismus in Wien ein, ^\ eiche sie mir zur Bearbeitung überliess. Für die gegenwär-
tige Arbeit habe ich die vollständigen Beobachtungen aller Jalirgänge von 1844 bis 1877 benützt. >
In Prag beobachtete icli 45, in Wien 88 und in Salzburg 87 Arten Tagfalter. An allen 92 Stationen zu-
sammen, welciie sich bei den lieobachtuiigen betheiligten, sind 14.") Arten beobachtet worden, von 195, welche
die Fauna Deutschlands und der Schweiz umfasst.
Die erste Kenntniss der Arten schöpfte ich in Prag aus Oken's Naturgeschiciite und dem Werkchen von
Dr. C. A. Buhle: „Die Tag und Abendschmetterlinge Europa's." Leiiizig lSo7. Auch meiuem inzwischen
verstorbenen Jugendfreunde und Studiengenosseii, siiäterem Prof. Dr F. Nickerl, dem Itekaiinten Lepidop-
terologeu, verdankte ich manche Unterstützung, insbesondere durch Überlassung determinirter, schwierig zu
unterscheidender Arten. Jl.'ll.
Den grössten Dank schulde ich aber meinem hochgeehrten Freunde Herrn Custos A. liogenhofer, dem
rühndichst bekannten Lejjidopterologen in Wien, welcher eine lauge Reihe von Jahren hindurch mit unermüd-
licher I>ercitwilligkeit alle mir nicht sicher bekannton Arten determinirte und meine Sammlung mit mancher
seltenen Art bereicherte. Immer, wenn ich eine Art mit Hilfe meiner gleich anfangs angelegten Sammlung
nicht sicher determiniren konnte, nahm ich meine Zuflucht zu ihm, und immer mit gewünschtem Erfolge.
Meine von ihm grösstentheils determinirte Sammlung bildete bis in die neueste Zeit die vorzüglichste
Grundlage meiner Kenntniss der Arten.
Erst, nachdem ich in Salzburg den dauernden Aufenthalt genommen hatte (von 1871 an), versuchte ich,
neue oder zweifelhafte Arten mit Hilfe des Werkes von H. v. He ine mann: „Die Schmetterlinge Deutsch-
lands und der Schweiz." Erste Abtheilung: Grossschmetterlinge. Braunschweig 1859 — zu bestimmen.
Hiedurch fand ich mich auch veranlasst, meine Sammlung nach seinem System zu ordnen. Früher diente
nnr hiezu Dr. Heydenreich's: „Lepidopterorum Eiiropaeorum catalogus methodicus." Systematisches Ver-
zeiehniss der europäischen Schmetterlinge. 3. Auii. Leipzig 1851.
Mannigfache Anregung und Unterstützung bei meinem Streben verdankte ich schliesslioh meinem geehrten
Freunde, dem gründlichen Kenner der Schmetterlinge Salzburgs, Ileirn k. k. llcchnungsrathc a. D. J. A.
Kiehter.
11, . Die Beobachtungen derTheilnehmer an anderen Stationen wurden nach zeitweilig publicirten Instructionen
geregelt, welche in den Jahren 1853, 185G und 1859 erschienen sind. Nähere Angaben hierüber sind in
meiner letzten Abhandlung (Hiimenoptera) enthalten.
Hier ist nur hervorzuheben, dass Herr Custos Rogen hof er ülier mein Ansuchen im J. 1856 ebenfalls
eine „Instruction für Beobachtungen au Lepidoptercn" entwarf,^ welche von den Tagfaltern folgende Arten
als vorzugsweise geeignet zu den Beobachtungen aufstellte (Nomenclatur nach Ileyden reich):
MeUtaeaDidijina F., Argyunis LatoHuia L., A. Fuphia L. ; die in meiner Instruction angeführten
I'n«es«o- Arten , dann lAmenüis l'opuU L., Apalura Ins L., I-Iipparfhia Llalathea L. , Erehia Medea S. V.,
Satyrut; Briseis L., EjJtnephele Janira L., E. llypei-diitluoiAj., ]'ararg<t Eijvria L., Uoenonymphn ]'<imphilus L.,
V. Arvauia h., l'olyomvtatus Vv-gaureae L.. Lyrw.iia Almts ^.\' ., L. -l/e.ti« S. V., Thtcla liubi\j., 2. ßetu-
lae \.., J'apäio l'oJaliiius L. , ]'. Macinioii L., Doryti.s Apollo L., Aporia C'rafuei/i L., l'ierts Brassicae L.,
' Von 1877 mit Aiisii;ih)i\o eiiii^-er .Stationen, wclflic zu Endo des Jaliros mit der Einseudim^^ noch riickständiaf waren.
- .^ielie K. Fritscli: rininidoffisclie Beobac-litnng-en ans dem PHanzen- und Tliien-eielie, VIl. Heft, .lalirj;-. 18.")6 (1859).
Anlianj;- dci- Jalii liiieher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmaguetismiis. Von K. ICreil. Vlll. Band.
Jälirliclie Periode der Insectenfauna von Ö-sterreicli-ümiarn. 81
Äntocharis Da/plidice'L., A. C'ardammes L. , Coh'as Hyale L., Gonopteryx Rhammh., Syricthus Malvarum
0., Thanaos Tages L.
Im Ganzen 36 Arten, während ich in meiner Instruction (1856) 40 Arten aufstellte. Von diesen behielt
Rogenhof er 28 bei, stellte hingegen 8 neue auf, nämlich: Melitaea Didyma, Epinephele Hyperanthus,
Fararga Nigeria, Coenonympha Arcania, Polyommatus Virgaureae , Lycaena Ahus , Syricthus Malvarum
und Thanaos Tages.
In meiner ersten Instruction (1853) waren 21 Arten aufgestellt worden, welche fast sämnitlich (xmv Poly-
ommatus Vldaeas ausgenommen) von Herrn Kogenhofer beibehalten worden sind.
In meiner Anleitung vom Jahre 1859 behielt ich von seinen Arten 26 bei, die ausgeschlossenen waren:
Melitaea Didyma, Erehia Medea, Epinephele Hyperanthus , Pararga Egeria, Coenonympha Arcania, Poly-
ommatus Virgaureae, Lycaena Alsus, Doritis Apollo, Syricthus Malvarum und Thanaos Tages.
In dem zum Eintragen der phänologischen Beobachtungen seit dem Jahre 1871 an den Stationen in Ver-
wendung stehenden Formulare endlich wurden nur beibehalten: Vanessa Polychloros, V. Antiopa, V. Jo,
Antocharis Cardanu'nes , Pieris Brassicae, Papilio Machaon, P. Podalirius, Aporia Orataegi. Über jene
Arten, welche am längsten beibehalten worden sind, dürften auch die meisten Beobachtungen von den
Stationen vorliegen.
Unter den Theilnehmern an den Beobachtungen waren aber mehrere, welche auch noch andere als die in
den Instructionen vorzugsweise empfohlenen Arten beobachteten, einzelne, welche selbst alle ihnen vorkom-
menden Arten berücksichtigten. Diese waren zugleich die sorgfältigeren Beobachter, welche die genauesten
Daten lieferten.
Die meisten Arten beobachteten die Herren :
J. Otto in BrUnn 92; Prof. J. Cieyer in Eosenau 89; fProf. J. Hinteröcker und seine Nachfolger in
Linz 74; Prof. A. Pichler und seine Schüler in Innsbruck 64; Prof. Ch. Jaksch in Troppau (später in
Prag), fProf. H. Tausch in Kaschau und W. Schleicher in Gresten je 62; E. Kourad in Senftenberg 59;
J. Otto in Neutitschein 56: D. Sloboda in Eottalowitz 47; in Prag (von mir) und durch Vermittlung des
fProf. F. Zimmerl in ßregenz je 56; Prof. E. ürban in Freistadt 36; E. Kaiser in Hausdorf und
fA. Eettig in Kremsier je 35; J. Böhm in Agram, R. Kaiser in St. Jakob, Dr. K. Seh iedermayr in
Kirchdorf je 30 u. s. w.
Welchen von diesen Theilnehmern zugleich noch für die mehrjährige Ausdauer bei den Beobachtungen
eine ehrende Anerkennung gebührt, wird später zu erwähnen Gelegenheit sein.
An den Stationen, wo die meisten Arten beobachtet worden sind: Brunn, Eosenau, Salzburg (^87) und
Wien (88) wurden auch nahezu gleich viele Arten beobachtet; man kann eine nahe Übereinstimmung der
Faunen dieser Stationen vermuthen, falls alle Arten bei den Beobachtungen berücksichtigt worden sind.
Nicht wenige der einzelnen Arten , insbesondere die allgemein bekannten und auch in den Instructionen
hervorgehol)enen wurden an der Mehrzahl der Stationen beobachtet , wodurch eine vielfältige Controle der
Erscheinungszeiten gegeben ist.
Die Beobachtungen beziehen sich auf die erste und letzte Erscheinung der einzelnen Arten. So weit sie
in zwei oder mehreren Generationen vorkommen, sind die ersten Erscheinungszeiten für jede derselben ersicht-
lich, jene der letzten Erscheinung hingegen nur für die letzte Generation, wenn zwei oder mehrere vorkommen,
da jene der früheren Generationen nur selten mit Sicherheit zu bestimmen sind. Das Verschwinden der
Frühjahrs-Gcncration erfolgt nicht so rasch wie jenes der Herbst-Generation, die Perioden einander folgender
Generationen greifen nur zu oft durch Nachzügler der früheren in einander über und ist daher auch die
Farbenfrische einzelner Falter nicht immer ein untrügliches Zeichen der neuen Generation, davon abgesehen,
dass Angaben der Beobachter hierüber gewöhnlich fehlen.
Von den meisten Beobachtern wurden nur nackte Daten der Beobachtung mitgetheilt und blieb die
Beurtheilung, welcher Phase der Erscheinung dieselben gelten, mir vorbehalten, was für mich mit vieler und
nicht selten erfolgloser Mühe verbunden war.
beoUschriften der inathein.-natui'\^- •-!. XXXIX. Bd. 11
82 Karl F ritsch.
So lange man sich nicht gewöhnt, die Erscheinungen in äquidistanten Zeiträumen das ganze Jahr hindurch
zn notiren , fehlen solchen Bestimmungen die sicheren Anhaltspunkte. Freilich ist dies eine sehr mühsame
Arbeit, zu welcher sich nur selten ein Beobachter entschliessen wird. Die Durchstreifung eines und desselben
Gebietes, oder wenn mehrere gewählt worden sind, ein regelmässig wiederkehrender Wechsel derselben ist
hieb ei ebenfalls eine unerlässiiche Bedingung.
Dann nur lässt sich die Erscheinung der einzelnen Generationen und zugleich der jährliche Gang der
Frequenz genau ermitteln.
Meine gegenwärtige Arbeit zerfällt in drei Abschnitte, von denen
A. die Erscheinungszeiten für alle Arten,
B. die jährliche Frequenz von Monat zu Monat, für alle Arten, Gattungen und Familien und die \'erthei-
'lung der Arten.
C. die Beziehungen zum Klima in seinen einflussreichsten Elementen für die zuweilen im Winter und im
November und März erschienenen Arten enthält.
A. Erscheinungszeiten.
Die Anordnung des Registers, welches dieselben enthält, ist im Allgemeinen dieselbe wie im III. Theile
meiner Arbeit (Hymenoptei-a ) , die Zeiten der ersten Erscheinung der zweiten (=2 A) Generation und die
Zeiten der letzten Erscheinung (=^.) sind jedoch in den Haupttext aufgenonnnen und nicht als Anmerkungen
beigefügt, weil zahlreichere und im Allgemeinen auch genauere Daten hierüber vorliegen.
Die Arten sind nach Heinemann's bereits citirtem Werke systematisch geordnet und nunierirt.
Die Beobachtungsstationen sind bei jeder Art alphabetisch geordnet , und bei jeder Art sind angegeben :
die Zahl der Bcobachtungsjahre (in Klammern), die mittlere Erscheinungszeit, wenn wenigstens zweijährige
Beobachtungen vorliegen, sonst nur das Datum der Einzelbcobachtung, bezeiclinet mit (1). Den Mittelwerthen
sind (in Klammern) die früheste und späteste Erscheinungszeit der einzelnen Jahre beigefügt.
Am Eingänge sind bei dem Namen einer jeder Art die Erscheinungszeiten nach Heine mann zur Ver-
gleichung angegeben. Bei einigen Arten, wo diese fehlen, sind die Angaben dem Werke von Dr. J. C. Kays er
„Deutschlands Schmetterlinge etc., Leipzig 1860" entnommen und mit * bezeichnet.
Am Schlüsse ist bei jeder Art bemerkt, ob und in wie weit die von den Lepidopterologen bisher an-
genommenen Erscheinnngszeiten (gewöhnlich nach Monaten) von meinen Bestimmungen abweichen. Abgesehen
von der grösseren Genauigkeit meiner Angaben (nach Tagen) stellte sich die Nothwendigkeit zahlreicher
Berichtigungen bisheriger Annahmen der Erscheinungszeiten heraus.
Dem Register der Erscheinungszeiten ist ein doppelter Index angeschlossen. Der erste macht die Nummern
der au allen Stationen zusammen beobachteten Arten, der zweite tür die einzelnen Stationen ersichtlich.
Abweichungen der Mittel wer the der Ers ch ei nungs zelten.
Nach dem Vorgange der Meteorologen sollten die Mittelwerthe der Ersclieinungszeiten an allen Stationen
für dieselben Jahrgänge gelten, wenn sie strenge vergleichbar und nur als eine Function der geographischen
Constanten zu betrachten wären. Der ungleiche Gang der Witterung in den einzelnen Jahren, d. h. die Ab-
weichung desselben von dem normalen Gange, kann bewirken, dass der Mittelwerth tür eine Station eine
beträchtlich frühere, für eine andere eine bedeutend spätere Erscheinungszeit ergibt, als die Unterschiede der
geographischen Constanten erwarten lassen, falls die Beobachtungen beider Stationen verschiedene Jahr-
gänge umfassen.
Die Meteorologen reduciren in analogen Fällen die Mittelwerthe der einzelneu Stationen mit Hilfe einer
anderen, welche sämmtliche Jahrgänge der Beobachtungen an allen Stationen zusammen umfasst, auf einen
und denselben mehrjährigen Zeitraum, wozu die Anomalien der einzelnen Jahre dienen.
Eine solche Reductiou setzt also voraus die ununterbrochene Fortsetzung der Beobachtungen eine lange
Reihe von Jahren hindurch an einer anderen nicht zu entfernten Station, weil die Anomalien der einzelnen
Jährliche Periode der Insectenfauna von Österreich-Ungarn. 83
Jahrgänge derselben übereiustimmen sollen mit jenen der anderen Stationen, deren Jlittelvverthe zu
reduciren sind.
Bei der grossen Ausdehnung des Beobachtungsnetzes in unserem Gebiete im horizontalen und verticalen
Sinne wäre eine ziemlicli grosse Anzahl solcher Fundanientalstationen nothwendig.
Abgesehen von der Höhenlage kommen unter den 92 Stationen, für welche die Erscheinungszeiteu hier
mitgetheilt worden sind, nur 17 vor, an welchen die Beobachtungen zehn Jahre und darüber umfassen. Selbst-
verständlich sind die Jahrgänge der Beobachtungen an denselben nicht übereinstimmende, man miisste daher
die Mittelwerthe der 17 Stationen als normale annehmen, was allerdings, ohne einen erheblichen Fehler zu
begehen, zulässig wäre. Aber diese Stationen sind nicht gleichniässig über das ganze Gebiet vertheilt.
Ohne allen Vergleich mehr fällt aber in's Gewicht, dass die Anomalien der Mittelwerthe selbst in einem
und demselben Jahre und an derselben Station nach den beobachteten Arten veränderlich sind. Man müsste
demnach über normale Mittelwerthe der Fundamentalstationen verfügen können, welche für jede beobachtete
Art gelten. Hiezu ist aber das ganze Beobachtungs-Materiale lange nicht ausreichend.
Die Station, von welcher zehnjährige Mittelwerthe für die meisten Arten vorliegen, ist l^rünn, und an
dieser sind von 92 beobachteten Arten nur 34 zehn Jahre hindurch beobachtet worden, in Wien von 88 beob-
achteten Arten nur 9, in Salzburg von 87 nur 3 u. s. w. Bei allen übrigen der 17 Stationen ist die Zahl der
beobachteten Arten schon im Allgemeinen eine viel zu geringe.
Es ist hiernach einleuchtend, dass ich mich mit gewöhnlichen Mittelwerthen der Erscheinungszeiten
begnügen musste. Es entsteht daher die Frage, wie gross der mittlere Fehler ist, welcher dabei unterlief. Um
denselben kennen zu lernen, habe ich alle Einzelnbeobachtungen von den entsprechenden Mittelwerthen aller
17 Stationen für jede mehr als zehn Jahre hindurch beobachtete Art abgezogen und auf diese Weise die
mittleren Abweichungen der Einzelbeobachtungen von den Nornialwerthen erhalten. Selbstverständlich variiren
diese nach den Stationen und Arten nicht periodisch und periodisch nach den Monaten, letzteres in der Vor-
aussetzung einer genügenden Zahl von Beobachtungen. So ist die erste Erscheinung des kleinen Kuhauges,
Coenonym-pha Pam]j]iilusj von Herrn J. Otto in Brunn an folgenden Tagen beobachtet worden.
1859 am 29—4 -v7
1860 „ 4-5 -+-2
1861 „ 9-5 -.3
1862 „ 28—4 ^-8
1864 am 16—5 —10
1865 „ 8-5 — 2
1866 „ 6—5 ± 0
1867 „ 10-5 — 4
1863 „ 5—5 -t-1 i 1868 „ 1- 5 -+- 5
Diese Beobachtungen geben den Mittelwerth 6 — 5. Werden hievon die Erscheinungszeiten abgezogen,
so erliält man die neben denselben ersichtlichen Unterschiede oder Abweichungen. Die Summe der positiven
Abweichungen ist -t-23, die der negativen — 19, die Summe beider ohne Rücksicht auf das Zeichen +42
und die mittlere Abweichung (mittlere Veränderlichkeit) 42:10^=4.2 d. h. ein einjähriges Datum ist bis
auf ±4 Tage sicher.
Auf diese Weise lässt sich der Werth der Eiuzelndaten, welche bei den seltener vorkommenden Arten im
folgenden Register die Mittelwerthe vertreten, beurtheüen.
Bei den Mittelwerthen sind nämlich überall die Extreme der einzelnen Jahre angegeben, aus welchen sich
mit Hilfe der mittleren Abweichung = v der wahrscheinliche Fehler des Mittels nach der Formel
1.195502...
W = — : . V
1/2 M—1
ableiten lässt, in welcher m die Zahl der Beobachtungsjahre bedeutet, welche dem Mittel zu Grunde liegen.*
Um wenigstens die grössten mittleren Fehler kennen zu lernen, welche bei den Mittelwerthen der
Erscheinungszeiten unterlaufen können, wenn sie nur aus den Beobachtungen einiger weniger Jahre abgeleitet
1 Zeitschrift der österr. Gesellschaft f. Meteorolog-ie, 1877, S. 290.
11*
84
Karl F ritsch.
werden, so habe ich die fraglicheu Fehler für zweijährige Beobachtungen durch ein directes Verfahren zu
bestimmen gesucht. Ich vereinigte je zwei auf einanderfolgende Abweichungen der einzelnen Jahre in ein
Mittel und erhielt so für jede Station und Art, für welche wenigstens zehnjährige Beobachtungen = «j vor-
lagen, m — 1 Abweichungen vom Normalwerthe, deren Mittel den mittleren Fehler zweijähriger Beobachtun-
gen darstellt. Im folgenden Register sind die Ergebnisse dieser Untersuchung für alle Stationen enthalten,
an welchen die Beobachtungen wenigstens zehn Jahre hindurch angestellt und für alle Arten der Lepi-
dopteren, welche solange beobachtet worden sind.
Hiernach lässt sich die relative Verlässlichkeit der Beobachter beurtheilen, soweit Beobachtungen über
gleiche Arten von wenigstens zwei Stationen vorliegen. Aus den an einer und derselben Station in gleichen
Monaten augestellten Beobachtungen lässt sich bestimmen, welche Falter die Erscheinuugszeitcn am besten
einhalten. Obgleich im Allgemeinen nicht zu verkennen ist, dass die in die ersten Frühlingsmouate fallenden
Erscheinungszeiten viel grösseren Schwankungen unterliegen, als jene der Sommermonate, so waren die
Ergebnisse dieser Untersuchung dennoch nicht zahlreich genug, um den periodischen Verlauf der Schwan-
kungen von Monat zu Monat mit Sicherheit zu bestimmen und zwar insbesondere desshalb, weil die mittleren
Erscheinungszeiten derselben Arten an den verschiedenen Stationen in der Regel auf dieselben Monate ialleu.
Tabelle I.
Mittlere Abweichung der Erscheinungszeiten nach ein- (a) und zweijährigen (h) Beob-
achtungen.
Ausgedrückt in Tagen.
März
a ' b
April
Mai
.Juui
Juli
BrUnn . . .
Rottalowitz
Wien . . .
Salzburg .
Brunn .
Brunn . . .
Hansdnif. .
Kirchdorf .
Rottalowitz
Salzburg-. ,
Brunn
Briinii ,
Brunn .
Brunn .
Brunn .
Salzburg.
Coenonympha Pamphtlus
_
.
-H 4.2
± 3.0
.
11.0
8.7
•
. : 7.4
3.5
.
.
•
TLpinephele Hyperanthus
I ■ I • : • I
Epinephele Janira
Arge Galathea
8.51
4-4
3 8
.
7.1
3-8
± 4.3
9.1
7.1
10.6
5.2
3.1
7.7
4.4
Hipparchia Medusa
I • I • I • I
Satyrus Bri'sei's
! • I • I • I
Satyrus Hermione
t • I • 1 • I
Satyrus SemeL'
I • I • I • I
Neptis Aceris
I ■ I • 1 • I
Argynms Aglaja
10.9 7.7
I • I
6.4|
9.7!
6.0
7.7
5. 31
7.71 ö . 6 I
I • I
15.01 11.8
Jährliche Feriode der Insectenfauna von Österreich-Ungarn.
85
März
April
Mai
Juni
Juli
Brunn
Brunn .
Briinn .
Briinn .
Briinn .
Briinn .
Biiilii
Bärn . . •
Biala . . .
Briinn . . .
St. Florian .
Hausrtorf. .
Innsliruclc .
Leutsciiau .
Linz. . . .
Prag . . .
Rottalowitz
Senftenberg
Wien . . .
Biala . . .
Briinn . . .
Hausflcirf. .
Kirclidort' .
Leutsciiau .
Rnttalowitz
Bärn . . .
Biala . . .
Briinn . . .
St. Florian .
Kirchdorf .
Leutsciiau .
Linz. . . .
Prag .
Rottalowitz
Wien . . .
Bärn ....
Bludenz . . .
Briinn ....
St. Florian . .
Hausdorf.
Kirchdorf . .
Kremsmünster
Leutschau . .
-19.2 I
Argynnis Latonia
|± 6.4 1+ 5.4
Argynnis Faphia
Argipi n is Eupli rosin
Argynnis Dia
• I - I •
Melilaea Didyma
. I . j .
Melitaea Athalia
• I •
Vanessa Atalanta
±17.11 . I .
Ö.7
-1- 4.3 I + 3.2 I
11.4
5.2 I
4.6
9.2
3.4
3.41
4.7
T
anessa
Atitioj^
oa
G.4
9.1
12.2
10.4
10.0
10.6
11.8
14-8
9.0
9.6
16.0
8.8
10.3
7.1
6.3
8.6
6.5
8.7
11.4
4.5
4.9
9.2
5.2
9.0
Vanessa Jo
.
12.8
12.4
10.3
8.3
16.1
12.8
12.0
20.4
11.7
6.6
8.9
16.4
•
•
Vanessa Urticae
12.0
9.5
10.3
I .'i . 2
17-2
13.0
9.8
12.4
Ö.6
6.8
7.7
7.6
9.4
7.0
9.2
8.0
7.1
12. 3
3.4
7.3
Vanessa l'olychloros
11.6
8.6
11.5
11.8
8.7
13.7
7.0
4.9
8.8
4.7
6.1
10.2
10.4
8.9
7.2
5.6
86
Karl Fritsch.
März
Api-il
Mai
Juni
Juli
Linz. . . ■
Prag . . .
Rottalowitz
Wien . . .
Briinn . . .
Kirchdorf .
Prag . . .
Kottiilowitz
Wien . . .
Brüun . . .
Eüttalowitz
Haiisdorf.
Wien . .
Brunn .
Brunn .
Brunn . . .
Rottalowitz
Brunn . . .
Rottalowitz
Briiiin . . .
Hiiusdorf .
Kirolidorf .
Kottaiowitz
Brunn . . .
Hausdorf. •
Innsbruck .
Brunn .
Bärn . . .
Hausdorf .
Kirchdorf .
Kottaiowitz
Wien . . .
Briinn . .
Hausdorf.
Kirchdorf
Prag . .
Wien . .
Rottalowitz
-4-14.5
5.6
±11.4
4.U
•
12.0
7.4
,
•
.
8.6
4.8
-
•
Vanessa C. album
5.7
3.9
+ 12-0
10.2
22 . 5
15.5
+ 7.2
8.4
15.2
9.5
\
•
Polyontruatus Bellargus
Folyomniatus lca)-u>>
+ 7.3 + 4.6
10.2 5.6
10.2 0.5
Polyommatus Arr/us
j . I . I . I 5.9 I 3.8 I
Polyotumatus Virgaureae
I . . I . I 9.4! 4.6|
l'olyonmiatus l'hlaeas
I . I . I . I 13. 7| 8.5|
Thecla linhi
I . I 5 . ö I 4 . 4 I . I . I
12.2 7.9
Papilto Podalirius
•
■
9.1
6.2
11.2
8.2
10.9
8.8
5.3
8.3
•
i • I
Papilto iJac/iaOH
8.7 5.7
12.4 9.6
Leucophasia Sinapis
. I 7.11 4.3
Pieris Crataegi
10.1' 7.8
I • I
Pieris ßrassicae
14.7
9.7
9.1
7.0
12.6
8.0
7.2 I 5.5
14.2
Pieris Rajiae
1 10. 5| 6.8| . I . I . 1
.
+ 7.8
9.1
+ 6.5
8.0
12.8
6.6
•
13.2
8.2
7.5
4.7
Jahrliche Pe^i'ode der Insectenfauna ?^o)i Österreich-Ungarn.
87
März
April
Mai
Juni
Juli
Prag .
Brümi .
l'ieris Naj)i
I ±10.8 I ± 8.2 j
Piei'i's Daplidice
• I • 1 ■ 1
7 ieris Car damin es
5.7
3.41
Bludeiiz . .
Brunn . . .
Kirchdorf .
Rnttalowitz
Rtittnlowitz
,
_
8.4
5. 7
,
,
,
8.2
5.1
,
8.7
6.5
9.4
5.1
.
•
•
Col/'as Hyale
• I • I ■ I
Qonopteryx Rhomni
0.7
3.81
Bärn ....
Biala ....
Brunn ....
Cilli
Hausdort' . .
Innsbruck . .
Kirclidorf . .
Kreiusmiinster
Leutscliau . .
Linz
Prag ....
Rottalowitz .
Senftenberg- .
Wien ....
±17.0
5.1
13.1
14.7
16. S
10.8
16.3
10.0
10.3
12.5
17.6
+ 10.3
2.3
9.1
9.3
10.0
6.5
11.7
5.6
7.3
S.4
9.9
7.9
10.6
7.1
4.4
7.4
4.6
Briinn .
Brunn .
Syrichthus Alveolus
• I • I •
Syrichthus Tages
I ± 8 . 7 I ± 6 . 3 I
Hes])eria Comma
Britun . .
Kirchdorf
10.3 1
5.7 I
4.8
3.3 1
±11.5 ± 6.8
Da schon zweijährige Beobachtungen befriedigende Werthe geben, so gilt dies um so mehr von drei-
jährigen u. s. f.
Eegister der Ersclieiiumgszeittüi.
I. SATYRIDAE.
1. Coenonymplia Hb.
1. I'amphylns 'L. Mai bis September in zwei oder wohl
drei Generationen.
Admout 2^ = (.l) 18—7.
Bärn (2) 29-5 (28-5 — 30—5),
2 ^ = (3) 7-7 (3-7 — 12-7).
Briinn (10) 6-5 (28—4—16—5),
2yl = (5) 13-7 (27-6 — 21-7),
Z= (9) 22—10 (12—10 — 1 — 11).
Budweis (3) 16-5 (6-5 — 30—5).
Gresten (5) 20—5 (13-5—27-5).
Innsbrucli (4) 2-5 (23—4 — 10—5).
Kaschau (3) 16—5 (15—5 — 18—5).
Kremsier (5) 18-5 (12—5 — 20-5).
Linz (8) 8-5 (21 -4 — 26-5).
Neutitschein (3) 22—5 (15—5 — 30—5).
Prag (8) 24-5 (11-5 — 3-6),
2.4 = (5) 11-8 (4-8 — 28-8),
^=(3) (26-8 — 9-10).
Rosenau (5) 19-5 (2-5 — 20-5).
Rottalowitz (14) 27—5 (1-5 — 20-6),
2^ = (3) 10-8 (31—7 — 20-8).
Salzburg (6) 9-5 (28-4 — 30-5),
2A = (9) 25-7 (12-7 — 17-8).
Z= (5) 16—9 (9-9 — 3-10).
Senftenberg (3) 1—6 (23-5 — 17-6).
8S
Karl Fritsch.
Taufers (2) 20—5 (12-5 — 9-6).
Wien (14) 18—5 (1-5 — 30—5),
Z= (9) 5-10 (18—9 — 17-10).
Kommt also auch noch im October vor.
2. Davuft L. Juni, Juli.
Gresten (l).30-5.
Innbruck (1) 15—6.
Salzburg (6) 25-6 (12-6 — 12-7),
Z= (2) 25-7 (20-7 — 29-7).
Senftenberg (2) 14-6 (10-6 — 19-6).
3. Iphis V. Juni, Juli.
Brunn (8) 10-6 (7 -6 — 20—6).
Gresten (2) 21-5 (21-5 — 22-5).
Kascbau (2) 6-6 (1—6 — 11—6).
Neutitschein (3) 11— 6 (4-6 — 22-6).
Prag (4) 26-6 (18—6 — 1-7).
Kosenau (6) 29—5 (19—5 — 9-6),
^=(1) 3-9.
Salzburg (3) (10-6 — 22-7).
Wien (6) 9-6 (25-5 — 24-6),
^=(3) (11-8 — 15-9).
Kommt also auch noch im August und September vor.
4. Hero L. Mai bis Juli.
Neutitschein (3) 5— 6 (1 — 6 — 9—6).
6. Arcania L. Juni, Juli.
Brunn (6) 30^5 (24-5—10-6).
Hausdorf (2) 6-6 (29-5 — 15-6).
Linz (2) 21-6 (12—6 — 1-7).
Rosenau (4) 11-6 (30-5 — 24-6).
Salzburg (9) 17-6 (3-6 — 12-7),
2^ = (6) 15-8 (2—8 — 16-9).
Blieb einmal von 16—7 — 30 — 8, in einem anderen Jahre
von 31—8— 16 — 9 aus, scheint somit in zwei Gene-
rationen vorzukommen.
Wien (2) 20—6 (13—6 — 27 — 6).
Erscheint somit auch im August und September.
*6. Ainarijllis. *Juli.
Kessen (1) 1 — 6.
7. Safyrion Hrb.st. Juli (Alpen).
Innsbruck (1) 12-6.
2. Epiiiephele Hb.
8. Hyperanthus L. Juli.
Briinn (6) 13-6 (8—6 — 20—6).
Freistadt (2) 5-7 (29—6 — 12—7).
Gresten (5) 13—7 (9—7 — 21—7).
Kaschau(3) 30—6 (28—6 — 4—7).
Linz (4) 12—7 (4—7 — 19—7).
Neutitschein (.3) 24—6 (18-6 — 28—6).
Rosenau (4) 4— 7 (24-6 — 17— 7).
Rottalowitz (2) 26—6 (19—6 — 3—7),
Z= (1) 22—9.
Salzburg (10) 17-6 (7-6 — 7—7),
Z= (9) 22-8 (14-8 — 9—9).
Senftenberg (3) 5 — 7 (29—6 — 9—7).
Wien (3) 14-7 (27-6 — 26—7).
Erscheint somit auch schon im Juni, dann auch noch
im August und September.
9. Janira L. Juni bis August.
Admont (7) 1—7 (23 — 6— 15—7).
Bozen Z = {)) 12—10.
Briinn (10) 15—6 i^i—ij — 25—6).
Freistadt (3) 21—6 {Ü,-Q — 6—7).
Gresten (5) 17-6 (6—6 — 23—6).
Linsbnick (2) 12-6. '
Kaschau (3) 27—6 (25—6 — 28—6).
Kirchdorf (10) (21 — 4! — 10-7).
Linz (9) 19-6 (27-5 — 6-7).
Neutitschein (3) 24—6 (17—6 — 28—6).
Prag (6) 4-7 (23-6—3 -8),
Z={4.) 17—9 (26—8 — 4-10).
Rosenau (5) 4—7 (24—6 — 15—7),
;^= (1)20-9.
Rottalowitz (5) 24—5 (1—5 — 31—5).
Salzburg d' (8) 5—7 (14—6 — 22—7),
? (7) 14-7 (30—6 — 22-7),
cf Z=(p) 19-9 (13-9 — 1—10),
? ^=(5)26—9(12—9 — 19—10).
Senftenberg (5) 30-G (24-6 — 3—7).
Taufers (2) 11—6 (11-6—12—6).
Wien" (8) 25—6 (28—5 — 15-7),
Z= (7) 5- 9 (26-8 — 24-9).
Erscheint somit schon im Mai und selbst im April, wenn
die Beobachtungen zu so autfallcud früher Zeit richtig
sind. Nach meinen Erfahrungen sind sie mindestens
zweifelhaft. Die Erscheinung zieht sich übrigens auch
noch über den September und October hinaus. Das
frühere Vorkommen der ^ (Salzburg) ist bemerkens-
werth. Die 9 erscheinen etwa zehn Tage spiiter.
1 Eine am 26 — 4 angeführte Erscheinung könnte auf
einem Irrthum beruhen?
2 Wahrscheinlich nur 9 • c? -E- Eudora.
Jährliche Periode der Insectenfauna von Österreich-JJngarn.
89
10. Lycaon Rtb. Juli. (^Eudora 0.)
Brunn (3) 1(3 — 5 (0—5 — 20-5),
2Ä = 13-7 (29— (3 — 21-7).
Innsbruck (1) 13-7.
Prag (1) 30—5,
2^ = 6-7 (3-7 — 9-7).
Rosenau (3) 23—7 (18-7 — 30-7).
Wien ' (6) 2— (3 (18—5 — 20—6).
Z = (4) 28-8 (23 -8 - 2-9).
Erscheint somit auch schon im Mai und Juni, dann auch
noch im Auguj^t und selbst September, wenn nicht
möglicherweise Verwechslungen mit der nahe ver-
wandten Janira, besonders (^, stattfanden. Hiernach
dürft'? auch das Vorkommen in zwei (iencrationen vor-
läufig noch der Bestätigung durch weitere Beobach-
tungen bedürfen.
3. JParar(/n Hb.
Zwei Generationen im Mai und .Juni, und wieder Ende
Juli bis oft in den October.
13. Maera L. *Zweiui:il im Jahre. Mai, Juli, August.
Bregenz (2) 24—5 (21—5 — 28—5).
Briiun (9) 3-G (18-5—16-6).
Freistadt (5) 6-6 (24-5 — 21—6).
Gresten (4) ':)-<o (4—6 — 13—6).
Innsbruck 2.4 = (1) 12-7.
Kaschau (2) 20-5 (20-5 — 20—5).
Neutitschein 2.4 = (1) 1 — 7.
Rosenau (3) (22-5 — 27-6).
Salzburg 2 (9) 7-6 (29-5 — 22-6),
2^ = (7) 18-7 (29-6 — 7-8),
3^ = (2) (30-8 — 26—9).
Senltenberg (3) 20-6 (12-6 — 30-6).
Wien (3) 22—5 (20-5 — 25-5).
2.4 = (1) 1-8.
14. Hiera 0. Alpen. *Erscheint im Mai und August.
Rosenau (3) 9-5 (29—4 — 18—5),
2A = (1) 13—8,
Z= (1) 13—10.
Salzburg (2) 25—4 (24-4 - 29—4).
Die zweite Generation reicht also bis October.
1 Wahrscheinlich grösstentheils (^ von Janira.
- In einem Jahre erschien der Falter wieder am 26 — 9 ,
nachdem er seit 7 — 8 nicht gesehen worden war, in einem
anderen am 30 — 8, nachdem früher lange schon kein Exemplar
beobachtet worden ist. Scheint demnach in drei Generationen
vorzukommen, wenigstens in manchen Jahren.
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXrX. Bd.
15. Megaera L. *Mai, Juli.
Brunn (8) 13—5 (7—5 — 23—5),
2.4 = (6) 14—7 (7-7 — 20-7),
Z=(2)(19-8- 1-11!).
Gresten (4) 21—5 (15—5 — 28—5).
Hausdorf 2.4 = (4) 5—7 (26—6 — 20—7).
Iglau (2) 24-5 (24-5 — 24-5). ;
Innsbruck (2) 14—5 (11—5 — 18—5).
Kremsier (5) 22—5 (16— 5 — 30—5).
Linz (3) 29—5 (20—5 — 7—6).
Neutitschein (3) 23—5 (15 — 5 — 1—6),
2.4 = (3)21-7 (16-7 — 28-7),
Z=(l) 17-9.
Prag (3) 29-5 (26-5 — 2—6),
2.4 = (4) 22-7 (21-7 — 6-8),
Z=(2) (15-8 — 5-9).
Rosenau (3) (8—5 — 9—6).
Rottalowitz (9) 31—5 ('12—5 — 21—6),
(II) (14-7 — 17-9).'
Salzburg 24 = (1)4-8.
Senftenberg (3) 30-5 (24-5 - 6-6),«
2A = 30-7 (22-7 - 7-8),
Z=(l) 10-10.
Wien (2) 27—5 (21—5 — 4-6).
2A = {2) (13-7 — 4—8),
Z={V) 26-9.
Kommt also auch im August, September und October vor.
16. Egeri'a L. Mai, August, September.
Agram (2) 7-5 (3—5 — 12-5).^
Gresten (5) 5—5 (20—4 — 11—5),
2A = {1) 15—7.
Innsbruck = 2A (1) 27—6!.
Kaschau (2) 13—5 (8-5 — 18-5).
Kremsier (3) (14—4 — 20—5).
Linz (5) 4-5 (24—4 — 18—5),
2J= (1) 19-7.
Neutitschein (2) 21 -5 (21-5 — 21-5),
2A = 16-8 (15-8 — 18—8).
Rosenau (3) 17—5 (15—5 — 20—5),
2.4 = (2) (17-7 — 9-8).
Rottalowitz (8) 13—5 (24-4 — 29-5),
2.4 (9) 18-7 (19-6 — 19-8!),
Z = (4) 29—8 (16-8 — 10-9).
1 Theils -lA, theils Z.
2 Einmal schon 2—4!.
3 Einmal 23—3 !.
12
90
Karl Fritsch.
Salzburg (6) 10—6? (29—5— 28—6),
?2^ = (1) 24—8.
Senftenberg (3) (4—5 — 12—6).
Wien (5) 27-4 (17-4—11-5),
2^ = (4) 22-7 (3-7 — 6-8),
Z == (3) 2-9 (19-8 — 20-9).
Die zweite Generation beginnt somit schon im Juli.
4. Maniola Scbr. {Pararga Hb.)
17. Dejamra \j. Juli.
Brunn (5) 12-6 (8-6 — 21—6).
Gresten (2) 15-6 (11— 6 — 19-6).
Neutitsehein (2) 17—6 (13-6 — 21-6).
Salzburg (7) 26—6 (4—6 — 11—7),
^= (3) 28-7 (19-7 — 7—8).
Erscheint somit schon im ,Iuni.
5. Hipparchia Fbr. (^Ärge B.)
18. Oalathea L. Juni, Juli.
Agram (2) (3-5 — 28—5).
Bärn (5) 8—7 (30-6—20—7).
Brunn (10) 22—6 (13-6 — 5—7).
Freistadt (4) 6—7 (26 — 6 — 11 — 7).
Gresten (4) 26—6 (18—6— 1—7).
Hausdorf (10) 8 — 7 (30—6 — 20—7),
Z= (1) 30—8.
St. Jakob (7) 15-7 (8-7 — 30-7),
Z= (2) 1-9 (29—8 — 4—9).
Kaschau (4) 25-6 (20—6 — 28—6).
Kirchdorf (15) 7 — 7 (16-6 — 4—8).
Kremsier (3) 4—7 (21—6 — 18 — 7).
Linz (5) 19-6 (23—5 — 4—7).
Melk (4) 19-6 (12-6-23—6).
Neutitsehein (3) 29—6 (20-6 — 4—7).
Prag (4) 15—7 (30-6 — 5—8),
Z= (3) 15—8 (25—7 — 22-8).
Rosenau (5) 4—7 (19—6 — 15 — 7),
if= (1)9-8.
Rottalowitz (18) 9—7 (_24— 6 — 23—7),
Z= (7) 9—8 (24—7 — 30—8).
Salzburg (12) 21—6 (10—6 — 13—7),
Z={\V) 3-8 (22-7 — 20-8).
Senftenberg (4) 9—7 (5—7 — 13—7).
Wien (8) 23-6 (10-6 — 9—7),
Z^ (5) 16-7 (30-6 — 6-8).
Wilten (2) (29-5 — 30—6).
Kommt somit schon im Mai und auch noeli im August
vor. lu Bania und Huszth wurde der Falter einmal
sogar schon in der ersten Aprilhälfte beobachtet.
6. EreMu Bd. (^Hipparchia Fbr.)
Nur eine Generation.
20. Nerine Tr. Östliche Alpen, 4000' hoch. *AugU8t,
September.
Trotzberg (1) 18—7.
Fliegt somit auch schon im Juli.
22. Go?-/7e Esp. Alpen von 4000— 8000'.
Trotzberg (1) 13—8.
23. Prowoe Es p. Arachne Yi.. ii. Alpen 2000— 6000'.
Juli, August.
Trotzberg (1) 7— 8.
25. Manto V. Auf höhereu Alpen,
lunsbruck (1) 29—5.
Kesmark (1) 26—6.
28. Medea V. Juli, August.
Brunn (9) 29—5 (9—5 — 5—7!),
Z=.(2) (28-7— 19-8).
Gresten (2) 30-5 (25-5 — 4—6).
Pnig (2) 6-6 (6—6 — 6-6),
Z= (3) 23—8 (14—8 — 4—9).
Salzburg (8) 27—7 (15—7 — 21—8),
Z= (5) 13-9 (]— 9 — 30— 9).
Wenn dieser Falter bei der ersten Erscheinung in Salz-
burg nur im Juli , an den übrigen Stationen zwar
schon Ende Mai, aber nur um diese Zeit beobachtet
worden wäre, so könnte man auf zwei Generationen
schliessen. Eine Verwechslung mit einer anderen Art
ist aber ebenfiiUs nicht leicht zulässig. Ich finde es
desshalb angezeigt, auch die Eiuzelnbeobachtungen
anzuführen.
Innsbruck (1) 25 — 7.
Kremsier (1) 30 — 5.
Senftenberg (1) 21-6.
Trotzberg (1) 17—7.
Wilten (1) 27—5. (1) 29—7.
Auch nach diesen Daten bleibt die Frage eine offene.
Der Falter ist also schon Ende Mai und im Juni, dann
auch noch im September beobachtet worden.
29. Ligea L. Juni, Juli.
Bregenz (1) 1 — 7.
Freistadt (2) 5 — 7 (30—6— 11—7).
Hausdorf (4) 3—7 (8 - 6 — 26-7).
St. Jakob (1) 12—7.
Jährliche Periode der Insectenfauna von Österreich-Ungarn.
91'
Innsbruck (1) 8—6.
Leutscliau (1) 30—5.
Linz (1) 6—8.
Neutitschein (1) 27—7.
Rosenau (1) 7 — 6.
Salzburg (5) 5—7 (26—6 — 2o—l\
Z= (4) 9-8 (20-7 — 1-9).
Senftenberg (2) 10—7 (9—7— 12—7).
Trotzberg (1) 17 — 7.
Zu den Monaten des Vorkommens wäre demnach jeden-
falls auch noch Augnst zu zählen.
30. Euryale Esp. Juli, August.
Bregenz (1) 19—7.
Trotzberg (1) 7-8.
32. Pyri-ha V. Alpen von 3000' auf. Juli, August.
Salzburg (1) 28-6.'
Trotzberg (1) 11—8.
34. I'harte E-sp. Alpen von 4000' auf. *Juli, August.
Innsbruck (1) 25—7.
Trotzberg (1) 11 — 8.
35. Melampus Fsl. Alpen etc. *Juli, August.
Trotzberg (1) 11—8.
39. Medusa V. Mai, Juni.
Brunn (10) 19- -5 (3—5 — 12—6).
Hausdorf (4) 7—6 (30—5 — 15—6).
Innsbruck (2) 15—6 (12—6 — 18—6),
■?2^ = (1) 4—8.
Kaschau (2) 21-5 (20—5 — 23—5).
Kirchdorf 2. J = (1) 2—8,
Z={1) 9-9.
Rosenau (5) 26—5 (17—5 — 14—6),
Z= (1)3—9.
Rottalowitz (3) 6—6 (29—5 — 20-6).
Wilten 2.1 = (12—7 — 9-8).
Scheint demnach in zwei Generationen vorzukommen ,
und desslialb auch noch im Juli, August und selbst
September. Übrigens gelten dieselben Bemerkungen,
wie bei E. Medea.
8. Satyriis Latr.
43. Briseis L. Juli, August.
Brunn (10) 16—7 (1 — 7 — 4—8).
Neutitschein (1) 22 — 7.
Prag (3) 22-7 (14-7 — 29-7),
j?= (3) 28-8 (;i4— 8 — 23—9).
1 Am Gaisberg.
Rosenau (1) 13—8.
Wien (3) 13-7 (9—7 — 18—7),
Z=17— 8 (4-8 — 26-8).
Kann demnach auch noch im September vorkommen.
44. Hermione L. Juli, August.
Brunn (10) 3—7 (13-6 — 24-7),
Z=(]) 13-9.
Rosenau (4) 15—7 (12—7 — 20—7),
^=(1^27-8.
Salzburg .i' (1) 11 — 7.
Wien (3) 10—7 (18-6 — 25—7).
Kann also auch schon im Juni und noch im September
vorkommen.
45. Älcyone V. Juli, August.
St. Jakob (2) 31—5 (26—5 — 6—6)?,
Z=(l).30-9.
Wien (5) 16—7 (24—6 — 10—8).
Z=(2) 11-9 (7-9 — 15—9).
Die Erseheinungszeit reicht also auch in den September
hinein.
46. Semele L. Juli, August.
Brunn (10) -ICi-Q (12—6 — 6 — 7).
Innsbruck (2) (15 — 6 — 5 — 7).
Neutitschein (3) 10—7 (2—7 — 15-7).
Prag (1) 19—6,
Z= (2) 8-8 (4-8 — 12-8).
Rosenau (5) 10-7 (1-7 — 15—7),
;?=(1)5-10!.
Rottalowitz Z= (1)-15 — 9.
Wien (2) 5-8 (4-8 — 6—8),
Z^ (3) 3—9 (23—8 — 22-9).
Kommt also auch schon im Juni vor, dann auch noch im
September und Anfangs October.
47. Arethusa V. *Juli.
Brunn (5) 10—7 (2—7 — 18 — 7).
Wien (2) 29-7 (27-7 — 2— 8),^
2-=. (1)7-9.
Fliegt auch noch im August und in den ersten September-
tagen.
49. Cordula F. *Jiili.
Wurde von meinem Sohne Karl Fritsch bei Bozen
Ende Juli nicht selten getroffen.
I Wegen zu grosser Entfernung (bei Baden) der Anfang
wahrscheinlich zu spät beobachtet.
12
92
Karl Fritsch.
50. Phaedra L. Juli, Aug:ast.
Brunn (9) 16—7 (10-7 — 30-7).
Kaschau (3) 27-7 (23-7 — 30-7).
Eosenau (2) 24—7 (20—7 — 28-7).
Salzburg (9) 18-7 (3—7 — 2-8),
Z^ (7) 7—8 (28-7 — 13-8).
Wien (2) 31-7 (30—7 — 2—8).
51. Circe F. Juli, August, {l'roserpina F.)
Brunn (9) 1 — 7 (16—6 — 18—7),
Z=i^2) 2-9 (1-9 — 3—9).
Freistadt (4) 20-7 (12— 7 — 27-7).
Linz (2) (8-7 — 26-7).
Eosenau (4) 9—7 (1 — 7— 15 — 7).
Eottalowitz (4) 16—7 (5—6 — 8 — 8),
Z={A) 26-8 (19-8 — 8-9).
Wien (3) 9-7 (27-6 — 17—7),
Z= (2) 25-8 (23—8 —.27-8).
ri. NYMPHALIDAE.
9. Apatiira F.
(51.) Iris L. Juli.
Agram (_') 25—5 (22-5 — 1:8-5)!.
Biala (8) 27-6 (8-6 — 20-7),
Z={1) 30—8.
Brunn (8) 21-6 (8—6 — 26—6).
Z=(3) 29—7 (25—7 — 2—8).
Cilli (3) 20—6 (13-6 — 24—6).
Freistadt (3) 15—7 (6—7 — 27—7).
Gresten (5) 25—6 (27 — 6 — 6 — 7).
Kaschau (3) 3-7 (27- 6 — 7 — 7).
Kirclidorf (6) 6—7 (25-6 - 23-7).
Linz (6) 29—6 (5—6 — 16—7).
Neutitschein (3) 1 — 7 (25—6 — 2—7). '
Eosenau (5) 3-7 (18-6 — 14—7).
Eottalowitz (7) 2 — 7 (3—6 — 2 — 8).
Salzburg (9) 7— 7 (25-6 — 29—7),
Z= 26-7 (18-7 — 14—8).
Troppau (2) 13-7 (8-7 — 18-7).
Wüten (2j 1 — 7 (1-7 — 2-7).
Kommt also auch im .Juni und Aug-ust vor. Auffallend
ist da« Erscheinen in Agram schon Ende Mai. Von
Kekas bei Temesviir wird eine Erselieinung sogar
schon am 7 — 4 angeführt!
1 Var. Jo!e (2) 2—7 (-28-6 — 6 — 7).
52. llia C. *Juli.
Brunn (8)23-6 (8—6 — 7-7). i
Z==(4)30-7 (25-7 — 2-8).
Budweis (2) (15—6 — 27—7').
Kaschau (2) 2—7 (30—6 — 4—7).
Kirchdorf (3) (14—6 — 10 — 8).
Melk (2) 9-6 (8-6 — 10—6].
Neutitschein (3) 3—7 (23-6 — 12-7).
Eosenau (6) 26—6 (8—6 — 15—7).
Wien (2) 19—6 (19—6 — 20—6).
Erscheint somit auch Im Juni und August.
10. JS^eptis F.
Flugzeit im Juni und Juli.
54. Aceris L. *Juui.
Brunn (10) 26-5 (9-5 — 7-6).
Kaschau (3) 19—5 (13—5 — 26—5).
Eosenau (4) (17-5 — 10-8),
Z={2) 5-9 (3-9 — 8—9).
Kommt demnach schon im Mai und selbst noch im August
und Anfangs September vor. Zwei Generationen?
55. Lucilla F. *Jiini, Juli.
Bregenz (2) 30—6 (27—6 — 3 — 7).
Kirchdorf (1) 8_7.
Eosenau (1) 21 — 7.
Wien (1) 24-6.
11. Limenitis F.
56. Canulla F. Juli, August.
Bregenz (1) 10—8.
Innsbruck (2) (19-6— 13-7).
Trotzberg (1) 17 — 7.
Wien (3) 9—6 (3—6 — 21—6).
Erscheint auch schon im Juni.
57. tSibf/i/a L. Juni, Juli.
ISrünn (8) 24-6 (9 — 6 — 4—7).
Innsbruck (2) 1—7 (24—6— 7 — 7).
Linz (4) 19-6 (11—6 — 24—6).
Neutitschein (2) 18—7 (10—7 — 26—7).
Eosenau (3) 21 — 7 (14—7 — 30— 7).
Salzburg (6) 4-7 (20—6 — 23—7),
Z= (5) 19-8 (3-8 — 7—9).
Senftenberg (2) 13-7 (9-7 - 18-7).
Die Flugzeit erstreckt sieh demnach auch über den
August hinaus.
1 Var. Clyfie (5) 26 — 6 (20— 6— 5-7). Z = (2) 30—7
(28—7 — 2-8).
Jährliche Periode der Insectcnfauna von Österreich-Ungarn.
60
93
58. l'opuU L. Juni, Juli.
Agram (2) 2—6 (28-5 — 7-6).
Biala Z = {\) 10-9.
Brunn (9) 12-ti (1—6 — 20—6).
Freistadt (3) 1 — 7 (30—6 — 4-7).
Gresten (3) 15—6 (12—6 — 19—6).
Hausdorf (2) 17 — 6 (12—6 — 23-6).
Ig-lau (2) 24-6 (22-6 — 27-6).
Linz (7) 14 — 6 (5—6 — 2G — 6).
Neutitscliein (2) 17—6 (15-6 — 20 — 6).
Rosenau (3) (11—6 — 18—7).
Salzburg (^3) 26-6 (19-6 — lU -7),
Z = (l) 5-8.
Senftenberg (2) 24-6 (21—6 — 27-6).
Die Flugzeit erstreckt sieh demnach ebenfalls über den
August hinaus.
12. Argynnis F.
In den Sommermonaten. Euphrosyne , Selene, Dia und
Latom'a mit zwei Generationen.
59. Äglaia L. Juni bis August.
Agram (2) 9-5 (7-5 — 12-5)!.
Bärn (7) 4-7 (19-6 — 19-7).
Brunn (9) 14—6 (9—6 — 23—6). '
Gresten (5) 7— 6 (3— 6 — 15 — 6).
Hausdorf (6) 1-7 (16—0 — 10—7).
St. Jakob (2) 6-7 (2-^7 — 10-7).
Iglau (2) 26 — 6 (25—6 — 28—6).-
Innsbruck (2) 18 — 6 (13-6 — 23—6).=*
Kaschau (3) 27-6 (13 — 6— 11-7).
Neutitschein (2) 2-7 (30-6 — 4—7).
Prag (3) (18-6 - 11—8).
Rosenau (4) 21 — 6 (11—6 — 1—7).
Rottalowitz (13) (2 — 5 — 4-8),
^=(9) (13—7 — 22—10).
Salzburg (10) 5—7 (9—6— 1—8),
2^=1-8(21-7— 18-8).
Senfteuberg (3) 30-6 (25—6 — 5—7).
Wien (3) 17—6 (15-6 — 13—7),
Z= (4) 25-9 (2-8 — 10—9).
Würde hiernach von Mai, wenn nicht schon April bis
October vorkommen , was auf zwei Generationen
schliessen liesse.
i (1) 9—5.
^ (1) 20—5.
■3 (1) 12—4!
Juli, August.
Adippe L.
Briinn (7) 10—6 (16—5 — 26—6).
Rosenau (2) 6 — 7 (28—6 — 14—7).
Salzburg (7) 23-6 (2-6 _ ll_7),
Z={A) 20-8 (4-8 — 3-9).
Wien (2) 24—6 (21—6 — 27—6).
Die Erscheinungszeit eistreckt sich von Mai bis Anfangs
.■^ei)tembei-, und würde walirseheinlich mit jener bei
A. Aglaja conciirrircn , wenn eben so viele Beobach-
tungen vorl.-igeii.
61. ISliobe L. Juni, Juli.
Bregenz (1) 24—7.
Brunn (5) 5—6 (27—5 — 20—6).
Freistadt (2) 11 — 7 (11—7 — 12—7).
Gastein (1) 9—7.
Linz (1) 12 — 6.
Mistek (1) 2—6.
Neutitschein (1) 7 — 7.
Rottalowitz (1) 27—5.
Salzburg (3) (22—6 — 22—7). '
Wien (3) 23-6 (17—6 — 28-6).
62. Latonia L. Mai, Juli bis September.
Admont (8) 3—5 (15-4— 19-5).
Agram (3) 24—5 (17—5 — 3-6).
Biala (8) 28—4 (19-3! — 20—5),
2.1 = (8) 8—7 (15-6 — 20-7),
Z={1) 17—9 (6-9 — .30-9).
Brunn (10) 20-4 (7-4 — 11—5),
2A = (10) 7—7 (20-6 — 25-7),
Z= (7) 28—10 (20—10 — 2-11).
Budweis (.3) 13-4 (8—4 — 16-4).
Cilli (2) 30—3 (26—3 — 3-4).
Gresten (4) 12—5 (9—5 — 16—5).
Hausdorf (4) (25— 3 — 24-6).
St. Jakob 2A = (6) 20-6 (9—6 — 4—7).»
Innsbruck (4) 22—4 (28-3 — 10—5),
2.4= 19—7 (12—7 — 27—7).
Kaschau (3) (22—4 — 8—6).
Kessen (2) 15-5 (11—5 — 19-5),
2^ = (1) 8-7.
Kirchdorf (12) (6—4 — 12—7).
Kremsier (2) 28—4 (27—4 — 30-4),
2.4= (1) 17-6.
LembergZ=(l) 26-9.
4 Mittlere Seehühe 780 M.
2 (1) 14—3.
94
Karl Fritsch.
Leutschau (6) (5— 4 — 2—6).
Linz (6) 24-4 (9-4 — 17-5),
A = (3) 2-7 (25-6 — 7-7),
Z={2) (21-10 — 21-11).
Melk (2) (11-4— 16-5).
Neutitschein (3) 9- 5 (25—4 — 22—5),
2^1 = (2) (10—7 — 5—8),
Z=(2) (13-9 — 3—10).
Prag (8) (17-4 — 27-7),
Z=(3) 10-10(30-9 — 16-10).
Rekäs (2^ 7-5 (6-5 — 9-5).
ßosenau (3) 27—4 (18—4 — 9-5),
2.4 = (3) 24-6 (15—6 - 6-7),
Z=(2) (4—10—2—11).
Rottalowitz (11) (13—5 — 18—7),
Z=(8) 2— 10(5- 9 — 26— 10).
Salzburg (3) 15-4 (9—4 — 24-4),
2A = (8) 12—7 (15—6 — 25—7),
Z={A) 13—10(7-10—19-10).
Schässburg (2) 28-4 (27-4 — 30-4).
Seuftenberg 2.1 = (1) 15-7,
^=(1) 21—9.
Taufers (2) 3—4 (3-4 — 4-4).
Troppau 2.4 = (11—6 — 8—7).
Wien (5) 12—4 (1-4 — 20-4),
24 = 21- 6.(7—6 — 10-7),
^= (8) 7—10 (27—9 — 15—10).
Wilteu 2.4 = (3) (23-5— 8-7),
Z= (3) (^14—9 — 23-10).
Die erste Periode des Ersclieinens beginnt demnach
schon mit April, die zweite mit Juni (wenn nicht noch
die erste so weit reicht) und erstreckt sich über den
October und selbst November.
63. l'ajjhi'a L. Juni bis .\ii8iist.
Agram (2) 15—5 (12-5 — 28-5)!.
Biala (5) 19—4 (30—3 — 13-5)!!,
?24 = 3—7 (10—6— 15—7),
Z = (6) 28—8 (J5-8 — 30-8).
ßregenz (2) 20—7 (15 — 7 — 26 — 7).
Brunn (10) 24— 6 (8— G — 7 — 7),
Z={2) 20-8 (15—8 — 25-8).
Freistadt (3) (26— 6 — 27—7).
Gresten (4) 26—6 (17-6 — 2-7).
Hausdorf (5) 30—6 (1 1_6 — 12—7).
St. Jakob (4) 6 — 7 (18— 6 — 15—7),
Z=(l).30-9.
Innsbruck (3) 8-7 (30-6 — 18-7),'
2r== (1)30-8.
Kasehau (2) .30—6 (27 — 6 — 3—7).
Kessen (2) 21—7 (21 — 7 — 22-7).
Kirchdorf (8) 20—6 (15— 5! — 16—7).
Linz (7) 9—7 (28—6 — 18—7).
Neutitschein (3) 1 — 7 (27 — 6 — 5—7),
Prag (3) (25-6 — 29—7),«
Z= (3) 25-8 (21-8 — 28-8).
Rosenau (3) 15—6 (11—6 — 23—6),
Z=(l) 8-9.
Rottalowitz (9) 10-7 (25— 6 — 29-7),
Z = (7) 27-8 (10-8 — 21-9).
Salzburg (9) 6—7 (14—6 — 1—8),
Z = {A) 21—9 (12-9 — 7-10).
Senfteuberg (5) 11 — 7 (6—7 — 16 — 7).
Steyr.'»
Wien (5) 26—6 (16-6—19-7),
Z=(4) 30-8 (19-8 — 10—9).
Wilten (3) 30—5 (23—5 — 8-6)!,
•?24 = (3) 7-8 (30-7 — 12-8),
Z= (1)23-10!.
Scheint ebenfalls in zwei Perioden vorzukommen, von
welchen die erste schon im April beginnt, und sich die
zweite selbst noch über den .September und October
erstreckt.
64. Vandora V. Juni.
Brunn Z= (1) 29—9.
Kessen (1) 19-7.
Neutitscbein (1) 5—8,
if=(l) 7-10.
Wenn keine Verwechslung: mit der nahe verwandten A.
Paphia 9 Stattfand, welche übrigens wenig wahr-
scheinlich ist, so scheinen beide Arten, abgesehen von
einer Periode der Flugzeit im Frühjahre, in Bezug auf
die Zeit des Vorkommens übereinzustimmen.
67. Ino Rtb. Juli.
Gresten (4) 13-6 (12—6 — 16-6)
Linz (1) 29-5.
Salzburg (8) 14-6 (.30—5 — 26-6),
(8) 5-7 (19-6 — 23-7).
Die Hauptfliigzeit fällt demnach schon in den Juni.
68. Thore Hb. Juli.
Gastein (1) 14—7.
1 (I) -26-4!.
2 (1) •>-— 4!.
3 (1) 21—4!.
Jährliche Periode der Insectenfauna von Österreich-Ungarn.
69. l'ales L. Alpen von 4500—8000'.' Juli, August
Salzburg? (]) 17 — 7.*
95
Trotzberg (1) 11 — 8.
72. Dia L. Mai, Juli, August.
Brlinn (10) 18—5 (30—4 — 20-6!),
2A = (4) 10-8 (25-7 — 23-8),
Z=(\) 30-8.
Gresten (4) 23-4 (13-4 - 8-5),
Z=(l)5— 7.
Innsbruck (4) 4-5 (18-4 — 16-5).
Kascbau (2) 15—5 (13—5 — 16—5).
Kremsier (2) (25—4 — 15—5).
Linz (3) (11-5 — 29-7).
Prag (2) 16—5 (11—5 — 21—5),
2A = (3) 13-8 (12-8 — 14-8),
Z=(l) 28 — 8.
Rosenau (2) (29—4 — 24—5),
Z=i^2) (3-9 — 5—11).
Salzburg (3) 10—4 (1-4 — 21—4),
2^ = (11) 14-7 (22-6—19-8),
Z={b) 23-9 (13-9—1-10).
Die erste Penode beginnt demnach im April , die zweite
im Jimi und iimfasst aucli den September und selbst
October.
13. 3Ielitaea F.
Die Arten im Sommer und nur in einer Generation.
73. Selene V. Mai bis August.
Bluclenz yl) 10—5.
Bregenz (1) 14 — 5.
Brunn (4) 11-5 (7-5 — 15-5).
Hausdorf (1) 3 — 5.
Innsbruck (2) 16—5 (16—5 — 16—5).
Kaschau (2) 26—5 (24—5 — 29-5).
Kremsier (4) 15-5 (6-5 — 29—5).
Neutitscbein (2) 23—5 (16-5 — 21-5).
Prag 2^ = (3) 26-7 (16-7 — 7-8),
Z= (2) 23—8 (21-8 — 25—8).
Rottalowitz (2) 29—5 (26-5 — 2—6).
Salzburg 2^ = (1) 28-7,
Z={\) 19-8.
Senftenberg (1) 15—5,
2^ = (2) (24-7 — 12-8).
1 1458—2592 Meter.
2 972 Meter.
74.
Wien 2A =4—7,
Z={\) 10-9.
Kommt wahrscheinlich in zwei C4enerationen vor,
Euphrosyne L. Mai, Juli, August.
BrUnu (10) 10-5 (30—4 — 16—5).
Innsbruck (1) 21— 4.
Kremsier (1) 15 — 5.
Linz (4) 23-5 (19-5 — 29—5).
Neutitscbein (3) 18—5 (3—5 — 25—5).
Nikolsburg (1) 7 — 6.
Rosenau (5) 22-5 (10—5 — 8—6),
2.4 = (1)30—7,
Z= (1) 19—9.
Rottalowitz (6) 29—5 (12—5 — 2-6).
Salzburg (4) 1—5 (24—4 — 6-5),
24 = (1) 15-7.
Senftenberg (1) 22— 5,
24 = (1) 7-8,
^ = (1) 21-9.
Taufers (1) 13-5.
Wien (1) 14-5.
75.
77.
Hecate V. Juni.
Rosenau Z= (1) 18-
-7.
78.
79.
Wien (1) 5—6.
Didyma Esp. Juni, Juli.
Baumgartenberg i^= (1) 8 — 8.
Brlinn (10) 15-5 (9-5 — 31-5),
2A = 10-7 (4-7 — 20-7).
Gresten (4) 31—5 (25—5 — 8—6).
Linz (3) 25-5 (13-5 — 10—6),
Prag (2) (18-6 —27-7).
Rosenau (.3) 20—5 (15—5 — 26—5),
2^ = (1) 9-7.
Wien 2^ = (1) 2—7,
Z={1) 10-9.
Erscheint demnach schon im Mai und selbst noch im
August und September, was zwei Generationen anzu-
deuten scheint.
Trivia V. Juni, Juli.
Rosenau (2) 22-5 (19-5 — 26-5).
Wien (1) 8—8.
Oinxia L. Mai, Juni.
Brlinn (9) 15— 5 (9— 5 — 25—5).
Freistadt (2) 8—6 (6-6 — 10-6).
d^
Karl Frttsch.
Hausdoif (6) 8— G (29—5 — 18—6).
St. Jakob (3) 10-6 (9—6 — 11-6),
ir=(l)26— 9.
Linz (3) 23-5 (13-5 — 3—6).
Rosenaii (3) 30—5 (15-5 — lG-6),
2^= (1)21-8.
Eottalovvifz (5) 24-5 (24—4 — 9—6).
Wien (2) 18-5 (15-5 — 21-5).
Kommt demnach auch im Mai und selbst schon Ende
April vor, und fliegt auch noch im August und Sep-
tember. Sind ebenfalls zwei Generationen wahr-
scheinlich.
80. J'/<oebe V. Juli.
Brunn (6) 18— 6 (13- G — 25-6).
Innsbruck (1) 30 — 7.
Fliegt demnach auch schon im Juni.
81. Athalia Rtb. Juni bis August.
Brunn (10) 26—5 (16—5 — 1 — 6).
Gresten (3) 28—5 (25-5 - 30—5).
. Linz (3) 3-6 (26-5 — 27-6).
Neutitschein (2) 2—6 (1—6 — 4—6).
Prag (2) 11-7 (7—7 — 16—7)!.
Kosenau (4) 25 - 5 (1 1 - 5 — 1 1 - 6),
Z={\) 13-7.
Salzburg (7) 6—6 (29-5 — 17-6),
Z={\) 16-8.'
Wien (3) 29-6 (26-6 — 4-7),
Z= (3) 13-7 (9-7 — 17-7).
Fliegt auch schon in den letzten Maitagen.
83. Vartlienie Bk. Juli. (Aurelia Nick.)
Wien (1)31-5.
85. Dictynna E s p. Juni, Juli.
Gresten (2) 30-5 (30-5 — 31-5).
Innsbruck (1) 25—7."
Salzburg (7) 12-6 (31-5 — 7-7),
;^=(4)4-7 (19- G— 17— 7). 3
86. Aurinia Rtb. Mai, Juni. (Artemts 0.)
Agrani (2) 3—5 (3—5 — 3—5).
Bregenz (1) 16-5.
Gresten (3) 1-G (15-5 — 12-6).
Innsbruck (1) 25—7.''
Salzburg (6) 8-G (3—6 — 17—6).
1 Nach langer l'ausc wieder 4 — 8 erschienen.
- Wahrseheinlieli hoch in den Alpen.
3 Einmal noch 2C— 8.
88. Chjnthia V. Juli In den Alpen zwischen 2500' und
der Schneelinie.
Salzburg (2) 21-6 (21-6 — 22-6). >
89. Matm-na L. Juni, Juli.
Bregenz (1) 11-6.
Brunn (7) 10—6 (1 — 6— 18— G),
Z={\) 14—7.
Salzburg (7) 7-G (31—5 — 23—6),
(6) 17— G (8-6 — 15—7).
14. Vanessa F.
90. Prorsa L. {Levatm 0.). April, Mai und wieder im;
Juli und August.
Baumgartenberg 2^4 = (1) 22 — 7.
Briinn (2) 10-4 (6 — 4 — 15-4),
2.4= (1) 11-7.
Freistadt 2^1 = (3) 5—8.
Gastein 2^1 = (1) 7—7.
Gresten (4) 9—5 (G— 5 — 17—5),
2J = (5) 18-7 (30-6 — 9-8).
Innsbruck (1) 1 1 — 5.
Krenisier (1) IG — 5.
Linz (3) 30—4,
2.4 = (3) S-7 (4-7 — 15-7).
Salzburg (2) 5-5 (28—4 — 12—5),
2A = (9) 17-7 (4-7 — 10-8),
^= (8) 14-8 (28-7 — 2-9)
Wien (3) 27-4 (18-4— 10—5).
91. Cardui L. April, Mai und wieder im Juli undi
August.
Agrain (3) 21-5 (7-5 — 3-6).
Bania (2) (24-2 — G-4)!,
2^ = (14-6 — 12— 7),
Z= (2) 27-9 (20-9 - 5-10).
Biala (6) 23-4 (9-4 — 20-5),
2.4 = 9- 7 (28—6 — 15—7),
if= 4-9 (15-8— 15-9).«
Brunn (9) 8-4 (1-4 — 16-4),
2A = (9) 2—7 (20-G — 18-7),
Z = (7) 27 - 10 (2- 10 — 2- 1 1),.
Hausdorf (8) 2-6 (16-5 — 27— G).
St. Jakob (2) (7-4 — 10-5),
2A = (1) 20-7,
Z={\) 7-10.
1 Gipfel des Gaisberges (4000')..
2 (1) 11 — 11.
Jährliche Periode der Insectenfauna von Ö.sterreich-Üngarn.
Ö7
Iglau (4) 28—5 (16-5 — 4-6),
2^ = (1) 28-7.
Innsbrack (2) 16-5 (9 — 5 — 25—5).
Kaschau (2) 28-5 (26-5 — 31-5),
2A= (1) 24—7.
Kessen 2yl = (1) 25-7.
Kirchdorf (4) 20—5 (10—5 — 1—6),
2vl = (3) 14-7 (3—7 — 21—7),
Z= (6) 30—9 (18-9 — 21-10).
Leibitz (2) (3-5 — 27-5).
Linz (3) (7—4 — 9-6),
2A = {\) 15-7,
Z={\) 22—10.
Melk (2)(7— 4 — 20-5).
Neutitschein (2) 12—5 (3—5 — 22—5),
2A = (1) 20-7,
Z=il) 29-9.
Oberhaag (2) (22—3 — 12-4).
Oravicza (4) 24—2 (6—2 — 18—3).
Prag (4) 21—5 (19—4—18-6),
2A = (5) 7-8 (25—7 — 20-8),
Z=: (2) 4-10 (30—9 — 9—10).
E6kas (2) 4-5 (1-5 — 8—5).
Rosenau (3) 4—6 (14-5 — 19-6),
24 = (3) 20—7 (9—7 — 5-8),
Z= (2) (15-9 -2-11).
Kottalowitz (12) 7—6 (6—5 — 21—6.
Salzburg (2) 5—5 (3-5 - 7-5),
24 = (4) 11-8 (6—8 — 17—8),
if= (4) 15—10 (29—9 — 31 — 11).
Senftenberg (3) 24—5 (14-5—5-6),
24 = (1) 16-7,
Z=(l) 23-9.
Troppau (2) 8—6 (8—6 — 9—6).
Wien (8) 18-5 (24—4 — 29—5),
2A = (7) 23—7 (10—7 — 31—7),
^= (10) 14—10 (14-9 — 1-11).
Wüten ^=(1) 30—9.
Die Erscheinungszeiten reichen demnach vom Februar
bis Anfangs November. Die erste Periode der Flug-
zeit (überwinterte Exemphue ?) beginnt mindestens
zwei Monate früher, und die zweite reicht eben so lange
weiter in den Herbst hinein, als angegeben ist.
91.* Atalanta L. Juni bis October.
Admont (7) 12—4 (28—3 — 25—4).
Agram (3) 9—6 (28—5 — 27—6.
St. Andree Z = (1) 3—10.
Denkacbriften der macbem.-aaturw. Cl. XXXIX. Bd.
Bärn (2) 7 — 6 (4—6 — 10—6),
2.4 = (1) 15-8.
Bania (1) 6_4,
Z=(\) 29—9.
Biala (10) 31-3 (20—2 — 24—4),
24 = (7) 21—7 (1-7-20-8),
Z= (9) 7—9 (20—8 — 30—9).
Bludenz (1) 6-4.
Bozen (2) (13—4 — 12—6),
Z= (2) (12—10 — 20—11).
Bregenz (1) 26-5,
Z= (2) 3—10 (30-9 - 7-10).
Brunn (9) 2-4 (25—3 — 13—4),
2 4 = 19—6 (12—6 — 4—7),
if = (10) 26— lu (9—10 — 8—11).
Budweis (1) 5—2,
24 = (1)31— 7.
Bugganz (1) 14—5,
24 = (1) 24—7.
Cilli (3) 4-4 (3—4 — 6-4).
Eperies (1) 14—5.
St. Florian (2) (25-4 — 18—5).
Freistadt (1) 23—4.
24 = (1) 21-6,
.^ = (1)2- 11.
Gastein 24 = (1) 20—7,
^=(1) 31—10.
Gresten 24 = 3—8 (2—8 — 5—8),
Z={1) 26—10.
Grodek (1) 19—4.
Hausdorf (7) 27—5 (14—5 — 4—6),
24 = (1) 9—8,
Z=(b) 28—10(13—10 — 23—11).
Huszth (1) 15—3.
St. Jakob (6) 2—6 (6—5 — 20—6),
Z=(2) (2-9 — 4-10).
Iglau (o) 3-5 (16—4 — 20—5).
Iglö 24 = (1) 15—6.
Innsbruck (4) 30—4 (12- 4 — 17 — 5),
Z={2) (12-10—10-5).
Kalksburg 24 = (1) 9-7.
Kaschau 24 = (2) (12—6 — 16—7).
Kesmark (1) 10—5.
Kessen (1) 2—6,
Z=(2) 17-10(16-10- 18—10).
Kirchdorf (1) 18—3,
24-H^= (15) (5-6 — 28-10).
13
98
Karl Fritsch.
Korneuburg Z = {V) 1 — 11.
Kreiusier 2.4 = (2) 11-6 (7-6 - 15-6).
Laibach (1) 6—4.
Lemberg (1) 15—5,
2i^= 23-10 (18— 10 — 28-10).
Leutschau (1) 26—3,
2 ^4 = (3) 9 - 6 (4—6 — 18-6).
Linz (7) 14-4 (25-3 — 4-6),
2^=23—6(7—6 — 17—7),
2r=(l) 17-10.
Melk (1) 23-3.
Neusohl (2) 30—3 (24—3 — 5—4),
2^ = 5-6(1-6 — 9-6).
Neutitschein (2) (28—3—16-4),
2A = (2) 19- 7 (15-7 - 24-7),
3^ =(3) 23-9 (17-9 — 30-9),
Z= (3)17-10(6-10 — 26-10).
Oberhaag 2^ = (1) 4-6.
Oberschützen (1) 4 — 4.
Prag (2) 29—4 (26-4 — 2—5),
2A = 15-6 (7-6 — 20-6),
Z={A) 23-9 (31-8 — 15-10).
Pressburg (1) 1—4.
Rekäs (1) 3—4.
Rosenau (3) (14—4—19-5),
2^ = 28-6 (19-6 — 4-7),
Z={2,) 9-11 (2—11 — 19-11).
Rottalowitz (6) 1—6 (13—5 — 16-6),
24 = 2-8(7-7— 1-9),
Z=(\G) 21—9 (1—9 — 3—11).
Saifnitz (1) 26-3.
Salzburg (6) 13-6 (29-5—2—7),
2^1 = 27-7 (23-7 — 31 -7),
Z^{A) 31-10(24-10 — 8-11).
Schässburg (1) 6—4.
Senftenberg (1) 15—5,
2^ = 3—7 (13-6 — 17-7),
^=(3) (30—9 — 6—11).
Tamsweg (1) 6—5.
Taufers (2) 3—6 (2-6 — 5-6).
Troppau (3) 17 — 6.
Wien (2) (4-4 — 9-5),
2 JL = (8) 18—6 (1-6 — 14-7),
2r=(10) 23—10(4—10 — 24-10).
Wilten (1) 5—4.
Nach meinen Erfahrungen sind die Perioden des Erschei-
nens dieses Falters schwer zu fixiren , und liabe ich
daher diu Beobachtungstrgebuisse vollständig ange-
führt.
Darnach unterliegt das Erscheinen überwinterter Exem-
plare keinem Zweifel , da schon im Februar und in
allen Frühlingsmonaten Beobachtungen vorkommen.
Gleichwohl wurde an nicht wenigen .Stationen die erste
Erscheinung erst im Juni, also zu einer Zeit notirt, in
welclier an anderen die zweite Periode beginnt. Au
einigen verzögert sich dieselbe wieder bis in den Juli
und August.
Nach dem Vorkommen bis tief in den November hinein
kann man an dem Überwintern des Falters ebenfalls
nicht zweifeln.
92. Atitio^a L. Juli bis September; überwintert im
April.
Admont (7) 5—4 (15—3 — 20-4).
Agram (3) (17-2 — 7-4),
Z= (2) (25-10— 15-11).
Arvavärallja (4) 3-5 (22-4 — 1 — 6).
Bärn (11) 30-4 (^2-4 — 22—5),
2A = (3) (4-7 — 15-8).
Biala (10) 5—4 (19—3 — 24-4),
2.4 = (6) 10—7 (5—7 — 18-7),
Z = {9) 30—8 (1-8 — 20-9).
Bludenz (9) 9-4 (16-3 — 2-5).
Bozen (4) 11—4 (29—3 — 4-5).
Brünu (10) 9—3 (6—3 — 13—4),
2A = (10) 11—7 (25—6 — 1 -8),
Z={1) 10—10(3—10 — 25—10).
Budweis (2) 16-5 (9—5 — 24-ri).
Cilli (5) 4-4 (13-3 — 17—5),
Z={1) 13—10.
Datschitz (5) 14—4 (5—4 — 22-4),
Z=(l) 24-12.
St. Florian (12) 4—4 (23 - 3 — 26-4).
Freistadt (5) 5-4 (25-3 — 22—4),
2A = il) 8-8.
Gastein (6) 15—4 (6—3 — 10-5),
24 = (1) 6-7.
Gresten (2) 26-3 (18-3 — 3-4),
2A (3) = 29-7 (18-7 — 10-8),
Z= (1) 15-10.
Hausdorf (14) 7-4 (8-3 — 22—4),
24 = (1) 11-7.
Hochwald (2) 26-3 (21—3 — 1-4).
St. Jakob (6) 9—4 (25—3 — 26—4),
2^ = (2) (21-6 -15-8),
Z=(l) 24-9.
Iglau (4) 10-4 (6-4 — 19-4).
Jährliche Periode der Insectenfauna von Österreich-Ungarn.
99
Innsbruck (10) U— 4 (28—3 — 10—5).
St. Johann (3) 13—4 (28—3 — 28—4).
Ischl (3) (9-4 — 21-5).
Kalksburg (5) 7—4 (2—4 — 12-4).
Kaschau (4) 22—4 (27—3 — 29—4).
Kesmark (5) 18—4 (2-4 — 9-5).
Kessen (2) 5—4 (5—4 — 5—4),
3^ = (8 -8 — 10-9).
Kirchdorf (13) 12-4(1-4 — 28-4),
2A-^Z= (9) (30-5? — 3-10).
Kornat (2) 28—3 (28 — 3 — 28—3).
Krakau (3) 22—4 (16—4 — 25-4).
Kremsier (3) 6—4 (24-3 — 16-4),
2^ = (1) 16—7,
Kremsmünster (4) 3—4 (27—3 — 16—4).
Laibach (3) 4-4 (29-3 — 9-4).
Leibitz (3) 11-4 (5—4 — 16-4).
Lemberg (5) 12—4 (2—4 — 21—4).
Leutscha'u (10) 14—4 (19—3 — 6-5).
Linz (13) 6-4 (25-3 — 18—4).
Melk (5) 4-4 (25 - 3 — 20—4).
Neusohl (2) 5-4 (29-3 — 13-4).
Neustadtl ' (2) 4-4 (2-4 — 6—4).
Neutitschein (5) 8—4 (20—3 — 17-4),
2^ = (2) 21-7 (16-7 — 26-7),
Z={2) 16-9 (15-7 — 17-9).
Oberhaag (4) 3-4 (22-2 — 21-4).
Oberleitensdorf (3) 25-4 (12-4 — 10-5).
St. Paul (5) 1—4 (25 — 3 — 16—4).
Prag (10) 15-4 (25-3 — 28-5),
2A = (1) 29-7,
Z = (3) 20-8 (12—8 — 28—8).
Pressburg (2) (26-3 — 15-4).
Kekäs (3) 20-3 (17-3 — 22-3).
Riva (4) 2-4 (22—3 — 11—4).
Rosenau (5) 1-4 (16-3 — 20-4),
2.4 = (3) 11-7 (8—7 — 14-7),
ir=(l) 15-9.
Rottalowitz (19) 14-4 (19-3 — 22-5),
2A-^Z = {\1) (15-7 — 18-9).
Saifnitz (3) (6-4 — 7-5).
Salzburg (6) 16-4 (29-3 — 4-5),
2^ = 2—8 (19-7 — 26-8),
Z = (b) 15-9 (27-8 — 4-10).
Schässbiirg (3) 17-4 (3—4 — 29—4).
Schössl (2) (27-3 — 25-4).
1 Rudolfswerth.
Senftenberg (12) 6-4 (19-3 — 16-4).
Tamsweg (2) 8-4 (4— 4 — 13-4).
Taufers (2) 27-3 (27-3 - 28-3).
Troppau (7) 15-4 (25-3 — 19-5).
Wien (10) 11-4 (29-3 - 7-5),
2^ = (1)25-7.
Wüten (5) 27-4 (7-4— 18-5).
Dieser Falter ist ausgezeichnet durch feste Perioden des
Erscheinens, sei es an verschiedenen Orten oder in
verschiedenen Jahren, besonders im Friihlinge.
Die Sommerperiode des Erscheinens zieht sich über den
Herbst bis in den November und selbst December
hinein.
93. Jo L. Juli bis September; nach der Überwinte-
rung im Frühling.
Admont (6) 20-4 (11-4 — 28-4).
Agram (3) (23-3—3-5).
Bärn (9) 1-5 (29-3 — 3-6),
2^ = (14— 6 — 7— 8).
ßiala (10) 5-4 (23-2 — 26-4),
2^ = (7) 9-7 (1-7 — 15-7),
^ = (9) 13-9 (20-8 — 10—10).
Bludenz (4) 3—4 (4—4 - 11-4).
Bregenz (2) 8-4 (4-4 — 12-4).
Brunn (10) 25-3 (8-3 — 27-4),
2A = (9) 3-7 (16-6 — 16- 7),
Z== (7) 22—10 (12-10 — 8-11).
Budweis (3) (6-3 — 26-5),
2A = {1) 30-7.
Cilli (7) 6-4 (25-3 — 23-4).
Eperies 2^ = (1)4-6.
St. Florian (8) 19-3 (7-2 — 12-4).
Freistadt (4) 4-4 (24-3 — 13-4).
Gasteiu (2) (12-4 — 5-5).
Gresten (2) 30-3 (29-3 — 1-4).
Hausdorf (14) 29-4 (28-3 — 19-5),
2.4 = 22-7 (20-7 — 25-7),
Z=(l) 25-10.
Hochwald (2) (2-4 — 13-5).
St. Jakob (6) 17-4 (25-3— 16-5),
2^ = (2) (24-7 -14-8),
Z= (2) (7—10— 14—11).
Iglau (2) (20-4 — 14-5).
Innsbruck (6) 30—3 (6—1 — 28-4).
St. Johann (2) (14-4—27 — 5).
Ischl (3) (6-4 - 8-5).
Kalksburg (4) 5-4 (3—4 — 10—4).
13*
100
Karl Fritsch.
Kaschau (2) (28—2 — 4-5).
Kesmark (3) G-4 (31—3— 10-4).
Kessen (3) 29-3 (24-3 — 5-4),
2Ä = (2) 31-7 (30-7 — 2-8).
Kirchdorf (18) 11-4 (16-3 — 15-5),
2A^Z={%) (6-7 — 19-9).
Kremsier (4) 8-4 (18-3 - 20—4).
Kremsmünster (9) 20-4 (2— 4 — 4— 5).
Leibitz (3) (30—3 — 3-5).
Lemberg (2) 17-4 (16-4 — 19-4),
Z=(l) 16-10.
Leutschau (10) 3-4 (4-2 — 9-5).
Lienz (3) 4-4 (28-3 — 15-4).
Linz (9) 25-3 (29-2 — 17-4).
2A = (1) 19-7 (5-7 — 2-8),
Z={1) 20-10.
Melk (6) 10-4 (17-3 — 25-4).
Neusohl (4) 16-4 (5-4 - 3 -5).
Neutitschein (5) 4-4 (7- 3 — 17—4),
2A = (2) 3—7 (27—6 — 10-7),
Z={2) 9-10 (7 — 10—12—10).
Oberhaag' (4) 31-3 (1—3 — 3—5).
Oberleitensdorf (2) (1 —4 — 28 -4).
Oberschützen (2) (29— 3 — 19—4).
St. Paul (5) 8—4 (31-3 — 5-5).
Prag (8) 27-4 (4-4 — 21-5),
2A = 23—7 (21 — 7 — 25-7).
Pressburg (2) 1—4 (26 — 3 — 7—4).
Eosenau (6) 31—3 (17-3 — 10—4),
2A = {^) 11-7 (2—7 — 22-7),
Z=ip) (15-10 — 9-12).
Rottalowitz (18) 23—4 (26—2 — 1—6),.
2^ = (4) 27-7 (16-7 — 5-8),
^=(4) 28-9 (11-9 — 10-^10).
Saifnitz (2) 30-3 (26—3 — 4-4).
Salzburg (5) 8-4 (27—3 — 20-4'),
2^ = 21-7 (7-7 — 8-8),
Z=(6) 10-10(16-9— 1 — 11).
Schässburg (3) 16-4 (5—4 — 28-4).
Senftenberg (9) 15—4(1—4 — 4—5),
2A = (2) 20—7 (15-7 — 26—7).
Sereth (2) 25-4 (22-4 — 28-4).
Taufers (2) (28-3 — 18-4).
Troppau (3) 3-4 (26—3 — 9-4),
2^ = (1) 15—7.
Wien (8) 2—4 (14-3—11—4),
2.1 = (3) 15—7 (27— 6 — 26-7),
Z=(2)(ll-9— 13-10).
Wilten 2^=1 — 7.
Würmlach 2^ = 8—6.
Die zweite Periode des Ersclieinens dauert demnach
bis in den Oetober, November und selbst noch De-
cember.
94. Urticae L. Vom Frühling bis Herbst.
Admont (6) 17-4 (27-2 — 30—4).
Agram (2) 7-4 (3-4 — 12-4).
ßärn (10) 2—4 (22 — 3 — 15—4).
Biala (10) 9—3 (11—2 — 4—4),
2^ = (7) 17—6 (10-6 — 28-6),
Z= (9) 24-9 (30—8 — 11 — 11).
Bistritz (3) (14—2 — 25-3).
Biudenz (9) 12-3 (19-2 - 22-4).
Bozen (5) 25—2 (19—2 — 3-3),
Z={1) 31-10.
Bregen z (2) (6-2 — 6-3),
ir=(l) 14-9.
Brunn (10) 11—3 (27 — 2 — 2-4),
2A = (10) 3—6 (13—5 — 15-6),
ZA = (2) 1-9 (^31-8 — 3-9),
Z = (10) 27—10 (8—10 — 5-11).
Budweis 2^ = (1) 22—5.
Cilli (6) 28—2 (9—2 — 16—3).
Datschitz (3) (14—3 — 19—4).
St. Florian (16) 6-3 (13-2 — 5—4),
2A = (1) 15—7.
Freistadt (4) 15—3 (5—3 — 28-3),
2^ = (1) 8-6.
Gresten (4) 31-3 (9—2 — 24-3).
2A = (2) 19—6 (16-6 — 23-6).
Grodeck(2) 24-1 -3-4).
Hausdorf (11) 19—2 (5—1 — 3—4),
•2A = (9) 14-6 (29—5 - 2-7),
Z={2) 24-10(20-10 — 29—10).
Hochwald (2) (18-2 — 12-3).
St. Jakob (5) 4-3 (21—2 — 26-3),
2^ = (4) 22-6 (18-6 — 15- 7),
Z={2) (27-8 — 5-10).
Iglau (2) 12-4 (7-4 — 17-4),
2^ = (1)4-7.
Iglö if=(l) 2-12.
Innsbruck (8) 4- 3 (8-2 — 29-3),
2.1 = 4-6 (31-5 — 8-6).
Kaschau (4) 3-4 (20-3 — 22-4).
Kesmark (8) 31-3 (16—3 — 12—4).
Jährliche Periode der InseQtsnffzuna von Österreich- Ungarn.
101
Kessen (4) 24-3 (11-3 — 1-4),
2^ = (2) (8-6 — 16-7).
Kirchdorf (16) 13— 3 (6—2 — 7-4),
2A == (11) 27 — 6 (^24-5 - 18-7).
Korneuburg Z =: {!) 21 — 10.
Krakau (4) 7—4 (25—3 — 24—4).
Kremsier (3) (14-3 — 18-4),
2A^ 14—6 (9—6 — 22-6).
Kremsmünster (6) 15—3 (1—3 — 29—3).
Laibach (5) 8—3 (5—2 — 1 — 4).
Leibitz (3) 2—4 (23—3 — 2ü— 4).
Lemberg (4) 28—3 (18—3 — 2-4),
Z = (2) 25— 10 (22- lU — 28 - 1 U).
Leutschau (13) 10—3 (1 — 2 — 6—4),
2^ = (1) 16-6,
^=(2) (27-10 — 28-11).
Linz (11) 11 — 3 (2—2 — 10—4),
2Ä = (6) 13-6 (24-5 — 5-7).
Martinsberg (2) (12—2 — 16—3).
Mediasch (3) 5-3 (20—2 — 15—3).
Melk (5) 14-3 (8-3 — 24-3).
Neusohl (3)^24—3 (20—3 — 2—4).
Neutitscheip (4) 24—3 (7—3 — 16-4),
2A = (3) 19-6 (17—6 — 25-6),
3 JL = (2) 10—9 (10—9 — 10-9),
Z = (2)25— 10(22— 10— 28— 10).
Oberhaag (4) 5—3 (14—2 — 20-3).
St. Paul (4) 7—3 (24—2 — 8—3).
Prag (12) 31 -3 (2-3 — 22-4),
2^ = (5) 26-6 (12-6 — 12-7),
Z^ (3) 14-10 (9-10 — 18- 10).
Pressburg (2) (22-3 — 7-4).
Rekäs (3) 25—3 (19-3 — 1—4).
Rosenau (6) 5-3 (18—2 — 25—3),
2A = 19-6 (2—6 — 6—7).
Rottalowitz (15) 11— 4 (7— 3 — 6—5),
2.1 (7)8-7 (19— 6 — 5->5),
Z= (10) 23—9 (1—9 — 20-10).
Bzeszow (3) (29—3 — 20—4).
Salzburg (7) 2-3 (18-2 — 20-3),
2.4 = (9) 6-6 (26-5 - 18-6),
3^ = (3) 8-8 (2-8 — 12—8),
Z= (5) 12-10(25—9 — 4-11).
Schässburg (5) 17—3 (8—3 — 28—3).
Schössl (3) 12-4 (8—4—17—4).
Senftenberg (7) 23 — 3 (8—3 — 6—4),
2.4 = (3) (6-6 — 11-7),
Z = (2) (21-9— 10-10).
Taufere (2) 16—3 (7-3 — 26—3).
Troppau (3) 30—3 (8—3 — 1-4),
2^ = (1)8— 7.
Wien (14) 22-3 (26-2 — 14-4),
2A = (9) 17-6 (4-6 — 16-7),
Z= (2) 16-10 (13—10 — 20—10).
Willen (7) 14-3 (7-2—4-4),
2^ = (1) 14-8,
Z={\) 23-10.
Kommt demnach iu allen Monaten, selbst im Winter vor. >
Es scheint kauni,izu bezweifeln, dass der Falter in drei
f higperioden vorkommt, weiiigsteus in normalen Jah-
ren. Die erste beginnt zu Ende des Winters, die zweite
mit Juni, die, dritte im August.
95. Xanthomelas ¥,ii]). Juli.
Bregenz 2.4 = (1) 28—6.
Brunn 2^ = (3) 10-6 (1-6 — 25—6).
Neutitschein (1) 5—4,
24 = (1) 14-7.
Die regelmässige Periode beginnt hiernach inj Juni, auch
scheint der Falter zu überwintern.
96. Polychloros L. Juli bis Herbst; oft überwin-
ternd.
Admont (7) 18-3 (22-2 — 10-4).
Agram (2) 9-4 (7-4 — 12-4).
Arvavärallja (5) 30—3 (25-3 — 12—4),
Z={1) 12-10.
ßärn (12) 6-4 (20—3 — 2—5).
Biala (8) 30-3 (8-3 — 22-4),
2A = (9) 11- 7 (1-7 - 20-7),
^= (9) 9-9 (20-8 — 30-9).
Bludenz (10) 9-3 (8-2 — 24-3).
Bozen (3) (9—2 — 16-3).
Bregenz (2) 31-3 (28—3 — 4-4).
Brunn (10) 11—3 (27—2 — 2—4),
2A = (9) 17-6 (8-6 — 25-6),
Z= (3) 20-10 (16-10 — 25-10).
Budweis (3) (1-2 — 8-3).
Bugganz (2) 16-3 (8-3 — 24-3).
Cilli (8) 17—3 (3—3 — 4-4).
1 Am 21—2 flog der Falter an einem südseitigen Ge-
mäuer des Mönchsberges bei Salzburg, beim sogenannten
Bürgermeisterloch, obgleich das Temperatur-Minimum des
Tages Morgens auf -13 "2 gesunken war, und das Maximum
sich nur auf — 0?5 C. erhoben hatte — in Folge des Einflusses
der Insolation bei heiterem Himmel und wenig bewegter Luft.
102
Karl Fritsch.
St. Florian (10) 16—3 (7—2 — 5—4).
Freistadt (5) 25— 3 (15— 3 — 4—4),
2^ = (1) 8-8.
Gastein (2) (25— 2 — 26—3),
2^ = (1) 20-7.
Gresten (3) (17—2 — 24-3),
2A = (2) 4-7 (29-6 — 9-7),
Z={1) 15-10.
Hausdorf (14) 8—4 (4—3 — 22—4),
2^ = (2) (15-7 — 10-8).
Hermannstadt (4) 27—3 (20—3 6—4).
St. Jakob (6) 7—4 (21 — 3 _ 22—4),
2J = (2)-(21— 6— 28-7).
Iglau (5) 4—4 (21—3 — 18-4),
2^1 = (1) 2-7.
Innsbruck (7) 18—3 (19 — 2 — 6—4),
2^ = (1) 28-6.
St. Johann (4) 8—3 (23-2 — 25-3).
Ischl (3) 18-3 (15-3 — 25-3).
Kalksburg (4) 22-3 (17-3 — 5^4).
Kaschau (4) 19—3 (28 — 2 — 29—3),
2^ = (1)12-7.
Ke8mark^(4) 4—4 (20-3 - 29—4).
Kessen 2A = 21 — 7 (8-7 — 6—8).
Kirchdorf ;(17) 20-3 (18 -2 — 11—4),
2A = (4) 10-7 (27-6 — 21-7).
Kremsier (6) 17—3 (5—3 — 2—4),
2A = (5) 21-6 (14-6 - 28-6).
Kremsmünster (13) 13—3 (28—2 — 29—3).
Laibach^(3) (15—2 — 1—4).
Leibitz (2) 23—4 (18—4 — 28—4).
Lemberg (6) 28-3 (18-3 — 3-4).
Leutschau (12) 20—3 (11—2— 8—4),
2A=. (1) 14-7,
if= (1)27-10.
Lieuz (3) 6-3 (25-2 — 16-3).
Linz (12) 19-3 (26-2 — 25-4),
2A = (7) .30-6 (9-6 — 16-7).
Melk (7) 14-3 (3-3 — 25-3).
Mieheldorf (3) (9—3 — 16 — 4).
Nuusohl (3) 28-3 (24-3 — 31-3).
Neustadtl (Kudolfswerth) (2) (22 — 2 — 20—3).
Neutitschein (5) 25—3 (7—3 — 5—4),
2A = 20-6 (12-6 — 28-6),
^= (2) 8-10 (4-10 - 13-10).
Oberhaag (3) (6—3 — 13—4).
OberschUtzen (2) (26—2 — 18—3).
St. Paul (4) 30—3 (5—3—16-4).
Prag (14) 27-3 (8—3 — 5-4),
2^ = 7-7(1-7 — 14-7).
Pressburg (2) 20-3 (17—3 — 24—3).
Kekäs (3) (21—2 — 3—3).
Kiva (2) 9—4 (8—4 — 10—4).
Rosenau (6) 2-3 (18-2 — 13—3),
2A = (6) 29-6 (17-6 — 8-7),
^=(2)3—11 (2—11—4-11).
Rnttalowitz (19) 20—3 (26—2 — 14—4),
2A = (6) 12-7 (30-6 — 9—8),
.^=(5) 30-9 (22-9 — 13-10).
Salzburg (6) 14—3 (4—3 — 20—3),
2A = 5—7 (24—6 — 26-7),
Z={2) 28-8 (25-8 — 1-9).
Schässburg (4) 18—3 (8—3 — 28—3).
Schössl (2) (11 — 3— 17—4).
Senftenberg (7) 1—4 (6—3 — 23-4),
2A = (3) 18—7 (15—7 — 22-7),
Z=(2) 7-10(7-10 — 8-10).
Täufers (2) 6—4 (2—4—10—4).
Troppau (8) 3-4 (25-3 — 21-4),
2^ = (2) (14-6 — 30—7).
Wien (15) 18-3 (28-2 — 3—4),
2^ = (7) 27-6 (7-6 - 25-7),
Z=(l) 1-11.
Wilten 2^ = (3) (1-7 — 14—8).
Z=(l) 23—10.
Die Sommerperiode beginnt demnach schon im Juni.
97. W. album V. Juli.
Brunn 2^ = (3) 21-6 (16—6 — 21 — 6).
Kremsier (1) 8 — 3,
2.4= (1)2-7.
Neutitschein (2) 19-3 (15 -3 — 24—3).
Kottalowitz (1) 8—4.
Kommt demnach ausser derSomiuerperiode, welche übri-
gens schon im Juni beginnt, auch im Frühjahre als
überwintert vor.
Sämmtliche Beobachtungsstationen liegen in Mähren.
98. C. albmn L. April bis October.
Agram (3) (7-5 — 12-6).
Biala (5) 9-3 (23-2 — 20-3),
2.4 ^ (7) 22-6 (10-6 — 5—7),
^= (8) 17—9 (20-8 — 30—9).
Budenz 2^ =(1) 12—8.
Jährliche Periode de?- tnsectenfauna ton Öaterreich-Vngarn.
103
Bozen (2) 23—4 (17—4 — 29—4).
Bregenz (2) 28-3 (28-3 — 28—3),
2^ = (1) 31-7.
Bi-limi (10) 22-3 (15—3 — 12-4),
2A = (10) 17—6 (8-6 — 30-6),
Z= (9) 24-10 (5-10 — 5-11).
Budweis 2^ = (1) 31 — 7.
ßugganz (2) (29—3 — 20—4).
Cilli (5) 16—3 (4—2 — 22—4).
Deutscbbrod (2) (27— 3 — 22-5).
St. Florian (^2) (20—3 — 26—4).
Freistadt (3) 1—4 (20—3 — 10—4),
2^ = (1) 8-7.
Gresten (4) 30—3 (25—3 — 5—4),
2^ = 11-7 (10-7 — 13-7).
Hausdorf (9) 13—4 (28—3 — 4—5),
2^ = (1) 7-8,
Z={V) 14-9.
St. Jakob- (6) 16—4 (18—3 — 9—5).
Iglau (2) (18—4 — 21-6).
Innsbruck (5) 4—4 (19~3 — 26—4),
if=(l) 5-10.
Kaschau (3) 26—4 (22—4 — 4—5),
2^ = (1)4-7.
Kessen (2) 31—3 (24—3 — 7—4).
Kirchdorf (14) 11—4 (16—3 — 16—5),
'1A-^Z= (9) (3-6 — 23-10).
Korneuburg 2'= (1) 8— 11.
Kremsier (6) 17—4 (7—4 — 20—4),
2A = (2) 22—6 (21—6 — 24-6).
Kremsmünster (2) (5—4 — 28—4).
Lemberg Z={\) 23—10.
Leutschau (6) 29—3 (11—3 — 20—4).
Linz (9) 3—4 (8—3 — 6—5),
2^ = (7) 2-7 (11-6 — 29-7),
Z=(\) 11 — 10.
Melk (2) 12-4 (4-4 — 20-4).
Neusohl (3) 3—4 (29—3 — 8—4).
NeutitSL'hein (3) 10-4 (4—4— 17-4),
2^ = (2) (12-6— 1-7),
3J. = (1) 13-9,
Z = (3) 17-10(4-10 — 24-10).
Prag (12) 13-4 (2—4—10-5),
2^ = (5) 10—7 (4-7 — 23—7),
2r= (3) 28—9 (20-9 — 9-10).
Pressburg (2) 2—4 (26—3 — 10-4),
Rekäs (2) 5—5 (4—5 — 6—5).
Rosenau (6) 8—4 (24—3 — 28—4),
2^ = (3) 25-6 (18-6 — 29-6),
2: =(3) 12-10(23-9 — 24-10).
Rottalowitz (11) 30-4 (19-3 — 30-5),
2^^(4)23-7(6-7 — 3^8),
Z={13) 19-9(13-8 — 21-10).
Salzburg (4) 8—4 (30—3 — 19—4),
2^ = (4) 3-7 (8-6 — 24-7),
Z={Ö) 17-10(2-10-2-11).
Schässburg (3) (18—3 — 19—4).
Senftenberg 2Ä = (2) 20—7 (19 — 7 _ 22—7).
Troppau (2) (11-4—16-6).
Wien (14) 6-4 (2—3 — 10—5).
2A = (9) 22-6 (7-6 — 15-7).
Z= (8) 8- 10 (24-0 — 23-10).
Wilten (3) (6-4—11-5).
2.4 = (1) 8-6.
Kommt demnach in zwei oder drei Generationen vor.
Die erste beginnt im März, in der Regel im April (über-
wintert), die zweite im .Juni, regelmässig im Juli.
IV. ERYCINIDAE.
16. Nemeobius Stph.
Hamearis H.
101. Lucina L. Mai, Juni.
Brunn (9) 10-5 (21—4 — 20-5).
Freistadt (2) (21—5 — 3—6).
Innsbruck (2) (24—4 — 21—5).
Kaschau (2) 13—5 (8—5 — 18—5).
Kremsier (4) 16—5 (1 — 5 — 29—5).
Neutitscbein (3) 22—5 (16—5 — 28—5).
Rosenau (5) 27—4 (20—4— 14—5).
2^=:-(l) 8-8.
Salzburg (3) 1-5 (27-4 — 6-5),
Z= (3) 2-6 (27-5 - 8-6).
Wien (3) (28-4 — 6-6).
Über das Vorkommen einer zweiten Generation sind fer-
nere Beobachtungen wünschenswerth.
V. POLYOMMATIDAE.
17. Polyommatus Latr.
A. Lycaena ß s d.
102. Cyllarus Hfn. Mai, Juni.
Bregenz (1) 22 — 5.
Brunn (3) 31—5 (25—5 — 7—6).
Budweis (1) 27-5.
104
Karl Fritsch.
Innsbruck (2) 14—5 (6-5 — 21-5).
Kaschau (1) 20—5.
Linz (1) 11-6.
Melk (1) 27-4.
ßflsenau (2) 3-6 (26-5 — 11-6).
Salzburg (1) 19—5.
Wien (4) 15-5 (5-5 — 22-5),
2^ = (1)17-7?.
Das Vorkommen in zwei Generationen ist durch weitere
Beobachtungen sicherzustellen.
103. Semiargus Rtb. Mai, Juni und wieder im Juli
und August.
Acis 0.
Bregenz (1) 28—5.
Brunn (4) 29-5 (17-5 — 5-6).
Gresten (3) 28-5 (23-5 — 5-6).
Innsbruck (1) 8—6.
Linz (2) 29-5 (22-5 — 6-6).
Neutitschein (3) 8-6 (3-6 - 14-6).
Rosenau (1) 27 — 5.
Rottalowitz (2) 4-6 (3-6 — 6-6),
2A = (2) 25—7 (18-7 — 2-8),
Z={2) 28—9 (20—9 — 6—10).
Salzburg (2) 17-6 (14-6 — 21-6),
Z^{&) 23-7 (19-7 — 30-7).
Die zweite Generation scheint sich auch über den Sep-
tember zu erstrecken.
105. Alsus F. Mai, Juni und wieder im Juli.
Bregenz 2^ = (1) 22-7.
Gresten (4) 30-4 (21-4 — 6-5).
Innsbruck (3) 2-5 (23-4 — 7-5).
Linz (1) 13—5.
Rosenau (2) 16-5 (14-5—19-5),
2^ = (1) 12-7.
Salzburg (4) 25-4 (22-4 — 28-4),
2.4 = (4) 17-7 (6-7 — 25—7).
Senftenberg (3) 17—5 (2—5 — 30-5).
Wien (1) 12-5,
Z = (2) 12— 10 (12— 10 — 13—10).
Die zweite Generation scheint bis in den October zu
dauern.
106. Areas Rtb. Juli.
Erehus 0.
Salzburg (5) 21-7 (15-7—1-8),
Z={4.) 15—8 (17-8 — 27-8).
Auch im August.
107. Jolas 0. *Juli.
Budweis (1) 25-7.
Linz (1) 6 — 6.
Rosenau (2) (1-7 — 27—7).
Auch im Juni.
108. Diomedes Rtb. Juli.
Alcon 0.
Gastein (1) 20—7.
Salzburg (7) 24-6 (9-6 — 10-7),
2J. = (7) 19-7 (25-6 — 23-8).
Trotzberg (1) 1—8.
Schon im Juni und auch noch im August.
109. Euphenms 0. Juli.
Gresten (2) 19-7 (12-7 — 27-7).
Linz (2) (16—6 — 21-7).
Prag (1) 7-8.
Rosenau (1) 8—7.
Salzburg (4) 12-7 (6— 7 — 19— 7),
Z={Q) 11 — 8 (21-7 — 8-9).
Wie der vorige.
110. Arion L. Juni bis August.
Bregenz (1) 16—6.
Freistadt (1) 10—7.
Gresten (4) 9—7 (3—7 — 19—7).
Kaschau (4) 15-7 (1-7 — 23—7).
Neutitschein (1) 5—7.
Prag (1) 7-8.
Rosenau (4) 14-7 (9-7 - 22-7),
Salzburg (6) 15-7 (6—7 — 27—7),
Z=^ (5) 1-8 (21—7 — 18-8).
Senftenberg (2) 11-7 (8-7 - 14-7).
111. Daphnis V. Juni, Juli.
Bregenz (1) 27—6.
BrUnn (5) 24—6.
Gresten (1) 5 — 7.
Kaschau (1) 4 — 7.
Linz (2) 5-7 (3-7 — 7-7).
Neutitschein (1) 9—7.
Rosenau (2) (1 — 7 — 27 — 7).
Wien (1) 15-7.
112. Argiolus L. April, Mai und wieder im August.
Biala (5) 22—5 (8—5 — 30—5),
2r= (3) 20—9 (20-9 - 20-9). '
1 Einmal noch 1 — 11,
Jährliche Periode der Tnsectenfauna von Österreich-Ungarn.
105
Bozen Z={V) 17—11.
Bregenz (2) (13—4— 11—5),
2^ = (1) 14-8.
Brunn (7) 12—5 (5—5 — 21—5).
Gresten (4) 27—4 (17—4 — 6—5).
St. Jakob 2.4 = (1) 15-6,
Z^ii) (8—9 — 6—10).
Innsbruck (2) (23-4 — 26—5).
Kaschau (1) 18 — 5.
Linz \2) 10—5,
2^= (1) 28—6.
Neutitschein (2) 21—5 (19—5 — 24—5).
Prag (1) 17—5.
Rosenau (5) 5-5 (24—4— 14-5).
Salzburg (2) 6—4 (5—4 — 8-4),
2.4 = (3) 12—7 (10—7 — 15-7),
^=(5) 25-7 (21-7 — 30-7).
Senftenberg (1) 23—5,
2^ = (1)19-7.
Wien (4) 21-4 (18—4 — 24-4).
Die zweite Generation beginnt im Juli, wenn nicht schon
im Juni, und scheint den ganzen Herbst zu umfassen,
wenn nicht, wie wahrscheinlich, eine dritte auftritt, da
der Falter noch im November beobachtet worden ist,
obgleich nur selten mehr im October.
113. Dämon F. Juni bis August.
Brunn (3) 4-7 (25—6 — 12-7).
Senftenberg (1)6 — 7.
Wien (3) 13-7 (1^—7 — 25-7),
Z={2) 3—9 (27—8 — 9—9).
Das Vorkommen im Juni ist vorerst nocli durch weitere
Beobachtungen zu bestätigen.
116. Atys Esp.
Fheretes 0. Hochalpen , selten bis 4500' nieder-
steigcud. Juli.
Trotzberg (1) 11—8.
118. Dorylas V\ Mai, Juni und wieder im Juli und
August.
Gresten (1) 4—6.
Linz (1) 27—5.
Salzburg Z^{X) 30-8.
Wien (1) 31—5,
2^ = (1) 27-7.
119. C'orj/c?o« Scp. Mai, Juni und wieder im Juli und
August.
Baumgartenberg 2>4 = (1) 17 — 7.
Bregenz (2) 20—5 (14—5 — 26—5).
Brlinn 2^ = (10) 10—7 (25—6 — 20—7).
Innsbruck 2A = (1) 25—7.
Kaschau 2/1 = (3) 22—7 (20—7 — 25 — 7).
Linz 2^ = (1) 24-7.
Neutitschein 2.4 = (3) 18—7 (13—7 — 25—7).
Prag 2 J = 28-7 (19-7 - 4-8),
Z= (3) 20-8 (4-8 — 5-9).
Rosenau 2^ = (2) 19—7 (16—7 — 22 — 7).
Rottalowitz (14) 9—6 (20—5 — 14— 7), i
Z = 14-9 (21-8 — 6—10).
Salzburg 2^ = (8) 19—7 (6—7 — 1-8),
^=(6) 27-8 (13—8 — 4-9).
Senftenberg 2.4 = (4) 24—7 (16 — 7 — 2-8).
Wien 2 .4 = (7) 2—8 (1 1 - 7 — 23—8),
Z= (4) 7-9 (17 — 8 — 22—9).
Wüten (1) 26—6.
Das Vorkommen des Falters in zwei Generationen scheint
mir mindestens zweifelhaft, da ich ihn weder in Prag,
noch in Wien und Salzburg in der ersten beobachtet
habe. Nur einmal fiel mir auf, dass er auf den Wiesen
der südseitigen Lehnen des Nockstein bei Salzburg in
•2700' Höhe am 7 — 7 schon häufig flog, während er am
Rande der Thalebene erst am 15—7 zu fliegen begann,
und erst am 20—7, also fast volle 14 Tage später häufig
wurde, was allerdings eine frühere Generation anzu-
deuten scheint.
Fast in allen Stationen wurde der Falter nur in der zwei-
ten Generation beobachtet, die sich auch über den
September erstreckt.
120. Bellargus Rtb.
Ädo7iis 0. Mai, Juni und wieder im Juli bis zum
September.
Bregenz 2/1 = (1) 17—7.
Brunn (10) 27-5 (15—5—7—6),
2A = (S) 26-8 (:.'l_8 — 31-8).
Cilli Z={\) 11-10.
Freistadt (1) 14-5.
Gresten (5) 28—5 (18-5 — 1-6).
Hausdorf (9) 30-5 (21—5 — 12—6),
Z=(l) 14-9.
St. Jakob (1) 1—6.
Innsbruck (1) 18—5.
Kaschau (2) 8—6 (7—6 — 9—6).
Kirchdorf (5) 1 — 6 (25—5 — 14 — 6),
Z=(l) 2-9.
Kremsier (3) 27—5 (15 5 — 9 — 6).
Linz (4) 25-5 (13-5 — 7-6).
Mistek (1) 2-6.
1 Cumulirt mit Erscheinungen der zweiten Generation.
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXIX. Bd.
14
106
Karl Fritsch.
Neutitschein (1) 11—6.
Pi-a- (1) 29-5,
2A = (2) 22—7 (19-7 - 25-7),
Z=i2) 16—9 (16—9 — 16-9).
Rosenau (2) 28-5 (22-5 — 3-6).
Rottalowitz (15) 27—5 (6-5 — 9-6),
2^ = (2) (9-7- 13-8),
v?=(9) 15—9(21-8 — 10-10).
Salzburg (3) 26—5 (14—5 — 4-6).
Senftenberg (5) 26—5,
2yl = (]) 7-8.
Wien (6) 7-6 (29—5 — 7-6),
2.4 = (6) 23—8 (8-8 - 4-9),
/?=(8) 5—9 (19-8— 11-9).
121. IcarHs Rtb.
Alea;is 0. l^ai bis September.
Agrara (2) 19-5 (17-5 — 22—5).
Bia\a Z = iX) 20-9.
Bludenz (3) (6-4! — 4—6).
Briinn (8) 4-5 (19-4—11—5),
24 = (3) 19- 7 (18-7 — 20-7),
Z = (2) (28—9 — 27-10).
Gresten (3) 17-5 (14-5 — 20-5).
Haiisdorf (11) 22—5 (10—5 — 6—6),
2A = (5) .9—8 (6—8 — 15-8).
St. Jakob (4) 26-5 (19-5 — 11-6),
2^ = (2) (12-7 — 8-8).
Iglö Z=(l) 9-10.
Innsbruck (3) 4-5 (23-4— 14—5),
2^ = (1)30-7,
Z= (1)9-11.
Kaschau 2^1 = (1) 25-7.
Kessen (3) 25-5 (21 -5 — 2-6).
Krenisier (4) 18—5 (10-5 — 22-5).
Leniberg Z = (\) 17—9.
Linz (8) 17-5 (12-4 — 8-6).
Neutitschein 2.1 = (1) 1 — 8,
Z=(2) (5—9 — 15-10).
Prag (8) 27—5 (16-5 — 3—6).
2.4 = (4) 25-7 (14-7 - 3-8),
^=(4) 17 — 9 (14-8- 9-10).
Rosenau (2) 25- 5 (20-5 — 30-5),
2r=(3) (14-9 — 5-11).
Salzburg (4) 21-5 (7-5 — 2-6),
2.4 = (5) 24—7 (10—7 — 17-8),
2= (.0) 6-10 (10^9 — 2-11).
Senftenberg (4) 30-5 (13-5 — 12-6),
2^ = (1)25-7.
Taufers (2) 25—5 (20-5 — 31-5).
Wien (14) 15—5 (12—4—3—6),
2^ = (10) 15-7 (23-6 — 7-8),
Z = (10) 18-10 (6—10 — 3-11).
Wüten (3) (9-4 — 27-5).
2^ = (2) (24-7 — 9-8).
Die Erscheimingszeit beginnt im April und dauert bis
über den Oetober. Zwei Generationen; die zweite
beginnt im Juli, au hoch gelegenen .Stationen (Haus-
dort) im August.
122. Eros 0. Alpen. Juli.
Innsbruck (1) 18 — 5.
Also am Fussp der Alpen schon im Mai.
126. Alexis Rtb.
Agestis 0. Mai, Juni und wieder im Augn.st.
Brunn (3) 29—5 (20-5 — 13-6).
Innsbruck (1) 8—6.
Linz (1) 12-6.
Salzburg 2^ = (1) 31 — 7.
Senftenberg 2^1 = (1) 11 — 8.
129. Battus V. Mai bis Juli.
Brunn (9) 13—5 (7-5 — 23-5).
Kaschau (1) 18-5.
Melk (1) 27—4.
Rosenau (4) 17—5.
Ende der Flugzeit nicht beobachtet.
131. Argus L. Juni. Juli.
Agram (3) 26-5 (17-5 — 3—6).
Biala (5) 26—5 (20—5 — 1-6),
Z = (5) 19—9 (15-9 — 25—9).
Bregenz (1) 24—6.
Brunn (10) 26-5 (18—5 — 8—6),
2A = 7—8 (3-8 — 11—8),
Z={2) (28—9 — 27—10).
Gresten (4) 19—6 (13—6 — 23—6).
Kirchdorf (2) (18-5 - 10—6).
Linz (3) 25—5 (22—5 — 27—5).
Prag (2) 4—6 (28—5 — 12—6),
2A = 1—8 (25—7 — 10—8).
Senftenberg (3) 26—6 (24—6 — 29—6).
Wien (4) 11—5 (15-4! — 5-6\
2.4 = (3) 22-7 (15-7 — 31-7),
Z= (3) 30—9 (10—9 — 20—10).
Wilten ^=(1) 22—9.
Jäh-liche Periorl der Tnsectenfauna von ÖakrTvich-Ungarn.
107
Flit'jjt sclion im Mai, dann auch noch vom August bis
October, und kommt in zwei Generationen vor, wenn
nicht Verwechslungen mit der sehr ähnlichen folgen-
den Art stattfanden, welche leicht möglich sind.
132. Äegon F. Juni bis August.
Brunn (4) 2—6 (30-5 — 5—6).
Kremsiei- (1) 12—5.
Linz (2) 24—5 (22-5 — 26—5).
Neutitschein (2) 14—6 (8—6 — 21—6).
Rosenau (2) 11—6 (8—6 — 14—6).
Salzburg (5) 1—6 (30-5 — 14—6),
2^ = (5) 14—7 (1-7 — 25-7),
Z={b} 26-8 (17-8 — 4 -9).
Senftenberg (1) 26—5,
2^= 11—7 (2-7 — 21-7).
Wien (8) 30—5 (11—5 — 9-6),
2A = 26—7 (13-7 — 25-8),
Z=(6) 20-9 (27-8 - 14-10).
Fliegt schon im Mai, auch noch im September und selbst
October, nachdem im .Juli eine zweite Flugzeit begon-
nen hat.
133. Tiresias Rtb. Mai, Juni und wieder im Juli und
August.
ßregenz (1) 11—5.
Brunn (6) 4—5 (27—4 — 16—5).
Kaschau (1) 26—4.
Kremsier (1) 11—5.
Linz (1) 13-5,
2^ = (1)4-7.
Prag (1) 22—5,
2^ = (2) 27-7 (25—7 — 29-7).
Rosenau (1) 18 — 5, •
2^1 =(1) 22-7.
Salzburg 2.4 = (8) 2ü-7 (15 -7 — 24-7),
Z= (.3) 2-8 (25—7 — 7-8).
B. l'olyommatus Bd.
137. Doräü Hin.
Circe 0. Mai, Juli, August.
Baumgartenberg 2.4 = (1) 31—7.
BrUnn (6) 15-5 (3-5 — 24-5).
Grasten (4) 20—5 (15—5 — 26-5).
Kaschau (1) 18—5.
Linz (1) 29-5,
2^ = 21-7.
Prag 2^ = (4) 17-8 (11 — 8 — 21— 8).
Rosenau (2) 31—5 (24—5 — 8—6),
Z={1) 21-8.
Salzburg (4) 26—5 (23—5 — 30— .5), '
2A = 24—7 (11-7 — 2-8),
Z= (7) 23—8 (7—8 — 9—9).
Trotzberg 2.4 = (1) 1 — 8.
Wien (.3) 17-5 (6-5 - 25—5).
138. Thersamon Esp.
Prag (2) 12-7 (3-7 — 20-7),
Z= (2) 15-8 (13-8 — 18-8).
140. AIciphron Rtb.
Hipponoe 0. Juni, Juli.
Rosenau (2) 13-7 (13-7 — 14-7).
141. Euridice Rtb.
Chryseis 0. Juni, Juli.
Brunn (4) 25-5 (22—5 — 29-5).
Freistadt (5) 20-6 (1-6 — 6 — 7).
Gresten (5) 4—6 (30-5 — ]0-6j.
Linz (1) 29—5.
Neutitschein (3) 8—6 (30—5 — 14-6).
Prag?2^ = (l) 2-8,
?.^= (1)30—9.
Rosenau (1) 10 — 7.
Salzburg (6) 7-6 (2-6 — 16-6),
Z={1) 9-7 (22-6 — 4-8).
Senfteiibei-g (2) 24-6 (19-6 — 30-6).
Wien (2) 24-6 (24-6 — 24-6).
142. Hippotho'e L. Juli.
Bärn (3) 17-6 (12-6 — 21 -6).
Rosenau (1) 20—5.
Rottalowitz (1) 3— 7. '
Fernere Beobachtungen wUnschenswerth.
143. Virgaureae L. Juli, August.
Bregenz (1) 6 — 8.
Brunn (10) 31-5 (12-5 — 9-6j.
Bugganz (1) 30 — 6.
Freistadt (2) 14—7 (11-7 — 18-7).
Hausdorf (8) 3-7 (4—6 — 20-7),
Z={\) 21-10.
St. Jakob (1) 21—5,
Z = {1) 14-9.
Innsbruck (1) 1 — 6.
I (1) = 22— 4.
14'
108
Karl Fritsch.
Kaschau (4) 11—7 (24—6 — 22—7).
Kirchdorf (4) 16-6 (11— 6 — 28-6).
Linz (1) 16—6.
Melk (2) (27— 4! — 24-6).
Neusohl (1) 27—6.
Prag (1) 17-5.
Eosenau (5) '22— 6 (7-6 — 15-7).
Eottalowitz (11) 11 — 7 (16—6 — 23-7),'
i^= (2) 18—9 (15—9 — 21—9).
Senfteuberg (3) 17-7 (16-7 — 22—7).
Wien (3) 24-6 (21—6 — 27-6),
Z = (2) 19-8 (12-8 — 27—8).
Wilten (1) 23—7.
Da der Falter schon im Mai und Juni und auch noch im
September und selbst Üctolter beobachtet worden, so
ist sein Ersclieinen in zwei Generationen wahrschein-
lich; dennoch ist es schwierig, zu unterscheiden, welche
von den Beobachtungen dieser oder jener Periode an-
gehören, da sich Übergänge zeigen.
144. Fhlaeas L. Mai, Juli bis September.
Admont (2) 14—5 (10—5—18—5).
Bania (1) 26-4.
Biala (1) 30-5,
2^ = (1) 20—8,
Z=(l) 15—10.
Bregenz (1) 27-6.
BrUnn (10) 13-5 (3—5 — 30—5),
2^ = (3) 8-7 (2—7 — 14—7),
Z={?,) 10—10 (24—9 — 20—10).
Budweis 2^1 = (1) 27—7.
Freistadt (2) 6—5 (3—5 — 9—5).
Gresten (1) 30-5,
Hausdorf (3) 29—4 (25-4 — 6—5).
Huszth (1) 26—4.
Iglau (1) 13-5.
St. Jakob (3) 1—5 (21—4 — 11-5),
2^=10-7 (8—7 — 11-7),
Z = (2) 15— 1 0 (6— 10 — 24— 10).
Innsbruck Z = (1) 1 — 11.
Kaschau (3) (12—5 — 13—6).
Kremsier (2) 24—5 (18-5 — 30—5).
Linz (2) (16—5 — 29-6).
Neusohl (1) 13-5.
Neutitschein 2.4 = (2) 19—7 (13 — 7 — 25—7),
Z=(l) 21-9.
Oberhaag (1) 19—4.
1 (1) 4—5.
Prag (3) (23-4 — 26-5),
2^1 = (4) 1-8 (14—7 — 13-8),
Z= (2) 5-10 (3-10 — 7-10).
Eosenau (4) 17—5 (9-5 — 20—5),
24 = 10—7 (8 — 7 — 20 -7),
Z=(2) 24-10(23-10 — 24-10).
Eottalowitz (13) 26—5 (8—5 — 23—6,
24 = (2) 9—7 (8-7 — 10—7),
Z= (4) 9—9 (21-8 — 1—10).
Salzburg (3) 13—6 (10—6 — 16—6), '
2.4 = (3) 1-8 (17—7 — 8—8),
Z= (3) 6—10 (19-9 — 15—10).
Senftenberg (3) 3—6 (27-5 — 7-6),^
2A = 20—7 (11-7 — 29-7),
Z={2) (21-9 — 25-10).
Taufers (2) (6-5 — 3—6).
Troppau (2) (1—5 — 1—6).
Trotzberg 2A = (1) 1—8.
Wien (2) 13-5 (10—5—17—5),
2r= (7) 29—9 (12-9 — 13-10).
Erscheint selbst schon im April, dann auch im Juni und
noch im October. Zwei Generationen.
Bei sämmtlicheii Arten der Gattung Polyommatus A. und
B., Icarus Rtb. ausgenommen, sind auch die einjäh-
rigen Beobachtungen für die erstePeriode der Erschei-
nung angeführt.
18. TJiecla F.
Nur eine Generation.
145. Rubi L. April bis Juli.
Bludenz (3) (12-3 — 10-5).
Bregenz (1) 28-3.
BrUnn (10) 21—4 (9^4 - 4—5).
Bugganz (1) 30—5.
Freistadt (6) 28—4 (15-4 — 15-5).
Gresten (3) 29—4 (4—4 — 11—5).
Hausdorf (8) 25—4 (4-4 - 8-5).
St. Jakob (4) 26—4 (18—4 — 7—5).
Innsbruck (5) 28-3 (23-2 — 15-4).
Kaschau (2) 20-5 (19-5 — 22-5).
Kirchdorf (8) 6-5 (17-4 — 6-6).
Linz (7) 29—4 (9-4 — 28-5),
24 = (l)5-7.
Melk (3) (14-4 — 22—5).
Mistek (1) 2—6.
1 (1) 9—5.
2 (1) 5—4
Jährliche Pcriorle der Insectenfauna von Osterreich- Ungarn.
109
Neutitschein (3) 24-5 (18—5 — 30—5).
Prag (1) 3-fi,
Z = '(l) 25-7.
Rosenau (5) 14-5 (2—5 — 20—5).
Eottalowitz (17) 13—5 (22—4— 11-6).
Salzburg- (3) 26-4 (31-3— 19-5),
Z=(5) 9-6(3-6—13-6).
Taufers (1) 6—5.
Wien (1) 17-4 (11-4 — 21-4),
Z= (3) 5-6 (28-5 - 13-6),
2Z= (2) 12—10 (12—10 — 13-10).
Scheint demnach zuweilen in zwei Generationen vorzu-
kommen und die zweite im Juli zu beginnen.
147. äpini V. Juli, August.
Breg-enz ^_l) 24—7.
Brunn (4) 24—6 (12—6 — 6 — 7).
Gresten (1) 2-7.
Innsbruck (1) 7 — 7.
Kaschau (1) 18—6.
Linz (3) 19-6 (8—6 — 1-7).
Rosenau (2) 13-7 (11-7 — 15-7).
Salzburg (4) 18-6 (2-6 — 5-7),
Z=(P) 28-7 (10-7 — 8—8).
Trotzberg (1) 17-7.
Wien (5) 20—6 (7 — 6 — 4-7).
Fliegt auch schon im Juni.
149. Acaciae F. Juni, Juli.
Kaschau (1) 18—6.
150. llicis Bk. Juni, Juli.
Kaschau (1) 18—6.
Rosenau (2) 13—7 (11
Salzburg (1) 2—7.
151. Pruni L. Juni.
RregenzZ=(l) 4-8.
Brunn (8) 9-6 (3—6 -
15-7).
21-
6).
Kaschau (3) 17-6 (11-6 — 26-6).
Linz (3) 18-6 (12-6 — 26-6).
Nikolsburg (1) 20-6.
Prag (1) 18—6.
Rosenau (4) 5—6 (3-6 - 9-6).
Salzburg (5) 11-6 (31-5 — 23-6),
Z=(3) 27-7 (16-7 — 13-
Wien (1) 2-7.
1 2^?
Kommt demnach auch
August vor.
im Juli und seihst noch im
-8).
152. Betulae L. Juli bis September.
Admont (1) 15—5?.
Agram (2) 31—5?.
Brunn (9) 30—7 (22—7 — 6—8,
Z = {\.) 3—10.
Gresten (2) 10-8 (4—8 — 17—8).
Linz (1) 19—8,
Z={1) 22—10.
Neutitschein (1) 9—8,
Z=(2) 19-9 (17-9 — 21—9).
Prag (3) 14-8 (7—8 — 25-8),
Z= (1)4-10.
Rosenau (4) 7-8 (28—7— 16-8),
Z=: (3) 17-10 (29-9 — 2-11).
Rottalowitz (4) 13—6 (28—5 — 27—6),
Z={2) (2-7—8-8).
Salzburg (9) 12-8 (8-7 ' — 7—9),
Z={b) 6-10(12—9 — 21-10).
Senftenberg (2) 17-8 (8-8 - 26-8).
Täufers (1) 26—8.
Wien (5) 9-8 (30-7 — 2-9),
Z=(b) 18-9 (19—8—17 — 10).
Wüten (2) 17-6 (9—6 — 26-6).
Fliegt demnach auch noch im October. Bei einigen Sta-
tionen wird die erste Erscheinung im Mai oder Juni
angeführt. Eine Verwechsluug ist gerade bei dieser
Art nicht leicht anzunehmen, sie scheint demnach zwei
Generationen zu haben.
153. Querciis L. Juni bis August.
Briinn (8) 24—6 (12 — 6 — 4—7).
Neutitschein (1) 9—7.
Rosenau (2) 9-7 (1-7 — 18-7).
Troppau (1) 14—4!.
Scheint zwei Generationen zu haben, da eine Verwechs-
lung mit T. Buhi, welche schon im April erscheint,
nicht anzunehmen ist.
VI. EQUITIDAE.
19. Papilio L.
Zwei Generationen.
154. Podalirius L. Mai, Juli.
Agram (2) 9-5 (7—5 — 12-5).
Arvavärallja (4) 16-5 (28—4 — 6—6).
Bennisch 2.4 = (1) 1—8.
1 Gezogen.
110
Karl Fr tisch.
Biala (6) 2—5 (8-4 — 20-5),
24 = (5) 15-7 (lU-7 — 20-7),
Z = (6) 26—8 (15—8 — 30—8).
Bludenz (9) 7-5 (24-4 — 12-6).
Bozen (2) 3-4 (31-3 — 7-4).
Bregenz (2) 19—5 (12—5 — 26—5).
Brunn (10) 27-4 (17-4 — 16-5),
2A = (10) 10—7 (1-7 — 18-7),
Z= (5) 29—9 (22—9 — 1-lU).
Bugganz (2) 9—5 (7—5 — 12—5).
Cilli (5) 17-4 (3-4 — 22-4).
Freistadt (4) 21-5 (5-5 — 9-6).
Gresten (4) 5—5 (20-4 - 14-5).
Hausdorf (9) 24-5 (6-5 — 24—6).
St. Jakob (2) 30-5 (26-5 — 4—6).
Iglau (5) 26—5 (17—5 — 3—6).
Innsbruck (9) 27-4 (23^3-17-5),
24 = (1)4-8.
Ischl(2)(5-5 — 30-5).
Kalksburg (5) 11-5 (20—4 — 1 — 6.
Kaschau (4) 2-5 (20-4 — 11-5).
Kessen (3) 20-5 (12-5 — 26-5).
Kirchdorf (13) 7-5 (19—4 — 23—5),
Z= (1)27-8.
Kremsier (3) 6-5 (23-4 — 21-5),
2.1 = (1) 17—6.
KremsmUnster (3) 3—5 (21—4 — 18—5).
Leibitz (2) 16—5 (9-5 — 24—5).
Lemberg (2) 21-5 (18-5 — 24—5).
Leutscbau (9) 6-5 (4-4 — 23-5).
Linz ^9) 6-5 (24-4 — 17-5),
24 = (1) 27-6.
Melk (5) 21-4 (14-4 — 26-4).
Neusohl (2) (17-4 — 7-5).
Neustadtl (2) 8-4 (3-4 — 14-4).
Neutitschein (3) (1—5 — 3 — 6),
24 = (1) 25-7,
^=(1)2-9.
Oberhaag (4) 19-4 (12-4 — 22-4).
Ofen (2) (21-4—12—5).
St. Paul (5) 26-4 (16—4 - 4-5).
Prag (6) 17— 5 (22—4—1-6),
24 = (1) 13-8?,
Z={2) 25—8 (21-8 — 1-8-8).
Rekäs (3) 17-4 (11-4 — 3-5).
Kosenau (6) 25—4 (14-4 — 8—5),
24= (1) 8-7.
Kottalowitz (19) 17-5 (1 -5 — 4-6),
■ 24-4-;^= (7) (27-7 — 12— 9).
Salzburg (8) 15—5 (4— 4'- 11—6),
24 = (2) (14-7—13-8).
Schässburg (4) 17—4 (8—4 — 28—4).
Senftenberg (6) 16-5 (28-4— 28-5).
Sereth (2) (lU- 5 — 1—6).
Wien (7) 23—4 (13—4—11—5),
24 = (5) 11-7 (3-7 — 17-7),
Z = (3) 12—8 (4-8 — 23—8).
Fliegt schon im April, ilaiin auch im Juni und noch im
August und selbst September.
155. Machaon L. Mai, Juli, August.
Admont (7) 1 -5 (29-3 — 14—5).
Agram (2) 9-5 (7-5 — 12-5).
Arvavärallja (4) 17-5 (28-4 — 6—6).
Bcärn (5) 26—5 (9-5 — 14—6),
24 = (4) 3—8 (29—7 — 10—8).
Biala (9) 20-4 (1—4— 18—5),
24 = (9) 24-7 (8-7 — 20-8),
Z= (7) 4-9 (20—8 — 30—9).
Bludenz (6) 1-5 (15-4 - 16-5).
Bozen (3) 11—4 (8-4 — 19-4).
Bregenz 24 = (1) 13—8. '
BrUnu (10) 25-4 (7-4 - 11-5),
24 = (9) 9-7 (2-7 — 15-7),
Z = (6) 27—9 (9—9 — 9-10).
Budweis (2) 3—5 (24—4 — 12-5).
Cilli (3) 16—4 (9—4 — 21—4).
Datschitz (2) 12—5 (5—5 - 19-5).
Freistadt (5) 5-5 (10-4 — 28-5),
24 = (1)29-7.
Gresten (5) 2-5 (21-4—11—5).
Hausdorf (12) 21—5 (19—4—10-6).
St. Jakob (5) 21-5 (7-5 — 10-6).
Iglau (4) 29-5 (18-5 — 12-6).
Innsbruck (10) 22-4 (23-3 — 12-5).
Iscbl (2) 29-4 (20-4 — 6-5).
Kalksburg (5) 11-5 (18-4 — 5-6).
Kessen 24 = (3) 4-8 (19-7 — 14-8).
Kirchdorf (8) 2-5 (13-4 — 31-5),
2 A^Z = {10) (2-7 - 20-9).
Kornat (2) 21-5 (21-5 — 21-5).
Kremsier (4) 1-5 (20—4 — 15-5).
Kremsmünster 24 = (1) 11 — 8.
Lemberg (4) 7-5 (2-5 — 16-5).
1 Gezogen.
JährUchc Perinrle der Tnsectenfaunu von Österrcich-TJngarn.
111
Leutschau (5) 12-5 (9—5 — 16-5),
2^ = (1)5— 8.
Liuz \1) 20-4 (8-4 — 27-4),
24 = (6) 10-7 (24—6 — 20-7).
Melk (6) 18-4(21-4 — 8-5).
Neusohl (3) 0-5 (23-4 — 15 5).
Neiititsehein (.3) 11-5 (29- 4 — 21—5),
'■1A= 11-7 (2—7 —20-7),
^=(2) (14-9 — 21-10).
Oberhaag (4) 21-4 (lG-4 — 24—4).
Oberschützen (2) 22—4 (13—4— 2—5).
8t. Paul (5) 29—4 (16-4 — 16-5).
Prag (7) 3-5 (19-4 — 26-5),
24 = (1)29-7,
if=(2) 21-8 (12-8 -31—8).
Pressburg (2) (22—4 — 25-5).
Riva (5) 9—4 (25—3 — 21 -4).
Rosenau (6) 15—4 (14-4— 14-5),
"24 = (2) 9-7 (5-7 — 13^7),
^=(1) 24-9.
Rottalowitz (5) 9—5 (25—4- 25—5),
24 = (.3) 17-7 (11-7 — 24-7),
^=(2) 22-8 (13-8 — 21-8).
Salzburg • (7) 24-4 (4-4 — 29-5),
24 = (8) 12-7 (4-7 — 28-7),
.^= (9) 22-8 (1 -8 — 23-9).
Schässburg (3) 3-5 (25—4 — 8—5).
Seuftenberg (9) 8-5 (9—4 — 22—5),
24 = (3) 27—5 (6-7 — 10—8).
Wien (7) 29—4 (13-4 — 21-5),
24 = (2) 12—7 (11-7 — 13-7),
2:^(2) (7-9 — 29-9).
20. Thais F.
Zeryiithia F.
Nur eine Generation.
156. Hypermnestra Scp.
Polyxena 0. April, Mai.
Agram (2) 9-5."
Brunn (8) 25-4 (4-4—11-5),
Z = (4) 20—6 (16—6 — 25-6).
Cilli (2) (11-4 — 20-5).
Kaschau (3) 14—5 (8—5 — 20-5).
1 Liebt die Berggipfel, da er oft auf dem Gais- und
selbst Untersberg (Geieregg) angetroffen worden ist, selbst-
verstiindlicli im Sommer.
•- (1) 23—2 !
Melk (1) 2-4.
Neutitschein (3) 18—4 (13—4 — 25-4).
Pressburg (1) 10—5.
Wien (1) 28-4.
Fliegt somit auch noch im Juni.
21. Doritis F.
157. Apollo L. Juli.
Bhulenz (2) 11-6 (2-6 — 20-6).
Bozen (1) 22-5.
Bregenz ' (2) 1-6 (26—5 — 6-6).
Gastein Z= (1)4-10.
Gresten (3) (11-6 — 25 — 7).
Innsbruck (5) 8 — 6 (21—5 — 26—6).
Kassen (1) 4—7.
Kirchdorf (1) 8-7.
Melk (2) 5-6 (28-5 — 13-6).
Mistek(l) 12-7.
Neusohl (2) 28—6.
Neutitschein (2) 29—6.
Rosenau (3) 2—7 (27—6 — 9-7).
Salzburg (2) 6-7 (1300'),
(3) 29-6 (3367'),
2'= (2) 11-8 (3500').
Taufers (1) 9-6.
Trotzberg (1) 1 — 8.
Wien (1) 15—7.
Fliegt schon im Juni und auch noch im August.
159. Mnemosyne L. Mai, Juni.
Bregenz (1) 8 — 6.
Brunn (4) 13—5.
Bugganz (1) 4 — 6.
Grestei) (1) 28—5.
Kaschau (4) 22-5 (18-5 — 30-5).
Kesuiark (1) 12—6.
Kremsier (3) -5—5 (20-5 — 29-5).
Neusohl (1) 11—5.
Neutitschein (2) 30 — 5.
Rosenau (^6) 30—5 (17—5 — 11—6).
Salzburg (4) 9— 6 (4-6 — 14-6),
Z={\) 10-7.
Wien (3) 26-5(18-5 — 9-6).
1 (1) 12-3!
112
Karl Frit-sch.
VII. PIERIDAE.
22. Leucophasia Stph.
Zwei Generationen, im Mai und wieder Ende Juni bis
August.
160. Sinapis L.
Baiimgavteaberg 2A= 18—7.
BrUnn (10) 27-4 (19—4—11-5),
2A = (10) 29-6 (22-6 — 12-7),
Z={3) (10-8 — 1-10).
Freistadt (2) 19-4 (17-4 — 22-4).
Gastein 2J. = (1) 16—7.
Gresten (4) 9-4 (31-3 — 9-4).
Hausdorf (4) 12-4 (8-4 — 15-4).
St. Jakob (2) (5-4 — 2-5).
Kascha« (4) 6—5 (22—4 — 17-5).
Kessen (1) 12—5.
Linz (2) 24-4 (18—4 — 24-4),
2A = 12-7 (4-7 — 21 — 7).
Neutitscliein (2) 4-5 (25-4 - 12-5),
2J = (1) 7-7,
Z=(l) 15-9.
Prag (2) (7-5 -3-6),
2A = (3) 21-7 (4-7 — 7-8).
Eosenau (4) 29-4 (21-4 — 7-5),
24 = (3) 3-7 (1-7-4-7).
Rottalowitz (4) 11—5 (22-4 — 27-5).
Salzburg (5) 12-4 (29-3 — 21-4),
2^ = 26-6 (11-6 — 15-7),
Z= (9) 28-8 (19-8 — 9-9).
Senftenberg (3) 3-5 (10-4 — 21-5),
2Ä = {4) 24-7 (18-7 — 2-8).
Wien (8) 20-4 (29-3 — 11-5),
2A = 29—6 (6—6 — 20-7),
Z= (5) 17-8 (25-7 — 18-9).
Die erste Generation erscheint schon im April, die zweite
in der Regel erst im Juli und erstreckt sich auch über
den September.
23. Piet'is Ltr.
A. Aporia Hb.
161. Crataegi L. Juni, Juli.
Admont (7) 22-4 (5-4 — 1—5)!.
Agram (2) 20-5 (12-5 — 28-5).
Bärn (12) 20—6 (30—5 — 14—7).
Biala (7) 6-6 (28-5 — 22-6),
^=(6) 9-7 (30-6— 15-7).
1 (3) (4—3 — 24—4)!
Bludenz (2) 6-6 (1-6 — 12—6). '
Bozen (3) 17-3 (16-3 — 19-3)!,
Z={V) 27-11!.
Brunn (9) 26—5 (16—5 — 5—6),
Z={V) 1-7.
Bugganz (2) 2-6 (27—5 — 8—6).
Datschitz (3) 25—4 (10—4 — 8—5)!.
Eperies (2) 26—5 (18—5 — 4-6).
Gresten (5) 12—6 (3—6 — 26-6).
Hausdorf (13) 11-6 (15-5 — 27-6).
St. Jakob (3) 17—6 (15—6 — 20-6).
Iglau (.5) 9-6 (28—5 — 19—6).
Innsbruck (3) 21—5 (9-5 — 29-5), •
Z= (2) 9-7 (5—7 - 13-7).
Isclil(3) (18—4! — 10—6).
Kaschau (3) 1—6 (28—5 — 8—6).
Kessen (4) 13-6 (7-6 — 17-6),
Kirchdorf (11) 4-6 (5-5 — 23-6)."
Kornat (2) 4-4 (4-4 — 4-4)!.
Kremsier (2) 1-6 (24-5 — 10-6),
Lemberg (2) 9-6 (7—6 — 11-6),
Leutschau (9) 1-6 (20-5 — 10-6),
Linz (9) 7—6 (19-5 — 16—6),
Micheldorf (2) 14—4 (8—4—20-4).
Neusohl (3) 3-5 (1-5 — 5— 5).»
Neutitschein (2) 5— 6 (2— 6 — 8-6).
Oberhaag (2) 7-6 (1—6-13-6).'
St. Paul (5) 5-6 (24-5 — 18-6).
Prag (4) 5-6 (25—5 — 13-6),
Z= (4) 13—7 (5-7 — 20-7).
Pressburg (2) 27—5 (20—5 — 4—6).
Rekäs (3) 15—5 (10-5 — 20—5).
Riva (3) 7-6 (1-6 — 12-6).
Rosenau (6) 31-5 (21-5 — 17-6),
Z= (5) 11-7 (3-7 — 20-7).
Rottalowitz (17) 7—6 (13—5 — 26—6),
Z=(6) (6-7 — 29-7).
Salzburg (9) 5-6 (26—5 — 14—6),
Z={1) 14-7 (22-6 — 27-7).
Schässburg (4) 24-5 (20-5 — 28-5).
Senftenberg (4) 9—6 (26—5 — 18-6).
Troppau (2) (22—5—11-6),
Wien (12) 2-6 (19-5 — 16-6),
Z = (2) 3—7 (29-6 — 8-7).
1 (1) 3—4!
2 (1) 7—4!
3 (1) 4—6.
•» (2) (20—3 — 20—4).
Jährliche Veriodr dir hi.srrtpnfauDa vn». Ösferi-iich-Ungarn.
113
Es ist ;nil't';illeii(l, il.-iss dieser Falter ;iii melireren tStatio-
nen kcIioii iiu März iiiid April lieobaohtet worden ist.
Bei meinen vieljährigen Benbaclitiingen in Prag, Wien
lind Salzburg- habe icli den Falter nie vor dem letzten
Maidrittel gesehen. Wenn auch einige der antt'allend
frühen Angaben an anderen Orten irrig sein und auf
Verwechslungen oder oberüiicblicher Beobachtung
beruhen können, so sind dafür andere wieder ver-
trauenswürdig und berechtigen zu der Annahme, das.'i
der Falter wirklich schon so friili erscheinen kann,
wenn er auch in der Regel die normale Erscheinungs-
zeit (Ende Mai und Anfangs Juni) mit nur geringen
Abweichungen einhält.
Sein Verschwinden fallt au allen Stationen, von welchen
Beobaehtuiigen vorliegen, in den ,Juli. Die JJeobach-
tung viim 1 — u in Bozen scheint auf eine zweite Gene-
ration des Falter.-! zu deuten.
B. l'ieris Ltr.
161'. Brassicae L. Mai, Juni und vvieiler im Juli bis
September.
Admont (7) 24—4 (]3-4 — 1-5).
Agram (2) 30—4 (27—4 — 3—5),
Z={1) 24-10.
Arvavärallja (3) 14—5 (30—4 — 29—5).
Bärn (8) 15-5 (28-4 — 20—6).
Biala (9) 13-3 (11-2 — 11—4)!,
(7) 21-5 (10-5 — 27-5),
2A =(4) 15—7 (13-7 — 18-7),
;?= (9) 9—10 (20—9 — 31-10).
Bludenz (2) 23-3 (23-3 — 23—3)!,
2A = {i) 10—8.
Brunn (10) 25—4 (24—3 — 16—5),
2.4 = 13—7 (7-7 — 21-7),
Z={1) 19— 10(12— 10— 1-11).
Biidweis (3) (11— 4 — 23-5).
Cilli (3) 10-4 (3—4 — 15-4).
St. Florian (2) 16-4 (11— 4 — 22—4).
2^ = (1) 30-7.
Gastein (5) 10—5 (15—4 — 26—5).
Grasten (4) i'3-4 (13-4 — 11—5),
2^ = (3) 9-7 (8-7 - 11-7).
Hausdorf (15) 19—5 (3—5 — 4-6).
Hermaunstadt (2) (28— 3 — 24—4).
St. Jakob (5) 13-5 (29—4 — 13—6),
Z={\) 17-10.
Iglau (4) 8-5 (26-4 — 18-5).
Innsbruck (3) 1—4 (29—3 — 3-4),
(2) 12-5(6-5— 18-5),
(1) 2-8,
2'=(]) 8—11.
Benkscbrifteu der mathem.-naturw. Cl. XXXIX. Bd.
Isclil (3) 19-4 (10-4-26-4).
Knlksburg (3) (20—4 — 7—6).
Kascban (3) 6-5 (30-4 — 10-5),
2^ = (1)20-7.
Kesmark (4) 11-5 (24-4 - 8-6).
Kesseu (3) (28-4 — -30— .5).
Kireiidorf (14) 14-4 (26-3 - 18-5j,
2 A^Z= (3) (27 - 7 — 20-9).
Kornat (2) 1-4 (1—4— 1-4).
Kremsier (3) (3—4 — 8—5).
Kremsmünster (3) (21—4 — 30—5),
24 = (4) 15-7 (8-7 - 27-7).
Lemberg (2) 25-4 (16—4 — 4—".),
Z={1) 27—10.
Leutscbau (5) 27-4 (15-4 — 10-5),
2J= (1^23-7,
Z=(l) 27-10.
Lienz (2) 15-5 (11-5 — 20-.'.).
Linz (9) 27-4 (29-3 — 27-5),
24 = (5) 8-7 (26-6 — 19—7),
Z=(l) 21—10.
Neusohl (4) 20-4 (27-3—4—5).
Neutitscbein (2) 11-5 (2-5 — 20-5),
24 = (1) 1-7,
^=(2) (2-9 -3-10).
Oberhaag (4) (7—3 — 20—5).
St. Paul (5) 11—4 (24-3 — 26-4).
Prag (1.3) 2-5 (28—3 — 29—5),
24 = (5) 7—8(25-7 — 23-8),
Z = (3) 13—9 (9—9 — 16 - 9).
Pressbiirg (3) (1—4 — 9—5).
Rekds (2) 6—4 (5-4 — 8—4).
Riva (4) 13-4 (18-3 — 27-4).
Rosenau (6) 24-4 (11 -4 — 2-5),
Z= (2) 22—10 (19—10 — 26—10).
Rottalowitz (9) 9—5 (15—4— 16 — 5),
24 = (5) 29—7 (20—7 — 12—8),
Z^{b) 1-10(3-9-20-10).
Saif'nitz (2) (18—5— 18-6).
Salzburg (5) 12-5 (26-4 — 5— 6),
24 = (5) 18-7 (1 -7 — 9-8),
^=(4) 21 — 10(13-10— 7-11).
Senftenberg (4) 8-5 (14-4 — 28-5),
24 = (3) 27—7 (16—7 — 7-8),
Z={2) 10-10(6-10—15-10).
Taufers (2) (24-4 — 14—5).
Troppau (2) (6-5 — 1-6).
15
114
Karl F ritsch
Wien (14) 30-4 (ß-4 — 22-5),
2A = (11) lÜ-7 (16-6 - 10-8),
Z = {1) 27-<» (6-9 - 23-10).
Wüten (3) (18—4—12—6),
2A = {\) 19-7,
Z={1) 23-10.
Wird auch schon im März und April, dann auch noch im
October angeführt, und erscheint zuweilen selbst
schon im Februar und noch in den ersten November-
tagen, so daas man mehr als zwei Generationen anneh-
men konnte. Aus den Beobachtungen in Biala und
Innsbruck lassen sich drei ableiten. D;i sich P. Bras-
sicae von den nahe verwandten Arten P. Bapae und P.
Napi schon durch seine Grösse auffallend unterschei-
det, so ist eine Verwech8li<ng nicht wohl anzunehmen.
163. Rapae L. Frühling l)is Herbst.
Agram Z ^ {2) 24-10.
Hialn (7) 12-3 (18-2 — 6-4),
(6) 17-5(10-5 — 26-5),
2yl = (1)10-7,
Z= (9) 11-10(20—9 — 31 — 10).
Bhulenz 2^ = (1) 10-8.
Bozen Z = (l) 12-10.
Brunn (7) 20-4 (10-4 — 11-5),
2^1= (1)30-6,
Z={\) 18-10.
Hausdorf (3) 12-4 (6-4—15-4).
Innsbruck (4) 27-3 (25-2 — 12-4),
2^1 =(1) 13-6,
^=(1)30-9.
Kaschau (4) 9—4 (10-3 — 1-5),
24 = (1)20-7.
Kessen (2) 21—4 (19-4 — 24-4),
Z={\) 16-10.
Kircbdorf (2) 24—4 (24-4—24-4).
Kremsier (3) 11-4 (7-4 — 15—4).
Leutscbau (3) (17-3 — 18-4).
Linz (5) 16-4 (10-3 — 4-5),
2A = 2—7 (29-6 — 6—7).
Prag (2) (16-4 -7-5),
Z={2) 16-10 (15-iq— 18-10).
Uoseuau (4) 21—4 (6—4 — 21 -4),
2yl = (2) (21-6 — 14—7).
Kottalowitz (15) 28-4 (4-4—28-5),
2A = (3) 1-8 (27-7 — 5-8),
Z = (8) 27-9 (14-9 — 5-10).
Salzburg /J-^: (3) 14-10 (7-10—23-10).
Seiiftenberg (2) (14—4 — 4 — 5),
2^1 = (1) 14-7.
Tiiuters (2) 9—4 (8-4 — 10—4).
Wien 24 = (1) 16—6.
Wilten (2) (24-4 — 28-5,
24 = (1) 15-7.
164. Napz L. Sommer.
Agram (3) (23-2 — 22—4).
Baumgartenberg 24 = (1) 21 — 7.
Bludenz (5) 11—4 (27—3 — 21-4).
Bozen 24 = (1) 12-8.
Bregenz (2) 8 — 4 (4-4 — 12—4).
Brunn (8) 19-4 (10-4 — 9-5),
24 = (2) 12-7 (4-7 — 21-7),
^=(3) 19-10(16—10 — 22—10).
Cilli (4) 6—4 (26—3—17-4).
St. Florian (2) 2-4 (28-3 - 8-4).
Freistadt (2) 13-4 (13-4 — 14—4),
24 =(1)3-6.
Gresten (3) 13-4 (25—3 — 19-4),
24= 16-7.
Hausdorf (3) 25—4 (10-4 — 4-5).
St. Jakob (3) 1-5 (15-4 - 11-5).
Iglau (3) 3-5 (30-4 — 8-5).
Innsbruck (2) (27-3 — 17-5),
24 = (2) (9-6 — 12-6).
Kaschau (3) 28—4 (22—4 — 1 -5).
Kessen (2) 29-4 (24-4 — 4-5).
Kirchdorf (3) 18-4 (7-4 — 1-5).
Korneuburg Z={1) 23—10.
Kremsier (5) 25-4 (12-4 — 11-5).
Krenismiinster (3) (18—4 — 18—5).
Lemberg (2) 27—4 (20—4 — 4—5),
^=(1) 27-10.
Leutsehau (2) (11—3 — 4-5).
Linz (4) 19-4 (2-4— 16—5),
24 = 30—6 (27—6 — 4—7).
Neutitscbein (2) 16—4 (12—4 — 20—4),
2^ =(1)5-7,
Z={2) 4-10,(3-10 - 5-10).
Prag (11) 15-4 (8-3 — 13-5),
Z= (4) 26—9 (1-9—15—10)..
Rosenau (5) 20-4,(16-4 — 27-4).
Rottalowitz (4) 3-5 (25-4 — 12-5),
Z = (2) 19-9 (8-9 — 30- 9).
Salzburg (5) 3-4 (29-3 — 8-4),
24 = (4) 5-7 (21-6 — 20-7),
^=(5) 23-10(15-10—7-11).
Jährlich Periode du- Tns<'cUufaniia von O.'it erreich ün<iani.
115
Sniftenberj;' (7) 6-5 (10—4 — 10-5),
2J = (3j (29-6 — 5-8).
Wien (6) 15-4 (3-4 - 22—4),
2A = 1—7 (27-6 — 4-7),
Z=(3) 13-10(10-10— 17 — 10).
Kömmt so wie /'. Rapae auch im Fiiihlinf;: und Herbst vor.
166. Daplidice L. April, Mai, Juli, August.
ßregenz (1) 16-4.
Brunn (10) 12—5 (25-4 — 21-5),
2^ = (7) 9-8 (2-8 — 18-8),
^=(6) 6—10 (1—10— 20— 10).
Buggauz (1) 30-4.
Kaschau (3) 22-4 (18-4 — 26—4),
2^ = (2) 16-7 (6—7 — 26-7).
Kremsier (1) 25—4,
2^ = (1)8-7.
Lemberg (2) 25-4 (16—4 — 5—5).
Neutitsch&in (2) (20—5 — 10-6),
2J = (1) 12—8.
Nikolsbnrg (1) 6—5.
Oravicza (1) 14—4.
Rosenau (4) 25-4 (6-4 — 15-5),
2^ = (1) 20-6,
Z={\) 29-9.
Prag (2) 28-4 (23-4 — 3-5),
2A = (6) 1-7 (12-6 - 27-7),
Z= (3) 3-9 (27-8 — 16-9j.
Senftenberg 2A = (2) 25-7 (23—7 — 28—7).
Wien (7) 17—4 (2—4 — 10-5),
2A = (1) 4-7 (16 -6 — 20-7),
Z= (8) 14—9 (30—8 — 4—10).
Auch im September uiuT October; dass die Erscheinungs-
zeiten auch in den Juni übergreifen, welcher beide
Generationsperioden trennt, ist selbstverständlich.
168. Cardamtnes L. April bis Juni, auf den Alpen
noch im Juli.
Admont (3) (2-4 — 3-5).
Agram (.3) 5-4 (22-3 — 17-4).
Biala (9) 6-5 (25-4 — 12-5),
^ = (4)22-9 (30-8 — 7—10)!.
Bleiberg (2) 18-5 (14-5 - 22—5).
Bludenz (12) 15-4 (27-3 - 2-5).
Bozen (2) (25-3 — 20-5).
Bregenz (2) (16—4 — 10—5).
Brunn (10) 29-4 (19-4 — 17—5),
Z= (6) 7 -6 (20—5—5—7).
Budweis (.3) (15—4 — 26-5).
Bugganz (2) 3-5 (30-4 — 7-5).
Cilli (6) 10-5 (26-8 — 1—5).
8t. Florian (2) 24-4 (23-4 — 26-4).
Freistadt (6) 24-4(17-4— 15-5).
Grasten (5) 27-4 (19-4 — 6—5).
Hausdorf (6) 7—5 (19—4 — 20-5).
St. Jakob (3) 21-5 (15-5 — 3-6).
Iglau (4) 12-5 (25-4 — 25-5).
Innsbruck (6) 1 — 5 (7 — 4 — 17—5).
Ischl (3) 18—5 (14—5 — 20-5).
Kalksburg (5) 18-4 (6—4 — 27—4).
Kaschau (4) 1-5 (24—4 — 6—5).
Kessen (4) 5—5 (26-4 — 12-5).
Kirchdorf (17) 27-4 (17-4 — 18-5).
Kremsier (5) 12—5 (10—4 - 1-6).
Kremsmünster (2) (10-4 — 5-5).
Leutschau (8) 11—5 (3—5 — 23—5).
Linz (8) 23—4 (3-4 — 15-5),
Z^{1) 15-6.
Melk (7) 15-4(7—4 — 3-5).
Neustadtl (5) 24-4 (2-4 — 15—5).
Neutitschein (2) (29-4 — 21 -5),
Z=(l) 12-6.
Oberhaag (3) 29-4 (15-4 — 15-5).
Oberschützen (2) 3—5 (27—4 — 9—5).
St. Paul (5) 22-4 (4-4 — 9-5).
Prag (9) 8-5 (18-4 — 29-5),
Z=(4) 23-5 (14-5 — 7-6).
Pressburg (2) (18-4 — 9-5).
Rekäs (2) 9-4 (8- 4 — 10-4).
Rosenau (6) 21-4 (13—4 — 27-4),
Z={1) lJ-6.
Rottalowitz (19) 7—5 (17—4 — 28 — 5),
Z= (3) 7—6 (31—5 — 18—6).
Salzburg (6) 9-4 (26-3 — 27-4),
Z= (6) 25-6 (20-6— 1-7).
Senftenberg (7) 5-5 (20-4 — 13-5).
Taufers (2) 26-4 (17—4 — 6-5).
Troppau (3) 12—5 (6—5 — 15—5).
Wien (7) 21—4 (9-4 — 1 1 -5).
24. Colias 0.
Bei einigen Arten eine doppidte, bei den übrigen nur
eine Herbstgeneration.
169. l'dlaeno L. Juli, August.
Freistadt (1) 13-7.
15*
116
Karl FritscTi.
170. Fhicomene Scr. Juli, August. Alpen 3000' bis
7000' hoch.
Bozen ^=(1) 31-10.
Bregenz (1) 12—8.
C4astein (1) 20-7.
■ Innsbruck (1) 25 — 7.
171. Eyale L. Mai, Juli bis September.
Agram (3) (17 — 5—17 — 6).
Biala 2A = (6) 14— 7 (4-7 — 25-7),
2 = (7) 5—10(18—9 — 2-11).
Bregenz 2^ = (2) 11-8 (6-8 — 16-8).
Brunn (8) 1—5 (16—4 — 27-5),
2.1 = (8) 27-6 (11—6 - 28-7),
^=(,s) 26—10(13—10— 1 — 11).
Cilli (5) 4-5 (19-4 — 17-5),
Z=(\) 27—11.
Freistadt (2) (14-5 — 6-6),
1A = (2) 13—7 (4—7 — 23-7).
Gresten (4) 14-5 (9—5 — 20-5),
2A (3) = 16—7 (5—7 — 28-7).
Hausdorf (ö) 30-5 (10-5 — 26—6).
Iglau (4) 26—5 (20-5 — 2-6).
Iglö Z=(\) 9-10.
Innsbruck (4) 7-5 (23—4 — 21-5),
Z=(l) 16—11.
Kaschau (3) 1 1 -5 (4-5 — 22-5),
2^ = (1) 18-7.
Kessen (2) 20—5 (19—5 — 21-5).
Kirchdorf (9) (18 -5 — 7-11). '
Kremsier (6) 17—5 (3U 4 — 29-5),
2J = (1) 18-6.
Lemberg (2) (3—5 — 7-6).
Leutschau (8) 30-5 (18-5 — 8—6),
2yl==(l) 17-7.
Linz (6) 7-5 (9-4 — 25-5),
2^ = (.5) 17—7 (8-7 — 25-7).
Neutitschein (3) 17-5 (1—5 — 30-5),
2^ = (1) 14-7,
Z = (1)12-9.
Prag (8) 29—5 (27-4—16-6),
2^ = 29-7 (21—7 — 7-8),
^ = (2) (,26-8 — 26-9).
Rüsenau (5) "-'O- 5 (14—5 - 29—5),
2^ = (1) 9-7.
/^ = (2) 28-10(23-10 — 2—11).
1 Absoult früheste und späteste Erscheinung. Die Pha-
sen unbestimmt.
Kottalowitz (12) 27—5 (11— 5 — 8—6),
2^ = (6) 27-7 (3-7 — 11— 8),
^=(13) 23-9 (26-8 — 22-10).
Salzburg (4) 13—5 (25-4— 28—5),
2.4 = (7) 18—8 (1-8 — 29-8),
Z=(4) 14-10(30-9 — 7-11).
Senftenberg (4) 30— 5 (5— 5 — 18— 6),
2.1 =(4) 27-7 (23—7 — 7-8),
if=(2) 10-10(6—10 — 15-10).
Troppau (2) 22— 6 (13 — 6 — 1—7).
Wien (9) 15-5 (24-4 — 25—5),
2 J = (8) 22-7 (29-6 — 17-8),
^=(10) 14—10(28-9— 1-11).
Fliegt aurh im Juni , dann noch im October und selbst
November.
172. Myrmidone Esp. Mai und August.
Brunn (7) 16—5 (^5—5 — 31—5),
2.4 = (8) 21-7 (15-7 — 31-7),
Z=(8) 18-10(13—10— 1-11).
Budweis 2^ = (1) 7— 8.
Linz (1) 26—5.
Neutitschein (1) 13-6.
Wien (2) (18-5 — 26—6),
Z= (1) 17-10.
Fliegt auch im Juni, dann im September und October. (M.
s. Edusa.)
173. Edusa L. August, September.
An mehreren Stationen ist dieser Falter in zwei Genera-
tionen beobachtet worden, während er nach Heine-
mann nur eine hat. Dasselbe behauptet Herr Custos
Ritgenhofer. Hiernach raüsstcn Verwechslungen
mit dem vorigen vorgefallen sein, welche bei der gros-
sen Ähnlichkeit beider Arten, wenn der Falter nur im
Fluge beobachtet worden, leicht möglich sind. Gleich-
wohl kann ich solche Verwechslungen an einigen
Stationen nicht voraussetzen, an welchen anerkannt
gründliche Kenner der Schmetterlinge die Beobach-
tungen anstellten und auch O. Myrmidune beobachte-
ten. Ich nehme daher zwei Generationen an; wer sich
mit diesei' Annahme nicht befreunden kann, wolle die
nun folgenden Erscheinungszeiten als für beide Arten
vereint giltig' annehmen, und die Erscheinungszeiten
der ersten Generatioa zu C. Myrmidone ziehen . über
welche ohnehin aulfallund wenige Beobachtungen vor-
liegen.
Agram (2) 14-5 (12—5 — 17—5).
Biala (1) 8—5,
2A = (4) 14-7 (10-7 — 15-7),
if = (4) 8 - 10 (30 - 9 — 23 10).
Jährliche Periode der Insectenfatma von Österreich- JJnqarn.
(14—8 — 31-8),
117
-8),
-n
-11).
Bregenz 2A = (2) 22—
Brunn (3) 21—5 (16-5 — 24—5),
2^ = (1) ]-8,
^=(1) 28-9.
Freistadt 2^ = (2) 31 — 7 (27 — 7 — 4-
Gresten (1) 2— 6,
2A = (2) 17—7 (13—7 — 22-
Z= (1)21-10.
Hausdorf (3) 27-5 (22-5 — 30-5),
2A = (5) 19-7 (8—7 — 28
Z=(4) 24-10(12-10 — 2
St. Jakob (2) 22-5 (20—5 — 25-5),
/r= (2) (26-9 -24-10).
Innsbruck (1) 26—5.
Kaschau 2.4 = (1) 22-7.
Kessen Z = (1) 16—10.
Koriieuburg Z ^ (l) 1 — 11.
Linz (2) 26-5 (25-5 — 27-5),
2Ä = (1) 25—7.
Prag (1) 20-6,
2/1 = (4) 26—7 (9—7 — 13—8),
Z={2) 17-10(9-10 — 25-10).
Rosenau (2) 12—6 (7 — 6 — 18-6),
2^=^(1) 19-7.
Z = (2) 3-11 (2-11 — 5-11).
Rottalowitz (1) 23— 6,
2Ä == (5) 25-8 (4-8 — 31-8),
Z= (3) (4-9 — 25-10).
Salzburg (.3) 11—6 (1—6 — 17—6),
Z=(4) 1-11 (23-10 — 22—11).
Senftenberg (1) 18—5,
2A = (2) 7-8 (7-8 — 8—8).
Troppau (1) 20—6.
Trotzberg 2^= (1) 1 — 8.
Wien 2.4 =: (4) 23-7 (10-7 — 8-8),
Z= (8) 18-10 (2-10—1 — 11).
Schliesslich scheint es mir keinem Zweifel zu unterliegen,
dass dieser Falter wirklich zwei Generationen hat, und
sich daher die vorstehenden Beobachtungen auf O.
Edusa und lacht C. Myrmidone beziehen , obgleich
HeinemM nn nur für den letzreren zwei Generationen
anführt.
Unter den zahlreichen von mir bei Salzburg gefangenen
Exemplaren fand ich nicht eine einzige C. Myrmidone.
Auch der gründliche Kenner der hierortigen Schmet-
terlingsfauna, Herr Rechuungsrath J. Richter, hat
nie ein Exemplar im Freien liier gesehen, und vindioirt
dem Oolias Edusa ebenfalls zwei Generationen, i Die
' System. Verzeichn. der Schmetterlinge Salzburgs. S.34.
Flugzeit desselben beginnt schon in der zweiten Mai-
hälftc und dauert bis in den November.
174. Chrysotheme Esp. August.
Linz (1) 22—5.
Bei diesem scheint es sich mit der Flugzeit ähnlich wie
bei dem vorigen zu verhalten.
25. Gonoptet^yx Seh.
175. Uhamni L. März bis Mai, Juli bis October.
Admont (7) 5—4 (20—3 — 17—4).
Agram (3) (17—2 — 7—4),
ir= (1)24-10.
Altenbnrg (Ung.-) (2) 18-3 (17-3 — 20-3).
Bärn (10) 13-4 (1-4 — 2-5).
Baumgartenberg 3^ = (1) 27—8?.
Biala (10) 19—3 (9—2— 15—4),
2A = 19—7 (10-7 — 15-8),
Z = (7) 26—9 (18-9 — 30-9).
Bludenz (9) 22-3 (8—3 — 8-4),
2^ = (1) 10—8.
Bozen (4) 27—2 (15—2 — 10—3).
Bregenz (2) (6-2 - 15-3).
Brunn (10) 23—3 (15-3 — 5-4),
2A = (10) 26-6 (18-6 — 7-7),
Z=(9) 7-10(15-9— 18-10).
Budweis (3) (25-3 — 12-5).
Cilli (10) 1-3 (7-2 — 4-4).
Datscbitz (2) (22-3 — 18-4).
St. Florian (9) 18—3 (21 -2 — 8-4),
2A = 22-7 (16-7 — 28-7).
Freistadt (5) 2—4 (10-3 — 6-4),
2A = (2) 10-8 (8-8 — 12-8).
Gastein Z=(V) 4—10.
Gresten (4) 8—3 (18—2 — 24—3),
Z= (3) 8-7 (5-7 — 10-7).
Hausdorf (10) 12-3 (7-2 — 14-4),
2A = (3) 23—7 (17-7 — 2—8),
Z^(2) 9-9 (3-9 — 15-9).
Hermannstadt (3) 4—4 (20-3 - 14—4).
Hochwald (2) (17—2 — 22—3).
Iglau (5) 23-4 (7-4 —18—5).
St. Jakob (6) 21—3 (28—2 — 5-4),
2A = {V) 29-7,
Z=(l) 22—10.
Innsbruck (10) 17—3 (21—2 — 28—4).
Kalksburg (2) (2—3 — .30-3).
Kaschau (3) 17-4 (6-4 — 4-5).
118
Karl Frit>ich.
Kesipark (7) ] 1 -4 (27—3 — 2ß— 4).
Kessen (4) 24—3 (15—3 — 2—4),
2A = (4) 23-7 (14-7 — 3-8),
^=(1)21-9. ...D-, V
Kirchdorf (1 7) 21 —3 ( 1 1 -2 — 8—4),
' 2A = (14) 14—7 (6-6 — 5-8),
Z= (3) 16-9 (9-9 — 29-9).
Krakau (3) 7—4 (26—3 — 21—4).
Kremsier (4) 12—3 (9—2 — 8-4),
'2A = (2) 28—6 (24-6 — 2—7).
Kremsmünster (12) 8—3 (1-2— 18—4),
Z={1) 20-10.
Kronstadt (4) 25—3 (13—3 — 11—4),
Z=(l) 14-12.
Laibach (4) 16—3 (18—2 — 4—4).
Lemberg (4) 22-3 (4-3 — 3-4),
Z^{2) 10-10(6—10 — 14-10).
Lentschau (10) 28—3 (11—3 — 6—4).
Linz (11) 14-3 (13—2 — 9—4),
2^1 = (7) 7-7 (7-6— 17-7).
Melk (8) 15-3 (3-3 — 31-3).
Micheldorf (2) 1 -4 (26 -3 — 7—4).
Neusohl (4) 4-4 (23-3 — 20-4),
2.4 = (1)4-6.
Neutitschein (5) 25—3 (18—3 — 3—4),
2A = (3) 8-7 (29-6 - 14-7),
Z=(2) 10-4(4-10- 17-10).
Oberhaag (3) (14—1 —5-5).
Oberschützen (2) (26 — 2 — 1—4).
OraviczM (2) (16—2— 1—4).
Prag (13) 5-4 (25- 3 — 24-4),
2^ = (1)29-7,
^=(1)9-9.
Pressburg (3) 30-3 (22 -3 — 10—4).
Rekäs (3) 24—3 (22-3 — 26-3).
Rosenau (6) 21—3 (14—3 — 2—4),
2.4 = (6) 9—7 (30—6 — 22-7),
i^=(l) 2-11.
Rottalowitz (18) 26—3 (18-2 — 30—4),
•2A = (6) 12-7 (3-7 - 18-7),
^= (11) 14-9 (6-8 — 27-10).
Rzeszow (2) 10—4 (3—4 — 18—4).
Salzburg (6) 9-3 (26— 2 — 3-4),
2^ = (12) 13—7 (29-6 — 29-7),
^=(3) (18-9 — 5-11).
Schässburg (4) 27—3 (24—3 — 28—3).
Hchössl (2) 17-4 (16-4 - 19—4).
Senftenberg (11) 2—4 (15—3 — 19-4),
2.1 = (7) 14-7 (26— 6 — 28-7),
ir= (1)4-10.
Troppau (8) 30—3 (7-3 — 20—4),
2^ = (1) 16—8.
Wien (15) 28—3 (27-2— 26-4),
2Ä = (6) 15-7 (17—6 — 6-8),
if = (2) 25— 9 (22 - 9 — 20 — 9). /
Wilten (4) 6-4 (5-4 — 10-4),
2J =(4) (14-6 — 14-8),
Z = {\) 14-9.
Zvecevo (2) (25-2 — 6-5).
Fliegt in seltenen Fällen auch in den Wiutermonaten.
Es wäre nicht unmöglich, dass die läthselhaft frühen Er-
scheinungen von Pieris Brassicae und ('rataegi , welche
bei einigen Stationen vorkommen, auf die 9 von G.
Rhamni zu beziehen sein könnten.
vni. he8pi:ridae.
Bei einigen Arten zwei Generatk)uea
26. Syrichthus Bd.
176. Malvarum 0. Mai, Juli, August.
Agram (2) 22—5 (17—5 — 28-5).
Bregeuz (1) 16—5.
BrUun (3) 26—5 (20—5 — 2—6).
Budweis (1) 30- 4.
Linz (2) 15—5 (8-5 - 22—5).
Mistek (1) 14-5.
Prag (1) 22-5,
2^ = (1) 25-7.
Rosenau (4) 30—4.
Salzburg 2J = (1) 12-6,
Z={\) 19—9.
Trotzberg 2^1 = (1) 1-8.
Wien (4) 22-5 (10-5 — 2-6),
2^1 = (7) 26-7 (15-7 - 13-8),
Z={fy) 22-8 (9-8 — 3-9).
Kommt auch im Juni, d;iuu noch im September vor.
178. Lavaterae Esp. Juli, August.
Wien' (1) 7-6.
180>. Cartkami Hb. Sommer.
Bregenz (1) 10—5,
2.4 = (1) 14-8.
1 Bei Baden,
Jährh'cli' P/ rindi ,J<r Tnsectmfnunn von Östemirli- Ungarn.
ti!
Prag (2) 28-5 (21-5 — 5-6),
Z= (2) 24-6 (18-6 — 1-7.).
Senftenberg (1) 18—5.
Wien (5) 27—4 (14-4 — 12—5),
2^ = (1) 2-7,
Z={\) 26-8.
Zwei Generationen, die erste im April,
Juni beginnend.
die zweite im
182. Alveus Hb. Juli, August.
Brunn (1) 29—5.
Linz (2) 19-5 (13-5 - 2G-
AIso ebenfalls zwei Generationen.
-.5).
184. Alveolus Hb. April bis Juni und wieder im Juli
bis September.
Brunn (11) 5—5 (19—4— 19-5).
Gresten (4) 24—4 (13—4 — 7—5).
Hausdorf (1) 21-5.
Innsbruck (1) 9—4.
Kaschau (2) 17—5 (16—5— 19—5).
Kremsier (2) 22—5 (15—5 — 30-5).
Linz (2) (24-4 — 26—5).
Neutitschein (2) 24—5 (20-5 — 28—5),
Z={1) 17-9.
Prag (2) 24-5 (21-5 — 28-5),
Z={\) 20—9.
Rosenau (4) 30-4 (2^4-4 — 8—5).
ßottalowitz (5) 17—5 (21—4 — 5—6),
Z={\) 22-9.
Salzburg (2) 8-4 (3-4 — 13-4),
2^ = (3) 18-8 (8-8 — 28-8),
Z=(3) 7-10(28-9— 14-10).
Senftenberg (1) 16-5.
Täufers (1) 6-5.
Troppau (1) 1—5.
Wien (4) 20-4 (18-4 — 22-4),
2 J[ = (3) 27-7 (2-7 — 10-8),
Z= (2) 15-9 (7-9 - 24^9).
186. Sao Hb.
Sertorma 0. Mai, Juni.
Bregenz (1) 28-5.
187. Tages L. April bis Juni und wieder Ende Juli
Itis August.
Briinii (10) 29—4 (9—4— 18—5),
Z=(l) 6-9.
Frei.stadt (1) 30—5.
Gresten (2) 10-5 (6—5 — 15-5).
Innsbruck (3) 7-5 (23-4 — 21-5).
Kaschau (3) 3—5 (29—4 — 12—5).
Linz (3) 14-5 (27-4 — 22-5).
Neutitschein (3) 6—5 (27—4— 11—5),
2J. = (1)4-8,
Z= {1)21-9.
Prag (1) 18-5.
Rosenau (4) 10—5 (25—4 — 30—5),
2^ = (1) 18-7.
Salzburg (3) 10—5 (29—4 — 28—5).
Senftenberg (4) 18 — 5 (9-5 — 26-5).
Wien (4) 3-5 (21-4 — 24-5),
2^ = (2) 15-7 — 8—8).
Fliegt auch noch im September zuweilen.
28. Cyclopaedes Hb.
Steropes B.
Nur eine Generation.
189. Pamscus Sulz. Mai, Juni.
Freistadt (1) 7— 6.
Innsbruck (2) (23-4 — 21-5).
Linz (2) 19-5 (13—5 — 26-5).
Salzburg (3) 5—5 (30-4 — 9—5),
Z= (6) 12—6 (4-6 — 7-7).
Senftenberg (1) 25-5.
Wien (2) (30—4 — 22—5).
29. Hesperina Ltr.
Nur eine Generation.
191. Comma L. Juli, August.
Biala (7) 12-6 (4-6 — 20-6),
^=(6)21—8(12—8—25—8).
Bregenz 2r=(l) 14—8.
Brunn (10) 15-5 (5—5 — 30—5),
2A == 29-7 (23-7 — 4-8),
Z={4) 18—10(25-9 — 2—11).
Gresten (2) 12-6 (4—6 — 20—6),
2^ = 1-8.
St. Jakob 2Ä = (2) 13—7 (11-7 — 16—7),
^=(1)28-9.
Innsbruck (2) (6-6 — 6-7).
Easchau (.3) 29—6 (20-6 — 6-7).
Kirchdorf (10) 29— 6 (6-6 — 15-7).
Linz (1) 29 — 6.
120
Karl Fritsch.
NeutitHchein (2) 5—6,
2J = (1)20-8,
^=(1)3-10.
Prag (G) 25-7 (15-6 — 13-8),
Z= (4) 27-8 (12-8 — 16-9).
Bottalowitz (1) 29 — 5,
2^ = (2) 19-7 (14-7 — 25-7),
Z=(\) 19-8.
Salzbui-fT' (4) 1-6 (27-5—13-6),
Z= (9) 1-9 (20-8 — 11-9).
Senftenberg 2A = (3) 10-8.
Troppau (1) 6—7.
Wien (4) 24-6 (4-6 — 1-7),
Z= (7) 5—9 (19—8 — 23—9).
Kommt demnach schon im Mai und Juni vor, so weit die-
ser Falter nicht, mit dem ähnlichen H. Sylvanus vereint
beobachtet worden ist, welcher einen Monat früher er-
scheint. H. Comma fliegt auch noch im September und
October.
192. Sylvanus Sehn. Juni, Juli.
Innsbruck (1) 8—6.
Kaschau (1) 23-6.
Linz (1) 15-6.
Neutitschin (1) 12—6.
Rosenau (4) 20-6 (7-6 — 10-7).
Salzburg (5) 6—6 (7-5 — 23-6),
Z=(2) (25-7 — 12-9).
Senftenberg Z=(l) 7— 8.
Fliegt noch im August.
193. Acfaeon Esp. Juli, August.
Budweis (1) 24—7.
Prag (2) (23-6 — 21-7),
^=(2) (21— 8 — 28-10).
Rosenau (1) 18—6.
Trotzberg (1) 29—7.
Über das Vorkommen im September und October noch
weitere Beobachtungen abzuwarten.
1 Mit H. Sylvanus.
1114. Tliaumas Hin.
Linea 0. Juni, Juli.
Brunn (2) 9—6 (7--6 — 12—6).
Gre.sten (3) 25-6 (15—6 — 2-7).
Kaschau (1) 28—7.
Linz (1) 7 — 7.
Prag (4) 14-7 (5-7 — 21-7),
Z={1) 28-8.
Rosenau (1) 6 — 7.
Salzburg' (8) 1—7 (17—6 — 17—7),
Z={%) 24-7 (11-7 — 10-8).
Senftenberg (2) 12—7 (9-7 — 16-7),
Z={\) 14-8.
Wien (4) 4—7 (10—6 — 13—7),
Z= (2) 30-7 (28-7 — 31-7).
Fliegt auch noch im August, wenn nicht Verwechslun-
gen mit der sehr ähnlichen folgenden Art vorfielen.
195. Lineola Scr. Juli, August.
Brunn (3) 13—6 (7-6 — 25-6).
Hausdorf (1) 15-6.
Kaschau (2) 29—6 — 28—7).
Liuz (3) 3-7 (29-6 -- 7-7).
Mistek (1) 14— 5!.
Neutitscbein (1) 10—7,
Z={\) 2-10.
Rosenau (1) 6—7,
(1) 28-5.
Rottalowitz (8) 16—7 (3—7 — 29—7),
Z =■{:>) 23-8 (16—8 — 31—8).
Senftenberg (1) 24—6.
Wien (1) 28—6,
Z= (2) 15-7 (14-7 — 16-7).
Fliegt schon im Juni und auch noch im September zu-
weilen.
1 Vereint mit H. Lineola.
Acaciae 149
Äceris 54
Äclaenn 193
Adippe 60
Aegon 132
Aglaia 59
Alciphron 140
Nummern-Index der Arten.
Alcyone 45
Alexis 1 126
Alstis 105
Aiiteolus 184
Alreus 182
Amaryllis *6
Antiopa 92
Apollo 157
Arcania 6
Areas 106
Arethusa • . . . . 47
AryiohiS 112
Aryus 131
Arion HO
Jährliche PeriAxh dn- Insectenfauna vo7i ÖHterreicli-TJngarn.
121
Atalanta *91
Athalia 81
Afys 116
Aurinia 86
Battus 129
Bellargus 120
Betulae 152
Brassicae 162
Briseis 43
C. album 98
Camdlla 56
Gardamines 168
Cardui 91
Oarthami 180
Chrysotheme 107
Cinxia 79
Circe 51
C'omma 191
Cordula 49
Corydon 119
Crataegi 161
Cyllarvs 102
Cynthia 88
Dämon 113
Daphnie 111
DapUdice 166
Davvs 2
Dejaniia 17
Dia 72
Dictynna 85
Didyma 77
Diomedes 108
Dorilis 137
Dorylas 118
Ediisa 173
Egeria 16
Eros _ 122
Euphemus 109
Euphrosyne 74
Euridice 141
Euryale 30
Oalathea
Qorge
18
22
Hecate 75
Hermione . . 44
Uero 4
Hiera 14
Hippoihoe . 142
Hyale 171
Hyperanthus 8
Hypermnestra 156
Janira 9
Icarus 121
Ilia 52
JÜcts 150
Ino 67
Ja 93
Jolas 107
Iphis 3
Jris • (51)
Laionia 62
Lavaterae 178
Ugea 29
Lineola 195
Lucilla 55
Lucina 101
Lycaon 10
Machaon 155
Maera 13
Malvarum 176
Manto 25
Maturna 89
Medea 28
Medusa 39
Megaera 15
Melampus . ■ 35
Mnemosyne 159
Myrmidone 172
Napi .
Nerine
Niobe
164
20
61
Palaeno 169
Poles 69
Pamphilus 1
Pandora 64
Paniscus 115
Paphia 63
Parthenie 83
Phaedra 50
Pharte 34
PkicOmene 105
Phlaeas . . . . • 144
Phoebe 80
Podalirius 154
Polychloros 96
Populi 57
Pronoe 23
Prorsa 90
Pruni 151
Pyrrha 32
Bapae 133
Bhamni 175
Bubi 145
Sao 186
Satyrion 7
Selene 73
Semele 46
Semiaryus 103
Sibylla 57
Sinapis 160
Spini 147
Sylvanus 192
Tages 187
Thaumas 194
Thersainon .... 138
Thore 68
Tiresias 133
Trivia 78
ürtieae 9*
Virgaureae 143
W. album 97
Xanthomelas 95
Index der an den einzelnen Stationen beobachteten Arten.
lireite Länge Seehöhe(M.)
Admout.
47°35' 32° 8' 666 1. 9. 62. *91. 92. 93. 94.
96. 144. 152. 155. 161. 162. 168.
175.
Agraui.
45 49 33 39 154 16. 18. (51.) 58. 69. 62. 63.
86. 91. *91. 92. 93. 94. 96.
98. 121. 131. 152. 154. 155. 156.
161. 162. 163. 164. 168. 171. 173.
175. 176.
Denkschriften der mathem.-natnrw. Ol. XXXTX. Bd.
Bjreite Länge Seehübe(M.)
Alteiibüi'g (Ungarisch-).
47 52 34 56 125 175.
St. Andree.
46 47 32 58 — »91.
ArTarärallja.
49 15 37 1 489 92. 96. 154. 155. 162.
Bauia.
44 40 39 48 195 91. *91. l44.
16
122
49 48
48 15
49 58
47 49
Karl Fritsch.
Länge Seehöhe(M.)
Bärn.
35 6
552 1.
18. 59.
*91.
92.
93.
94
96.
142. 155.
161.
162.
175.
Baumgartenber^.
32 18
— 77.
90. 119.
Beiiisch.
137.
160.
164.
175
35 17
— 154.
Biala.
36 43
324 (51.)
58. 62.
63.
91.
*91.
92
93.
94. 96.
98.
112.
121.
131
144.
154. 155.
161.
162.
163.
168
171.
173. 175.
Bistritz.
191.
42 18
380 94.
47 49
Bleiberg.
46 37 31 20 891 168.
Bludeuz.
47 10 27 29 551 73. *91. 92. 93.
121. 145. 154. 155.
46 30 29 2 238
94. 96. 98.
157. 161. 162.
47 30 27 21 403
49 11 34 17 212
163.
164.
168.
175.
Bozen.
9.
49.
*91.
92.
94.
96.
98.
112.
154.
155.
157.
161.
163.
164.
168.
170.
175.
Bregenz.
13.
29.
30.
55.
56.
61.
63.
73.
86.
89.
*91.
93.
94.
95.
96.
98.
102.
103.
105.
110.
111.
112.
119.
120.
131.
133.
143.
144.
145.
147.
151.
154.
155.
157.
159.
164.
166.
168.
170.
171.
173.
17.5.
176.
180.
186.
191.
Briiiiii.
1.
3.
6.
8.
9.
10.
13.
15.
17.
18.
28.
39.
43.
44.
46.
47.
50.
51.
(51.)
52.
54.
57.
58.
59.
60.
61.
62.
63.
64.
72.
73.
74.
77.
79.
80.
81.
89.
90.
91.
*91.
92.
93.
94.
95.
96.
97.
98.
101.
102.
103.
111.
112.
113.
119.
120.
121.
126.
129.
131.
132.
133.
137.
141.
143.
144.
145.
147.
151.
152.
153.
154.
155.
156.
159.
160.
161.
162.
163.
164.
166.
168.
171.
172.
173.
175.
176.
182.
184.
187.
191.
194.
195.
Biulneis.
1.
52.
62.
*91.
92.
93.
94.
96.
98.
102.
107.
144.
155.
162.
168.
172.
175.
176.
193.
48 59 32 8 376
Bugganz.
48 21 36 21 566 *91. 96. 98. 143.
161. 166. 168.
145. 154. 159.
Breite Länge Se ehöhe(M.J
^'^ Cilli.
46 14 :)2 50 2
49 5 33
47
47 59
49 46
46 55
464
49 36 33 15 401
48 57 38 55 257 *91. 93. 161.
(51.) 62. *91.
92.
9.3.
94.
96
98. 120. 154.
155.
156.
162.
164
168. 171. 175.
Datschitz.
92. 94. 155.
161.
175.
Deiitschbrod.
98.
Eperies.
48 13 32 3
St. Florian,
299 *91. 92. 93.
164. 168. 175.
94.
96.
98.
162
Freistadt.
32
17
—
8.
9.
13.
18.
29.
51
(51.)
58.
61.
63.
79.
90.
*91
92.
93.
94.
96.
98.
101.
110
120.
141.
14.3.
144.
145.
154.
155
160.
164.
168.
169.
171.
173.
175
187.
189.
Gastein.
30
45
986
61.
68.
90.
*91
92.
93.
96.
108.
157.
160.
162.
170.
175
Gresten.
32
40
411
1.
2,
3.
8.
9.
i;i
15.
16.
17.
18.
28.
(51.)
58
59.
62.
63.
67.
72.
77.
81
85.
86.
90.
*91.
92.
93.
94
96.
98.
103.
105.
109.
110.
111
112.
118.
120.
121.
131.
137.
141
144.
145.
147.
152
154.
155.
157
159.
160.
161.
162.
164.
168.
171
173.
175.
184.
187.
191.
194.
Grodek.
41
16
-
*9
. 94.
Hausdorf.
31
58
924
6.
15.
18.
29.
39.
58
59.
62.
63.
73.
79.
91.
*91
92.
93.
94.
96.
98.
120.
121
143.
144.
145.
154.
155.
160.
161
162.
163.
164.
168.
171.
173.
175
184.
195.
Herniannstadt.
45 47 41 49 413 96. 162. 175.
Hochwald.
49 36 35 53 306 92. 93. 94. 175.
Hnsztli.
48 8 40 58 131 *91. 144.
St. Jakob.
46 50 31 54 1017 18. 29. 45. 59.
91. *91. 92. 93.
62.
94.
63.
96.
79.
98.
Jährliche Periode der Insectenfauna von Österreich-Ungarn.
las
49 24
47 51
47 16
47 20
47 43
48 8
48 43
49 8
47 10
47 57
Länge fc
eehöh
ä(MO
112.
120. 121.
143.
144.
145
155.
160. 161.
162.
164.
168
175
191.
Iglaii.
33
15
508
15
58. 59.
91.
*91.
92
94.
96. 98.
144.
154.
155
162.
164. 168.
Iglö.
175.
38
14
*91.
94. 121.
Iiinsbrack.
171.
28
59
552
I.
2. 7.
9.
10.
13.
16.
25. 28.
29.
34.
39.
56.
57. 59.
62.
63.
72.
74.
80. 85.
86.
90.
91.
92.
93. 94.
96
98.
101.
103.
105. 112.
119.
120.
121.
126.
143. 144.
145.
147.
154.
157.
161. 162.
163.
164.
168.
171.
173. 175.
184.
187.
189.
192.
St. Johann.
30
52
595
92.
93. 96.
Ischl.
31
16
456
92.
168.
93. 96.
Kalksbnrgr.
154.
155.
161.
33
54
257
*91.
168.
92. 93.
175.
Kaschau.
96.
154.
155.
38
55
212
1.
3. 8.
9.
13.
16.
39.
50. (51.)
52.
54.
59.
63.
72. 73.
91.
*91.
92.
94.
96. 98.
101.
102.
110.
112.
119. 120.
121.
129.
133.
143.
144. 145.
147.
149.
150.
154.
156. 159.
160.
161.
162.
164.
166. 168.
171.
173.
175.
187.
191. 192.
Kesmark.
194.
195.
38
9
622
25.
162.
*91. 92.
175.
Ketisen.
93.
94.
96.
30
4
627
*6.
62. 63.
64.
91.
*91.
93.
94. 96.
98.
121.
154.
157.
160. 161.
162.
163.
164.
171.
173.
Kirchdorf.
31
48
448
9.
IS. 39.
(51.)
52.
55.
63.
91. *91.
92.
93.
94.
98.
120. 131.
143.
145.
154.
157.
161. 162.
163.
164.
168.
175.
191.
154.
173.
93.
161.
15.
46.
73.
*91.
102.
122.
155.
170.
191.
162.
162.
18.
62.
93.
111.
137.
151.
163.
184.
159.
92.
155.
168.
62.
96.
155.
171.
Breite
Länge Seehöhe(M.)
Kornat.
46
41
30 34
1026
92.
155. 161.
162.
Korneubnrg.
48
21
34 0
203
*91.
94. 98.
Krakau.
164.
173.
50
4
37 37
216
92.
94. 175.
Kremsler.
49
18
35 3
205
1.
15. 16.
18.
28.
62.
72
73.
74. 90.
*91.
92.
93.
94
96.
97. 98.
101.
120.
121.
132
133.
144. 154.
155.
159.
161.
162
163.
164. 166.
168.
171.
175.
184
Kremsmiinster
48
3
31 48
384
92.
162.
93. 94.
164. 168.
Laibach.
96.
175.
98.
154.
155
46
3
32 10
287
*91.
92. 94.
Leibitz.
96.
175.
91.
92. 93.
Lemberg,
94.
96.
154.
49
50
41 42
283
62.
*91. 92.
93.
94.
96.
98
121.
154. 155.
161.
162.
164.
166.
171.
175.
Leutschaii.
49
1
38 19
524
29.
62. *91.
92.
93.
94.
96.
98.
154. 155.
161.
162.
163.
164.
168.
171. 175.
Lienz.
46 50 30 24 657 93. 96. 162.
Linz.
48 18 31 56 380'
1.
6.
8.
9.
15.
16.
18.
29.
51.
(51.),
57.
58.
61.
62.
63.
67.
72.
74.
77.
79.
81.
90.
91.
*91.
92.
93.
94.
96.
98.
102.
103.
105.
107.
109.
111.
112.
118.
119.
120.
121.
126.
131.
132.
133.
137.
141.
143.
144.
145.
147.
151.
152.
154.
155.
160.
161.
162.
163.
164.
168.
171.
172.
173.
174.
175.
176.
182.
184.
187.
189.
191.
192.
194.
195.
Martinsberg.
47 32 35 24 271 94.
Mediasch.
46 7 42 3 283 94.
Melk.
48 14 33 1 244 18. 52. 62.
94. 96. 98.
154. 155. 156.
' Theilweise 238.
91.
*91.
92.
93.
102.
129.
143.
145.
157.
168.
175.
16 =
124
Karl Fritsch.
Breite Länge Seehöhe(M.)
Micheldorf.
46 53 32 5 626 96. 161. 175.
49 40 36 3
Mistek.
61. 120. 145. 157. 176. 195.
Nensohl.
48 44 36 49 351 *91. 92. 93. 94.
144. 154. 155. 157.
175.
Neiistadtl (Rudolfswert).
45 48 32 50 184 92. 96. 154. 168.
Neatitschein.
49 35
96.
159.
98. 143.
161. 162.
48 48
46 41
35 42
294
1.
4.
8.
9.
13.
15.
16.
17.
18.
29.
43.
46.
(51.)
52.
57.
58.
59.
61.
62.
63.
64.
73.
74.
81.
91.
*91.
92.
93.
94.
95.
96.
97.
98.
101.
103.
HO.
111.
112.
119.
120.
121.
132.
141.
144.
145.
152;
153.
154.
155.
156.
157.
159.
160.
161.
162.
164.
166.
168.
171.
172.
175.
184.
187.
191.
192.
195.
Nikolsburg.
34 18
216
74
151.
166.
Oberhaag.
33 3
—
91.
*91.
92.
93.
94.
96.
144.
154.
155.
161.
166.
175.
Oberleitensdorf.
50 36 31 17 306 92. 93.
Obcrschiitzen.
47 18 33 56 361 *91. 93. 96. 155.
Ofen (Buda).
47 31 36 43 105 154.
Oravicza.
45 3 39 24 262 91. 166. 175.
St. Panl.
168. 175.
46 43
50
32 34 394 92. 93. 94.
162. 168.
Breite Länge Seehöh6(M.)
Pressburg.
48 8 34 44 146
*91. 92. 93.
94.
96.
156. 161. 162.
168.
175.
Rekäs.
45 44 39 18 —
62. 91. *91.
92.
94.
154. 161. 162.
168.
175.
Riva.
45 54 28 31 84 92. 96. 155.
161. 162.
48 36 38 13 366
1.
14.
44.
55.
72.
91.
Rosenau.
3. 6.
15.
46.
57.
74.
*91.
16.
50.
58.
75.
92.
103.
119.
137. 140.
150. 151.
159. 160.
168. 171.
192. 193.
Rottalowitz.
101. 102.
111. 112.
133.
147.
157.
166.
187.
8.
18.
51.
59.
77.
93.
105.
120.
142.
152.
161.
173.
194.
49 21 35 22 468
1.
46.
73.
94.
142. 143.
160. 161.
173.
9.
(51.)
79.
97.
144.
162. 163
175. 184. 191
51.
74.
96.
15.
59.
91.
98.
145.
50 3 39 40 214
Rzeszow.
94. 175.
46 27 31 11 790 *91.
Saifnitz.
92. 93.
Salzburg.
78.
94.
107.
121.
143.
153.
47 48 30 39 424
96. 154. 155. 161
32
201
Prag
•
1.
3.
9.
10.
15.
18.
28.
43.
46.
59.
62.
63.
72.
73.
77.
81.
91.
*91.
92.
93.
94.
96.
98.
109.
110.
112.
119.
120.
121.
144.
131.
145.
133.
151.
137.
152.
138.
154.
141.
155.
143.
160.
46 13
42 32
341
161.
162.
163.
164.
166.
168.
171.
173.
175.
176.
180.
184.
187.
191.
193.
194.
50 27
31 10
325
1.
14.
32.
60.
73.
90.
98.
109.
126.
147.
159. 160
15.
44.
61.
74.
91.
3.
16.
50.
62.
80.
*91.
16.
61.
*91.
164.
195.
162.
6.
17.
(51.)
63.
85.
92.
18.
57.
67.
86.
93.
101. 102. 103. 105.
110. 112. 118. 119.
171.
191.
132. 133.
150. 151.
161.
175.
173.
192. 194.
137.
152.
162.
176.
141.
154.
163.
184.
Schiissburg.
62. *91. 92. 93. 94.
154. 155. 151. 175.
Schössl.
92. 94. 96. 175.
98. 155.
96. 98.
10.
39.
9.
29.
(51.) 52,
60. 62
79.
96.
109.
129.
144.
154.
162. 163.
175. 176.
195.
18.
62.
92.
103. 119.
152. 154.
168.
9.
28-
58.
69.
88.
94.
106.
120.
144.
155.
164.
187.
96.
13.
43.
54.
63.
80.
98.
110.
132.
145.
155.
164.
184.
39.
63.
93.
120.
155.
171.
13.
29.
59.
72.
89.
96.
108.
121.
145.
157.
168.
189.
98.
Jährliche Periode der Insectcnfauna von Österreich-Ungarn.
125
Breite Länge S6ehöhe(M.)
Senftenberg.
50 5 34 7 419
1.
18.
63.
94.
2.
28.
73.
96.
119. 120.
143. 144.
162.
175.
194.
163.
180.
195.
8.
29.
74.
98.
121.
152.
164.
9.
57.
126.
154.
166.
184. 187.
Sereth.
47 58 43 44 340 93. 154.
Steyr.
48 3 32 5 289 63.
13.
58.
91. *91.
105. 110.
131.
155.
168.
189.
Tamsweg.
47 4 31 29 1014 *91. 92.
Taufers.
46 39 28 8 1240 1. 9. 62. 74. *91.
94. 96. 121. 144. 145.
162. 163. 168.
Troppaii.
49 56 35 34 257 (51.) 62. 91. *91. 92.
96. 98. 144. 153. 161.
171. 173. 175. 184. 191.
15.
59.
92.
112.
132.
160.
171.
191.
92.
152.
16.
62.
93.
113.
141.
161.
173.
192.
93.
157.
93. 94.
162. 168.
Breite Länge Seeliöhe(M.)
47 23 29 24
48 14 34 2 195
47 16
Trotzberg.
20.
34.
144.
1.
15.
47.
60.
77.
*91.
102.
120.
144.
156.
164.
176.
194.
29 3 587 18.
*91.
121.
22.
35.
147.
23.
66.
Wien.
3.
16.
50.
61.
78.
92.
105.
121.
145.
157.
1C6.
178.
195.
6.
18.
51.
62.
79.
93.
111.
131.
147.
159.
168.
180.
Wüten.
28. 39.
92. 93.
131. 143.
WUrmbach.
46 39 30 39 712 93.
Zvecero.
28.
69.
157. 173.
8.
43.
52.
63.
81.
94.
112.
132.
151.
160.
171.
184.
29. 30. 32.
108. 116. 137.
176. 193.
9.
44.
55.
73.
83.
96.
113.
137.
152.
161.
172.
187.
(51.)
94.
152.
10.
45.
56.
74.
90.
98.
118.
141.
154.
162.
173.
189.
13.
46.
59.
75.
91.
101.
119.
143.
155.
163.
175.
191.
62. 63. 91.
96. 98. 119.
162. 163. 175.
45 33 35 10 631 175.
B. Frequenz und Vertheilung im Laufe des Jahres.
Die ersten Versuche, die jälirliche Frequenz und Vertheilung der Lepidopteren zu ermittehi, reichen bis
auf jene Zeit zurück, zu welcher die Beobachtungen über die periodischen Erscheinungen der Insectcu über-
haupt beginnen, nämlich 1844 in Prag. Damals schon notirte ich das Vorkommen der Tagfalter täglich und
das ganze Jahr hindurch, gelegentlich meiner botanischen Excursionen. Schon 1850 veröffentlichte ich die
ersten Resultate dreijähriger Beobachtungen über die jährliche Vertheilung der „Papiliouiden",' welche die
monatliche und jährliche Frequenz von 45 Arten der Tagfalter, sowie die Dauer und Grenzen der Perioden
des Erscheinens ersichtlich machten.
Gleich nach meiner Übersiedlung nach Wien, welche im Herbste 1851 erfolgte, begann ich solche
Beobachtungen auch in dem dortigen botanischen Garten anzustellen und in den Jahrbüchern der k. k. Cen-
tral-Anstalt für Meteorologie zu veröffentlichen.
Die Einführung eines .Systems phänologischer Beobachtungen an den meteorologischen Stationen des
Reiches im J. 1853 hatte jedoch zur Folge, dass ich auch meine eigenen, in Wien angestellten Beobach-
tungen nach der für die übrigen Stationen entworfenen Anleitung ausführte und auf die Fixirung der Zeit-
punkte der ersten und letzten Erscheinung für jede neue Generation der Arten beschränkte.
Meine Beobachtungen waren daher eigentlich nicht mehr direct auf die jährliehe Frequenz der Arten,
sondern nur auf die Bestimmung der Erscheinungszeiten gerichtet. Mit der ersten standen sie nur insoferne in
1 Sitzungsber. der k. Akad. d. Wissenscli., matb.-uaturw. Cl., November-Heft 1850.
126 Karl Fritnah.
Beziehung, als die Bestininiuug der letzten Erscheinungszeiten es zweckmässig erscheinen Hess, schon einige
Zeit früher das Vorkommen der Arten, soweit dies möglich war, täglich zu notiren.
Da nun viele Arten in zwei Generationen vorkommen, von denen die zweite bald auf die erste folgt, so
umfassten meine Notirungen einen ziemlich beträchtlichen Theil der Periode des Erscheinens. Seltenere Arten
wurden ohnehin während der ganzen Erscheinnngszeit angemerkt. Freilich sind die Beobachtungen hierüber
zur Darstellung des jährlichen Ganges der Frequenz nur minder geeignet. Aber es sind nicht wenige, auch
nicht seltene Arten, welche ich immer sammelte, weil ich sie erst nach näherer Untersuchung zu Hause,
erkennen konnte. Für diese erhielt ich ebenfalls richtige Frequenzzahlen.
Von 1855 an beschränkte ich meine Beobachtungen in Wien nicht mehr auf den botanischen Garten,
sondern stellte dieselben auf Excursionen in allen Richtungen und mitunter in ziemlich grosser Entfernung
(bis Baden) an. Was ich hiedurch an Arten gewann, die im Wiener botanischen Garten nicht vorkommen,
büsste ich wieder an Genauigkeit der Beobachtungen ein. Es wäre zweckmässig gewesen, die Beobachtungen
nach den Excursionsorten zu sondern, da hiernach auch die Faunen variiren. Die zu grosse Zersplitterung des
Beobachtungsmateriales , welche dann nicht zu vermeiden gewesen wäre, Hess eine solche Trennung aber
nicht zweckmässig erscheinen, da selbst aHe Beobachtungen zusammen sich nicht immer zur Darstellung
des jährHcheii Ganges der Frequenz einzelner Arten, ausreichend erwiesen.
Die Wiener Beobachtungen umfassen zwar die Jahrgänge 1852 bis 1871, also 20 Jahre. Von 1852 bis
1854 wurden sie aber nur im botanischen Garten angestellt, und von 1864 bis 1871 nur in den Frühlings-
monaten,* da ich den Sommer immer in Salzburg zubrachte. Vom J. 1863 fehlen sie ganz, da ich als provi-
sorischer Director der k. k. Central- Anstalt für Meteorologie zu den phänologischen Beobachtungen nicht die
nöthige Müsse fand.
Es schien mir daher gerathen, zur Darstellung des jährlichen Ganges der Frequenz nur die achtjährigen
Beobachtungen 1855 bis 1862 zu verwenden.
In Salzburg begannen meine Beobachtungen, wie bereits erwähnt, im J. 1864, bHeben aber bis 1871 auf
die Sommermonate beschränkt. Erst von nun an konnte ich meine Beobachtungen über das ganze Jahr aus-
dehnen, da sich mein Aufenthalt in einen dauernden verwandelt hatte. Aber schon im J. 1875 wurde ich
durch eine hartnäckige Krankheit zur Einstellung der Beobachtungen gezwungen und konnte sie auch später
nie mehr in der früheren Ausdehnung fortsetzen. Sie blieben fragmentarisch, und ohne die eifrige und kundige
Unterstützung von Seite meines Sohnes Karl Fritsch hätte ich sie ganz aufgeben müssen.
Da jedoch die Beobachtungen auf die nahe Umgebung von Salzburg beschränkt blieben, ein regelmäs-
siger Wechsel der Excursionsorte stattfand und, nach ZuUiss der Witterung, wenigstens bis 1S75 täglich
Notirungen der Erscheinungen vorgenommen worden sind, und ich überdies bis 1871 auf dem Lande wohnte,
so sind die Beobachtungen viel reichhaltiger als die in Wien angestellten.
Die Frequenzzahlcn wurden aus der ganzen Beobachtungsreihe von 1864 bis 1877 einschiesslich ab-
geleitet. Fast in keinem Monate aber umfassen die Beobachtungen aus den augeführten Gründen den
ganzen Zeitraum,
im Jänner
5
im Mai
5
im September 7
„ Feliruar
5
„ Juni
9
„ October 5
„ März
5
„ Juli
12
„ November 5
„ April
5
„ August
13
„ December 5 Jahre
Das angeschlossene Register macht für alle beobachteten Arten, welche in derselben systematischen
Orduinig, wie im ersten Abschnitte (Aj angeführt sind, in jedem Monate die Anzahl der Tage (in Decimalen)
ersichtlich, au welchen die Arten durchschnittlich in einem Jahre beobachtet worden sind. Es ist nicht zu
1 Und wieder grösstentheils nur iui botanischen Garten.
JäJirliche Pn-inrie der Insecfenfaunn von Öaterreinh-Z^ngarn. 127
leugnen , dass der jährliche Gang dieser Frequenzzahlen nicht selten Anomalien zeigt, die in einer grösseren
Beohachtungsreihe, sei es, dass die Beobachtungen länger fortgesetzt oder intensiver angestellt worden
wären, verschwinden würden, insbesondere wenn man sich nicht darauf beschränken würde, die Beobach-
tungen blos um die Zeit der ersten und letzten Erscheinungen anzustellen. Jene Frequeiizzahlen, welche die
erwähnten Anomalien des jährlichen Ganges zeigen, stehen über einem Minus-Zeichen.
Wie aus den Frequenzzahlen der Arten (Tab. I und IV) jene für die Gattungen (Tab. II und V) und
Familien (Tab. III und VI) abgeleitet worden sind, ist aus den früheren Theileu meiner Arl)eit bekannt.
Für die Familien sind die Frequenzzahlen auch in Pcrcenten der Jaiiressummen ersichtlich, behufs der
graphischen Darstellungen auf Taf II l)is IV. Zu allen dersell)en dienten die Tab. Ilf und VI.
Ausser der Frequenz ist auch die jährliche Vertheiinng der Artenzahl der einzelnen Familien von Monat
zu Monat in besonderen Tabellen (Tab. VII und VIII) ersichtlich. Man ersieht daraus, wie viele Arten in
jedem Monate vorkommen, ohne Rücksicht, ob ein Theil derselben in frühereu Monaten bereits vorgekommen
ist oder nicht.
Die Vergleichung einiger Ergebnisse zwischen Wien und Salzburg dürfte von Interesse sein.
1. Frequenz.
a) Jähr liebes Vorherrschen und E])oche desselben.
Aus Tab. III ist ersichtlich, dass in Wien in den drei Wintermonaten keine Falter vorgekommen sind,
während in Salzburg solche aus der Familie der ISlymphalidae und selbst J'ieridae verzeichnet sind. (Tab. VI.)
Dies erklärt sich einerseits durch die kräftigere Insolation in Salzburg bei klarer und ruhiger Luft, anderer-
seits durch die Exposition der Beobachtungsorte gegen Süd.
An beiden Orten sind die meisten Tagfalter im Juli vorgekommen,' bis zu welchem Monate eine Ver-
mehrung vom ersten Frühjahre (Februar oder März) und eine Verminderung bis um die Mitte des Herbstes
(Anfangs November) stnttfiudet.
Dieselben Ursachen, welche im Frühjahre das frühere Erscheinen der Falter in Salzburg bedingen, ziehen
die Erscheinungen im Herbste hier auch länger hinaus, wie sich aus den grösseren Frequenzzahlen an dieser
Station ergiht. Nyruphalidae , I'olyommat.idae und l'ieridae konnnen an beiden Stationen noch im November
vor, wenn auch in Salzburg viel zahlreicher — Hesperidae, freilich sehr selten — nur in Salzburg.
Im Mai zeigt sich in Wien eine erhebliche Depression der Frequenz, welche in Salzburg nur an dem
bedeutend verminderten Zunehmen zu erkennen ist.
a. Famili en.
Die jährlichen Frequenzzahlen stehen bei allen Familien im Verhältnisse W: S = 1 :2, nur die Nym-
phalidae wie 1 : 3. Man kann hieraus schliessen, dass es in Salzburg doj)pelt oder dreifach so viel Tag-
schmetterlinge als in Wien gibt, aber ebenso gut, dass in diesem Verhältnisse mehr Beobachtungen angestellt
worden sind.
Die Mehrzahl der Familien hat zwei Maxima der Frequenz, das dritte, welches bei einzelnen im Herbste
vorkommt, dürfte nur auf Rechnung der Beobachtungsmethode zu setzen sein (letzte Erscheinung).
Nympkalidae, Eiiuitidae und l'ieridae zeigen die beiden Maxima übereinstinmiend au beiden Stationen
im April oder Mai und Juni oder Juli.
Folyommattdae haben in Wien zwei Maxima, ebenfalls im Mai und Juli, in Salzburg nur eines, im Juli.
Da das erste in Wien nur wenig hervortritt, so ist wohl nur ein Maximum für diese Familie anzunehmen,
sowie für die Satyndae, welche es ebenfalls an beiden Stationen im Juli erreichen.
Hesperidae haben in Wien ebenfalls zwei Maxima und in denselben Monaten, wie die Übrigen Familien ;
in Salzburg ist das zweite kaum angedeutet, und auch erst im August, also später als bei irgend einer anderen
Familie.
Das grössere Maximum zu Salzburg im .September ist durch die Beobaehtungsmethode künstücli hervorgerufen.
128
Karl Fritsch.
Das sommerliche Minimum, welches beide Maxima trennt, lallt bei allen Familien und an beiden Sta-
tionen in den Mai oder Juni.
ß. Gattungen.
Von den Gattungen haben die grössten jährlichen Frequenzzahlen, kommen somit im Allgemeinen am
häufigsten vor (Tab. II und V) in Wien : Vanessa, Vieris, Polyommatus A., Coeno7iympha, Argynnis, Colias
u. s. w. ; in Salzburg: Vanessa, Argynnis, Pieris, Polyommatus A., Colias, Epi?iej)kele, Gonopteryx, Ere-
hia, Coe7ionympha u. S. w.
Da die Gattungen hier nach ihrer Frequenz geordnet sind, beginnend mit der grössten, so sieht man,
dass Salzburg 5 Gattungen von sechs, welche in Wien die frequentesten sind, mit Wien gemeinsam hat.
Man sollte glauben, dass der jährliche Gang der Frequenz bei diesen Gattungen an den beiden Stationen
übereinstimme. Dieses ist aber nur theihveise der Fall. Wir wollen von dem III. Maximum absehen, welches
sich in Wien bei der Mehrzahl derselben neben dem I. und II. Maximum zeigt, und in Salzburg bei der Mehr-
zahl dieser Gattungen ausser der Verbindung mit einem I. oder U. Maximum vorkommt, und nur die Monate
der beiden letzteren allein vergleichen.
Bei Vanessa fällt das I. Maximum an beiden Stationen in den April, das II. in Wien auf den Juni und
fehlt in Salzburg.
Bei Pieris zeigt sich au beiden Stationen Übereinstimmung, I. Maximum im April, II. Maximum im Juni.
Polyomjnatus A. hat in Wien zwei Maxima im Mai und Juli, in Salzburg nur eines, im Juli.
Ebenso verhält es sich hei Argynnis, die Maxima treten jedoch in Wien um einen Monat später ein.
In Salzburg fällt das Maximum auf den Juni.
Colias hat in Wien zwei Maxima im Mai und Juli, nur eines in Salzburg im Juni.
Da die Salzburger Beobachtuugen, wie bereits angedeutet worden ist, aus verschiedenen Gründen den
Vorzug vor den Wiener Beobachtuugen verdienen, so sind die Ergebnisse der letzteren nur für Pieris
unzweifelhaft, für welche Gattung an beiden Stationen Übereinstimmung besteht. Sehen wir diese als das
Kriteriou an, so können wir noch für folgende Gattungen die Epoche des I. oder II. Maximum als sicher
ermittelt annehmen.
Nur ein Maximum:
Ilipparckia im Juni (Juli),
Satyrus „ August (Juli),
Apatura „ Juni (Juli),
Limenitis „ „ „
Melitaea „ Juli (Juni),
Nemeobius im Mai,
Doritis „ „ (Juni),
Apo7-ia „ Juni (Juli),
Hesperia
Juli.
Zwei Maxima:
Leucophasia im April und Juli (August).
Aus dem regelmässigen Gange der Frequenzzahlen in Salzburg können wir mit Rücksicht auf die
grössere Genauigkeit der Beobachtungen noch bei folgenden Gattungen mit ziemlicher Sicherheit auf die
Epochen der Maxima schliessen.
Nur ein Maximum:
Erebia im Juli,
Gyclopaedes im Mai.
Coenonympha im Juli,
Pararga „ Juni,
Mamola n Juli,
Zwei Maxima.
Polyommatus A. im Juni und August,
Thecla _ _ „
Papilio im April uud Juni,
Gonopteryx im März und August.
Jährliche Periode de.
Die häufigsten Arten sind njioii den jäh
lu Wien.
Vieris NapiuwA Rapae,
„ Brassicae,
Coenonympha Pamphilus,
Colias Hyale,
Polyommatus Icarus,
Vanessa Polychloros,
„ Urticae,
iArgynnis Latonia,
(Pieris Daplidice,
i Vanessa Atalanta,
( „ C. album,
Polyommatus Aegon.
• Insectenfauna von Öaterrtich- Ungarn.
7. Arten.
liehen Frequenzzahlen (Tab. I und IV).
In Salzburg.
Pieris Nap)i und Mapae,
Oonopteryx Rhamni,
! Vanessa Atalantha,
Colias Edusa,
! Vanessa Urticae,
Polyommnatus Icarus,
Epinephele Janira,
Vanessa Ja,
Argynnis Latonia,
Colias Uyale,
Vanessa C. album,
Leucophasia Sinapis.
129
Etwa die Hälfte der frequentesten Arten haben beide Stationen gemeinsam, in der anderen Hälfte der
gemeinsten Arten sind die Faunen verschieden. Für Wien sind charakteristiscii: Pieris Brassicae, Coeno-
nympha Pamphilus , Vanessa Polychloros , V. Urticae, Pieris Daplidice, Polyommatus Aegon; für Salzburg:
Gonopteryx Rhamni, Colias Edusa, Epinephele Janira, Vanessa Jo, Leucophasia Sinapis.
Alle diese Arten gehören jedoch auch an der anderen Station zu den nichts weniger als seltenen, Pieris
DajJidice ausgenommen, in Salzburg.
An der Hand der genaueren Beobachtungen von Salzburg lassen sich nach dem regelmässigen Gange der
Frequenzzahlen die Epochen der Maxima des Erscheinens für folgende Arten bestimmen.
Nur ein Maximum haben:
(Die mit * bezeichneten Arten haben nach anderweitigen Beobachtungen zwei Maxima.)
Coen07iympha Arcania im Juli,
*Pararga Maera
!)
Juni,
Maniola Deja7ura
))
Juli,
Hipparchia Galathea
)?
11
Erebia Medea
H
August,
„ Ligea
!1
Juli,
Satyr US Phaedra
))
)7
Apatura Iris
n
T)
Limenitis Sibylla
n
;?
Argynnis Aglaja
n
)7
„ Adippe
)i
))
„ Paphia
»
August,
„ Ino
TT
Juni,
* ,. Euphrosine
TT
n
Melitaea Athalia
im Juni,
„ Dicttjnna
)I T)
„ AuriJiia
n ))
Melitaea Malur?ia
n n
* Vanessa Prorsa^
V J'ili,
Nemeobius Lucina
, Mai,
*Polyommatus Semiargus „ Juli,
* „ Als US
„ Mai,
„ Areas
„ Juli,
„ Arion
» n
„ Corydon
n ))
„ Euridice
„ Juni,
Thecla Spini
„ Juli,
„ Pruni
,, Juni.
1 Ohne Yav. V. P. Levana
Denkschriften der mathem.-uaturw. Cl. XXXIX- Bd.
.17
]30 Karl Fr it. 'ich.
*Pa2)äw Podali'rius im Juni,
Doritis Apollo „ Juli,
„ Mnemosyne ,, Juni,
*Syrichthus Tages ,, Mai,
Cyclofaedes Faniscus im Mai,
_. . iT/iaumas) . ,.
Hesperia { -,. . , ? „ Juli.
( Lmeola )
Zwei Maxima haben :
Vanessa PolycMoros im März und Juli,
T'olyommatus Aegon „ Mai „ „
„ Doräis „ „ „ August,
„ Vhlaeas „ Juni „ „
Papülo Machaoti im Apvil und August,
Leucophasia. Si'tiapis
)) n
Gonopteryx Rhanini „ März
Mehrere der iiii'iher gehörigen Arten schloss ich aus, wenn das zweite Maximum sich später als im
August zeigte, oder ein drittes Maximum nocli im Herbste vorkam, da mit Recht anzunehmen ist, dass ein
solches durch die Methode, die Zeit der letzten Erscheinung zu bestimmen, künstlich hervorgerufen
worden ist.
Mit den hier mitgetheilten Epochen der Maxima sollten die Zeitangaben in den Faunen iibeieinstimmeu,
wenn ich auch nicht glaube, dass .ille meine Angaben als endgiltige anzusehen sind — so weit wenigstens,
als ihnen ausreichende Beobachtungen nicht immer zu Grunde liegen.
-'Ö"-
bj Vorherrschen in den verschiedenen Monaten,
a. Der Familiea.
Im März herrschen in Wien und Salzburg die Nymphalidae vor den übrigen Familien.
Im April treten hiezu in zweiter Linie die l'ieridae.
Im Mai erlangen in Wien die l'ieridae den ersten Platz, an den zweiten sind in Wien die Satyridae
gelangt, während sich in .Salzburg die Nymphalidae und Pieridae wie im April behaupten; den dritten Platz
nehmen übereinstimmend Polyommatidae ein.
Im Juni herrschen wieder übereinstimmend an beiden Orten Nijmphalidae, Pieridae und Satyridae.
Im Juli in \\'ien: Satyridae, (Pieridae), Polyommatidae, Nymphalidae; in .Salzburg: Satyridae, Nym-
phalidae, Polyommatidne, l'ieridae, also wieder alle gemeinsam, nur in anderer Ordnung.
Im August in Wien: Satyridae und Polyommatidae; in Salzburg: Satyridae, Nymjiha/idae, dann lolgen
noch l'ieridae vor den Polyommatidae.
Im September in Wien: Satyridae, (PolyomynatidaeJ, Pieridae; in Salzburg: Nymphalidae, l'ieridae,
Satyridae, Polyommatidae.
Im October wieder ganz übereinstimmend an beiden Orten l'ieridae und Nymphalidae.
Der periodische Wecthsel der herrschenden Familien ist in Wien und Salzburg von Monat zu Monat nahezu
derselbe, erhebliche Differenzen bewirken nur die Nymphalidae in .Salzburg, und zwar in den Monaten Mni,
August und September, in welchen sie hier ein grosses Übergewicht erlangen, welches sie, wie wir bereits
gesehen haben, auch im ganzen Jahre behaupten.
ß. Gattiiiigo n.
März: Vanessa an beiden Stationen.
April: Ebenso, in zweiter Linie Vieris.
Mai: Pieris, (Tolyommatus A.) in Wien; Vanessa und Polyoinmatus yl. in Salzburg.
Juni: Vanessa, Pieris und Argynnis in Wien; Argynnis, Vanessa, und Melitaea in .Salzburg.
Juli: l'iilyonimntus A-, Pieris und Coenonympha in Wien; l'olyommatus A., Erebia, Argynnis,
(Vanessa) in Salzburg.
August: Polyommatus A., Pieris, fSaf.yrii.sJ in Wien ; Argynnis, Vanessa, 7?/>/«^y^/<cZe in Salzburg.
September: l'olyommatus A., Pieris, Vanessa in Wien; Vanessa, Pieris, Argynnis in Salzburg.
October: Colias, Vanessa, (PierisJ u\ WWm; Vanessa, (Jolias und l'ieris in Salzburg.
./(ihrliche Prrincle der Insecfoifauna von Öaterreicli-Uiig
am.
131
liei den Gatluiig'cn liiulcn wir alsd nur iiocli im FiüliJMbrc (Miirz, Aiiril) niid Herbste (October) Überein-
stimnunig der herrsebeuden Gattungen an beiden Stationen, im Sommer und den ungren/.cnden Tbeilen des
Frlilijabres und Herbstes nur eine tbeilweise, ja selbst gar keine (August).
7. Arten.
März: Vanessa TolycMoros, V. Urticae und Gonopteryx Ä/?«»m«' an beiden Orten, in Sal/.burg jedoeb
V. Urticae bäutiger als l'olychloros.
April: A. Pieris Najn mit Rapae, V. Antiopa, (V. Urticae und V. C. alhumj in Wien; Pieris Oarda-
mines, Vanessa Jo und Pieris Napi mit Rapae in Salzburg.
Mai : Coenonympha Pamphilus, Colias Hyale, Polyommatus Icarus, Pieris Brassicae in Wien ; Gonop-
teryx Rhamni, Polyommatus Dorilis, Vanessa Jo, Argynnis Euphrosi^ie, Pieris Cardamines,
Cyclopaedes Paniscus in Salzburg.
Juni: Pieris Crataegi, Hipparchia Galathea, ('Vanessa Urticae), Vanessa Polychloros in Wien; Pieris
Cardamines, Gonopteryx Rhamni, Papilio Podalirius, Melitaea Maturna in Salzburg.
Juli: Coenonympha Pamphilus, Colias Hyale, Polyommatus Icarus, (Pieris Prnssicae) in Wien;
Hipparchia Galathea, Pieris Crataegi, Coenonympha Arcania in Salzburg.
August: Polyommatus Corydon, I'. Bellargus, Pieris Daplidice, Epinephele Janira, in Wien; Peucophasia
Sinapis, Epinephele Hy per anthus , Erehia Medea, Epinephele J aiiira , Argynnis Pophin in
'Salzburg.
September: Coenonympha Pampihilus mWien; Vanessa Atalanta, Epinephele Janira, Polyommatus Icarus
in Salzburg.
October: Pieris Najnvaxi P. Rapae, Vanessa Atalanta, Colias Hyale in Wien; Pieris Napi \mi P. Rapae,
Colias Edusa, Vanessa Atalanta in Salzburg.
In Beziehung auf die herrschenden Arten besteht nur noch im März last vollständige und im October
grösstentheils Übereinstimmung; in allen übrigen Monaten, April und August ausgenommen, in welchen
Monaten eine Art gemeinsam ist, sind alle herrschenden Arten andere in Wien als in Salzburg.
Es ist jedoch zu bemerken, dass die eben angetührten Arten nicht als endgiltig festgestellt bctraciitet
werden können. Jene Monate, in welche die letzte Erscheinung einer Art fällt, weisen, wie schon angedeutet
worden ist, verbältnissmässig zu grosse Frequenzzahlen aus und können diese Arten daher als herrschend
erscheinen, ohne dass sie es wirklich sind.
Im Allgemeinen wird jedoch die Vergleichung der Verhältnisse an beiden Stationen hiedurch nicht
wesentlich berührt, da die Erscheinungszeiten in der Regel an beiden Stationen in dieselben Monate fallen ;
auch bei exacteren Beobachtungen dürfte sich in der Folge eine älinliche geringe Ubereinstimn)ung der
herrschenden Arten herausstellen — wenn auch theiiweise oder grösstentheils andere Arten in den einzelnen
Monaten das Übergewicht erlangen würden.
2. Vertheilung.
Von der Gesammtzahl der beobachteten Arten sind die meisten, sowohl in Wien als Salzburg, im Juli
vorgekommen, dort 68, hier sogar 83 Proc. von allen. Von März bis Juli nimmt die Zahl der in gleichen
Monaten vorkonmienden Arten an beiden Stationen regelmässig zu, und von da bis in November ebenso
regelmässig wieder ab.
Bei den einzelnen Familien tritt die jährliche Vertheilung nicht so entschieden hervor, weil sie durch
weit weniger Arten repräsentirt sind und sich daher der periodische Wechsel der Arten noch zu stark
geltend macht.
it*
132
Karl Fritsch.
Tab. I.
Wien.
Frequenz der Arten.
Art
Jänn.
Febr.
März
April
Mai
Juni
Juli Aug.
Sept.
Oct.
Nov.
I. SATYRIDAE.
1. Coenonympha Hb.
1. Famphilus L. . . .
3. Iphis F
Areania L.
Epi'nephele Hb.
8. Uyperanthus L.
9. Janira L. * . .
10. Lycaon Rtb.2
3. Pararga Hb.
13. Maera L.
15. Megaera L.
16. Egeria L. .
5. Hipparchia F.
18. Oalathea L.
6.
Erebia B d.
28. Medea V. )
39. Medusa V. )
Satyrus L a t r.
43. Briseis L. .
44. Hermione L.
45. Älcyone V.
46. Semele L. .
47. Arethusa V.
50. Phaedra L. .
51. CiVee F. . .
II. NYMPHALIDAE.
9. Apatura F.
52. Uta V.
10. Neptis F.
55. Lucilla F. .
1 1 . Limeyiiiis F.
56. Oamilla F. .
12. Argynnis F.
59. Aglaja L. . .
60. Adippe L. . .
61. Niobe L. . . .
62. Latonia L. . .
6.i. Paphia L. . .
73. Selene V. . .
74. Euphrosyne L.
75. Hecate V. . .
13. Melitaea F.
77. Didyma Esp.
78. Trjom V. .
79. C'tn.rm L. . .
81. Alhalia Ktb. .
83. Parthenie Bk.
1 Wahrscheinlieh nur 9 •
- Wahrscheinlich grösstentheils (^ von £. Jcvnira.
21
4
14
16
8
4
3
10
6
11
3
11
Jährliche Periode der Inserfenfauna von Östirreich- Ungarn.
Art
Jänn.
14. Vanessa F.
90. Prorsa L
91. Cardui L
*91. Alalanta L. . . .
92. Anfiopa L
93. .To L
94. Vrlicae L
96. Polychloros L. . ,
98. 0. klimm L. . . .
IV. ERYCINIDAE.
16. Nemeohius Stph.
101. Lucina H
V. POLYOMMA'I'IDAE.
17. Polynmmatus Latr.
(A. Lyeaena Bsd.)
102. Gyllarus Hfn
105. Ahus, F
111. Daphnis V ,
112. Argiolus L ,
113. Dämon F ,
118. Dorylas V ,
119. Corydon Scp. ...
120. Bellargus Rtb
121. Icarus Rtb
131. Argus L. '
132. Aegon V
(B. Polyomniatus Bd.)
137. Doril/s II fn
141. Euridiee Rtb
143. Yirgaureae L
144. Phlaeas L
18. Thecla
14.5. Puhi L. .
147. Rpini V. .
151. Pruni L.
152. Befulae L.
VI. EQUITIDAE.
19. Papilla L.
154. Podalirius L.
155. Machaon L.
20. Thais F.
156. Hypernmestra Scp.
21. DonW« F.
157. Apollo L.
159. Mnemosyne L. . .
VII. PIERIDAE.
22. Leucophasia Stph.
160. Sinapis L
23. Pieris Ltr.
(A. Aporia Hb.)
161. Crataegi L
Febr.
März
April
1
3
11
21
3
1
1
1
19
13
19
14
19
10
1 Das Vorkommen im April zweifelhaft.
Mai
1
1
1
1
14
3
9
Juni 1 Juli
1
14
II
6
21
1
5
1
13
4
11
10
Aut
Sept
15
14
5
Oct. Nov.
15
11
1
Dec.
133
Jahr
31
42
21
23
51
53
42
4
1
6
7
3
25
30
55
18
39
5
3
7
12
15
3
11
26
35
27
134
Karl Fr it seil.
Art
Jänn. Febr.
März
April
Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Oct. Nov.
Dec.
Jahr
(B. Pieris L.)
162. Brassicae L. .
163. Ma-pne L. ^
164. Naf) L. j ■ ■
166. DapUdice L. .
168. Cardamines L.
24. Colias 0.
171. nyale L. , . .
172. Myrmidone Esp.
173. Edusa L. . . .
25. Gonopteryx Lch.
17.'). Rhainni L. .
VIII. HESPERIDAE.
26. Hyrichthus Bd.
176. Malvanim 0
178. Lavaterae Esp. . .
180. Carthami Hb. . . .
184. Alveolus Hb
187. Tages L
28. Cyclopaedes Hb.
189. Paniscus Sulz.
29. Hesperia Ltr.
191. Comma L. . .
194. Thanmas Hfn.
195. Lineola S C r. .
14
24
8
10
11
13
4
4
9
15
1
13
10
14
8
j4
11
3 i
9
18
1
14
4
11
67
87
43
19
61
9
24
30
23
1
10
19
6
19
10
4
Tab. II.
Frequenz der Gattungen.
Gattung
Jiinn.
Febr.
März
April
Mai
Juni Juli
Aug.
Sept.
Oct.
Nov. Dec.
Jahr
I. SATYRIDAE.
1. Ooenonympha Hb. . . .
2. Epinepliele Hb
3. Pararga Hb
5. LLifparchia F
6. Erehia Bd
8. Salyrus L
II. NYMPllALIDAE.
9. Apatusa F
10. Nepth F
11. himenitis F
12. Argynnis F ,
13. Meli/aea F
14. Vanessa F
IV. ERYCINIDAE.
16. Nemeobius Stpb. . . .
39
9
87
25
5
10
6
4
13
15
13
3
14
4
1
3
24
3
45
28
17
4
6
1
13
16
11
22
10
19
11
1
23
19
1
13
14
7
2
10
1
17
11
28
100
61
34
21
7
48
4
1
3
95
20
266
Jährliche Periode der Insectevfauna von Österreich- Ungarn.
135
Gattung
Jänn. Febr.
März
April
Mai Juni
Juli
Aug.
Sept.
Oct. Nov. Dcc
Jahr
V. POLYOMMATIDAE.
17. Polgommatus A
18. Tfieala F.
19. Papilla L
20. Thais F. .
21. Dori/is F.
VII. PIERIDAE.
22. Leucopfiasia 8 1 p I
23. Pietis Ltr. . .
A. Aporia. Hb.
B. Pieris L. .
24. Coli.is 0. . . •
25. Gonopteryx Lch.
VIII. .HESPERIDAE.
26. Syrichthus Bd. .
28- Vyclopaedes H b.
29. Hesperia Ltr. .
11
1
10
56
3
11
15
1
35
9
5
17
3
5
35
16
1
13
1
2»
7
21
38
6
4
42
1
7
10
1
32
22
4
10
18
41
4
3
23
6
1
11
20
10
19
5
7
28
29
1
194
27
37
48
1
5
35
27
233
94
30
59
o
33
Tnb. III.
Frequenz der Familien.
Familie
I. Satyridae . . .
II. Nymphalidae .
IV. Eryrj'nidae .
V. Folyummaiidae
VI. Equitidae . .
VII. Pieridae . . .
VIII. Hesperidae . .
Totale
I. Satyridae . . .
II. Nymphalidae .
III. Erycinidae . .
V. Polyommatidae
VI. Equitidae . .
VII. Pieridae . . .
VIII. Jlesperidae . .
Totale
Jänn.
Febr.
März
39
48
April
4
96
1
12
12
80
16
221
Mai
Juni
44
23
4
39
20
62
14
206
48
80
1
35
1
73
12
2.50 273
Juli
Aug.
69
49
50
8
69
28
66
33
48
7
34
17
205
Sept.
32
28
32
6
31
7
136
Oct.
8
39
31
.iS
136
Nov.
In Perceiiten der Jahr es summen.
Dec.
Jahr
271
389
6
248
54
419
94
1481
1
16
18
25
24
12
3
10
25
17
6
67
21
17
13
8
7
10
1
5
16
14
20
19
13
13
0
22
37
2
15
13
11
.
2
19
17
15
15
18
13
16
30
8
18
7
8
14
1
12
106
172
103
119
90
58
40
2
■2
15
25
15
17
13
8
6
0
99
101
101
100
100
100
101
102
HU
o6
Tab. IV.
Karl Frifsck.
Salzburg.
Frequenz der Arten.
Art
Jänn.
Febr.
März
April
Mai
Juni
Juli Aug.
Sept.
Oct.
Nov.
Dec.
Jahr
I. SATYRIDAE.
1. Ooeiionympha Hb.
1. Famphilns L. . . .
2. Davus L.
3. Iphis V. . . .
6. Amanta. L. . .
Epinephele Hb.
8. Uyperanthtis L.
9. Janira L. . .
3. l'ararga H b.
13. Maera L. .
14. Hiera 0.
15. Megaera L.
16. Egeria L. .
4. Maniola Sehr.
1 7 . Dej antra L.
5. Uipparchia Fbr.
18. Galathea L.
6. Ä-eWa Bd.
28. Jferfea V. .
29 Ligea L.
32. Pyrrha V. i .
8. Satyrus Latr.
44. Hermtone L. ?
50. Phaedra L.
II. NYMPHALIDAE.
9. Apatit ra F.
(öl.) /m L. . . .
11. Limenitis F.
57. S%Wa L. . .
58. Po^i«?/ L. . .
12. Argijnnis I".
59. Aglaia L. . .
60. Jdippe L. . .
61. A^ioÄe L. . .
62. Latonia L. . .
63. Paphia L. . .
67. Ino Rtb. . .
69. Pales L. . . .
72. Dia L. . . .
73. SeZeJie V. . .
74. Euphrosyne L.
13. Melitaea Y.
81. Afhalia Ktb. .
85. Dictynna Esp.
86. Aurinia V.
88. Cynthia V.- .
89. Mattirna L.
• Nur einmal am Gaisberg beobachtet.
2 Nur zweimal am Gaisberg beobachtet.
12
14
16
4
2
4
14
10
7
10
10
6
6
2
8
4
13
16
11
8
9
2
16
8
6
2
21
10
12
10
35
6
13
1
10
18
10
15
10
28
26
11
27
6
3
7
1
25
16
1
23
1
56
37
20
29
16
4
70
12
3
38
49
107
29
6
2
11
56
50
26
16
20
5
92
60
22
1
82
2
37
18
14
9
2
20
!
1
!
-J
i
1
!
1
—
-
?
i;
' ■"-
~
'^
^
-
^
; 1
— ^?
•—.
! 1
^
-^
•"■^
>
^
^
\ \
1
^^
/
1
/^
^
-•
_^
^
^
"
^
^
-^r"" —
-—-
^^^^^
^
l^
-^ — T ' ' "H^CI
k
^
J^
s:
"" '
fc-^
i 1 !
1 (
\
■
\
-
*-;
1
;~"^ —
^
—
t
\
— -
[
1 1
1
1
—
>
^
■ — ki^
^
1
1
^^
^
1^^^
■-S
«^
-.
1
1 ^
1 '
^
>:
1^
sS
~51
«
^
^
1
[
1
1
- -
---
-
-
r-
'
1
1
i
i 5
=
=c
«
r^
'<s
i^
«
^
-^
^t
2
\
! «
1
i
1
I
i
!
N
^
1 1 1
'■ 1
1
\^,
Ut^
^:^
'a
M
/
„^
z,..-*-^^^
—
—
/
^
1
--
_,_-^
\
7^
^
1
1
■ ;
-—■
"\
^ /
~-^
r^
C^
/.
-
,
^<
— ■"
*- — ,
,^
/
fc.
F
L
y
__
^
-^
^
^
—
— j^,^
"—
— -
\
^
C::::;
r^
-N
;
~~^^
^
[
1
-i
§
sc
*
5
=
'S?
s
c
£
=
1
[
oo
^
-13
CO
SB
CS
~ '^- "Z
-'^ = -r
■•-■*-'
-i f 1
i 1 i
— .3 "i
ä
s
s:
<
V«:
-3
5
i
.3
1
1
1
>=
^
i •---
■-■^
55
Ifv
=5
tn
*-c^
5
„^
o-
'-Ä;
"■
U-:
^
^
r--;
~"'^-
3^
c^t
-s
—1
X
P.
/
X
</
ü
^
^
^
-^
■^
"^
^
^,*--'
r
—
i^
-^
60
-^
^
1
r--.
2:
zü
""
^
S.
~~~~
-^
K
h-*
-
V
— .
~~\
s^
•^ —
g
\
fc.
■■^
.^
'■-,
^
"/^
^
•-T
=
'-"i
<=3
^n
c
u-
.^
■^
•--^
'^
=*l
-<fl
rt
r<^
c->
c
^^
"^
■=
>--!
o
1--5
<S
L--.
«a
'-"5
!=
<--)
^
U-5
"O
"5
■-T
■y-
^
~5
trT
0-»
s-t
^j
-^
y
X
^
^
;/
'<
^
/
-^
y
r
B
-^
>
y^
?5I
^—
5<
f
s
't
-.1
c
\
u
^_
P
<
z^ ^
^
%
— .
~^
-^
^
1
1
.
\,
fca
1
\
Kl
1
;^
>-->
Ci
lO
^
>-^
Cs
V.-;
Ci
^r,
<=
,.
_
^
^
»,->
i-^
■<*
■*
C^
' -ri
-H
1 .,.
[
X
ja
s
r-
5
p-
-3
r— 1
p
Ä =
1
1
r
o
"?
O
ir\
3
^
,
,
":
,^
4^
o
"o
•^
S3i
i
<*
■?^
^r
'^
— 1
S
E^
■
M
£3
-^
1
ä
■-•
^
p^
■"*
^=
r"
t=
f^.
(->
—
""^
Y-
-=
fe
=:^
B^
s
■ — ■
S=5
Kh
li^
^^
"S
O
to
^
•■T
,
i-.
;2
t,^
;^
'"
'^
-??
-<!i
""
■rj
:<i
l^
-^
-^-
S
-j
:-
::/•,
'^
=
o
■o
c
4-^
^
,-
3
'ä.
'—
'^
<*
>i<
^-.
-^
?!
?»
— H
"^
N
/
3
R
^
\P
F^
r-"
■^
K
ü:
C5
0
<?:<
s
r
^
,;^
"^
yj
[^
'2
^
_
-i
/
k
r
e
--
?*=
--'
c
^
^
i-
=3
3«
V
__
=*
1.
fe;
ß:
■=
I^
<
^
~~ "
~^
^
;::::
^
-=
N
^
ja
hs
\
-g"
v=
■ o
t--^
O
•-5
o
lO
^
l'^
^
»^
=
.-,
c
.■E
''^
L-i
1^
^31
-*
''
-^
i
^
1
oo
<!5
^
>
5
SÄ
2
1
'O
„^
i,-
«
"!
o
=>
..
o
'-■^
o
^
<s
3
"="
<^
:M
=^
"^
*H
=^
>ä
-H
S
^
>-/
^
^
H
_^
■•^
^
^
k:
^
Ö
02'
c
.____
**^^
r
^
g
^
^
K^
ä
V
, -^-
^
^
n
2
=^
-c
L^
s
>
:«
:5
,
-
J^
s
^
e
S<
k
^
^
^A
-^
7
^
o
^
:^
b
L'I '
y__
—
-/
/
fe:
>^
g^
M«i
X
Sä
-c
— ,
-___
■ — ■
^
s
^
\
—
Sa
^\
^
,-.=
_^
L-?
„^
=!
.^^
.-,
^
L-
o
r.
^
1 ''
"^
^
3i
1
! "
^
^
1
1
^
:5
_- =
S^
5
V.
r^
o
irj
"5
^
■^
! ^
U-N
"^i^
o
■--!
a
-
rt
ri
*^
"
■
="?
>•
■>
■^
>•
S
j
5
^.
_^
i
—
1
X
5*-
^
i3
r
^
/
a
"C
"r
'^
^ 1
/
/
J
^
•^i
^>
3
-
^
u.
Ä
s
&Q
<
c^
^
53-
^
.<:
c_
^
"^
s;
^
\;
y
i
'~Q
-=
___j__^
b=
-
.^
>
s^
3^
,^
\
^^^
s
«■
=::::
—
■
^ i
—
7
>
si
3^.
L '
-./
1
""^Nm
-f
ö
^
1
1
^"
—
—
u5
■^
:/;
«
i^
1
! _,
i
i
L'*
<s
».^
o
MO
o
'J^
^
Cvi
tst
1 "^
rr
^i
i
-i
•=c
1
1
i
1
30
Jährliche Periode der Insectenfauna von Österreich-Ungarn.
137
Art
Jana.
Febr.
März
April j Mai
Juni i Juli Aug.
Sept.
Oct.
Nov. i Dec.
Jiihr
14. Vanessa L.
90. Prorsa L
91. t'ardiii L
91. * Atalania L
92. Antiopa L
93. Jü L
9-t. Urficae L
96. Polychloros L. ...
98. C. albutn L
IV. ERYCINIDAE.
16. Nemeobius Stph.
101. Lttcina
V. POLYOMMATIDAE.
1 7 . Polyomm atus Latr.
(A. Lycaena B S d.)
102. Cyllarus Hfn.
103. Semiargus Rtb.
105. Alsus F. . . .
106. Areas Rtb. .
108. Diomedes R tb.
109. Eiiphenms ü. .
110. Arton L. . .
1 12. Argiolus L.
118. DoryTas V.
1 19. Corydon Scp.
120. Bellargus Rtb.
121. lca,nis Rtb. .
126. Alexis Rtb. .
132. Aegon F. . .
133. Tiresias Rtb.
10
(B. Polyommatus
137. Dorilis H f li. .
141. Euridiee Rtli.
144. Phlaeas L. . .
Bd.)
18.
Thecla F.
145. Ruhi L. .
147. Spini V. .
150. Iltcis Bk.
151. Pruni L.
152. Betulae L.
VI. EQUITIDAE.
19. Papilio L.
154. Podalirius L. . . .
155. Machaon L. . . .
21. Dorilis F.
157. Apollo L
159. Mnemosyne L. . .
VII. PIERIDAE.
22. Leucophasia Stph.
160. Sinapis L
23. Pieris Ltr.
(A. Aporia Hb.)
ICl. Craiaegi L. . . .
DünkscUriften der mathem.-naturw. Cl. XXXIX. Bd.
2
4
36
26
2
2
14
28
20
12
12
4
14
20
1
2
3
11
8
12
7
5
9
4
3
6
9
10
3
3
6
16
12
4
11
4
9
2
5
6
6
9
1
4
6
9
10
6
3
2
3
9
8
2
3
,
,
,
8
8
7
6
2
.
9
3
2?
1?
9
7
3
1
.
11
9
6
4
,
1
8
10
5
1
12
7
5
6
•
3
2
•
18
8
8
20
12
6
1
2
4
1
9
4
7
3
7
1
4
1
8
2
1
1
11
10 .
17
2
1
6
6
8
12
3
4
2
-
7
2
10
7
10
31
8
14
24
1
14
59
9
10
2
46
2
14
12
28
51
24
14
27
51
135
49
100
112
60
87
U
12
19
16
15
13
15
11
1
27
U
112
1
22
67
19
23
15
14
1
12
34
34
50
83
46
18
138
Karl FritscJi.
Art
Jänn.
(B. Fieris Latr.)
162. Brassicae L
163. Bapae L. 1
164. Napi L. ( • • • •
168. Gardamines L. . .
24. Golias 0.
171. Hyale L
173. Bdusa L
26. Qonopteryx Lch.
175. Bhamni L
Vm. HESPERIDAE
26. Syrichthus B d.
176. Malvarum 0. . . .
184. Alveolus Hb. . . .
187. Tages L
28. Cyclopaedes Hb.
189. Panisaua Sulz. . .
29. Hesperia Ltr.
191. Oomma L. )
192. Sylvamts Sehn, j
194. Thanmas Hfn.)
195. imeoZaScr. J ' '
Febr.
März
26
April
. 4
26
30
22
Mal
4
6
14
10
20
14
Juni Juli
Aug.
4
8
23
18
11
12
5
14
Sept.
11
3
12
14
19
15
2
37
50
29
49
17
Oct.
10
50
22
48
Nov. Dec. Jahr
4
18
Tab. V.
Frequenz der Gattungen.
Gattung
Jänn. [Febr. März i April
Mai Juni
Juli
Aug. Sept.
Oct. Nov.
Dec.
I. SATYRIDAE.
1 . Coenonympha H b.
2. Epinephele Hb. .
3. Pararga Hb. . .
4. Maniola Sehr. .
5. Sipparchia F.
6. Erehia Bd.
8. Satyrua Latr. .
II. NYMPHALIDAE.
9. Apatnra F.
11. Livienitis F.
12. Argynnis F.
13. Melitaea F.
14. Vanessa L.
IV. EKYCINIDAE.
16. Nemeobius Stph. .
10
70
34
90
12
22
6
58
19
17
16
4
10
13
3
6
59
46
49
37
22
10
5
35
54
11
25
12
49
9
49
2.'i
54
4
2
11
44
6
6
61
2
59
24
57
3
18
3
86
112
26
104
20
Jährliche Periode der Insectenfauna von Östeireich-Ungarn.
139
Gattuuff
V. POLYOMMATIDAE.
17. Polyommatus Latr. A.
n n S.
18. Thecla F
VI. EQUITIDAE.
19. Papilio L
21. Doritis F
VII. PIERIDAE.
22. Leucophasia Stph. .
23. Pieria Latr
A. Aporia Hb.
B. Pieris Latr.
24. Colias 0
25. Gonopteryx L c h. .
Vm. £ESPERIDAE.
26. Syrichthua Bd. . . .
28. Oyclopaedes Hb. . .
29. Heaperia Ltr. . . .
Jänu. Febr.! März April
10
26
14
4
2
18
20
60
2
22
Mai Juni
33
20
5
16
10
8
24
10
20
14
14
8
35
24
18
23
10
14
35
11
18
9
11
11
Juli
76
15
U
10
6
10
24
2
12
1
1
19
Aug. , Sept. Oct
:i9
30
16
13
o
31
14
26
19
17
59
12
14
87
78
17
24
4
60
70
Nov.
10
22
2
Dec.
Jahr
282
109
76
84
18
83
46
306
221
146
51
26
64
Tab. ^ I.
Frequenz der Familien.
Familie
Jänn.
Febr.
März
April Mai
Juni ' Juli
Aug. Sept. Oet. i Nov.
Dec.
Jahr
I. Satyridae . .
JT. Nymphalidae .
IV. Erycintdae . .
V. Polyommatidae
VI. Equitidae . .
VII. Pieridae . . .
Vin. Heaperidae . .
Totale
I. Satyridae . .
II. Nymphalidae .
IV. Erycintdae . .
V. Polyommatidae
VI. Egititidae . .
VII. Pieridae . . .
VIII. Beaperidae . .
Totale
10
12
70
2
38
110
8
124
2
20
18
104
284
20
86
6
58
16
72
36
294
79
163
3
77
33
85
31
471
174
144
102
16
54
21
511
148
134
85
15
90
22
494
102
201
85
4
185
13
590
8
130
36
138
8
320
In Percenten der Jahressummen.
20
2
34
2
58
539
1082
11
467
102
802
141
3144
,
,
1
4
15
32
27
19
2
1
6
12
18
8
55
15
27
13
12
19
12
2
•
0
4
18
12
16
17
32
22
16
18
15
18
4
8
0
•
0
5
13
9
U
7
11
23
17
4
6
25
22
15
16
9
6
1
1
11
72
129
139
105
99
92
45
7
0
2
10
18
20
15
14
13
6
1
100
100
100
99
101
100
100
700
99
18*
140
Tab. VIII.
Karl Fritsih.
Wien.
Tab. Vn.
Ver
the
luii
g d e r A r
ten.
1
Familie
Jahr
Jänn.
Febr.
März
April
Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Oct.
Nov.
Dec.
Jahr
19
24
X
19
5
11
9
ö
2
1
9
1
4
3
7
4
8
10
1
12
3
9
5
13
17
1
10
1
8
7
16
14
13
3
8
6
16
8
8
2
7
.5
10
9
8
2
7
3
1
4
7
7
2
1
3
65
78
3
03
14
58
30
IL Nymphalidae
IV. Erycinidae
V. Polyommatidae
VI. Eguitidae
VII. Pieridae
VIII. Hesperidae
Papiltonides
88
7
29
48
57
60
46
39
19
6
309
Salzburg.
Vertheilung der Arten.
Familie
Fahr
Jänn.
Febr.
März
April
Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Oct.
Nov.
Dec.
Jah
17
2
4
12
13
11
7
2
51
25
1
5
10
15
24
24
19
11
9
5
123
1
1
1
1
3
23
.
1
5
10
14
19
13
6
3
2
73
4
2
2
4
4
3
1
16
9
1
4
6
7
8
8
6
6
5
5
56
8
2
4
6
4
3
3
1
1
24
87
2
10
28
43
69
72
55
34
20
13
346
I. Satyridae . .
II. Nymphalidae .
IV. Erycinidae . .
V. Polyommatidae
VI. Eguitidae . .
VII. Pieridae . . .
VIII. Hesperidae . .
Papilionidae
C. Klimatische Bedingungen des Erscheinens im Winter.
In Salzburg erscbeinen die ersten Tagfalter regelmässig im März, zuweilen auch schon im Februar.
Andererseits zieht sich ihre letzte Erscheinung nicht selten über den October, in welchem Monate sie regel-
mässig zu verschwinden pflegen, in die ersten Novembertage hinein.
Es^schien mir nicht uninteressant, die Bedingungen des Erscheinens zu so ungewöhnlicher Zeit kennen
zu lernen. Zu diesem Behüte habe ich in der Tab. IX die meteorologischen Beobachtungen jener Tage , an
welchen schon im Februar und März, dann noch im November Tagfalter beobachtet worden sind, zusammen-
gestellt.
Da die Erscheinungen so früh und spät im Jahre, vorzugsweise auf die Mittagszeit fallen, so verwendete
ich hiezu die zweite von den drei täglichen Beobachtungen, welche bis einschliesslich zum Frühjahre 1876
um 1 Uhr, hieraufuim 2 Uhr angestellt worden sind.
Die Tabelle enthält die beobachteten Falter systematisch geordnet und für jede Art derselben die Jahr-
gänge und Tage des Ersclieinens in chronologischer Folge. An jedem Tage ist die niedrigste und höchste
Temperatur nach Angabe des Maximum-Minimum-Thermometers, und für 1 oder 2 Uhr der Sonnenwärme
nach einem Solar-Thermometer von Ca sei la,^ die relative Feuchtigkeit, [Bewölkung, Richtung und Stärke
des Windes ersichtlich.
1 Die mir zur Verfügung stehende Localität erlaubte nicht die Benützung des Instrumentes als Maximum-Thermometer
Jährliche Periode der Insectenfauna von Österreich-Ungarn.
141
Die Falter erscheinen im Allgemeinen nur an l'ttr die Jahreszeit ungewöhnlich warmen Tagen, eine auf-
fallende Ausnahme macht Vanessa Urticae, der Nesselfalter oder kleine Fuchs, welcher selbst bei Tempera-
turen von einigen wenigen Graden über dem Gefrierpunkt fliegt. Ja einmal, es war am 21. Februar 1873, blieb
die Temperatur sogar unter dem Gefrierpunkte. Sicher war es aber nicht der Fall in der Localität, wo der
Falter flog. Am Morgen desselben Tages war die Temperatur sogar auf — 13-2 gesunken. Am 29. Februar
1872 waren die Extreme —11-2 und -h3-8, am 6. März 1874 —7-5 und -t-3-4 u. s. w.
Die Solar-Temperaturen, welche sehr lehrreich wären, sind leider erst vom Jahre 1875 an mit Casella's
Thermometer bestimmt worden , in welchem ich krankheitshalber meine Beobachtungen im Freien fast ganz
einstellen musste. Die sieben Beobachtungen, welche damit nur angestellt werden konnten, weisen aber schon
einen Maximal-Unterschied von 39° zwischen der Schatten- und Sonnentemperatur aus.
Auf die Feuchtigkeit scheint wenig anzukommen, aber die Bewölkung ist in der Regel gering, der
Himmel ganz oder grösstentheils heiter, die Luft ruhig oder nur schwach bewegt, so dass die Insolation kräf-
tig wirken kann.
Die meisten Erscheinungen gehören der Gattung Vanessa an, deren Arten fast sämmtlich überwintern,
sie ist in der Tabelle auch durch sieben Arten repräsentirt, von den übrigen Gattungen hat nur noch Pieris
einen erheblichen Antheil.
Tab. IX.
Witterung an den Tagen der frühesten und spätesten Erscheinung einiger Arten.
Beobachtungen in Salzburg um 1' später 2'.
Temperatur
Min. Mas.
©
Temp.
Feuch-
tigkeit
Bewöl-
kung
Wind
1873, 3—11
1873, 2— -11
8—11
1877, 8—11
1872, 29—3
1872, 29—3
1—11
1873, 27—3
1872, 18—2
20—2
29—2
1873, 21—2
1—3
24—3
30—3
3—11
4—11
1874, 28—2
2—3
6—3
8—3
9—3
1875, 13 — 3
Vanessa Cardui.
l-3[ 16'2| . ; 68 I
Vanessa Atalanta.
— 01
11-6
84
0
1-0
9-0
75
2
2-0
9-9
48-9
72
0
Vanessa Antiopa.
5-2| 21-2| . I
Vanessa Jo.
40
5-2
21-2
40
4
3-2
13-7
71
0
- 1-0
14-9
30
0
Vanessa ürticae.
— 1-6
6-3
54
— 4-6
6-8
53
-11-2
3-8
76
— 13-2
— 0-5
90
0-6
5-7
64
0-9
15-7
77
0-3
14-9
42
1-3
16-2
68
6-7
17-6
51
— 3-2
41
84
— 2-3
4-2
63
— 7-5
3-4
61
— 4-5
5-1
76
— 2-2
8-9
55
— 1-9
8-0
4
5-1
67
0
0
1
0
0
0
0
0
8
0
SE,
— 0
SEi
NW,
SW,
SWi
— 0
SE,
SWj
SWi
— 0
El
E2
NE„
ne;
SEj
SEa
NWj
E«
— 0
SE.^
NW3
Temperatur
Min. ! Max.
©
Temp.
Feuch-
tigkeit
Bewöl-
kung
1876,
1—3
4—3
1872, 1—11
2—11
1873, 30—3
2—11
1872, 2—11
1873, 31—3
Vanessa Urticae.
12-81
12-2
35-0
22-6
83
79
Vanessa Polychloros.
1872, 7—3
1873, 19—3
24—3
25—3
27—3
1874, 18—3
1875, 16—3 —
1876, 4—3
1877, 20—3
Vanessa C albwm.
Folyommatus Icarus.
\ 2-01 15-5| . 1 59 I
Thecla Bubi.
2-0| 16-71 . ( 39 I
Leucophasia Sinapis.
Wind
6-5
14-5
30
1
7-7
16-9
61
6
0-9
15-7
77
0
51
15-9
55
1
— 1-1
14-9
30
0
2-3
13-2
.
76
6
— 31
10-2
49-0
50
0
1-8
12-2
22-6
79
4
2-0
18-6
32-2
42
2
3-2
13-7
71
0
2-0
15-5
59
1
0-3
14-9
42
0
— 0-1
11-6
84
0
S4
NWj
NE2
Ni
SEg
SE3
NWi
— 0
SE,
^0
SWi
NE2
0
SWj
1872, 29-3 I 5-2| 21 21
40
SW,
142
Karl Fritsch.
Temperatur
! Min. I Max.
Temp.
Fauch- Bewöl-
tigkeit kung
Wind
Temperatur
Min. Max.
©
Temp.
Feuch-
tigkeit
Bewöl-
kung
Wind
Pierts Brassicae.
1873, 2—11
7—11
•2-0
7-5
15-5
13-9
59
80
Pteris Napi MniX Rapae.
1872 29—3 I 5 -21 21-2; . | 59
SW,
SW,
1872,
1873,
1873,
1 — 11
2—11
7 — 11
30—3
4—11
Pieris Napi und Rapae.
3-2
13-7
71
0
2-0
1Ö-5
59
1
7-5
13-9
80
2
0-3
14-9
42
0
Syrickthus Alveolus.
6-7| 17-6| . I 51
— 0
NE»
SE,
143
DIE
HELIOTROPISCHEN ERSCHEINUNGEN IM PFLANZENREICHE.
EINE PHYSI0L0C4ISCHE MONOGRAPHIE.
JULIUS WIESNER,
CORRESPONDIRENDEM MITOLIEDE DER KAISERLICHEM AEAOEUIE DER WIG8ENSCUAFTEN .
I. THEIL.
(3fllt '\ Xo{z>6c&u,'M.)
VORGELEGT IN DER SITZUNG DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE AM 4. JDLI 1878.
Vorbemerkuns.
B*
Die heliotropischen Erscheinungen waren bisher noch nicht Gegenstand eines möglichst allseitigen und
einheitlichen Studiums. Die denselben gewidmeten Arbeiten beschäftigten sich fast nur mit Detailfragen.
Diese Art der Behandlung widerspricht keineswegs dem Geiste unserer heutigen Forschung, und würde auch
zweifellos reichliche, später leicht zu sammelnde Früchte getragen haben, wenn der Faden der Untersuchimg
stets dort wieder aufgenommen worden wäre, wo er von früheren Untersuchern fallen gelassen wurde. Leider
lehrt aber die Geschichte des Heliotropismus, dass die Continuität der Forschung auf diesem Gebiete häufig
unterbrochen wurde. Manche merkwürdige Beobachtung blieb ungeprüft, und repräsentirt so nur ein sehr
zweifelhaftes Eigenthum unserer Wissenschaft, andere sind in Vergessenheit gerathen. Der gerade in den
wichtigsten Fragen des Heliotropismus zu Tage tretende Mangel an strenger Methode erklärt es, wenn über
Probleme, welche dem heutigen Stande der Wissenschaft gemäss völlig lösbar sind, wie z. B. über die Bezie-
hung zwischen Lichtbrechung und Heliotropismus, die widersprechendsten Behauptungen von verschiedenen
Forschern aufrecht erhalten werden. Die dem Heliotropismus gewidmeten Detailarbeiten bieten nur eine
lückenhafte Literatur dar, und die Lehr- und Handbücher, welche den Schatz des gesicherten Wissens dar-
legen sollen, geben uns ein nur sehr mangelhaftes Bild dessen, was in diesem Theile der Pflanzenphysiologie
geschaffen wurde.'
1 Zusammenstellungen der Literatur des Heliotropismus haben , wenn man von den gar zu lückenhaften Daten , welche
bei DeCandoUe, Meyen, Kützing u. A. zu finden sind, absieht, gegeben: H. v. Mohl, Vegetabilische Zelle, p. 297
(1851). — Sachs, Botanische Zeitung, Bd. XXII, p. 355 (1864); Experimentelle Pflanzenphysiologie, p. 41 ffd. (1867J. —
Hofmeister, Pflanzenzelle, p. 288 ffd. (1867). — Sachs, Lehrbuch der Botanik, 1.— 4. Aufl. (1868—1874). — N. J.
C. Müller, Botan. Untersuchungen, Bd. I, p. 80 ffd. (1872).
144 Julius Wiesner.
In der vorliegenden Monographie, in welcher ich den Versuch mache, die heliotro])ischen Erscheinungen
einem möglichst allseitigen und gründlichen Studium zu unterziehen, geht der Darlegung der experimentellen
Untersuchung eine ausführliche historische Darstellung der Lehre vom Heliotropismus voran. Dieser histo-
rische Theil meiner Abhandlung wird zunächst vielfach zeigen , was von den vorhandenen Beobachtungen
brauchbar, was zu verwerfen und was erneuerter Untersuchung bedürftig ist, ferner die groben Lücken, welche
bei dem Stückwerke der Arbeit geblieben sind, anschaulich machen; es wird in diesem Theile auch gezeigt
werden können, wie sich diese Lehre ausgebildet hat. Diese rein historische Arbeit erachte ich nicht für über-
flüssig, denn ich hege die Meinung, dass eine gründliche Geschichte unserer Wissenschaft auf keine andere
Weise wird entstehen können, als nach Durchführung möglichst sorgfältiger historischer Bearbeitungen der
wichtigeren Capitel unserer Wissenschaft. Den Mangel solcher Vorarbeiten werden die Geschichtsschreiber
der Botanik wohl deutlich genug empfunden haben.
Erster Abschnitt.
Geschichte.
Das Streben der Pflanzentheile, nach bestimmten Richtungen zu wachsen, ist, wie die in der Neuzeit
unternommenen Untersuchungen lehrten, von verschiedenen äusseren Ursachen abhängig, so vom Lichte, von
der Schwerkraft, von mechanischen Reizen u. s. w. In vielen Fällen sehen wir, dass sich Pflanzentheile nach
gewissen Richtungen krümmen, ohne dass äussere Kräfte einen sichtlichen Einfluss auf das Zustandekommen
dieser Phänomene nehmen. Hier supponiren wir ererbte Fähigkeiten, welche sich in den Krümraungserschei-
nungen der betreffenden Organe eben so unabhängig von direct wirkenden äusseren Einflüssen kundgeben,
wie etwa die specifische Form der Laubblätter hiervon unabhängig zu Stande kommt.
Wenn man nun erwägt, dass diese Wachsthumsrichtungeu uns fast durchwegs in Krümmungen der
Pflanzentheile entgegentreten, und überhaupt der äusserliche Charakter dieser Erscheinungen, so verschieden
die Ursachen der letzteren sein mögen, häufig ein ziemlich gleicher ist, so wird man es nur begreiflich finden,
wenn die ersten Physiologen heliotropische, geotropische Reizkrümmungen, das was wir heute spontane
Nutationen nennen etc., vielfach mit einander verwechselten, und dass es langer, mühevoller Arbeit bedurfte,
bis es gelingen konnte, diese Erscheinungen nach ihren Ursachen zu unterscheiden.
Dies muss man sich wohl vor Augen halten, wenn mau die Verdienste jener Männer, welche, wie Bonnet
und Du Hamel, sich zuerst eingehend mit den Richtuugsverhältnissen der Pflanzentheile beschäftigten, und
das Zustandekommen derselben ursächlich zu erklären versuchten, richtig beurtheilen will. Auch wird man
sich behufs gerechter Würdigung ihrer Arbeiten den damaligen Zustand der physiologischen Grundwissen-
schaften: Physik und Chemie, sowie deren Methodik stets vergegenwärtigen müssen. Endlich möchte nicht
zu vergessen sein, dass wir selbst heute noch über manche derartige Verhältnisse, z. B. über gewisse Rich-
tungsverhältnisse der Blätter, höchst mangelhaft unterrichtet sind. Was in neuerer Zeit über die Tendenz der
Blätter, sich in vertical projicirende Ebenen zu stellen, behauptet wurde, kann wohl ebensowig befriedigen,
als was Bonnet vor etwa 130 Jahren darüber aussagte. Ich kann desshalb dem abfälligen Urtheile, welches
Sachs' über Bonnet ausgesprochen, nicht zustimmen; zum mindesten das Lob, welches Dodart (Sachs
1. c. p. 582) gespendet wurde, muss gerechter Weise auch Bonnet zuerkannt werden. Denn wenn es Erste-
rem als Verdienst angerechnet wird, nach den Ursachen der Richtung von Stamm und Wurzel geforscht zu
haben — worin er bekanntlich zu ganz irrthümiichen Vorstellungen gelangte und unter Anderem das Auf-
streben (lerStiimnio dem Lichte zuschrieb — so kann man gerechterweise auch dem Letzteren, der mit bewun-
derungswürdiger Ausdauer und vielem Scharfsinne <len auch iieute noch vielfach räthselhaften Ursachen der
Bewegung der Blätter nachspürte, seine Anerkennung nicht versagen.
' Sachs, Geschichte der Botanik, is75, p. 585.
Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 145
Die augenfälligste Form iles Heliotnipisiiius , der Liebthuiiger, nämlich das Hinneigen einseitig
beleiicbteter Sprosse zum Lichte, nunmehr allgemein bekannt, ist so häutig anzutreffen und so leicht zu con-
statiren, dass es ganz unnütz wäre, zu untersuchen, wer diese Beobachtung zuerst anstellte. Wir finden dieser
Erscheinung schon bei den ältesten Autoren Erwähnung gethan.
Es dürfte nicht überflüssig sein, zu untersuchen, an welche Organe geknüpft die älteren Physiologen den
Heliotropismus gefunden, und auf welclie Art sie das Zustandekommen des Hiuneigeus der Pflanzentbeile zum
Liebte zu erklären versuchten.
Die ältesten Autoren tinter den Botanikern sprechen nur von Stengeln und Stämmen als von Organen,
welche sich dem Lichte zuwenden. Später wird auch der Sonnenblume (Relianthus annuus) Erwähnung
gethan. Haies ' war der Erste, welcher das schon den Alten bekannte,* von ihnen aber nur poetisch auf-
gefasste Wenden der Blumen nach der Sonne an dieser Pflanze naturwissenschaftlich erörterte. Er führt über
das Wenden der Blumenköpfe von Helianthus, einer Erscheinung, über welche so viele sich widersprechende
Angaben vorliegen, und das merkwürdigerweise bis heute noch nicht genauer experiraontell untersucht wurde,
Folgendes an. So lauge der Gipfel der Blüthenaxe von Helianthus noch weich ist, dreht sich der BlUthen-
kopf am Morgen nach Osten, Mittags nach Süden und gegen Abend (6") ist er nach Westen gewendet;
alles dies aber nur bei heiterem Himmel. Die Wcuduug der Blume nach der Sonne hin hat nach Haies ihren
Grund in einer Verkürzung der beleuchteten Seite des die Blüthe tragenden Stengels, welche stärker als
die Schattenseite verdunstet.
Eingehendere Untersuchungen über den Einfluss des Lichtes auf die Richtungsverhältnisse der Pflanzen-
tbeile stellte Bonnet' an. Er erinnerte, dass das Wenden gewisser Pflanzentbeile gegen das Licht den
Naturforschern lange als „nutatio" bekannt sei und zeigte, dass die Blätter das Bestreben haben, ihre Ober-
seiten dem Lichte zuzuwenden *, so dass die Unterseiten möglichst wenig beleuchtet werden. An kleineu frei-
stehenden Pflanzen riciiten sich die Oberseiten der Blätter nach oben, mithin die Unterseiten nach unten;
an E.-iimien mit reicbeni, dichtem Laubwerk die ersteren nach aussen, die letzteren nach innen; an Mauern
stehende Gewächse richten ihre Blätter möglichst parallel zur Mauer, ihre Unterseiten dieser zuwendend, so
dass die Oberseiten auch in diesem Falle das meiste Licht bekommen. Er beobachtete an zahlreichen Pflan-
zen, dass junge, in Entwicklung begriffene Blätter dem Laufe der Sonne folgen, ähnlich wie Sonnenblumen
oder HyacinthenblUthen.
Bonnet kannte also den Heliotropismus von Stengeln, Blättern und blüthentragendeu Axen. In
Betreff der Blätter constatirte er durch Versuche, dass, so bestimmt sich Blätter dem Lichte, z. B. der Sonne,
oder einer künstlichen Lichtquelle zuneigen, dieselben auch bei Abwesenheit von Licht bestimmte Lage-
veränderungen ausfuhren können. Es war ihm bekannt, dass die Mistel, je nach ihrer Stellung am
Baume, ihre Blätter mit der Ober- oder mit der Unterseite dem Lichte zuwendet, sich also der Regel nicht
fügt. '
Wichtig ist Bonnet's Beobachtung, dass im Keller ausgesäete Bohnen ihre wachsenden Stengel bei Tage
dem Kellerlocbe, also dem Lichte zuwenden, bei Nacht sich aber etwas aufrichten. Es war ihm mithin
bekannt, dass auch die Stengel bei Abwesenheit von Licht ihre Lage ändern.
1 Statical essays, I. Vegetable statics. London 1727. (Deutsche Übersetzung. Halle 1748, p. 24.)
2 S. Rat schi nsky, Notice sur quelques mouvements operiSs par les plantes sous l'influence de la lumifere. Bulletin de
la soci6t6 imperiale des naturalistes de Moscou, XXX (1857), p. 221 ffd. Hier z. B. der Hinweis auf die Entstehung der Fabel
der Clytia etc.
3 Recherehes sur l'usage des feuilles. Goettingue et Leyde. 1754. (Deutsche Übersetzung von Boeckh und Gatterer.
Ulm 1803.)
' Theophrastos Eiesios (370 v. Clir.) kannte bereits das Wenden der Blätter nach dem Lichte. In seiner Natur-
geschichte der Gewächse, übersetzt und erläutert von Karl Sprengel, Altena 1822, I, 10. Cap., 2. Absatz heisst es, dass
die obere Fläche aller oder doch der meisten Blätter sich gegen die Sonne kehre, und dass diese Erscheinung besonders
deutlich an der Myrthe hervortrete.
6 L. c. p. 55.
DenkBohriften der mathem.-naturw. Ol. XXXIX. Bd. 19
146 Julius Wiesner.
Als Hauptursache des Wendens der Blätter sah Bonnet die Wärme der unmittelbar auf sie fallenden
Sonnenstrahlen au,' worin er ebenso irrte, wie in seiner mechanischen Erklärung der Wendung der Organe
nach dem Lichte, beziehungsweise nach oben und unten. *
Du Hamel ä bestätigt Bonnet's Beobachtungen über das Bestreben von Stengeln, Blättern und Blüthen-
axen, sich nach dem Lichte hin zu neigen, und bemerkt, dass es die weichen Theile stark treibender Orijane
sind, welche bei einseitiger Beleuchtung diese „Nutation" zeigen. Man darf daraus ungezwungen ableiten,
dass Du Hamel jene Erscheinung, die wir heute als positiven Heliotropismus bezeicimeu, als au wachsende
Pflanzentheile gebunden erkannte.
Die Bewegung der Blätter nach der Sonue sieht Du Hamel nicht wie Bonn et als Wirkung der Wärme,
sondern als vom Lichte ausgehend an."
Du Hamel unterschied bereits zwischen den heliotropischen Krümmungen der Stengel und jenen, welche
wir heute als negativ geotropische bezeichnen. Er zeigte, dass die Stämme auch im Finstern aufwärts wach-
sen, und widerlegte so'' die alte Ansicht Dodart's, der zufolge das Aufwärtsstreben dieser Organe dem Lichte
zuzuschreiben wäre.
Das Wenden der Blüthenköpfe von Helianthus annuus nach der Sonne wurde auch von Du Hamel auf
eine Verkürzung der der Sonne zugewendeten Gewebe der Blüthenaxe zurückgeführt; er bemerkte aber aus-
drücklich, dass diese Coutraction von der Verdunstung unabliäugig ist. Eine Widerlegung dieser letzteren,
wie ol)eu mitgetheilt wurde, von. Haies aufgestellten, indess durch kein Experiment gestützten Ansicht
(vergl. olien ]i. .'>) hat eigeutlich schon Bonnet gegeben, indem er zeigte, dass sich die Pflanzentheile
(z. B. Blätter) auch unter Wasser der Lichtquelle zuwenden.
Du Hamel's Ansicht über das Zustandekommen des Lichthungers kehrte in verschiedenen Formen wie-
der. So nahm A. v. Humboldt* an, dass die Liclitl)eugung der Pflanzentheile durch Lichtreiz erfolgt, wel-
cher sich au den beleuchteten Seiten der Organe durch eine Zusammenziehung der Pflanzenfasern zu erkennen
gebe; und auch C. 6. Rafn ' iitdiauptete eine Contraction der an den Lichtseiten der Stengel gelegeneu Fasern
als T'rsaehe der genannten Erscheinungen.
Auch Link spricht in seinen „Grundlehren der Anatomie und Physiologie der Pflanzen"* vom Heliotro-
pismus der Stengel, oder, wie er sich ausdrückt, vom „Drehen der Stämme nach dem Lichte". Die betreffende
Stelle ist aber so flüchtig geschrieben, dass hieraus die Vorstellung, welche sich Link über die Mechanik
der Erscheinung machte, nicht ganz klar wird. Er sagt, dass bei diesem Drehen nach dem Lichte „uastreitig
eine Krümmung geschieht, aber keine Zusammenziehnng der Fibern, denn an der Lichtseite eingeschnittene
Stengel krümmen sich ebenfalls, und die l'ewegung wird nicht durch einzelne Fibern, sondern wie alle Bewe-
gungen durch die vereinigte Wirkung aller Theile hervorgebracht". Diese Stelle lehrt, dass Link den Irr-
thuni seiner Vorgänger einsah ; seine Widerlegung der älteren Ansicht ist aber eine ungenügende, weil auch
au dem eingeschnittenen Stengel eine Contraction der Gewebe an der Lichtseite nicht ausgeschlossen ist. Die-
Stelle lässt aber weiter annehmen, dass Link bereits eine richtige Vorstellung von dem Zustandekommen
der Krümmung hatte, dass nämlich an der Schattenseite der Stengel eine stärkere Längezunahme als an
1 L. c. p. 137.
- In historischer Beziehung erwähnenswerth ist die von Bonnet (1. c. p. 35) gemachte Bemerkung, dass m.nn wohl
das Wenden der Wurzeln naih einem feuchten Schwämme hin kenne, allein bis zur Zeit, in welche seine
Untersuchungen faüen, die Ursachen der Bewegungen iler Blätter unerforscht geblieben seien. Erstere Erscheinung, wel-
cher mau in neuerer Zeit den Namen Hydrotropismus gegeben hat, ist bekanntlich von Sachs (Arbeiten des botau. Insti-
tutes, Bd. I, p. 209) genauer stndirt worden. Sachs führt aber die Auffindung dieser Erscheinung blos bis auf K night
zurück.
•^ Physique des arbres. Paris 1758. (Deutsch von Schö llenbach, 1764, Bd. II, p. 113—116)
* L. c. p. 120.
* L. c. p. 108.
6 Aphorismen zur Pflanzenphysiologie in: Flora Fribergensis. Berlin 1793.
' Plantephysiologie, 1796. (Deutsch von Mar küssen. Kopenhagen und Leipzig 1798.)
« Göttingen 1808, p. 255.
Die heliotrnpisr'hpn Eracheimingen im Pflanzenreiche. 147
der Lichtseite nnzunehnien sei. Audi Link unterscheidet, wie Du Hamol, zwischen heliotropischen und
geotropischen Bewegungen. Er drückt sicii hierüber sehr kurz, aber mit grösserer Bestimmtheit als seine
Vorgänger aus. '
Alle bisherigen Untersuchungen über Heliotropismus und Geotropismus waren höchst mangelhaft wegen
der Unzulänglichkeit der iuif dieselben gewendeten Experimente. Nichtsdesloweniger wiire es ungerecht, die
Versiiclie der genannten Forscher geringzuschätzen; denn gerade die Frage über die Krümmungserscheinung
der Pflanzeulheile bot, wie schon oben angedeutet, ausserordentliche Schwierigkeiten dar.
Das Verdienst des Mannes, welcher hier den Knoten zu lösen verstand, kann deshalb nicht genug hocli
angeschlagen werden. Es war Th. A. Knight, welcher durch ein einfaches Experiment die geotropischen
Wachsthura.><richtungen Ton auf andere Weise zustandegekommenen unterscheiden lehrte, und die ersteren auf
ihre wahre Ursache zurückfübrle. Da, wie wir jetzt wissen, an oberirdischen Pflanzentheilen heliotropische
und geotropiscbe Erscheinungen gewöhnlich mit einander verknüpft auftreten, so hat Knight schon durch
die Einführung seiner Rotationsversuche in die Pflanzenphysiologie sieh um die Frage des Heliotropismus
wenigstens indirect verdient gemacht. Ein noch grösseres und directes Verdienst erwarb er sich durch die
erste Auffindung der Thatsacbe, dass Pflanzentheile existiren, welche das Licht fliehen; eine Erscheinung,
die man jetzt als negativen Heliotropismus (Lichtscheue) bezeichnet.
Knight entdeckte den negativen Heliotropismus der Ranken von Vitis und Ampelop.sis.^ und erklärte die
Erscheinung durch die Annahme, dass das Rindengewebe durch das Licht ausgedehnt werde.
Seb. Poggioli''' war der Erste, welcher Versuche anstellte, um die Beziehung zwischen der Brechbar-
keit des Lichtes und den heliotropischeu Krümmungen kennen zu lernen. Er stellte Keimlinge von Brasnica
und Haphniius im objectiven Spectrum auf und beobachtete, dass die Cotylen sich sowohl gegen Roth als
gegen Violett hin neigten, wie es die durch das Licht hervorgerufene Lage der Stengel bedingte, dass aber
gegen Violett bin die Wendung rascher erfolgt als gegen Roth.*
Einige Jahre später machte Dutrochet'' eine interessante Auffindung; er fand nämlich, wie er sich
ausdrückt, die Wurzel (nämlich das hjpocotyle Stengelglied) von Viseum aUmnn mit dem Vermögen der Licht-
schene ausgerüstet. Da Dutrochet ilic zwölf Jahre früher gemachte Entdeckung Knight's nicht kannte, so
glaubte er der Entdecker der Eigenschaft von Pflanzentheilen, das Licht zu fliehen, zu sein.® Er verfolgte
dieses merkwürdige Verhalten gewisser Pflanzenorgane und fand auch an den Luftwurzeln von Fothos digitata
negativen Heliotropisnius.' Auch an den sich concav nach abwärts krümmenden Asten von Fraxwus excelsior
pendula glaubte er Lichtscheue annehmen zu können.*
Raspail knüpft an eine schon von Bonnet gemachte Beobachtung an, der zufolge sich dieBlätter einer
an einer Mauer stehenden Juucus-kri von dieser weg zum Lichte wenden, und gibt an, dass die Blätter
aller T^ramineen das Bestreben zeigen, sich dem Lichte zuzuwenden.'
A. F. De C and olle '" hielt den positiven Heliotropismus nur au grüne Gewächse gebunden; nach
seiner Ansicht fehle er diesen nur ausnahmsweise, wofür die Mistel als Beispiel angeführt wird. Den nicht
1 L. c. p. 247 heisst es: „Ich sali die jungen Pflanzen sicfi vom Liefite wegbiegen, um die Verticallinie zu erreichen."
L. c. )). 255: „Die Rirhtung nach der Verticallinie ist von dem Drehen nach dem Lichte verschieden."
2 On the molions of the tendrils of plants. In Philos. transact. 1812, p. 314.
3 Opnscoli scieutifici. Bologna 1817, p. 9.
< Vergl. auch Dutrochet, Compt. rend. XVIII, 1844, p. 851 und 1172.
■'' Journ. de physique. Fevr. 1822.
s Auch nocli im Jahre 1826, in welchem Dutrochet übei Lichtscheue der Pflanzen schrieb (Nouveau bulletin de la
societe philomatique, Mars 1826), waren ihm Knight's Entdeckungen unbekannt; erst 11 Jahre später wunie er darauf
aufmerksam.
' Vergl. Ann. d. sc. nat. XXIX. (1833), p. 413.
8 L. c. p. 427.
9 Memoire sur l'anatomie comparee des Graminöes. Paris 1826, I, p. 356 ft'd.
10 Physiologie veg6ta1e. Paris 1832. (Deutsche Übersetzung von Köper, 1835, Bd. II, p. 574.)
19*
148 Julitis Wies7ier.
grünen Pflanzen (Pilze, Cuscuta- Arien ^ und Orobancben werden f5peciell angefülirt) fehle er gänzlich, ein
Satz, welcher jedoch in dieser allgenieiueu Fassung sich später als unrichtig herausgestellt hat. Er konnte
sich bereite auf die Knight'schen Versuche über Geotropismus stützen, und unterschied, wie Dutrochet,
bereits scharf zwischen heliotropischen und geotropischen Krümmungen. Nicht so glücklich war De Can-
dolle's Übersetzer, Röper. In den Anmerkungen zu dem deutschen Texte der De Candolle'schen Physio-
logie, in welcher er den Autor berichtigen wollte, kommen zahlreiche Verwechslungen von geotropischen und
heliotropischen Erscheinungen vor, die um so befremdender erscheinen, als einige Blätter vorher die
Knight'schen und andere auf Geotropismus Bezug nehmenden Untersuchungen in eingehender Weise wie-
dergegeben sind. So wird z. B., um zu zeigen, dass auch nicht grüne Organe sich dem Lichte zuwenden
können, auf eine von Gleditsch zuerst gemachte Beobachtung hingewiesen, der zufolge mit Knollen aus-
gegrabene Zeitlosen, in wagrechte oder seHist umgekehrte Lage gebracht, sich aufrichten, was doch zweifel-
los eine geotropische Erscheinung ist.
De Candolle sieht den positiven Heliotropismus als eine Erscheinung des Etiolements an. Dies ist in-
soferne richtig, als etiolirte Pflanzen die Erscheinung deutlicher zeigen als normale, und als die Hinterseite
zum Lichte hinneigender Stengel häufig als etiolirt anzusehen ist.* Es findet sich aber Neigen zum Lichte hin
auch an Stengeln, welche die Eigenthündichkeit des Etiolements gar nicht an sich tragen, wie auch au ganz
grünen und ihrer Grösse nach als völlig normal anzusehenden Blättern ausgeprägter Heliotropismus zu con-
stafiren ist. Wenn auch die Schattenseite positiv heliotropischer Organe im Vergleiche zur Lichtseite eine
Überverlängerung zeigt, so wäre es doch zu weit hergeholt, dieselbe als eine Erscheinung des Etiolements zu
betrachten.
Die von K night und Dutrochet entdeckten Fälle von negativem Heliotropismus sind von De Can-
dolle nur wenig beachtet und nur gelegentlich erwähnt worden; in dem den heliotropischen Erscheinungen
gewidmeten Capitel seines Werkes werden diese Phänomene gar nicht berührt. Eine, so viel mir bekannt,
bis jetzt noch nicht wiederholte Beobachtung, welche vielleicht auf negativem Heliotropismus beruht, führt
De Candolle in seinem Werke an. Er hat nänüich bemerkt, dass die jungen Sprosse (flaches) der Coniferen
fast regelmässig nach Norden überhängen. Da bei vielen Phänomen des Heliotropisnius die Richtung jenes
Lichtes, welchem die stärkste Intensität zukommt, für die Richtung des heliotropischen Pflanzeulheiles mass-
gebend ist; so liegt die Vermuthung naiie, dass diese Sprosse durch die Mittagssonne in die Richtung nach
Norden gebracht wurden. Ich komme auf diese Beobachtung unten noch zurück.
Über das Wenden der Blüthen nach der Sonne spricht sich De Candolle ausführlicher aus. Er nennt
die Erscheinung „nutation des tiges heliotropes". Hier handelt es sich wieder hauptsächlich um die Sonnen-
blume. Wie schon oben erwähnt, hat Haies die Erscheinung bereits beschrieben und zu erklären versucht.
Später hat J. J. Plenck ' ihrer gedacht und angegeben, dass die Blüthen von Eelianthus annuus, von Beaeda
luteola u. m. a. eine sonnengleiche Bewegung (motus solsequialis) zeigen. In eine Erklärung des Phänomens
lässt sich Plenck nicht ein, sondern begnügt sich damit, die sonnengleichen Bewegungen zu den automati-
schen zu zählen. De Candolle fand wie seine Vorgänger, dass die Blüthenköpfe von Uelianthus dem Laufe
der Sonne folgen. Als Ursache der Erscheinung führt er, ohne sich indess auf Haies zu berufen oder Bon-
net zu widerlegen, an, dass das Gewebe der Stengelspitze an der Sonnenseite ein wenig austrockne und in
Folge dessen sich zusammenziehen müsse, wodurch ein Überhängen des Blüthenkopfes nach der Lichtquelle
hin zu Stande komme. Unterstützt wird das Nicken des Blüthensf engeis nach De Candolle noch durch das
Gewicht des Blüthenkopfes, ferner dadurch, dass die Schattenseite des Stengels weicher als die Lichtseite
ist, und endlich dadurch, dass der Stengel als grüner Pflanzentheil dem Lichte zustrebt. Der bta-ühmte Autor
1 Dass die Stengel der Ouaatua- PiSto-a. in der That nicht heliotropisch sind, wurde neuerdings von L. Koch (Unters, über
die Entwiekeluiig der Cusciiteen, Hanstein, Botau. Abhandl. Bd. II, 1874, p. 125) gezeigt.
~ L. c. p. 576. Diesen Gedanken hat De Candolle schon früher ausgesprochen (M6m. de la soc. d'Arcueil, 1S09, II,
P. 104).
s Physiologie und Pathologie der Gewächse. Wien 1795, p. 56.
Die hdiotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche . 149
gibt an, dass bei der Sonueubinme die genannten, das Nielsen hervorrufenden Bediuguugeu im höclisten
Grade vereinigt sind; allein man vermisst an der betreffenden Stelle die experimentelle Begründung hierfür.'
Röper tritt De Candolle nii( einer sehr bemerkensvFerthen Beobachtung entgegen, die bis jetzt nicht
die gehörige Beachtung gefunden hat. Er theilt nämlich mit, dass er eine Sonnenblume mit ästigem Stengel
gesehen hat, deren Blüthenköpfe zu gleicher Zeit nach allen vier Hinnnelsgegenden gerichtet waren. Ans der
Beschreibung des Falles geht hervor, dass die betreffende Pflanze sonnigen Staudort hatte.
De Candolle nennt die Pflanzen, vvelche ein der Sonnenblume ähnliches Verhallen zeigen, „plantes
höliotropes". Ausser Helianthus anmms tüiirt er keine Beispiele für diese Gruppe an. Nur bemerkt er dass
die Ähren der Gräser in windstiller Luft nach Süden überhängen niüssten, gewöhnlich aber doch nach einer
anderen Weltgegend gewendet sind, und dann durch den herrschenden Wind in diese Lage gebracht würden-
ferner, dass nach Micheli de Chateauvieux der die Doldenblüthen tragende Stengel von Hoya camosa
R. Br. dem Gange der Sonne folge.
Über den Heliotropismus der Blätter hat De Candolle keine eigenen Beobachtungen angestellt, und
beruft sich in Bezug auf diese Erscheinung blos auf Bonn et und Raspail.
De Candolle ist der Erste, welcher sich eingehender mit der Frage beschäftigte, in welcher Weise der
positive Heliotropismus zu Stande kömmt. Die von Haies und Du Hamel gegebenen Erklärungsversuche
führt der Autor nicht an, wohl aber schien es ihm nothweudig, auf einem schon von Du Hamel widerlegten
Irrthum noch zurückzukonmien : ob nämlich die an Fenstern oder in Treibhäusern stehenden Pflanzen, indem
.sie in's Freie zu kommen streben, Luft oder Liciit suchen. De Candolle beruft sich hierbei auf einen Ver-
such von Tessier, welcher Pflanzen in einen Keller brachte, und von einer Seite durch ein verschlossenes
Fenster Licht, von der anderen Seite die freie Luft aus einem dunklen Räume zutreten Hess, wobei sich natür-
lich herausstellte, dass die Stengel der Pflanzen nach dem Lichte strebten.
Als Ursache des Wendens der Stengel nach dem Lichte sieht De Candolle in erster Linie die assimi-
latorische Kraft des letzteren an. Er behauptet, dass an der Lichtseite der Stengel mehr Kohlensäure zerlegt
wird, als an der Schattenseite; in Folge dessen werde die Lichtseite des Stengels rascher fest als die ent-
gegengesetzte, die Elemente der ersteren bleiben im Längenwachsthum zurück, die der letzteren werden aber
länger. Nach seiner Ansicht wird das Längenwachsthum der die Lichtseite der Stengel zusammensetzenden
Zellen noch weiter dadurch gehemmt, dass hier dieTransspiration eine grössere ist, wodurch neben stärkerem
Wasserverlust eine reichlichere Ablagerung mineralischer Besiaudtheile erfolge, was die Erhärtung der Gewebe
begünstige und das Wachsthum henime.
Einer experimentellen Prüfung hat De Candolle diese Angaben nicht unterzogen. Dass die Production
organischer Substanz in den jungen Stengeln, welche noch stark heliotropisch krünnnungsfähig sind, fast
gleich Null ist, bedarf heute keines Beweises mehr; das erste Argument fällt mithin schon ohne besondere
experimentelle Prüfung fort. Die beiden anderen Angaben, dass der Wassergehalt an der Lichtseite ein gerin-
gerer, der Mineralgehalt ein grösserer ist, als an der Schattenseite, sind von voinhercin nicht veiwerflich;
erstere ist erst jüngsthin von G. Kraus (s. unten), letztere niemals experimentell geprüft worden.
Trotzdem muss aber doch anerkannt werden, dass De Candolle eine richtigere Vor.'^tellung von dem
Zustandekommen des positiven Heliotropismus hatte, als seine Vorgänger, indem er die Krümmung der Stengel
nach dem Lichte nicht mehr durch Zusammenziehung der Gewebe an der Lichtseite, sondern durch ein an der
Schattenseite des Stengels vor sich gehendes gesteigertes Längenwachsthum erklärte.
Im Übrigen wäre aus De Candolle's Werk in Betreff des Heliotropismus nur noch hervorzuheben, dass
er auf einen Vorschlag Andr6 Thouin's aufmerksam macht, der dahin geht, das Sonnenlicht in der Baum-
zucht nutzbar zu machen, um gekrümmte Aste zu erhalten, deren gebogenes Holz in manchen Zweigen der
1 P. 606 ffd. Au dieser Stelle wird das Hauptgewicht auf das Austrocknen des Stengels an der Sonnenseite gele^'t. An
einer früheren Stelle (p. 33) misst aber der Autor gerade diesem Umstand sehr wenig Werth bei, hält die Thatsache für unbe-
wiesen und glaubt, dass diese Erscheinung in gleicher Weise, wie das Neigen der Stengel zum Lichte zu Staude komme.
150 Julius Wiesner.
Technik mit Vortheil angewendet werden könnte. Dieser Vorschlag ist, aber, so viel ich erfahren konnte, nie
berücksichtigt worden, und bei dem beutigen Stande der Holzindustrie dürfte er wohl keine Beachtung mehr
verdienen.
H. V. Mohn hat gelegentlich seiner Untersuchungen über das Winden der Scldinggewächse nach-
gewiesen, dass die Stämme derselben, wie dies auch bei anderen Stämmen vorkommt, dem Lichte sich zu-
wenden, aber in auffallend geringerem Grade.
In sehr schöner Weise legte dies Mo hl an Ipomaea jnuptirea dar, indem er zeigte, dass das hypocotyle
Stengelglied dieser Pflanze nicht windet, aber stark (positiv) heliotropisch ist, während die höheren Interno-
(lien bei einseitiger Beleuchtung so wenig heliotropisch sind, dass sie fast vertical nach aufwärts wachsen.*
Er ist auch der Erste, welcher der wichtigen Beobachtung Knight's über den negativen Heliotropismus der
Ranken von Vitis und Ampelopsis Erwähnung thnt, selbe bestätigt, aber hinzufügt, dass zahlreiche rankende
Gewächse existiren, deren Ranken diese Fähigkeit abgeht. So den Ranken von l'assißoi-u coerulea, Cobaea,
Pisum sativum, Lathyrus odoratus und Cuctirbita, obgleich er die Stengel aller dieser Pflanzen positiv helio-
tropisch fand.ä In dieser Schrift zeigte er auch, dass die Pflanzentheile durch Verweilen in schwachem Lichte
heliotropisch empfindlicher werden. Aber selbst wenn Lathyrus odoratus und/VsMm sativum so lange im spar
samen Lichte gestanden bis die Stengel bleichsüchtig geworden, zeigten deren Ranken weder die Neigung
sich dem Lichte zuzuwenden, noch es zu fliehen.
Zu den wichtigsten Arbeiten über- Heiiotropismus gehören unstreitig die von Dutrochet herrührenden.
Der Werth derselben liegt indess mehr in den darin niedergelegten Entdeckungen als in den Interpretationen
der aufgefundenen Erscheinungen.
Schon seine erste, speciell dem Heliotropismus gewidmete Publication ^ ist von Wichtigkeit, weil der
Autor darin der Eigenschaft der Pflanzentheile, das Licht zu fliehen, dieselbe Aufmerksamkeit schenkt, vne
dem positiven Heliotropismus. Dutrochet ist der Erste, welcher der Entdeckung Knight's über den nega-
tiven Heliotropismus, die innerhalb eines Zeitraumes von 25 Jahren fast unberücksichtigt geblieben war,
durch neue einschlägige Beobachtungen zu grösserer Bedeutung verhalf Er bestätigt die Beobachtungen
Knight's über den negativen Heliotroi)ismus der Ranken von Vitis und Ampe/ojjsis , entdeckte das gleiche
^'erhalten der Ranken von Pisum ■', und spricht sich ausführlicher über die den negativen Heliotropismus
des hypocotylen Stengelgliedes von Viscum album betreffende Beobachtung aus. Letztere Auffindung wurde
später mehrfach bestätigt; über die erstere ist mir keine Beobachtung eines anderen Botanikers bekannt
geworden, was um so bedauerlicher ist, als der Autor sich hier im vollen Widerspruch mit H. v. Mo hl befindet.
Sell)stverständlich komme ich in meinen Untersuchungen hierauf zurück.
Nach Dutrochet sollen auch die hakenförmigen Krümmungen der Zweigenden von Vitis und Corylus
durch negativen Heiiotropismus zu Staude kommen, was insoferne unrichtig ist, als diese Krümmungen sich
auch im Finstern vollziehen und ihrem Wesen nach in dieselbe Kategorie wie die sogenannte spontane Nuta-
fion der Keimstengel der Dicotylen gehören. Icli werde indess unten zeigen, inwieweit bei diesen zweifellos
unabhängig vom Lichte sicii vollziehenden Krümmungen negativer Heliotropismus im Spiele ist.
Dutrochet hat angegeben, dass die Stengel der Schlinggewächse sich schwachem Lichte hinneigen,
hingegen vom starken Lichte sich abwenden (Humulus Lupulus und Convolvulus sepium). H. v. Mohl'' hat
die betreffende Stelle nicht richtig wiedergegeben, indem er Dutrochet die Behauptung zuschreibt, dass
die Stämme aller Schlingpflanzen sich vom Lichte abwenden, und hinzufügt, dass dies ganz unrichtig ist.
1 Über den Bau und das VViudeu der Ranken und Schlingpflanzen. Tübingen 1827.
2 L. c. p. 119.
3 L. c. p. u.
* De tendance des v^götaux ä se diriger vers la himifeie et de leur tendance ä la fuir. Memoire pour servir ä l'histoire ana-
tomique etc. Paris 1837, ii. GO— 114.
5 Ausiiihilicher hierüber: Annales des sc. nat. 2 ser. toin. XX, p. 308 ft'd. Der Angabe Mohl's, wonach die Ranken
von Pisum nicht heliotropi.scli sind, wird hier nicht gedacht.
6 Die vegetabilische Zelle. Braiinschweig 1851, p. 298.
Die heliotropischcn Erschemwifien im Pflanzenreiche. 151
indem naeli seinen Beobaclitiingeu die Stengel aller klimmenden und windenden Pflanzen sich zum Lichte
hinziehen, ein .Satz, welclier, wie unten dargethau werden wird, in seiner Allgemeinheit sich nicht bewahr-
heitet.
Eine Beobachtung von Dutrociiet über negativen Heliotropismus erfreute sicli einer ganz ausser-
gewöhnlichen Berücksichtigung, nämlich die auf die Stengel des Epheu bezugnehmende. Fast in allen Lehr-
büchern werden die Stengel dieser Pflanze häufig als einziges Beispiel dieser Erscheinung angeführt. In neuerer
Zeit wurde diese ziemlich ungenügende Bedbachtung Dutrochet's' von einigen Beobaciitern unterstützt, von
Darwin * wieder in Zweifel gezogen.
Dutrochet schrieb, wie man siebt, dem negativen Heliotropismus eine ziemlich grosse Verbreitung zu;
er gibt jedoch ausdrücklich au, dass die Pflanzentheile das Licht seltener fliehen, als dasselbe aufsuchen.
Bemerkenswerth ist die Beobachtung des genannten Autors, dass die Pflanzentheile nur unter der Ein-
wirkung von dircctem und lebhaftem Lichte das letztere fliehen. Hingegen war es lange bekannt, dass sehr
geringe Lichtintensitäten zur Hervorrufung des positiven Heliotropismus ausreichend sind.
In Bezug auf die Lage der Blätter zum Lichte bringt Dutrochet zahlreiche Beobachtungen. Er bestä-
tigt zunächst die Angabe Bonnet's, dass die Blätter der Mistel sowohl Ober- als Unterseiten dem Lichte
zuwenden, dass die Blätter jener Gramineen, deren Unterseiten dunkler gefärbt sind als die Oberseiten, sich
mit den ersteren nach oben, also dem Lichte zuwenden, eine schon früher (]8"i3) von E. Meyen^ gemachte
Entdeckung; ferner, dass die Blätter von Juni^ems commicnis , an welchen die Si)allöffnungen an der Ober-
seite auftreten, durch das Nicken der Zweigenden in umgekehrte Lage gebracht werden, also wieder mit
der die Spaltöffnungen führenden Seite nach abwärts gewendet sind; endlich, dass die Röhrenblätter der
Allium- KvtQM., an welchen eine mor))hologische Ober- und l nterseite nicht zu unterscheiden sei, sich dem
Lichte gegenülicr ganz indifferent verhalten." Werden Blätter, welche eine bestimmte Seite nach oben kehren,
umgewendet, so erfolgt eine Zurückkrümmung des Blattes in die normale Lage, was schon Bonnet zeigte.
Dutrochet erklärt aber diese Erscheinung nicht als eine heliotropische, sondern als eine spontan zu Stande
kommende, deren Ursache in der Organisation der Pflanze begründet wäre. '
Dutrochet bringt in der genannten Abhandlung auch weitere Beobachtungen über den von ihm an
Luftwurzeln am Fothos (s. oben p. 147) entdeckten Heliotropismus. Er hälfe zur Zeit, als er diese Entdeckung
machte, die Ansicht, dass die Wurzeln in der Eegel keine bestimmte Lage zum Liclite einnehmen, und nur
bei Chlorophylliiesitz slcii dem Lichte zukehren. Zur Bekräftigung dieser seiner Ansicht diente eine an Mtra-
hilis Jalapa angestellte Beobachtung. Wenn die Wurzeln dieser Pflanze, welche sich gewöhnlich dem Lichte
gegenüber indifferent verhalten, im Wasser cultivirt werden, so entwickelt sich in den Geweben Chlorophyll,
und in diesem Falle wenden sich die Wurzeln dem Lichte zu. "
Das Wenden der Blüthcnköpfe von Helianthus annuus nach der Sonne hat Dutrochet weniger gedan-
kenlos als seine Vorgünger erklärt. Kr findet nämlich, dass die Blume sich heliotropisch gegen die Sonne
neigt, dass aber ihre Bewegung nach dem Laufe der Sonne durch eine Toi-sidn des Stengels vermittelt werde. ^
In seiner Erklärung des positiven Heliotropismus wendet sich der Autor gegen De Candolle, welcher, wie
oben gezeigt wurde, an der Schattenseite sich krümmender Organe ein begünstigtes Längenwachsthum an-
nahm. Dutrochet glaubt, dass die Lichtseiten der Stengel bei der Hervorbringnng der Krümmung activ
betheiligt sind, und stützt sich dabei auf folgenden, mit heliotropisch gekrümmten Stengeln an Medicago
sativa angestellten Versuch.'^ Wird dieser Stengel so der Länge nach getheilt, dass eine Hälfte die (concave)
> L. c. p. 68.
2 Climbing Plauts. 1875. (Deutsche übers, von Oarus, 1876, p. 142.)
3 Vergl. Röper 1. c. p. 616.
* L. c. p. 99—101.
5 L. c. p. 104.
6 Vergl. 1. c. p. 70 und Ann. des scienc. nat. 3. ser. V, p. 65.
' L. c. p. 108.
« L. c, p. 72—76.
152 Julius Wiesner.
Lichtseite, die audere die (convexe) Schattenseite in sieb aufnimmt, so krümmt sich die erstere noch stärker
gegen das Licht hin (concav), während die letztere sich gerade streckt. Die Thatsaclie ist v(dlkommen richtig
und kann namentlicli leicht an den stark positiv heliofropischen epicotylen Stengelgliederu von I'Iiaseolus
multiflorus constatirt werden; allein sie widerspricht der De Candolle'schen Ansiciit keineswegs, sondern
lehrt nur, dass die Spannungsdififcrcnzen in den consecutiven Gewebsschichten an der vorderen Hälfte andere
als an der hinteren sind, was sich mit dem ungleichen Wachsthum der Licht- und 8cbattenseite des Stengels
völlig in Einklang bringen lässt. Selbstverständlich komme ich in meinen eigenen Untersuchungen auf diese
mechanischen Verhältnisse zurück.
Merkwürdig ist es, dass De Candolle und Dutrochet gerade in einer den Heliotropismus betreffenden
Annahme, die ganz und gar irrthümlich ist, übereinstimmten. Beide glaubten den positiven Heliotropismus
an den Chlorophyllgehalt der betrejBfenden Orgaue gebunden. Ersterer Hess sich hiebei durch die ganz
unrichtige Vorstellung der Bcthoiiiguug der Assimilation bei der Licbtbeugung, letzterer durch eine Beobach-
tung leiten, deren Richtigkeit ganz zweifelhaft ist. Es sei erlaubt, schon hier zu erwähnen, dass nach meinen
Beobachtungen die Wurzeln \ ou Mirabilis Jalafa gar keinen deutlichen ausgesprochenen Heliotropismus-
zeigen und völlig cblolorophylllos sind (offenbar Hess sich Dutrochet, indem er diese Wurzeln für chloro-
phyllhältig erklärte, durch angesiedelte grüne Algen täuschen), und wir heute ebensowohl grüne negativ helio-
tropische Organe als völlig cbloropliylilose, positive Lichtbeugung zeigende Organe kennen.
Zum mindesten einseitig war Dutrochet's Behauptung, dass der Zweck des Hinneigens der Pflanzen-
theile zum Lichte darin besteht, die Auffindung des Lichtes behufs Chloropliyilbildung zu ermöglichen. '
Meyen hat in seiner in viell'aclier Beziehung ausgezeichneten Pflanzenphysiologie das den Heliotropis-
mus betreiFende Capitel nur sehr dürftig ausgearbeitet. Die Literatur ist daselbst sehr unvollständig gegeben.
Dennoch enthält dieses Capitel einige gute Beobachtungen und einzelne treffende Bemerkungen. So widerlegt
er an der Hand der bekannten Thatsaclie, dass etiolirte Kartoffeltriebe in Kellern oft in einer Länge von
mehreren Klaftern dem Lichte entgegen wachsen, die oben erwähnte Behauptung De Candolle's, nach
welcher der positive Heliotropismus durch einseitige an den Lichtseiten der Stengel statthabende Assimi-
lation der Kohlensäure zu Stande käme.^ Auch hat Meyen die ersten Beobachtungen über den negativen
HeHofropisnius echter Uodenwurzeln angestellt. Er zeigte nämlich, dass aufgerichtete Keimwurzeln von
Bohnen allerdings das Bestreben haben nach abwärts zu wachsen, dass sie aber beleuchtet und im feuchten
Räume gezogen, an der von der Lichtquelle abgewandten Seite sich nach abwärts krünnnen.^
J. Bayer* hat die heliotropischen Erscheinungen an KressekeiniHngen genauer studirt. Er fand, dass
die Keimstengel sich zuer.st concav gegen das Licht krünimen, dann sich aber geradlinig in die Richtung gegen
die Lichtquelle strecken, also zum Lichte sich hinneigen. Die Richtigkeit dieser Beobachtung lässt sich leicht
constatiren. Die Erscheinung beruht offenbar darauf, dass die Differenz im Längenwachsthum an der Licht-
und Schattenseite des Oiganes relativ abnimmt; ob dies spontan, oder in Folge der Lichtwirkung oder durch
negativen Geotropismus geschieht, ist von vornherein nicht zu entscheiden, und ist bis jetzt noch nicht
experimentell geprüft worden.
Ferner stellt der Autor die Behauptung auf, dass die Tendenz der Stengel, sich dem Lichte zuzuwenden,
desto grösser ist, je schwächer das wirkende Licht ist. Es ist selbstverständlich, dass dieser Satz nur
innerhalb gewisser Grenzen richtig sein kann. Warum mit der Abnahme der Lichtintensität bis zu einem
bestimmten Minimum die heliotnipische Krümmungsfähigkeit zunimmt, hat Bayer nicht erörtert. Die Richtig-
» L. c. p. 70. tfd.
2 Neues System der Pflanzenphysiologie, Bd. III, Berlin I8:i9, p. 686.
3 L. c. p. 583 und 588. In MohTs oben genannter Arbeit (p. 77) ist allerdings davon die Rede, dass sich Wurzeln
vom Lichte abwenden; allein bestimmte Beoljachtungen liieriiber fiilirt er nicht au, so dass die Annahme, er habe beim
Niederschreiben der betreffenden Stelle Dutrochet's Beobachtungen des negativen Heliotropismns der hypocotylen Axe
an Viscum albuni und der Luftwurzeln von Polhos im Sinne gehabt, wahrscheinlich ist.
^ * Memoire sur la tendance des tiges vers la lumiöre. Compt. rend. 1842, T. XV p. H94— 1196.
Die heliotropischen Erackeinungcn im Pflanzenreiche. 153
keit der Tliatsache vorausgesetzt, fände sie ihre einfachste Erklärung darin, dass mit der Abnahme der
Lichtintensität die Beleuchtungsdifferenz an der Vorder- und Hinterseite des betreffenden Organes wächst; da
nun die iieliotropischen Krümmungen nur zu Stande kommen können, wenn eine solche Differenz vorhanden
ist, so wird es schon von vornherein begreiflicii, dass mit dem Wachsen dieser Differenz — bis zu einer
bestimmten Grenze — die heliotropische Wirkung sich steigern müsste. Ich komme im experimentalen Theile
meiner Arbeit auf diesen wichtigen Punkt zurück.
P;iyer tindet, dass das Mittel, in welcliem die Versnchsptlanze sich befindet, keinen Einfiuss auf das
Zustandekommen des Heliotropismus nimmt, sondern blos modificirend auf die Stärke des Phänomens wirkt.
Keimstengel der Kresse krümmen sich auch unter Wasser, in einer Atmosphäre von Stickstoff oder Wasser-
stoff. '
Diese Angabe erfordert eine neuerliche Prüfung. Denn wenn der Heliotropismus eine Wachsthunis-
erscheinung ist, so kann er sich nur in einer Atmosphäre vollziehen, welche Sauerstoff', wenn aucii nur in
kleiner Menge, enthält; es sei denn, dass die das Wachsthum begleitende Athmung durcli innere Verbren-
nung erfolge.
Payer fand, dass heliotropisch krünmiungsfäbige Pflanzentheile, von zwei Seiten beleuchtet, sich der
stärkeren Lichtquelle hinneigen. Seiner Darstellung lässt sich entnehmen, dass die Ptianzen sich bei diesen
Versuchen sehr empfindlich erweisen. Er meint, mau könnte sie als Pliotometer benutzen.^
In dieser kurzen Abhandlung theilt der Autor auch seine Versuche über die Beziehung zwischen der
Brechbarkeit der Strahlen und dem Heliotropismus mit. Er operirte mit Kressepflänzchen, welche er sowohl
im objectiven Speetrum, als hinter — vorher specti'oscopisch untersuchten — farbigen Gläsern auf ihre
Krümmuugsfähigkeit prüfte. In beiden Fällen fand er, dass sich die Pfläuzchen in Roth, Orange, Gelbund
Grün wie in voller Dunkelheit verhielten, hingegen dem blauen und violetten Lichte sich zukrümmten. Das
blaue Licht ist hierbei wirksamer, als das violette. Die (dunklen) chemischen Strahlen erweisen sich als
wirkungslos. Er fand niiudieb, dass ein Keimling, welcher durch zwei gleich starke Flammen beleuchtet
wurde, deren Licht einerseits eine Wassersciiichte, anderseits eine gleichdicke Terpeuthinöblschichte pas-
sirte, sich in die Resultirende der einfallenden Strahlen stellte, wenn er gleichweit von beiden Lichtquellen
postirt wurde. 3
Die immerhin interessanten, von Payer gewonnenen Resultate haben Dutrochet angeregt, die
Beziehung zwischen der Brechbarkeit der Strahlen imd der heliotropischen Krüminungsfähigkeit der
Pflanzentheile durch eigene Anschauung kennen zu lernen.* Mr operirte anfänglich wie seine Vorgänger mit
Kressekeimlingen. Es wurden dieselben in einer kleinen dunklen Kammer der Einwirkung von hellem
diffusen Tageslicht ausgesetzt, welches durch ein Glas ging, das nur rothe Strahlen durchliess. Die Keim-
linge wendeten sieh dem rothen Lichte nicht zu. So weit fand also Dutrochet die Beobaelitungeu Payer's
bestätigt. Nun wurden die Versuche mit zahlreiclien anderen Keimpiiänzchen in derselben Weise, unter den
gleichen Vegetatiousbedingungen ausgetührt; nunmehr stellte es sich heraus, dass gewisse Keimpflanzen sich
so wie Kresse verhielten, andere aber sich dem rothen Lichte hinneigten. Er beobachtete, dass in die letztere
Kategorie durchwegs Pflänzchen mit sehr dünnen Keimstengeln gehören {^Trifolium ag-mrium, Durehmesser
des Stengels =■ Ü-55"""; Mercnrialis annua, D. d. St. = 0-50"""; Papover Mhoeas , D. d. St. = 0-35 ;
Sedum acre, D. d. St. =0-30"'°'). Die Stengel der Keimpflanzen, welche im rothen Lichte aufrecht blieben,
hatten durchgängig einen grösseren Durchmesser (sm.%&&x Lepidium sativum noch: Medicago sativa, lupuUna,
Trifolium pratense, Fisum sat/ivuni).
1 L. c. p. 1195.
2 L. c. p. 1195.
3 Vgl. die Berichte über Payer's Memoire in Compt. reod. XVI (1843), p. 986 und XVt, p. 1120, in welchem letzteren
Dutrocliet mit Ruclit das Uugouiigeude dieser auf die dunltlen ciiemischen ytralileu bczugnelimeiideu Vorsuche rügt.
^ * Ue l'inflexion des tiges vegetales vers la lumiere coloree. Auu des sc. uat. -2 ser. T. XX, p. 329 — 339.
Deiikschriftt;Q der mathem.-uaturw. Cl. XXXIX. Bd. 20
154 Julius Wiesner.
Diitrochet ist geneigt, ans diesen Beobachtungen zu sehliessen, dass es nicht die Brechbarkeit der
Strahlen, sondern die Helligkeit (jpouvoir 4clairani) des Lichtes ist, welche für das Znstandekommen des
positiven Heliotropismus massgebend ist. Dieser Ansicht zufolge käme den unsichtbaren Strahlen' des Spec-
trunis das Vermögen, heliotropische Krümmungen hervorzurufen, nicht zu,' was der Autor indess durch
keinerlei directe Experimente unterstützt.
Payer vertheidigte seinen Standpunkt.' Er findet, dass selbst die dünnstengelichsten Keimlinge in
reinem rothen (durchgelasseuem) Lichte aufrecht bleiben, sich hingegen einem Lichte zuneigen, welches
durch rothe Gläser ging, die aber ausser Roth noch andere sichtbare Strahlen des Spectrums durcbliessen.
Er bemerkt ferner, dass nicht nur die Dicke des Stengels, sondern auch die Lichtdurchlässigkeit der Gewebe
auf das Phänomen einen Einfluss habe, indem z. B. in einem und demselben Lichte Medicago lupuUna mit
einem Stengeldurchmesser von O-?"™ sich heliotropisch erwies, während Spergula arve^isis, deren Stengel
einen Durchmesser von blos 0-6"'" aufwiesen, aufrecht blieb. ^
Die oft citirte Arbeit Zantedesclii's'* über Lichtfarbe und Heliotropismus, welche nach Publication
der ersten Abhandlung Payer's (1843) erschien, lehrte, dass sich Balsaminkeimlinge, junge Pflänzcheu von
Oxalis nmltißora etc. blauem, violettem und grünem Lichte zuneigten, nicht aber dem gelben, orangen und
rothen. Die Resultate haben einen geringeren Werth als die Payer's, da dieser sowohl mit farbigen Gläsern
als mit Zuhilfenahme des objectiven Spectrums arbeitete, Zantedeschi aber blos mit gefärbten, zudem
nicht genügend auf ihre Lichtdurchlässigkeit geprüften Gläsern.
Kurze Zeit nach Veröffentlichung der Untersuchungen von Payer, Zantedeschi und Dutrochet
erschien die bekannte Arbeit von D. P. Gardner,'' welcher sich mit der Beziehung zwischen der Brech-
barkeit der Lichtstrahlen und der Chlorophyllbildung, der Kohlensäurezersetzung grüner Pflanzen und dem
Heliotropismus, also zum Theile mit derselben Frage beschäftigt, welche die drei zuletztgenannten Forscher
fast gleichzeitig fesselte.
Gardner, welcher seine Versuche jenseits des Oceans (Virginien) anstellte, hatte von den bezeich-
neten Arbeiten keine Kenntniss.
Zu seinen Versuchen dienten anfänglich Sämlinge von Rüben, Kohl, Senf, Buffbohnen, ältere Exemplare
von Solanum nigrum etc.; später benützte er blos Rübenkeimlinge, da er mit diesen die besten Resultate
erlangte.
Nachdem die in einem länglichen Trog gesäten Samen etiolirte Keimlinge von 1— l'/g engl. Zoll Höhe
geliefert hatten, wurde der Trog 15 engl. Fuss von einem Flintglasprisma entfernt aufgestellt, und der Ein-
wirkung der Spectralfarben des Sonnenlichtes ausgesetzt. Die von den indigofarbenen Strahlen getroffenen
Pflänzchen neigten sich nach vorne gegen das Prisma zu, während alle übrigen Pflänzchen gegen diese Rich-
tung convergirtcn , indem sowohl die Keimlinge, welche zwischen Roth und Blau , als die, welche in Violett
standen, sich schief gegen die im Indigo stehenden Pflänzchen neigten. Gardner macht die Wirkung, welche
das verschieden farbige Licht auf die Keimlinge ausübte, noch weiter dadurch anschaulich, dass er die ganze
Aussaat einem Ährenfelde vergleicht, dessen Halme durch zwei entgegengesetzte Winde niedergelegt, sich
gegeneinander neigen.
Der genannte Forscher zieht aus seinen Beobachtungen zunächst den Schluss, dass allen leuchtenden
Strahlen des Lichtes die Fähigkeit zukommt, Krümmungen von Pflanzentheilen gegen das Licht hin zu
bewirken , und dass diese Eigenschaft den indigofarbenen Strahlen im höchsten Grade eigen ist. Die merk-
1 L. c. p. 337.
•^ 2 Compt. rend. XVII, p. 1085 und XVIIl, p. 32—36 (1844).
3 Die weitere Poleniilj zwischen Dutrochet und Payer über diese Streitfrage ist interesselos, da in der betreffenden
Publication sachlich niclits Neues enthalten ist. (Vgl. Compt. rend. 1844, XVIII, p. 63 und XVIII, p. 190).
* Das italienische Manuscript ist datirt vom 30. Nov. 1842. Vgl. Compt. rend. XVI (1843), p. 747 und XVIII (1844),
p. 849.
* Bibliothöque universelle de Genöve. Fevr. 1844. — Froriep's Notizen, Bd. XXX (1844), p. 161 ffd.
Die heliotriipischen Ertichinungi'n im Pflanzenreiche. 155
würdigen Erscheinungen des Neigens rlcr ansserhaib Indigo stehenden Pflanzen gegen die iu dieser Region
befindlichen, hat Gardner nicht näher erläutert. Es ist dies jenes Phänomen, welches spater von Dutrochet
und Guillemin als laterale Flexion bezeichnet wurde. Über einen etwaigen Einfluss der ultrarothen und
ultravioletten Strahlen auf den Heliotropismns hat Garduer nichts mitgetheilt.
Gardner nimmt an, dass blos den leuchtenden Strahlen imd nicht den chemischen (tithonischen im
Sinne Draper's; vergl. Froriep's Not. Bd. XIV, 1 und 2) und Wärmestrahlen heliotropische Wirkung
zukommt. Er nimmt dies aber in einem Sinne, den wir heute, nachdem die Lehre von der Erhaltung der
Kraft und der Wechselwirkung der Naturkräfte zur Herrschaft gelangte, nicht mehr gelten lassen dürfen,
(iarduer glaubte nämlich — und seine Auffassung war für die damalige Zeit erlaubt — dass bestimmten
Stialden thermische, clieuiische oder Leuchtkraft innewohne, die gewissermassen trennbar sind. Soliesser
indigoblaue Strahlen durch eine in einem Glastrog enthaltene Lösung von Eisen-Prosulfocyanür gehen und
vermeinte auf diese Weise die chemische Kraft dieser Strahlen, und nur diese vernichtet zu haben. Da diese
durch das Eisenrhodanid gegangenen Strahlen keine heliotropischen Wirkungen ausübten, und im Mondlicht,
welches nach der (Inmaligen Ansicht keine thermische Kraft besizt, ' schon in 1 — 2 Stunden heliotropische
Krümmungen sich vollziehen,* so gelangte er zu dem unrichtigen, aber damals erlaubten Schlüsse, dass es
blos die Leuchtkraft der Strahlen ist, welche die Hinneigung der Pflanzentheile zum Lichte verursacht.
Nach Gardner's Beobachtungen hätte die Intensität des Lichtes nur einen untergeordneten Einfluss auf
die Erscheinung des Heliotropismus, da durch Verstärkung des Lichtes der Heliotropismus nur wenig gestei-
gert w erde. Die näheren Beziehungen zwischen Intensität des Lichtes und Heliotropismus hat er ebenso wenig
als seine Vorgänger klargelegt.
Endlich spricht Gardner noch die Ansicht aus, dass die blaue Himmelsfarbe das Aufwärtswachsen
der Pflanzen begünstige, also hier der Heliotropismus den Geotropismus behufs Aufrichtung der Pflanzentheile
unterstütze.
D'e Beobachtungen Gardner's lassen mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass alle Strahlen
des sichtbaren S])ectrums heliotropische Wirkungen auszuüben im Stande sind; als völlig bewiesen sind
diese Versuche indess nicht anzusehen, da selbe nicht im reinen, vom diffusen Lichte freien Spectrum vor-
genommen wurden. Auch scheint es, als wäre reflectirtes Spectrallicht bei den Experimenten im Spiele
gewesen. Ich komme im weiteren Verlaufe meiner Darstellung auf diesen Punkt noch zurück.
Z 1 derselben Zeit wurde noch ein anderer, den Heliotropismus betrelfender Gegenstand, nämlich die
Fähigkeit wachsender Wurzeln, sich dem Liclite zu-, oder von demselben abzuwenden, und zwar von Bayer,
Dutrochet und Durand studirt.
Dass auch den Wurzeln heliotropische Eigenschaften zukommen, konnte nach Dutrochet's Entdeckung
nicht mehr zweifelhaft sein. Allein es lagen über den Heliotropismus der Wurzeln bis dahin nur sehr spärliche
und tlnilweise höchst zweifelhafte Beobachtungen vor. Zunächst zeigte Payer,-'' dass wenn man Samen von
Kohl oder weissem Senf auf Baumwolle in mit Wasser gefüllten Gefässen keimen lässt, die Stengel sich dem
Lichte zuwenden, während die Wurzeln das Licht fliehen. Bei diesen Pflanzen reicht diffuses Licht zur Her-
vorbringung der Wurzelkrünnnung aus. Nicht so bei den Keimpflanzen von Sedum. Telephium\ hier ist zum
Eintritte des negativen Heliotropismns der Wurzeln directes Sonnenlicht erforderlich. Aber selbst so inten-
sives Licht ruft nicht an allen Wurzeln ein Wegkrümmen hervor; so bleiben die Wurzeln von der Kresse
selbst bei dieser Beleuchtung senkrecht. Bayer fand ferner, dass der Neigungswinkel, den die heliotropisch
' Später hat Melloni (Froriep's Notizen 1846, XXX, p. 193) gefunden, dass das Mondlicht Wärmewirkung ausübt,
aber iu so geringem Grade, diiss sich der Effect nicht zaiileumiissig bestimmen Hess. In neuei'er Zeit gehuig es Volpicelli
Mari6 Davy und BaiUe mittelst Thermomultiplicator die vom Mondlichte ausgehenden 'l'emperatnrerhöhungeu in Celsius-
graden auszudrücken. Das hiebei beobachtete Maximum betrug 0-00287° C. Zeitsch.[ift der öster. Gesellsch. für Meteorologie
1870, Nr. 17, nach Compt. rend. T. LXIX, p. 920 und 960.
2 Gardner setzte voraus, dass dem Moudlicht keine photographische Wirkung zukommt; allein auch dies ist nicht
richtig, wie die Mondphotographien beweisen.
•<- 3 Compt. rend. XVII (1843).
20*
156 Julius Wiesner.
gekrümmte Wurzel mit der Vertiealen bildet, stets kleiner ist als der Wiukel, den in eulgcgcugesetzter Rich-
tung der Stamm mit der Verticalen einschliesst; es sind also die Keimstengel einer und derselben Pflanze
stärker heliotropiscli als die Keimwurzel. Die Wegkrümmuug der Wurzeln ist ferner desto stärker, je inten-
siver das wirksame Licht ist.
Payer gibt an, dieselbe Beziehung zwischen Brechbarkeit des Lichtes und heliotropischer Krümmung
bei den Wurzeln wie bei den Stengeln gefunden zu. haben. Denn nach seinen Beohaclitungen krümmen sich
die Wurzeln nur in einem zwischen den Fraunhofer'schen Linien i«" und // gelegenen Lichte. Jener Strahl,
welcher den kräftigsten Heliotropismus des Stengels hervorruft, wirkt auch auf die Krümmung der Wurzel
am stärksten ein. Dieser Lichtstrahl (Schwingungszahl) ist aber für verschiedene heliotropisch krümi.iungs-
fähige Pflanzentheile ein verschiedener. Die Beleuchtung des Stengels hat auf das heliotropische Verhalten
der Wurzel keinen Einfliiss, so zwar, dass wenn der Stengel beleuchtet ist, die Wurzel aber nicht, letztere
ihre verticale Richtung nicht verlässt.
Über Payer 's Ariieit erstattete Dutrochet der Pariser Akademie der Wissenschaften einen aus-
führlichen Bericht,' welcher zahlreiche Wiederholungen der Versuche Payer's und auch neue diesbezügliche
Experimente enthielt, die Dutrochet gemeinschaftlich mit Pouillet ausführte. Es wurde bestätigt
gefunden, dass die Wurzeln von Kohl und weissem Senf sich vom Lichte wegwenden, und dass die Wurzeln
der Kresse weder das Licht aufsuchen noch fliehen. Hingegen wird die Richtigkeit der Behauptung, dass
der Stengel stets stärker als die Wurzel geneigt ist, als unrichtig erwiesen. Währt der Versuch lange
an, so findet nämlich manchmal das gerade Gegentheil statt. Besonders deutlich tritt nach den Beobach-
tungen der genannten Forscher bei Sinapis alba die relativ stärkere WegkrUmraung der Wurzel auf.
Ferner wird hervorgehoben, dass allerdings im schwachen Lichte die Wurzelkrümmung durch die blauen
und beiderseits benachbarten Strahlen vollzogen werde; hingegen betheiligen sich im Lichte eines sehr
lichtstarken objectiven Sonnenspectrums nicht nur alle leuciitenden Strahlen, sondern auch die im Lavendel-
blau (Ultraviolett) und Ultraroth gelegenen Strahlen beim Zustandekommen der heliotropischen Erscheinungen.
Die Lichtfarbe, welche das Maximum der heliotropischen Wirkung hervorbringt, ist nicht wie Payer angibt,
nach der Pflanze veränderlich, sondern liegt stets im Violett, was nicht nur für Wurzeln, sondern auch
für Stengel gilt. *
Jene eigenthümliche Neigung (laterale Flexion) der posiliv heliotropischen Organe gegen die indigo-
farbenen Strahlen, welche Gardner an Rübcnpflänzchen auffand, und die Dutrochet und Pouillet auch
bei den Keimstengeln von ISinapi's alba constatirten, haben diese beiden Forscher auch an den negativ helio-
tropischen Wurzeln, aber natürlich im umgekehrten Sinne sich darstellend, aufgefunden; die Wurzeln neigten
sich nämlich von Indigo zu beiden Seiten weg.
Durand' stellte zahlreiche Versuche über das Verhalten der Wurzeln zum Lichte an. Er fand, dass
die Wurzeln von Lathyms odorafu.<i, von zahlreichen ( 'ruciferen (Brassica, Isatis tinctoria, Myagru.m sotit-uni,
Raplumus s(iti'-us ete.J sich vom Lichte abwenden, hingegen die im Wasser sich entwickelnden Wurzeln von
Allium Cepa. sich dem Lichte zukehren. Obwohl er im Ganzen nach derselben Methode wie Payer arbeitete
(die Glasgefässe, in welchen die Wurzeln im Wasser sich entwickeln, hatten in den Dur and 'sehen Versuchen
eine geschwärzte Hinterwand, um durch reflectirtes Licht bedingte Störungen auszuschliessen), gelangte er
bei einigen Einzelheiten zu abweichenden Resultaten; so bestreitet er das passive Verhalten der Wurzeln
von Lepidium, sativum dem Lichte gegenüber nnd findet sie negativ heliotropisch. Durand verwirft die dem
' 1 Conipt. rend T. XVlll, 1169—1184 und Annales des sc. nut. 3. sör., T. II, p. 96—113.
- Dutrochet gibt in diesem Berichte auch eine Kritik der oben ang-etührten Versuche vou Gardner, und fugt
demselben seine mit Pouillet gemeinscliaftlich ansgeflihrten Exiierimente über das Verhalten von heliotropiseh-krümmungs-
fähigen Organen im objectiven Spectrum bei. Es scheint mir im Interesse der DarsteUung geboten, diesen Ibeil des Berichtes
erst später, nämhch bei Mittheihmg der Arbeiten GuiUemiu's, über diesen üegenatand zu besprechen.
ä Recherches et fuite de la lumi6re par les racines. Compt. rend. 1846, 23. F6vr.
Die heliotrnpiftchen ErschpinurKjen im Pflanzenreiche. 157
Ziisfanrlekoinnieu des Heliotropisnius gewidmete Tlieoiic De Candolle"s und acceptirt die im Folgenden
geschilderte Dutrocliet'sehe, ohne aber für dieselbe neue Argumente beizubringen.
Dntrochet' erstattete über Durand's Arbeit einen ausführlichen Bericht, welcher, wie dies seine Art
ist, zu einer auf neue Experimente sich stützenden Untersuchung über die Frage sich gestaltete. Er wieder-
holte den Versuch mit Allium Oe<pa mehrmals, und stets mit dem gleichen Erfolge wie Durand. Allium
sativum verhält sich nach seiner Beobachtung in dieser Beziehung noch auffälliger als Cepa. Es zeigten
also die Wurzeln von Allium ein gleiches Verbalten wie es Dutrochet schon i'nWxer hei Miralnh'fi Jn/apa
nutiand. Der Unterschied liegt nur darin, dass die Wurzeln der letzteren nur mit ihren Enden (nur mit den
„spongioles"), die yl/^mm- Wurzeln aber in ihrer ganzen Länge (bis zu 5"°) sich zum Lichte kehren. Ebenso
wenig als Durand hat Dutrochet in den J,//?Mw-Wurzeln Chlorophyll angetroffen. Der Berichterstatter
zieht angesichts dieser Thatsache seine frühere Behauptung (vgl. oben p. 1.Ö2), dass das Hinneigen zum Lichte
nur an chlorophyllhaltigen Pflanzentheilen vorkomme und biologisch mit dem Chlorophyllgehalt zusammen-
hänge, zurück. Dass die Wurzel namentlich kräftiger Individuen von Mirnhilis Jalajia Chlorophyll enthalte,
hält Dutrochet indess aufrecht. Nach seinen Beobachtungen verhält sich die Wurzel von Mirahilis Inngt-
ßora genau so wie die von Jalapa.
Dutrochet findet, dass es nicht nur Wurzeln gibt, welche sich dem Lichte zu- oder von demselben
abwenden , sondern auch solche , bei welchen die Lichtwirkung sich in mehrfachen Krümmungen und
Windungen zeigt, wie dies bei Fisum sativum und Emum der Fall sein soll. Ob indess dieses Drehen und
Winden der Wurzeln ein durch das Licht hervorgerufener Process ist, wurde von ihm nicht näher geprüft und
ist von späteren Physiologen nicht controlirt worden; nach seinem Dafürhalten wäre die ganze Erscheinung
als eine pathologische aufzufassen.
Dutrochet nimmt in diesem Berichte auch Veranlassung, sich über die Mechanik des Heliotropismus
näher auszusprechen. Er glaubt als Ursache der durch das Licht hervorgerufenen Krümmungen der Stengel
und Wurzeln eine Contr.^ction der vom Lichte getroffenen Zellen annehmen zu müssen, welche selbst wieder
auf Verdunstung zurückzuführen sei. Indem er rund annimmt, dass die Stengeln sich zum Lichte neigen und
die Wurzeln das Licht fliehen, begründet er dieses entgegengesetzte Verhalten durch die angebliehe Beob-
achtung, dass an Stengeln die Zellen von aussen nach innen an Grösse abnehmen, die Wurzeln aber gerade
das Umgekehrte zeigen. Da nun nach seinen Beobachtungen im Wasser quellende Rindenstreifen von Stengeln
sich nach innen, bei der Verdunstung aber nach aussen krümmen, die correspondirenden Theile der Wurzeln
aber ein durchaus entgegengesetztes Verhalten darliieten, so müsse durch die Verdunstung bei Stengeln ein
Hinneigen, bei Wurzeln ein Wegwenden vom Lichte zu Stande kommen. Zur Erklärung der heliotropischen
Krümmungen der Stämme macht Dutrochet die gewagte Annahme, dass der von der chlorophyllenthaltenden
Rinde im Sonnenlichte ausgeschiedene Sauerstoff von dem Holze in ungleichem Masse, nämlich an der Licht-
seite stärker als an der Schattenseite absorbirt werde, in sFolge welchen Umstandes ein relativ stärkerer
Substanzverlust an der Schattenseite einträte, welcher eine concave Hinkrümmung der Stämme zum Lichte
bedinge.
Wie unten mitgetheilt werden wird, hat H. v. Mohl die Haltlosigkeit der Dutrochet'schen Theorie
aufgedeckt, indem er zeigte, dass die beh:iupteten anatomischen Tbatsachen gar nicht bestehen und weiter
hervorhob, dass im Wasser wachsende, vom Lichte sich wegkrümmende Wurzeln wohl kaum Wasserverluste
erleiden dürften.
Die Art, wie Dutrochet seine Theorie begründet, ist für diesen Forscher höchst charakteristisch, und es
zeigt sich, indem man seine Beobachtungen mit den von ihm gegebenen Interpretationen vergleicht, dass
dieser reichbegabte Beobachter nur zu sehr geneigt war, Theorien zubauen, in denen aber oft die Phan-
tasie die Herrschaft über die Kritik gewann. Welche Mühe gibt sich Dutrochet, um es glaubwürdig zu
machen, dass auch unter Wasser wachsende Wurzein durch Tr;insspirationWasser zn verlieren vermögen!
1 Annales des sc. uat. .S ser., T. V (1846), p. 65—74.
158 Julius W tesner.
Man sieht es bier deutlich genug, dass er lieber den Thatsachen Zwang antliat, als sich ron einer fein aus-
gedachten Tlieorie trennte. Dies zeigt sich auch wieder in seinem Versuche, den positiven Heliotropismus
diciiberindeter Stämme zu erklären. Die Angabe, dass das Holz im Lichte mehr .Sauerstofl' absorbire, als im
Finstern, ist auf gar kein Experiment gestützt und mithin alles haltlos, was darauf gebaut wird. Übrigens ist
lue aufgestellte Hypothese auch ans dem Grunde unmöglich, als das unter dem Periderm oder der Borke
gelegene grüne Parenchym höchstens Spuren, wahrscheinlich aber gar keinen Sauerstoif entliindet.
Aus Dutrochet's Bericht ist noch hervorzulieben, dass er in Übereinstimmung mit Fayer an der
Wurzel von Sinapis alba in der Eegel Lichtscheue, seltener Lichthunger beobachtete. Er will auch gefunden
haben, dass im letzteren Falle der Rindenbau der Wurzel ein dem normalen entgegengesetzter sei, was ganz
unrichtig ist, und offenbar nur seiner Theorie zu liebe behauptet wurde.
Fast zur selben Zeit, in welcher die heliotropischen Erscheinungen der Wurzehi studirt wurden, ent-
deckte J. Schmitz,' dass Triebe von Rluzomorjjhn fragilis Roth sich vom Lichte wegwenden. Es war dies
die erste, die heliotropischen Erscheinungen der Pilze und der Zellkryptogamen überhaupt betreffende Beob-
achtung, die merkwürdigerweise bis in die jüngste Zeit unberücksichtigt biieb.^ S c h m i t z fand, dass bei Cultur
von vertical aufgestellten Ehizomorpha-T\-i%\)Qn in feuchtgehalteneni Glascylinder die wachsenden Enden sich
vom Lichte wegwendeten. Versuche über das Längenwachsthum der Triebe bei Tag und Nacht (stets unter
Ausschluss vom Lichte) hatten gelehrt, dass keine Periodicität des Längeuwachthums stattfindet, sondern dass
die — unter übrigens gleichbleibenden Verhältnissen — bei Tage zu Stande gekommenen Zuwachse den in
der Nacht erreichten die Wage hielten. Versuche, in welchen die Rhizomorpha-TYiQhe. mehrere Tage finster
gehalten wurden, ergaben stets grössere Zuwachse als solche, wo durch mehrere Tage hindurch der natür-
liche Lichtwechsel wirkte. Schmitz iiat aus diesen Beobachtungen weiter nichts gefolgert, und auch nicht
einmal augedeutet, dass dieses Phänomen mit dem negativen Heliotropismus — wenigstens scheinbar — in
Widerspruch steht.
Wie mir scheint, lässt sich aus diesen Wachstliumsphänomenen auch nichts ableiten. Denn offenbar
befindet sich die lihizomorpha bei länger andauernder Einwirkung des Lichtes in einem krankhaften Zu-
stande. Die wachsende Spitze verliert, wie Schmitz selbst hervorhebt, ihre frische weissliche Farbe, wird
gelblich oder bräunlich, und hört bald ganz zu wachsen auf. ^
Die bis jetzt mitgetheilten historischen Daten lehren, dass in der Mitte der Vierziger Jahre bereits eine
grosse Zahl wichtiger, den Heliotropismus betreffender Thatsachen festgestellt war. Um so befremdlicher ist
es, dass die der Anatomie und Physiologie der Gewächse gewidmeten allgemeinen Werke, welche in dieser
Zeit und lange darauf erschienen, und die ja berulen waren, den damaligen Stand dieser Disciplinen zu kenn-
zeichnen, fast durchgängig so gut wie keine Notiz von den einschlägigen, bereits erworbenen Kenntnissen
nahmen.
Schieiden, der in seinen Grnndzügcn der wissenschaftlichen Botanik als Reformator auftrat, bringt
in diesem Werke, welchem die experimentelle Ptlanzenphysiologie ungleich weniger als die Morphologie zu
danken bat, in Betreff des Heliotropismus nichts anderes als die gelegentliche Bemerkung, dass die Keim-
linge dem Lichte zuwachsen,* und dass man über die Ursache der Richtungsverhältnisse der Keimpflanzen
nichts wisse.^ An der erstgenannten Stelle wird das Hinstreben der Keimpflanzen sehr richtig auf eine ungleiche
Streckung der Zellen beider Stengelseiten (der beleuchteten und der im Schatten befindlichen) zurückgeführt
1 Beiträge zur Anatomie lind Physiologie der Schwämme, III Über den Bau, das Wachsthum und einige besondere
Lebenserscheinungen A&r Bhizomorpha fragiUs Roth. Linnaea,, Bd. XVII, p. 487 — 534.
2 Sachs hat in der 4. Auflage seines Lehrbuches der Botanik (1874) und später in seiner Geschichte der Botanik
(1875) wieder die Aufmerksamkeit auf diese Beobachtung gelenkt.
3 Vgl. hingegen Sachs' Geschichte der Botanik, p. ein, wo es heisst, dass der theoretische Wertli der S ch ini tz'sehen
Entdeckung (dass die lihizomorphen im Lichte zwar langsamer als im Finstern wachsen, aber dennoch negativ heliotropisch
sind) völlig verkannt worden sei.
■* Grundzüge, 2. Aufl. (1846), p. 543.
6 L. c. p. 431.
Die Jieliotropischen 'E/rschcinungen im Pflanzenreiche. 159
und hinzuget'iigt, dass ähnliche „Missverliältnisse in der Ausdehnung der Organe bei Pflanzen nicht selten
seien, aber iui natürlichen Zustande keine auftalleuden Erscheinungen hervorrufen."
Kützing' erinnert in seinen Gruudzügen der philosophischen Botanik (( 'ap. Einfluss des Lichtes aut die
Pflanzen) an die an Fenstern dem Lichte entgegenwachseuden Topfpflanzen und an die in Kellern dem Lichte
entgegentreiheiiden Kartotfeltriebe, erwähnt ferner, dass die jungen Wurzelspitzen sich vom Lichte abwenden,
endlich dass nach Gardeuer (Gardner) und nach einem in der Botaii. Zeitung (1844, p. 749) enthaltenen
Comraissionsberichte der Pariser Akademie die Lichtfarben verschieden auf die Krümmung zum Lichte wirken,
und dass nach ersterem das blaue, nach letzterem das violette Licht die stärkste mechanische Wirkung auf
das Hinstreben der Pflanzentheile zum Lichte ausübe.
Unger* erwähnt des positiven Heliotropismus der Stengel, berührt weiter die Payer-Dutroehet'sche
Streitfrage über die Beziehung und Beugung der Organe zwischen Brechbarkoit der Lichtstrahlen, und repro-
dncirt kurz den irrthtimlichen Gedanken Dutrochet's, dass die vom Lichte ausgehende Krümmung der
Stengel von der Lichtseite bewirkt werde.
Auch Schacht^ fertigt den Heliotropismus wie die drei eben genannten Forscher mit wenigen Zeilen
durch einige flüchtige Bemerkungen ab.
Unter den Schriftstellern, welche in der bezeichneten Periode ndt zusammenfassenden Werken über
Anatomie und Physiologie der Gewächse auftraten, ist H. v. Mo hl der Einzige, welcher die Frage des
Heliotropismns und ihre Literatur kannte, und der durch die in seiner „vegetabilischen Zelle" gegebene Dar-
stellung dieses Gegenstandes wieder seine Meisterschaft in der Beherrschung des damals bestandenen Wissens-
schatzes bekundet.
In dem genannten Werke* führt er wichtige Thatsachen über den positiven und negativen Heliotropis-
mus der oberirdischen und unterirdischen Organe an, bespricht die Beziehung der Lichtfarbe zu den lielio-
tropischen Erscheinungen nach Payer und Dutrochet (Gardner's Arbeit übersah er) und unterwirft
die Anschauungen De Candolle's und Dutrochet's über die Mechanik der heliotropischen Krümmungen
einer zum grossen Theile sehr eingelienden und gründlichen Kritik.
Auf Grund des oben angeführten Experimentes Dutrochet's über die Krümmungsverhältnisse halbirter
heliotropischer Stengel (vgl. oben p. 151 lfd.) glaubt auch er, dass bei dem Zustandekommen der Krümmung
die Lichtseite die thätige sei, und vermeinte hierin eine Widerlegung der De Gandolle'scheu Anschauung,
derzufolge das relativ stärkere Wachsthum an der Schattenseite die concave Hinneigung der Stengel zum
Lichte hervorruft, zu erblicken. Der sonst so scharfsinnige Forscher vergass dabei, dass diese Anschauung
der ersteren keineswegs widerspricht und dass die Spannuugszustände , welche der heliotropisch gekrümmte
Stengel zeigt, zum Theile nichts anders als eine Folge der stattgefundenen Krümmung ist. Ich komme im
experimentellen Theile dieser Abhandlung auf diesen noch immer nicht klargelegten Gegenstand zurück.
So wenig glücklich H. v. Mo hl in der eben genannten Streitfrage entschied, so klar und treffend ist
seine Widerlegung der Dutrochet'schen Behauptung, dass Zusammenziehung der peiipheren Zellen durch
das Licht zunächst die Veranlassung der heliotropischen Krümmungen bilde, und je nach dem Verhältnisse
ihrer Grösse zu lier der benachbarten Zellen ein Hinneigen (der Stengel) zum Lichte oder (bei Wurzeln) ein
Fliehen vor der Lichtquelle eintrete.
H. V. Mo hl nahm der ganzen Behauptung die Unterlage, indem er zeigte, dass die anatomischen That-
sachen, auf die sich Dutrochet stützte: dass nämlich ein umgekehrtes Grössenverhältniss zwischen
äusseren und inneren Zellen die lichtscheuen Wurzeln von den sich zum Lichte hinneigenden Stengeln unter-
1 Bd. II, Leipzig 1852, p, 286.
2 Anatomie und Physiologie der Pflanzen, 1855, p. 424.
3 Leiirbucli der Anatomie und Piiysiologie der Gewächse, Bd. II, 1859, p. 484, 487 und 492.
* Grundzüge der Anatomie und Physiologie der vegetabilischen Zelle. (Abdruck aus R. Wagner's Handwörterbuch
der Physiologie, 1851, p. 297 ffd.)
160 Julius Wiesner.
scheide, ganz unrichtig sind und seine hierauf liezugneiimeudeu Behauptungen sich vielfach im Widersi)iuche
mit in anderen Arbeiten Dutrochet's ausgesprochenen Angaben befinden.' Mohl zeigte auch durch den
Versuch, dass die abgelöst ins Wasser gebrachte Einde der Stengel sich nach aussen krlimme und nicht nach
innen, wie es Dutrochet's Theorie fordert, und dass sich die losgetrennte und ins Wasser gebrachte Rinde
der meisten Wurzeln allerdings umgekehrt wie die der Stengel, aber auch umgekehrt im Vergleiche zu
Dutrochet's Angaben verhält. Auch die Hypothese, welche Dutrochet zur Erklärung des Heliotropismus
verholzter Stämme aufstellte (vgl. oben p. 157 und 158), hat Mohl zurückgewiesen. Allein der von ihm da-
gegen erhobene Einwand, dass auch in einer sauerstoflffreien Atmosphäre heliotropische Krümmungen ein-
treten können, was Payer behauptete und Mohl als richtig annahm, ist, wie ich im experimentellen Theile
zeigen werde, nicht richtig. Wichtig ist Mo hl's Auffindung, dass hei genügender Beleuchtung der Heliotro-
pismus den Geotropismus völlig zu überwinden vermag, und so negativ geotropische Organe gezwungen werden
können, heliotropisch nach abwärts zu wachsen.
Payer kam in seinem Werke: „Elements de botanique", welches in den Jahren 1857 und 1858 erschien,
wieder auf die Frage des Heliotropismus zurück, hielt aber an seinen früher aufgestellten Behauptungen fest,
dass nämlich blos die blauen, indigofarbenen und violetten Strahlen und zwar sowohl bei Wurzeln als Sten-
geln heliotropische Wirkungen hervorrufen, diese Organe aber in Roth, Gelb und Grün sich so wie in völliger
Dunkelheit verhalten. *
Eine sehr umfassende Arbeit über die Beziehung zwischen der Brechbarkeit der Strahlen und den helio-
tropischen Effecten stellte Guillemin* au. Seine Untersuchung verdient um so grössere Beachtung, als
dieselbe in Bezug auf die angewendete physikalische Methode die beste ist, welche bis jetzt in der Literatur
vorliegt.
Guillemin führte seine Versuche im objectiven Spectrum durch; er verwendete zur Zerlegung des
Sonnenlichts nicht nur Flintglasprismen, sondern auch, um ein vollständiges Wiirmespectrum zu gewinnen,
Prismen aus Steinsalz, und um die chemischen Strahlen möglichst in den Versuch hineinbeziehen zu können,
Quarzprismen. Die brechende Kante der Prismen hatte einen Winkel von 60°. Die Prismen waren an den in-
activen Seiten geschwärzt. Die Aufstellung erfolgte im Mininum der Deviation. Durch Schirme wurde das
fremde Licht abgehalten und das Spectrum in distincte Partien gegliedert.
Nach Angabe des Verfassers war diffuses Licht im Versuche vollkommen ausgeschlossen. Die herrschende
Temperatur schwankte zwischen 20 — 25° C. Die Versuchspflanzen waren Keinipflänzehen \on Kresse und
weissem Senf.
Alle von Guillemin angestellten Versuche ergaben das übereinstimmende Resultat, dass die helio-
tropische Krait des Sonnenlichtes vom Ult''aroth bis ins Ultraviolett reicht. Also auch die dunklen Wärnie-
strahlen und die unsichtbaren chemischen Strahlen rufen heliotropische Krümmungen hervor, wie es
Dutrochet und Pouillet angegeben; aber während in Betreff der nicht mehr sichtbaren thermischen aus-
drücklich gesagt wird, dass die am äusseren Ende des Wärmespectriims gelegenen Strahlen keinen sichtbaren
Effect mehr hervorrufen, wird dem ganzen unsichtbaren Theil des chemischen Spectrums heliotropische Kraft
zugeschrieben.
Welche Art von Prismen auch zum Versuche genommen wurde, stets stellen sich zwei Maxima und ein
Mininum der heliotropischen Krümmungen ein. Ein Maximum lag innerhalb Violett und Ultraviolett (erstes
Maximum), das zweite zwischen IJltraroth und vorderem Grün i^Eb, zweites Maximum). Nimmt man auf die
Wirkung der einzelnen Prismen Rücksicht, so ergibt sich für das Steinsalzprisma: erstes Maximum im Ultra-
violett, zweites zwischen Roth und Ultraroth; Quarzprisma: erstes Maximum zwischen i/ und J, zweites wie
1 Vgl. auch oben p. \ö.
2 L. c. T. I, p. 23.
+ ' Production de la chloropliylle i't direction des tij^es sous l'influence des rayons ultra-violets, caloiifiqiies et lumieiix
d« spectre .solaire. Ann. des so. iiat. i. ser. T. VII (1858j, p. 154 — 172.
Die hpUotropiNchen Erscheinunfien im Pflanzenreiche. 1 (! 1
beim Steiiisalzprismu; Flintglasprisiiia: erstes um 11, zweites zwisclien C und D; endlich Prismen aus
schwerem Flintglas : erstes Maximum im Violett, zweites im vorderen Grün (£).
Das Minimum des lieliotroj)ischen Eifectes war in allen Fällen im Blau (bei F) gelegen.
nerücksicLtigt man, dass das Steinsalz für die dunklen Wärmestrahlen am durchlässigsten ist, der Berg-
krystall tiir die cliendschen und das Flintglas für die Strahlen mittlerer Hrechbarkeit, so ergibt sich aus den
Untersuchungen von Gu i 1 leni in, dass ein Maximum für die Flexion der Pflanzentheile im llltraviojetl (zwi-
schen II lind ,/) und ein zweites im Ultraroth und der benachbarten Region liegt. Ersteres ist lixirter als letz-
teres, welches je nach dem Stande der Sonne und der Reinheit des Lichtes variirt und bis E, ja bis Eb reichen
kann. Je tiefer der Stand lier Sonne und je mehr die Luft durch Wasserbläsehen getrübt ist, desto mehr rückt
das zweite Maximum in die breciibare Region vor. Monochromatisches, polarisirtes Licht wirkt bei heliotropi-
schen Krümmungen so wie gemeines.
Der Verfasser erklärt, warum D ut röchet eine stärkere heliotropische Wirkung im Violett als Ultraviolett
beobachtet, da nämlich Dutrochet vor das Prisma Linsen stellte, so wurde das Violett mehr als das Ultra-
violett geschwächt, (iegen Gardner aber bemerkt er, dass er das Centrum der lateralen Flexion mit der
Maximumwirkung verwechselte und desshalb das Maximum ins Indigo verlegte. Endlich wendet sich
Guillemin auch gegen Payer (vgl. oben p. 13 u. 14) und erklärt seine Angabe, dass blos im Blau, In-
digo und Violett Heliotropismus stattfinde, für irrthümlich, indem er ausdrücklich hervorhebt, dass er unter
Anwendungen von Combinationen gefärbter Gläser im durchgelassenen monochromatischen Roth, Orange, (ielb
und (Trün stets heliotropisclie Krümmungen beobachtete.
Auch Guillemin behauptet die Existenz einer sogenannten lateralen Flexion. Wie der Entdecker dieser
Erscheinung, Gardner, zuerst angab und Dutroc iiet bestätigte, tindet auch er, dass das Centrum dieser
lateralen Flexion im Indigo liege. Es erstreckt sich die Wirksamkeit des Lichtes bei Hervorrufung dieser
Erscheinung über beide Grenzen des sichtbaren Spectrums hinaus.
Diese laterale Flexion scheint nicht immer aulzutreteu; wenigstens lässt dies eine Stelle der Abhandlung,
an welcher es heisst, dass oft trotz der Schirme die Erscheinung zu beobachten ist,' schliessen.
Guillemin hat im Ganzen 25 Versuche ausgeführt. Da der Verfasser das Gegentheil nicht hervorhebt,
so ist anzunehmen, dass er keinerlei widersprechende Resultate erhielt.
In seiner bekannten Untersuchung über die durch die Schwerkraft bestimmten Richtungen von Pflanzen-
theilen hat Hofmeister* gelegentlich auch einige auf Heliotropismus bezugnehmende Beobachtungen mit-
getheilt. Er bestätigt die von Dutrochet gemachte Entdeckung, dass die Stengel von Epheu sich vom
Lichte abwenden, und bemerkt hinzu, dass die Sprossenden dieser Pflanzen nur in so geringem Grade das
Streben zur Aufrichtung besitzen, „so dass bei Einwirkung nur irgend intensiven Lichtes die Sprossen
sich horizontal vom eintallenden Lichte wegwenden." Hingegen bestreitet er, dass die Herabbieguug der
Zweige bei der Hängeesche, wie dies Dutrochet behauptete, durch das Licht zu Stande komme. Er findet,
dass die am Endtbeil des Zweiges stehenden Blätter den Spross durch ihr Gewicht nach abwärts ziehen.
Seine Versuche lehren, dass die am Zweigende wirkende Last auf das Zustandekommen der Erscheinung
einen Einfluss ausübt, ob aber hier nicht das Licht begünstigend einizreift oder nicht auch seibststäudiges
stärkeres Wachstlium au der Oberseite hierbei im Spiele ist, wurde von ihm nicht geprüft.
Von neuen, dieVerbreituni; des Heliotropismus betreffenden Beobachtungen enthält Hofmeister's Arbeit
die Auffindung, dass die Wurzeln der CordyUne vivipara (Hartwegia comosa Nees.) unter Wasser gezogen,
in auffallenderer W^eise das Licht fliehen, als die Wurzeln der Cruciferen; ferner erklärt er die hakenförmige
Krümmung der Sprossenenden von Vitis und Ampelopsis als durch Licht und Schwerkraft hervorgebracht. Er
sagt^' hierüber ausdrücklich: „dass diese Beugung vorwiegend durch das Licht und nur beiher durch die
1 L. c. p. 172.
2 Berichte der kön. sächs. Gesellschaft d. Wissenschaften, 1860, p. 175—213.
ä L. c. p. 209.
Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XXXIX. Bd. 21
162 Julius Wiesner.
Schwerkraft hervorgerufen wird — dies zeigt da.s Verhalten dieser Sprossenenden in vollkommener
Dnnkellieit; sie gleichen die Kninimnng binnen 2 — 20 Stunden mehr oder weniger ans, oft l)is zur völligen
Aufrichtung. Dem Lichte ausgesetzt krllmmen sie sich dann auf's neue." Diese Stelle in Hofniei ster's Arbeit
scheint nicht recht beachtet worden zu sein; denn es werden die genannten Krümmungen stets mIs spontane
angesehen, ohne dass dabei die Beobachtung Hofmeister's eine Widerlegung fände. Falls Hofmeister's
Beobachtung richtig ist, was weiter unten entschieden werden wird, so läge hier ein neuer Fall von negativem
Heliotropismus vor.
Eine die Mechanik des Heliotropismus betreffende Stelle der Abhandlung stützt sich a-uf die Beobachtung,
dass gerade, nn den Enden mit Wachs befestigte Stücke von Stielen alter Blätter des Epheu und von Tro-
paeolum majiis sich dem einfallenden Lichte in feuchtem Räume (schwach) zukrümmen. Er zieht aus dieser
Beobachtung den Schluss, dass die lieliotropischen Krümmungen auf durch Lichteinfluss bewirkte Veränderungen
der Dehnbarkeit und Elasticität der dem Lichte zu-, beziehungsweise abgewendeten Gewebspartien l)eruhen.
Ob an der Licht-, beziehungsweise Schattenseite der heliotropischen Organe eine Differenz im Längenwachs-
thum herrsche, welche als Ursache der Krümmung wirke, wie De Candolle zuerst angab, hat Hofmeister
gar nicht in Betracht gezogen, wohl aber betont er, dass die Voraussetzung, als bewirke das Licht bei positiv
heliotropisclien Organen eine Contraction an der unmittelbar beleuchteten Stelle, eine irrthümliclie sei. Hof-
meister's Beobachtungen lassen dieUnnclitigbeit dieserVoraussetzung allerdings annehmen; allein beweisend
bierfür ist die leicht zu constatirende Thatsache, dass die heliotropischen Krümmungen stets mit einer Längen-
zunahme des betreffenden Organes verbunden sind.
Hofmeister ist auch der Erste, welcher die Ausdrücke positiver und negativer Heliotropismus,
deren ich mich bisher schon, freilich ohne historische Berechtigung, aber aus Gründen der Zweckmässigkeit
bediente, in die Wissenschaft einführte. * Die Zusammenfassung beider Erscheinungen unter einen gemein-
samen Begriff, die man selbst bei De Candolle noch vermisst, war allerdings schon durch Bayer und
Dutrochet angebahnt worden.
Sachs, welcher, wie allerseits anerkannt wird, zur Wiederbelebung der experimentellen Forschung auf
dem Gebiete der Pflanzenphysiologie wesentlich beitrug, und fast auf allen Gebieten der letzteren sich bewegte,
hat sich auch mehrfach mit dem üeliotropismus beschäftigt. Im Jahre 1864 veröffentlichte er eine Arbeit*
über die Beziehung des Lichtes zur Pflanze, in welcher er nach'einer kurzen historischen Übersicht auch einige
unsere Frage betreffende Beobachtungen mittheilt.
i- Er arbeitete nicht mit Spectrallicht, sondern liess das Licht zu den auf Heliotropismus zu prüfenden
Pflanzen durch absorbirende Medien hindurch, welche in der angewendeten Schichtendicke bei der im
Versuche herrschenden Lichtintensität spectroskopiseh geprüft wurden. Als absorbirende Medien benützte
Sachs zwei schon mehrfach für ähnliche Zwecke benützte Flüssigkeiten, nämlich Kupferoxyd ammoniak
(schwefelsaures Kupferoxydammoniak), welches Daubeny, ^ und saures chronisaures Kali, welches, so viel mir
bekannt, zuerst Gardner für pflanzenpliysiologische Zwecke benützte. Die angewendete Flüssigkeit befand
sich zwischen den parallelen Wänden cylindrischer von oben abgeblendeter Glasgefässe (später verwendete
er liir diesen Zweck die sogenannten do])pelwandigen Glasglocken) und Cuvetten mit planparallelen Glas-
wänden. Die orange Flüssigkeit (Kalibichromat) liess Roth, Orange, Gelb und den benachbarten Theil von
Giiin durch; die blaue Flüssigkeit (Kupferoxydammoniak) den Rest des sichtbaren Spectrums, also (»rün bis
Violett. Als Versuchspflänzchen dienten etiolirte Keimlinge von Gnrthamus tinctorms und Smapin alba. Er fand
eine gewisse Proportionalität zwischen der photograpliischen Wirkung des verwendeten Lichtes und den helio-
tropischen Effecten. Denn hinter der Lösung des doppeltchromsauren Kali war die photographische Wirkung
auf Chlorsilberpapier eine äusserst schwache, und die Stengel der Keimpflanze zeigten keinerlei Krümmung
1 Vgl. 1. c. p. 184.
' - Wirkung farbigen Lichtes auf Pflanzen. Bot. Zeit. 1864, p. 353 ffd.
3 Philosoph. 'J'ransact. 1836, 1, p. 146.
Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 163
zum Lichte, sondern standen aufrecht wie im Finstern, während hinter Kupferoxydammoniak das photogra-
phische Papier geschwärzt wurde und innerhalb einiger Stunden die Keimstengel sich in Bogen von 60—80°
gegen die Lichtquelle hin krümmten. '
Diese Versuche haben zweifellos schon desshalb Werth, weil selbe auch im diffusen Lichte gelingen,
also täglich angestellt werden können, während zu den Experimenten mit dem objectiven Spectrum direetes
Sonnenlicht erforderlich ist; namentlich als Demonstrationsversuche sind sie gegenwärtig ,i,anz unentbehrlich.
Allein Sachs hat aus diesen paar. Jedenfalls sehr unvollkommenen Versuchen zu viel abgeleitet, wenn er
ohne weitere Ausdehnung der Versuche und ohne Wiederholung der Versuche von Dutrochet und PouiUet,
namentlich aber der in methodischer Beziehung viel vollkommeneren Experimente Guillemin's den Satz aus-
spricht, dass durch den schwächer brechbaren Theil des Sonnenspcctrums keine heliotropischen Krümmungen
veranlasst werden, und überhaupt in diesem Lichte das Wachsthum der Interuodien sich so, als stünden sie im
Finstern, verhält, und dass nur die stärker brechenden Strahlen Heliotropismus und Hemmung des Längen-
wachsthums der Stengel bedingen. *
Vi^eitcre den Heliotropismus betreffende Beobachtungen hat Sachs in seiner Experimcntalphysiologie^
mitgetheilt: die Blätter von Tropaeolum. i)mjus sind positiv, die Internodieu anfänglich positiv, später, wenn
sie durch die Thätigkeit des Cnnibinus dicker geworden, negativ heliotropisch.* Die Wurzein von in Gläsern
cultivirter Lemna sind positiv heliotropiscb , desgleichen bei sehr intensivem Lichte die Wurzeln von Vkaseo-
lus, Zea Mais, Cucurbita, JugLans regia, Pistia stratiotes, Myosotis, Callitricke, Beta vulgaris, Cannabis
sativa und Quercus.
Der Zeit nach sind an dieser Stelle die Beobachtungen über Heliotropismus einzufügen, welche Ch.
Darwin in seiner berühmten Schrift über Kletterpflanzen niedergelegt bat.'* Darwin zieht Beobachtungen
über Bewegung von Kletterpflanzen zum Lichte hin, oder in entgegengesetzter Richtung nur in so weit in den
Kreis seiner Untersuchungen, als diese Orientirung zum Lichte biologisch mit der Function des Kletterns
zusammenhängt. Darwin fand die Ranken von Bignonia capreolata und Smüax aspera in geringem Grade
negativ heliotropisch. An Wurzelklettern, z. B. Epheu, ferner an Ficus repens und barhatus konnte kein
negativer Heliotropismus constatirt werden. Die (spontanen) revolutiven Bewegungen der Ranken werden
durch das Licht beeinflusst. So wurde bei den Ranken von Ipomoea jucunda und Lonicera braohypoda con-
statirt, dass der Weg zum Lichte hin in kürzerer Zeit als der vom Lichte weg zurückgelegt wird.
\ Bald hierauf hat Hofmeister^ ein reiches auf Heliotropismus bezugnehmendes Beobachtungsmateriale
veröffentlicht, und zudem die Mechanik der einschlägigen Erscheinungen von einer neuen Seite aufgefasst.
Von grosser Wichtigkeit ist seine Entdeckung des positiven Heliotropismus von nur aus einer Zellenreihe
bestehenden Organen, z. B. der Stengel von Nitella. Er hat hieraus sofort den Satz abgeleitet, dass die Ur-
sachen der heliotropischen Krümmungen nicht, wie Dutrochet annahm, vom Zellinhalte ausgehen, sondern
in Veränderungen der Membran begründet sind. Freilich ist hiermit hios ein Fingerzeig für die Erklärung
der heliotropischeu Erscheinungen vielzelliger Organe gegeben, und aus den Beobachtungen an derartigen
Organen lässt sich direct ein Schluss auf alle Formen des Heliotropismus noch nicht ziehen.
Nicht minder wichtig sind Hofmeister's Angaben über den Heliotropismus der Pilze und Moose, über
welchen bis dahin fast nocii gar keine Beobachtuugeu vorlagen. ' Er fand, dass der einzellige Fruchttrüger
' L. c. p. 362. Auch mit Linum grandiflorum, usi'tatüsimum, Brassica oleracea und Helianthus annuua stellte Sachs helio-
tropische Versuche au, welche ein ähnliches Ergebnis» lieferten.
- Vgl. auch Sachs' Lehrb. d. Botanik, 3. Aufl. (1873), p. 647.
3 Leipzig 1865, p. 40—42.
4 Nicht aber das hypocotyle Glied von Tropaeolum, wie Frank (Richtung von Pflanzentheilen, p. 3) irrthümlich angibt.
5 Journal of tlie Linneau Society, IX, 1865. Diese Abhaudliing erschien bekunntlicli später mit Ei Weiterungen unter
dem Titel: Climbing plants. London 1874 selbständig. Deutsche Übersetzung des Werkes von Carus. Stuttgart 1876.
-t- 6 Die Lehre von der Pflanzenzelle. Leipzig, 1867, p. 288—299.
' Dass die Moose theils das Licht aufsuchen (oberer Theil des Fruchtstieles von Bryum, Bypnum, Blätter von Dicra-
num etc.), theils fliehen (Zweigspitzen von Ilypmim, Blätter von Fissidenten, Fruchtstiele von Barbula etc.), hatte früher
21 *
164 Julius Wiesner.
vou Piloholus , aufrechte einreihige Hyphen von Schimmelpilzen und Stiele des Hutpilzes Coprinus Jiiveus
positiv heliotropisch sind, und vermnthet, dass das Anschmiegen der Erisijihe-¥'AA&\\ an ihre Unterlage, ferner
das Eindringen der Keinischläuclie von üredineen, L'stilagineen und Peronosporeen etc. in Zellen oder Spalt-
öffnungen der Nährpflanzen auf negativem Heliotropismus beruhe oder durch denselben vermittelt werde.
Ferner beobachtete er, dass manche beblätterte Jungermannien {Frullania dilatata und Radula complanata)
ausgezeichneten und viele Laubmoose (Blätter und Stengel von Hypnum) deulicheu negativen Heliotropismus
zeigen.
Das Anschmiegen der Farnprothallien an die Unterlage führt Hofmeister auf negativen Heliotropisnius
zurück, und ist der Ansicht, dass bei dieser Form des Heliotropismus die Organe erst durch das Licht zum
Heliotropismus prädisponirt werden : hingegen der (meist negative, seltener z. B. bei Epheii positive) Helio-
tropismus der Blätter allerdings durch das Licht hervorgerufen werde, sein Zustandekommen aber auf erblich
festgehaltenen Organisationseigenthümlichkeiten beruhe.
Ferner gibt Hofmeister an, dass bei gewissen Organen (junge Prothallien von Polypodiaceen) eine
bestimmte Gewebspartie heliotropisch krümmungsfähig ist; bei stärkerer Lichtwirkung wird diese „Kante"
negativ, bei schwacher positiv heliotropisch. Junge Internodien von Hedera HeJix sind positiv, ältere erst
negativ heliotropisch.
In Bezug auf den Zusammenhang zwischen Brechbarkeit des Lichtes und Heliotropisnius führt Hofmeister
folgende eigene Beobachtungen an. .Er fand hei Wiederholung der Sachs'schen Versuche, dass hinter einer
Lösung von doppeltchromsaurem Kali, welche blos Roth, Orange, Gelb und einen Theil von Grün durchliess,
welches Licht salpetersaures Silberoxyd nicht mehr reducirt, wohl die Keimstengeln von Lepidium sativum,
Sinapis alba und Lupinus albus aufrecht bleiben, aber die unter gleichen Verhältnissen befindlichen Keim-
linge von E7-ysimum Verofskianum sich energisch gegen das Licht krümmen. Dunkle Wärme habe auf den
Heliotropismus keinen Einfluss. Die hierauf bezugnehmenden Versuche sind nicht beschrieben.
Hofmeister erklärt hier den positiven Heliotropismus wesentlich in derselben Weise wie De Can-
dolle,' nämlich durch beschleunigtes Wachsthura der Schattenseite, deren Gewebe sicli gewissermasssn im
Etiolement befinden; nur gibt er als nähere Ursache der Krümmung zum Lichte die durch das ungleiche
Wachsthum hervorgerufene Gewebespannung an.
Schon Dut röchet hat darauf aufmerksam gemacht, dass im Wasser wachsende Wurzeln sich entweder
ihrer ganzen Länge nach dem Lichte zu- oder von demselben abwenden; oder die heliotropische Krümmung
blos den jüngsten Theil der Wurzel (Beugungsstelle unweit dem hinteren Ende der Wurzelhaube) beherrscht.
Nach Versuchen von Wolkoff* soll nun jener Fall von negativem Heliotropismus, bei welchem die ganze
Wurzel sich vom Lichte wegkrümmt (z. B. bei ilartu-egia comosa) nichts als eine besondere Form des positiven
Heliotropismus sein. Bei einseitiger Beleuchtung wird die Hinterseite angeblich in Folge Lichtbrechung
stärker beleuchtet, als die Vorderseite, und dem entsprechend wird das Wachsthnni an der von der Lichtquelle
abgewendeten Seite im Wachsthum retardirt. Hofmeister hat selbst eine, dieser Hypothese widersprechende
Beobachtung mitgetheilt: es sind nämlich die Blüthenstiele von Linaria Cymbalaria positiv, später (als
Fruchtstiele) negativ heliotropisch, ohne dass ein merklicher Unterschied in der Diaphanität der Gewebe dabei
einträte. Die Unhaltbarkeit dieser Hypothese wird im experimentellen Theile dargelegt werden.
Auf mehrere Einzelheiten der Hofmeister'schen Beobachtungen komme ich weiter unten noch zurück.
Schon im Jahre 1868 hat Frank^ einige Beobachtungen über Heliotropismus bekannt gemacht. Er fand,
dass die ausläuferartigen, kriechenden Stengel der Lysimachia Nummularia, die Stengelspitze von Saxifraga
schon Wie luira gefunden (Pringsheim's .Jalirb. für wiss. Bot. II flSfiO], p. 103 ffd.). Sonderbarerweise wird dieser Auf-
findungen in II ofmeis tor's Werk nicht gedacht, und auch .sonst sind siine diesbezüglichen Beobachtungen übersehen
worden.
1 Vgl. Hofmeister 1. c. p. 290, Anmerkung.
2 S. Hofmeister 1. c. p. 293.
3 Beiträge zur Pflanzenphysiologie, p. 49 ffd.
Die heliotrop ischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 165
longifolia und die geneigten Enden der Stengel von Solidago villosa vor der Blüthe negativ heliotropisch sind.
Einige Jaln-e später tiat er eine umfangreiclie Arbeit veröftentiicht, ' welclie zum grossen Theile den Einfluss
des Lichtes auf die Kichtungsverhältnisse der Pflanzentlieile beliandelt. Es wird liier der Versuch gemacht,
eine neue Form des Heliotropismus darzulegen, den Transversalheliotropismiis, der darin bestehen
soll, dass die Pflanzentlieile (Blätter oder Stengel) das Bestreben zeigen, sich möglichst senkrecht auf die
Richtung der einfallenden Liciitstrahlen zu stellen. Es wird dies zunäciist an den Sprossen von Polygonum
aviculare erläutert.' Diese Sprosse wachsen aufrecht, wenn sie im Dunkeln vegetiren, aber horizontal, wenn sie
dem Lichte ausgesetzt sind. Man möchte hier, wie bei den niederliegenden Stengeln von Lysimachia Nummu-
laria negativen Heliotropismus annehmen. Allein nach Frank sind beide Fälle strenge auseinanderzuhalten:
während nämlich die Letztgenannte auf abschüssigem Terrain durch Licht gezwungen wird, nach abwärts zu
wachsen, geht bei Polygonum aviculare die Wirkung des Lichtes nur so weit, dass die Stengel horizontal
gestellt werden; sie wachsen horizontal weiter und erst, wenn sie sehr stark an Länge zugenommen iiaben,
neigen sie sich in Folge ihrer 6'chwere nach abwärts. Die Wurzelblätter der meisten Pflanzen (z. B. von Plan-
tago major, lanceolata, CapseUa bursa jiastoris, Primula elatior etc.) sind anfänglich negativ geotropisch und
kommen in Folge dessen vertical aus dem Boden hervor; künstlich verfinstert bleiben sie in dieser Richtung,
und erst im Lichte stellen sie sieh transversal zum Lichte. ^ Das Licht richtet die Blätter nach Frank
häufig schief gegen den Horizont, aber in einer Ebene, welche senkrecht auf die Richtung des stärksten ein-
fallenden Lichtes steht; eine sowohl bei Laubbäumen als Nadelhölzern häufige P]rsclieinung, die auch schon
früher bekannt war und als eine gemeine heliotropische Erscheinung bezeichnet,* von Frank aber el)enfalls
als eine Form des Transversalheliotropismus aufgefasst wurde. Bei dieser angeblich durch den Transversal-
heliotropismus hervorgerufenen Blattlage haben die vorderen (dem Lichte zugewendeten) Blätter im Vergleiche
zu den hinteren entgegengesetzte Krümmung, während die seitlichen ein intermediäres Verhalten darbieten.
Die vorderen Blätter sind (gegen die Axe hin) convex, die hinteren concav,* die seitlichen sind, je nachdem
sie rechts oder links stehen, rechts- oder links umgewendet, wodurch alle sich einer Ebene, welche auf den
einfallenden Lichtstrahlen senkrecht steht, mehr oder minder nähern. „Diese Erscheinungen entkleiden sich
aber ihres wunderbaren Anstriches, wenn man den wachsenden Zellhäuten eine Eigenschaft substituirt, welche
denen aller nur mit gemeinen Geotropismus und Heliotropismus ausgerüsteten Organen durchaus abgeht. . . .•*
Es wird angenommen, dass den Zellen transversalheliotropischer Organe eine Polarität zukomme, der zufolge
die Durchleuchtungsrichtung bestimmend auf den Wachsthumsprocess einwirke, so zwar, dass jeder Licht-
strahl, welcher solche Zellmembranen in der Richtung des Organes von der Basis zur Spitze durchdringt, eine
von der Vorderseite nach der Hinterseite fortschreitende Abnahme des Längenwachsthums hervorruft, hin-
gegen ein Lichtstrahl, welcher in umgekehrter Richtung die Membranen durcheilt, einen gerade umgekehrten
Erfolg nach sich zieht.
Die Lehre vom Transversalheliotropismus (und dem hier nicht weiter zu betrachtenden gleichfalls von
Frank aufgestellten Transversalgeotropisnius) hat in Hugo de Vries' einen energischen Gegner gefunden.
Der genannte Forscher hat vor allem das Verdienst, auf eine Reihe von Erscheinungen ungleichen Wachsthnms,
welche an der Ober- und Unterseite nicht aufrechter Organe (Blätter und Stengel) unabhängig von Liciit oder
Schwerkraft zu Stande kommen, aufmerksam gemacht zu haben, also auf Krümmungserscheinuugen, die für
1 Die natürliche wagrechte Richtung von Pflanzentheilen und ihre Abhängigkeit vom Lichte und von der Gravitation.
Leipzig 1870.
'- L. c. p. 18.
3 L. c. p. 46.
^ Wiesner Beobachtungen über den Einfluss der Enlscliwere auf Grössen- und Formverhältnisse der Blätter.
Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. Bd. 58 (1868). Sep.-Abdr. p. 15—16.
5 Oder eben, oder relativ weniger convex als die vorderen Blätter W.
6 Frank 1. c. p. 80.
' Über einige Ursachen der Richtung bilateral-symmetrischer Pflanzentheile in Sachs' Arbeiten des bot. Inst, zu Würz-
burg 1871, p. 223.
16'6 Julius Wiesner.
heliotropische oder geotropische zu erklären, man bei ungenauer Beobachtung leicht geneigt sein könnte.
Diese Erscheinungen, welche wenigstens anscheinend spontan zu Stande kommen, stimmen offenbar mit der so-
genannten spontanen Nutation (Sachs) überein; de Vries hat aber für sie die an ganz andere Erscheinungen
bereits vergebeneu Ausdrücke Hyponastie und Epinastie, später, um sie von den letzteren zu unterscheiden, die
besseren Namen: longitudinale Hyponastie (bez. long. Epin.) vorgeschlagen, Ausdrücke, die ziemlich all-
gemeinen Eingang gefunden habeu. Diese Formen des gewissermassen in der Organisation der Stengel und
Blätter begründeten ungleichen Wachsthums an Ober- und Unterseite ist von Frank übersehen worden.
De Vries zeigte ferner, dass die von Frank als transversalheliotropisch angesehenen Krümmungen auf
Epinastie oder häufig einfach auf gewöhnlichen Heliotropismus zurückzuführen sind, wie ja auch schon von vorn-
herein wahrscheinlich war. So unterscheidet sich z. B. der oben genannte Fall von Heliotropismus des Pohj-
go7ium avicuiftre von dem, welchen Lysimachia Nummulan'a zeigt, gar nicht: in beiden Fällen findet negativer
Heliotropismus statt. Der Unterschied ist ein unwesentlicher, und liegt nur in ungleicher Biegungsfähigkeit
der Stengel dieser beiden Pfianzen. In manchen Fällen von Transversalheliotropismus und Transversalgeotro-
pisnms wirken nach de Vries Torsionen mit, welche in Belastungsverhältnissen der Zweige ihren Grund
haben, so z. B. bei schiefen Sprossen mit decussirter Blattstellung, bei welchen die vierzeilig angeordnete
Laubmasse in eine Ebene gedrängt wird. Dem oben angeführten Versucli mit den Wurzelblättern von Plan-
tago, üajjuella etc. sprictit de Vries jede Beweiskraft ab, und hält durch dieselben nicht einmal den negativen
Heliotropismus dieser Blätter für bewiesen, ein Punkt, aufweichen ich im experimentellen Theile dieser Ab-
handlung noch zurückkomme. Im Übrigen muss in Betreff der Widerlegung des Transversalheliotropismus auf
das Original verwiesen werden. '
Was nun speciell die heliotropischen Erscheinungen an bilateralsymmetrischen Pflanzeutheilen anlangt, so
hat de Vries ausser den schon genannten Beobachtungen noch folgende wichtigere gemacht. Versuche mit
abgeschnittenen aber noch wachstimmfähigen Blattstielen und Blattrippen im hellen, diffusen Lichte lehrten, dass
dieselben, ob sie mit der natürlichen Vorder- oder Hinterseite dem Lichte zugekehrt wurden, entweder gar
nicht oder so schwach positiv (nienjais negativ) heliotropisch sind, dass dadurch die Epinastie wohl verringert
aber niemals überwunden wird. Auch die Seiten der Blattstiele {Ekus tijphina, Aäanthus giandulosa etc.) und
Mittelrippen [Uubus odoratus etc.) erwiesen sich als schwach positiv heliotropisch. Auch bei Anwendung von
Sonnenlicht wurden keine anderen Resultate erhalten. An schiefen oder horizontalen epinastischen Sprossen
ist m der Regel gar kein Heliotropismus, selten ein schwacher positiver Heliotropismus wahrzunehmen. Nur
nn directeu Sonnenlichte findet hier in einzelnen Fällen (Lysimachia, Fragaria'^ negativer Heliotropismus statt.
Hyponastische Sprosse wurden auf Heliotropismus nicht untersucht.
Eine sehr ausführliehe Arbeit „Über die Krümmung der Pflauzen gegen das Sonnenlicht" hat N. J. C.
Müller* im Jahre 1872 veröffenthcht.
Müller sucht zunächst einen mit allen früheren Beoliachtnngen^ uiidit in Einklang zu bringenden Satz zu
begründen, dass jeder heUotropisch krümmun^sfähige Pflanzentlieil, je nach der Lichtintensität, welche ihn
trifft, negativen oder positiven Heliotropismus zeigt; bei einer gewissen mittleren Intensität soll der betreffende
Pflanzentheil sich dem Lichte gegenüber indifferent verhalten.* Er stützt sich hiebei auf drei Beobachtungen.
Erstens auf Kressekeimlinge, welche angeblich bei einseitiger Beleuchtung am Gipfel des Stengels negativen,
darunter positiven Heliotropismus zeigen; zweitens auf die Internodien des Epheu, welche bei schwacher
1 Auch auf die Polemik zwischen Frank und de Vries über diese Frage (S. Bot. Zeit. 1873 und Flora 1873) sei
hier nur kurz hingewiesen.
V " Botan. Unters., Leipzig 1877, Bd. I, 57 — 82. Das diese Abhandlung enthaltende Heft des Buches erschien bereits
im Jahre 1872. (Vgl. Bot. Zeit. 1872, p. 448.)
3 Abgesehen von dem oben (p, 221 genannten noch zweifelhaften Verhalten der Poypodiaceen-Prothallien; ferner
einzelne sich widersiireclieude Angaben über den Heliotro])isinus der Wurzeln (z. B. von Lepidium sativum, Harticegia comota)
abgerechnet, denen zufolge möglicherweise ein und dasselbe Organ unter Umständen positiv unter anderen neutral oder
negativ sein könnte. Diese Angaben beruhen aber auf unvollständigen Beobachtungen.
•» L. c. p. 59.
Die heliotropischen Erscheintmgen im, Pßanzpnr eiche. 167
Relcuchtmig positiv, liei intensiver negativ lieliotropisch werden; endlieli drittens auf die Wurzeln von Lilien
und Hvaeintiien, die sich ähnlich so verhalten sollen. Die an der Kresse angestellte Beohachtung ist insof'eine
irrthiimlich, als das Ende des hypocotylen Stengelgliedes auch im Fiiistern uutirt, und es so bei i)ositiver Beii-
giungdes'darunter liegenden Stengelgliedes nur den Anschein hnt, als zeigte der Gipfel die negative Beugung;
wäre diese Krümmung aber eine negativ heliotropische, was Müller indess nicht bewiesen hat, so würde
daraus nur zu entnehmen sein, dass die Theile des Keinistengcls je nach ihrem Alter negativen oder positiven
Heliotropismus darbieten. Die auf den Epheu bezugnehmende Angabe ist von Müller unrichtig dargestellt
worden. Denn allerdings werden — angeblich — die positiven Krümmungen an den Internodien durch schwa-
ches, die negativen durch intensives Licht hervorgerufen; allein wie Hofmeister aussagte, sind es nur die
ganz jungen' Liternodien, welche positiven Heliotropismus zeigen, während der negative erst an nahezu völlig
herangewachsenen sich kundgeben könne. Die Wurzeln der Hyacinthen-Zwiebeln sollen im intensiven Lichte
negativ, im schwachen positiv heliotropisch sein. Allein die mit nahe verwandten Objecten (Wurzeln der AUium-
Zwiebeln) angestellten Beobachtungen haben das übereinstimmende Resultat geliefert, dass dieselben positiv
heliotropisch sind; und Sachs,* welcher Durand's übrigens auch schon von Dutrochet geprüfte Beobach-
tungen wiederholte, sagt ausdiiicklich, dass die Wurzeln von Allium Cepa nur dem Sonnenlichte sich concav
zukrümmen.' Es ist sonach höclist unwahrscheinlich, dass die Wurzeln der Hyacinthen-Zwiebeln ein anderes
Verhalten zeigen sollten, wenngleich möglich. Meine unten folgenden Beobachtungen vermochten indess
Müller's Angaben auch nicht zu bestätigen. Der obige Satz Müller's entbehrt sonach der thatsächlichen
Begründung.
Müller's Versuche über die Lichtbeugung der Pflanzentheile im objectiven Spectrum haben Resultate
ergeben, welche von denen aller seiner Vorgänger fast durchgängig verschieden sind. Er erhielt in einem
Falle, in welchem Kressekeimlinge verwendet wurden, das Maximum der heliotropischen Krümmung in F\ in
einem andern Falle, wo er Keimpflänzchen von Sinapis alba benutzte, zwischen D und E. Der Unterschied sei
auf die verschiedene mechanische Intensität des Lichtes zurückzuführen, welche allerdings selbst für eine und
dieselbe Liclitfarbe variirt. An hintereinander im objectiven Spectrum aufgestellten Reilien von Kresse-
keimlingen wirken in den ersten, d. i. der Lichtquelle zunächststehenden Reihen die violetten und blauen
Strahlen, in den folgenden verschwindet die Wirkung dieser Lichtfarbe immer mehr und mehr und tritt die der
grünen und gelben Strahlen hervor; in den weiteren verschwindet die Wirkung dieser letzten und es stellt sich
im noch schwächer brechbaren Lichte die stärkste heliotropische Wirkung ein, so zwar, dass das Maximun)
der heliotropischen Wirkung sich desto mehr dem rothen Ende des Spectrums nähert — und endlich über dieses
hinaus in's Ultraroth eintritt ■ — je weiter die Pflanzen von der Lichtquelle entfernt sind. Nach Müller's
auf diese Beobachtungen gegründeter Anschauung wirkt jeder Strahl nach Massgabe seiner mechanischen
Intensität; die stark brechbaren Strahlen werden in Folge ihrer geringen mechanischen Intensität im Innern
der Pflanzentheile rasch absorbirt und können auf die Schattenseite nicht mehr wirken; sie vollziehen mithin
die heliotropischen Krümmungen nur so lange, als die mechanische Intensität, mit welcher sie auf die Licht-
seite der Organe treffen, zur Hemmung des Wach.sthums ausreicht. Die schwach brechbaren Strahlen durch-
strahlen in Folge ihrer hohen mechanischen Intensität die Pflanzentheile viel leichter, sie wirken bei starkem
Lichte auf die Vorderseite der Organe fast so stark wie auf die Rückseite und können deshalb erst einen
heliotropischen Effect hervorbringen, wenn sie selbst schon so schwach geworden sind, dass ihre Absorption
innerhalb des krümmungsfähigen Pflanzentheiles erfolgt. Die experimentellen Grundlagen dieser Theorie sind
bis jetzt von anderen Forschern nicht geprüft worden.
1 Hofmeister L. c. p. 293.
2 Experimentalphysiologie, p. 41.
3 Bei Hofmeister (Pflanzenzelle, p. 292) heisst es, dass Dtirand an Wurzeln \on AUium Cepa negativen Heliotro-
pismus beobachtet liätte; dies ist unrichtig; Durand constatirte hier positiven Heliotropismus. Indess fügt Hofmeister
hinzu, dass die Wurzeln der Zwiebel zuverlässlich positiv seien.
16H Julius Wie SV er.
Den positiven Heliotropisniiis erklärt Müller im Sinne De C'aiulolle's, iiänilicb durch verstärktes
Wac.hsthum an der (etiolirendeu) Schattenseite des Organes bewirkt; der negative Heliotropismns ist hingegen
nach MüUer's Ansicht „eine Folge der von dem Lichte nach der Schattenseite abnehmenden Assimilation oder
Disgreg.ation der grössten Masse". Der experimentelle Beweis hiefiir ist aber von ihm nicht erbracht worden.
Dies ist um so bedauerlicher, als die theoretischen Gründe, welche er als Stütze dieser seiner Behauptung und
zur Begründung. der Anschauung beibringt, dass einseitige Beleuchtung, je nach der Intensität des Lichtes, zu
positiver oder negativer Beugung führen muss, weder zwingender Art sind, noch im völligen Einklang mit
unseren Kenntnissen über Bau und Function der Pflanzen sich befinden.
Frank hat im Jahre 1872 eine Arbeit: „Über die Lage und die Riclitung scliwimmender und subnierser
Pflanzentheile" ' veröffentlicht, worin gezeigt wird, dass die Blätter von Hydrocharis worsvs ranae entweder
gar nicht oder nur in sehr geringem Grade beliotropisch sind und ihre horizontale Ausbreitung auf der Wasser-
fläche vom Lichte unabhängig vor sich gehl. Hingegen erfolgt nach Frank die Hoiizontalstellnng der an der
Oberfläche des Wassers schwimmenden Blätter von Trapa nntans unter Mitwirkung des Lichtes. Wie die
Wurzelblätter der Landpflanzen, stehen auch diese Blätter nur im Liebte horizontal; iin Finstern zur Entwick-
lung gekommen, stellen sie sich negativ geofropisch, also aufrecht. Der Autor glaubt auch hierin einen Fall
von Transversalheliotropismus zu erblicken.
Sachs hat in der dritten* und vierten'' Auflage seines Lehrbuches der Botanik, namentlicli in dein Capitel:
„Wirkungen des Lichtes auf das Längenwachsthnm', eine eingehende Darstellung der heliotropischeu Erschei-
nungen gegeben, und nicht nur mehrere hierauf bezügliche Erklärungsversuche kritisch besprochen, sondern
auch einige der experimentellen Prüfung werthe Ideen über das Zustandekommen der heliotropischen Phä-
uome geäussert.
Sachs hält auch hier seine Behauptung, dass nur die Strahlen hoher Brechbarkeit, die blauen, violetten
und ultravioletten die heliotropischen Krümmungen bewirken, aufrecht.* Er gibt an, dass die negative Krüm-
mung herangewachsener Internodien des Epheu sich nur Im stark brechbaren Lichte vollziehe. Demnach
wären dieselben Strahlen, welche die positive heliotropische Beugung bewirken, auch hier beim Hervorbringen
des negativen Fleliotropismus thätig, und damit wäre auch dargethan, dass bei der Wegbeugung der Epheu-
stengel vom Lichte Assimilation nicht im Spiele ist, wie N. J. C. Müller (und nach Sachs) auch Wolkoft
annehmen.
Die sehr naheliegende Annahme, dass der negative Heliotropisnuis ebenso wie der positive a)]f un-
gleichem Längenwachsthnm beruhe, dass aber bei ersterem die Lichtseite stärker wächst als ilie Dunkelseite,
will Sachs noch nicht für begründet ansehen, und zwar mit Rücksicht auf die Beobachtungen von Schmitz
(s. oben), denen zufolge die Rhizomorphen wohl negativ heliolropisch sind, aber gleich positiv heliotropischeu
Organen im Finstern stärker wachsen als im Lichte.
Der von Wölk off aufgestellten Theorie, nach welcher dernegative Heliotropismus in vielen Fällen, z. B.
bei den Luftwurzeln von Harticegia comosa. nur ein specieller Fall des positiven wäre, indem in Folge der
Lichtbrechungsverhältnisse dieser Organe die Hinterseite stärker beleuchtet wird als die Vorderseite, und
an ersterer oder doch ihr genähert „Brenn streifen" entstehen, stellt Sachs die Beobachtung entgegen, dass
positiv heliotropische Wurzeln, z. B. die von Vicia Faba, ein ähnliches optisches Verhalten darbieten, und stellt
hiedin-ch die Richtigkeit der Wo Iko ff 'sehen Theorie in Frage.
Die Blätter, zumal die der Monocotylen, hält Sachs für positiv lieliotiopisch, und führt die merkwürdige
Beobachtung an, dass an den Blättern der Fritillaria imjje7-ialis die Krümnuingsebene mit der Ausbreitungs-
fläche des Blattes zusammenfallen kann, so zwar, dass der vom Lichte abgewandte Rand des Blattes convex,
' Cohn's Beiträge zur Biologie der Pflanzen, Bd. I, p. 31 flfd.
2 Leipzig 1873.
^ Leipzig 1874.
4 4. Aufl., p. 727.
Die heliotro'pi'icheti Erscheinungen im Pflanzenreiche. 169
der dem Lichte zugekehrte hingegen concav wird. Hier läge der seltene Fall vor, dass ein im Lichte stehen-
des Blatt sich mit seiner Fläch« nicht senkrecht, sondern parallel zum einfallenden Liciite stellt.
Der von Hofmeister zuerst aufgestellte Satz (s. oben p. 163), dass ungleicher Turgor der Zellen nicht
zum Heliotropismus führen könne, da auch einzellige Organismen (Vaucherien, iVeife/Za-Stengel) heliotropi-
schen Krümraungen unterliegen, obgleich in der sich krünmienden Zelle eben nur ein bestimmter hydrosta-
tischer Druck herrschen könne, wird auch von Sachs aufrechterhalten. Dennoch hält Sachs die directe
Einwirkung des Lichtes auf die Waud beim Heliotropismus nicht für bewiesen, und lässt die Möglichkeit einer
primären Wirkung des Lichtes auf den Zellinhalt (Protoplasma) beim Zustandekommen des Heliotropismus
gelten.
Es wird auch die Vermuthung ausgesprochen, dass das Licht das Dickeuwachsthum der Zellwände
begünstige und hiedurcli ihre Dehnbarkeit vermindere, wodurch das Zurückbleiben der Lichtseite des betref-
fenden Organes im Längenwachsthum seine Erklärung fände. So berechtigt diese Hypothese erscheint — sie
würde nieht nur den Heliotropismus vielzelliger, sondern auch den einzelliger Pflanzen erklären — , so gegen-
standslos ist die von Sachs ausgesprochene Vermuthung, dass das Licht nur dann Heliotropismus hervorruft,
wenn die Strahlen nicht parallel zur Längsaxe der Zellen, sondern unter einem reellen Einfallswinkel auf
die Zellhaut treffen; denn das äussere Licht kann doch nur unter einem Einfallswinkel iu die Zellwand ein-
treten, Lichtstrahlen, welche parallel zur Zellwand laufen, also unter einem Einfallswinkel =0 auf die Zell-
wand treffen, können sell)stverständlich keine Wirkung ausüben.
Sachs bemerkt schliesslich, dass durch die Annahme besonderer positiv und negativ heliotropischer
Zellen die heliotropischen Erscheinungen die ungezwungenste Erklärung fanden.
Einen sehr schätzenswerthen Beitrag zur Lehre vom Heliotropismus hat Herm. Müller (Thurgau) gelie-
fert.' Er versuchte zunächst die von Sachs ausgesprochene Vermuthung: ob heliotropische Krümmungen
nicht von der Richtung der Strahlen abhängig seien, wie die geotropischen von dem Winkel, unter welchem
die Verticale den geotropisch beugungsfähigen Pflanzentheil trifft. Es war das Kesultat vorherzusehen: unter
sonst gleichen Umständen wächst die Grösse der heliotropischen Krümmung mit der Zunahme des Einfalls-
winkels von 0 bis 90° ; allein der Effect steigert sich mit dem Wachsen des genannten Winkels nur in Folge
der Verstärkung der Lichtintensität. Dieser Gedanke Müller's ist mithin ein verfehlter gewesen.
Sehr bemerkenswerth ist hingegen die Hervorhebung der bis dahin fast durchgängig übersehenen That-
sache, dass jeder durch den Heliotropismus aus der verticalen Lage gebrachte Pflanzentheil, sofern er geo-
tropisch krümmungsfähig ist, auch durch die Schwerkraft beeinflusst wird, und die Krümmung des Pflanzen-
theiles, die gewöhnlich als alleiniger Ausdruck des hel.iotropischen Effectes genommen wird, die resultirende
Wirkung von Licht und Schwerkraft ist. Müller experimentirte nun, um die reinen heliotropischen Effecte
zu bekommen, in der Weise, dass er das Licht parallel auf um eine horizontale Axe rotirende, constant eine
Seite dem Lichte zuwendende Keimlinge fallen lässt. Müller hat dabei nur übersehen, dass bereits Mohl
zeigte, wie man die Wirkung der Schwere durch die des Lichtes völlig aufheben könne (vgl. oben p. 160),
und dass für viele Pflanzen Beleuchtungsverhältnisse existiren, bei welchen der Einfluss der Schwere voll-
kommen ausgelöscht erscheint. Auch Sachs^ gab bereits eine Andeutung über das Zusammenwirken von
Licht und Schwerkraft.
Nacli Müller tritt die lieliotropische Krümmung nicht sofort bei Eintritt der Lichtwirkung ein, was sich
indess von selbst versteht; aber auch nach Beseitigung des Lichtreizes geht die heliotropische Wirksamkeit
noch bis zu einer bestimmten Grenze fort. Auf diese „heliotropische Nachwirkung" wurde der Autor durch
die von Sachs^ gemaclite Entdeckung der Nachwirkung der Schwerkraft bei negativ geotropischen Organen
(Sprossen) geleitet.
» Flora 1876, p. 64 ffd.
2 Lehrbuch, 3. Aufl., p. 751.
3 Flora 1873, p. 324—325.
Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XXXIX. Bd. 22
170 Julius Wiesner.
Weiter hat der Autor gefunden, dass die Krümmungsgeschwindigkeit anfangs eine geringe ist, bis zu
einem Optimum steigt, und dann wieder sinkt, ferner dass die stärkste Krümmung — und zwar sowohl bei
positiv als negativ heliotropischen Organen — mit der Zone des stärksten Wachsthums zusammenfällt, also
nicht an derselben Stelle bleibt, sondern allmälig mit jener Zone verschoben wird.
Schon von vornherein sehr bedenklich ist folgender von Müller ausgesprochener Satz: Die heliotropische
Krümmung ist linter fast gleichen Umständen um so ausgiebiger, je grösser die Intensität des einfallenden
Lichtes ist. Die Widerlegung dieses Satzes wird im experimentellen Theile dieser Abhandlung erfolgen; hier
sei nur bemerkt, dass mit der Steigerung der Lichtintensität offenbar die Differenz in der Beleuchtung an der
Vorder- und Hinterseite — von welcher die heliotropischen Effecte abhängig sind — abnimmt. Die von
Müller ausgesprochene Relation kann deshalb nicht allgemein richtig sein.
Von den negativ heliotropischen Wurzeln von ChLorofhytum {^Haitwegia comosa) und Monstera Lennea
wird angegeben, dass sie bei allseitiger Beleuchtung in ihrem Läugeiiwachstlium ebenso gehemmt sind, wie
positiv heliotropische Stengel und Wurzeln.
Für die genannten Wurzeln, ferner für das hypocotyle Stengelglied von Viscum nimmt Müller negativen
Heliotropismus an ; die oben mehrfach genannten Erscheinungen des Wegkrnmmens gewisser Ranken ( Vitis,
Ampelo;psis) und Stengeln (Hedera, Tropaeolum) vom Lichte will er dem eigentlichen Heliotropismus nicht
zurechnen, weil bei diesen Orgauen nicht, wie bei den echten negativ lieliotropischen, die Region der stärksten
Krümmung mit der Zone des stärksten Wachsthums zusammenfällt.
Sehr interessant ist der von Müller geführte Nachweis, dass gewisse Stengel {Früillaria) empfindlicher
sind gegen die Wirkung des Lichtes und andere {Helianthus) gegen die der Schwerkraft. Die relativ stark
geotropischen Organe offenbaren nach Müller's Untersuchungen oft erst ihre heliotropische Krümmuugs-
fähigkeit, wenn sie am Rotationsapparat der einseitigen Wirkung der Schwerkraft entzogen sind.
Pfeffer hat sich mehrfach mit den heliotropisclien Erscheinungen beschäftigt. Er entdeckte den negativen
Heliotropismus einzelliger Wurzelhaare bei Marchantien, ' erklärte die schon lange bekannten, durch einseitig
wirkenden Lichtreiz erfolgenden Aufwärts-, beziehungsweise Abwärtsbewegungen ausgewachsener, gefiederter
Leguminosenblätter als eine Form des positiven Heliotropismus, welche sich von der gewöhnlichen dadurch
unterscheidet, dass sie ohne Wachsthum zu Stande kommt.* Ausführlich hat sich Pfeffer über den Helio-
tropismus in seinen „Osmotischen Untersuchungen" ^ ausgesprochen. Experimentell bringt das betreffende
Capitel nichts Neues, wohl aber theoretische Betrachtungen über die den heliotropischen Erscheinungen zu
Grunde liegende Zellmechanik. Er unterscheidet zwischen positivem Heliotropismus „einzelliger Objecte"
und positivem Heliotropismus von Geweben, und gründet diesen Unterschied einerseits auf die oben schon
mehrmals hervorgehobene Beobachtung, dass bei einzelligen Organen (Vaucheria-Schläuchen, Stengelgliedei-n
von Nitella) Krümmungen gegen das Licht erfolgen, ohne dass der Turgor der Zelle dabei im Spiele ist,
Krümmungen, die offenbar ihre Ursache in Zuständen der Membranen haben; anderseits auf die Vermuthung,
dass an einseitig beleuchteten Organen der Turgor der an der Lichtseite des Organes gelegenen Zellen ab-
nimmt. Nähere Begründungen fehlen, und es wird nur zur Erläuterung noch beigefügt, dass möglicherweise
in einem und demselben Gewebe beide Arten des Heliotropismus thätig sein können. Für den negativen
Heliotropismus macht Pfeffer diese Unterscheidung nicht. Pfeffer bemerkt, dass die heliotropischen Krüm-
mungen der Internodien von Nitella mit einer solchen Kraft erfolgen, dass das ungleiche Ausdehuungsstrcben
des Protoplasmas dieselben nicht zu erklären vermag, mau mithin bei einzelligen Organen in der Zellwand
statthabende Vorgänge (ungleiche Widerstände, ungleiches Wachsthum) als Ursache der heliotropischen Krüm-
mungen annehmen müsse. Aus der folgenden Darstellung ist mir nicht klar i;e worden, ob Pfeffer diese
Consequenz auch für die im Gewebeverband befindlichen Zellen zieht. Die Möglichkeit, dass die Ursache der
1 Studien über Symmetrie und specifische Wachsthumsursacheu, in Sachs' Arbeiten des botan. Inst, zu Würzburg,
Bd. I, p. 88.
2 Pfeffer, Die periodischen Bewegungen der Blattorgane. Leipzig 1875, p. 63.
' Leipzig 1877, p. 207 ffd.
Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 171
heliotropischen Erscheinungen der vielzelligen Organe in der Zellhaut liege, hat der Autor nicht discutirt,
sondern nur angedeutet, dass die schon von Anderen hervorgehobene stärkere Verdickung der Zellwände an
der Lichtseite heliotropischer Organe bei der Beugung wohl betheiligt sein könne. Dies vorausgesetzt, und da
Zellen existiren, welche nur im Lichte wachsen (Brutkuospen von Marchantien kommen im Dunkeln nicht zur
Weiterentwicklung), ist es möglich, dass selbst au einem und demselben Organe positiver oder negativer
Heliotropismus auftreten könnte. Wenn nämlich in einem Organe diese zwei im entgegengesetzten Sinne
thätigen Factoren wirkten, aber in zwei verschiedeneu Zellen in ungleicher Relation aufgelöst würden, so
könnte die eine oder die andere Form des Heliotropismus zum Vorschein kommen. Es wird weiter auch noch
die Möglichkeit zugestanden, dass in Folge einseitiger Beleuchtung eine Vertheilung des Protoplasmas auf
Licht- und .Schattenseite der Zellen stattfinden könnte, welche dasWachsthum der Membran beeinflussen würde;
so zwar, dass in diesem Falle doch wieder das Protoplasma als Ursache der heliotropischen Krümmung an-
zusehen wäre. Die von H. Müller aufgeslellten zwei Formen des negativen Heliotropismus (vgl. oben p. 28)
gibt Pfeffer nicht zu, weil nach den in der Pflanze herrschenden Verhältnissen das Sichtbarwerden der
negativen Krümmung, sowohl in einer schneller als in einer langsamer wachsenden Zone eintreten kann. Den
von H. Müller aufgestellten Satz, dass die Richtung der einfallenden Strahlen die Stärke der heliotropischeu
Krümmungen bedingen — nämlich abgesehen von der durch die Richtung bedingten Intensität des in die
Pflanze dringenden Lichtes — hält Pfeffer selbstverständlich für unbegründet. Es wird auch ein mit
Kressekeimlingen und fructificirender Pellia von Askenasy^ angestellter Versuch hervorgehoben, dem
zufolge positiver Heliotropismus auch im polarisirten Lichte erfolgt. Pfeffer hält den angestellten Versuch
nicht für beweisend, da nicht festgestellt wurde, ob das im Experiment wirksame Licht nicht wieder depolari-
sirt wurde; er fügt aber hinzu, dass er durchaus nicht zweifle, dass Licht jeder Schwingungsebene heliotro-
pische Krümmung hervorruft.
Jüngsthin hat G. Kraus* die Vertheilung und Bedeutung des Wassers bei Wachsthumsvorgäugen
der Pflanzen studirt, und dabei auch auf heliotropisch sich krümmende Organe Rücksicht genommen. Es
wurde gefunden, dass an aufrechten, allseitig gleich beleuchteten Sprossen das Wasser in den Geweben
regelmässig vertheilt ist, dass hingegen an heliotropisch gekrümmten Sprossen der Wassergehalt an der
Schattenseite des Organes ein grösserer ist als an der Lichtseite, ja dass diese ungleiche Vertheilung des
Wassers sich an aufrechten einseitig beleuchteten sprossen noch vor Eintritt der heliotropischen Krümmung
einstellt. Diese Beobachtungen wurden vom Verfasser uicht weiter interpretirt.
Sehr lehrreich und zu weiteren experimentellen Untersuchungen anregend sind die vor Kurzem von
Leitgeb^ veröft'entlichten, die helioti'opischen Erscheinungen der Lebermoose betreffenden Beobachtungen.
Es wird zunächst bestätigt, dass die Sporen der Lebermoose nur im Lichte keimen, und gezeigt, dass allzu
schwaches Licht sich beim Keimacte wie Finsterniss verhält. Helles, diifuses oder Sonnenlicht begünstigt die
Keimung. Die aus den Sporen hervortretenden Keimschläuche sind positiv heliotropisch und schwach negativ
geotropisch. Durch stärkere Beleuchtung gelingt es, den negativen Geotropismus zu überwinden und bei
Beleuchtung von unten her die Schläuche zu zwingen, vertical nach abwärts zu wachsen. Zur Entstehung der
Keimscheibe ist stärkeres Licht als zur Entwicklung der Keimschläuche nothwendig. Während die letzteren
dem Lichte entgegenwachsen, zeigt erstere das Bestreben, sich senkrecht auf die Richtung des einfallenden
Lichtes zu stellen.
Schliesslich gebe ich noch eine gedrängte Übersicht über die den Heliotropismus der Pilze betreffenden
neueren Beobachtungen, welche sich, der Zeit nach an die obigen, von Hofmeister herrührenden, an-
schliessen.
' Bot. Zeit. 1874, p. 237. Askenasy's Versuche sind an dieser Stelle, und, so viel mir bekannt, überhaupt nicht
beschrieben.
2 Sitzungsber. der uaturforschenden Gesellschaft zu Halle 1877. Februar. Bot. Zeit. 1877, p. 595.
3 Die Keimung der Lebermoossporen in ihrer Beziehung zum Lichte. Sitzungber. der kais. Akad. d. Wissensch, Bd. 74,
1. Abth.
22*
172 Julius Wiesner.
Woronin' faud die Perithecienhälse won Sordariafimtseda Ges. et Not, Duchartre' die Fruchtstiele
von Claviceps imrpureo positiv heliotropisch. G.Winter* hat auch an Sordaria deciptens Wint. ähnliche
heliotropische Verhältnisse wie Woronin an S. ßmüeda beobachtet. N. Sorokin* studirte das Verhalten
verschiedener Pilze im weissen, ferner im von doppeltchromsaurem Kali und von schwefelsaurem Kupferoxyd-
ammoniak durchgelassenem Lichte. Der Kürze halber spricht er von gelbrotheni und blauem Lichte. Im
weissen und blauen Liebte sind Mucor Mucedo, Goprivus fimetarius und I'ilobolus crystalUnus positiv; im
gelbrotlien Lichte hingegen negativ heliotropisch. Zahlreiche andere Pilze, unter den gleichen ßeleucbtungs-
verhältnissen cultivirt, boten weder die positive noch die negative Lichtbeugung dar, z. B. Coprolepa equo-
ricm, Mortirella dißuens Sor. (u. sp.), Sordaria copropidla etc. Winter ' beobachtete an Peziea Fuckeliana
starken positiven Heliotropismus. Ohne Sorokin's genannte Arbeit zu kennen, untersuchte A. Fischer
V. Waldheim'^ die heliotropischen Eigenschaften von Filobolus. Die Versuchsmethode war die gleiche, auch
er benützte die beiden genanntes Licht absorbirenden Flüssigkeiten. Er beobachtete im gelben Lichte
keinen, im weissen und blauen gleich starken positiven Heliotropismus. Hiedurch wird die schon an und
für sich nur wenig wahrscheinliche Beobachtung von Sorokin, wonach unter dem Einflüsse des gelbrothen
Lichtes sich negativer Heliotropismus einstellt, wieder in Frage gestellt. Baranetzki" entdeckte an den
Plasmodien von Aethalium septicicm und einem andern nicht genau bestimmten, wahrscheinlich P]iysarum
angehörigen Mysomyceteu scharf auggesprochenen negativen Heliotropisnius, der sowohl im ditfusen als im
Sonnenlichte — im letzteren rascher — eintritt und der nach mit farbigen Gäsern vorgenommenen Ver-
suchen, blos im starkbrechenden Antheil des Spectrums sich vollzieht. Der negative Heliotropismus zeigte
sich in der Weise, dass beleuchtete Partien des Plasmodiums, sich ins Dunkel zurückziehen. JUngsthiu hat
ßrefeld* die Untersuchungen über den negativen Heliotropismus vonRhizomorphen (s. oben p. 158 und 168)
wiederholt, konnte aber trotz Verwendung der günstigsten Objecte diese Beobachtung nicht bestätigen.
Ich schliesse hiermit den historischen Theil meiner Abhandlung. Manche Einzelheit, die sich entweder in
den genannten Arbeiten, oder sonst in der Literatur zerstreut findet, habe ich übergangen, da mich die
Anführung derselben in der vorliegenden Darstellung zu weit geführt hätte; ich werde einige derselben, so
weit es nöthig erscheint, im experimentellen Theile dieser Arbeit namhaft machen.
Ein Rückblick auf die Lehre vom Heliotropismus zeigt uns ein arges Missverhältniss zwischen der
aufgewendeten Arbeit und den gewonnenen Resultaten. Die unverkennbare Schwierigkeit einzelner einschlä-
giger Fragen erklärt dies eben für die betretfenden Probleme. So ist es zu verstehen, dass vrir über die im
Lichte sich vollziehenden Richtnngsverhältnisse der Blätter kaum viel besser als zu Bonnet's Zeiten unter-
richtet sind, denn Frank's sogenannter Transversalheliotropismus macht uns die Sache nicht viel deutlicher
als des ersteren wunderliche Annahme. So ist es ferner zu rechtfertigen, wenn wir über die Wirkungsweise
des Lichtes beim Zustandekommen der heliotropischen Krümmungen geradezu nichts Bestimmtes aussagen
können.
Aber wie kömmt es, dass das vielleicht am längsten bekannte Phänomen des Heliotropismus, das Wenden
der Blumen nach dem Lichte, noch fast unverstanden vor uns liegt? Haies, DeCandoUe, Dutrochet,
' De Bary und Woronin, Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pilze, 3. Reihe. Abhandl. der Senkenb.
Ges. Bd. VII, p. 3, 1870.
2 Compt. rend. 1870, T. LXX, p. 77—79.
3 Die deutschen Sordai-ien. Abhandlungen der naturf. Ges. zu Halle, Bd. XIII, 1873, Heft I.
■» Beilage zu den Protokollen der Sitzungen der naturf. Ges. an der Universität zu Kasan, 47. Sitzung 1873. Ich kenne
nur das Referat von Batali n hierüber im Bot. Jahresb. II, p. 214.
ft Bot. Zeitung 1874, p. 1 ffd.
^ Mittheilungen der Universität Warschau, 1875, Nr. 4. Ich kenne nur die deutsche Übersetzung dieser russisch
geschriebenen Arbeit, welche im Bot. Jahresb. 1875, p. 779 enthalten ist.
' Influence de la himiere sur les plasmodia des myxomycetes. Memoire de la soc. uat. de Cherbourg. T. XIX (1876),
p. 321 ffd.
8 Über die Bedeutung des Lichtes für die Entwicklung der Pilze. I. Mitth. Sitzuugsb. d. Ges. naturf. Freunde zu Berlin,
17. April 1877.
Die heliotropischpii Erscheinungen im Pflanzenreiche. 173
Röper, Hofmeister u. A. haben sich damit beschäftigt; keiner der Neueren hat die Erscheinung gründlich
durchgeprüft. Wie kömmt es, dass über so einfache Dinge, wie über die Qualität des Heliotropismus der
Ranken des Erbseublaftes und der Internodien des Epheu noch gestritten wird? Hier und in vielen anderen
Einzelnlällen ist es wohl ider Mangel an sorgfältiger, eingehender Prüfung, weicher unseren dermalen noch
zweifelhaften Kenntnissen zu Grunde liegt.
Die grosse Verbreitung des positiven Heliotropismus im Pflanzenreiche ist allerdings constatirt; über die
Verbreitung des negativen Heliotropismus gehen aber die Ansichten noch weit auseinander. Der positive
Heliotropismus ist leidlich als Folge ungleichen Wachsthimis an Licht- und Schattenseite der betreffenden
Organe nachzuweisen; hingegen ist über das Zustandekommen des negativen Heliotropismus nichts auch nur
einigermassen thatsächlich Begründetes in der Literatur zu finden. Der Einfluss der Richtung des einfal-
lenden Lichtes auf die Stärke der heliotropischen Effecte, eine von vornherein wohl vollkommen klare Sache,
in neuerer Zeit ebenso unklar als verwickelt aufgefasst, ist durch Pfeffer wieder richtig dargestellt worden;
aber die sehr nahe liegende Beziehung zwischen der Intensität des Lichtes und den heliotropischen Effecten
ist merkwürdiger Weise noch gar nicht Gegenstand einer ernstlichen Untersuchung gewesen.
Eine in historischer Beziehung sehr beachtenswerthe Erscheinung ist die, dass eines der wichtigsten
Probleme des Heliotropismus, nämlich die Beziehung zwischen der Brechbarkeit des Lichtes und den heliotro-
pischen Effecten, heute noch ebenso ungelöst erscheint, wie zur Zeit des Streites zwischen Payer und
Dutrochet über diesen Gegenstand. Ich begehe keine Ungerechtigkeit, sondern gebe nur der Wahrheit die
Ehre, wenn ich es ausspreche, dass hieran nur der Mangel an strenger Methode die Schuld trägt. Letzterer
Umstand erklärt, wie die vorliegenden Blätter bei einigermassen genauer Durchsicht lehren, noch manche
andere den Heliotropismus betreffende Dinge.
Man sieht, es sind der Lücken viele, welche auszufüllen sind, und manche einschlägige Frage ist vom
Grund auf in Angriff zu nehmen. Andererseits findet man aber auch manchen fruchtbaren Gedanken über das
etwaige Zustandekommen des Heliotropismus und zahlreiche wichtige Einzclnbeobachtungen über heliotro-
pische Erscheinungen in den Schriften der bedeutenderen neueren Pflanzenphysiologen vor, wie aus der vor-
stehenden geschichtlichen Darstellung zu ersehen ist.
Zweiter Abschnitt.
Experimentelle Untersuchungen.
Erstes Gapitel.
Einfluss der Lichtintensität auf die heliotropischen Effecte.
Über die wichtige Beziehung, welche zwischen der Intensität des Lichtes und dem Grade der heliotro-
pischen Flexion der Pfianzentheile besteht, sind bis jetzt noch gar keine methodischen Versuche angestellt
worden. Wie aus dem historischen Theile dieser Abhandlung zu ersehen, wurde von mehreren Beobachtern
wohl gelegentlich hervorgehoben, dass positiver Heliotropismus häufig in sehr schwachem Lichte sich voll-
zieht; ferner dass in besonderen Fällen, z. B. zu der indess noch zweifelhaften negativen Beugung älterer
Internodien des Epheu, starkes Licht erforderlich ist. Besondere generalisirende Aussprüche über die genannte
Beziehung habe ich nur bei Gardner, Payer und Herm. Müller (Thurgau) gefunden.' Gardner glaubt,
dass die Steigerung der Lichtintensität auf den Heliotropismus nur einen unbedeutenden Einfluss nehme.
1 N. J. C. Müll er 's Theorie über den Einfluss der Lichtfarbe auf die Beugung der Pfianzentheile behandelt aller-
dings auch die Lichtstärke; dort handelt es sich aber speciell um die den einzelnen monochromatischen Lichtstrahlen inne-
wohnende mechanische Intensität. Auf diese Theorie kann desshalb erst im nächsten Kapitel (Beziehung zwischen Brech-
barkeit des Lichtes und Heliotropismus) Rücksicht genommen werden.
174 Julixis Wiesner.
Payer hat den schou von N. J. C. Müller^ mit Reclit getadelten Satz aufgestellt, dass die Grösse der helio-
tropiscben Krüraraung mit der Abnahme der Intensität des herrschenden Lichtes wachse. Bei anderer
Gelegenheit hob dieser Forscher hervor, dass für verschiedene Pflauzentheile zur Hervorbringung des Helio-
tropismus verschiedene Lichtstärken nothwendig seien , indem z. B. Kohlpflänzchen sich schon im diffusen,
Stengelchen von Sedum aber erst im Sonnenlichte beugen. Der Widerspruch, der in diesen beiden Aussagen
liegt, ist dem Autor nicht aufgefallen. Henn. Müller endlich hat einen Satz aufgestellt, welcher das gerade
Gegentheil von dem, was Payer behauptete, in sich scliliesst. Nach Ersterem wäre „unter sonst gleichen
Umständen die heliotropische Krümmung eine um so ausgiebigere, je grösser die Intensität des herrschenden
Lichtes ist".
Eine einfache Überlegung legt sowohl die Unhaltbarkeit des Payer'schen als des Herrn. Müller'schen
Satzes dar, denn offenbar beruht der Heliotropisnius auf Wirkungen, welche durch an der Licht- und Schatten-
seite der Organe sich einstellende Lichtunterschiede liervorgerufen werden. Wären die Orgaue für jede Art
von Strahlen — dunkle mit eingeschlossen — völlig durchlässig, fänden durch Reflexion keine Lichtverluste
statt, so wäre natürlich kein Heliotropismus möglich, da die Beleuchtungsverhältnisse an den dem Lichte
zugekehrten Seiten der Pflauzentheile genau dieselben wären wie an den abgewendeten, dies ist aber keines-
wegs der Fall. Die gegen das Licht vorderen Seiten der Organe sind stets stärker bestrahlt als die hinteren,
und selbst dem Auge durchsichtig erscheinende Stengel absorbiren, wie man sich leicht überzeugen kann, in
sehr auffälliger Weise photograpbische Strahlen. Es stellt sich also bei jeder Art von Beleuchtung an den
Pflanzentheilen ein Lichtunterschied an der Vorder- und Hinterseite ein. Weiter ist klar, dass bis zu einer
bestimmten Grenze die heliotropischen Effecte mit der Grösse dieser Lichtdifterenz sieh steigern müssen.
Aus diesem Grunde und weil mit der Abnahme der Lichtiutensität für jeden durchscheinenden Körper der
Lichtunterschied an Vorder- und Hinterseite zunimmt, so muss offenbar — innerhalb bestimmter Grenzen —
mit der Abnahme der Lichtintensitäl die Stärke des Heliotropismus zunehmen. So weit hätte also Payer
Recht. Allein es ist noch Folgendes zu bedenken. Es existirt eine gewisse Lichtintensität, welche schon so
gering ist, dass sich ihr gegenüber der betreffende Pflanzentheil so verhält, als stände er in völliger Dunkel-
heit. Trifft Licht dieser Intensität die Vorderseite des Organs, so ist dessen Wirkung Null. Dem Heliotropismus
ist also hiedurch bezüglich der Lichtintensität eine untere Grenze gesetzt, welche nach unseren Erfahrungen
über die graduelle Abnahme der Hemmung des Längenwachsthums mit der Schwächung des Lichtes nicht
der von Payer geforderten heliotropiscben Maximalwirkung unmittelbar folgen wird, sondern die von letzt
erem durch eine Reibe von Zwischenstufen getrennt sein wird, wie schon Herm. Müller's Beobachtungen,
die ja zweifellos richtig sind, die er aber nur zu sehr verallgemeinerte, annehmen lassen. Also schon von
vornherein ist es klar, dass bis zu einer gewissen Grenze die heliotropischen Effecte mit
dem Fallen der Lichtintensität zunehmen, und von hier an mit dem weiteren Sinken der
Lichtstärke bis auf Null sinken müssen.
Der experimentellen Forschung liegt aber nicht nur ob, diesen Satz in ihrer Weise zu begründen, den
Grad der Lichtintensität, bei welchem der Heliotropismus sein Maximum erreicht, zu finden, und den unteren
Nullpunkt der Lichtintensität für den Heliotropismus verschiedener Pflauzentheile festzustellen, sondern auch
zu prüfen, ob sich nicht auch ein oberer Nullpunkt der Lichtstärke für die Flexion dieser Pflauzentheile
ausfindig machen lässt, mit anderen Worten, ob nicht eine die lebende Pflanze nicht gefährdende Licht-
intensität existirt, bei welcher kein Heliotropismus mehr stattfindet.
Indem man an die experimentelle Prüfung dieser Fragen herantritt, empfindet man sofort die Schwierig-
keit, eine Einheit für das Maass der Lichtstärke ausfindig zu machen. Aber selbst wenn man fände, dass eine
von den bekannten photometrischen Methoden uns eine für unseren Zweck genügend verlässliche Einheit
darböte, so wäre dieselbe, wollte man natürliches Licht im Versuche verwenden, dennoch nutzlos, weil die
auf Heliotropismus bezugnehmenden Experimente eine Zeitdauer in Anspruch nehmen, innerhalb welcher das
> L. c. p. 80.
Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 175
Sonnenlicht oder das diffuse Tageslicht heziiglich ihrer Intensität zu inconstant sind. Welchem ansserordent-
lici) raschen Wechsel indess die Intensität des Tageslichtes selbst innerhalb sehr kurzer Zeiträume unter-
worfen ist, habe ich bei anderer Gelegenheit dargethan. • Es ist also ganz unthunlich, zu den in unserer
Frage nöthigen Experimenten das Tageslicht zu benützen.
Da heliotropische Versuche im Gaslicht sehr leicht und vollständig, ja selbst in sehr kurzen Zeiträumen
gelingen, so habe ich diese Art künstlichen Lichtes, welches sich auch aus anderen Gründen zum Experimen-
tiren mehr als jede andere künstliclie Lichtquelle eignet, benutzt. Inwieweit die durch diese Art der Ver-
suche gewonnenen Resultate auch auf das Tageslicht übertragen werden können, werde ich weiter unten
auseinandersetzen.
Die Gasflammen, welche zu den Versuchen dienten, hatten eine constante Leuchtkraft. Die Herstellung
solcher Flammen erfolgte in derselben Weise, wie bei meinen Untersuchungen über den Einfluss des Lichtes
auf die Transspiration der Pflanzen* und bei den Studien, welche ich zur Auffindung der Beziehungen
zwischen Lichtintensität und Entstehung des Chlorophylls^ unternahm. In Betreff der Methode zur Herstel-
lung von Gasflammen constanter Leuchtkraft kann ich mich hier kurz fassen, da ich mich a. a. 0. darüber
bereits ausführlich ausgesprochen habe. Ich erwähne hier nur kurz, dass das zu den Brennern geleitete Gas
einen Regulator passirte, welcher es ermöglichte, den Druck, unter welchem die Flammen brannten, völlig
constant zu erhalten.
Ich habe zu allen meinen Versuchen nur Gasflammen benützt, deren Leuchtkraft genau 6'5 Walrathkerzen
äquivalent war, und die ich bei den augewendeten .\pparaten erhielt, wenn das Manometer eine Wassersäule
von 18-5 Mm. anzeigte. Ich bezeichne im Nachfolgenden diese Flamme kurz als Normalflamme.
Als Maass für die im Versuche herrschende Lichtstärke diente die Leuchtkraft einer solchen Flamme in
einer Entfernung = 1 M. von letzterer. Durch Einführung dieser Einheit war es möglich, jede auf eine
Versuchspflanze einwirkende Lichtintensität unter Berücksichtigung des Satzes, dass die Intensität des Lichtes
dem Quadrate der Entfernungen umgekehrt proportional ist, zahlenmässig festzustellen.
So weit als tluinlich, wurden die Versuche in einem Räume des pflanzenphysiologischen Institutes aus-
geführt, welcher für heliotropische Versuche besonders adaptirt ist. Der Anstrich der Wände dieses Raumes,
des Bodens und Plafonds, der Tische und, so weit als thunjich, aller zu den Versuchen dienlichen Apparate
ist mattschwarz. Thüren und Fenster sind so verschlossen und mit Tuch bedeckt, dass fremdes Licht keinen
Zutritt hat. Die nicht geschwärzten Apparate (Psychrometer, Thermometer etc.) sind durch schwarze Schirme
von der Versuchspflanze getrennt; die Ränder der Thongeschirre, in welchen sich die Versuchspflanzen
befinden, sind mit mattschwarzen Papperingen bedeckt; kurzum es wurde dafür Sorge getragen, dass zu
den Versuclispflanzen so gut wie kein anderes als das durch die Lichtquelle gespendete Licht gelange.
Es möchte vielleicht überflüssig erscheinen, derartige Massregeln zu treffen, um das reflectirte Licht aus-
zuschliessen. Allein eine solche Vermuthnng wäre ganz ungerechtfertigt, ja ich gestehe, dass, wenn es sich um
völlig genaue Bestimmungen der heliotropisclieu Empfindlichkeit handeln würde, selbst meine Versuche sich
noch nicht als vollkommen genau herausstellen würden, denn selbst die schwarzen matten Schirme reflectiren
mehr Licht, als man anzunehmen geneigt wäre. Ich habe, um zu begründen, dass selbst durch Reflexe, welche
von den schwarzen Wänden und derlei Schirmen herrühren, fehlerhafte Bestimmungen der lieliotropischen
Empfindlichkeit entstehen können, an zwei Beobachtungen zu erinnern. Erstens an die bekannte merkwürdige
Entdeckung J. Jamiu's, derzufolge die Helligkeit des dunkelsten Schwarz, das wir herstellen können,
immerhin noch etwa den hundertsten Theil jener des reinsten Weiss beträgt, und zweitens, dass Aubert* bei
genauem Vergleiche einer weissen und einer schwarzen Scheibe die Helligkeit der letzteren blos 57mal
1 Untersuchungeu über den Einfluss des Lichtes und der strahlenden Wäime auf die Trauspsiration der Pflanze.
Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch., Bd. 74 (1876), Separatabdr. p. 4.
- Untersuchungen über den Einfluss des Lichtes etc. L. c. p. 4 ff.
3 Die Entstehung des Chlorophylls. Wien, 1877, p. 43 ffd.
* Physiologie der Netzhaut. Breslau 1865, p. 73.
176 Julius Wiesner.
kleiner als die der ersteren gefunden hat. Erst als ich diese Thatsachen kennen lernte, wurde es mir klar,
warum an heliotropisch sehr empfindlichen Stengeln Verzögerungen in den Krümmungen sich einstellten,
wenn schwarze Schirme all zu knapp hinter den Versuchspflanzen sich befinden, was ich bei jenen Experi-
menten, die ich nicht in dem genannten Versuchszimmer, sondern in anderen möglichst grossen, für diese
Versuche nicht besonders adaptirten Räumen vornahm, anfänglich oft beobachtete. Wenn es sich um die grösste
erreichbare Genauigkeit in der Feststellung der heliotropischen Empfindlichkeit handelte, so müssten die Ver-
suche in mögliclist grossen geschwärzten Räumen augestellt werden, um die Wirkung des von den schwarzen
Wänden reflectirten Lichtes durch grosse Entfernuni;en von den Versuchsobjecten möglichst zu schwächen.
Einigermassen können solche störende Lichtreflexe durch Aufstellung grosser, möglichst schief gegen die
Richtung der einfallenden Strahlen aufgestellter Schirme beseitigt werden.
Der für die Versuche besonders adaptirte Raum hatte eine Länge von 5, eine Breite von 2-9 und eine
Höhe von 3-8 M. Um starke Reflexe zu vermeiden, konnte ich in diesem Räume eine Versuchspflanze bloss
3M. von der Lichtquelle entfernt aufstellen. Jene Versuche, in welchen ich über grössere Distanzen disponiren
musste, wurden in einem Locale unternommen, welches eine Tiefe von circa 12'5 M. hatte, von welcher ich
11 M. ausnützte. Diese Localität war wohl völlig zu verfinstern; aber trotz aller Vorsicht Hessen sich kleine
Lichtreflexe, die von den lichten Wänden, Thüren etc. herrührten, selbst bei passendster Verwendung am Schirm
nicht vermeiden. Allein da es sich in meinen Versuchen nicht um absolute, mit mathemathischer Genauigkeit
festzustellende Werthe, sondern nur darum handelte, den Gang der heliotropischen Krümmungen in seiner
Abhängigkeit von der Lichtintensität festzustellen, so konnte ich mich mit meiner Art der Versuchsanstellung
begnügen. Die von mir festgestellten Grenzen der Lichtstärke für den Heliotropismus macheu desshalb keinen
Anspruch auf die grösste erreichbare Genauigkeit.
Es wäre auch ganz unnöthig gewesen, die feinstmöglichste Präcisionsarbeit an ein Object zu ver-
wenden, bei welchem die Individualität auch in Betreff der Lichtempfindliehkeit eine so grosse Rolle spielt.
Indess soll damit nicht gesagt sein, dass in der Pflanzenphysiologie nicht, die heliotropische Empfindlichkeit
der Pflanze betreffende Fragen auftauchen könnten, deren Lösung eine grössere Feinheit in der Ausführung
der Versuche erheischte.
a) Versuche mit Vlcia sntiva.
Acht im Finstern in kleinen Gartengeschirren erwachsene, aus einer grossen Aussaat ausgewählte,
anscheinend völlig gleiche Keimlinge der Wicke wurden in dem oben genannten, zu heliotropischen Versuchen
besonders adaptirten Räume (in der Folge hier kurz als „dunkle Kammer" bezeichnet) in Entfernungen von
0-1, 0-2, 0-5, 1, 1-5, 2, 2-5 und 3 M. von der Flamme aufgestellt. Die Mitte der Flamme und die Keimlinge
befanden sich in einer Horizontalen. Die seitlichen Verschiebungen, welche den Keimlingen gegeben werden
mussten, um sie aus dem Schlagschatten der Vorderpflanze zu bringen, waren so geringfügig, dass sie keinerlei
Correctur in Betreff der Entfernung von der Flamme nöthig machten.
Die Richtung, welche man dem Keimling gegen die Lichtquelle gibt, ist bei dicotylen Pflanzen mit
nutirenden Stengeln nicht gleichgiltig, indem, wie ich früher ausführlich zeigte, ' die Stengel derselben sich
am raschesten der Lichtquelle zuneigen, wenn sie mit der Hinterseite zum Lichte gestellt werden ; am spätesten,
wenn die Vorderseite beleuchtet wird; bei Beleuchtung einer der Flanken — gleichgiltig welcher — stellt
sich ein intermediäres Verhalten ein. In allen in diesem Abschnitte enthaltenen Versuchen, in welchen eine
andere Aufstellung der Keimlinge nicht besonders angegeben ist, standen sie mit einer der Flanken dem
Lichte zugewendet, so dass die nutirende Spitze des Stengels nach rechts oder links schaute.
Der Beginn des Neigens des Stengels zum Lichte wurde mit dem Senkel festgestellt, konnte also mit
grosser Genauigkeit bestimmt werden. In nachfolgender Tabelle ist der Zeitpunkt des Eintretens der helio-
tropischen Krümmung und die Grösse der heliotropischen Ablenkung der Stengel in Graden ausgedrückt.
Die uudulircnde Nutation der Internoilien. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. Bd. 77, I. Abth., Jänn. 1878.
Die heliotropiöchen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 177
E = Entfernung des Keimlings von der Flamme.
J = Intensilät des auf die Vorderseite des Organs wirkenden Lichtes.
Z = Eintritt der lieliotropisclien Krümmung, vom Beginne des Versuches an gerechnet.
W^ Ablenkung von der Verticalen in Bogengraden ausgedrückt. ^
J Z W (nach Ablauf von 4 Stunden)
, . ^ToO s'stunden 0 Min 30°
... 25 2 „ 15 „ 40°
... 4 1 „ 55 „ 44°
. . 1 ... 1 „ 30 „ 55°
. . . 0-44 ... 1 y, 10 ,, . . .90° (Maximum)
. . 0-25 ... 1 „ 50 „ 60°
... 0-16 ... 2 „ 10 „ 50°
. . 0-11 ... 2 „ 40 „ 45°.
Die Luftfeuchtigkeit betrug während der ganzen Versuchsdauer 75—77 Proc. (Rel. Feucht.). Im Beginne
des Versuches herrschte bei E = 0-1 eine Temperatur, 27-5° C, bei E = 3-0 an 21-2° C. Im Laufe des
Experimentes wurde durch hinter Schirmen stehende dunkle Flammen die Temperatur an allen Versuchs-
punkten so weit erhöht, dass die Differenzen im Ganzen nur innerhalb eines Grades sich bewegten.
Diese Versuchsreihe wurde mehrmals wiederholt. Wenn auch hierbei die Zeitwerthe nicht stets die völlig
gleichen waren, so ergab jede derselben doch dasselbe Resultat: dass nämlich mit der Abnahme der
Lichtintensität bis zu einer bestimmten Grenze die heliotropische Krümmungsgeschwin-
digkeit und überhaupt die Energie des Heliotropismus zunahm und von hier an mit dem
weiteren Sinken der Lichtstärke wieder abnahm. Es wurden an 50 Versuchsreihen durchgeführt,
und zwar ausser mit Vict'a sativa noch mit V. Faba, Pisum sativum, Phaseolus rmdtiflorus, Kelianthus annuus,
Lepidium sativum, endlich noch mit etiolirten Trieben von Salix alba. In keinem einzigen Falle wurde ein
abweichendes Verhalten beobachtet.
In der oben mitgetheilten Versuchsreihe sind die Grenzen der Lichtintensität für das Zustandekommen
des Heliotropismus noch nicht enthalten; weder die obere Intensitätsgrenze noch die untere, d. h.
weder die grösste Lichtstärke, noch die geringste, bei welcher eben noch Heliotropismus stattfindet. Zur
Auffindung dieser Werthe miissten noch besondere Versuche ausgeführt werden.
Um die obere Intensitätsgrenze zu erhalten, musste die Versuchspflanze der Flamme noch mehr, als es
im obigen Versuche geschah, genähert werden. Keimlinge der Wicke, welche der Flamme bis 5 Cent,
genähert wurden, zeigten innerhalb 12 Stunden keine Spuren von Wachsthum oder Heliotropismus. Dennoch
blieben sie, da für fortwährende Befeuchtung der Stengel und des Bodens Sorge getragen wurde, völlig
turgescent, und entwickelten sich unter jjassenden Versuchsbedingungen normal weiter. In einer Distanz
= 6 Cent, von der Flamme wurde das Gleiche beobachtet. Bei 7 Cent. Distanz zeigte sich bereits
Heliotropismus, aber noch kein Längenwachsthum, wenn man in dieser Entfernung von der Flamme den
Keimling um seine verticale Axe rotiren Hess. Erst bei 9 Cent. Hess sich bei dieser Versuchsweise ein merk-
liches Längenwachsthixm nachweisen.
Inwieweit die durch die Distanz von 0-07 M. gegebene Lichtintensilät = 204 als die obere Intensitäts-
grenze für Keimlinge der Wicke angesehen werden darf, soll alsbald erörtert werden. Vorerst soll nur noch
hervorgehoben werden, dass aus der angestellten Beobachtung sich auch folgendes Resultat abstrahireu lässt :
Die Lichtintensität, bei welcher allseitig beleuchtete Keimlinge von Vicia sativa Qb^n
noch Längenwachsthum zeigen, ist geringer als jene Lichtstärke, bei welcher einseitig
beleuchtete Keimlinge dieser Pflanze noch Heliotropismus darbieten. Erstere Lichtstärke
1 Zur Schätzung der Bogengrade benütze ich das Sachs'sche Auxanometer, genannt „Zeiger am Bogen", welches eine
Schätzung der Ablenkung von 5 zu 5 Graden gestattet.
Deukscilriften der matliem.-uatari>. Ol. XXZIX. Bd. 23
178 Julius Wiesner.
beträgt 112, letztere 204. Bei J= 112 findet auf der Vorderseite des Wickenstengels eine Beleuchtung statt,
welche daselbst schon Längenwachsthum zuLässt, was bei einer grösseren Intensität nicht mehr stattfindet,
also auch nicht bei t/=204; diese Lichtstärke ruft aber in den Geweben der Wickenstengel bereits eine
Lichtschwächung hervor, bei welcher die Hinterseite des Organs schon zu wachsen befähigt ist.
Die Frage, ob die angeführte obere Intensitätsgrenze (J = 204) für die Seite des keimenden Wicken-
stengels überhaupt gilt, oder blos für die Versuchsbedingungen, ist von mir experimentell geprüft worden.
Ich fand, dass bei einer bestimmten Lichtintensität die relative Energie des Heliotropismus innerhalb der
Grenzen der Wachsthumsbedingungen constant bleibt, d.h. das Minimum und das Maximum des
Heliotropismus sind für bestimmte Versuchsobjecte durch bestimmte Lichtstärken fixirt und können durch
Änderungen der Feuchtigkeit, der Temperatur etc. wohl der Zeit nach, nicht aber dem Grade nach ver-
schoben werden. Aus einer grossen Zahl von Beobachtungen, welche ich zur Klärung dieser Verhältnisse
anstellte, will ich nur folgende anführen.
Mehrere Reihen von Wickenkeimlingen wurden im Gaslichte bei constanter Temperatur von 25-5°, 21-2''
und 10-5° C. aufgestellt. Am ersten stellte sich in allen drei Fällen die heliotropische Krümmung in einer
Entfernung = 1-5 M. von der Flamme ein, und bei dieser Liclitstärke erfolgte auch das Maximum der helio-
troiiischeu Krümmung in der kürzesten Zeit. Allein die Zeitdauer bis zum Eintritt einer bestimmten Phase des
Heliotropismus war je nach der Temperatur verschieden. So erfolgte in der Entfernung = 1-5 M. der Eintritt
der heliotropischen Krümmung bei 25-5°C. nach 50, bei 21-2° nach 70, bei 10'5° nach 175Minuten. Kresse-
keimlinge krümmten sich in einer Entfernung =: 1 M. von der Flamme bei 25-5° C. in 45, bei 21-2 in 60, bei
10-8° C. in 210 Minuten etc.
Während es mir gelang, die obere Intensitätsgrenze und das Optimum der Intensität für den Heliotropismus
der Wickenstengel ausfindig zu machen, reichten die Localitäten des pflanzenphysiologischen Institutes nicht
aus, um die untere Intensitätsgrenze festzustellen. Bei einer Temperatur von 18° C. und einer fast constanten
Feuchtigkeit von 71 Proc. begannen sich Keimlinge der Wicke, welche UM. von der Flamme entfernt waren,
nach 3 Stunden und 45 Minuten zu krümmen. 5 Stunden später stand die heliotropisch geneigte Stengelspitze
bereits in der Richtung der einfallenden Strahlen, zum Beweise, dass die untere Intensitätsgrenze mit dem
Werthe J = 0-008 lauge noch nicht erreicht war. Ich habe unter allen untersuchten Objecten kein einziges
gefunden, welches in Bezug auf heliotropische Empfindlichkeit die Keimlinge der Wicke übertroifen, ja auch
nur erreicht hätte.
Aus den angeführten Beobachtungen ergaben sich folgende Werthe für die Beziehung der Lichtintensität
zur heliotropischen Krümmungsfähigkeit der von der Seite beleuchteten Keimstengel der Wicke :
Obere Intensitätsgrenze . . . =: 204 • 000
Optimum der Intensität . . . == 0 • 440
Untere Intensitätsgrenze . . <: 0*008.
b) Versuche mit Lepidium satimim.
Die Kresse zeigt ein ähnliches Verhalten wie die Wicke. Auch hier ist die Intensität, bei welcher allseitig
beleuchtete Keimlinge Längenwachsthum zeigen, geringer als die Lichtstärke, bei welcher einseitig beleuchtete
Keimlinge sich noch heliotropisch krümmen. Auch bei dieser Pflanze ist die heliotropische Empfindlichkeit
noch so gross, dass sich in den mir zu Gebote stehenden Localitäten die untere Intensitätsgrenze des Heliotro-
pismus nicht bestimmen Hess. In einer Entfernung = 2-5 Cent, von der Flamme erfolgte weder Wachsthum
noch Heliotropismus. Ich muss hierzu bemerken, dass die bei diesem Versuche beobachtete Lufttemperatur
unterhalb des Maximums, ja sogar in der Nähe des Optimum für das Wachsthum befand, nämlich etwa 30° C.
betrug, mithin die im Experimente herrschende Temperatur kein Hinderniss für den Eintritt des Heliotro-
pismus gewesen sein konnte. Bei einer Entfernung = 3-5 Cent, erfolgte bereits Heliotropismus, aber bei
allseitiger Beleuchtung des Keimlings kein Längenwachsthum. Bei 5-5 Cent. Entfernung stellte sich nicht nur
Die heliotropischen Erscheinungen im. Pflanzenreiche. 179
Heliotropismus, sondern auch Längenwachsthum ein. Der Beginn der heliotropischen Krlimmung war in einer
Entfernung = 3 M. (genauer gesagt zwischen 2 und 3 M.) zu beobachten. Selbst noch in einer Entfernung
von 11 M. stellte sich innerhalb 18 Stunden die heliotropisch gekrümmte Stengelspitze in die Richtung des
einfallenden Lichtes.
c) Versuche mit Pismn sativum.
Die Versuche, welche ich mit Keimlingen der Erbse anstellte, ergaben in mehrfacher Beziehung andere
Resultate als die vorher mitgetheilten. Die heliotropischen Krümmungen traten, selbst wenn unter gleichen
Vegetatiousbedingungen gearbeitet wurde, bedeutend später ein als bei Wicke nnd Kresse, wie folgende
Versuchsreihe zeigt:
J
z
'o^ .
. . 4 Stunden
25 Minuten
011 .
. . 4
»
0 »
0-027
. . 6
V
15 „
0-012
. . 6
•n
55 „
0-008
. . 7
n
30 „
Bei UM. Entfernung war nach 24 Stunden schon das Maximum des heliotropischen Effectes eingetreten;
man sieht also, dass es mir auch bei der Erbse nicht gelungen ist, die untere Intensitätsgrenze festzustellen.
Das Optimum wurde bei der Entfernung = 3 M. von der Flamme gefunden. Die obere Intensitätsgrenze war
erreicht, wenn der Keimling in eine Entfernung = 6-9 Cent, von der Flamme gebracht wurde.
Aber selbst über diese Lichtstärke hinaus erfolgte noch Wachsthum, nämlich noch in einer Entfernung
= 5 Cent, von der Flamme. In einer Entfernung = 6-5 Cent, wurde das Wachsthum bereits so beträchtlich,
dass dasselbe schon innerhalb weniger Stunden zahlenmässig festgestellt werden konnte. Nach Ablauf von
3 Stunden betrug das Längenwachsthum 1-8 Millim. Die Erbse zeigt also im Vergleiche zur Wicke und Kresse
ein entgegengesetztes Verhalten. Es ist nämlich die grösste Lichtintensität, bei welcher eben
noch Längenwachsthum stattfindet, grösser als die Lichtstärke, bei welcher der Helio-
tropisnius zu erlöschen beginnt. Bei Lichtstärken von 400 — 220 wachsen die Lichtseiten der Stengel
noch eben so stark als die Schattenseiten und erst bei J= 210 ist die beim Durchgang des Lichtes durch die
Stengel erzielte Lichtscliwächung so stark, dass sich eine Wachsthumsdiflferenz zwischen Vorder- und Hiiiter-
seite des Organs bemerklich macht.
d) Versuche mit Vida Faba.
Keimlinge bei ^= 6 und E=l Cent, weder Wachsthum noch Heliotropismus. Bei E =^ 7-5 Cent, inner-
halb "4 Stunden eine Längenzunahme der Keimstengel von 1-5 Millim. Bei £= 8-5 Cent, wolil Wachsthum,
aber kein Heliotropismus; letzterer stellte sich erst bei E=^^ Cent. ein.
Bei E=10 Cent, beginnt die heliotropische Krümmung erst nach 20 Stunden. Bei jE'= 2 M. nach 18,
bei ^— 2-5 nach 16-5, bei ^ = 3 M. nach 18-5 Stunden. Nach 24 Stunden stellte sich eine Spur von Krüm-
mung an einem 9 M. von der Flamme aufgestellten Keimlinge ein; bei 10 und UM. Eutfernuug ist selbst
nach 48 Stunden kein Heliotropismus mehr bemerklich. Temperatur bei diesen Versuchen 19 — 21° C.
ej Versuche mit PJmseolus nitiltiflorus.
Keimlinge. Bei ^=9 Cent, noch starkes Wachsthum (in 20 Stunden 14 Millim.) aber nur Spur von
Heliotropismus. Auch noch bei ^= 7 Cent, deutliches Wachsthum, aber keine Spur von heliotropischer
Krümmung. Die obere Intensitätsgrenze liegt also für das Wachsthum der Stengel höher als die obere Inten-
sitätsgrenze für den Heliotropismus, welche letztere bei jE' = 9 Cent, anzunehmen sein dürfte. Das Intensitäts-
optimum wurde bei 3 M., die untere Grenze der Intensität für den Heliotropisnuis bei UM. gefunden. Tempe-
ratur während dieser Versuche 19 — 21° C.
23*
180 Julius Wiesner.
f) Yersuche mit Relianthus anmitis.
Keimlinge. Bei £ = 5 Cent, noch deutliches Wachsthum, kein lleliotropismus. Erste Spur des Heliotro-
pismus bei E = 5-5 Cent. Optimum der Intensität für Heliotropismus bei E = 2'5 M. Untere Intensitäts-
grenze zwischen 6 und 9 M. Die Keimlinge verhalten sich bei diesem Versuche sehr ungleich.
gj Yersuche mit Salix alba.
Etiolirte Sprosse von Salix alba, an vorjährigen Trieben im FriUilinge zur Entwicklung gekommen,
wurden aus dem Dunkeln unmittelbar in die dunkle Kammer gebracht. Die Zweige standen mit den unteren
Enden in mit Wasser gefüllten Gelassen. Die Entfernungen der Sprosse von der Flamme betrugen 5, 10, ::0,
30, 50, 70, 90 Cent., 1, 1-5, 2 und 3 M. Innerhalb 4 Tagen konnte an allen Trieben Längenwaclisthum con-
statirt werden. Heliotropische Krümmuugen zeigten alle jene Versuchszweige, welche in den Entfernungen
5 — 80 Cent, aufgestellt waren. Die übrigen nicht. Die untere Intensitätsgrenze für den Heliotropismus der
Sprossen lag bei E = 80, das Optimum bei 40 Cent. Die obere Inteusitätsgrenze war bei E = b Cent, noch
nicht erreicht, doch schien es untbunlich, die zarten, leicht welkenden Zweige noch grösseren Lichtintensitäten
auszusetzen. Die Temperatur betrug bei E=b : 23-5° C, im Übrigen konnte sie zwischen 18—20° C. gehalten
werden. —
Zusammenstellung der oberen Lichtintensitätsgrenzen, der Optima der Lichtstärke und
der unteren Lichtintensitätsgrenzen beim Heliotropismus.
Obere Grenze Optimum Untere Grenze
Vi'cia sativa. Epicotyles Stengelglied' 204. . 0-44 . . jedenfalls bedeutend unter 0-008
Le])idium sativum. Hypocotjdes „ 816 . . 0-25— 0-11 „ 0-008
Fisum sativum. Epicotyles „ 210 . . 0-11 „ 0-008
VtciaFaba „ „ 123. . 0-16 0-012
Ehuseolas multiflorus „ „ 123 . . 0-11 0-008
i7eZea»«<^Ms fmwifws. Hypocotyles „ 330. . 0*16 0-027
SaZja; a/Äa. Etiolirte Triebe . . . . über 400 . . 6-25 1-560.
Aus den augestellten Beobachtungen lassen sich folgende zwei Sätze ableiten:
1. Die hcliotropiscben Effecte erreichen unter den Bedingungen des Wacbstliums bei
einer gewissen Intensität des Lichtes ihr Maximum-, von hier an werden die lieliotro-
pischen Wirkungen sowohl bei Abnahme als Zunahme der Lichtstärke kleiner und
erreichen endlich den Werth Null. Verschiedene Pflanzen verhalten sich in dieser
Beziehung nur insoferne verschieden, als die Zahlenwerthe für die obere und untere
Grenze und das Optimum des Heliotropismus untereinander verschieden sind.
2. Die obere Grenze der Lichtintensität für den Heliotropismus ist entweder grösser
oder kleiner als jene Lichtstärke, bei welcher die betreffenden Pflanzentlieile eben
noch wachsen. Heliotropisch sehr empfindliche Pflanzentheile gehören der ersteren , weniger empfindliche
der letzteren Kategorie an.
Bei der grossen Verschiedenheit , welche verschiedene Pflanzentheile in Betreff der heliotropischen
Empfindlichkeit darbieten, ist nicht zu bezweifeln, dass Organe existiren, bei welchen die obere Lichtintensi-
tätsgrenze für Heliotropismus mit jener für das Längenwachsthum zusammenfällt. In diesem speciellen Falle
' Bei den Keimstengeln wurde aus oben angeführten Giünden stets eine der Flanken zur Liclitseite gerommen,
und auf so oiientirti- Stengel beziehen sich obige Zahlen. Bei den Trieben von Salix diiferirt die heliotiopische Empfind-
lichkeit der einzelnen Stengelseiteu in so ausserordentlich geringem Grade, dass die Feststellung der diesbezüglichen Unter-
schiede grosse Schwierigkeiten macht. Für die oben mitgetheilten Versuche mit Salix war es demnach gleichgiltig, welche
Seite zur Lichtseite gewählt wurde.
Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 181
wäre die in Folge des Durchganges des Lichtes durch den kriimmungsfähigen Pflanzentheil zu Stande
kommende Schwächung des Lichtes gerade ausreichend, um eine Beschleunigung des Längenwachsthums an
der Hinterseite des Organs zu verursachen. Ist bei einem Pflanzentheile die Lichtabsorption schwächer als in
dem zuletzt genannten Falle, so wird die grösste Lichtintensität für das Zustandekommen des Heliotropismus
bei diesem Pflanzentheile geringer sein als für das Längenwacbstlmm; ist sie aber grösser, so wird der um-
gekehrte Fall eintreten. Diese Folgerung bezieht sich aber selbstverständlich nur auf die Absorption solcher
Strahlen, welche die heliotropisehe Krümmung bewirken.
Es entsteht nun die Frage, ob die Schlussfolgerungen, welche hier auf Grund von im Gaslichte vorgenom-
menen Versuchen gezogen wurden, auch auf solche Pflanzentheile übertragen werden dürfen, welche unter dem
Einflüsse des natürlichen Lichtes stehen. Schon von vornherein ist dies wohl kaum zu bezweifeln. Es ist ja
lange her bekannt, dass manche heliotropisch beugungsfähigen Pflanzentheile in sehr schwachem diffusen Lichte
sich nicht krümmen. Etiolirte Weidenzweige sind ein vorzügliches Materiale zur Feststellung dieser Thatsache.
Wenn nicht ein sehr kräftiges diffuses Tageslicht oder Sonnenlicht auf dieselben wirkt, so krümmen sie sich
innerhalb eines Tages gar nicht. In sehr schwachem Tageslichte zeigen dieselben keine Spur von Heliotropismus.
Dass mit zunehmender Lichtstärke bis zu einem gewissen Grade die heliotropischen Krümmungen befördert
werden, ist nicht minder bekannt. Hingegen ist, soviel mir bekannt, bis jetzt noch nicht untersucht worden,
ob die Intensität des Tages- und directen Sonnenlichtes sich soweit steigern könne, dass selbst bei sonst
günstigen Vegetationsbedingungen geradezu gar kein Wachsthum mehr stattfindet.
Zur Lösung dieser Frage habe ich folgenden Versuch angestellt. An Stengeln von Wickenkeimlingen,
welche letztere in drei Thongeschirren in Erde wurzelten, wurden innerhalb der Zone des stärksten Wachs-
thums Stücke in der Länge eines Centimeters mit Tusch bezeichnet. Ein Gefäss, in welchem die Keimlinge
völlig vertieal standen, wurde der Einwirkung des directen Sonnenlichtes ausgesetzt; dessgleichen ein zweites
Gefäss, in welchem aber die Keimlinge stark geneigt, fast horizontal aufgestellt wurden, so dass die Sonne
während des ganzen Versuches ihre Strahlen nahezu senkrecht, stets aber unter sogenannten guten Winkeln
auf die Keimstengel fallen Hess. Ein drittes Gefäss wurde ebenfalls so aufgestellt, dass die Keimlinge fast
genau horizontal lagen; dieses wurde mit einem innen und aussen mattschwarz emaillirten Glasgefässe über-
deckt. Die Lufttemperatur während des Versuches betrug 24—26° C, die Temperaturanzeige am Thermo-
meter mit geschwärzter Kugel 28—31° C. Unter der Glasglocke herrsehte eine Wärme von 25—29° C.
Innerhalb T'/j Stunden, während welcher Zeit die beiden ersten Gefässe fortwährend von der Sonne getroffen
wurden, betrug der Zuwachs an der markirten Stelle der aufrechten Keimlinge 0-5- 1-2 Millini., an den
horizontalen war kein Zuwachs direet zu bemerken; nicht einmal die Schattenseite des Organs Hess einen
Zuwachs erkennen, denn die Stengel zeigten auch nicht eine Spur von geotropischer Auf-
wärtskrümmung, während die verdunkelten Keimlinge schon nach Verlauf einer Stunde eine sehr deut-
liche Aufwärtskrümmun?- erkennen Hessen; nach 7'/j Stunden standen die obere Stengelenden der verdun-
kelten Keimlinge mit den nutirenden Spitzen aufrecht, der Zuwachs innerhalb der markirten Zone betrug
2-5— 31 Millim.
Aus diesen Beobachtungen geht deutHch hervor, dass das Sonnenlicht das Längenwachsf ham
der Organe völlig zu sistiren vermag, dass aber die jungen Stengel, die ja bekanntlich
in der Regel stark negativ geotropisch sind, hierin einen Schutz gegen die das
Längenwachsthum hemmende Kraft des Sonnenlichtes besitzen. Auch führt ja der positive
Heliotropismus zu Stellungen der Stengel gegen das Licht, bei welchem das Längenwachsthum relativ
begünstigt ist. '
Die in diesem Capitel angeführten Beobachtungen geben auch einigen Aufschluss über die Beziehungen,
welche zwischen Lichtstärke und Längeuwachsthimi der Stengel statthaben. Einige dieser Beobachtungen geben
direet die Licbtintensitäten an, bei welchen das Längenwachsthum stille steht. Jene Lichtintensitäten,
' Vgl. Wiesner. Die undulirende Nutation. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. Bd. 77, I. Abth. Jänn. 1878, Sep. p. 6.
182 Julius Wiesner.
bei welchen der Heliotropismus sein Ende erreicht, sind zweifellos jenen Lichtstärken
gleich, bei welchen die Pflanze nicht mehr durch Wachsthum reagirt, denen gegenüber
sich der betreffende Pflanzentheil verhält, als stünde er in vollkommener Finsterniss.
Diese untere Lichtintensität ist für verschiedene Pflauzentheile höchst verschieden, wie beispielsweise die
Werthe welche bei den etiolirten Weidenzweigen und bei Phaseolus multißorus hierüber gefunden wurden,
belegen.
Dass man die oberen Intensitätsgrenzen für Heliotropismus uud Längenwachsthum benützen könnte, um
den in Folge Absorption des Lichtes seitens der Gewebe eingetretenen Verlust an solchen Lichtstrahlen,
welche auf das Längenwachsthum der Organe wirken, zu ermitteln, liegt auf der Hand. Doch halte ich meine
Versuche, die ja zunächst einem anderen Zwecke zu dienen haften, für nicht genau genug, um derartige
Bestimmungen durchführen zu können. Für diesen Zweck müsste eine noch sorgfältigere Auswahl des Ver-
suchsmaterials getroffen werden, und wäre es ferner unerlässlich, in noch kleineren Abständen von einander,
als es in meinen Versuchen der Fall war, die Pflanzen aufzustellen.
Noch wäre zu bemerken, dass die untere Grenze der Lichtintensität für den Heliotropismus sich auch
durch Feststellung der unteren Grenze der Lichtstärke für die Retardiriing des Längenwachsthums der
beugungsfähigen Stengel auffinden Hesse. Ich habe diesen Weg des Versuches allerdings auch betreten, bin
aber nicht zu befriedigenden Kesultaten gekommen, da die einzelnen Versuchspflänzchen selbst einer und
derselben Pflanzenart im Längenwachsthum allzusehr variiren. Stelle ich nämlich eine Flucht von Keimlingen
der Kresse auf Rotationsapparaten hinter der Normalflamme so auf, dass jeder derselben, aufrecht wachsend,
allseitig gleichmässig beleuchtet ist, so finde ich allerdings, das von dem Keimling au, welcher eben schon
Längenwachsthum zeigt, alle übrigen mit der Entfernung von der Flamme eine Zunahme des Längenwachs-
thums bis zu einer gewissen Entfernung erkennen lassen. Allein die Individualität der Pflänzchen spielt eine
zu grosse Rolle, als dass sich genau die Entfernung von der Flamme angeben Hesse, in welcher die Lichtstärke
so gering ist, dass sie sich den Keimlingen gegenüber wie Dunkelheit verhält; mit anderen Worten: es lässt
sich auf diese Weise nicht genau ermitteln, bei welcher Lichtstärke die Retardirung des Längenwachsthums
der Stengel aufhört.
In dem Capitel über Zusammenwirken vom Heliotropismus und Geotropismus wird gezeigt werden, dass
behufs Feststellung der unteren Grenze der Lichtstärke für den Heliotropismus die im Vorhergegangenen
ermittelten Werthe noch einer Correctur bedürfen, indem bei gewissen Beleuchtungsverhältuissen, namentlich
bei schwacher Beleuchtung, der negative Geotropismus dem positiven Heliotropismus merkbar entgegenwirkt.
Auf die an der oberen Grenze der Lichtstärke stattfindenden heliotropischen Erscheinungeu hat indess der
Geotropismus keinen Einflnss, wie in dem bezeichneten Capitel gezeigt werden soll. —
Alle bisher mitgetheilten Versuche bezogen sich auf positiv heliotropische Organe. Was die negativ helio-
tropischen Pflanzentheile anlangt, so herrschen hier wohl dieselben Beziehungen zwischen Lichtiutensität und
den heliotropischen Effecten. Es gelang mir indes bloss in dem hy])ocotylen Steugelgliede von Viscmn album,
den Wurzeln \on Hartwegm comosa und iSma^is alba passende Versuclisobjecte zur Entscheidung dieser Frage
zu finden.
Von meinem die Keimpflanze von Vücum alhum betreffenden Versuche sei hier Folgendes bemerkt. Herr
Dr. Pey ritsch, der sich mit der Entwicklung der Mistel seit langer Zeit eingehend beschäftigt, theilte mir
mit, dass die Samen derselben bei uns blos vom April bis Mai zum Keimen zu bringen sind, und dass Wachs-
thum sowohl, als negativ heliotropische Krümmung des hypocotylen Stengelgliedes erst in einem nicht zu
schwachen diffusen Lichte stattfindet. Herr Dr. Peyritsch lässt die Samen auf trockenem Fichtenholz-
brettchen so keimen, dass eine Schmalseite der Samen dem Lichte zu-, die andere von demselben abgewendet
ist. Auf diese Weise lässt sich, wie ich mich durch viele Versuche überzeugte, sowohl das Längenwachsthum
als der negative Heliotropismus des hypocotylen Stengelgliedes sehr schön und sicher constatiren. Bei meinen
im Gaslichte vorgenommenen Versuchen verfuhr ich theils auf dieselbe Weise, theils benutzte ich jene Gefässe,
die ich zum Studium der heliotropischen Erscheinungen der Wurzeln verwende. Es sind dies cylindrische Glas-
Die heliotropischen 'Erscheinungen im Pflanzenreiche. 183
gefässe, welche aussen und innen bis auf einen schmalen verticalen Streifen schwarz und matt emaillirt sind.
Durch Hartkautschukplatten, welche mit Ringen aus gewöhnlichem Kautschuk aussen am Glase befestigt sind,
lässt sich die Lichtöfl'nung beliebig verengern. An der Innenseite des nicht eniaillirten Streifens wurden An-
fangs Mai frisch aus den Früchten genommene Mistelsamen festgeklebt, die Gefässe in bestimmten Entfernungen
von der Normalflamme aufgestellt, und zwar so, dass die Öffnung des Glases nach oben sah. Dies ist wohl zu
beachten, denn im feuchten Räume gehen die Samen durch Verscbimmlung rasch zu Grunde. Die in der Nähe
der Normalflamme in den genannten Gefässen aufgestellten Samen brachten in '1 — 3 Wochen kräftige hypo-
cotyle Stengelglieder von intensiv grüner Farbe zur Entwicklung, welche eine Länge von 4— 12 Mm. erreichten
und ausgesprochenen negativen Heliotropismus zeigten. In weiterer Entfernung von der Flamme verkümmerten
die Organe und in einer Entfernung von 40 Cm. war gar kein Wachsthum mehr zu bemerken.
Zu meinen Versuchen dienten Samen von Viscum, welches auf Laubbäumen schmarotzte; derartige
Samen führen, wie Dr. Peyritsch fand, in der Regel zwei Embryonen. In den Versuchen, welche ich in den
genannten Glasgefässen ausführte, kamen die beiden Embiyonen eines Samens zur gleichen Entwicklung;
beide zeigten negativen Heliotropismus. Von den auf dem Brettchen gezogenen im Profil aufgestellten Samen
entwickelte sich selbst in der Nähe der Flamme nur der dem Lichte zugewendete Embryo, der im Schatten
stehende nicht; das hypocotyle Stengelglied des ersten krümmte sich sehr deutlich convex gegen das einfal-
lende Licht.
In einer Lichtstärke = 40-9 findet noch sehr lebhaftes Wachsthum und deutlich ausgesprochener nega-
tiver Heliotropismus statt; in einer Lichtintensität = 22 beginnt letzterer zu erlöschen und ist nur noch ein
schwaches Längenwachsthum wahrnehmbar. Bei einer Lichtstärke = 10-8 steht sowohl Wachsthum als
Heliotropismus des hypocotylen Stengelgliedes völlig stille.
Meine Versuche lehren also, welche relativ grosse Lichtstärke für das Wachsthum und den negativen
Heliotropismus dieses Organes erforderlich sind. Die Lichtstärke = 22 ist als die untere Grenze für den
negativen Heliotropismus des hypocotylen Stengelgliedes der Mistel anzusehen. Das Optimum und die obere
Grenze der Lichtstärke für den Heliotropismus dieses Organes konnten bei meiner Art der Versuchsanstellung
nicht gefunden werden.
Wurzeln von Hartwegia comosa, welche im Wasser vertical nach abwärts wuchsen, zeigten in einer Ent-
fernung von 40 Cm. von der Flamme noch sehr starken negativen Heliotropismns, bei einer Entfernung von
105 Cm. aber nur mehr sehr schwachen, bei 130 Cm. Distanz keine Spur mehr von Heliotropisraus. Die untere
Intensitätsgrenze ist hier und ebenso bei den Keimwurzeln von Sinapis alba etwas kleiner als 1. Optimum
und obere Grenze der Lichtstärke konnten auch bei diesen Versuchsobjecten nicht ermittelt werden.
Ein Versuch über die Anwendung des Heliotropismus in der Photometrie.
Zahlreiche in diesem Capitel mitgetheilte Daten zeigen die ausserordentliche Verschiedenheit, welche
verschiedene Pflanzentheile selbst unter gleich günstigen Vegetationsbedingungen in Betreff ihrer heliotro-
pischen Empfindlichkeit darbieten.
Schon Bayer (s. oben p. 153) hat auf die grosse Lichtempfindlichkeit heliotropischer Pflanzentheile auf-
merksam gemacht und die Ansicht ausgesprochen, dass man dieselben als Photometer benützen könnte.
Besondere Versuche hierüber hat weder er, noch meines Wissens irgend ein Anderer mitgetheilt.
Nur um eine Andeutung darüber zu geben, dass diese Idee Payer's eine practische Bedeutung gewinnen
kann, wenn sie in zweckmässiger Weise in Angriff genommen werden würde, theile ich hier einen Versuch
mit, welcher lehrt, dass man durch heliotropische Versuche eine feinere Leuchtkraftbestimmung als durch das
Bunsen'sche Photometer auszuführen im Stande ist.
Zwischen zwei 3 Met. von einander entfernten Flammen, die nach Bestimmung mit dem genannten Photo-
meter völlig gleiche Leuchtkraft (= 5-5 Normalkerzen ') hatten, wurde je ein Keimling von Saatwicke oder
1 Die Genauigkeit der angewendeten Methode ging bis auf 0-15 Normalkerze.
184 Julius Wiesner.
Schminkbohne aufgestellt. Der Keimstengel wendete seine Flanke der Flamme zu und stand mit letzterer
genau in einer Linie. Ein Keimling der Wicke wurde genau 1-5 Met. von jeder der beiden Flammen entfernt
aufgestellt. Dennoch wendete er sich gegen eine der Flammen. Der Versuch wurde fünfmal mit demselben
Erfolge wiederholt, ergab also, dass eine der Flammen eine grössere Leuchtkraft hatte als die andere. Durch
andere Versuche mit demselben Versuchsobjecte überzeugte ich mich, dass man von dem geometrischen Hal-
birungspunkt der Entfernung der Flammen sich um 4—6 Mm. entfernen musste, um denjenigen Punkt zu
finden, in welchem die Leuchtkraft beider Flammen als gleich sich darstellte.
Um den Unterschied in der heliotropischen Empfindlichkeit verschiedener Pflanzentheile anschaulich zu
machen, bemerke ich, dass ein Keimling der Schminkbohne 15 Cm. vom Mittelpunkte zwischen beiden Flam-
men gegen eine derselben vorgeschoben werden konnte, ohne dass sich der Keimstengel derselben zugewendet
hätte. Es ist also ersichtlich, dass zu den photometrischen Versuchen nicht alle Pflanzen gleich brauchbar sind.
Zweites Gapitel.
Beziehung zwischen Brechbarkeit der Strahlen und Heliotropismus.
Der historische Theil dieser Monographie wird zur Genüge gezeigt haben, welcher Aufwand an Beob-
achtungen gerade an die Lösung dieser Frage gewendet wurde; derselbe lehrt aber anderseits auch, dass
in der neuerlichen Behandlung dieser Frage eher ein Rücksehritt als ein Fortschritt zu bemerken ist.
Nach Gardner wären alle leuchtenden Strahlen des Lichtes und nur diese bei der Erscheinung des
Heliotropismus betheiligt; nach Dutrochet undPouillet, ferner nach Guilleminund nach N. J. C. Müller
alle Strahlen des Lichtes, also auch die ultrarothen und die ultravioletten. Hofmeister läugnet die Wirk-
samkeit der ultrarothen Strahlen beim Heliotropismus, nimmt aber doch gegen das rothe Ende des Spectrums
einen weiterreichenden Einfluss an als Sachs, indem er hinter Lösungen von doppeUchromsaurem Kali eine
positive Beugung der Stengel von Enjsimum Perofskianum angibt. Der Sachs 'sehen Ansicht — welche sich
so ziemlich mit der aheu Payer'schen deckt — zufolge rufen nur die Strahlen der stärker brechbaren Hälfte
des Spectrums, nämlich die Strahlen von Violett bis zur Mitte von Grün heliotropische Wirkungen hervor.
Diese Ansicht ist gegenwärtig die herrschende.
Bei derartigen Widersprüchen wird es für jenen Forscher, der in der genannten Frage entscheiden soll,
zur unabweislichen Pflicht, Experimente von zwingender Beweiskraft zu liefern, und womöglich einfache,
leicht zu wiederholende Experimente, welche es jedem mit physikalischem Experimentiren einigermassen Ver-
trauten gestatten, sich von dem wahren Sachverhalt zu überzeugen.
Ich theile zunächst einige Versuche mit, welche folgende Fragen stricte lösen :
1. Rufen die starkbrechbaren Strahlen (vom Ultraviolett bis etwa in die Mitte von Grün) heliotropische
Wirkungen hervor?
2. Wie verhalten sich heliotropisch krümmungsfähigen Organen gegenüber Strahlen, welche leuchten,
aber gar keine photographische Wirkung (auf Silbersalze) ausüben?
3. Wie verhalten sich die von allen leuchtenden Strahlen befreiten dunklen Wärmestralilen beim Processe
des Heliotropismus ?
Die bekannten Versuche, unter Anwendung eines Lichtes, welches schwefelsaures Kupferoxydammoniak
passirte (die von mir verwendete Lösung liess für die im Experimente herrschende Lichtstärke alles Liebt
hindurch von 65 bis Ultraviolett) ' heliotropische Krümmungen hervorzurufen, glücken leicht und sicher. Lässt
man zudem das Licht, bevor es in diese Lösung eintritt, durch ein mit Wasser gefülltes Glasgefäss mit plan-
parallelen Wänden gehen, um sämmtliche dunklen Wärmestrahlen zur Absorption zu bringen, so bleibt der
günstige Erfolg gleichfalls nicht aus. Sowohl im Sonnenlichte, als im hellen oder schwachen diffusen Tages-
1 Die zur Charakterisirung der Absorptionsspectra angeführten Zahlen beziehen sich auf die Scale des Flammenspectrums
in Koscüe's allgemein verbreitetem Lehrbuch der Chemie.
Die heliotropisclien Emcheinungen im Pflanzenreiche. 185
lieble, im hellen uud schwachen Graslichte (hier bei sehr empfindlichen Pflanzen selbst bei einer unter 0-008 '
liegenden Lichtstcärke) kommen durch die starkbrechbaren Strahlen heliotropische Krümmungen leicht uud
sicher zu Staude. Schon dies lässt vermutheu, dass die starkbrechbareu Strahlen beim Heliotropismus in
erster Linie betheiligt sind.
Um nun zu entscheiden, ob leuchtende aber photographisch völlig unwirksame Strahlen Heliotropismus
hervorzurufen im Stande sind, habe ich folgende Versuche angestellt. Hinter einer dicken Wasserschichte,
welche die ultrarotheu Strahlen meiner Normal- Gasflamme vollständig absorbirte, wurde ein Duukelkasten auf-
gestellt, in dessen Fenstern eine Glascuvette so eingesetzt war, dass das Licht in den dunkeln Raum nur durch
diese eindringen konnte. Die Cuvette war mit einer Lösung von doppeltchromsaurem Kali gefüllt, welche bei
der angewendeten Schichtendicke (1-5 Cm.) blos Licht von 0 bis 65 durchliess. Im Kasten wurde knapp iiinter
der Cuvette ein Stück von dem zu physikalischen und thierphysiologischen Zwecken häufig angewendeten
„lichtempfindlichen Papier"' vertical aufgestellt. Die Cuvette stand 35 Cm. von der Normalflamme entfernt.
Nach dreitägiger Einwirkung des Gaslichtes zeigte sich an dem Papier noch keine Spur einer Färbung. Zur
Charakterisiruug der Lichtempfindlichkeit des Papiers sei angeführt, dass es frei expouirt im Sonnenlichte sich
schon nach einigen Minuten, im hellen diffusen Tageslichte in 2 — 4 Stunden, im Gaslichte der Intensität ^ 1
in 20 Tagen schwärzt.* Nachdem ich micli so überzeugte, dass in den Dunkelkasteu kein seitliches Liebt ein-
drang, und auch das durch das Kalibichromat gegangene Licht keine S^iur photographischer Wirkung ausübte,
brachte ich aufrechte, völlig etiolirte Keimlinge von Wicken (J-^icia sativa), Schminkbohnen, Kresse, Sonnen-
blumen und Lein in den Dunkelkasten. Die Entfernung zwischen Flamme und Keimling betrug selbstverständ-
lich bei allen Versuchen constant 35 Cm.
Die Versuche mit Wicken hatten bei fünfzehnmaliger Wiederholung des Versuchs stets das gleiche
Resultat: es stellte sich in diesem Lichte deutlicher positiver Heliotropismus ein, und zwar gleichgiltig, ob eine
der Flanken, oder die Hinter- oder Vorderseite der Stengel beleuchtet wurde. Bei Phaseolus muUißorus tritt
aber nur, wenn die Hinterseite der Keimstengel beleuchtet wird, Heliotropismus ein; ähnlich so ver-
hielten sich auch die Keimlinge von lleUantkus annuus, die für diese Versuche sehr ungeeignet sind, da die
einzelnen Individuen ein sehr ungleiches Verhalten erkennen lassen. Die hypocotylen Stengelglieder der
Kresse krümmten sich bei dieser Beleuchtung nur schwach ; Leinkeimlinge blieben aufrecht.
Ich wählte zu vorstehenden Versuchen als absorbirende Flüssigkeit eine Lösung von doppeltchromsaurem
Kali, da dieselbe jedem Pflanzenphysiologen heute zur Hand ist. Schöner gelingen die Versuche mit Eisen-
rhodanid, oder einem Gemenge von übermangansaurem und doppeltchromsaurem Kali, welche nur bestimmte
Antlieile von Roth hindurchlassen. Selbst nach 20tägiger Einwirkung des Gaslichtes zeigte sich an dem hinter
diesen Lösungen aufgestellten lichtempfindlichen Papieren keine Spur einer Färbung. Trotzdem krümmen sich
Wickenkeindinge, ja selbst Bohnenkeimlinge, in jeder Lage sehr stark diesem Lichte zu; auch Kresse- und
Leinkeimlinge lassen deutliche positive Beugungen erkennen. (Auf die auffällige Erscheinung, dass rothes
Licht eine stärkere heliotropische Wirkung ausübt als rothes noch mit Orange, Gelb und etwas Grün gemischtes
Licht, komme ich in diesem Capitel noch zurück.)
Nicht minder sicher lassen sich alle diese Versuche in den bekannten, zuerst von Senebier* zu pflanzen-
physiologischeu Zwecken verwendeten sogenannten doppelwandigen Glasglocken ausführen. Für heliotro-
pische Untersuchungen verwende ich aber diese Glocken in der Weise, dass ich in den Inuenraum einen oben
geschlossenen, unten ofienen, vorn mit breiter Öffnung versehenen geschwärzten Pappencylinder einführe,
1 Über die zur Messung der Liclitstärke eingeführte Einheit s. das vorige Capitel.
2 Von R. Talbot iu Berlin.
3 Ich bemerke, dass der Grad der Schwärzung nicht nur von der chemischen Lichtstärke, sondern auch, wie ich
mich überzeugte, von der Feuchtigkeit der Luft abhängig Ist. Für genauere Vergleiche der photographischen Wirkungen
verscliiedene Lichtarten schliesse ich — bei Gaslicht — Streifen des Papiers zwischen dünne Glimmerplatten , die an den
Rändern mit Canadabalsam verklebt sind, ein.
* Physik.-chem. Abhandl. Deutsche Übers. 1785, I, p. 7.
Denkschriften der mathem.-naturw. Cl. XXXJX. Bd. " 24
186 Julius Wiesner.
welcher so über die Versuchspflanze gestürzt wird, dass sie blos von vorn, nicht von oben, hinten und den Seiten
Licht empfängt.
Die mitgetheilten Versuche lehren auf das bestimmteste, dass die Pflanzen von grosser, aber
auch solche von mittlerer heliotropischer Empfindlichkeit auch in einem schwach brech-
baren Lichte, das gar keine photographische Wirkung ausübt, sich dem Lichte
entgegen krümmen.
Folgender Versuch liefert den uuumstösslichen Beweis, dass auch die dunklen Wärmestrahlen helio-
tropisch wirksam sind.
Tyndall* hat bekanntlich zuerst gezeigt, dass durch eine concentrirte Lösung von Jod in Schwefel-
kohlenstoff die ganze dunkle Wärme hindurchgeht, aber alle leuchtenden Strahlen absorbirt werden, selbst
wenn die Schichtendicke der Lösung nur eine geringe ist.* Dass durch eine dünne, aus einem Steinsalzkrystall
geschnittene Platte fast die ganze dunkle Strahlung hindurchgeht, ist bekannt.*
Ich Hess nun ein mit Glasstöpsel verschliessbares Glasfläschchcn mit planparallelen Wänden und recht-
eckigem Querschnitt so herrichten, dass die breiten Glaswände durch 1-5 Mm. dicke Platten aus klarem
Steinsalz ersetzt wurden. Die Entfernung beider Steinsalzplatten von einander betrug 9 Mm. Das Fläschchen
wurde mit einer concentrirten Lösung von Jod in Schwefelkohleustotf gefüllt, welche keine Spur von leuch-
tenden Strahlen, aber in Entfernungen von 25 — 45 Cm. von der Flamme nach thermometrischen Versuchen
die ganze dunkle Wärme hindurchliess. Dieses Fläschchen setzte ich in das Fenster eines Dunkelkastens so
ein, dass keine Spur fremden Lichtes in den letzteren eindringen konnte. In den Kasten wurden zuerst Keim-
linge von Vicia sativa gebracht, welche genau 35 Cm. von der Flamme entfernt standen. Nach einigen
Stunden waren alle Keimlinge der Flamme zugewendet. Mehrmalige Wiederholung gab dasselbe Resultat.
Kressekeimlinge zeigen unter diesen Verhältnissen ebenfalls meist deutlichen Heliotropismus. Ebenso Keim-
linge von Sonnenblume und Gerste. Blüthenschäfte des Schneeglöckchens hatten nach zweitägigem Ver-
weilen im Dunkelkasten ganz entschieden sich dem Lichte zugeneigt. Unter zahlreichen Keimlingen von Lein
(Linum usitatissimum crepitans) fanden sich einzelne, welche deutlich heliotropisch wurden. Die anderen
wuchsen völlig gerade aufwärts.
Diese Versuche gelingen fast ebenso schön bei Anwendung einer mit Jodschwefelkohlenstoff gefüllten
Seuebier'schen Glocke, wenn nur durch den oben angeführten matt geschwärzten Cylinderschirm die Reflexe
der Wärmestrahlen möglichst hintaugehalten werden. Verwendet man als Quelle der Strahlung Gasflammen,
so ist es nöthig, sich mit dem Apparate möglichst in der Nähe der Flammen zu halten, da die Wände der Glas-
glocke einen Theil der dunklen Wärme absorbiren; jedenfalls wird es gut sein, sich vorerst mittelst eines
Thermometers mit geschwärzter Kugel und eines vor Strahlung geschützten Thermometers davon zu über-
zeugen, dass in der Entfernung von der Flamme, in welcher der Versuch vorgenommen werden soll, noch
die Wirkung der dunklen Strahlen nachweisbar ist. Sehr schön gelingen diese Versuche, namentlich mit etio-
lirten Wickenkeimlingen auch im Sonnenlichte; nur hat mau dabei zu berücksichtigen, dass das Temperaturs-
optimum für das Wachsthum der Wickenstengel nicht zu weit überschritten wird, weil sonst die heliotropischen
Effecte zu gering ausfallen.
Aus diesen Beobachtungen geht auf das unzweifelhafteste hervor, dass auch die
dunklen Wärmestrahlen Heliotropismus hervorzurufen vermögen.
Man sieht also — und es ist nach den vorstehend mitgetheilten Versuchen jeder Zweifel
an der Richtigkeit dieses Satzes ausgeschlossen — dass nicht nur die stärker brechenden,
1 Pogg. Annaleu, Bd. 124.
2 Über die Verwendung dieser Lösung zu pflanzenphysiologischen Zwecken, s. Deherain. Ann. d. sc. nat. 5. ser.
Botanique, T. XII; ferner Wiesner: Einfliiss des Lichtes auf die Transspiration, p. 14 ff. und Entstehung des Chlorophylls
p. 39 ff.
3 Nach Melloni's Untersuchungen lässt eine Steinsalzplatte von 2-6»'"' Dicke, 92 Proc. dunkler Wärme hindurch.
S. Wüllner, Experimentalphysik, III, p. 168.
Die heliotropischen Erscheinungen im Pßanzenreiche. 187
sondern auch die schwächer brechenden Strahlen des Sonnenspectrums heliotropische
Kraft besitzen.
Yersnche über die Vertheilimg der heliotropischen Kraft im Spectrum imter Auwendimg von absor-
birenden Medien.
Nach den vorstehend mitgetheilteu Beobachtungen hat es den Anschein, dass die heliotropische Kraft
des Lichtes über das ganze Spectrum verbreitet ist. Um nun die Regionen des Spectrums, welche thatsäch-
lich Heliotropismus hervorrufen, und die Stärke, mit welcher diese Strahlengattungen bei dem genannten
Process wirken, kennen zu lernen, habe ich zweierlei Wege eingeschlagen: die Prüfung im objectiven Spec-
trum und Versuche mit absorbirenden Medien.
Der erste Weg scheint auf den ersten Blick der zweckmässigere. Allein mit Recht hat schon Sachs'
die grossen Vortheile hervorgehoben, welche farbige Schirme gegenüber dem Spectrallicht darbieten. Der
Hauptvortheil ist der, dass man vom Wetter unabhängig ist, indem die Versuche auch in diffusem Lichte
durchgeführt werden können. Man kann also täglich beobachten, und kann die Versuche meist so lange
ausdehnen, als es nöthig ist, namentlich bei Verwendung von künstlichem Lichte, und dieser Vortheil ist bei
den meist so träge verlaufenden physiologischen Processen der Pflanzen nicht genug hoch anzuschlagen. Aber
auch die Versuche im objectiven Spectrum haben ihren Werth, und sind, wenigstens derzeit, in gewissen den
Heliotropismus betreffenden Fragen unersetzlich; auch muss für die Spectralversuche das Versuchsobject
sorgfnltig ausgewählt werden, nämlich Pflan/.en von hoher heliotropischer Empfindlichkeit, bei welchen zudem
die Krümmungen sich rasch vollziehen. Wenn Sachs durch Anwendung absorbirender Medien, betreffend
die Beziehung zwischen Brechbarkeit der Strahlen und Heliotropismus zu ungenauen und zum Theile unrich-
tigen Resultaten gelangte, so ist der Grund hiefür nur darin zu suchen, dass er blos mit zwei Flüssigkeiten
arbeitete, nämlich mit Kupferosydammoniak und doppeltchromsauren Kali, welche letztere, wenn nicht sehr
empfindliche Pflanzen benützt werden, den Beobachter leicht irre führen kann, wie die späteren Mittheilungen
noch genauer darlegen werden.
Da mit Gläsern, wie ich mich überzeugte — von rothem Überfangglas (Rubinglas) abgesehen — nichts
anzufangen ist, da selbe die verschiedensten Lichtgattungen durchlassen, trachtete ich Flüssigkeiten zu
finden, die bestimmte kleine Antheile des Spectrums hindurchlassen und alles Andere vollständig absorbireu.
Was ich in der Literatur darüber auffinden konnte, habe ich benützt, und zudem mehr als hundert verschiedene
Substanzen auf ihre Lichtdurchlässigkeit geprüft. Im Nachstehenden theile ich die Lösungen und Lösungs-
gemische mit, welche dem angestrebten Zwecke entsprechen, und die wohl noch für andere physiologische
und physikalische Zwecke sich eignen dürften, und bemerke nur nocii, dass ich, wenn die gleiche Absorption
durch zwei verschiedene Körper zu erzielen ist, die im Preise sehr dift'eriren, ich blos die billigere Substanz
nenne, weil selbe in der Regel auch viel leichter käuflich zu bekommen ist.
1. Um dunkle Wärmestrahlen, befreit von allen leuchtenden Strahlen, zu bekommen, benütze ich die
schon oben genannte Lösung von Jod in Schwefelkohlenstoff.
2. Für Roth von der Brechbarkeit Ä — B verwende ich ein Lösungsgemisch von übermangansaurem und
doppeltchromsaurem Kali. Eine concentrirte Lösung von ersterem wird so lange verdünnt, bis für die
gewünschte Schichteudicke der Flüssigkeit Roth von A — ß zu sehen ist; hierauf wird nur so viel doppelt-
chromsaures Kali hinzugesetzt, bis das im Spectrum des erstgenannten Salzes erscheinende Blau- Violett
völlig ausgelöscht ist.
3. Für Roth der Brechbarkeit B—C benütze ich, wie schon bei früheren Untersuchungen, eine Lösung
von Aescorcein.*
1 Lehrbuch, 3. Aufl., p. 671.
2 S. Wiesnei-, Unters, über die Beziehung des Lichtes zum Clilorophyll. Sitzungsber. der kais. Akad. d. Wissenach.
Bd. 69 (April 1874). Da ich diese kostbare Substanz käuflich nicht erwerben konnte (das bei früheren Untersuchungen von
24*
188 Julius Wiesner.
4. Für dunkle Wärme und Roth bis iß kauu eine verdüimtere Lösuug von Jod in Scliwefelkoiilenstoff
benützt werden.
5. Eine wässerige Eisenrhodanidlösung, welche Roth von B—40 durehlässt.
6. Eine ammoniakalische Eosinlösung, die Alles bis auf o—C^g absorbirt.
7. Eine Mischung von essigsaurem Uranoxyd-Nickeloxyd mit doppelchromsaurem Kali; lässt Orange und
Gelb mit Grün und eine Spur von Roth hindurch.
8. Doppeltchromsaures Kali. Alle schwächer brechenden Lichtstrahlen von 0 bis 65 werden durch-
gelassen.
9. Ein Gemisch von schwefelsaurem Kupferoxydammoniak und doppeltchromsaurem Kali ; lässt in
passender Verdünnung nur Grün, und zwar fast das ganze Grün hindurch, nämlich von 60 — 80.
10. Berlineiblau in wässeriger Oxalsäure gelöst, lässt blos hindurch E — 100, also vorwiegend Blau,
ferner etwas Grün.
J 1. Schwefelsaures Kupferoxydammoniak. Alle brechbaren Strahlen werden durchgelassen bis zu 65.
Da die Versuche im Gaslichte vorgenommen werden sollten, so wurde bei der spectroskopischen Prüfung
der Flüssigkeiten die Normalflamme als Lichtquelle verwendet.
Da kein Medium bekannt ist, welches blos ultraviolette Strahlen hindurchlässt, und ich nicht im Stande
war, trotz vielfältiger Versuchen, mittelst absorbirender Medien reines Gelb und Antheile von Violett zu
bekommen, so musste die Entscheidung über die Wirksamkeit dieser Strahlen beim Heliotropismus den Ver-
suchen im objectiven Sprectrum vorbehalten bleiben.
Die Versuchspflanzen standen entweder in Dunkelkästen oder in den Senebier'schen Glocken. Im
ersteren Falle befand sich die farbige Lösung in einer .Cuvette mit planparalleleu Wänden und wurde die
Cuvette in das Fenster so eingesetzt, dass kein fremdes Licht eindringen konnte. Bei Verwendung
der Glocken befanden sich im Innern derselben die oben schon beschriebenen geschwärzten Cylinder-
schirme.
Ich theile zunächst die mit der Wicke ausgeführten Versuche mit; dieselben sind unter allen meinen
diesbezüglichen Experimenten die lehrreichsten, weil die ausserordentlich grosse heliotropische Empfindlichkeit
dieses Objectes die Prüiung des Einflusses aller Strahlengattungen auf die Beugung der Pflanzen im Lichte
gestattet, während heliotropisch wenig empfindliche Pflanzen nur innerhalb einer engbegrenzten Partie des
Spectrums positive Resultate geben und in anderen Regionen sich so verbalten, als ständen sie in völliger
Finsterniss.
Die Keimlinge der Vi'cia sativa wurden in tiefer Finsterniss (unter undurchsichtigen Recipienten, die in
gut schliessenden Holzschränken aufgestellt waren) aufgezogen und zum Versuche verwendet, wenn die
epicotylen Stengelglieder eine Höhe von 1 — 1-5 Cm. erlangt hatten. Die Pflänzchen standen in Thongeschirren,
welche genau bis an den Rand mit festgedrückter, stets feucht gehaltener schwarzer Erde gefüllt waren. Da
nicht nur die Stengelspitze, sondern auch der untere Theil des epicotylen Stengelgliedes spontan nutirt, indem
Vorder- und Hinterseiteii ungleich stark wachsen, so musste, damit diese Nutationskrünimungen keine
Täuschungen hervoniifen, eine der Flanken des Stengels dem Lichte zugewendet werden, wie dies auch bei
den im vorigen Oapitel beschriebenen Versuchen stets befolgt wurde.
Die Entfernung von der Normalflamme betrug 30 Cm. Der Raum war stets wenigstens nahezu dunst-
gesättigt. Die Temperatur schwankte blos zwischen 23-2 — 24-4° C.
ö
mir bc'iiiUzte Aoseoi-cein, das nun aufgebraucht ist, veniankte ich dem verstorbenen Prof. Rochleder), so biu ich Herrn
Prof. Wesels ky zu grossem Danke verpflichtet, dass er auf meiue Bitte in seinem Laboratorium dieselbe aus kä''flichem,
von Trommsdorf bezogenen Aesculiu darstellen Hess. Die Bereitung dieses Körpers erfolgte genau nach den Vorschriften des
Entdeckers des AescorcMu's, Prof. Köchle der, und wurde von Herrn Rom. Scholz durchgeführt. Das in meinem Besitze
beiindliche Quantum an Aescorcein ist so gross, dass ich mit der passend verdünnten Lösung bequem eine grosse doppel-
wandige Glasglocke (von Quilitz und Warmbrunn) füllen kann.
Die heliotropischen Erschnmmgen im Pflanzenreiche. 189
Die Beobaclitung -mii-de von Viertelstunde zn Viertelstunde gemacht.
Zuerst erfolgte die Krümmung hinter Kupferoxj'dammoniak, und wurde schon 1 Stunde nach Beginn
des Versuches constatirt. Nach 6 Stunden standen die Stengelenden schon in der Richtung des einfallenden
Lichtes (Maximumstellung).
Hinter Berlinerblau nach 2-.Ö Stunden. Maximalstellung nach 12 Stunden.
Hinter Jodschwefelkohl enstofl" nach 3-5 Stunden. Maximumstellung nach 24 Stunden. (Wahrscheinlich
fi-iiher; in der Nacht wurde keine Beobachtung gemacht).
Hinter dem Gemische von übermangansaurem und doppoltchromsaurem Kali nach 4 Stunden.
Hinter dem Gemische von Kupferoxydammoniak und doppeltchromsaurem Kali nach A-b Stunden.
Maximumstellung nach 24 Stunden.
Hinter Aescorcein nach 45 Stunden. Maximumstellung wurde nicht erreicht.
Im Orange erfolgte erst nach 10 Stunden eine schwache Krümmung; hinter doppeltchromsauren Kali
nach 6-5 Stunden. Maximumsteilung wurde nicht erreicht, selbst nach dreitägiger Wirkung des Lichtes
nicht.
Die Versuche mit der Saatwicke wurden mehrmals mit demselben Erfolge wiederholt. Dieselben
lehren, dass die heliotropi sehe Kraft des Lichtes vom Violett bis Grün hin sinkt und
von Orange bis Ultraroth wieder steigt. Über die Wirkungsweise des ultravioletten und gelben
Lichtes lehren dieselben direct allerdings nichts, allein wenigstens was das letztere anlangt, so dürfte den
Versuchen zu entnehmen sein, dass die Wirkung in Gelb nicht nur gleich Null ist. sondern dass das gelbe
Licht beim Heliotropismus geradezu hemmend wirkt, es wäre sonst das späte Eintreten des Heliotropismus
hinter doppeltchromsaurem Kali gänzlich unverständlich. Roth von A — C, welches, wie die obigen Versuche
lehren, eine sehr kräftige heliotropische Wirkung ausübt, geht ja durch die Lösung des Kalibichromat
hindurch, auch das durchgehende Grün begünstigt die heliotropische Krümmung, was sich auch für das
Orange annehmen lässt; und doch tritt die heliotropische Wirkung beträchtlich später ein als im Roth
oder Grün.
Nicht alle heliotropisch krümmungsfähigen Organe zeigen genau dasselbe Verhalten gegenüber den
einzelnen Lichtfarben, wie die Wickenkeirastengel. So fand ich, dass bei völlig gleicher Versuchsanstellung
Keimstengel der Erbse im Orange sich nicht mehr krümmten, und im Roth von B — 6' nur mehr sehr schwach,
etiolirte Keimlinge von Agrostemma Gühago und Kresse in Grün nur mehr sehr schwach, in Roth von B — C
gar nicht mehr. Leinkeimlinge beugen sich in Grün und Orange nicht mehr, in Roth von B —C nicht, in Roth
von u4 — £ schwach; etiolirte Sprossen von Salix alba krümmen sich gar nur in Violett, Indigo und Blau,
nicht mehr in Grün und auch nicht unter dem Einfiuss der schwachbrechbaren leuchtenden und ultrarothen
Strahlen.
Meine bisher mitgetheilten Resultate weichen von denen, welche Guillemin erhalten hat, schon
beträchtlich ab, welcher die Minimumwirkung in Blau fand, während meine Versuche für Blau nocb eine
sehr starke heliotropische Wirkung ergeben, hingegen mit aller Sicherheit lehren, dass die Minimum-
wirkung im Gelb-Orange zu suchen ist, und mit Bestimmtheit annehmen lassen, dass die gelben Sti-ahlen
überhaupt keine heliotropische Wirkung auszuüben vermögen, ja dass unter dem Einfluss dieser Strahlen
die mechanischen Verhältnisse der Stengel in einer den heliotropischen Krümmungen sehr ungünstigen Weise
sich ändern.
Versuche über die Vertlxeilung der heliotropischen Kraft im Spectruui mit Benützung des objektiven
Sonnenspectrum.
Ich habe schon oben angedeutet, dass für die Versuche im objectiven Spectrum nur Pflanzen zu ver-
wenden sind, welche sehr leicht und rasch heliotropische Krümmungen annehmen. In tiefer Finsterniss und
im feuchtem Räume bei 25 — 27° C. aufgeschossene Keimlinge von Viaa sativa habe ich für diese Versuche
am geeignetsten gefunden.
190 Julius Wiesner.
Zu den Versuchen diente der bekannte Soleil'sche Apparat mit Flintglasprisma,' das einen brechenden
Winkel von 60° besitzt; hinter dem Prisma befindet sich eine Biconvexlinse mit einer Brennweite von einem
Meter. In den völlig verfinsterten Versuchsraum fiel durch eine im Fensterladen angebrachte Spalte das
vom Heliostaten reflectirte Sonnenlicht. Die Aufstellung des Prismas war eine derartige, dass die mittleren
Strahlen des Spectrums das Minimum der Ablenkung aufwiesen. Die Projection des Spectrums auf einem
weissen Schirme in der Entfernung, in welcher die Versuchspflänzchen aufgestellt waren, zeigte scharf die
F r a u u h 0 f e r'schen Linien.
Innerhalb des Spectrums waren in 11 Töpfchen befindliche Wickenkeimlinge mit den Flanken der
Stengel genau gegen die auffallenden Strahlen gewendet aufgestellt. Die Nutationsebene der Stengel stand
mithin senkrecht zu den auffallenden Strahlen, wenn letztere als parallel angenommen wurden, was in
Anbetracht der grossen Entfernungen der Keimlinge von der Lichtquelle und der Kleinheit der Versuchs-
pflänzchen gestattet war.
Schon nach V/^ Stunde waren die an der Grenze zwischen Violett und Ultraviolett (H—J) befindlichen
Pflänzcben nach vorne geneigt. Nach Ablauf von etwa '/^ Stunde folgten die im mittleren Violett und Ultra-
violett aufgestellten; eine Viertelsfunde später neigten sich die im Indigo stehenden, 10 Minuten hierauf die
im Blau, nach weitereu 20 Minuten die im Grün und Ultraroth stehenden, sodann, nach einer Viertelstunde
die im äussersten Roth, und nach einer weiteren Viertelstunde die im Roth von B—C. Die Keimlinge in Gelb
und Orange standen jetzt, d. i. nach vollen 3 Stunden, noch völlig aufrecht. Eine Stunde später hatten die
vom Indigo an bis ins Ultraviolett reichenden Keimlinge sich stark hakenförmig gegen die Lichtquelle hin-
gewendet, gleichzeitig neigle sich das im Orange stehende Pflänzcben schwach vor. Der im Gelb befindliche
Keimling blieb aber bis ans Ende des Versuches vollkommen aufrecht.
Man sieht also aus diesen mehrmals wiederholten Versuchen, dass die gewonnenen Resultate mit den
bei Anwendung farbiger Schirme erhaltenen übereinstimmen; sie lehren aber auch, dass die gelben Strahlen
gar keine, die an der Grenze zwischen Violett und Ultraviolett gelegenen die stärkste heliotropische Wirkung
ausüben , und dass ein zweites Maximum im Ultraroth sich befindet. Die beiden Maxima finde ich fix, und
nicht, wie Guillemin (vergl. oben p. 161) angibt, variabel, dessgleichen stets den Nullpunkt an derselben
Stelle, im Gelb.
Meine Resultate weichen wesentlich von denen aller übrigen Beobachter ab und können folgendermassen
formulirt werden:
1. Allen Strahlengattungen vom Ultraroth bis Ultraviolett mit Ausnahme von Gelb
kommt heliotropische Kraft zu.
2. Die grösste heliotropische Kraft liegt stets an der Grenze zwischen Violett und
Ultraviolett.
3. Heliotropisch stark krümraungsfähige Organe (z. B. etiolirte Keimstengel der Saatwicke)
krümmen sich am stärksten an der Grenze zwischen Ultraviolett und Violett; von hier
sinkt die heliotropische Kraft der Strahlen allmälig bis Grün, in Gelb ist selbe gleich
Null, beginnt im Orange und steigt continuirlich, um in Ultraroth ein zweites (kleineres)
Maximum zu erreichen. Bei heliotropisch weniger empfindliehen Pflanzentheile n ver-
lischt die Wirksamkeit der Lichtfarben nach Massgabe ihrer heliotropischen Kraft, so
zwar, dass der Reihe nach Orange, dann Roth und Grün, sodann Ultraroth und Blau-
grün etc. unwirksam werden.
4. In Gelb ist nicht nur k.eine heliotropische Wirkung zu bemerken, sondern es
krümmen sich in einem Lichte, welches Roth, Orange und Gelb enthält (z.B. in dem durch
1 Versuche mit dem Steinsalzpdsma lassen den Effect der dunklen Wärmestrahlen noch deutlicher hervortreten. Quarz-
prismen standen mir nicht zu Gebote; wie man aber sehen wird, waren selbe auch nicht nothwendig.
Die Jielloti-opischen Erscheinungen im Pflanzenreiche.
1«1
Kalibichvomatlösung hindurchgegangenen) die Stengel auffallend langsamer als in einem Roth
der gleichen Brechbarkeit.
So erklärt es sich, dass in einer ungefüllten Senebier'schen Glocke die Stengel der Wicke sich etwas
langsamer krümmen, als in einer mit schwefelsaurem Kupferoxydammoniak gefüllten.
Die folgende Figur macht die Krümmuugsfähigkeit einiger Pflanzentheile im verschieden brechbaren
Lichte anschaulich. Die Curven wurden in der Weise construirt, dass auf die Fraunhofer'schen Linien
A, B, G von der Basis xx' aus, die reciproken Werthe der Zeiten für den Eintritt des Heliotropismus bei
den gewählten Versuchspflanzen (Wickenstengel, Kressestengel, etiolirte Sprosse von Salix alba) aufge-
tragen wurden.
Beobachtungen über die sogenannte laterale Flexion.
Die seitlichen Krümmungen, welche im objectiven Spectrum aufgestellte Keimlinge nach Indigo hin
zeigen, und die von Gardner entdeckt, von Dutrochet und Guillemin bestätigt gefunden (vergl. oben
p. 155, 156, 161), von N. J.C. Müller ' aber in Zweifel gezogen wurden, habe ich bei allen meinen einschlä-
gigen Versuchen ebenfalls gesehen. Die Keimlinge (Wicken) neigten sich von beiden Seiten gegen Blau-
Violett.
Ich kann mir diese Erscheinung nur auf folgende Weise erklären. Hinter der Versuchspflanze projicirt
sich das Spectrum auf der Wand des Versuchszimmers. Selbst wenn die Wände desselben matt und dunkel
sind, so erscheint es, wenn man eben nicht über ein sehr geräumiges Locale disponirt, ziemlich hell und
reflectirt Licht nach allen Richtungen. Bei der starken heliotropischen Wirkung, die die um Violett gelegenen
Strahlen ausüben, ist es begreiflich, dass sich die Keimlinge gegen jene Strahlen des reflectirten Lichtes
wenden, welches, wie die bezeichneten, auf sie die stärkste Wirkung ausüben.
Beweis, dass die heliotropische Kraft des Lichtes der mechanischen Intensität der Strahlen nicht
proportional ist.
Ich habe bisher den Ausdruck „heliotropische Kraft der Lichtstrahlen" gebraucht, um in Kürze mit
diesem Ausdruck nicht nur die Fähigkeit der Lichtstrahlen, Heliotropismus hervorzurufen, sondern auch den
Grad, in welchem den Strahlengattungen diese Eignung zukommt, zu bezeichnen. Diese Kraft erscheint uns
zur Zeit als eine ganz eigenartige, welche wir auf andere bekannte mechanische, chemische oder physiolo-
gische Functionen des Lichtes nicht zurückzuführen vermögen. Ich werde mich desshalb auch in der Folge
dieses Ausdruckes bedienen müssen.
Dass die heliotropische Kraft des Lichtes nicht, wie N.J. C. Müller behauptet hat (vergl. oben p.l67),
der mechanischen Intensität (thermischen Kraft) des Lichtes proportionirt ist, soll hier gezeigt werden.
1 Botan. Unters., Bd. I, p. 82.
192 Julius Wiesner.
Schon die bisher mitgetheilteu Thatsachen schliessen im Grunde diese Behauptung aus; denn das
Maximum der heliotropischen Kraft müsste sonst im ültraroth, das Minimum im Ultraviolett gefunden worden
sein. Allein Müller könnte gegen meine Versuche einwenden, dass vom Violett ah in allen meinen Versuchen
zu grosse Intensitäten geherrscht hätten, und ich durch Herabsetzung der Intensität der herrschenden Licht-
arten wahrscheinlich ganz andei'e Resultate erhalten hätte.
Der Raum, in welchem ich meine Versuche mit dem objectiveu Spectrum anstellte, war zu klein, als
dass ich eine directe Wiederholung der MUller'schen Versuche hätte ausfuhren können; ich schlug nun
einen anderen, nach meinem Dafürhalten viel besseren Weg ein, um Miiller's Behauptung zu prüfen.
Ich arbeitete mit Gaslicht, welches sich ja gerade durch Reichthum an dunklen Wärmestrahlen aus-
zeichnet, und welches bekanntlich relativ arm an chemischen Strahlen ist. Es ist also von vornherein schon
anzunehmen, dass, MüUer's Behauptung als richtig vorausgesetzt, bei getrennter Benützung der ultra-
rothen und der sogenannten chemischen (besser gesagt photographischen) Strahlen die heliotropische Wir-
kung der ersteren weitaus weiter reichen müsse, als die der letzteren. Allein gerade das volle Gegentheil trat
ein. Wenn ich mit der blauen — mit schwefelsaurem Kupferoxydammoniak gefüllten — Senebier'schen
Glocke mich UM. von meiner Normalflamme entferne und unter dieselbe einen etiolirten Wickenkeimliug
aufstelle, so krümmt sich derselbe innerhalb weniger Stunden sehr auffällig, und doch ist die chemische
Wirkung des in der Glocke an dieser Stelle \virksamen Lichtes eine so kleine, dass das oben genannte
photographische Papier daselbst durch mehr als 100 Tage der fortwährenden Wirkung der Flamme aus-
gesetzt sein musste, um jene schwache Bräunung zu erfahren, welche es bei freier Aufstellung, einen Meter
von der Flamme entfernt, in einem Tage annimmt. Wenn ich das Gaslicht durch das oben genannte mit Stein-
salzwänden versehene, mit Jod-Schwefelkohlenstoff gefüllte Fläschchen hindurchgehen und auf frische etiolirte
Wickenkeimlinge einwirken lasse, so darf ich mich nur l-OS M. von der Flamme entfernen, will ich über-
haupt noch einen heliotropischen Effect erzielen. Dabei muss ich bei sehr günstigen Wachsthumsbedingungen
(22 — 23° C, 75 — 787o relat. Feuchtigkeit) 20 Stunden auf die Krümmung warten. Um sehr deutliche oder
starke heliotropisclie Krümmungen zu erzielen, muss ich mich der Flamme bis auf 30—20 Cm. nähern;
ich muss also die Pflanzen einer starken dunklen Strahlung aussetzen, während N. J. C. Müller gerade
behauptet, dass nur äusserst schwache ultrarothe Strahlen einen heliotropischen Effect zu Stande bringen.
Von der völligen Unrichtigkeit der Müller'schen Behauptung kann sich Jedermann durch folgenden einfachen
Versuch überzeugen. Man nehme zwei Senebi er'sche Glocken, fülle die eine mit schwefelsaurem Ku))feroxyd-
ammoniak, die andere mit doppeltchromsauren Kali und versehe jede mit einem geschwärzten Cj'linder-
schirm. Die Conceutrationen der Lösungen müssen der Schichtendicke entsprechend so gewählt werden,
dass das in die erste Glocke eintretende Licht von mittlerem Grün an absorbirt wird, die zweite Glocke von
hier an Alles durchlässt. Nun stelle man unter jede der Glocken einen etiolirten Wickenkeimling vertical auf,
einer schwachen Gasflamme gegenüber und nähere, wenn man nach Stunden keinen Effect bekommt, die
Glocke sammt Pflanze der Lichtquelle. Während unter der blauen Glocke bei ausserordentlich schwachem
Lichte noch Heliotropismus eintritt, muss man sich mit der gelben (ilocke der Flamme stark nähern, wie weit,
wird von der Lichtstärke der Flamme abhängen. Bei Anwendung meiner Normalflamme erhielt ich, wie schon
oben bemerkt, im blauvioletten Lichte noch in einer Distanz von 11 M. deutlichen Heliotropismus (auf weitere
Distanzen konnte ich den Versuch nicht ausdelinen); hingegen erhielt ich in einer Entfernung von 1 M. von
der Flamme bei Anwendung der gelben Glocke nur mehr einen zweifelhalten Erfolg; wollte ich deutlichen
Heliotropismus erzielen, so musste ich die Glocke in der Plntfernung von etwa 60 Cm. aufstellen. Alle diese
von mir oft und stets mit gleichem Erfolge wiederholten Beobachtungen widerlegen N. J. C. Müller 's
Behauptung, dass jeder Lichtstrahl nur nach Massgabe seiner mechanischen Intensität beim Heliotropisnius
wirke, nämlich nur dann Heliotropismus zu Staude komme, wenn der Lichtstrahl an der Lichtseite des Organs
in Folge seiner thermischen Kraft das Wachsthum hemmt, beim Durchgang durch das Organ aber so
geschwächt wird, dass seine mechanische Intensität gleich Null geworden ist und er auf der Hinterseite keine
Hemmung des Längenwachsthums auszuüben vermag.
Die heUotropischtn ErscheiniUKjen im rflanzenreiche. 193
Ich bemerke noch, dass meine Müller's Behauptung widerlegenden Versuche im natürlichen Lichte
leiclit vorgenommen werden können, und genau dieselben Resultate liefern; allein gerade tiir den genannten
Zweck sind die im Gaslicht durchgeführten Experimente, wegen des Reichthums dieses Lichtes an dunklen
Wärme- und seiner Armuth an photographischen Strahlen, besonders geeignet.
Eiiifluss (lex* Lichtfarbe auf negativ heliotropisclie Organe.
a) Versuche mit Wurzeln von Sinapis alba. Cylindergläser, welche bis auf einen 1-5 Cm. breiten
Streifen innen und aussen mattschwarz emaillirt waren, wurden mit destillirtem Wasser fast angefüllt und auf
die Oberfläche der Flüssigkeit eine 0-5 Cm. hohe Schichte echt schwarz gefärbter Watte gebracht, die mit
Wasser mehrmals gewaschen wurde. Auf die Watte wurden gequollene Samen von weissem Senf so gelegt,
dass die Wurzeln der zu erwartenden Keimlinge von dem durch den angeschwärzt gelassenen Streifen des
Glasgefässes her Licht empfangen konnten. Die Gefässe wurden bei 22 — 23°C. dunkelgestellt. Die Keim-
tbeile entwickelten sieb, und Stengel sowohl als Wurzeln standen vollkommen vertical. Die Wattescheibe, auf
welcher die Samen keimten, und die von den Wurzeln der Versuchspflanze durchbohrt wurde, war so dick und
auch in so weit dicht, dass die stark positiv heliotropische Beugung, welche die Stengel annainiien, auf die
Stellung der Wurzeln nicht passiv einwhkte; denn, wenn die Wurzeln der Versuchspfläuzchen völlig verfinstert,
die Stengel aber einseitig beleuchtet wurden, so wuchsen erstere vertical ins Wasser hinab, letztere krümmten
sich stark dem Liclite zu. Ich brauchte also nicht zu besorgen, dass bei der Beugung der Stengel die Wurzeln
passiv vom Lichte weggekrümmt werden würden, und so Lageänderungen der letzteren zu Stande kämen,
welche fälschlich als negativ heüotropische Krümmungen hätten gedeutet werden können. Bei dieser Art der
Versuchsanstellung durfte also eine im Lichte erfolgen'ie Neigung der Wurzeln als eine durch Heliotropismus
zu Stande gekommene angesehen werden. Zum Überflusse deckte ich in einigen Versuchen die Stengel mit
einem mattschwarz emaillirten Cylinder zu und liess das Licht nur zu den Wurzeln treten. Ich erhielt indess
bei dieser Art des Experimentes kein anderes Resultat.
Wenn die Wurzeln der in den beschriebenen Gefässen zur Entwicklung gekommenen Pflänzohen eine
Länge von beiläufig einem Centimeter erreicht hatten, wurde mit dem Versuche begonnen. Die Apparate wurden
mit Senebier'schen Glocken bedeckt und in einer Entfernung von 20 Cm. von der Normalflamme aufgestellt.
Die Wurzeln krümmten sich in Blau -Violett und Blau-Grün stark, in Grün und Ultra rotii deutlich, erkennbar
in Roth von der Hrechbnrkeit A—B, kaum kenntlich in Roth von der Brechbarkeit B—V, in Orange nicht.
Der Versuch wurde mehrmals mit dem gleichen Erfolge wiederholt. Die Krüunnung in Blau -Violett stellt
sich nach 3— 4 Stunden, die übrigen nach 12— 24 Stunden ein.
Versnchr im diffusen Tageslichte gaben im Verlaufe eines Tages — und länger kann der A^ersuch nicht
ausgedehnt werden ~ meist zweifelhafio Resultate-, nur wenn die doppelwandigeti Glocken durch einige
Stunden der directen Bestrahlung mit Sonnenlicht ausgesetzt waren, stellt sich in denseliien Lichtfarben, wie
in den Versuchen mit der Normalflamme negativer Heliotropismus der Wurzeln ein.
Man sieht also, dass die Wurzeln von ^ina.pis alba im Wesentlichen bezüglich ihres Heliofropismus der
einzelnen Lichtfaden sich ebenso wie positiv heliotropische Organe verhalten.
b) Versuche mit Ilartwegia coiuosa. Kleine bewurzelte Sprosse dieser Pflanze wurden in den oben
beschriebenen i;esch\värzten Cylindern cultivirt. Das Gefäss ist mit einer Hartkautschukplattc bedeckt, die
eine exceutrisclie Bohrung liat, durch welche die Wurzeln der Versucbspflauzen hindurchgehen und in Wasser
tauchen. Im Bohrloche ist die Pflanze durch Watte fixirt. Die Scheibe wird nun so gedreht, dass die Wurzeln
vor dem uugesciiwärzten Streifen des Cylindergefässes zu liegen kommen. Ich bemerke noch, dass die Ver-
suchspflanzeu so ausgewählt werden, dass die Wurzeln bei passender Einstellung genau vertical standen und
im Beginne des Versuchs eine Länge von l-ü— 2 Cm. hatten.
Die Gefässe wurden mit doppelwandigeu Glasglocken bedeckt und in einer tür den Versucli passenden
Entfernung von 25 Cm. von der Normnlflamme aufgestellt. In Blau- Violett stellte sich nach 5—11 Stunden
eine deutliehe, später sich verstärkende Wegkrümmung der Wurzeln vom Lichte ein; im Blau-Grün nach
Deiikfchrifton der mathem.-naturw. Cl. XXXIX. Bd. 25
194 Julius Wiesner.
24 — 36, im Ultraroth nach 36 — 48 Stunden. In allen anderen Lichtfarben unterblieb der negative Helio-
tropismus der Wurzeln.
Im dififusen Lichte las.sen sich mit dieser Pflanze, deren Wurzeln nicht oder nur in einem sehr schwachen
Grade negativ geotropisch sind, einschlägige Versuche mit mehr Erfolg als mit Senf durchführen, da sich hier
die Versuche leicht auf mehrere Tage ausdehnen lassen. Ich habe gefunden, dass vyohl hinter scbvFefelsaurem
Kupferoxydammoniak, nicht aber hinter Kalibichromatlösung im diffusen Lichte negativer Heliotropismus an
den Wurzeln erkennbar wird. Der Versuch dauerte 7 Tage.
c) Versuche mit Viscum album. IVscj^w-Samen wurden in den ersten Tagen des Monat Mai, wo das
hypocotyle Glied in einer Länge von 1 — 1-5 Mm. ans der Samenhülle herausgetreten war, auf Fichtenbrettchen
geklebt, und in den Glasglocken vertical und mit einer Schmalseite gegen die Lichtquelle gewendet, auf-
gestellt. Die Entfernung zwischen Samen und Normalflamme betrug 20 Cm. Von Tag zu Tag wurden die
Samen etwas befeuchtet. Der Versuch dauerte 30 Tage. Es stellte sich heraus, dass innerhalb dieser Zeit ein
Wachsthum der hypocotylen Stengelglieder stattgefunden hatte: in Blau -Violett, Blau-Grün und Ultraroth ;
im Roth, Orange-Gelb und in reinem Grün nicht. Im Blau -Violett hatten die hypocotylen Stengelglieder eine
Länge von 5—6, im Blau-Grün von 3 — 5, in Ultraviolett von 2 — 3 Mm. angenommen, und alle diese Stengel-
glieder waren deutlich negativ heliotropisch gekrümmt.
Alle hypocotylen Steugelglieder, welche unter den Glocken wuchsen, hatten eine intensiv grüne Farbe
angenommen. ^
Drittes Gapitel.
Zusammenwirken von Heliotropismus und Geotropismus,
Es ist schon im historischen Theile dieser Monographie gezeigt worden (p. 160), dass bereits H. v. Mohl
ein Experiment anstellte, welches beweist, dass der Geotroi)ismus durch den Heliotropismus überwunden
werden kann.
Eingehender hat sich blos Herm. Müller (Thurgau) mit der Frage über das Zusammenwirken von
Heliotropisraus und Geotropismus beschäftigt (s. p. 169). Er spricht auf Grund seiner Beobachtungen die bei-
den folgenden Sätze aus :* „Der Geotropismus wirkt bei verschiedenen Pflanzen in verschieden starkem Grade
der heliotropischen Krümmung entgegen." „Es gibt Stengeltheile (soll wohl heisseu Pflanzen theile), die
empfindlicher gegen den Einfluss des Lichtes und andere, die empfindlicher gegen den Einfluss der Schwer-
kraft sind." M ü 1 1 e r zeigt ersteres durch einseitige Beleuchtung von um eine horizontale Axe langsam rotirenden
Pflänzchen, letzteres durch von unten her auf horizontal aufgestellte Keimpflänzchen und treibende Pflanzen
mit negativ gecitropischen Stengeln fallendes Licht. Er findet, dass bei den meisten Keimpflanzen die Ein-
wiikung des Lichtes über diejenige der Schwerkraft überwiegt, indem die Stengel bei diesem Versuche sich
nach unten dem Lichte zu krümmen. Es stellte sich somit die von H. v. Mohl angeführte Beobachtung als
richtig heraus.
Dass der negative Geotropismus durch positiven Heliotropismus überwunden werden könne, hat auch
Leitgeb, und zwar an Keimschläuchen von Lebermoosen nachgewiesen.^
1 Es ist sehr merkwürdig, dass auch die hinter Jod-.'!chwefelkohlenstoff zur Entwicklung gekommenen hypocotylen
Stengelglieder von Vismm album intensiv grün wurden. Wie ich früher (Entstehung des Clorophylls, p. 39 ff.) zeigte, haben
die dunklen Wärmestrahlen direct nicht die Fähigkeit, die Chlorophyllbilduug zu ermöglichen, wohl aber, wenn die
betreffenden Pflanzen früher im weissen Lichte standen; die ultrarothen .Strahlen wirken hier also als „rayous continuateurs"
im Sinne BeGquereTs. Aber selbst in diesem Falle ist die Ergrünung eine äusserst schwache. Ob beim hypocotylen
Stengelgliede von Vhcum allum die dunklen ^Värmestrahlen direct zur Chlorophyllbildung führen, oder ob selbe auch hier
nur als „rayous continuateurs" wirken, habe ich nicht eigens untei sucht, da diese ganze Beobachtung über das Ergriincn
nur eine gelegentliche war.
2 Flora 1876, p. 94.
3 S. oben p. 169.
Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 195
Meine eigenen Untersncliung-eu beziehen sich auf das Zusammenwirkeu vom negativen Geotropismus unrl
durch verschiedene Liclitstärkeu hervorgerufenen positiven Heliotropismus, eine Frage, welche Herm. Müller
nicht mit Erfolg in Angriff nehmeu konnte, da er über die Beziehung zwischen Intensität des Lichtes und den
heliotropiscben Effecten eine ganz unrichtige Grundanschauung sich gebildet hat; ferner auf die Frage, ob
nicht auch der positive Geotropismus dem negativen Heliotropismus entgegenzuwirken im Stande ist, eine
Frage, welche Herm. Müller nicht berührt.
Da ich keinen passenden positiv geotropischen Pflauzentheil mit ausgesprochenem positiven Heliotropismus
und kein Organ, welches ebensowohl negativen Geotropismus als negativen Heliotropismus darbietet, bisher
kennen lernte, so konnte auf eine Untersuchung, ob, und wenn, in welcher Weise, positiver Geotropismus und
positiver Heliotropismus, ferner negativer Geotropismus und negativer Heliotropismus zusammenwirken, nicht
eingegangen weiden. Mau sollte allerdings meinen, dass die Wurzeln von Allium Cepa in ersterer, ältere
Internodien von Uedera Helix in letzterer Beziehung genügen würden ; es hat sich jedoch keines dieser Objecte
zum Versuche geeignet erwiesen: denn ersteres lässt sich bei der Art der Versuchsanstellung nicht im Experi-
mente verwenden, der negative Heliotropismus des letzteren ist, wie es Darwin bereits aussprach (vgl. oben
p. 163) noch problematisch.
Wie sehr die Richtung eines negativ geotropischen und gleichzeitig positiv heliotropischen Pflanzentheiles
von der Lichtstärke abhängt, lässt sich au Keimstengeln von Vicio Faha sehr schön darthuu, wenn die Ver-
suclispflanzeu in versclnedenen Entfernungen von der Normalflamme aufgestellt werden. Die Pflanze, welche
im Opiimum der Lichtstärke sich befindet (£ = 2-5), zeigt die stärkste Neigung gegen den Horizont — die
Keimstengel neigen sich, schwach concav gekrümmt, in einem Winkel bis zu 45° der Lichtquelle zu; —
von da an nimmt die Neigung der Stengel gegen die obere und untere Lichtintensitätsgreuze für den Helio-
tropismus immer mehr und mehr ab. Hier vermag der Heliotropismus den Geotropismus nur unvollständig zu
überwinden, und selbst bei den günstigsten Wachsthums- und Beleuchtuugsverhältnisseu stellt sich die Keim-
axe in die Eesultirende der hier gleich stark wirkenden Kräfte: Schwerkraft und Licht.
Anders gestaltet sich die Sache bei Keimpflanzen von Vicia sativa. Hier stellen sich alle Keimstengel in
die Eichtung des einfallenden Lichtes, und zwar, wenn die Lichtquelle und die Pflänzchen in einer Horizontalen
aufgestellt sind, horizontal, im Optimum der Lichtstärke etwa so, wie an der oberen Lichtintensitiitsgrenze. Das
Verhalten der Pflänzchen an der unteren Lichtintensitätsgrenze konnte nicht festgestellt werden, da letztere
in meinen Versuchen aus oben (p. 178) augeführten Gründen nicht erreicht wird. Allein selbst in einer Ent-
fernung von 11 M. von der Flamme, wo nach der in meinen Untersuchungen angenommenen Einheit für die
Lichtstärke (vgl. oben p. 175) blos eine Lichtstärke von 0-008 herrscht, stellen sicli die Keimaxeu noch hori-
zontal. Hier wird also die Wirkung der Schwere durch die des Lichtes vollkommen aufgehoben.
So weit enthalten die Versuche, ihrem Ergebnisse nach, nichts Neues; wohl aber ist, wie mir scheint, die
Art der Versuchsanstellung eine einfachere, als bei Herm. Müller.
Aus den Versuchen mit den Keimlingen der Saatwicke ist strenge genommen nicht ersichtlich, ob der
Geotropismus durch den Heliotropismus überwunden wurde, oder, weil die Keimstengel sich in die Richtung
des einfallenden Lichtes stellten, ob nicht Geotropismus einfach gar nicht eingeleitet wurde. Zur Entscheidung
dieser Frage ist es nothwendig, aufrechtstehende, einseitig beleuchtete Keimlinge mit solchen zu vergleichen,
die ebrmfalls einseitig beleuchtet sind, aber um eine horizontale Axe rotiren, wodurch sie der einseitigen Wir-
kung der Schwerkraft entzogen sind.
Es wird zweckmässig sein, die Rotationsapparate, welche zu meinem Versuche dienen, hier zu
beschreiben. Diese auch schon in den oben (p. 177) beschriebenen Versuchen verwendeten Laufwerke (mit
Umdrehungsgeschwindigkeit von 7* ^Hinde und 1 Stunde), benütze ich nicht nur liegend, sondern auch ste-
hend. Im ersten Falle trägt die verticale Axe eine horizontale Scheibe, auf welcher die Versuchspflanze auf-
gestellt wird. Durch einfaches Umlegen wird die Drehaxe horizontal. Auf letzterer wird eine Scheibe, welche
mit einer concentrisch angebrachten Cyliuderhülse versehen ist, durch ein Schräubcheu befestigt, auf wel-
cher Scheibe vier kreuzweise angeordnete, mehr biegsame als federnde Metallhülsen angelöthet sind, in
25*
196i Julius Wiesner.
welche kleine Glascylinder von 2 — 2-5 Cm. Durehmesser eingepasst werden , die an einer Seite geschlossen
und mit Erde gefüllt sind und in welchen ans Samen die Versuchspflänzclieu gezogen werden. Es gelingt so,
vier Aussaaten von Keimlingen, oder bei grösseren Keimlingen, vier der letzteren an einem Rotationsapparat
anbringen und gleichzeitig beobachten zu können.
Auf diese Apparate wurden bei horizontaler Lage der Drehaxe in den Glascylinder junge, 2 Cm. hohe
Wickenkeimlinge gebracht, und die Apparate in Entfernungen von 7 Cm. bis 11 M. aufgestellt. Neben
jedem Apparat wurden in Töpfen gepflanzte Keimlinge vertical aufgestellt. Um möglichst genau vergleichen
zu können, wurden die Versuchspflänzchen mit den Flanken gegen die Lichtquelle gewendet; es konnte so
die in der Mediane statthabende spontane Krümmung keinen Irrthum herbeiführen.
Es zeigte sich nun zunächst, dass die demOptimum der Li chtstärke für den Helio-
tropismus der Wicke nk eimstengel ausgesetzten Pflänzchen sicli zu derselben Zeit
heliotropisch zu krümmen begannen und mit derselben Stärke weiter krümmten, ob der
Geotropismus aufgehoben vcar oder nicht. Aber selbst in Entfernungen von circa 1 M. gegen die
Lichtquelle zu und ij-5 M. vom Optimum entfernt, gab sich kein Zeitunterschied im Eintritt der heliotrop isehen
Krümmung zwischen den fixen und den rotirenden Keimlingen kund, zum Beweise, dass bei stark helio-
tropischen Pflanzentheilen der Geotropismus so gut wie gar nicht vorhan den ist, wenn
die betreffenden Organe günstiger Beleuchtung ausgesetzt sind. Gegen die Grenzen der
Lichtstärke für den Heliotropismus hin machten sich aber Ditferenzen im Eintritt des Heliotropismus zwischen
den fixen und den rolirenden Keimlingen bemerklich; letztere krümmten sich früher als erstere heliotr pisch,
zum Zeichen, dass bei diesen Beleuchtuugsverhältnissen der negative Geotropismus thatsächlich diindi das
Licht zu überwinden ist.
Kressekeimlinge zeigen anfänglich im Allgemeinen dasselbe Verhalten, nur mit dem Unterschiede,
dass hier nur im Optimum der Lichtstärke und in dessen nächster Nähe der negative Geotropismus ausgelöscht
erscheint, in weiteren Entfernungen sich aber bedeutende Zeitdifferenzeu im Kintiitt der lieliotropschen
Krümmungen zwischen den aufrecliten und den kreisenden Keimlingen einstellen.
Nach 35 Minuten, vom Beginn des Versuchs an gerechnet, krümmten sich die in einer Entfernung von
2-5 M. von der Flamme entfernten Keindinge, sowtdil die fixen als die rotirenden, und standen nach weitereu
45 Minuten schon horizontal, also in der Richtung dei- einfallenden Stralden. Schon in einer Entfernung von
0*5 M. vom Optimum gegen die Lichtquelle zu und 0-7 M. von ihr entfernt ergaben sich bereits in der. helio-
fropischen Eifecten zwischen diu fixen und den rotirenden Keimlingen Ditferenzen von einer Stunde und
mehr. Noch weiter gegen die Lichtiritensitätsgrenzen für den Ileliotropisnnis hin, stellten sich die nicht roti-
renden Keindinge gar nicht mehr horizontal; hier wurde also durch das Licht der negative Geotropismus der
Keimstengel nicht mehr vollkommen überwunden. Acht Stunden nach Beginn des Versuchs standen in allen
Rotationsapparaten die oberen Enden der Keimlinge genau horizontal , hingegen keiner der vertical
aufgestellt gewesenen. Ich gebe hier die Winkel, welche die Secanten der Krümmungsbögen der Stengel
mit den Verlicalen bilden:
Eiift'ernuiig' des Kiiimlings von der Flamme Neigung: gegen die Verticale
0-25 Meter 30°
0-30 „ 35
0-75 „ 55
1-25 „ 70
2-50 „ 80 (Optimum der Lichtstärke)
3-00 „ 65
3-75 „ 35
Ofl'enb.ir ist hier nach einer rasch erreichten heliotropisehen Krünmiung später eine negativ ffcotropische
GegenkrUmmung eingetreten, was sich einige Stunden später noch deutlicher zeigt, indem dieKrUmmungsbögen
I
Die helioti'opischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 197
immer flacher und flacher werden und häiifiü; der Keimsteugel mir einfach scliief steht, aber gerade gestreckt
ist. Vergleicht mau die am Rotationsapparat betiudlich geweseneu, mit denen, welche gerade aufgestellt waren,
so sieht man sehr deutlich, dass die ersteren, wenn sie nicht allzu jung zum Versuche genommen wurden, im
unteren Theile völlig vertical stehen, der obere Theil im scharfen Bogen der Lichtquelle zugeneigt ist, ferner
dass die letzleren, wenu sie im Beginne des Versuclis nicht schon zu alt waren, bis auf den Grund gegen die
Lichtquelle hin concav gekrümmt sind.
Wie kommt es nun, dass an jenen Keimlingen, welche der einseitigen Wirkung der Schwerkraft entzogen
waren, die untere Stengelpartie aufrecht steht, während sie bei den vertical aufgestellten gegen die Lichtquelle
hin geneigt ist? Man kann doch nnmöglich annehmen, dass die letzteren einen stärkeren Heliotropismus dar-
bieten als erstere, da ja die Versuchsbedingungen und namentlich die Beleuchtungsverhältnisse genau dieselben
sind wie bei den ersteren; oflenbar ist diese untere Krlimmuug gar keine heliotropische,
sondern kommt durch die continuirliche Belastung, mit welcher das heliotro|)isch vor-
geneigte Stengelende auf das untere Stengelende wirkt, zu Staude, ist aber gleich der
heliütropischeu Krümmung eine Wachsthumserscheiuuug, welche durch den Zug, der auf
di e Schattenseite und durch d en Druck, der auf der Lichtseite des Stengels ausgeübt wird,
inducirt wird. Es ist selbstversläinllich, dass an den rotirenden Keimlingen diese einseitige Zug- und
Druckwirkung durch das heliotropisch vorgeneigte Ende des Stengels auf das untere Ende gar nicht .'iusgeül)t
werden kann, da jeder einseitige Zug bei der um 180° veränderten Stellung in einseitigen Druck um-
gewandelt wird.
Ich sagte, dass die Last des heliotropisidi gekrümmten Stengelendes im unteren Ende des Stengels ein
ungleiches Wachsthum inducirte. Als Grund für diese Anschauung führe ich an, dass die durch die Last des
vorderen Stengelendes im unteren Ende hervorgerufene Krümmung theilweise geotropisch wieder aufgehoben
wird, wie man namentlich schön an solchen Keimlingen sehen kann, die bis zum Grunde concav gegen die
Liclit(iuelle gekrünnnt v.areu, später sich ihr, gerade gesteckt, schief entgegeuueigten. Überdies überzeugte
ich mich durch directe Messung davon, dass die genannte untere Stengelpartie, welche bei den vertical
stehenden Keindingen sich concav gegen das Licht krümmte, bei den um eine horizontale Axe rotirenden aber
genau vertical stand, noch in die Länge wuchs.
Diese mit der Kresse angestellten Versuche lehren mithin noch weiter: dass die jüngsten Stenge 1-
theile stärker heliotrojiisch sind, als die älteren noch wachsenden, und dass die älte-
sten noch wachsenden Theile der Keimstengel gar nicht mehr heliotropisch sind, wohl
aber durch einseitig wirkenden Zug scheinbar heliotropische, übrigens auf Wachsthum
beruhende Krümmungen annehmen, denen alsbald der negative Geotroi)isnius entgegen-
wirkt.
Damit erklärt sich (l:e von Payer (s. ol)en p. 152) zuerst gemachte Beobachtuug, dass sich etiolirteKresse-
pflänzchen bei einseitiger Beleuchtung anfänglich im oberen Ende stark gegen das Lichl concav krümmen,
dann aber sich demselben schief eutsegenstellen.
Keimlinge der Erbse zeigen bei einseitiger Beleuchtung ein anderes Verhalten; hier bleiben die unteren
Theile vertical, ob sie ruhig stehen, oder ob sie durch Rotation um eine horizontale Axe der einseitigen Wirkung
der Schwerkraft entzogen sind. Ähnlich so verhält sich auch die Wicke. Bei beiden Pflanzen erlöschen Helio-
tropismus und Wachsthumsfähigkeit des Stengels auf einmal; Zug- oder geotropische Krünauungeu können
in diesen Stengeltheilen nach Erlöschen des Heliotropismus somit nicht statthaben.
Die Keimstengel, und wohl alle positiv heliotropischen und dabei negativ geotropischen Organe verhalten
sich entweder so wie das hypocotyle Stcngelglied der Kresse oder wie die Keimstengel der Erbse.
Der Umstand, dass die jungen, stark wachsenden Stengeltheile stark heliotropisch und bei Beleuchtung
oder überhaupt nur wenig geotropisch sind , ferner, dass bei Aufstellung stark heliotropischer Keimlinge im
Optimum der Lichtstärke der Geotropismus so gut wie ausgelöscht ist, macht es möglich, das Optimum der
Lichtstärke für den Heliotropismus stark heliotropischer Organe, ohne dass eine Aufhebung einseitiger Schwer-
198 Julius W iesner.
kraftswirkuüg nothwendig ist, zu bestimmeu. So z. B. bei der Saatwicke. Bei Kresse tritt der Heliotropismus
iiiclit mehr so scharf auf, liier ist für die Bestimmung des Optimums der Lichtstärke die Anwendung des Rota-
tionsapparates mit horizontaler Drehaxe nothwendig. In diesem Capitel ist das Optimum der Lichtstärke für
den Heliotropismus der Kressestengel mit grösserer Genauigkeit angegeben als oben (p. 178), wo auf den
Auschluss des Geotropismus noch nicht Rücksicht genommen wurde.
Es ist oben bereits darauf aufmerksam gemacht worden, dass bei geringer Lichtstärke der Geotropis-
mus dem Heliotropismus schon in einer Weise entgegenwirkt, dass ohne Aufhebung einseitiger Schwerkrai'ts-
wirkuiig eine genaue Ermittlung der unteren lutensitätsgrenze für den Ueliotropismus der betreffenden
Pflanzentheile nicht durchgeführt werden kann. Versuche, die ich mit Keimlingen der Scbminkbohne und
Sonnenblume anstellte, bei welchen die Pflänzchen, einseitig beleuchtet, um eine horizontale Axe rotiren,
lehrten, dass für erstere die untere Intensitätsgrenze bei 10 M., für die letzteren bei lO-.ö M. Entfernung von
der Normalflamme zu liegen kommt.
Für die Bestimmung der oberen Intensitätsgrenze für den Heliotropismus ist hingegen die Ausschliessung
des Geotropismus belanglos, da in der Nähe derselben die Wachsthumsfähigkeit der Organe erlischt, und
damit die Vorbedingungen sowohl für den Heliotnipismus als für den Geotropismus verloren gehen.
Die Versuche über das Zusammcnwirkeu von positivem Heliotropismus und negativem Geotropismus lassen
vermuthen, dass auch negativ heliotropische Organe, wenn selbe stark positiv geotropiscb sind, gleichzeitig
durch das Licht und durch die Schwerkraft beeinflusst werden. Versuche, die ich mit Keimlingen von weissem
Senf und Sonnenblumensamen, noch mehr aber die, welche ich mit Kresse anstellte, haben diese Ver-
muthung bestätigt.
Glascylinder, welche einen Durchmesser von 2-5 Cm. hatten und unten geschlossen waren, wurden mit
Wasser gefüllt und durch einen 4 — 5 Mm. dicken Kork dicht verschlossen, der Kork wurde früher au mehreren
Stellen fein durchbohrt und in die Öflnungen lialbgequollene Senfsamen oder Sonnenblumensamen so eingepasst,
dass die Wurzeln abwärts ins Wasser hinein zu wachsen genöthigt waren. Der Verschluss des Gefässes war
ein derartiger, dass, wenn letzteres umgekehrt wurde, kein Wasser ausfloss. Naclidem die WUrzelchen eine
Länge von 5 — 8 Mm. erreicht hatten, wurde das Gefäss auf den Rotationsapparat gebracht und die Wurzeln
einseitig beleuchtet. Der negative Heliotropismus der Wurzeln machte sich hier früher bemerklich und trat
stärker ein, als bei in gleicher Weise zum Versuclie vorbereiteten Pflänzchen, die während der Beleuchtung in
fixer, aufrechter Stellung sich befanden.
Kressekeimwurzelu sind, wie ich finde, nur unter sehr günstigen Beleuchtungsverhältnissen negativ
heliotropisch. Sehr deutlich stellt sich die Wegkrümniung vom Lichte ein, wenn die Keimlinge in einer dicken
Schichte von Watte im bis auf einen schmalen Spalt schwarz und matt emaillirten mit Wasser gefüllten Glas-
gefäss zum Keimen gebracht werden und in einer Entfernung von 20 Cm. von der Normalflamme aufgestellt
sind. Nach 5 — 6 Stunden krümmen sie sich in Winkeln von 10 — 15° von der Verticalen weg. Viel stärkere
negativ heliotropische Krümmungen lassen sich, selbst in Entfermmgen von 60 — 80 Gm. von der Flamme —
bei welchen Entfernungen vertical aufgestellte im Wasser wachsende Keimlinge gar keine Spur vom negativen
Heliotropismus zu erkennen geben — erzielen, wenn die Kressepflänzchen in gleicher Weise, wie ich dies bei
den Versuchen mit den Senf- und Sonnenblumenpflänzchen beschrieb, um eine horizontale Axe rotireud, dem
Lichte ausgesetzt werden.
Viertes Capitel.
Versuche über den Sauerstoffbedarf während der heliotropischen Krümmungen.
Strenge genommen, sollte die Frage, ob zu den heliotropischen Krümmungen fi-eier Sauerstoff nöthig ist
oder nicht, in dem Capitel über die Beziehung zwischen Längenwachsthum und Heliotropisunis abgehandelt
werden, welches erst im zweiten Theile dieser Monographie enthalten sein wird. Wenn ich die angeregte
Frage schon an dieser Stelle löse, so geschieht dies nur desshalb, weil die Entscheidung darül)er, ob freier
Sauerstoff zum Heliotropismus erfoiderlich ist, lür die Darlegungen des nächsten Abschnittes nöthig ist.
Die hcliotrojnschen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 199
Es hat bis jetzt nurPayer (vgl. oben p. 153) die eben genannte Frage aufgeworfen. Er ist zu dem Resul-
tate gelaugt, dass schwache (positiv) heliotropische Krümmungen auch in einer Atmosphäre von Stiekstoif
oder Wasserstoif sich vollziehen könne. Nach diesem Forscher wäre also die Gegenwart vom freien Sauerstotf
rum Heliotropismus nicht unbedingt nöthig. Nur H. v. Mohl hat dieser Angabe Payer's Beachtung geschenkt.
Er stimmt dem gennnnten Forscher bei, und benützt das von ihm als richtig angenommene Factum, um darzu-
thun, dass auch in einer sauerstofffreien Atmosphäre eine Beugung der Pflanzentheile zum Licht eintreten
könne, um Dutrochet's Theorie des Heliotropismus in einem Punkte zu widerlegen (vgl. oben p. 160).
Da schon bisher so viele Thatsachen dafür sprechen, dass Heliotropismus eine Wacbsthumserscheinung
ist, was heute auch, wenigstens in Bezug auf den positiven Heliotropismus, wohl von der Mehrzahl der
Pflanzenphysiologen als richtig angenommen wird, so klingt Peyer's Behauptung ziendich unwahrscheinlich.
Ich werde im Nachfolgenden zeigen, dass seine Angaben auf ungenauen Beobnchtungen beruhen, jedenfalls
aber die Behauptung, dass auch ohne freiem Sauerstoff Heliotropismus eintreten könne, irrthümlich ist.
Meine Versuche beziehen sich sowohl auf positiv als auch auf negativ heliotropische Organe. Erstere
betreffend operirte ich mit Keimpflanzen von Pknseolus multiflorus, Vicia sativa und Lepidium sativum, letztere
betreffend mit bewurzelten Sprossen von Hartwegia comosa und Keimlingen von Sinapis alba.
Ich beschreibe zuerst die Versuche, welche ich mit den Keimlingen von Fkaseolus multiflorus anstellte.
Die Versuchspflänzchen, auf Keimnetzen im Flüstern erzogen, hatten eine Stengelhöhe von 1 — 1-5 Cm.
Dieselben wurden in 2 — 3 Cm. breite, 15 Cm. hohe cylinderförmige Absorptionsröhren, deren hintere Wand
aussen und innen bis zu zwei Drittheilen der Höhe — vom geschlossenen Ende aus gerechnet — mattschwarz
emaillirt waren, gebracht.
Die Keimlinge wurden durch nasse Watte, welche die Wurzeln und die Kotylen umgab, derart fixirt, dass
sich die epicotylen Stengelglieder vollkommen frei nach allen Seiten hin bewegen konnten. Mit dem offenen
(nicht emaillirten) Ende wurden die Gefässe in Kalilauge getaucht, durch Quecksilber abgesperrt, fixirt, genau
vertical gestellt und bei einer fast völlig constanten Temperatur von 22-5° C. in der Dunkelkammer bei Aus-
schluss vom Licht aufgestellt. Gewöhnlich nach 3t3 — 48 Stunden erreichte die Kalilauge ihren höchsten Stand,
indem nach Ablauf dieser Zeit aller im Gefässe enthaltener Sauerstoff durch Athmung verbraucht, in Kohlen-
säure umgewandelt war, und letztere von der Kalilauge, welche nunmehr genau das Volum des verbrauchten
Sauerstoffes einnahm, absorbirt wurde. In dieser Zeit stand auch, wie durch mittelst Visiren vorgenommene
Messungen constatirt wurde, das Längenwachsthum des Stengels stille. Nun wurde das Gefass so aufgestellt,
dass die durchsichtig gebliebene Seite dem Lichte zugewendet war, der Keimling also nur von einer Seite her
Lieht empfing; denn was an reflectirten Sti-ahlen von der matt geschwärzten Hinterfläche des Gefässes auf
die Rückseite des Stengels fiel, konnte trotz der Nähe der reflectirenden Fläche in diesem Versuche wegen
verschwindender Kleinheit des Effectes vernachlässigt werden. Als Lichtquelle benützte ich meine Normal-
flamme und stellte den Apparat in einer Entfernung von dieser auf, dass die Versuchsptiauze sich beiläufig im
Optimum der Lichtstärke für den Heliotropismus befand. Da selbst nach mehreren Stunden das epicotyle
Stengelglied keine Spur von heliotropischer Krümmung zeigte, so Hess ich, um mich vom Leben der Versuchs-
pflanze zu überzeugen, atmosphärische Luft durch die Kalilauge in den Gasraum des Gefässes aufsteigen,
worauf sich schon nach einer Stunde eine deutliche, nach einer weiteren Stunde eine sehr auffällige positiv
heliotropische Krümmung des Stengels einstellte, nach 24 Stunden aber eine starke Längenzuuahme des epi-
cotylen Internodiums nachweisbar war, zum Beweise, dass das Bohnenpflänzcheu wachsthumsfähig sich
erhalten hatte.
Dieser Versuch wurde mehrmals mit dem gleichen Erfolge wiederholt, und so zunächst für die Keimlinge
von Phaseolus multiflorus der Beweis hergestellt, dass ohne freien Sauerstoff kein Heliotropismus
stattfinden könne.
Die Experimente mit Wicke und Kresse wurden in etwas abweichender Weise eingeleitet. Auf die nasse
Watte kamen im oberen Drittel des Gefässes die völlig gequollenen Samen, darunter im mittleren Drittel eine
Etage von nasser Watte, die reichlich mit gequollenen Samen überdeckt war, um den Sauerstoff rascher zur
200 Julius Wiestier.
Absorption zu bringen. Ich überzeugte mich nämlich, dass durch die wenigen Samen, aus welchen im oberen
Drittel die Versuchspfliinzchen hervorgingen, innerhalb kurzer Zeit — etwa eines Tages — kein vollständiger
"N'crbranch des Sauerstofies zu erzielen w;ir. Im Übrigen blieb der Versuch derselbe. Die Keimlinge hatten
gewöhnlich eine Höhe von 1-5 — 2 Cm. erreicht, wenn die Absorption des Sauerstoffes beendigt war. Auch in
diesem Versuclie unterblieb, wenn die Gefässe nach Verbrauch allen freien Sauerstoffes ins Licht gestellt
wurden, der Heliotropismns, der sich jedoch stets deutlich einstellte, wenn später atmos])härische Luft zu den
Keimlingen treten gelassen wurde. Ich überzeugte mich, dass nicht nur bei Kresse und Wicke, sondern auch
bei Schminkbohnen und beim Senf, eine grössere Luftblase, die durch das Quecksilber und die Kali-
lauge aufsteigen gelassen wurde, zum Eintritte des Heliotropisnius genügte. Wenn man nun bedenkt, dass in
der Absorptionsrölire 15 — 20 Kressepflänzchen oder 10 — 15 Wickenkeimlinge sich befanden, so wird man
entnehmen können, wie klein die Menge von Sauerstolf ist, welche zur Hervorbringung des Heliotropismus
ausreicht.
Nicht jeder Versuch gelang bei dieser Art des Experimentes, indem häutig nach völligem Verbrauch des
Sauerstoffes die im oberen Drittel befindlichen Pflänzchen nicht hoch genug oder nicht gerade genug waren, um
mit Erfolg lienützt werden zu können. Ich habe dann folgendes, nach meinen Erfahrungen zweckmässiges
Verfahien angewendet. Die Pflänzehcu wurden im oberen Drittel auf Watt«' erzogen und, nachdem sich die
Stengel bis zu einer Höhe von 1 — 1-5 Cm. entwickelt hatten, auf Watte angekeimte Kressesamen in grösserer
Menge eingeführt, welche den in den Absorptionsröhren befindlichen Sauerstoff rasch absorbirten. Selbstver-
ständlich wurde auch in diesem Falle der Apparat über Kalilauge aufgestellt und mit Quecksilber abgesperrt.
Die Versuche mit Hartwegia comosa wurden in der Weise ausgefüln-t, dass kleine, im absolut feuchten
Eaume erzogene, mit frischen Luftwurzeln versehene Sprosse von den Langtrieben abgelöst und in etwas
weitere halbgescliwärzte Absorptionsröliren gebracht und so mit nasser Watte befestigt wurden, dass die
Wurzeln sich frei nach allen Seiten hin bewegen konnten. Um die Luftwurzeln nicht der Gefahr auszusetzen,
mit der Kalilauge in Berührung zu kommen, wurden die grösseren Blätter des verwendeten (bewurzelten)
Kurztriebes weggeschnitten, die mittleren aber so in die Cylinder eingeführt, dass sie, ohne eine Knickung zu
erfahren, zur Hälfte nach aussen gekrümmt waren; in dieser Weise gelang es, die Versuchspfiänzchen so
weit in die Höhe zu rücken, dass unterhalb der Wurzeln bequem noch eine Etage mit feuchter Watte, auf
welcher reicldich angekeimte Kressesamen lagen, eingeführt werden kannte,' deren Zweck nach dem Vor-
hergehenden genügend klar sein dürfte. Ich habe nur noch zu bemerken, dass die zum Versuclie verwen-
deten Kurztriebe, so lange sie noch an der Mutterpflanze waren, durch Verdunklung der Wurzeln so gezogen
wurden, dass die letzteren sich vertical nach abwärts entwickelten. Im Übrigen war auch hier die Versuchs-
anstellung die gleiche wie in den früheren Versuchen. Nachdem die Kalilauge eine stationäre Höhe erreicht
hatte, wurde der Apparat einseitig der Beleuchtung liurcli helles Tageslicht oder grelles Gaslicht (Entfernung
von der Normalflamme =40 Cm.; vgl. oben p. 183) beleuchtet. Selbst nach lOstündiger Einwirkung des
Tages-, oder 24stünd!ger Wirkung des Gaslichtes stellte sich keine Spur von negativem Helintropisinus bei
den Wurzeln ein; wohl aber zeigte sich eine deutliche Wegkrünnnung dieser Organe nach reichlichem Zutritt
von Luft. 1.1 -..
Die Versuche mit den Samen des weissen Senfs erfordern wieder eine besondere Art der Ausführung. In
nasse, stellenweise aufgelockerte Lamellen von Bamnwolle wurden einzelne völlig gequollene Senfkörner ein-
gebettet und in die Absorptionsröhren eingeführt. Einige r'entimeter tiefer kam eine Etage mit nasser Baum
wolle, welche reichlich mit völlig gequollenen Kressesanien überdeckt war. Auch hier wurden die Absorptions-
röhren über Kalilauge aufgestellt und mit Quecksilber abgesperrt. Im Flüstern entwickelten sieh sowohl die
Stengel als Wurzeln sehr schön vertical ; beide ragten frei in den leuchten Raum. Nach völliger Absorption
des Sauerstoffes durch die Senf- und Kressepflänzchen wurde einseitig beleuchtet. Weder die Stengel noch die
Wurzeln der Sentpflänzchen Hessen auch nur eine Spur vom Heliotropismus erkennen. Erst nach Zufuhr von
Luft ergab sich ein starker posbiver lleliolroiiisnius der liypocotylen Siengelglieder und eine schwache, aber
deutlich ausgeprägte negati\ beliotropische Krümmung der Wurzeln.
I
Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 201
Aus allen diesen Versncheu gebt auf das bestimmteste bervor, dass sowohl zum Eintritte des
positiven als des negativen Heliotropismus freier Sauerstoff erforderlich ist, mit welcher
Erfahrung natürlich eine Stütze mehr für die Ansicht gewonnen wurde, dass sowohl der positive als der
negative Heliotropisnnis auf Wachsthum beruht.
Es sei mir erlaubt, schon an dieser Stelle anzudeuten, dass ich nicht nur den positiven Heliotropismus,
sondern auch den negativen als eine Erscheinung ungleichen Wachsthums der Licht- und Schattenseiten des
betreffenden Organes ansehe und finde, dass bei ersterem die Schatten-, bei letzterem die Lichtseite stärker
wächst, wie sich aus Versuchen über das Läugenwachsthum der Organe im Licht und Dunkel — beziehungs-
weise im schwächeren Lichte — ergibt. Das verstärkte Längenwachsthum positiv heliotropischer Organe
im Finstern ist hinlänglich bewiesen. Für die Begünstigung des Längenwachsthums negativ heliotropischer
Organe durch das Licht spricht in erster Linie das hypocotyle Stengelglied von Viscum alhim, welches schon
eine gewisse Helligkeit zum Wachsthum braucht und bei noch geringerer weder wächst noch heliotropische
Krümmungen zeigt. Die bis jetzt schon von mir angestellten Versuche über das Längenwachsthum negativ
heliotropischer Organe im Lichte und im Finstern haben das Resultat ergeben, dass die Zuwachse im Lichte
grösser sind als im Finstern — beziehungsweise im schwächeren Lichte — ; doch miiss ich gleich bemerken,
dass gerade diese Versuche besonderer Vorsicht bedürfen, soll das Ergebniss nicht ein völlig illusorisches sein.
Ich komme im zweiten Theile dieser Monographie selbstverständlich auf diesen Gegenstand noch zurück.
Fünftes Gapitel.
Photomechanische Induction beim Heliotropismus.
Vor einigen Jahren machte Sachs' die merkwürdige Beobachtung, dass Sprosse, welche Y^ — 2 Stunden
horizontal lagen und hiebei nur eine Spur von Aiifwärtskrümmung erkennen Hessen, aufgerichtet oder um-
gelegt eine deutliche negativ geotropische Krümmung im Sinne der ursprünglichen Aufstellung darboten. Er
erklärte diese Erscheinung als eine Nachwirkung der eigentlichen geotropischen Action. Schon früher hatten
Frank* und Ciesielski^ Erscheinungen au Wurzeln beobachtet, die sich gleichfalls als Nachwirkung der
Schwerkraft deuten lassen.*
Später legte sich Herm. Müller (Thurgau), ^ angeregt durch die ebengenannte Beobachtung von Sachs,
die Frage vor, ob nicht auch beim Heliotropismus eine Nachwirkung sich bemerkbar mache (s. oben p. 169).
Versuche, welche er mit treibenden Stengeln von FritiUaria imperialis vornahm, stellten das Auftreten einer
Nachwirkung bei diesen positiv heliotropischen Organen ausser Zweifel. Weitere specielle Angaben über
Pflanzen, welche Erscheinungen heliotropischer Nachwirkung darbieten, enthält Müller's Arbeit nicht. Indess
lässt sich vermuthen, dass er für alle heliotropischen Orgaue die Möglichkeit einer Nachwirkung annimmt.
Sehr bemerkenswerth ist die Art, wie Müller zu Werke geht, um einen möglichst sicheren Nachweis dieser
Erscheinung erbringen zu können. Es wird die Versuchspflanze nur so lange einseitig beleuchtet, -bis eine
Spur einer heliotropischen Krümmung angedeutet ist, und hierauf nicht nur der weiteren Wirkung des Lichtes,
sondern auch der einseitigen Wirkung der Schwerkraft durch langsame Rotation um eine horizontale Axe
entzogen. Für den Nachweis der geotropischen Nachwirkung leistet selbstverständlich der Rotatiousapparat
ebenfalls sehr gute Dienste.
Nachdem ich mich von der Richtigkeit der Thatsache, dass heliotropische Nachwirkungen bestehen,
überzeugte, ging ich der Verbreitung und dem Wesen der Erscheinung weiter nach.
1 Flora 1873, p. 324—325.
2 Beiträge zur Pflanzenphysiologie. 1868, p. 45—46.
8 Untersuchungen über die Abwärtskrümmungeu der Wurzeln. Breslau 1871, p. 24—20. (Auch Cohn's Beiträge zur
Biologie der Pflanzen. Bd. I, Heft 11, p. 1 ff.)
* Vgl. Sach's in Arbeiten des bot. Institutes zu Würzburg, Bd. I, p. 472—74, wo die geotropische Nachwirkung
bei Wurzeln in Zweifel gezogen wird.
5 Flora 1876, p. 68.
Denkschriften der mathem.-naturw. Ol. XXXIX. Bd. 26
202 Julius Wiesner.
Alle meine diesbezüglichen Versuche wurden in der Dunkelkammer ausgeführt. Als Lichtquelle diente
meine Normalflamme. Die Aufstellung der Ver.suehspflanzen erfolgte in einer Entfernung von der Flamme,
welche dem Optimum der Lichtstärke für den Heliotropismus des jeweiligen Objectes entsprach. Die Tem-
peratur war constant 23-2 — 23'8'' C.
Keimlinge von Phaseolus multiflorus, deren epicotyle Stengelglieder eine Höhe von etwa 2"° erreicht
hatten, wurden mit einer der Flanken des Stengels dem Lichte zugewendet, und genau eine Stunde stehen
gelassen. Bi.s dahin zeigte sich auch nicht eine Spur einer heliotropischen Krümmung. Hierauf wurden die
Keimlinge durch mehrfache undurchsichtige Recipienten verdunkelt und vor strahlender Wärme geschützt,
welche letztere, wenn einseitig wirkend, Störungen hervorbringen könnte. Nach zwei Stunden war eine
starke positiv heliotropische Krümmung im Sinne der ursprünglichen Aufstellung eingetreten. Macht man den
Versuch mit der Abänderung, dass der Keimling während des ganzen Versuches um eine horizontale Axe rotirt,
dabei aber, so lange er dem Lichte ausgesetzt ist, stets nur mit einer Seite des Stengels gegen das Licht
gekehrt ist, so bekommt man kein wesentlich anderes Resultat, wohl aber, wenn die Aufstellung der Pflanze
weit vom Helligkeitsoptinmm erfolgte, woraus sich neuerdings ergibt, dass die geotropische Wirkur.g des
Lichtes auf im Optimum der Lichtstärke aufgestellte Ptlanzenorgane verschwindend klein ist.
Keimlinge von Vtcia Faba konnten mit einer der Flanken des Stengels durch volle drei Stunden
der Einwirkung des Lichtes ausgesetzt werden, ohne dass sich eine Spur einer Neigung gegen die Licht-
quelle einstellt. Wenn hierauf völlige Verdunklung der Keimlinge eingeleitet wurde, so gab sieh nach
zwei bis drei Stunden an den Stengeln starker positiver Heliotropismus im Sinne der ursprünglichen Aufstel-
lung kund.
Ebenso sicher als bei Phaseolus nmltiflorus und Vicia Faba constatirte ich heliotropische Nachwirkung
bei folgenden positiv heliotropischen Organen : Hypocotyle Axe von Medtcago sativa und Trifolium -pratense,
Lepidium sativum, Sinapis alba, Bapkanus satiims, Helianthus annuus, Silene pendula ; epicotyle Stengel-
glieder von Vicia sativa, Pisum sativum; höheren Internodien von Phaseolus multifiorus, Vicia Fala und
sativa, Elodea canadensis (undeutlich) und Hordeum sativum (schwach). An etiolii'ten Trieben von Salix alba
Hess sich keine Nachwirkung auffinden.
Von negativ heliotropischen Organen habe ich auf Nachwirkung das epicotyle Stengelglied von Viscum
album ferner die Wurzeln von Hartwegia comosa, Binapis alba und Lepidium, sativum geprüft.
Bei Viscum album liess sich, wie sehr der Versuch auch modificirt wurde, keine Spur einer Nachw'rkung
nachweisen. Aber selbst an IlarUcegia comosa und Sinapis alba, deren Wurzeln nicht nur rasch wacbsen und
auffällig stark negativ heliotropisch sind, sondern auch in relativ kurzer Zeit heliotropische Krümmungen aus-
führen, konnte deutliche Nachwirkung nicht aufgefunden werden. Die Wurzeln von Lepidium sativum, die nur
sehr schwach negativ heliotropisch sind, Hessen entschiedene Nachwirkung nicht erkennen.
Aus allen diesen Beobachtungen ergibt sich ungezwungen, dass nur solche Organe,
bei welchen der Heliotropismus sich rasch vollzieht, eine Nachwirkung des Lichtes
erkennen lassen, nicht aber solche Organe, welche sich dem Lichte gegenüber träge
verhalten oder nur schwachen Heliotropismus zeigen. Es soll damit natürlich nicht gesagt sein,
dass bei letzteren eine Nachwirkung nicht besteht, dass eine solche auch hier stattfindet, halte ich sogar für
im hohen Grade wahrscheinlich; ja, ich gehe so weit, anzunehmen, dass die Wirkimgen aller äusseren
Factoren auf die organischen Bildungsprocesse in Form von durch Nachwirkung in Erscheinung tretenden In-
ductionen auftreten. Ich lege indess auf diesen Punkt hier weiter kein Gewicht und möchte nur noch bemer-
ken, dass dort, wo, wie bei etiolirten Trieben von Salix alba, sich durch das Experiment keine heliotropische
Nachwirkung erweisen lässt, dieselbe allerdings vorhanden sein dürfte, aber in so schwachem Grade und in
so träger Weise, dass sie durch die continuirlich weiterlaufenden mechanischen Processe des Wachsthums aus-
gelöscht wird.
Ich theile hier folgende lehrreiche Beobachtungsreihe mit, welche auf das, deutlichste zeigt, i,n welcher
Abhängigkeit die Stärke der Nachwirkung von der Energie, mit welcher der Heliotropismus sich vollzieht.
Die heliotropisclien Erscheinungen im Pflanzenreiche. 203
stellt. Wie ich bei einer früheren Gelegenheit ausführlich auseinandersetzte, ' ist bei nutirender Sprosse die
Hinterseite heliotropisch krüiiimungsfäliiger als die Vorderseite, wobei unter dieser die dem freien Ende des
nutirenden Stengels zugewendete, unter jener die entgegengesetzte Seite des Sprosses zu verstehen ist.
Rechte und linke Flanke zeigen im Allgemeinen ein intermediäres Verhalten. In ausgezeichnetster Weise ist
diese auf ungleicher Wachsthumsfähigkeit beruhende monosymmetrische Vertheilung der heliotropischen
Kriimmungsfähigkeit an den epicotylen Stengelgliedern von Phaseolus nmltiflorus anzutreffen.
Stellt man gegen die Lichtquelle verschieden orientirte Keimlinge dieser Pflanze im Optimum der Licht-
stärke für den Heliotropismus des epicotylen Stengelgliedes vertical auf, so lässt sich an dem mit der Hinter-
seite der Lichtquelle zugekehrten Keimling nach halbstündiger, bei Flankensteliung erst nach einstündiger
Beleuchtung deutliche heliotropische Nachwirkung nachweisen; bei Beleuchtung der Vorderseite ist es hingegen
nicht so leicht möglich, die Nachwirkung zu constatiren. Nach drei- bis vierstündiger Wirkung des Lichtes
und Aufhebung der Schwerkraft gelingt es, meist wohl, eine unzweideutige, selten aber nur, eine starke helio-
tropische Nachwirkung festzustellen. An schwächlichen Exemplaren, wo die Differenz in der Wachsthums-
fähigkeit an der Vorder- und Hinterseite der Stengel nur eine geringe ist, zeigt sich bei der letztgenannten
Aufstellung die Nachwirkung verhältnissmässig noch am deutlichsten.
Die Energie, mit welcher sich die heliotropische Nachwirkung kundgibt, ist nach dem Vorangegangenen
eine sehr verschiedene. Bei heliotropisch sehr empfindlichen Organen ist die Nachwirkung des Lichtes eine so
grosse, dass' — selbst bei stark ausgesprochenem negativen Geotropismus — die geotropische Gegenwirkung
eine verschwindend kleine ist; ja selbst im entgegengesetzten Sinne eingeleiteter Heliotropismus macht sich
kaum bemerklich, wie aus folgenden Beobachtungen hervorgeht. Drei Schminkbohnenkeimlinge von völlig
gleicher Ausbildung wurden in der dem Optimum der Lichtstärke für den Heliotropismus entsprechenden
Entfernung von der Normalfiamme aufgestellt, und zwar wurden die epicotylen Stengelglieder mit den rechten
Flanken der Lichtquelle zugekehrt. Nach Ablauf einer Stunde wurde ein Pflänzchen auf den Rotations-
apparat ins Finstere gestellt, der zweite um ]80° gedreht, so dass er nunmehr die linke Flanke der Gasflamme
zuwendete, der dritte aber in seiner ursprüngliche Lage belassen. Nach 1'/^ Stunden hatten sich alle drei
Pflanzen im Sinne der antanglichen Aufstellung positiv heliotropisch gekrümmt, und zwar alle drei gleich
stark; die Krümmungsradien erschienen so völlig gleich, dass keinerlei merkliche Begünstigung einer oder
der anderen Versuchspflanze erweislich war. Es hatte also weder der negative Geotropismus, noch der im
entgegengesetzten Sinne eingeleitete H«hotropismus irgendwie der durch die erste Aufstellung inducirten
Krümmung entgegenwirkt.
Diese Wahrnehmungen zeigen deutlich, dass, wenn das Licht in einem Organe eine
heliotropische Krümmung inducirte, eine neuerliche heliotropische oder geotropische
Induction auf Widerstände stösst, und es hat den Anschein, dass dieselben erst platz-
greifen können, wenn die Wirkungen der ersteren ihr Ende erreicht haben.
Es lassen diese Beobachtungen vermuthen, dass eine einfache Summirung der durch die Schwerkraft
oder durch das Licht inducirten Wirkungen sich selbst dann nicht kundgeben wird, wenn die voraussichtlichen
Effecte gleichsinnige sind; d. h. selbst dann nicht, wenn Licht und Schwerkraft auf eine und dieselbe Seite
des Organes hintereinander begünstigend wirken.
Um diese Verhältnisse klarzulegen, wurden zahlreiche Versuche angestellt. Ich betraute mit der Arbeit
Herrn Hermann Ambronn, welcher im pflanzenphysiologischen Institute an 20 Versuchsreihen mit Keimlingen
von Schminkbohnen, Wicken, Saubohnen, Kresse und namentlich mit Sonnenblumen ausführte. Ich habe mich
davon überzeugt, mit welcher Genauigkeit und Sorgfalt der genannte Beobachter zu Werke ging, und ich kann
den gewonnenen Resultaten um so mehr Zutrauen schenken, als einige von mir mit Wicke und Sonnenblume
angestellte Experimente genau zu demselben Ergebnisse führten. Es zeigt sich nämlich in derThat,
dass weder das Licht eine durch die Schwerkraft inducirte Krümmung, noch dieSchwer-
Die undulirende Nutation. Sitzungsberichte der k. Akad. der Wissensch. Bd. 77. (Jänu. 1878.)
26-
204 Julius Wiesner.
kraft eine durch das Li cht inducirte Krümmung zu verstärken vermag, selbst dann nicht,
wenn in Folge der Beleuchtung oder der Lage gegen den Horizont eine und dieselbe
Seite des betreffenden Organes — bei der nachfolgenden Wirkung des Lichtes, bezie-
hungsweise der Schwerkraft — die begünstigte ist.
Aufeinanderfolgende Impulse des Lichtes und der Schwerkraft, von denen jeder für
sich einen bestimmten Effect auszuüben im Stande ist, summiren sich in ihren Wir-
kungen selbst dann nicht, wenn die getrennten Effecte gleichsinnig sind, z. B. eine und
dieselbe Seite des Organes im Längenwachsthum gefördert wird.
Folgende Beobachtungen mögen diese Verhältnisse noch näher illustriren.
Das hypocotyle Stengelglied von Helianthus annuus ist, wie Herrn. Müller (Thurgau) zuerst auffand,
stark negativ geotropisch und nur schwach heliotropisch. ^ Wie ich finde, ist bei verticaler Aufstellung und
Beleuchtung der Hinterseite der Stengel der Heliotropismus, ohne dass es äusserlich sichtlich wäre, im Mittel
nach 'I-b Stunden inducirt; hingegen der Geotropismus bei horizontaler Aufstellung, und wenn die Hinterseite
nach aufwärts gewendet ist, schon nach einer halben Stunde. Bringt man nun durch 2-5 Stunden einseitiger
Einwirkung des Lichtes ausgesetzt gewesene Keimlinge ins Dunkle und stellt sie horizontal, so dass die
voraussichtlich begünstigte Seite (Oberseite) nach unten zu liegen kommt, so krümmen sich die Stengel später
aufwärts, als (bei Rotation um eine verticale Axe durch ebenso lange Zeit) allseitig beleuchtet gewesene und
in gleicher Weise horizontal gestellte Stengel. Die durcli das Licht bedingte Induction wirkt in den Stengeln
weiter und äussert sich in einer Hemmung der geotropisehen Aufwärtskrümmung. — Werden durch eine halbe
Stunde in horizontaler Stellung im Finstern gelassene Keimlinge der Sonnenblume mit gleichfalls im Finstern,
aber vertical aufgestellt gewesenen der Einwirkung des Lichtes ausgesetzt, so krümmen sich die ersteren aller-
dings früher als die letzteren, allein sie krümmen sich nicht stärker als solche Keimlinge, welche im Finstern
(nach erfolgter Induction des Geotropismus) aufrecht hingestellt wurden, oder die (gleichfalls nach erfolgter
Induction) um eine horizontale Axe rotiren gelassen werden.
Stellt man etiolirte Keimlinge von Helianthus annuus im Finstern horizontal mit der Hinterseite nach oben
auf, und bringt man sie nach Ablauf einer halben Stunde so vor die Normalflamme, dass das Optimum der
Lichtstärke für den Heliotropismus auf die Stengel wirkt, ferner so, dass die Hinterseite des Stengels zur
Lichtseite wird, so krümmt sich der Stengel rasch dem Lichte entgegen, um aber bald darauf sich aufzurichten
und viel später erst eine positiv heliotropische Krümmung anzunehmen. Die erste Wendung gegen das Licht
war nichts Anderes als geotropische Nachwirkung, welcher später erst, nach völliger Verlöschung der letzteren
Heliotropismus folgte.
Die Keimstengel von Vicia sativa verhalten sich insoferne denen der Sonnenblume entgegengesetzt, als
sie stärker heliotiopisch als geotropisch sind. Die Induction des Heliotropismus erfolgt hier unter günstigen
Verhältnissen nach 35 Minuten; die Induction des negativen Geotropismus hingegen äusserst sich bei horizontaler
Aufstellung erst beiläufig nach 1 Stunde 15 Minuten. Beleuchtet man Keimpflänzchen, welche durch 1'/^ Stunden
im Finstern horizontal gelegen hatten, und andere, welche vertical aufgestellt gewesen, so krümmen sich
letztere früher und innerhalb gleicher Zeiten stärker; stellt man iiingegen einseitig beleuchtet gewesene und
solche, welche während der gleichen Zeit um ihre Axe im Lichte rotirten, also allseitig beleuchtet waren,
horizontal, so krümmen sich allerdings erstere (in Folge heliotropischer Nachwirkung) stärker als letztere,
aber nur ebenso stark als nach stattgehabter Induction des Heliotropismus vertical im Finstern aufgestellte
oder der einseitigen Wirkung der Schwerkraft entzogene.
Der Umstand, dass eine durch das Licht eingeleitete Krümmung durch die später auftretende Schwer-
kraft nicht sofort vermehrt wird, sondern die neue Kraft erst nach Erlöschen der anfänglich thätigen ein-
greift, könnte vielleicht auf die Vermuthung leiten, dass die beim Heliotropismus statthabenden mechanischen
1 Flora 1876, p. 94.
Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 205
Vorgänge ganz anderer Art sind, als die beim Geotropismus sich einstellenden. Diese Vermuthung wäre aber
schon desshalb eine ungerechtfertigte, als bei der heliotropischen Nachwirkung die nachträglich eingrei-
fende Schwerkraft — innerhalb einer bestimmten Zeit — ebenso wirkungslos sich erweist, wie bei der geotro-
pischen Nachwirkung die später folgende Beleuchtung. Wenn die später im Experimente auftretende Kraft
die Wirkung der anfänglich thätigen nicht gleich wieder fortsetzt, so liegt dies eben, wie gleich näher gezeigt
werden soll, in dem Wesen der beim Heliotropismus auftretenden Kette von Erscheinungen, die hier als photo-
mechanische Induction zusammengefasst werden soll; in dieser Kette bildet die heliotropische Nachwir-
kung nur ein Glied.
Wie geht es zu, dass ein durch eine bestimmte Zeit einseitig beleuchteter noch nicht merklich gekrümmter
Pflanzentlieil in einem Zustande sich befindet, der bei hierauf folgendem Ausschluss des Lichtes zu einer starken
heliotropischen Krümmung führt?
Es liegen hier, wie mir scheint, von vornherein zwei ganz verschiedene Möglichkeiten vor. Entweder leitet
das Licht in dem betreffenden Pflanzentheil einen Zustand ein, welcher später unter den Bedingungen des
Wachsthums auch bei Ausschluss des Lichtes zum Heliotropismus führt, oder aber der Heliotropismus ist eine
Inductionserscheinung, die ihrem Gange nach sich am besten mit der von Bunsen und Roscoe ent-
deckten photochemischen Induction vergleichen Hesse.
Was die erstere Möglichkeit anlangt, so ist es schwer, jenen Zustand, der den Heliotropismus einleitet —
wenn ein 'solcher wirklich existirte — ausfindig zu machen. Es liegt meines Wissens in der Literatur nur eine
Angabe vor, welche einen solchen, dem Heliotropismus vorangehenden Zustand annimmt. Es ist dies die im
historischen Theile dieser Monographie (p. 171) mitgetheilte, von G. Kraus herrührende Angabe, wonach bei
heliotropischen und geotropischen Vorgängen schon vor Eintritt der entsprechenden Krümmungen sich ein
grösserer Wassergehalt an der im Wachsthum später begünstigten (convex werdenden) Seite einstellt , als
an der entgegengesetzten. Kraus hat die Pflanzen, mit denen er experimentirte, nicht namhaft gemacht, auch
die gefundenen Wassergehalte nicht angegeben. Genaue Werthe lassen sich jedenfalls schon aus dem Grunde
nicht gewinnen, da eine genaue Halbiruug der betreffenden Organe unausführbar ist.
Die von mir angestellten Versuche über die Vertheilung des Wassers in heliotropisch sich krümmenden
Organen beziehen sich auf die epicotylen Stengelglieder von Phaseolus multiflorus und Vicia Faba. Da die-
selben undulirende Nutation zeigen, mithin im unteren Theile nach vorne (gegen die überhängende Spitze hin)
convex werden, so liesse sich vermuthen, dass, wenn die Angaben von Kraus allgemein richtig sind, auch an
dieser convexen Seite der Internodien sich ein grösserer Wassergehalt finden mnsste, als an der entgegen-
gesetzten. Ich habe in den Wassergehalten von Vorder- und Hinterseite indess so geringe Unterschiede
gefunden , dass ich nicht mit Sicherheit angeben kann , ob in der That an der Vorderseite ein reichlicheres
Wasserquantum sich vorfindet, wie aus folgenden Beobachtungen hervorgeht.
Phaseolus multiflorus. Epicotyles Stengelglied.
Wassergehalt der vorderen Hälfte Wassergehalt der rückwärtigen Hälfte
a)
94-42 Proc.
hj
94-18 „
«;
92-08 „
a)
93-09 Proc.
h)
94-72 „
«;
90-23 „
Mittel 93-56 Proc. Mittel 92-67 Proc. Diflf. = H-0-89
Vicia Faha. Epicotyles S t e n g e 1 g 1 i e d.
Wassergehalt der vorderen Seite Wassergehalt der rück wärt igen Seite
a) 90-73 Proc.
h) 91-50 „
c) 94-27 „
a)
91-78 Proc.
i)
90-95 „
0)
93-01 ,
Mittel 91-91 Proc, Mittel 92-16 Proc. Diff. = — 0-25.
206 Julius Wiesner.
Aus diesen Versuchsreihen geht jedenfalls hervor, dass bei den genannten Organen die Differenz im
Wassergehalt an der Vorder- und Rückseite keine beträchtliche ist; es bestätigt nur die erstere die Kraus'sche
Angabe, die zweite widerspricht ihr.
Ich liess nun weiter auf Keimlinge von Phaseohis multtflorus und Vicia Faba so lange einseitig Licht ein-
wirken, bis heliotropische Nachwirkung sicher zu, erwarten stand. Hierauf wurden die betreffenden Stengel-
glieder halbirt nnd so lange getrocknet, bis kein Gewichtsverlust resultirte. Zu je einem Versuche dienten die
Hälften von drei epicotylen Stengelgliedern, deren Lebendgewicht bei der ersteren circa 1-2, bei der letzteren
beiläufig 1*6 Grm. betrug. Die zweite Decimale in den Procenten konnte hier, wie in den obigen Versuchen bei
der Art der Versuchsanstelluug noch als sicher angenommen werden.
Die unternommenen Versuche hatten gleichfalls kein präcises Resultat, insoferne bei einzelnen Versuchen
an der Hinterseite, bie anderen an der Vorderseite der Stengel die grössere Wassermenge gefunden wurde.
Ahnlich wie in den oben mitgetheiiten Versuchen bewegte sich die durchschnittliche Differenz zwischen
+0"57o) was wohl darin seinen Grund haben dürfte, dass das Wasser in den betreffenden Organen überhaupt
nicht vollkommen gleichmässig vertheilt ist.
Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich erwähnen, dass, wenn ich auch an den begünstigt
wachsenden Hälften keinen höheren Wassergehalt auffand, damit nicht gesagt sein soll, dass an diesen Seiten
der Turgor der Zellen kein grösserer sein könne, als an der entgegengesetzten. Wie sich eigentlich von selbst
versteht, so kann in einem Gewebe eine bedeutende Steigerung des hydrostatischen Druckes eintreten, ohne
dass das Gewichtsverhältniss von Membran und Inhalt sich merklich ändert. Hieraus ergibt sich aber auch,
dass eine Steigerung des Turgors in den Zellen statthaben könne, ohne merkliche Änderung im Verhältnisse
von Wasser und Trockensubstanz.
Aber selbst wenn ein grösserer Wassergehalt sich an den begünstigten Seiten der heliotropischen Organe
einstellte, was dann wenigstens unter gewissen Voraussetzungen auf eine grosse Turgordifferenz in den
Geweben der Licht- und Schattenseite des Organes hinwiese, so wäre erst weiter nachzusehen, ob eine that-
säcidich nachgewiesene Turgordifferenz als Ursache oder gar als alleinige Ursache der heliotropischeu Nach-
wirkung anzusehen wäre, eine Frage, deren stricte Lösung, wie mir scheint, noch auf unübersteigliche
Hindernisse stossen würde.
Statt die erste der oben genannten Möglichkeiten noch weiter zu verfolgen, soll gleich geprüft werden, ob
wir es im Heliotropismus mit einer Inductionserscheinung im früher genannten Sinne zu thun haben. Stellt sich
dies heraus, so ist die erstgenannte Möglichkeit ohnehin ausgeschlossen.
Bekanntlich wurde von Bunseu und Roscoedie Entdeckung gemacht, dass die Verbindung von Chlor
und Wasserstoff durch das Licht nicht sofort mit der Einwirkung des Lichtes beginnt, sondern erst nach
einer bestimmten Zeit; hierauf steigert sich bei gleichbleibender Lichtstärke die Verbindungsfähigkeit dieser
beiden Elemente immer mehr und mehr; mit anderen Worten: die Menge der gebildeten Salzsäure steigert sich
bis zu einem Maximum und wenn das Licht plötzlich zu wirken aufhört, so hat damit die Neubildung von Salz-
säure noch nicht ihr Ende erreicht, sondern sinkt successive die Menge der weiter gebildeten Salzsäure auf
Null. Die genannten Forscher haben das Phänomen als photochemisehe Induction bezeichnet.
Ich habe in einer früheren Untersuchung' das Auftreten einer photochemischen Induction bei der Chloro-
phyllbildung nachgewiesen und darauf hingedeutet, dass wohl noch andere Arten photocheniischer Induction
bei den unter dem Einfluss des Lichtes in der Pflanze vorsichgehenden chemischen Processen stattfinden
dürften.
Es erscheint der Vergleich der genannten heliotropischen Vorgänge mit der photochemischen Entstehung
der Salzsäure aus Chlor und Wasserstoff vielleicht etwas weit hergeholt; allein ich habe für die Zusammen-
fassung der einschlägigen Erscheinungen im Bereiche der ganzen Physik doch kein besseres Schema gefunden.
Wie bei der photochemischen Induction die Moleküle von Chlor und Wasserstoff trotz der Einwirkung des
1 Die Entstehung des Chlorophylls in der Pflanze. Wien 1877, p. 82 ff.
Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. 207
Lichtes eine Zeit lang- passiv nebeneinander bleiben, als befänden sie sich im Finstern, so verhalten sich die
Molektile (oder Molekülgruppen) wachsender Zellwände bei Beginn der Lichtwirkung eine Zeit lang so wie im
Finstern, sie setzen ihre zum Flächenwachsthum führenden Lageveränderungen und die Aufnahme neuer Mole-
küle wie im Finstern fort und erst nach längerer Einwirkung der Beleuchtung werden neue Zustände in den
Molekülen oder im Molekülverbande geschaffen, welche eine einseitige Hemmung des Wachsthums iuduciren;
wie bei dem erstgenannten Processe die Verbiudungsfähigkeit der Elemente sich steigert bis zu einem Maxi-
mum, so geht die einseitige Hemmung des Wachsthums beim Heliotropismus auch stetig bis zu einem Maximum
fort; und endlich, wie bei der photochemischen Induction die Entstehung der neuen Producte (des Zerfalles
oder des Aufbaues) mit der Verdunklung nicht sofort aufhört, sondern noch fortdauert und erst nach und
nach erlischt, so hört beim Heliotropismus, wie von Herrn. Müller (Thurgau) jüngst gezeigt wurde, mit dem
Erlöschen des Lichtes die heliotropisclie Krümmung nicht sofort auf, sondern gibt sich noch als sogenannte
Nachwirkung zu erkennen.
Um nun zu zeigen, dass eine solche photomechanische Induction beim Heliotropismus wirksam
ist, muss zuerst nachgewiesen werden, dass der ganze beim Heliotropismus sich abspielende Process qualitativ
vom Anfang bis Ende derselbe bleibt. Es zeigt sich dies zunächst darin, dass die Bedingungen für den Helio-
tropismus während des ganzen Verlaufes der Erscheinung vollständig dieselben bleiben.
Es ist im vorigen Capitel gezeigt worden, dass zur Hervorbringung heliotropischer Krümmungen Sauerstoff
erforderlich ist. Man kann sich durch eine der dort mitgetheilten analogen Versuchsanstellungen leicht davon
überzeugen, dass ohne Sauerstoff Heliotropismus nicht inducirt werden kann. Führt man einen Keimling von
Phaseolus multiflorus in eine an der Rückwand geschwärzte Absorptionsröhre ein, stellt über Kalilauge auf,
sperrt mit Quecksilber ab, und überlässt man den vertical aufgestellten Keimling unter diesen Verhältnissen sich
selbst, bis aller Sauerstoff absorbirt ist und das Längenwachsthum aufgehört hat; beleuchtet man dann die
epicotyle Axe einseitig durch eine, zwei, ja drei Stunden, so krümmt sich derselbe nach Zuführung
von Sauerstoff im Finstern nicht, zum Beweise, dass trotz der Beleuchtung Heliotropismus nicht inducirt
wurde, und zwar aus Mangel an Sauerstoff. Umgekehrt tritt, wenn Heliotropismus inducirt wurde (ohne dass
sich jedoch eine Krümmung noch bemerklich macht) eine Ki'timmung nicht ein, wenn der Keimling {^Phaseolus
multiflorus) in eine Atmosphäre von Kohlensäure gebracht wurde. Folgender lehrreiche Versuch lässt sich
sehr leicht ausführen. Da inducirter Heliotropismus sich später in der entsprechenden Krümmung äussert,
selbst wenn der Keimling' unter Wasser gebracht wird, so muss dies nothwendigerweise unterbleiben, wenn
das Versuchsobject in ausgekochtes (also sauerstofffreigemachtes) Wasser oder in ein mit Kohlensäure
gesättigtes Wasser gebracht wird.
Heliotropismus kann nur inducirt werden in einem Lichte, welches seiner Brechbarkeit nach hiezu über-
haupt geeignet ist. Keimlinge von Wicken, hinter Lösungen von Kupferoxydammoniak, kommen rasch in den
Zustand, im Finstern oder im gelben Lichte positiv heliotropische Krümmungen im Sinne der ursprünglichen
Aufstellung anzunehmen; länger dauert es, wenn sie der Wirkung der dunklen Wärmestrahlen (hinter Jod-
Schwefelkohlenstoff) oder der Strahlen von A — B etc. ausgesetzt werden.
Heliotropische Induction findet nur in einem Lichte statt, welches seiner Stärke nach zum Heliotro-
pismus geeignet ist. Stellt man Schminkbohnenkeimlinge in einer Entfernung von der Normalflamme auf, be
welcher die Lichtstärke zu gross oder zu gering ist, um zum Heliotropismus zu führen, so kann das Licht
tagelang einwirken, ohne dass sich später bei Ausschluss des Lichtes, aber sonst günstigen Wachsthums-
bedingungen heliotropische Nachwirkung einstellen würde. Nur wenn die Keimlinge in einem Lichte auf-
gestellt werden, welches seiner Intensität nach zur Hervorbringung heliotropischer Krümmungen geeignet ist,
stellt sich ein Zustand in den Stengeln ein, welcher bei Ausschluss des Lichtes zur heliotropischen Nach-
wirkung führt.
Nicht minder lehrreich sind die Versuche über den Einfluss der Temperatur bei Einleitung des Helio-
tropismus und bei heliotropischer Nachwirkung. Schminkbohnenkeimlinge, bis zur beginnenden Krümmung
einseitiger Beleuchtung ausgesetzt, krümmen sich später nur bei Temperaturen, bei welchen Längenwachsthum
208 Julius Wiesner.
der Stengel stattfindet. Sachs' gibt als niedrigste Temperatur für die Entwicklung der Keimtheile von
Fhaseoliis multifiorua 9-5° C. an. Nach Versuchen mit den von mir verwendeten Samen liegt dieser Cardinai-
punkt tiefer (höchstwahrscheinlich bei 6-8°C.), gewiss aber nicht unter 5°C. In einem Räume, in welchem sich
die Temperatur constant zwischen 4 — 5°C. bewegte, krümmten sich die genannten Keimlinge im Lichte selbst
nach Stunden nicht. Hierauf in einen dunklen Raum gebracht, welcher eine Temperatur von 15 — 17°C. hatte,
trat keine Nachvyirkung auf. Keimlinge der Schminkbohne, welche durch 7 Stunden bei einer Temperatur von
4 — ö°C. einseitig beleuchtet wurden, krümmten sich hierauf im Finsteru bei 15 — 17°C. nicht, zum Beweise,
dass bei der niederen Temperatur keine heliotropische Induction stattgefunden hatte.
Die mitgetheilten Versuche lehren wohl zur Genüge, dass die Einleitung des Heliotropismus sich genau
unter denselben Bedingungen vollzieht, wie die sogenannte heliotropische Nachwirkung, diese aber auch
wieder ganz strenge unter den Bedingungen, imter welchen überhaupt Heliotropismus stattfindet. Nebenher
sei bemerkt, dass aber diese Bedingungen selbst wieder genau mit denen für das Längeuwachsthum überein-
stimmen , so zwar, dass wenigstens der positive Heliotropismus zweifellos als eine Erscheinung ungleichen
Längenwachsthums anzusehen ist.
Dass zur Einleitung des Heliotropismus eine bestimmte Zeitdauer erfonlerlich ist, ist nach allen mit-
getiieilten Versuchen eben so gewiss, wie dass nach erfolgter Einleitung, selbst bei Ausschluss des Lichtes, der
heliotropische Effect sich bis zu einer bestimmten Grenze fortsetzt. Nicht so leicht ist es aber, den Nachweis
zu liefern, dass bei constanter Lichtstärl^e und sonst constanten Bedingungen die beliotropischen Effecte sich
bis zu einem Maximum steigern und von hier wieder auf Null sinken; erstlieh wegen der Periodicität des
Längenwachsthums jedes Abschnittes eines heliotropisch krümmungsfähigen Organes, und zweitens, weil
selbst bei constanter Leuchtkraft der Lichtquelle und constanter Entfernung des Versuchsobjectes von der
Lichtquelle die Intensität des wirksamen Lichtes mit dem Fortschreiten des Heliotropismus abnimmt, da der
betreffende Pflanzentheil immer mehr der Richtung der einfallenden Lichtstrahlen sich nähert. Die erstgenannte
Fehlerquelle ist im Versuche nicht völlig auszuschliessen, wohl aber die daraus entspringenden Fehler zu ver-
kleinern, wenn stark heliotropische — aber nicht allzu stark wachsende Organe — unter den Bedingungen
massig raschen Wachsthüms zum Versuche gewählt werden. Die zweite Fehlerquelle ist leicht dadurch aus-
zuschliessen, dass man die zu prüfenden Organe stets so gegen die einfallenden Strahlen stellt, dass selbe auf
die concave Fläche stets möglichst senkrecht zu stehen kommen.
Macht man den Versuch in der angegebenen Weise und bestimmt man von Zeit zu Zeit die Krümmungs-
halbmesser der heliotropisch gekrümmten Stengel durch senkrechte Schatteuprojection, so erkennt man aus
der ersten Differenzreihe der Werthe für die Radien, dass in der That die Stärke der heliotropischen Krüm-
mung von 0 bis zu einem Maximum steigt und von hier wieder bis auf Null fällt.
Bei einem Versuche mit l'haseolus nmltiflorus, dessen epicotyles Stenipelglied einen Krümmungshalb-
messer von 14 Centimeter hatte, und das mit der concaven Hinterseite der Lichtquelle (Gasflamme) zugewen-
det wurde, ergaben sich nach Ablauf von je einer Viertelstunde folgende Werthe für die Krümmungs-
halbmesser :
14,
14,
14,
14,
13,
11,
7,
5-5,
5,
5 Cm.
Differenzreihe
0,
0,
0,
1,
2,
4,
1-5,
0-5,
0.
Gleichsinnige Resultate wurden auch bei Vicia Faba gefunden. Es geht mithin aus allen diesen Ver-
suchen hervor, dass die Erscheinung des Heliotropismus von Anfang bis Ende unter völlig gleichen Bedin-
gungen und mit qualitativ demselben Effecte sich vollzieht, und dass der Verlauf der heliotropischen Effecte
Besonderheiten darbietet, welche diesen Wachsthumsprocess als eine Inductionserscheinung charakterisiren,
für welche ich den, wie mir scheint, passenden Ausdruck „photomechanische Induction" vorschlage.
^ Lehrbuch 3. Aufl., p. 740.
Die heliotro'piscJien Erschemiingen im Vflanzenr eiche. 209
Auch beim Geotropismus gibt sich eiue ähnliche luduction zu erkeunen, wie die Versuche lehrten, welche
ich mit negativ geotropischeu Organen (epicotyle, beziehungsweise hypocotyle Stengelglieder von Helianthns
annuvs. Vhaseoluis miiltißorus, Vicia Faba. Ft'sitm sativian, Lepidhim sativum etc.") anstellte. Doch würde es zu
weit führen, hier genauer auseinanderzusetzen, dass der (negative und wahrscheinlich auch der positive) Geo-
tropismus nur unter den Waclisthumsbediugungeu der betreifenden Orgaue inducirt wird, und bei eingeleiteter
Induction sich später in den entsprechenden Krümmungen bei Ausschluss der einseitig wirkenden Schwer-
kraft (nämlich beim Eotiren um eine horizontale Axe) äussert.
Dass beim Heliotropismus und Geotropismus Inductionen statttinden, die, obwohl äusserlich nicht ange-
deutet, doch zu starken Krümmungen führen, ohne dass die das einseitig verzögerte, beziehungsweise ver-
stärkte Waehsthum bedingende Ursache dabei direct betheiligt ist, lässt vermuthen, dass unter den so-
genannten spontanen Nutationserscheinungen manche vorlcommeu, welche auf äussere Kräfte zurückzuführen
sein dürften.
Denkschriften der inlthem. -natura. Gl. XXXIX. Bd. 27
Zweite Abtheilung.
Abhandlungen von Nicht -Mitgliedern der Akademie.
Mit 19 Tatein, I Karte, 2 Plänen und 2 Holzschnitten.
ii'Jiitiii I-
? bnn a-»u:
ÜBER
iiiE mmmii \iiTiiEiLysu oek eüssilex mmim \i iiiii.
VON
D« W. AVAAGEN.
(Ollit ei.l« 9Calte.')
(VOKGEI.F.rn' IN DKU SITZUNG DHU JIATIlEMATISC'H-NATUR'WlSSENSCIlAFi'MCHEN CLASSE AM 1. DEC'EMBEU IST
Ubgleicli viele Tliatsaelien der Geologie von Indien durch die Untersncluingen und Aufnahmen des Geological
Survey of ludia sowohl als auch durch die Thätigkeit mancher Privall'oi-scher bekannt geworden sind, so hat
es, um zu einer Übersicht des bis jetzt Bekanntgewordenen zu gelangen, doch durchaus an einer Zusammen-
stellung gefehlt, und namentlich war es eine sehr fühlbare Lücke in der Literatur, dass eine wenn auch nur
annähernd richtige Übersichtskarte durchaus gemangelt hat. Die Karte von Greenough war absolut
unbrauchbar wegen ihrer gänzlichen Unznverlässigkeit, die in die Weitkarte von Mareen eingefügte Karte
von Indien aber hat einen bei weitem zu kleineu Massstab, um bei etwas eingehenderen Erörterungen benützt
werden zu können. Es kann nicht meine Absicht sein, diesem Übelstande gründlieh abhelfen zu wollen, denn
dieses steht nur in der Jlacht des Directors des Geological Surve}' oflndia, da ihm allein die nöthigen Mate-
rialien zur Herstellung einer detaillirten Karte in grösserem Massstabe zu Gebote stehen. Die Geologie von
Indien weist indess so viele der interessantesten Thatsachen auf, die sich nur auf kartographischer Grundlage
erörtern lassen, dass ici: keinen Anstand nehme, selbst auf die Gefahr hin, im Detail manche Unrichtigkeiten
zu bringen, das bis jetzt annähernd Festgestellte in einer kleinen Kartenskizze niederzulegen. Worauf es mir
hier ankommt, ist lediglich in grossen Zügen die geographische Vertheilung der Formationen in Indien dar-
zustellen, und diesem Zwecke genügt das gegebene Kärtchen vollkommen. Wie schon der Titel des vorliegen-
den Aufsatzes besagt, ist nicht die geologische Karte der Zweck, sondern dieselbe soll nur als Grundlage der
Erörterungen dienen, welche die geographische Vertheilung der fossilen Organismen zum Gegenstande haben.
Nur durch den vollständigen Mangel jeder geologischen Übersichtskarte von Indien sehe ich mich gezwungen,
eine solche selbst nach den vorhandenen Quellen und meinen eigenen Erfahrungen zusammenzustellen, ausser-
dem hätte ich es sicher vorgezogen, mich an schon Vorhandenes zu halten. ^
1 Ich stütze mich für das Kärtchen hauptsächlich auf die Aufnahmen und Berichte meiner früheren Herren CoUegen
der Mitglieder des Geological Survey of India, doch konnte ich in mehreren Fällen, da